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There must be more ...

... than black or white
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen. In einem Anflug kreativem Leichtsinn, habe ich es schon wieder getan, aber für den Moment geht mir die Story hier leichter von der Hand, als alles andere. Es ist übrigens eine Premiere, da ich normalerweise nicht der größte Fan von Hayley bin. Aber ich finde sie und Caroline hatten nie die Chance Freunde zu werden, also sollte man das ändern.

Ja, also die Charaktere gehören nicht mir, die Bilder sind aus dem Internet (einige wurden ein wenig zurecht geschnitten) und ich habe meine erfundenen Charaktere bewusst mit Schauspielern besetzt. (George Clooney macht sich als Bösewicht echt gut!) Dann sollte jetzt alles gesagt sein und viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tja, Kapitel eins. Wir sind noch immer in der Vergangenheit, aber es gibt Dinge, die ich nicht überspringen wollte. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, es geht weiter... und damit lernt ihr Carolines unverwechselbaren Fahrstiel kennen. Und zwei Naturgewalten treffen aufeinander, ob das wohl gut gehen kann.

Viel Spaß beim Lesen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hatte ich schon erwähnt, dass Caroline einen kleinen Ausflug mit Klaus machen darf? Nicht, auch nicht schlimm, so lange dauert es nicht, Caroline fährt... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Für alle die Rebecca vermisst haben, hier ist sie und sie freut sich nicht ganz so auf ihren Bruder, wie gewünscht. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Da es noch nicht genug Probleme sind, schieben wir noch kurz eines ein. Komplett anzeigen

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Vampire

Prolog: Vampire
 

2003, Ende September, 19:30 Uhr
 

Wütend knallte ich die Tür hinter mir zu. Ich hörte meine Mutter noch etwas durch die geschlossene Tür rufen, aber es interessierte mich nicht. Sie konnte mich nicht wie ein kleines Kind behandeln und vor allem konnte sie mich nicht zwingen weiter zum Ballettunterricht zu gehen. Aufgebracht eilte ich die Straße entlang. Es war Ende September und ich hatte meine Jacke vergessen. Auch wenn die Tage noch warm waren, wurden die Nächte kühler. Doch zurückgehen wollte ich nicht und da ich sowieso vorhatte mich bei meiner besten Freundin Elena zu beschweren. Elena wohnte vielleicht 10 Minuten von uns entfernt. Wenn ich rannte, schaffte ich es auch in 7 Minuten und ich wenn ich von Elena nach Hause lief kam ich sogar auf 20 Minuten. Obwohl es dunkel bereits war, hatte ich keine Angst. Wir wohnten in einer Kleinstadt und eines war sicher: Hier passierte nie etwas. Das Highlight meiner Woche war bisher Tyler Lookwood‘s Unfall mit der Wasserflasche gewesen. Er war so abgelenkt gewesen, dass er das Wasser nicht in seine Tasse sondern daneben gegossen hatte. Danach sah er aus, als wenn er sich in die Hosen gemacht hatte. Die gesamte Junior High hatte gelacht. Das war am Montag gewesen und wir hatten jetzt Freitag. Also wie gesagt, in dieser Stadt passierte so gut wie nichts. Deshalb dachte ich mir auch nichts dabei, als ein schwarzer Geländewagen an der Straßenecke vor mir hielt oder als plötzlich ein Mann Mitte 30 auf mich zukam und mich ansprach.

„Entschuldigung Kleine, aber vielleicht kannst du mir helfen. Ich suche meine Tochter. Ihr Name ist Isabelle.“ Auf mich machte er einen unschuldigen Eindruck und auch wenn meine Mutter mich gewarnt hatte nicht mit fremden zu reden, wollte ich dem Mann helfen.

„Tut mir leid, hier in dieser Gegend wohnt keine Isabelle. Haben Sie es schon im Büro des Scheriffs versucht?“ Ich war höflich, ganz so wie es mir immer beigebracht wurde.

„Noch nicht, aber wäre ein versuch wert. Kannst du mir vielleicht sagen, wie ich zum Büro des Scheriffs komme? Ich bin nämlich nicht von hier.“ Ich nickte und überlegte kurz wie ich ihm den Weg am besten Beschreiben konnte. Ohne es zu merken standen wir an der Straße, beinahe direkt vor dem parkenden Auto. Ich drehte dem Mann den Rücken zu, um besser in die Richtung zu deuten. Doch bevor ich einen Ton sagen konnte, drückte man mir ein Tuch auf mein Gesicht. Ich roch etwas komisches, bevor eine Sicht verschwamm und ich den Halt verlor.
 

Als ich wieder zu mir kam, war ich verwirrt. Verwundert sah ich mich in dem Zimmer um und stelle fest, das es nicht meines war. Es war hübsch. Ich mochte den leichten Rosé-Ton der Wände und die hellen verzierten Möbel. Irgendwie wirkte dieses Zimmer fast so, als würde es einer Märchenprinzessin gehören. Trotzdem wusste ich nicht wo ich war. Mir fiel wieder ein, dass ich mich mit meiner Mutter gestritten hatte. Dann war da dieser Mann gewesen und jemand hatte mir etwas auf mein Gesicht gedrückt. Sofort stieß ich einen spitzen Schrei aus. Ich hatte so etwas schon oft in Filmen gesehen. Man hatte mich entführt, bestimmt um meine Mutter als Scheriff zu erpressen. Zumindest passierte das immer in den Filmen, die ich eigentlich noch gar nicht hätte sehen dürfen.
 

Als die Tür geöffnet wurde drehte ich mich automatisch in die Richtig. Der Mann, der mich auf der Straße angesprochen hatte, betrat zusammen mit einem älteren Mann das Zimmer.

„Das ist das Mädchen und wie es schein, ist sie wach“, sprach der Mann, der wahrscheinlich nie eine Tochter hatte. Allerdings klang seine Stimme nicht mehr Freundlich sondern kalt und hart. Ich wich in eine Ecke des Zimmers zurück. Ich wollte mir nicht vorstellen, was diese Männer mir antun wollten. Auch dass hatte ich schon in Filmen gesehen oder in den Nachrichten.

„Sehr Gut, Olek. Du kannst mich dann mit der jungen Dame allein lassen.“ Die Stimme des anderen war freundlicher und angenehm ruhig. Trotzdem machte er mir Angst.

„Sicher ,dass ich nicht bleiben soll?“

„Ich bin sicher.“ Wiederstrebend verließ Olek den Raum und ließ mich mit dem fremden Mann allein. Dieser hob beide Hände, als ob er sich ergeben würde und lächelte mich an. „Ich nehme an, das ist alles sehr verwirrend. Wenn es etwas gibt, das ich für dich tun kann, dann sag es ruhig.“

„Ich will nach Hause.“ Meine Stimme klang weinerlich und langsam begannen mir Tränen die Wangen herunter zu laufen. Ich wollte wirklich nach Hause. In diesem Moment wollte ich nur, dass meine Mutter mich in den Arm nahm und mir sagte, dass alles in Ordnung sei.

„Das ist die einzige Sache, die ich nicht kann.“ Seine Stimme klang traurig, fast als würde er es wirklich bedauern. „Nun, vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Anthony, du darfst gerne Tony zu mir sagen.“ Ich weigerte mich überhaupt etwas zu sagen und weinte einfach weiter. Er schwieg eine Weile bevor er ging. Aber er versicherte mir, dass er wiederkommen würde und meinte, ich sollte mich ausruhen.
 

Eine ganze weile saß ich weinend in der Ecke. Irgendwann war ich dort eingeschlafen, denn als ich wieder aufwachte, lag ich auf dem Boden. Zuerst dachte ich, dass alles nur ein Traum war, aber ich befand mich immer noch in dem Fensterlosen Zimmer. Jetzt wirkte es wie ein hübsch eingerichtetes Gefängnis. Noch immer wusste ich nicht wie spät es war, denn es gab weder einen Kalender noch eine Uhr in diesem Zimmer. Mühsam rappelte ich mich auf und näherte mich langsam der Tür, durch die dieser Olek und Tony gegangen waren. Sie war verschlossen. Als ich mich abermals umsah, bemerkte ich eine weitere Tür. Da sie dieselbe Farbe wie die Wand hatte, war sie mir gestern nicht aufgefallen. Dahinter befand sich ein geräumiges Badezimmer mit einer riesigen Badewanne und allem was ein Mädchen sich nur wünschen konnte. Dort standen teure Parfümflakons, ein Ständer mit Ketten, Armbändern, Ohrringen und Ringen, sowie jede Menge Make-up und Badezusätze. Obwohl ich neugierig war, traute ich mich nicht auch nur etwas davon zu berühren. Ich traute mich auch nicht zu duschen, obwohl ich das liebend gern getan hätte. Aber Tony hatte gesagt er würde wiederkommen und das letzte was ich wollte war, dass dieser Mann mich unter der Dusche überraschte. Neugierig durchkämmte ich das Zimmer nach etwas, das ich als Waffe benutzen konnte. Dabei bemerkte ich die wunderschönen teuren Kleider im Kleiderschrank oder die unzähligen Schuhe in verschiedenen Größen. Ich wollte gerade den Schreibtisch untersuchen, als ich hörte, wie sich die Tür öffnete. Ich hielt inne und wich automatisch wieder zurück, als Tony mit einem Tablet das Zimmer betrat.

„Guten Morgen, ich hoffe du konntest ein wenig schlafen“, begrüßte mich Tony und stellte das Tablett auf den Schreibtisch. Danach wich er zurück zur Tür. Ich antwortete nicht, sondern starrte auf das Tablett. Es war mit Waffeln, Obst, Sirup, einer Kanne Orangensaft und einem Glas beladen. „Ich hoffe du magst Waffeln.“ Seine Stimme war leise und ich nickte stumm. Ich wollte immer noch nach Hause, aber jetzt hatte ich weniger Angst.

„Wie spät ist es?“ Meine Stimme war leise und brüchig.

„Es ist jetzt neun Uhr Morgens und wir haben Samstag.“ Damit hatte er auch meine zweite Frage beantwortet, aber ich hatte noch ein paar Fragen, die ich stellen musste.

„Werden sie mich gehen lassen, irgendwann?“

„Nein.“ Ich nickte, auch wenn diese einfache Antwort all meine Hoffnungen zerstörte. Aber so war es auch in Filmen, wenn man das Opfer wieder frei lassen wollte, zeigte man ihnen nicht das eigene Gesicht.

„Werden Sie mich töten?“ Die Antwort glaubte ich bereits zu kennen, doch ich wollte eine Bestätigung hören.

„Das kommt auf dich an.“ Das überraschte mich und ich sah vom Boden zu Tony.

„Wie meinen Sie das?“

„Nun, wenn du tust, was ich sage, werde ich dich am Leben lassen.“ Das hatte ich auch schon in Filmen gesehen und auch in den Nachrichten hatten sie von solchen Menschen berichtet. Das würde mir unter keinen Umständen passieren.

„Ich werde bestimmt nicht für Sie als Nutte arbeiten, dann bringen Sie mich besser gleich um“, erwiderte ich trotzig. Ich hatte Angst und hoffte, dass er es nicht merken würde. Ich wollte nicht sterben.

„Um Gottes Willen, du bist doch noch ein Kind.“ Er klang ernsthaft empört und seine Antwort kam so schnell, das ich ihm glaubte.

„Ich bin kein Kind mehr, immerhin werde ich nächsten Monat 13“, murrte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Es ist trotzdem illegal. Ich würde nie zulassen, das jemand… egal. Du sollst für mich gewisse … sagen wir mal Leute umbringen.“ Ich öffnete den Mund, m etwas zu sagen, aber ich bekam keinen ton heraus. Mit Kindern zu schlafen war also illegal, aber Mord war in Ordnung? Der Kerl hatte sie doch nicht mehr alle. Es dauerte ein paar Minuten bis ich dem irren antworten konnte. Eigentlich wollte ich ihm entgegen schreien, dass er sie nicht mehr alle hatte.

„Ich habe keine Ahnung, wie man Leute umbringt. Ich gehe noch zur Schule.“ Das war alles was ich rausbrachte und in meinen Ohren klang das verdächtig nach einer Zusage, dabei würde ich einen Teufel tun.

„Das würden wir dir beibringen“, versicherte Tony mir.

„Na dann ist ja gut. Hat Ihnen eigentlich schon einmal jemand gesagt, dass das töten von Menschen illegal ist?“ Jetzt wurde ich sarkastisch und das konnte auf die Dauer nicht gut enden. Einem verrückten zu anzublaffen sollte ich besser sein lassen.

„Du sollst keine Menschen töten, sondern Vampire.“ Der Mann wurde ja immer verrückter. Jemand sollte ihn einweisen.

„Vampire gibt es nur in Büchern und Filmen. Jedes Kind weiß, dass die nicht echt sind.“

„Nun ich kann dir einen Vampir zeigen. Alles was du tun must, ist mir folgen.“ Anfangs zögerte ich, beschloss dann aber doch Tony zu folgen. Vielleicht konnte weglaufen, wenn ich nur dieses Zimmer hinter mir ließ.
 

Tony führte mich einen nahezu endlosen Gang entlang, bis wir eine Treppe hinunterstiegen und einen weitern endlosen Gang folgten. Nach ein paar Abzweigungen, die ich mir nicht merkten konnte tauchte eine riesige Glaswand auf der Linken Seite auf. Dahinter befand sich ein Raum in dem ein Mann angekettet an einer Wand saß. Bei dem Anblick des Mannes schrei ich kurz auf. Seine Kleidung war zerrissenen und völlig verdreckt. Seine Haare waren verfilzt und er wirkte erschreckend dünn.

„Das ist Spiegelglas. Er kann uns nicht sehen.“ Rechts öffnete sich eine Tür und ein junges Mädchen, vielleicht zwei oder drei Jahre älter als ich, stolperte in den Raum. Sie weinte und hämmerte vergebens auf die bereits wieder geschlossene Tür. Wer dieses Mädchen wohl sein mochte, schoss es mir durch den Kopf, doch als ich nach ihr fragen wollte, sah ich die Fernbedienung in seiner Hand. Er drückte auf den einzigen Knopf und ich hörte ein Klicken. Ich wand meinen Blick wieder dem Fenster zu. Auch das Mädchen hatte sich umgedreht und starrte panisch auf die Kreatur an der Wand. Was ich dann sah, bescherte mir nicht nur Wochenlang Alpträume, sondern veränderte mein Leben.

Hayley

Kapitel 1: Hayley
 

2009, Mitte Juni
 

Aufmerksam beobachtete ich meine Zielperson durch ein Fernglas und hoffte, dass der Wind nicht drehte. Wenn er es doch tat, hatte ich ein Problem. Langsam und darauf bedacht keine Geräusche zu machen packte ich das Gewehr aus. Mittlerweile konnte ich es im Schlaf zusammenbauen. Anschließend lud ich es mit einem Holzpflock. Andere Leute würden ein Scharschützengewehr mit Bleikugeln laden, aber die brachten mir erstaunlich wenig. Genau deshalb hatte ich auch kein Standard Gewehr, sondern eine speziell modifizierte Version des russischen Wintores-Scharfschützengewehres. Ich zielte direkt auf das Herz meiner Zielperson und drückte ab. Ich blieb in meiner Position, bis ich sicher war, dass ich mein Ziel getroffen hatte, erst dann baute ich das Gewehr wieder auseinander und machte mich auf den Weg zum Wagen. Wie so oft wartete Olek auf mich. Auch nach 6 Jahren konnte ich ihn noch nicht leiden und dies beruhte auf Gegenseitigkeit. Als er mich sah, stieg er wortlos in den Wagen und wieder einmal war klar, dass ich nicht fahren durfte. Es war ungerecht. Jeder andere ließ mich Fahren nur mein ganz persönlicher Ukrainischer Freund nicht. Es war so ungerecht.

