I Shall Rise von robin-chan ================================================================================ [Au] - I did nothing wrong -------------------------- V Autumn »Es tut mir leid, Kaz!«, entschuldigte sich die junge Archäologin. Ein weiteres Mal hatte sie nicht nachgedacht sondern unverblümt drauf los gesprochen. Natürlich waren die Worte verletzend. Hinter ihrer Entscheidung lagen eben triftige Gründe, die Kaz regelrecht dazu zwangen sich von ihrer Familie fernzuhalten. Beschäftigt mit dem eigenen Schmerz, da vergaß Lara Croft gerne auf die Päckchen, die auch ihre Freunde umher schleppte. »Passt schon«, brummte die Blondine räumte den Geschirrspüler ein. Was hatte sie sich auch erwartet? Ein normales, besinnendes Gespräch? Sie hatte gewusst, dass das keine leichte Thematik war, über die sie reden konnte, ohne dass sich der Croft-Sprössling sogleich verteidigte. Entweder zog sie sich automatisch in ihr Schneckenhaus zurück oder sie schlug panisch um sich. Dennoch hieß es nicht, sie musste diese Angewohnheit auch akzeptieren. »Im Sommer … ich wollte mein Erbe antreten, aber bis heute verwehrt es mir mein Onkel. Er denkt ich sei weiterhin instabil und nicht in der Lage diese Verantwortung zu tragen«, gestand Lara, darauf hoffend ihre Freundin würde ihre defensive – wenn auch verletzende – Art besser verstehen. »Unrecht hat er nicht«, provozierte Kaz gekonnt und griente. »Denn hättest du es wirklich gewollt, säßest du längst in deinem kleinen Schloss.« »Ich habe es versucht!« »Gratuliere, Lara. Ein einmaliges Unterfangen und schon belässt du es dabei.« Kaz schnaufte; fahrig fuhr sie sich durchs Haar. Worauf sollte diese Diskussion hinaus laufen? Vermutlich nicht auf ein Zugeständnis. »Ich mache mir Sorgen, wir machen uns Sorgen. Bei unserem Kennenlernen hattest du bereits gewissen Macken ausgeprägt. Dein Problem mit stillen Orten, die Einbildung von Feinden, aber dann kam die Sache mit Sam…« Kaz richtete sich auf. »Lass Sam aus dem Spiel!«, räumte Lara sofort ein. Ob Jonah, Reyes, Ana oder Kaz, sie alle kamen ab einem Punkt stets auf Samantha Nishimura und sie hasste das, denn jedes Mal holten sie unliebsame Erinnerungen ein. Kopfschüttelnd lehnte Kaz gegen die Anrichte. Mit diesem Einwand kam Lara nicht sehr weit, nicht bei ihr. »Die Tatsache, dass Sam sich von dir abgewandt hat, hat dir den Rest gegeben. Die erste Zeit über verstand ich dein Handeln, glaube mir, aber mittlerweile musst du selbst begreifen, dass das nicht der richtige Weg ist, Lara! Du verbarrikadierst dich, vergisst auf die Menschen, die du noch hast. Statt etwas zu unternehmen, verkriechst du dich! Manchmal habe ich das Gefühl du möchtest keine Besserung!« »Ich verkrieche mich nicht, ich arbeite! Das tat ich bereits bevor Sam irre geworden ist!« »Artefakte ausfindig zu machen ist eine Sache, aber Trinity hinterher jagen? Dein Leben weg werfen? An deinem Ruf arbeitest du ja bereits recht energisch. Anscheinend willst du in deines Vaters Fußstapfen treten, denn in den Medien hast du bereits seinen Status eingenommen.« Ja, Lara Croft hatte die Arbeit des Lords aufgenommen. Wie vernarrt vergrub sie sich in seinen Aufzeichnungen und setzte seine Forschung fort. Irgendetwas trieb sie an. Welch eine merkwürdige Fügung. Ausgerechnet sie setzte jene Arbeit fort, die ihr den Vater nahm und das regelrecht besessen. Schon auf der Rückreise von Yamatai hatte Lara gespürt, dass das erst der Anfang war. So viel, das ihr Vater nie beenden konnte, aber sie erhielt die Chance und sie, Lara Croft, würde nicht scheitern, denn nun verstand sie ihn mehr denn je. Ihr Vater hatte keine Hirngespinste verfolgt, er hatte gewusst, welche Dinge sich auf dieser Welt abspielten. »Hast du je daran gedacht ein weiteres Mal den Kontakt zu suchen?« »Ich reise in zwei Tagen ab«, warf Lara ein. Sam stand neuerlich nicht zur Diskussion. Kaz hob eine Augenbraue, musterte die andere eingehend. »Erneut? Was bezweckst du zu finden?« Und wieder schloss sich der Kreis. »Ach, vergiss es!«, knurrte Kaz und machte kehrt. Reden brachte keine Besserung. Dem Croft-Sprössling konnte sie nicht helfen und allmählich fragte sie sich, warum sie überhaupt noch ihre Zeit verschwendete. »Mich!