„Ist es erledigt?“, bellte Olek sobald ich im Wagen saß. Ich hatte die Wagentür noch nicht ganz geschlossen, da gab er auch schon Gas.

„Für wie inkompetent hältst du mich?“ Ich blaffte im gleichen Tonfall zurück, denn auch wenn ich ihn nicht mochte, machte er mir schon lange keine Angst mehr.

„Man weiß ja nie.“ Er unterstellte mir tatsächlich Inkompetenz, aber ich beschloss nicht darauf einzugehen. Das war besser für seine Gesundheit.
 

Wir brauchten eine Stunde zurück nach Hause. Wobei es irgendwie traurig war, dass ich den ausgebauten Luftschutzbunker mitten in der Sierra Nevada mittlerweile als zu Hause betrachte. Als ich vor 6 Jahren herkam, wollte ich nur hach Haus. Mittlerweile hätte ich wahrscheinlich abhauen können, aber ich blieb. Ich hatte das Gefühl, dass ich nach allem, was ich getan hatte, meiner Mutter nicht mehr in die Augen sehen konnte. Sobald Olek den Wagen angehalten hatte, stieg ich aus. Dankbar eine Menge Platz zwischen ihn und mir bringen zu können. Ich kam bis zur ersten Verbindungstür, denn dort warte bereits Tony auf mich. Sobald er mich sah, zeichnete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ab. Er vergötterte mich geradezu und genau deshalb hasste mich Olek. Bis ich kam, wer er der Tonys Liebling gewesen. Mir war es egal.

„Da ist ja mein Engel. Wie war dein Auftrag?“

„Nicht der Rede wert“, brummte ich im vorbeigehen. Auf eine Unterhaltung mit Tony konnte ich verzichten, denn mit der Zeit hatte ich gelernt Anthony Simon Burke zu hassen.

„Warum die Schlechte Laune? War Olek gemein zu dir?“

„Nein“, zischte ich und drehte mich zu ihm um. „Ich will jetzt nur nicht reden.“ Damit war die Unterhaltung für mich erledigt und ich ließ Tony stehen. Bis zum Abendessen blieb ich in meinem Zimmer, das sich n den letzten Jahren kaum verändert hatte. Mittlerweile hasste ich auch die rosafarbene Wand, die verspielt wirkenden Möbel und das rosane Himmelbett. In einem hatte Ton rechtbehalten, ich bekam vom ihm tatsächlich fast alles, was ich wollte. Nur eine vernünftige Zimmereinrichtung verweigerte er mir. Laut ihm war ich seine Prinzessin, deshalb sollte mein Zimmer auch danach aussehen. Dummerweise war ich aus dem Alter raus, in dem mein Berufswunsch Prinzessin war. Fakt war, dass ich mir nie einen richtigen Beruf suchen würde.
 

Beim Abendessen schwieg ich Tony und Olek, der uns heute Gesellschaft leistete, eisern an. ZU meinem Glück unterhielt Olek Tony bestens und keiner von beiden schien sich daran zu stören, dass mich ihre Unterhaltung nicht interessierte. Erst als ich nach dem Essen aufstehen wollte, schenkte mir Tony seine Aufmerksamkeit.

„Warte noch kurz mein Engel. Ich möchte mit dir über deinen nächsten Auftrag reden.“ Missmutig ließ ich mich wieder auf den Stuhl fallen und stütze meinen Arm auf den Tisch.

„Also“, warf ich in den Raum, als Tony keine Anstalten machte weiter zu reden.

„Wir haben Vincent Gray gefunden“, verkündete Tony so stolz, als hätte er ein weiteres Weltwunder entdeckt.

„Wirklich wo?“ Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Vincent Gray war Mitglied des größten Wolfsrudels in Vegas und Umgebung gewesen. Vor etwa Zwei Jahren hatte ich das Rudel ausschalten sollen und Vincent war der einzige Werwolf, der mir entkommen war. Es hatte mich nicht wirklich gestört, aber ich hatte ihn zur Sicherheit im Auge behalten. Nicht das ich jemandem davon erzählt hatte, aber ich wusste also ganz genau, wo Vincent in den letzten zwei Jahren war,

„Er ist in Phoenix und will ein neues Wolfrudel aufbauen.“

„Dann fliege ich also nach Phoenix. Von mir aus, aber nur wenn ich dieses Mal allein gehen darf. Ich brauche keinen Babysitter.“

„Darauf darfst du nicht eingehen. Sie wird abhauen.“

„Das könnte ich auch, wenn mich jemand begleitet“, warf ich dazwischen. Wenn ich gewusst hätte, wo ich hinsollte, wäre ich auch schon längst abgehauen.

„Warum möchtest du allein gehen?“, fragte Tony höflich. Ich wusste, das mit den anderen nicht so redete.

„Allein bin ich viel effizienter. Außerdem wäre es ein Zeichen, dass du mir vertraust. Oder traust du mir nicht zu einen einzelnen Werwolf zu töten?“ Ich bemühte mich ernsthaft unschuldig zu klingen, obwohl meine Wortwahl beabsichtigt war. Allein hatte ich einfach mehr Freiraum.

„Aber falls doch etwas sein sollte?“

„Gib mir doch einen dieser Ohrstecker mit. Dann kann ich bescheid sagen, falls etwas Unerwartetes passiert.“ Einen Ohrstecker trug ich eigentlich nur, wenn ich mich mit anderen koordinieren musste, aber wenn es bedeutete, dass ich Olek loswerden konnte, würde ich auch das ertragen.

„Du hast Recht mein Engel und wenn ich ehrlich bin, dann habe ich eine andere Aufgabe für Olek. Dein Flieger geht morgen um Neun.“ Ich nickte als Bestätigung und verschwand in mein Zimmer.
 

Meine Tasche packte ich erst am nächsten Morgen. Es war nicht viel, nur ein paar Waffen. Da ich hin der Regel um 6:00 Uhr morgens aufstand hatte ich alle Zeit der Welt, zumal der Hubschrauber von hier aus starten würde. Kurz nach sieben lief ich durch den Bunker zu den Arrestzellen. Wir hatten nicht viele dieser Zellen und Tony nannte sie gerne Gästezimmer, aber es war ein kleiner Raum, mit einer harten Liege, einen wackeligem Stuhl, einem marodem Tisch, einer flackernden Lampe und einem winzigem Bad. Mit viel Glück hatten Tonys Gäste eine Truhe in der sie ein paar Kleidungsstücke aufbewahren konnten. Auch und ein schwere Kette aus massivem Eisen gehörte auch zur Standartausrichtung, wohl damit sich unsere Gäste besonders wohl fühlen. Was wäre ein dauerhafter Zwangsurlaub ohne eine Fußfessel, damit man aus dem abgesperrten Fensterlosen Raum, der sich auch nur von außen öffnen ließ, auch wirklich nicht fliehen konnte. Die meisten von Tonys Gästen ignorierte ich, aber es gab zwei der Gefangenen, für die ich ein wenig einsetzte. Die beiden hatten dank mir immerhin eine ordentliche Glühlampe in ihrer Zelle, ein paar Bücher, die erwähnte Truhe für Kleidung, im Allgemeinen überhaupt Kleidung, auf die ich verzichtet habe, sowie Papier und Stift. Vor der ersten Zelle, zu der ich wollte, Nummer 853, blieb ich stehen. Bevor ich den Raum betrat, atmete ich noch einmal tief durch. Langsam tippte ich den Code zum öffnen der Tür in das Displayfeld und betrat den Raum. Augenscheinlich war er lehr. In dieser Zelle gab es noch andere Ausnahmen. Es war die größte Zelle, gab noch ein richtiges Bücherregal und keine Fußfessel.

„Caroline was für eine Überraschung.“ Das Kichern kam aus dem Badezimmer und unweigerlich schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Ich lächelte nicht oft, aber Chloés leichter französischer Akzent brachte mich jedes Mal zum Lächeln. Grinsend steckte die rothaarige Hexe ihren hübschen Lockenkopf aus dem Badezimmer. „Ich brauche noch eine Sekunde.“ Als sie kurz darauf wieder aus dem Badezimmer kam, waren ihre Lippen ebenso rot, wie ihre Haare.

„Ich soll Vincent töten“, erklärte ich knapp.

„Ich weiß.“ Kam ihre ruhige Antwort. „Aber das ist nicht weiter tragisch. Wart du schon bei dem bissigen Biest oder gehst du erst noch zu ihr?“

„Sie ist nicht bissig, nur ein wenig biestig.“ Das musste ich leider zugeben, denn auch wenn unser Haus und Hof Vampir, wie Tony ihn gerne nannte, mich am meisten mochte, war sie eigen.

„Nimm etwas mehr Blut mit, sag aber keinem etwas. Such mir außerdem einen Ring heraus und egal was passiert bestehe darauf, dass sie bleibt“, plapperte Chloé fröhlich darauf los. Das war etwas, dass ich an ihr hasste, wenn sie Dinge in den Raum warf, ohne eine Erklärung abzugeben.

„Was genau willst du von mir?“

„Habe ich doch gesagt. Besorg mir einen einfachen Ring, nimm mehr Blut mit, du wirst es brauchen und bestehe darauf, dass sie bleiben darf.“ Auch beim zweiten Mal machte es keinen Sinn, obwohl Chloé langsamer gesprochen hatte.

„Wer soll bleiben?“ Vielleicht brachte es etwas, wenn ich mich ganz doof stelle.

„Du wirst es wissen, wenn du Vincent gegenüber trittst. Oh und sorg dafür, dass du nachts zurückkommst.“ Es ging also noch kryptischer, also beschloss ich es aufzugeben, brav zu nicken und anschließend den Raum zu verlassen. Ich verriegelte die Tür wieder ordnungsgemäß und machte mich auf den Weg zu der anderen Zelle.
 

Natasha Tarassowna Kalinina bei deren Nachnamen ich mir jedes Mal die Zunge ausrenkte, weswegen ich ihn einfach immer wegließ, saß auf ihrem Bett und las. Durch das öffnen der Tür ließ sie sich nicht stören, auch wenn sie mich bemerkt hatte.

„Ich fliege nach Phoenix und das allein.“ Versuchte ich es mit Smalltalk. Es interessierte sie nicht, das wusste ich. Dennoch hatte ich immer das Gefühl, wenigstens ein wenig mit ihr reden zu müssen.

„Wie viel willst du?“ Abweisend, kalt und emotionslos war ihre Aussage.

„Die doppelte Menge“, flüsterte ich leise.

„Willst du es gleich trinken oder wartest du bis du in Phoenix bist?“ Geschockt starrte ich Tasha an. Nach etwa zwei Minuten sah sie zum ersten Mal von ihrem Buch auf. „Das war ein Scherz.“

„Es klang nur nicht danach.“ In Gedanken korrigierte ich mich selbst, denn ihre Scherze klangen nie nach Scherzen. Anstatt mir zu antworten streckte sie mir ihren Arm entgegen.

„Nimm dir, was du willst.“ Damit richtete sie ihren Blick wieder auf ihr Buch. Ich zog zwei Spritzen aus der Innentasche meiner Jacke und zog beide auf. Anschließend verschloss ich die Spritzen sorgfältig und verstaute die beiden Spritzen wieder in der Jacke.

„Danke. Soll ich dir etwa aus Phoenix mitbringen?“

„Einen Zaubertrick, der mich hier rausholt.“ Das war kein Scherz, denn wenn sie könnte, wären wir alle längst tot. Aber solange sie hier festsaß, musste sie nach den Regeln spielen.
 

Der Flug nach Phoenix war langweilig und ich war mehr damit beschäftigt Tonys Gelaber über den Ohrstecker auszublenden, als die Landschaften zu genießen. Sobald ich gelandet war, machte ich mich auf den Weg, um meinen Job zu erledigen. Je eher ich fertig war, desto eher hatte ich wieder meine Ruhe. Ich fand Vincent in der dritten Bar die ich aufsuchte. Und zu meiner Enttäuschung war er nicht allein. Ein junges Mädchen, etwa in meinem Alter war bei ihm. Ich kannte Vincent und wusste, dass er kein Weiberheld war, von daher würde es nicht lange dauern, bis sie ihn stehen lassen würde. Also hielt ich mich im Hintergrund. Zu meiner Verwunderung verließ das Mädchen eine Stunde Später mit Vincent die Bar. Notgedrungen folgte ich ihnen, dann würde es eben ein Opfer mehr geben, auch wenn ich nicht gerne Unschuldige tötete. Zwei Querstraßen weiter, war eine schön abgelegene Gegend. Niemand würde etwas hören oder sehen, also ging ich in den Angriff über.

„Wie hast du die denn rumgekriegt?“, machte ich mich bemerkbar. Vincent zuckte allein beim Klang meiner Stimme zusammen und drehte sich panisch um. Ich ging langsam auf ihn zu.

„Was willst du Gottloses Miststück von mir?“ Vincent versuchte nicht einmal die Panik aus seiner Stimme zu verbannen.

„Du bist ein Werwolf. Ich bin diejenige, die beauftragt wurde, dich zu töten. Was werde ich wohl hier wollen?“ Ich blieb ruhig und sachlich. Es hätte nichts gebracht, wenn ich mich jetzt aufreden würde. Dann tat Vincent, etwas, dass ich nicht kommen sah. Er zog ein Messer hervor, zog das Mädchen wie ein Schild vor sich und rammte ihr die Messerklinge in den Magen.

„Keine Bewegung, oder ich töte die Kleine.“ Ich blieb tatsächlich stehen, während das Mädchen schmerzerfüllt auf keuchte. War ihm eigentlich klar, dass die Kleine auch sterben würde, wenn ich jetzt ging. Die Wunde war tief und ungünstig gelegen. Zu allem Überfluss zog er nun auch noch das Messer aus der Wunde, um es auf mich zu richten.

„Das hast du bereits. Auch wenn ich hier stehen bleibe, wird die Kleine verbluten.“ Ich sah die Panik in den Augen der jungen Frau und zum ersten Mal seit langem meldete sich mein Gewissen wieder. Sie hatte den gleichen Blick, wie das Mädchen, das ich vor 6 Jahren hatte sterben sehen. Dieses Gesicht hatte mich über ein Jahr in meinen Träumen verfolgt. Sicher hätte ich damals nichts ausrichten können, aber trotzdem hatte ich mir vorwürfe gemacht. Ich kannte dieses Mädchen nicht, aber ich wusste, dass ich sie nicht einfach sterben lassen konnte.

//Hast du ihn schon gefunden mein Engel?// Tonys Stimme ließ mich kaum merklich zusammenzucken. Er war die letzten zwei Stunden nicht da gewesen, da er sich um andere Geschäfte kümmern musste. Bei allem wo dieser Mann seine Finger im Spiel hatte, wollte ich das nicht so genau wissen, aber er brachte mich auf eine Idee.

„Ja. Ach und darf ich mir etwas zum spielen mitbringen? Ich verspreche, ich werde mich darum kümmern.“

//Was immer dich glücklich macht.// Beim klang seiner säuselnden Stimme wurde mir übel. Wirklich glücklich machen würde mich ein Leben. Eine richtiges, in der ich meinen Abschluss gemacht hätte und mir mit meinen Freunden überlegen würde, an welches Collage ich gehen würde.

„Ich weiß das zu schätzen.“ Ein `Danke´ brachte ich nicht über die Lippen. Ich hatte keinen Grund mich bei Tony zu bedanken, er hat mein Leben zerstört. Vincent musste das Mädchen immer mehr stützen, da ihre Beine langsam nachgaben. Noch immer sah sie mir hilflos und flehend in die Augen. Sie wollte nicht sterben, aber das würde ich nicht ändern können. Ich zog meine Waffe und richtete sie auf Vincent. Es war eine normale Halbautomatik, mit Munition, wie sie die örtlichen Behörden verwendeten. „Irgendwelche letzten Worte?“ Seufzend riss ich mich vom Blick dieses Mädchens los.

„Du drückst nicht ab! Du erschießt keine Unschuldigen.“ Ich lächelte Müde und drückte ab. Der Schuss hallte laut in der Gasse wieder und schluckte den erstickten Schrei des Mädchens. Als Tony hinter ihr leblos zusammenzuckte, fiel auch sie zu Boden. Sorgsam sicherte ich die Waffe, bevor ich sie wegsteckte. Das Mädchen hatte Angst vor mir. Das war offensichtlich, da sie versuchte vor mir davonzukriechen. Es brachte ihr nur nicht fiel. Langsam ging ich vor ihr auf die Knie und streckte die Hand nach ihr aus.

„Bitte“, wimmerte sie leise. „Ich will nicht sterben.“

„Nun das ist so eine Sache. Die Wunde ist tief und Blutet wie verrückt. Du würdest es nie lebendig ins nächste Krankenhaus schaffen.“ Meine Stimme klang so traurig, wie seit Jahren nicht mehr.

„Warum hat er das getan?“ Ihre Frage war nicht an mich gerichtet, also antwortete ich ihr auch nicht. Kurz überlegte ich, ob ich das wirklich durchziehen wollte, dann nahm ich den Stecker aus dem Ohr und verstaute ihn in meiner Jackentasche.

„Du hast noch eine Möglichkeit“, meinte ich leise und zog eine der Spritzen mit dem Vampirblut aus meiner Umhängetasche. Wie hypnotisiert fixierte sie die den roten Inhalt.

„Vampirblut. Kann das mir wirklich noch das Leben retten?“ Ich sah so etwas wie einen kleinen Hoffnungsschimmer in ihren Augen.

„Auf die eine oder andere Art.“ Ich hatte wirklich keine Ahnung, ob sie das überleben konnte, wenn nicht, würde sie das Blut zu einem Vampir machen. Mit Mühe schaffte das Mädchen es meinen Arm zu ergreifen und nickte. Danach wurde sie ohnmächtig, was, wenn man den Blutverlust beachtete, kein Wunder war. Seufzend zog ich die Kappe von der Spritze ab und verabreichte ihr das Vampirblut. Ich wusste, dass sie es nicht überstehen würde und ob ich sie als Vampir nicht doch töten musste, würde sich noch Zeigen.
 

Es dauerte einige Stunden bis das Mädchen wieder aufwachte. Ich hatte se in ein Motel am Stadtrand gebracht, da ich nicht riskieren wollte mit ihr und einer Leiche gesehen zu werden. Zu meinem Glück interessierten sich Besitzer von Stundenhotels meist nur für Geld. Daher hatte er mir ohne zu fragen das Zimmer gegeben, als ich etwas von einer Party mit zu viel Alkohol murmelte und ihm einen hunderter zu viel bezahlte. Nicht einmal einen Namen hatte er gewollt.

„Wo bin ich hier?“ Stöhnend fasste sie sich an den Kopf.

„Spielt das eine Rolle?“ Meine Antwort ließ sie herumfahren. Ihre Augen weiteten sich, sie rutschte automatisch nach hinten an die Wand und betastete die Stelle wo die Stichwunde gewesen war. „Ich würde dich ja in der Welt der lebenden Toten begrüßen, aber noch hast du kein Menschenblut getrunken“, erklärte ich trocken. Sie starrte mich verständnislos an.

„Willst du mich denn gar nicht töten?“

„Habe ich einen Grund?“, stellte ich ihr die Gegenfrage.

„Ich bin ein Werwolf“, murmelte sie perplex. Das erklärte, was sie bei Vincent wollte.

„Du warst ein Werwolf, jetzt bist du fast ein Vampir“, korrigierte ich sie.

„Ist das jetzt besser oder schlechter?“, fragte sie und sah mich abwartend an. Sie wollte doch nicht etwa wirklich eine Antwort. Da sie mich auch noch drei Minuten später musterte, gab ich seufzend nach.

„Weiß nicht. Also, wir machen folgendes: Ich gebe dir zwei Optionen und du hast die Wahl. Erstens, du trinkst mein Blut und kommst mit mir. Das würde übrigens bedeuten, dass du noch ein paar Regeln beachten musst. Zweitens, du trinkst mein Blut nicht und ich erschieße dich, da ich keine Zeugen brauche. Nun, was wirst du tun?“ Ich war erschreckend ruhig, da ich ihre Antwort zu wissen glaubte. Sie wollte nicht sterben, stellte sich nur die Frage, wie weit war sie bereit für ihr Leben zu gehen.

„Was wären das für Regeln?“ Ihre Frage ließ mich Lächeln. Ich hatte sie also richtig eingeschätzt.

„Du erzählst niemandem, dass du ein Vampir bist oder Werwolf warst. Du tötest keine Menschen. Aber am wichtigsten, egal, was du siehst oder hörst, sei ruhig. Da wo ich dich hinbringen werde, zählt nun eine Meinung und jeder der etwas Anderes behauptet, wird getötet.“

„Im Klartext, ich soll die Klappe halten, niemanden umbringen und meine Meinung für mich behalten.“

„Kann man so sagen, ja.“

„Das klingt machbar, fürs erste“, räumte sie ein und lächelte schwach. Ich nickte und schon einen meiner Ärmel nach oben. Aus meinem Schuh fische ich das Messer und schnitt mir in den Arm. Ich verfehlte gekonnt alle wichtigen Adern und hielt ihr meinen blutenden Arm hin. Zögerlich setzte sie ihre Lippen auf die frische Wunde. Es brauchte drei Anläufe, bis sie sich endlich dazu durchringen konnte, das Blut zu trinken. Eine Weile ließ ich sie gewähren, löste aber schließlich meinen Arm. Schweigend wickelte ich mir ein Stück Bettlaken um das Handgelenk und holte die Zweite Spritze mit Vampirblut. Nachdem sich die Wunde wieder geschlossen hatte, wurde es Zeit nach Hause zu gehen. Der Hubschrauber wartete bestimmt noch.

„Lass uns gehen. Ach und übrigens, mein Name ist Caroline.“

„Hayley“, erwiderte sie knapp und folgte mir nach draußen. Wie ich vermutete hatte, wartete der Hubschrauber noch.
 

Nach einer Standpauke von Tony, die Olek in vollen Zügen genoss und dem ein oder anderem geheuchelten Satz, den ich wohl ewig bereuen würde, konnte ich Hayley den Gebäudekomplex zeigen. Ich hatte versprochen, dass sie mir helfen würde, meine Arbeit zu machen und genau das sollte sie auch. Ich stellte Hayley auch Chloé vor, die Hayley einen riesen Schrecken einjagte, als sie ihr ihren Ring quasi vom Finger riss. Nach einem Zauber und dem Hinweis, dass sie nun Tageslicht vertragen würde, entließ uns Chloé aus ihrer Zelle. Als nächstes stellte ich ihr Tasha vor und ließ sie glatt ein paar Stunden bei ihr. Nach dem ich ein wenig drängeln musste, hatte sich Tasha wiederwillig bereit erklärt, ihr ein paar Tipps zu geben, damit sie nicht auffallen würde. Die nächsten zwei Wochen verbrachte ich damit Hayley das Schießen mit einer Waffe beizubringen. Sie hatte es zwar nicht nötig, aber es war unauffälliger. Ich hatte mir sogar etwas wegen dem Blut überlegt und ich musste gestehen, für einen Frischling, machte schlug sich Hayley als Vampir nicht schlecht. Sogar Tony war von ihr Begeistert und richtete ihr mit Freuden ein eigenes Zimmer, direkt neben meinem ein. Einzig und allein Oleks Laune sank in den Keller, da er dank Hayley jetzt noch viel weniger Aufmerksamkeit bekam. Aber nach diesen zwei Wochen änderte sich so einiges. Es war Vollmond und Chloé hatte mich und Hayley zu sich zitiert. Es war ungewöhnlich, aber da Hayley ungewohnt nervös war, beschloss ich Chloés Forderung nachzugeben. Die junge Hexe erwartete uns bereist eine Weile. Das merkte ich daran, dass sie auf ihrem Bett saß und mit ihren Haaren spielte. Das tat sie immer, wenn sie nervös war.

„Was ist los?“, wollte ich wissen, kaum das ich die Tür geöffnet hatte.

„Hayley sollte die Nacht heute besser in einem der Gästezimmer verbringen.“ Schon wieder eine kryptische Andeutung, wie ich es liebte.

„Könntest du genauer werden“, forderte Hayley ungehalten und ich musste schmunzeln. So wie es aussah, war Hayley auch kein Fan von der “macht mal, ihr werdet schon merken warum“-Methode.

„Ich hatte eine Vision“, erklärte Chloé langsam.

„Und ich noch kein Frühstück“, drohte Hayley. Ich stutzte, sonst hatte sie sich besser im Griff.

„Das ist der erste Vollmond, seit der Wolfsfluch aktiv ist.“ Anscheinend hatte sogar Chloé Respekt vor Hayleys Drohung.

„Das sollte keine Rolle spielen“, mischte ich mich perplex ein.

„Irgendwie tut es das doch. Fragt mich nicht, wieso, aber ich habe gesehen, wie sie sich in einen Wolf verwandeln wird. Also sollte sie heute Nacht besser in einem abgesperrten Raum sein, aus dem sie nicht rauskommt.“ Ich kannte diese Hexe lange genug, um ihre Warnungen ernst zu nehmen. Und wenn es nur zur Sicherheit war, würde Hayley heute Nacht in einer leeren Zelle schlafen. Mit etwas Glück irrte sich Chloé, denn sonst hatten wir ein Problem. Hayley hingegen sah das anders und verließ Kommentarlos den Raum. Ich hatte Mühe mit ihr Schritt zu halten.

„Jetzt warte doch mal“, keuchte ich, als ich die kurz vor ihrem Zimmer endlich eingeholt hatte.

„Warum, damit du mir erklärst, dass es besser ist, die durchgeknallte Hexe ernst zunehmen?“ Sie war wütend und ein Stück weit konnte ich das verstehen. Kurzentschlossen zog ich sie in mein Zimmer.

„Vielleicht irrt sich Chloé ja, aber wenn nicht, was dann? Was wenn du wirklich zum Wolf wirst und dich jemand hier sieht? Die würden dich töten. Wenn du mich fragst ist es absurd, aber bist du wirklich bereit, das Risiko einzugehen?“

„Scheiße, verdammt.“ Hilflos ließ sich Hayley auf mein Bett fallen. „Was wenn sie recht hat? Vincent sagst, es tut weh. Die Verwandlung. Ich habe keine Angst, dass sie es herausfinden. Ich habe Angst, dass sie Recht haben könnte“, gestand Hayley leise. Ratlos setzte ich mich neben sie.

„Hilft es, wenn ich bleibe?“, bot ich an. Ich wusste nicht einmal warum. Die meisten Personen hier waren mir egal. Ich tat, was ich tun musste, um zu überleben. Doch was Hayley betraf, schien meine Strategie nicht aufzugehen, denn ich konnte ihren Blick nicht vergessen. Stumm nickte sie und damit war die Sache beschlossen. Wir schlichen nach dem Abendessen in eine der leeren Zellen. Die Fernbedienung zum Öffnen der Zelle nahm ich mit, da wir sonst dort bleiben würden, bis jemand die Zelle brauchte. Eine Ewigkeit saßen wir stumm in der Zelle und warten. Selbst für mich, war es nicht einfach, aber für Hayley musste es de Hölle sein. Nach Mitternacht dachten wir beide, dass sich Chloé geirrt hatte. Genau in diesem Moment begann Hayley sich zu verwandeln.

Frei

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ein Wahrgewordener Alptraum

2015, Ende März
 

Kritisch begutachtete ich den Ingwer im Supermarkt. Warum musste immer ich einkaufen. Zugegeben ab und an kaufte auch Hayley ein, vor allem, wenn sie sah, dass etwas fehlte, aber sonst schieckten sie immer mich. Es war frustrierend.

„Kann ich dir helfen?“ Maya, die nette Aushilfe, die jetzt seid beinahe 7 Jahren in diesem Laden zum Inventar gehörte, trat neben mich.

„Habt ihr frische Feigen, Datteln und ich brauche eine große Kokosnuss. Die Lychee habe ich gerade gefunden.“

„Was zur Hölle wollt ihr Kochen?“, fragte Maya entsetzt. Ich zuckte mit den Schultern und versicherte ihr, dass es nicht alles auf einmal gebraucht werden würde. Die Wahrheit hätte ich ihr schlecht erzählen können. Denn die Wahrheit war, dass ich gar nicht wissen wollte, was Chloé da brauen wollte. Ich hatte meine Liste. Keine halbe Stunde später trat ich mit meiner Ungewöhnlichen Obst- und Gemüsemischung aus dem Supermarkt und hielt auf den Fleischer meines Vertrauens zu. Ich war allein im Laden und Stavros begann über beide Backen und sein Doppelkinn zu grinsen, als er mich sah.

„Ah, steht wieder ein Horrorfilm an oder möchtest du etwas anderes? Wir haben Rippchen im Angebot.“ Ich kicherte und bestellte das übliche. Stavros hielt Natasha für eine Medienfilm und Kunststudentin, die sich auf Horrorfilme und abnorme Bilder spezialisiert hatte. Von daher versorge er uns mit Vorliebe mit allerlei Schweine und Rinderblut. Ich persönlich stand nicht so auf Tierblut, aber Natasha hatte sich mittlerweile so an Rinderblut gewöhnt, das es für sie reine Gewohnheit war. Sie verglich es immer mit Vegetarischer Ernährung. Hayley hingegen trank bewusst nur Schweineblut. Sie glaubte damit den Wolfsanteil besser unterdrücken zu können. Ich hingegen trank höchstens Schweineblut und das auch nur wenn es sein musste. Schwein schmeckte noch am ehesten nach Mensch. Zugegeben ich trank nach meiner Eskapade mit Olek vor 3 ½ Jahren nur noch abgepacktes Blut, aber Mensch schmeckte immer noch am besten. Außerdem war meine Liebslings Blutgruppe auch mein Lebensmotto geworden: B positiv. Cami und Chloé fanden das übrigens überaus komisch. Als ich aus der Fleischerei Trete, habe ich das Blut für Hayley und Tasha, sowie ein halbes Pfund Rippchen und ein wenig Gehaktes. Vollbeladen mache ich mich so auf dem Weg zu Tashas Loft. Wie Tasha nach nur einer Woche an diese traumhafte umgebaute Fabrik, gekommen ist, weiß ich nicht. Aber wir wohnen nun neben einem viel zu lautem Musiker mit zweifelhaftem Musikgeschmack und einer Tierfotografin, die dort ihr Atelier hat. Eine komische Gegend, aber wir sehen auf den Fluss und einen Park und die Nachbarschaft ist so mit sich selbst beschäftigt oder zugedröhnt, dass wir nicht auffallen. Seit Cami letztes Jahr weggezogen ist, ist es bei uns seltsam ruhig. Zugegeben dank Chloé ist es nie wirklich ruhig, aber es ist komisch, das niemand mehr versucht mich zu analysieren. Außerdem ist Chloé jetzt die einzige die wirklich Geld verdient. Tasha hat noch nie in ihrem Leben gearbeitet, weiß aber wie man Geld anlegt. Hayley ist immer noch auf der Suche nach einem Job, der sie nicht nach drei Tagen langweilt und ich selbst verdiene mein Geld mit Pokerspielen. Dank Tony kann habe ich meine relativ gute Menschenkenntnis perfektioniert und mir ein unschlagbares Pokerface zugelegt. Falls das alles nicht reichen sollte, manipuliert Tasha sich die Welt so zu Recht, wie sie sie haben will. Zugegeben, das ein oder andere Mal, haben Hayley und ich schon Leute manipuliert, aber in dem Punkt waren wir uns einig. Es sollte das letzte Mittel sein.
 