«, antwortete Lara schlussendlich während sich Kaz bereits ihre Jacke überstreifte. Der Abend war definitiv gelaufen und Lara würde Jonah vermutlich schreiben. Er brauchte nicht mehr vorbei kommen, denn er würde sofort erkennen, dass zwischen den beiden etwas vorgefallen war und auf ein weiteres Gespräch dieser Art war sie nicht aus. »Kaz, ich versuche mich zu finden und nur so schaff ich das!« »Indem du ein Adrenalin-Junkie geworden bist? Tut mir leid, aber das kann ich nicht nachvollziehen, Lara. Glaube mir, irgendwann wirst du feststellen, dass das alleine nicht ausreicht. Dich selbst findest du auch auf andere Weise.« Tief durchatmend sah Kaz zu Boden. »Möchtest du irgendwann alleine da stehen?« »Ich war in meinem Leben schon sehr oft alleine«, kommentierte Lara nüchtern. Sie war eine Einzelgängerin und das Erlebnis auf Yamatai hatte ihr erneut vor Augen geführt, um wie viel leichter das Leben doch war, wenn es niemanden zu beschützen galt. Was nicht hieß, das sie ihre Freunde als Belastung ansah, nicht im eigentlichen Sinn. »Hast du Sam deshalb im Stich gelassen? Um in ein altes Muster zurückzufallen?« Dieses Mal lag es an Kaz der anderen einen Stich zu versetzen. Ihre Ohren schnappten einen tiefen, schweren Atemzug auf. »Hör auf! Du hast doch keine Ahnung! Ich habe nichts Falsches getan!« »Wenn du das sagst«, entgegnete die Blonde entnervt und trat ohne abzuwarten aus der Wohnung. ●๑۩۩๑● »Sie hört auf niemanden. Blockiert sie bei mir, okay, kann ich verstehen, aber selbst dich stößt sie vor eine verschlossene Tür«, seufzte Kaz und zündete sich eine Zigarette an. Jonah war auf einen Sprung vorbei gekommen und saß nun auf ihrem Sofa, nuckelte brummend an einer Flasche Bier. »Wäre sie mir nicht ans Herz gewachsen, ich hätte längst aufgehört«, murmelte sie nach einem längeren Zug. »Ist halt ein schwieriges Jahr für sie«, entgegnete Jonah ernüchternd, aber mittlerweile fand selbst er keine überzeugenden Worte mehr, die Lara Crofts Verfassung rechtfertigten. Auch er hatte lange genug alles Mögliche unternommen, um ihr zu helfen und momentan befand selbst er sich an einem Punkt, an dem er kaum noch weiter wusste. »Hast du heraus gefunden, wo sich Sam aufhält?«, fragte er mit einem neugierigen Funkeln in den Augen. Der Aufenthalt im Gefängnis hatte nicht lange gedauert, dann zwischendurch in psychiatrischer Behandlung, wo sie von sich aus Lara verbot Kontakt aufzunehmen. Jonah selbst hatte Sam danach ein, zwei Mal gesehen – natürlich ohne seine Freundin davon zu erzählen. Beim ersten Besuch hatte Sam normal mit ihm gesprochen; der negative Umschwung kam erst, als er Lara erwähnte. Die Frau die danach vor ihm saß, die kannte er nicht, denn so hatte Samantha Nishimura noch nie über ihre beste Freundin gesprochen. Dann kam der zweite Besuch und dieser dauerte nicht sehr lange. Bei diesem hatte er von Anfang an eine Fremde vor sich. Eine, die plötzlich erpicht darauf war, alles über Lara zu erfahren. Sie lechzte förmlich nach Informationen, die er keineswegs einzuordnen wusste und die er ihr anschließend auch verwehrte. Drei Wochen war es nun her und er hatte mitbekommen, das Sam die Klinik verlassen hatte. »Sie hält sich in den Staaten auf.« »Ich habe ein ungutes Gefühl«, gestand Jonah und stellte die Flasche auf den Tisch während er sich erhob und seufzend ans Fenster trat. »Wegen Himiko?« »Ja. Seither frage ich mich, warum sie all die Fragerei … das passt nicht zusammen. Okay, Himiko hat gewonnen und Sam verbannt, aber warum glaube ich daran, dass das ein Nachspiel haben wird? Einen Monat überlege ich, ob ich Lara davon erzählen soll.« »Was dann, Jonah? Wir wissen beide nicht, was es damit auf sich hat. Vielleicht machen wir uns darüber auch zu viele Gedanken. Hilfreich ist es bestimmt nicht.« »Weißt du, geht es um Sam, so kann ich Lara verstehen. Sie hat wirklich alles getan um Sam zu retten. Ich komme selbst kaum klar damit und beide standen sich um vieles näher. Dennoch … Lara muss sich allmählich aufrappeln. Um ihretwillen.« »In zwei Tagen fliegt sie wieder in der Weltgeschichte umher. Hat sie dir davon erzählt?« Kaz lehnte sich zurück, warf den Kopf zur Seite und betrachtete Jonah, der weiterhin mit dem Rücken zu ihr stand. »Mehr oder weniger. Sie ist ständig auf Trapp und vertieft in die Arbeit ihres Vaters. Da ist eine weitere Reise alles nur eine Frage der Zeit gewesen. Vielleicht … hilft ihr ein Trip, wohin auch immer.« »Hast du vor dem letzten Mal auch gesagt.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)