Kaum das ich zu Hause war, riss mir Chloé auch schon die Tüten aus der Hand und warf flüchtig einen Blick hinein.

„Klasse Rippchen, die kann ich auch an den Zauber tun.“ Fröhlich rannte sie zurück in ihre Küche. Auch wenn ich wirklich bezweifelte, das ihre extravaganten Zaubertränke etwas anderes als Übelkeit auslösten, war ihr Online Versand richtig erfolgreich. Ich konnte nicht begreifen warum die Leute mehrere hundert Dollar ausgaben, um einen Mann mit Hilfe einer stinkenden, blubbernden, grünen Plörre aus Froschaugen und Katzenpisse zu verführen. Vielleicht war ich altmodisch, aber ein ordentliches Dekolleté und ein Lächeln halfen doch auch. Selbst wenn Mutter Natur einen nicht mit den Maßen eines Topmodels gesegnet hatte, konnte man eine Menge mit Abstrahlung, Charakter und zur Not Geld richten. Auch wenn ich beim besten Willen nicht wusste, was an einem reichen, oberflächlichem Mann in einem Anzug so toll sein sollte. Das klingeln meines Telefons riss mich nicht nur aus meinen Gedanken, sondern sorgte auch dafür, das ich den Flur verließ. Wir hatten kein Festnetzt, aber jeder hatte ein Smartphone. Meines hatte ich zusammen mit meinem Tablet und meinem Schwarzen Ferrari beim Pokern gewonnen. Chloé hatte sich einen knallroten Käfer zugelegt, der ständig in der Reparatur war. Hayley fuhr noch immer den Dodge aus der Agentur und Tasha ließ sich standesgemäß fahren. Manchmal wunderte es mich, dass hier keine manipulierten, halbnackten Männer durch Loft liefen und die russische Prinzessin auf einer Sänfte trugen. Beim siebten Klingeln beschloss ich den Anruf mit der unterdrückten Nummer doch anzunehmen. Ich hatte mir das Telefon noch nicht ganz ans Ohr gehalten, da hörte ich sie schon.

„Keiner fasst die Leiche an, das hatte ich doch schon drei Mal gesagt. Gott, wie kleine Kinder. Hör mal Süße, du musst nach New Orleans kommen. Das wist du selbst sehen wollen. Wenn du nicht gleich die Hand da wegnimmst, wird sie dir irgendwer abhacken.“ Ich brauchte eine Weile um Camis Worte zu ordnen. Es gab offensichtlich in New Orleans eine Leiche und ich sollte sie mir ansehen. Zu diesem Schluss kam ich ein paar Minuten, nachdem Cami wieder aufgelegt hatte. Allen weil es Cami war und wirres Zeug geredet hatte, beschloss ich meine Sachen zu packen.

„Leute; ich fahre für zwei oder drei Tage nach New Orleans“, verkündete ich laut und ging packen. Das ich keine Antwort bekam, nahm ich als Zustimmung.
 

Dreißig Minuten später war meine Tasche gepackt. Ich hatte nur das nötigste Mitgenommen. Ein paar Klamotten zum wechseln, Make-up, die neuen Stiefel, die ich noch einlaufen musste, meine magische Pistole, drei normale Magazine, zwei mit Holzkugeln, zwei mit Eisenkraut, eines mit Wolfswurz, einen Satz Wurfsterne, eine vergiftete Haarnadel, ein kleines Armeemesser und meinen Lieblings Pflock aus Kirschbaumholz, ich hatte ihn zu meinem 15. Geburtstag bekommen. Sein Name war Luzifer. Ja, ich gab den bedeutenden Holzpflöcken in meinem Leben einen Namen und wie gesagt, es war nur das nötigste. Vor der Haustür lief ich fast in Hayley, die meine Tasche kritisch musterte.

„Soll ich mitkommen oder schleppst du dein halbes Waffenarsenal nur mit, weil dir langweilig ist?“ Mir gefiel der spöttische Ton ihn ihrer Stimme nicht.

„Reine Vorsichtsmaßname.“

„Du bist paranoid. Grüß Cami von uns und schreib wenn du da bist“, belehrte sie mich lächelnd und öffnete die Tür.

„Ruf an, wenn du doch Hilfe brauchst.“ Konnte ich Tasha noch rufen hören, als ich die Tasche in den Kofferraum warf. Ich hob die Hand, als Zeichen das ich verstand und schwang mich hinter das Steuer. Wieder einmal zeigte sie, wie sehr ich dieses Auto liebte. Denn dank meines zum Teil mörderischen Fahrstiels und der beinahe konstanten Geschwindigkeit von 240 Kilometern die Stunde, war ich bereits am Abend in New Orleans. Es dauerte eine Weile einen vernünftigen Parkplatz zu finden, aber gegen halb acht betrat ich schließlich die Bar, in der Cami arbeitete. Sie stand hinter dem Tresen und bediente Zwei Männer. Der eine trug einen Anzug und passte damit nicht in das rustikale Ambiente der Bar, der andere schlicht Jeans und T-Shirt. Sonst war die Bar leer. Bei meinem Eintreten klingelte die Türglocke und Cami sah auf. Das Glas, das sie eigentlich gerade abtrocknen wollte fiel ihr vor Schreck aus den Findern. Der Blonde Mann in der Jeans fing es ohne große mühe auf, bevor es zerbrach. Ich machte mir eine gedanklich Notiz, dass er ein Vampir war 7und vermutete, das es der andere auch war.

„Bist du hergeflogen?“ Cami, die sich einigermaßen wieder fasst hatte, kam nun auf mich zu und umarmte mich.

„Nein, ich bin gefahren“, erklärte ich verdattert.

„Ich habe gegen 10 Uhr morgens angerufen und es sind 1302* Meilen von New York bis hier.“, schnappte Cami empört.

„Ich weiß, ich habe beinahe ewig nach einem Parkplatz gesucht“, entschuldige ich mich. Während Cami entrüstet schnaubt, drehten sich nun auch die beiden Männer um. Ich tippte darauf, dass sie verwandt waren, da irgendwas an ihrer Haltung oder viel mehr Abstrahlung identisch war.

„Darf ich fragen, wie schnell sie gefahren sind?“, fragte der linke der beiden, also der im Anzug. Er wirkte im Übrigen auch älter, kultivierter und ich würde nicht behaupten, dass er mir Angst machte. Aber ich hatte Respekt und wollte diesen Vampir unter keinen Umständen verärgern.

„So etwas 240, konstant.“

„Gott, du hättest dich umbringen können!“ Aufgebracht fing Cami an mich zu schütteln. Ich ließ sie kurz gewähren, bevor ich nach ihren Armen griff.

„Erstens, das wurde ich bereits. Zweitens, was hast du erwartet? Du rufst mich an, wirst mir einen kryptischen Satz hin und drohst Leuten damit sie zu verstümmeln. Also, was genau ist hier los?“ Ich bemühte mich ruhig zu bleiben, auch wenn ich es nicht war.

„So sehr ich dich schätze Cami, aber was macht dieses blonde, junge Ding hier?“ Sofort hatte der Kerl neben dem Anzugträger meine Aufmerksamkeit und ich funkelte ihn wütend an. Ich hasste es, wenn man abfällig mit mir sprach. Das hatte ich schon immer getan. Wie immer, wenn mir etwas wirklich nicht passte, schaltete meine Vernunft sich aus. Denn mein Verstand hatte an seiner Haltung erraten, dass er alt und damit mächtig war. Ich ging also auf ihn los, oder versuchte es viel mehr. Denn es dauerte keine zwei Sekunden, bis ich mit dem Rücken auf einem Billardtisch tisch lag und er mir mit einer Hand die Kehle zudrückte. Sein Gesicht war seinem dabei so nahe, das ich das kurze Aufflackern einer gold-gelben Iris sehen konnte. Erschrocken keuchte ich auf.

„Bruder, ich bitte dich“, seufzte der andere. Ich hatte also recht gehabt, sie waren Verwand.

„Was, die Kleine sollte wissen, mit wem sie es zu tun hat.“, knurrte mein Angreifer und drückte zu. Ich hingegen angelte nach dem verlassenen Bleistift zu meiner rechten und bohrte ihn anschließend in seine Schulter. Das lenkte ihn lange genug ab, damit ich ihn zu Boden werfen, mich auf seine Hüften setzen und ihm ein Messer an die Kehle halten konnte.

„Ist in Wolfswurz getaucht“, informierte ich ihn kühl und drückte noch ein wenig zu, als er aufstehen wollte.

„Tja, sie ist auch nicht besser“, stellte Cami trocken fest.

„Aber sie schein Talent zu haben.“

„Ernsthaft, Bruder? Talent! Wenn du das blonde Miststück jetzt von mir herunterholen könntest, Elijah.“ Er klang genervt und allein für das Miststück drückte ich noch mehr zu. Ich vernahm Elijah sich hinter mir verhalten räuspern, bevor er mich von seinem Bruder hob.

„Verzeihung“, entschuldigte er sich und positionierte sich zwischen mir und seinem Bruder. Der wollte sich gleich wieder auf mich stürzen, sobald er auf den Beinen war. „Bruder, beruhige dich.“

„Vergebene Lebensmüh, Werwölfe sind von Natur aus leicht reizbar.“, erklärte ich halbherzig lachend.

„Woher wissen sie das?“, fragte Elijah interessiert.

„Ich wohne mit einem zusammen. Gott war das ein Schock für uns beide.“ Endlich schien sich auch Elijahs Bruder zu beruhigen.

„Wieso Schock? Wusste sie nicht das sie ein Wolf war, als sie das erste Mal einen Menschen getötet hat?“ Seine Stimme klang immer noch aggressiv, aber Elijah riskierte es ihn loszulassen.

„Doch! Es war ein Unfall, irgendwie“, wich ich der Frage und diesem stechendem Blick aus.

„Wie kann das ein Unfall sein? Wenn sie es wusste oder wollte sie den Kerl nicht töten?“ Ich zuckte zusammen, als er anfing herumzuschreien. Hayley hatte sich eindeutig besser im Griff.

„Wir hätten beide nicht gedacht, dass sie sich verwandelt, nachdem sie zum Vampir wurde“, blaffte ich ihn an. Danach wurde es in der Bar still. Cami konnte ich nicht mehr sehen, aber vielleicht war sie auch nur in Deckung gegangen oder telefonierte mit Hayley.

„Ein Hybrid, faszinierend“, murmelte Elijah schließlich und begann auf und ab zu gehen. „Du hast gesehen, wie sie sich verwandelte?“, fragte Elijah nach einer Weile.

„Ja, zum Teil war es meine Schuld, also wollte ich sie nicht allein lassen. Ich hätte sie auch einfach erschießen können, wie den anderen Werwolf.“

„Warum hast du nicht?“

„Sie war nicht der Auftrag gewesen, sondern er. Etwas in ihren Augen hat mich an das Mädchen erinnert, das gestorben ist, als ich 12 war.“

„In dem Alter sollte niemand, jemanden sterben sehen.“

„Sie wäre so oder so gestorben. Es war aber ganz praktisch, da man mir so zeigen konnte, dass Vampire wirklich existieren. Danach hatte ich die Wahl. Lernen wie man tötet oder als Nachtisch für den ausgehungerten, angeketteten Vampir dienen.“

„Und du hast gelernt wie man tötet“, flüsterte Elijahs Bruder, dessen Namen ich immer noch nicht kannte. Zum ersten Mal klag seine Stimme nicht wütend oder belustigt, sondern traurig und in seinen Augen konnte ich sehen, dass er einst vor einer ähnlichen Wahl stand.

„Du bist also Vampirjägerin?“, fragte Elijah und holte mich aus meinen Gedanken.

„Nein, aber ich war Auftragskillerin. Ich habe alles getötet: Vampire, Hexen, Werwölfe und wenn es nicht anders ging auch Menschen.“

„Nun, in diesem Fall, würde ich dir gern etwas zeigen. Vielleicht kannst du ja etwas damit anfangen?“ Elijah führte mich aus der Bar und sein Bruder folgte uns wortlos. Von Cami war weiterhin keine Spur.
 

Elijah war ein ausgezeichneter und verdammt langweiliger Fahrer. Wahrscheinlich bremste er auch für Katzen. Langsam wurmte es mich, dass sich sein Bruder immer noch nicht vorgestellt hatte. Zugegeben, meinen Namen hatte ich ihnen auch noch nicht gesagt, aber das spielte keine Rolle.

„Sagen Sie Elijah, wurde ihr Bruder von Wölfen aufgezogen oder warum hat er nicht den Anstand, sich einer Dame vorzustellen?“ Ich hatte gute Laune und versuchte höflich zu klingen.

„Ich sehe hier keine Dame“, knurrte mein neuer bester Feind missmutig. Vielleicht schmollte er auch weil er in seinem Auto auf der Rückbank sitzen musste.

„Ich bin Bewaffnet“, gab ich unbeeindruckt zurück.

„Das stört mich nicht.“

„Wenn das so ist, kann ich ja das Magazin rausnehmen und dann feuern“, lachte ich und hob meine Pistole so, dass er sie sehen konnte. Noch bevor der bockige Vampir auf dem Rücksitz antworten konnte, legte Elijah ohne ersichtlichen Grund eine Vollbremsung hin.

„Wo hast du diese Waffe her?“ Seine Stimme klang zum ersten Mal aggressiv und ich wich leicht zurück.

„Ich habe sie beim Pokern gewonnen“, erklärte ich perplex. Es war die Wahrheit und irgendwie nur die Sitze des Eisbergs.

„Aber du weißt, was sie kann?“, kam die Frage von der Rücksitzbank.

„Ja, das hat meine durchgeknallte Hexe mir erklärt. Was viel wichtiger ist, sie funktioniert.“ Neben mir hörte ich Elijah die Luft einziehen.

„Das ist mein Bruder Niklaus und wenn du sie bitte…“, murmelte Elijah nervös und fuhr endlich weiter.

„Klaus!“, verbesserte dieser seien Bruder. Ich schüttelte den Kopf, packte die Waffe aber wieder weg. Gedankenverloren schrieb ich Hayley eine SMS und direkt danach Cami. Ich bemerkte deshalb erst, dass sich Klaus nach vorne gelehnt hatte, als sein Atem meinen Nacken streifte.

„Was ist eigentlich mit dir, Liebes. Du hast doch bestimmt auch einen Namen.“

„Ja und er ist ganz sicher nicht Liebes“, fauchte ich und versuchte meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen.

„Sondern?“, fragte Klaus belustigt und rückte nicht nur noch ein Stück weiter nach vorn, sondern legte mir auch gleich noch einen Arm auf die Schulter.

„Rotkäppchen und jetzt verschwinde.“

„Das ist mein Wagen“, lachte er. Ich schätze er wusste, dass mein Name nicht Rotkäppchen war, aber ließ es auf sich beruhen. Dachte ich zumindest. Kaum das Elijah den Wagen angehalten hatte, lag seine Hand wieder auf meiner Schulter. Dieses mal hielt er mich im Sitzt, damit ich nicht sofort aussteigen konnte. Nachdem Elijah ausgestiegen war, beugte er sich noch einmal vor. „Ich nehme an du kennst das Märchen, also pass besser auf, das ich dich nicht fresse.“

„Keine Sorge, du bist eh nicht mein Typ“, murmelte ich und stieg aus dem Wagen. Elijah warf mir einen besorgen Blick zu, als ich auf ihn zutrat. Ich wusste, dass er meine Unterhaltung mit seinem Bruder mit angehört hat. Mich aber nicht darauf ansprechen würde. Ich deutete mit einem Nicken zu der Lagerhalle, vor der er wartete.

„Nun, es ist“, begann Elijah zögerlich. Hinter mir schlug Klaus die Wagentür zu.

„Ich bin ein großes Mädchen. So schnell schockt mich nichts mehr“, versicherte ich ihm und betrat das Lagerhaus. Ich hatte ja keine Ahnung, wie ich mich irren konnte.
 

Fassungslos starrte ich auf die Blutüberströmte Leiche. Ich konnte an den Wänden genau sehen, wo der Körper aufgekommen war. Jemand hatte ihn gegen die Wand geworfen, mehrfach. Der rechte Arm war mehrfach gebrochen und auf dem Gesicht des Mannes war der blutige Schuhabdruck noch zu erkennen. Was mich aber am meisten beunruhigte war das Kleid, in das der Mann gezwängt wurde. Es war rosa und die weißen Rüschen waren rot verfärbt. Mit zitternden Händen wählte ich Hayleys Nummer. Sie nahm nach dem zweiten Klingeln ab.

„Pack meine Seichen. Eure auch. Olek ist wohl doch nicht verblutet.“ Meine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen und ich hatte mühe mich auf den Beinen zu halten.

„Was?“ Ich konnte die Panik in ihrer Stimme hören. „Das ist unmöglich.“

„Ich habe eine Leiche, die in einem meiner alten Kleider steckt. Du erinnerst dich, das Kleid, von dem du behauptest hast, ich würde darin wie ein rosa Sahnebonbon aussehen. Außerdem sieht der Kerl so aus, wie Olek. Er hat die gleichen Verletzungen. Der gebrochene Arm, die unsanfte Begegnung mit der Wand und der Tritt ins Gesicht. Falls du mir noch immer nicht glaubst, dann wäre da noch der Liebesbrief. >Dieses Mal überlebst du nicht ангел<“

„Wir sind morgen früh da. Kommst...“ Ich schnitt Hayley das Wort ab, in dem ich auflegte. Ich starrte einfach nur auf dieses Wort: ангел. Er hatte mich nie Engel genannt. Das war immer Tony gewesen. Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Jetzt musste ich meine Gedanken ordnen und mir meine nächsten Schritte überlegen. Ohne weiter auf die beiden Männer zu achten verließ ich das Lagerhaus. Ich musste zu meinem Auto zurück. Zwei Querstraßen weiter lief ich plötzlich in jemanden hinein, der mich an den Schultern festhielt, damit ich nicht weglaufen konnte. Ein blick nach oben verriet mir, das es Klaus war.

„Lass mich los.“ Meine Stimme war ruhig. Zu ruhig, für mein aufgewühltes Gemüt.

„Was war das da drin?“ Auffordert sah er mich an.

„Vergangenheit.“ Ich wusste nicht warum ich ihm antwortete. Vielleicht aus demselben undefinierbaren Grund, warum ich meinen Blick nicht von seinen blau-gründen Augen abwenden konnte, die in der Dunkelheit viel zu deutlich zu erkennen waren. Er nickte, rührte sich jedoch nicht. Auch meine Schultern hatte er noch nicht losgelassen. Langsam wurde ich nervös.

„Wenn du noch länger starrst, wird es teuer“, blaffe ich ihn an. Alles was ich wollte, war allein sein und mich verstecken.

„Deine Freunde kommen hier her?“ Verwirrt blinzelte ich ihn an.

„Mitbewohner“, korrigierte ich ihn. Wahrscheinlich hatte er nicht so Unrecht, denn Hayley, Chloé und Tasha waren die Personen, denen ich am meisten vertraute. Trotzdem sträubte sich alles in mir gegen das Wort Freunde.

„Ihr wohnt bei mir.“ Es war keine Frage, oder Feststellung, sondern ein Befehl. Ich hasste Befehle, auf die hatte ich noch nie gut reagiert. Ich hatte so lange für meine Freiheit kämpfen müssen.

„Vergiss es.“ Ich funkelte ihn herausfordernd an und alles, was er tat, war Lächeln. Im Nächten Moment hatte er mich einfach über seine Schulter geworfen und ich wusste zum ersten Mal seit Jahren nicht, wie ich reagieren sollte.

Aussprache

Eingeschnappt starrte ich aus dem Fenster. Ich wusste, dass vor der Tür zwei Vampire standen, damit ich nicht weglaufen konnte. Es wäre ein leichtes gewesen, sie zu töten, aber ich hatte mir nach meinem Ausraster mit Olek geschworen, dass ich nie wieder unschuldige töte. Solange die beiden vor meiner Tür also keinen Massenmord veranstalten, würde ich ihnen nichts tun. Der erste der das Zimmer betrat war Elijah. Ich beobachtete sein Spiegelbild im Fenster, drehte mich allerdings nicht um.

„Ich entschuldige mich, falls mein Bruder Unannehmlichkeiten bereitet sollte.“ Mir entkam ein trockenes Lachen.

„Machen Sie das öfter? Sich für die Fehler ihres Bruders entschuldigen?“ Es klang nach einem Vorwurf, auch wenn ich es nicht beabsichtigt hatte.

„Es ist wohl schon das ein oder andere Mal vorgekommen.“ Eine Bestätigung, die mich nicht wunderte. Noch immer stand er in der Tür.

„Wollen Sie sich nicht setzen?“ Ich deute auf das Sofa, das im Gästezimmer stand. Er nickte und nahm auf dem Sessel platz.

„Danke. Der Grund warum ich hier bin“, begann er.

„Hayley, also die Wölfin trinkt nur Schweineblut und Tasha ernährt sich nur von Rinderblut.“ Ich fühle mich matt, weil ich das Gefühl habe nachzugeben. Immerhin wollte ich nicht hier sein.

„Verstehe, hat es einen Grund?“ Sein Interesse an allem schien grenzenlos zu sein. Langsam drehte ich mich um und setze mich ihm gegenüber.

„Ich bin nicht sicher, ob ich es Ihnen erzählen sollte“, gestehe ich ruhig und sehe ihm in die Augen. „Wie lange will Klaus eigentlich noch vor der Tür stehen und lauschen?“

„Sie haben ihn bemerkt?“ Er schien überrascht und beeindruckt.

„Ich war verdammt gut in meinem Job. Also ja, ich habe ihren Bruder bemerkt. Ebenso, wie die beiden Vampire, die für meiner Tür Wache stehen, die drei unten und die beiden, die versteckt im Garten sind.“ Klaus rührt sich nicht vom Fleck, was mir nur Recht ist.

„Mein Bruder ist…“

„Paranoid?“, ergänze ich seinen Satz.

„Nein. Die Sache ist nicht so einfach.“ Ich hatte das Gefühl, das er nicht darüber reden wollte und ich war die letzte, die in alten Wunden herumstochern wollte.

„Vergangenheit ist doch etwas Schönes. Sie hat uns zu dem gemacht was wir sind, aber wenn wir ehrlich sind, wollen wir nichts lieber, als sie vergessen.“

„Gab es nicht auch schöne Momente in deinem Leben? Solche die es wert sind, sich daran zu erinnern.“ Mir gefiel weder die Richtung, noch die Thematik dieses Gespräches. Dennoch dachte ich über seine Worte nach.

„Bestimmt gab es die. Leider sind die guten Erinnerungen von all den bösen verschluckt worden.“ Ich stand auf und ging in Richtung der Tür. „Ich werde jetzt mein Auto holen. Allein, falls das den Dickschädel deines Bruders geht.“
 

20 Minuten später stieg ich missgelaunt in meinen Wagen. Der Vampir, der offiziell dafür sorgen sollte, dass ich mich nicht verfuhr, trat nervös von einem Beim aufs andere. Das war ja nicht zum Aushalten. Es war offensichtlich, dass er Angst hatte. Seufzend öffnete ich die Beifahrertür.

„Jetzt steig‘ schon ein, ich beiße nicht.“ Zögerlich setzte sich der junge Vampir in Bewegung. Wenn er sich nicht bald zusammenriss, würde ich mich vergessen. „Wie ist dein Name?“

„B-Ben.“ Ich hatte das Gefühl, das er kurz überlegt hatte ein Ma‘am hinzuzufügen, aber mein Blick hielt ihn erfolgreich davon ab.

„Gut, Ben. Ich bin keine seelenlose Killerin. Solange du in meiner Gegenwart keine unschuldigen Menschen tötest, werde ich dir nichts tun“, versicherte ich ihm.

„Sie haben Klaus angegriffen.“ Es war eine Feststellung und ich zuckte mit den Schultern.

„Nichts für ungut, aber zwischen euch liegen Welten. Schätze es wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich versuche, Klaus an die Gurgel zu gehen. Ich mag es nicht, wenn man mich herumkommandiert.“

„Nun, er auch nicht, aber er gibt unheimlich gern selbst Befehle.“ Ich ließ meinen Blick kurz zu dem Jungen neben mir gleiten. Es schien, als habe er sich entspannt. Den Rest der Fahrt schiegen wir. Es war keine unangenehme Stille und ich war dankbar für die Ruhe. Klaus wartete bereits vor der Haustür und staunte nicht schlecht, als ich auf seine Auffahrt bog.

„Noch nie eine Frau gesehen, die tatsächlich Autofahren kann?“ Eine kleine Stimme in meinem Kopf sagte mir, dass dringend aufhören musste ihn wegen allem anzufahren, aber es machte spaß.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du wiederkommst. Ben ist nicht gerade lange ein Vampir.“

„Sagen wir es wie es ist, er ist kein besonders guter Vampir. Ihm fehlt jede Art von Killerinstinkt, aber gerade deshalb, werde ich ihn nie umbringen müssen.“ Klaus blinzelte mich verwirrt an. Kopfschüttelt holte ich meine Tasche aus dem Kofferraum und warf sie mir über die Schulter. „Ich bitte dich, sieh ihn dir an. So hilflos und überfordert. So etwas weckt bei Frauenmutterinstinkte. Oh da fällt mir ein. Ben, du solltest dich von meiner rothaarigen Hexe fernhalten. Andernfalls wird sie dich, vielleicht mit Haut und Haaren nicht fressen, aber in sehr viele unangenehme Situationen bringen.“

„So schlimm bin ich nicht“, protestierte Chloé und schlich schon mal probehalber um Ben herum. „Du bist niedlich. Magst du vielleicht mein neues magisches Haarfärbemittel testen?“ Ben wurde ein wenig bleich und bevor er etwas sagen konnte, hatte Chloé schon seine Hand gepackt. „Klasse. >Ich finde die Küche selbst, habt ihr Krähenfüße im Haus oder Molchsaugen? Ich nehme auch alternativ einen Granatapfel.“ Klaus starrte den beiden hinterher und Ben drehte sich hilfesuchend zu ihm um.

„Ich hatte ihn gewarnt“, murmelte ich und ging selbst wieder ins Haus.

„Und wie viel Zeit hatte er, um sein Leben zu retten?“, fragte Hayley, die nicht nur ihre Tasche, sondern auch die von Chloé und Tasha trug.

„Vielleicht fünf Sekunden.“

„Das war ausreichend.“ Damit war die Unterhaltung beendet und ein leicht verwirrter Elijah trat aus der Tür.

„Deine Freundin foltert gerade einen Angestellten meines Bruders.“

„Da muss er durch, er hatte fünf Sekunden, um wegzulaufen“, erklärte Hayley freundlich und drückte Elijah zwei der Drei Koffer in die Hand. Irgendwas wollte Elijah sagen, als ein lauter Knall und ein panischer Schrei, der von Ben kommen musste, unsere Aufmerksamkeit verlangte. Seufzend drückte ich Klaus meine Tasche in die Hand und rannte in die Küche. Durch den dunklen Rauch konnte ich kaum etwas sehen, aber ich schaffte es Chloé und Ben aus der Küche zu zerren. Ungläubig starrte ich Ben an. Seine eigentlich hellblonden Haare waren jetzt Orange mit grünen und pinken Punkten. Tadeln schaute ich auf die rothaarige Hexe.

„Ups.“ Mehr brachte sie nicht vor. Ich deute verstimmt auf Ben.

„Welche Farbe sollte es werden?“

„Schwarz“, flüsterte sie kleinlaut.

„Lass es bleiben. Chloé du…“ Ich hielt mit meiner Strafpredig inne, als ich sah, wie Chloés Augen glasig wurden. Ich führte sie zu einem Sessel und zwang sie sich hinzusetzten. Das bedeute nichts Gutes.

„Was ist mit ihr?“, fragte Elijah besorgt.

„Sie hat Visionen“, erklärte ich knapp.

„Ich habe gerade ein Eichhörnchen mit Pinken und Grünen Punkten gesehen.“ Ein junges Mädchen trat verwirrt durch die Terrassentür und starrte auf mich und meine Freunde.

„Ah Davina, hatte der Lokalisierungszauber Erfolg?“ Klaus trat durch die Tür und starrte auf Bens Haare. Eigentlich starrten alle auf Bens Haare. Nur ich wunderte mich gerade, wo Tasha abgeblieben war.

„Also das Haus ist hübsch. Wenn wir hier fertig sind, können wir es mitnehmen?“ Tasha trat neben Hayley und entdeckte dann Klaus und Elijah. Zum ersten Mal seit ich sie kannte, lag so etwas wie Angst in ihrem Blick. Noch bevor ich etwas sagen konnte, kam Chloé wieder keuchend zu sich. Sofort kniete ich mich neben sie und legte ihr eine Hand auf den Rücken.

„Was hast du gesehen?“ Sie sah mich an und Tränen sammelten sich in ihren Augen.

„Du musst nach Hause gehen.“ Das war alles was sie flüsterte, bevor sie auf Ben starrte. „Vielleicht zu Halloween. Na komm, wir entfärben dich wieder.“ Ben wich ein paar Schritte zurück.

„Keine Sorge, sie ist eine sehr talentierte Hexe, wenn sie nicht gerade experimentiert“, kicherte Tasha.

„Ich bin auch eine sehr talentierte Hexe, wenn ich experimentiere. Das passiert halt, wenn man nicht alles da hat.“

„Ach so, wenn wir hier schon die Möglichkeit haben. Ich habe da einen neuen Zaubertrank der gegen Manipulationen schütz. Ohne Eisenkaut, könnte ganz hilfreich sein. Die Urvampire können auch Vampire manipulieren.“

„Das bezweifle ich“, rief ich Chloé hinterher.

„Willst du es ausprobieren?“ Es war eine Herausforderung und ich wusste, dass Klaus mich provozieren wollte. Für einen kurzen Moment glaubte ich, dass auch er es genoss mit mir zu streiten.

„Nein, will sie nicht“, mischte sich Natasha ein und zog mich vor die Tür. Ich ließ sie gewähren, da sie besorgt aussah. Am anderen Ende des Gartens ließ sie mich wieder los. „Halte doch von Klaus fern. Er ist das personifizierte böse und er hat bisher noch jeden umgebracht, der ihm widersprochen hat.“

„Ich brauche keine Ratschläge“, erklärte ich bissig und ging wieder ins Haus. Mich beschäftigte noch immer, warum ich nach Hause gehen sollte. Plötzlich kam mir ein verstörender Gedanke und ich rannte zu Chloé. Schwer atmend hielt ich mich am Türrahmen fest. Ben hatte bereits wieder blonde Haare, wie ich feststellte.

„Er lebt, aber fragte mich bitte nicht, wie lange noch.“ Es war die Antwort, auf die Frage, die ich ihr nicht stellen konnte. Verstehend nickte ich.

„Soll ich mitkommen?“

„Nein. Ich werde dann losfahren. Es ist jetzt.“, murmelte ich und blickte auf die Uhr. „Acht Uhr morgens. Wenn ich gleich losfahre, bin ich in 12 Stunden da.“ Damit stürme ich ohne meine Tasche auf mein Auto zu. Als ich die Fahrertür zuschlug, saß Klaus bereits auf dem Beifahrersitzt.

„Wo willst du hin?“ Seine Stimme klang ruhig und ich hörte die versteckte Drohung deutlich. Trotzdem startete ich den Wagen und fuhr los. Allein in den ersten Fünf Minuten schnitt ich drei LKWs, holte beinahe eine alte Dame von der Straße und verursachte zwei Verkehrsunfälle, weil mir andere Autofahrer schockiert auswichen. Klaus war bereits seit vier Minuten still, angeschnallt und umklammerte den Angstgriff.
 

Während meines ersten Tankstopps stieg Klaus dankbar aus dem Wagen aus. Ich ignorierte ihn, tankte den Wagen auf und bezahlte. Als ich wieder einsteigen wollte, stand er vor der Fahrertür.

„Wie wäre es, wenn ich ab jetzt fahre.“ Es war kein Vorschlag, sondern schon wieder ein Befehl.

„Das ist mein Auto und ich habe es eilig.“

„Ich würde es vorziehen keinen Unfall zu bauen.“ Mein einer Mundwinkel zuckte kurz, dann schob ich ihn beiseite. Wenn er so viel Angst hatte, konnte er ja hierbleiben. Aber ich wartete brav, bis er fluchend in den Wagen gestiegen war. Ich brauchte zwei Stunden länger als geplant und es lag nicht an Klaus, der bei jedem Tankstopp erneut das bockige Kleinkind spielen musste. Es war ein mulmiges Gefühl vor dem alten Militärstützpunkt zu parken und auch nachdem ich den Motor abgestellt hatte, konnte ich nicht aussteigen. Wie sollte ich ihm nur unter die Augen treten.

„Das ist ein Scherz oder? Du hast uns beinahe umgebracht und willst nicht mal reingehen!“ Klaus hörte sich gereizt an und ich verstand es. Ich wusste, warum ich gefahren und nicht geflogen war. Ich wollte Zeit gewinnen. Zeit um den Mut aufzubringen, der mir fehlte. Das Zuschlagen der Beifahrertür ließ mich zusammen zucken. Ich starre noch immer schweigend auf das Lenkrad, als sich Klaus zu mir herunterbeigte, um den Anschnallgurt zu lösen.

„Wa-“, begann ich und verstummte als ich in seine Augen sah.

„Du hast es überlebt mich anzugreifen, also was auch immer da drin ist, es kann bei weitem nicht so gefährlich sein wie ich.“ Seine Stimme war seltsam ruhig und ich ließ es zu, dass er mich aus dem Wagen zog. Ich straffte die Schultern und betrat das Gebäude. Es war beinahe verlassen, aber ich wusste, dass Tony hier war. An den Wänden war immer noch Blut, auch wenn die Leichen nicht mehr dort lagen. Klaus musterte schweigend eine Wand.

„Als ich diesen Ort vor vier Jahren verlassen habe, war ich wütend.“

„Das warst du?“

„Nein. Also zumindest nicht allein. Ein Großteil war Natasha. Es ist keine gute Idee, einen Vampir 30 Jahre wie einen Hund einzusperren.“

„Oh das einsperren ist kein Problem. Rauslassen sollte man ihn nicht.“ Perplex starrte ich auf Klaus und fragte mich, wie viele Vampire dank ihm noch irgendwo verrotteten. Schließlich wand ich den Blick ab und suchte Tony. Er war nicht in seinem Schlafzimmer und auch sonst fand ich ihn an keinem der Orte, wo ich ihn vermutete hätte. Da ich langsam nicht mehr wusste, wo ich noch suchen sollte, ging ich in mein Altes Zimmer.
 

Kaum hatte ich den Raum betreten fielen mir zwei Dinge auf. Tony, der in derselben Ecke kauerte, wie ich, als ich hier ankam und das sich dieser Raum nicht geändert hatte. Es sah noch genauso aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Wie das Zimmer einer rosa Märchenprinzessin. Ich schluckte und ging langsam auf Tony zu. Er hatte ein Messer in der Hand und schien zu überlegen, ob und wie er es ansetzen sollte. Ohne darüber nachzudenken griff ich in die Klinge. Als er hochschaute waren seine Augen glasig und die Augenränder deuteten darauf hin, dass er kaum geschlafen hatte. Ich fragte mich wo der Mann hin war, vor dem ich Jahre lang Angst gehabt hatte.

„Hallo Tony.“ Meine Stimme war heiser und ich hatte das Gefühl zu ersticken.

„Bist du es wirklich, mein Engel?“ Es war als wäre er in einer Trance.

„Ja, du siehst furchtbar aus.“ Er gab ein hustendes Lachen von sich und starrte dann wieder auf das Messer. „Tony, warum ist Olek ein Vampir?“ Er reagierte nicht und ich musste meine Fragte drei Mal wiederholen, bis er mich ansah.

„Olek ist was?“

„Denk nach. Er hat mich drei Tage nach meinem Geburtstag erschossen. Ich habe ihn hab totgeschlagen. Tony, was ist passiert, als ich weg war?“ Meine Stimme klang fordernd, aber ich bemühe mich ruhig zu bleiben.

„Mein Engel ist gestorben“, murmelte Tony abwesend und ich verlor die Geduld. Ich zwang ihn mi in die Augen zu sehen. Wenn er nicht freiwillig wollte, würde ich ihn zwingen.

„Reiz dich zusammen. Du wirst dich jetzt verdammt noch mal konzentrieren und aufhören in Selbstmitleid zu versinken.“ Ich hasste es Menschen zu manipulieren, aber ich konnte sehen, wie seien Augen wacher wurden, sein Blick fokussierter und sein Gesichtsausdruck ernst. Da war er wieder, der Mann, der einen sinnlosen Kreuzzug gegen Vampire führen wollte.

„Du bist wieder hier“, stellte Tony nun nüchtern fest. Ich nickte und stand auf.

„Was ist passiert, nachdem ich gegangen bin?“, forderte ich noch einmal.

„Olek ist gestorben, aber er hatte immer Vampirblut in seinem Körper. Für den Fall der Fälle. Er war wütend. Anfangs konnte ich ihn kontrollieren. Ich dachte er könnte mir helfen, meine Pläne zu erreichen, aber wollte Rache und ist gegangen.“ Es klang anklagend und ich holte aus, um Tony eine Ohrfeige zu verpassen. Tony zuckte nicht einmal mit einem Muskel.

„Idiot. Du hast nicht das Recht, ihn wegen seiner Rachepläne zu verurteilen. Du wolltest jeden einzelnen Vampir, jede Hexe und jeden Werwolf auslöschen, weil ein einzelner Vampir diene Frau getötet hat. Ich glaube dir, dass es ein schrecklicher Tag war, aber Rache war noch nie eine gute Lösung. Denn sieh es ein, egal wie viele Vampire du tötest, deine Frau wird dadurch nicht wieder lebendig.“

„Ich weiß und es tut mir leid.“ Seine Aussage nahm mir den Wind aus den Segeln. Ich war so wütend gewesen, aber Tony sollte sich nicht entschuldigen.

„Ich nehme an, du weißt nicht, wie ich Olek finde?“

„Nein.“ Ich nickte und wand mich zum Gehen. Ich war schon fast aus der Tür, als Tony zurückhielt. „Caroline.“ Es genügte ein einziges Wort, damit ich stehen blieb und mich umdrehte.

„Was?“

„Das was ich…“, begann Tony doch ich währte ab.

„Lass es gut sein. Ich bin dir nicht böse. Ich hatte die Wahl. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich immer Angst ewig in der Kleinstadt festzusitzen, in der ich geboren wurde. Dank dir, steht mir die Welt offen. Ich gebe zu, dass ich dich all die Jahre gehasst habe, aber ich habe schon vor einer Weile eingesehen, dass du ein besserer Vater für mich warst, als mein eigener.“

„Es tut mir trotzdem leid, dass du dein Leben so verbringen musst.“

„Machst du Witze? Ich mag, was ich bin. Als ich mich entschied ein Vampir zu werden, wollte ich nur Olek in Stücke reizen, aber ob du es mir glaubst oder nicht: ich bin immer noch ich, nur besser.“

„Das verstehe ich nicht“, gestand Tony perplex.

„Ich töte immer noch Vampire, Hexen oder Werwölfe vor allem, wenn sie grundlos Menschen töten.“

„Aber du…“

„Ich bin vielleicht ein Vampir, aber ich muss kein Monster sein. Außerdem sind wir ehrlich, es gibt auch genügend Monster und die meisten von ihnen sind Menschen.“

„Ich verstehe. Es ist schön zu sehen, dass es dir gut geht, mein Engel.“

„Es hat ein wenig gedauert“, gab ich zu und ging. Es war besser jetzt zu gehen, da ich sicher war, das Tony über eine Menge nachdenken musste. Ich spürte Klaus Blick in meinem Rücken, aber er schwieg, was ich ihm hoch anrechnete. Ich war noch nicht bereit, jetzt mit ihm zu reden. Erst als ich das Auto aufschloss, sagte er doch etwas.

„Wirst du uns auch auf der Rückfahrt beinahe umbringen?“

„Es ist spät. Wie wäre es, wenn wir fliegen oder zumindest du fährst. Aber ich schwöre dir, wenn hinterher auch nur einen Kratzer in meinem Lack finde, wirst du dir wünschen, nie geboren worden zu sein.“

„Du solltest endlich aufhören mir zu drohen liebes.“

„Gib es doch zu, du genießet es, dass dir nach keine Ahnung wie vielen Jahren endlich jemand die Stirn bietet.“ Ich funkelte ihn herausfordern an und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, als er näher kam. Dieser Mann war ein Raubtier, elegant und tödlich. Mir stockte fast der Atem, als der keine 10 cm vor mir stehen blieb und nach den Autoschlüsseln in meiner Hand griff.

„Verlass dich nicht zu sehr darauf, Rotkäppchen. Du weißt doch, am Ende dieser Geschichte, wirst du von mir gefressen.“ Es war beinahe ein Versprechen und mich beschlich das dumme Gefühl, dass er etwas völlig anderes meinte. Dass der Wolf am Ende von Rotkäppchen eigentlich starb, erwähnte ich nicht. Es hätte sowieso nichts geändert.

„Ich glaube, es gibt Schlimmeres“, gebe ich stattdessen von mir. Er lächelte und ich konnte das Funkeln in seinen Augen sehen. Wann genau waren wir vom Streiten zum Flirten übergegangen? Denn irgendwas sagte mir, dass wir hier genau das taten. Es war Teil des Spiels. Seines Spiels, denn ich war mir sicher, dass er mich testen wollte. Egal was r behauptet hatte, er genoss es mit mir zu streiten. Es war als würden wir tanzen und das zu einer Musik, die nur wir hören konnten. Das Problem war nur, wir wollten beide führen.

Partner

Ich mache mir nicht die Mühe zu Fragen, wie Klaus es geschafft hatte gegen 23:00 Uhr einen außerplanmäßigen Linienflug nach New Orleans mit nur einem Telefonanruf zu bekommen, aber eine Stunde später für ein Fluglotse meinen Wagen in ein Flugzeug und Klaus schob mich durch das Terminal. Es war kein Privatjet und dennoch hatten wir das Flugzeug für uns allein. Warum Klaus also darauf bestand in der ersten Klasse direkt neben mir zu sitzen verstand ich nicht. Ich war einfach nur fertig. Erst meine halsbrecherische Fahr von New York nach New Orleans, dann die Erkenntnis das Olek noch lebte und schließlich meine Fahrt nach Vegas. Es waren jetzt fast 48 Stunden seit ich das letzte Mal geschlafen hatte, also konnte Klaus meinetwegen auch auf den Tragflächen sitzen. Ich für meinen Teil war keine fünf Minuten nachdem ich das Flugzeuggestiegen bin, eingeschlafen.

 

Als ich wieder aufwachte war es draußen hell und es roch nach Schwefel. Eine halbe Sekunde dachte ich daran mich in dem weichen Bett einfach nur wieder umzudrehen, bis ich mich an den Schwefelgeruch erinnerte. Danach stand ich neben dem Bett und blitzte in die Küche. Zu meinem Glück trug ich noch meine Sachen von gestern, ansonsten hätte es peinlich werden können. In der Küche standen nicht nur Chloé, die hustend nach dem Fenster tastete, sondern auch alle anderen. Neben mir entdeckte ich die junge Hexe von gestern, die Klaus Davina genannt hatte. Nach einem kritischen Blick stellte ich fest, dass es außer dem Kochtopf keine Leichen oder Verletzte gab.

„Passiert das öfter?“, flüsterte Davina leise zu mir herüber.

„Sekunde“, murmelte ich, da ich noch etwas nachprüfen musste. „Sag mal Huhn, Absicht oder versehen?“

„Absicht, du weißt doch, das mit den Ortungszauber für unterwegs ist etwas komplizierter. Ich bin auch noch nicht ganz fertig. Ich brauche etwas, das Olek gehört hat. Wenn ich dann fertig bin, kann ich dir auf 10 Meter genau sagen, wo du hinmusst“, erklärte Chloé ruhig. Ich wand mich der jungen Hexe zu.

„In diesem Fall passt das schon. Ich habe noch die Kugel, die mich töten sollte. Oder reicht dir ein Bild von ihm?“

„Ich nehme das Bild von dem Arsch.“ Ich lächelte in Hayleys Richtung.

„Hol das Bild!“, kommandierte ich. Halb knurrend setzte sie sich in Bewegung. „Braves Wölfchen.“

„Fick dich!“, fauchte sie zurück. Dass sie es nicht so meinte, wusste ich. Alle anderen sahen mich komisch an.

„Oh bitte, wir haben uns schon schlimmer betitelt.“

„Aber ihr seid Freunde“, murmelte Davina leise.

„Caroline hat keine Freunde“, erklärte Tasha trocken.

„Auftragskiller haben keine Freunde“, verbesserte sie Chloé.

„Die Sache ist kompliziert“, ergänzte Hayley und reichte das Foto weiter. Das Schweigen, das sich ausbreitete war bedrückend. Ein Teil von mir wollte sich dazu äußern. Erklären, dass ich ihnen traute, aber ich konnte es nicht laut aussprechen. Sie wussten es. Wussten, dass sie mir nicht egal waren und dass ich hinter ihnen stand. Es war schließlich Cami, die die Stille löste.

„Ich hatte den Abgetrennten Kopf eines Werwolfes auf meinem Küchentisch“, rief sie quer durchs Wohnzimmer.

„Lass mal sehen“, antworteten Hayley und ich gleichzeitig und gingen Cami entgegen. Angewidert hielt Cami uns einen offenen Karton hin.

„Hallo Constantin. Wie kommst du denn nach New Orleans?“ Es wunderte mich wirklich, zumal Constantin sein Wolfrudel in Tibet hatte.

„Olek?“, mutmaßte Hayley, aber ich schüttelte den Kopf.

„Der kann nicht in die Wohnung. Außerdem ist er vielleicht 3 Stunden tot. Constantin, wäre niemals wegen Olek in die Staaten gekommen. Vor allem, hätte er es nie schaffen können, dass Constantin in seiner Wolfsgestalt bleibt. Vollmond ist erst in zwei Tagen. Da steckt etwas anderes dahinter.“ Das ich Olek ausschließen konnte, passte mir gar nicht. Noch viel weniger passte mir, dass ich keine Ahnung hatte, was da passiert war. Die einzige Erklärung die mir einfiel, war das Klaus und Co in Schwierigkeiten steckten und ich hatte keine Probleme sie damit allein zu lassen. Mich interessierte nur Olek.

„Was unternehmen wir deswegen?“ Tasha klang mehr als nur gelangweilt und schloss den Karton sorgfältig.

„Nichts, das ist nicht unser Problem. Was auch immer die Herren für Schwierigkeiten haben, ist mir egal. Ich bin wegen Olek hier, das ist alles.“ Das Cami mich völlig entgeistert anstarrte, war mir egal. Ich hatte meine Prinzipien und sie wusste, dass ich keine heilige war. Es war klar, dass Cami das nicht so stehen lassen wollte, aber Chloé ließ ihr keine Zeit etwas zu erwidern. Ohne Vorwarnung drückte mir meine durchgedrehte Hexe meine Jacke und Tasche in die Hand, bevor sie mich und Hayley in Richtung Tür schob.

„Erklärung“, murmelte Hayley perplex.

„Wir gehen in den Zoo“, flötete Chloé vergnügt.

„Ich hoffe für dich das Olek dort ist, ansonsten verfüttere ich dich an die Ziegen im Streichelzoo.“

„Habe ich mich je geirrt?“ Seufzend zog ich meine Jacke an. Sie hatte Recht. Chloé tat viele Dinge, die ich nicht verstehen konnte, aber irren tat sie sich selten.

„Und wo genau?“

„Keine Ahnung, irgendwo zwischen dem Spielplatz, den Schmetterlingen und Lamas.“

„Das klingt nicht nach Olek“, bemerkte Hayley trocken.

„Tasha!“ Es brauche nicht mehr, damit sich Tasha in Bewegung setzte.

„Ich fahre mit Hayley“, erklärte sie noch bevor die Tür ins Schloss gefallen war. Ich schüttelte den Kopf und ignorierte Klaus Blick der sich in meinen Rücken bohrte.

 

Im Zoo war es bereits jetzt schon laut und für meinen Geschmack überfüllt. Dabei waren die Kassen erst seit einer Stunde geöffnet. Doch das lag vermutlich am Wetter und an der Tatsache, dass es Samstag war. Was mich allerdings viel mehr störte, was dass wir zu spät kamen. Obwohl Hayley, Chloé, Tasha und ich den ganzen Zoo absuchten, fangen wir nichts. Nicht einmal einen Hinweis, dass er wirklich dort gewesen war. Frustriert machten wir uns wieder auf den Weg zurück, als ein kleines Mädchen vor mir stehen blieb. Sie lächelte und hielt mir einen Zettel entgegen.

„Der ist für dich.“ Verwundert nahm ich das gefaltete Blattpapier entgegen und sah, dem kleinen Mädchen hinterher. Mein Instinkt sagte mir, das mir nicht gefallen würde, was dort steht, dennoch musste ich es lesen.

 

## Es war einmal vor langer Zeit, ein Zauber geschaffen für die Ewigkeit. Ein Baum gilt heut als großer Feind, geriet dennoch in Vergessenheit. Mit Knoblauch, Kreuz und schalem Wasser, rüstet die Welt ihre Aufpasser. Doch was einst verborgen war, funkelt im Mondlicht hell und klar. Und wenn die Ersten werden untergehen, wirst auch du, mein Engel, dem Ende entgegen sehen.

 

Töte einen, tötest du alle. Es lebe die Blutlinie und grüß Constantin von mir. ##

 

Mir gefror das Blut in den Adern, als ich auf die Handgeschriebenen Zeilen starrte. Meine Kehle war staubtrocken, dennoch zwang ich mich zu reden.

„Was weißt du über die Blutlinie?“ Ich schaffte es nicht Chloé anzusehen, aber das sie tief Luftholte bedeutete nichts Gutes.

„Es verbindet die Urvampire mit allen anderen. Es gibt da ein Gerücht in Hexenkreisen. Tötet man einen Urvampir, tötet man jeden Vampir der dieser Blutlinie entspringt.“ Mehr musste ich nicht hören. Ohne groß darüber nachzudenken, war ich losgelaufen. Wir waren eh mit Hayleys Wagen hergekommen. Ich hingegen musste zurück, denn wenn ich Oleks kleines Gedicht richtig interpretierte, wollte er einen Urvampir töten. Falls Chloés Legende allerdings stimmen sollte, musst zumindest einer von ihnen am Leben bleiben, wenn ich nicht auch sterben wollte. Den Zettel steckte ich beiläufig eine Hosentasche, damit ich meine Waffe ziehen konnte. Was auch immer mich im Haus von Kaus erwartete, ich wollte vorbereitet sein.

 

Die Vordertür stand weit offen, was ich als schlechtes Zeichen ansah. Im Flur lag Ben oder zumindest, was von ihm noch übrig war. Die Wölfe hatten ihm Den Kopf abgebissen. Es war ein sinnloses Opfer, immerhin war Ben unschuldig gewesen. Vorsichtig betrat ich das Wohnzimmer und erstarrte in der Tür. Drei Werwölfe waren über den Raum verteilt. Einer kauerte auf dem Wohnzimmertisch, bereit seine Zähne in ein Ofer zu schlagen, ein weiterer versperrte den Weg durch die Hintertür und der letzte hatte seine Zähne gerade in Elijahs linken Arm geschlagen. Aus dem oberen Stockwerk hörte ich Tische und Stühle umfallen. Anscheinend waren dort auch Wölfe. Irgendwo hörte ich eine Frau schreien, das musste Davina sein. Innerlich fluchend, beschloss ich, das Elijah noch eine Weile allein zu Recht kommen musste. Der panische Schrei kam aus der Küche und wie ich vermutete hatte, kauerte Davina in einer Ecke auf dem Boden. Keine Zwei Meter vor ihr stand ein großer, bedrohlich knurrender grauer Wolf. Es war purer Instinkt, das ich dazwischen ging, als er zum Sprung ansetzte. Es war ein brennender Schmerz, als sich die Zähne des Wolfes in meinen Unterarm bohrten. Ich schaute dem Wolf direkt in die Augen, bevor ich die Waffe anhob und abdrückte. Der laute Knall des Schusses ließ Davina erneut aufschreien. Ohne weiter auf die junge Frau zu achten, schüttelte ich die Leiche des Wolfes von meinem Arm und eilte zurück ins Wohnzimmer. Mittlerweile lag einer der drei Wölfe bewusstlos am Boden und Elijah schleuderte einen weiteren durch ein Fenster. Mich hingegen interessierte nur der Wolf, der die Tür bewachte. Ich umschloss den Griff meiner Waffe fester und zielte auf den braunen Wolf.

„Ruf sie zurück.“ Es war eine Drohung und ich sah in den Augen des Wolfes, dass er verstand. Den Geräuschen nach zu urteilen waren im Haus 6 Wölfe gewesen. Einen hatte ich erschossen, zwei hatte Elijah ausgeschaltet und die beiden im oberen Stockwerk dürfte Klaus getötet haben. Allerdings bezweifelte ich, dass dieses Rudel nur so wenige Mitglieder hatte. Normalerweise bestanden Werwolfsrudel aus 10-20 Tieren. Die einzige Ausnahme, dass es ein neues Rudel war. Doch ich bezweifelte, dass ein neugegründetes Rudel ein derartiges Risiko einging. Außerdem schwebte über allem die Tatsache, dass es Werwölfe waren, aber kein Vollmond. Ich hörte jemanden die Treppe hinunter steigen und vermutete, dass es Klaus war. „Ich wiederhole mich nur ungern.“ Angespannt leckte sich der Wolf über die Lefzen und legte die Ohren an. Ich sicherte meine Waffe und entfernte das Magazin und die Kugeln im Lauf. Klirrend fiel das Magazin auf den Boden und ich entsicherte meine Waffe wieder. Neben mir regte sich der bewusstlose Wolf. Ohne den Alpha aus en Augen zu lassen, schoss ich auf den Wolf zu meiner linken. Hinter mir hörte ich Klaus und Elijah die Luft einziehen und der Wolf ging langsam drei Schritte zurück. Ein kaltes Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

„Ganz genau, wer auch immer euch geschickt hat, sollte wissen mit wem er sich anlegt. Also ruf den kümmerlichen Rest deines Rudels zurück, bevor ich mich an meine Erziehung erinnere und euch jage, bis auch der letzte an seinem Blut erstickt ist.“ Dieses Mal schien der Wolf meine Drohung ernst zu nehmen, denn er jaulte einmal auf und trat dann den Rückzug an. Erleichtert sicherte ich meine Waffe und hob das Magazin auf. Mein Arm schmerzte noch vom Wolfsbiss und es würde eine Weile dauern, bis der abgeheilt war. Wenigstens verdeckte meine Jacke die Bissspuren.

„Was ist hier passiert?“, murmelte Hayley und besah sich die Wolfsleichen.

„Nichts Weltbewegendes. Olek hat einen Weg gefunden Urvampire zu töten. Ich schätze, wir bleiben noch eine Weile.“

„Wir?“ Tasha zog verwundert eine Augenbraue nach oben.

„Als wenn ihr mich allein lassen würdet. Kann ich mal dein Taschenmesser haben?“ Ich hielt Hayley die Hand hin. Zögerlich zog sie ihr Messer aus ihrem Stiefel, reichte es mir jedoch nicht.

„Warum?“

„Nichts Dramatisches.“

„Wie geht es deinem Arm? Ich meine du wurdest immerhin von einem Werwolf gebissen“, murmelte Davina und stellte sich hinter Elijah.

„Hm, Wolfsbiss also. Na dann.“ Achselzuckend reichte mir Hayley das Messer und ich suchte das Badezimmer.

„Aber sie weiß, dass sie das umbringt?“, hörte ich Davina fragen.

„Ist nicht ihr erster. Sie ist die nächsten drei Tage vielleicht etwas reizbar, aber sonst ist das halb so wild. Äh und bevor ihr die Wölfe wegschmeißt…“ Kopfschüttelnd blendete ich Chloé aus. Ich wollte gar nicht wissen, für was sie welche Teile der Wölfe wollte. Als ich endlich ein Badezimmer gefunden hatte, zog ich als erstes meine Jacke aus. Die Bisswunde sah übel aus. Sie war tief und begann bereits jetzt zu eitern. Es schmerzte höllisch und ich konnte spüren, wie sich das Gift durch meinen Körper fraß.

„Was hast du vor?“ Es war Klaus Stimme die mich zusammenzucken ließ. So wie es aussah, beeinflusste das Gift bereits jetzt meine Sinne.

„Das Gift entfernen, also konkret, ausbluten“, murmelte ich träge und setzte das Messer an.

„Was wenn ich dir eine einfachere Lösung anbiete?“ Fest schlossen sich Klaus’ Finger um mein Handgelenk. Verwundert blickte ich auf und starrte in seine blau-grauen Augen.

„Wo wäre der Harken?“ Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und bestätigte damit meine Vermutung. Dieser Mann tat nichts ohne Berechnung.

„Du müsstest einen Urvampir für mich töten.“ Es war ein düsteres Angebot, das meine Neugier weckte. Konnte ich einen Urvampir töten. Leicht würde es bestimmt nicht werden, aber ich hatte Zeit. Immerhin musste ich Olek finden.

„Ich schätze wir kommen ist Geschäft“, bestätigt ich Klaus. Sein lächeln wurde breiter. Langsam setzte er sich auf den Rand der Badewanne und zog mich unvermittelt in seine Arme.

„Dann ist alles was du tun musst, mein Blut zu trinken. Es ist das Gegenmittel.“ Sein Atem kitzelte in meinem Nacken. Ich wusste, was es auslösen konnte, einen anderen Vampir zu beißen. Dennoch schloss ich die Augen und schlug meine Zähne in seinen Hals. Es war ein berauschendes Gefühl. Sein Blut schmeckte süß und nach Leben. Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.

Sticheleien

Es dämmerte bereits, als ich wieder aufwachte. Ich fühlte mich wirklich besser und der Biss in meinem Arm war vollständig verheilt. Im Haus war es seltsam ruhig und es roch angebrannt. Seufzend erhob ich mich und schlenderte in die Küche. Was auch immer Chloé da zusammenmischte, war hoffentlich sinnvoll. Chloé stand direkt neben Davina und betrachtete kritisch den Inhalt des Topfes.

„Habe ich was falsch gemacht?“, murmelte die junge Hexe. Nachdenklich schüttelte Chloé ihre roten Locken.

„Nicht das ich wüsste. Vielleicht hast du es zu schnell erhitzt?“

„Was wird denn das?“ Es war nicht so, dass es mich wirklich interessierte, ich wollte mich viel mehr bemerkbar machen.

„Hexennachhilfe. Wenn wir schon hier bleiben, kann die Kleine wenigstens etwas lernen. Sie braucht dringend jemanden, der ihr die Grundkenntnisse näher bringt“, erklärte Chloé und stocherte mit einem Kochlöffel im Topf herum.

„Wo sind die anderen?“

„Hayley erkundet die Gegend, Tasha ist Shoppen, Cami bei der Arbeit und die Hausherren haben irgendwelche Geschäfte zu machen oder bedrohen Unschuldige. Jedenfalls sind sie vor zwei Stunden weg.“ Das reichte mir als Antwort und ich ließ meine Lieblingshexe mit der blutigen Anfängerin allein. Ich beschloss es Hayley gleich zu tun und spazieren zu gehen. Das Chaos das Chloé ohne Zweifel veranstalten würde, wollte ich nicht mit ansehen. An der Haustür kam mir eine Blondine entgegen, die verwundert stoppte.

„Hat mein Bruder dich betrogen, erpresst oder jemanden getötet, der dir nahe stand?“ Ihre Stimme klang genervt und resigniert, während sie die Arme vor der Brust verschränkte.

„Kommt darauf an, wer dein Bruder ist“, murmelte ich perplex und versuchte sie einzuschätzen. Sie war ein Vampir und ihrem Auftreten nach zu urteilen, einer der älteren.

„Klaus.“

„Nein, aber ich soll einen Urvampir für ihn töten.“

„Das ist unmöglich“, fauchte sie schnippisch.

„Das wird sich zeigen. Wer bist du überhaupt?“

„Rebecca.“ Ihre Stimme klang so, als wenn mir der Name etwas sagen sollte. Tat es aber nicht, also tat ich es mit einem Achselzucken ab und setzte meinen Weg fort. „Hey, du kannst mich nicht einfach so stehen lassen.“ Ich hörte sie ein paar Stufen hinabsteigen.

„Du siehst doch, dass ich es kann. Deine Brüder sind übrigens nicht da.“ Damit war ich freundlich genug gewesen und beschloss die Sache auf sich beruhen zu lassen. Ich hörte das wütende Schnauben, das Knarzen ihrer Schuhe als sie zum Sprung ansetzte und das erschrockene Keuchen, als Klaus sie in der Luft abfing.

„Ich freue mich dich zu sehen, Schwesterchen, aber ich würde mich noch mehr freuen, wenn du meine Vampirjägerin nicht umbringen könntest.“

„Ich bin nicht dein Eigentum. Wir haben einen Deal, andernfalls könntest du dir meine Dienste gar nicht leisten“, rief ich ihm zu. Als ob ich jemandem gehören würde.

„Reiz mich nicht, Rotkäppchen.“

„Das tut dir mal ganz gut.“ Beschwingt drehte ich mich kurz um. Als ich sicher war, das Klaus es auch sehen würde steckte ich ihm die Zunge heraus und ging danach beschwingt weiter. Ich mochte es wirklich viel zu sehr mit ihm zu streiten. Ich wusste dass mein Verhalten kindisch war, aber das störte mich nicht. So gute Laune wie an diesem Samstagabend, hatte ich schon ewig nicht mehr gehabt.

 

Ich fand Hayley und auch Tasha, die eine Armada an Tüten um sich gestapelt hatte, in der Bar in der Cami arbeitete. Ich nickte Cami beim Eintreten zu und setzte mich dann zu den anderen beiden.

„Geht die Welt unter oder machst du ein Einkaufszentrum auf?“

„Netter Witz! Es ist übrigens nicht alles für mich und was hätte ich machen sollen. Ich habe da diesen süßen Typen getroffen, der mir die Sachen alle unbedingt kaufen wollte.“

„Freiwillig oder FREIWILLIG?“ Ich kannte Tashas Masche. Sie konnte wie ein hilfloses kleines Ding wirken und dann, wenn man es am wenigsten erwartete, griff sie hinterrücks an.

„Ich musste ihn Manipulieren, damit er aufhörte. Angefangen hat er von allein“, schnappte Tasha empört.

„Sie hat Recht. Ich stand daneben, als sie ihn abgewimmelt hat.“ Kichernd stellte Cami mir meinen Lieblings Cocktail vor die Nase. Ich nickte milde und sah mir eine der Tüten genauer an.

„Für wen ist denn bitte die Pornounterwäsche?“ Mit spitzen Fingern hob ich glänzend Rote Tüte von »Lolitas Pleasure Grotto« nach oben. Reinzusehen traue ich mich nicht und auch sonst hätte ich um diesen Laden allein schon wegen des Namens einen Bogen gemacht. Ich war zwar nicht Prüde, aber einen gewissen Grad von Anstand hatte ich dann doch.

„Vielleicht brauchst du es, da du dich ja offensichtlich nicht von du-weist-schon-wem fernhältst.“

„Hey wir spielen Rotkäppchen, nicht Harry Potter“, bemerkte ich gespielt empört und ließ die Sündhafte Tüte unter den Tisch fallen.

„Rotkäppchen wird aber vom Wolf gefressen.“

„Es gibt… ich sollte damit aufhören“, unterbrach ich mich selbst. Jetzt machte ich sogar schon Anstalten mit dem Kerl zu flirten, wenn er gar nicht im Raum war. Tasha schwieg Bedeutungsschwer und schob die verdammte rote Tüte mit dem Fuß in meine Richtung. Bei meinem Glück, hatte ich sie heute Abend in meinem Gästezimmer und würde sie im unpassendsten Moment finden.

„Themenwechsel. Wie gehen wir vor?“ Dankbar blickte ich zu Hayley, die kurz mit den Schultern zuckte.

„Wir lassen es auf uns zukommen.“ Zugegeben, es war nicht meine Art in solchen Situationen nichts zu tun, aber das war nicht meine Stadt. Außerdem sagte mein Bauchgefühl, dass ich noch mehr über unseren Feind herausfinden musste, um ihm einen Schritt voraus sein zu können.

„Das klingt so gar nicht nach dir“, bemerkte Cami leise. Kurz warf ich ihr einen Seitenblick zu.

„Ich werde nichts riskieren, solange ich unseren Feind nicht einschätzen kann. Ihr wisst, dass ich keine Überraschungen mag.“

„Was ist mit den Urvampiren?“, fragte Tasha und ich musste mich zusammenreißen sie deswegen nicht anzufahren. Die Urvampire waren ein Risiko, dass ich nicht einschätzen konnte.

„Das wird sich zeigen. Aber ich werde die Sache im Auge behalten“, murmelte ich und starrte Natasha warnend an. Ich kannte sie viel zu gut und brauchte keine Belehrungen. Das Klingeln meines Handys hinderte sie erfolgreich daran, etwas zu sagen. Es war Chloé und sofort war ich alarmiert. „Was gibt es?“, fragte ich aufmerksam.

„Hier gibt es gleich tote“, murmelte Chloé und ich konnte schon hören, dass im Hintergrund Glas splitterte. Seufzend legte ich auf und rannte zurück. Schon wieder ein Angriff, kam es mir grimmig in den Sinn.

 

Ich zog meine Waffe, noch bevor ich das Haus betrat. Im Flur kam mir Chloé schon entgegen.

„Wohnzimmer und sei vorsichtig, sie sind alle drei gereizt“, flüsterte sie und verzog sich in die Küche. Kurz verschaffte ich mir einen Überblick, als ich den Raum betrat. Klaus und seine Geschwister standen einander gegenüber und sahen so aus, als ob sie gleich aufeinander losgingen. Am Boden lag ein junger Mann. Ich wusste nicht ob bewusstlos oder Tod, außerdem hatte jemand den Wohnzimmertisch durch ein Fenster geworfen. Ich wand mich an den unbeeindruckten Vampir rechts von mir.

„Hat das Familiendrama einen Grund?“

„Bestimmt, aber ich würde mich da nur ungern einmischen. Ich bin übrigens Marcel“, stellte er sich vor.

„Caroline und ich werde mich da einmischen“, lächelte ich knapp und feuerte einmal in die Luft, um mir die Aufmerksamkeit aller zu sichern. „Der nächste Trifft. Ich weiß nur noch nicht wen“, informierte ich die drei kühl.

„Halt dich da raus!“, zischte Klaus und Elijahs Schwester.

„Ich mag keine besorgten Anrufe von meiner Hexe und ich reagiere überhaupt nicht gut auf Geheimnisse. Also, entweder ihr erklärt mir, was hier los ist oder es gibt tote.“ Meine Stimme war ruhig. Ich hielt nicht viel von Drohungen. Die wenigsten Leute nahmen diese erst. Ich warnte jemanden einmal, wenn er wichtig war, vielleicht zwei Mal, dann handelte ich. Der junge Mann auf dem Boden begann sich zu rühren. Also war er nicht Tod, dafür kam er mir seltsam vertraut vor. Die Farbe seiner Augen verriet mir, dass er ein Hybrid war und so hass erfüllt, wie er Klaus anstarrte, gab da unüberwindbare Differenzen.

„Ich reiß dich in Stücke!“, knurrte er und machte Anstalten auf den Urhybrid loszugehen. Seufzend stellte ich mich vor ihn und setzte die Waffe zwischen seine Augen.

„Ich wollte schon immer wissen, ob ich auch Hybriden töten kann. Vampire und Werwölfe lassen sich ja ohne Probleme erschießen“, erklärte ich kühl. „Also, ich warte.“

„Das ist Tyler Lockwood. Er ist der erste Hybrid, den ich erschaffen habe. Er will mich umbringen“, erklärte Klaus ruhig.

„Was du nicht sagst“, rollte ich mit den Augen. Ich erinnerte mich an Tyler, er war der Sohn des Bürgermeisters gewesen. Doch auch wenn wir zusammen aufgewachsen waren, sonderlich viel hatten wir nie miteinander zu tun gehabt. „Ich dachte er wollte dir Strickmuster verkaufen. Gibst es irgendwen in deinem Umfeld, der dich nicht tot sehen will?“ Ich hatte das Gefühl die Antwort schon zu kennen. Das hätte bedeutet, dass ich eine andere Bleibe hier gebraucht hätte, denn die Gefahr, dass noch mehr bekannte Gesichter her auftauchten, war mir zu groß. Auf diesen Zirkus hatte ich keine Lust.

„Nein!“, erklärte die andere Blondine im Raum kalt.

„Rebecca“, ermahnte sie Elijah höflich.

„Ist doch war!“ Fassungslos schlug ich die freie Hand an die Stirn. Ich wollte gar nicht wissen, was da los war. Als gäbe es nichts Wichtigeres.

„Kürzen wir den Kindergarten ab. Verpiss dich kleiner und komm wieder, wenn ich nicht mehr in der Stadt bin. Dann kannst du gerne deine Selbstmordpläne ausleben“, murrte ich erntete ein bedrohliches Knurren.

„Ich würde gehen, sie hat schon für weniger getötet“, lachte Hayley und lehnte sich in den Türrahmen. Wenigstens hatte hier einer Spaß.

„Hat er dich auch verwandelt?“, begann Tyler nun etwas ruhiger und wand sich der Hybridin zu.

„Nein, ich wurde noch vor meiner ersten Verwandlung zum Vampir. Ich gehöre zu dem genervten Vampir mit der magischen Schusswaffe“, erklärte sie ruhig und begutachtete ihre Fingernägel-

„Ich lege dir deine neuste Errungenschaft ins Zimmer“, flötete Tasha und zwinkerte mir im vorbeigen zu.

„Klar, aber dann erlebst du das Abendessen nicht mehr“, rief ich ihr hinterher.

„Wenn Chloé kocht ist das ein Vorteil!“

„Das hab ich gehört, bisher seid ihr noch nicht gestorben!“, kam der laute Protest aus der Küche. Ich verdrehte abermals die Augen. Ich warf Hayley einen kurzen Blick zu und sah dann zu diesem Tyler.

„Du bist ja immer noch da“, bemerkte ich trocken.

„So schnell werde … AHHHH“ Ich ließ ihn gar nicht erst ausreden, sondern schoss ihm einfach in die Schulter. Umbringen würde es ihn nicht, aber eine ganze Weile wehtun. Die Verletzungen, die diese Waffe verursachte, heilten nicht so schnell wie andere.

„Du hast auf ihn geschossen“, murmelte diese Rebecca verwundert.

„Ich hatte ihn gewarnt.“ Mehr hatte ich nicht zu dem Thema zu sagen. Der kleine konnte froh sein, dass er noch lebte. Wenn er allerdings noch länger da stand, war das eher weniger der Fall.

„An deiner Stelle würde ich gehen, bevor sie ein weiteres Mal schießen kann“, lächelte Hayley und zerrte den an der Schulter nach draußen. Ich hingegen wand mich an Klaus.

„Kommen da noch mehr? Ich habe keine Lust jeden Tag auf jemand anderen zu schießen, weil du so … charmant wie ein Stück Kohle bist.“ Zugegeben der vergleich hinkte, aber das war mir gleich. Bevor Klaus etwas erwidern konnte, schritt Elijah ein.

„Ich denke die wichtigsten hätten wir hinter uns. Warum setzten wir uns nicht?“ Es war eine dieser Fragen von denen man wusste, wie die Antwort lautete. Meine Mutter hatte das immer getan, wenn ich abwaschen sollte oder den Müll hinausbringen. Ich mochte diese Art von Fragen nicht, da es nichts weiter als ein höflicher Befehl war. Trotzdem schon ich das Magazin zurück in die Waffe und ich bemerkte Elijahs misstrauischen Blick. Auch Rebecca sah sich die glänzende Halbautomatik genauer an und wich zurück.

„Wo hast du die her?“

„Poker“, war meine knappte Antwort.

„Das sagtest du bereits Liebes, aber so eine Waffe setzt man nicht beim Pokern.“

„Das Essen ist fertig es gibt Vol-au-vent (mit Ragout gefüllter Blätterteig)“, flötete Chloé und ich sah zu ihr. Das klang zumindest unverfänglich.

„Nach Originalrezept?“, fragte Hayley aufmerksam.

„Ja, ich habe Huhn für das Ragout genommen, kein Frosch oder Scampi“, murrte Chloé.

„Klasse, ich habe heute noch nicht wirklich was gegessen.“ Ich ließ drei verwunderte Urvampire im Wohnzimmer zurück, um meiner chaotischen Hexe ins Esszimmer zu folgen.

 

Chloé war eine hervorragende Köchin, wenn sie sich an die Rezepte hielt. Ich ließ mich am bereits gedeckten Tisch nieder und konnte sehen, wie sich auch Hayley und Tasha setzten. Das Tasha dabei das Essen fixierte, als hätte sie Angst, dass es ihr entgegen kam, ignorierte ich.

„Ce qui se passe? Wollt ihr euch nicht setzten?“, fragte sie und drückte Davina in einen der Stühle.

„Ihr seid Vampire…“, murmelte Rebecca perplex.

„Ich nicht, ich bin ein Hybrid“, lachte Hayley und platzierte vorsichtig ein Blätterteigtürmchen auf ihrem Teller.

„Ich mag es essen zu können, was ich will, ohne um meine Figur Angst zu haben“, erklärte Tasha und reichte Hayley ihren Teller.

„Ich will nur nicht mit euch reden.“ Wahrscheinlich hätte ich lügen sollen, denn Klaus saß mir schneller Gegenüber, als mir lieb war

„So, also wie gewinnt man eine magische Waffe beim Pokern?“, fragte er interessiert und füllte sich etwas auf seien Teller. Er war hartnäckig, aber das war ich auch.

„Ich traue euch nicht, also werde ich sicher keine Geheimnisse offenbaren.“ Ich hatte meinen Standpunkt klar gemacht und ich sah in Klaus Bick, dass er verstand. Für den Moment, würde er die Sache ruhen lassen, aber beendet war diese Unterhaltung führ ihn noch lange nicht.

„Wie glaubst du einen Urvampir töten zu können? Wir sind recht zäh“, wollte nun Rebecca wissen und ließ sich ebenfalls am Tisch nieder.

„Weißeiche“, riefen Tasha, Chloé und Hayley monoton im Chor. Ich biss mir leicht auf die Innenseite meiner Wange, um nicht zu lachen. Wir hatten unsere Ausaufgaben gemacht.

„Zu dumm das Weißeiche keine sonderlich häufige Holzart ist.“ Da Rebecca offensichtlich versuchte mich aus der Reserve zu locken, ließ ich mich nicht provozieren. Das hatte ich nicht nötig.

„Dein Weißeichen Pflock war Raphael oder doch Gabriel?“, mischte sich Cami ein und lehnte sich gegen den Türrahmen.

„Weder noch“, nuschelte Chloé und schob sich noch einen Löffel Ragout in den Mund. „Raphael war der Nussbaumpflock, Gabriel war der Ebereschen Pflock und Gott wie hieß der aus Kirschholz?“

„Luzifer“, half ihr Tasha aus. „Ich glaube die Weißeiche war Dracula?“ Fragend blickte sie zu mir herüber, doch ich weigerte mich ihre Aussage zu kommentieren.

„Du hast deinen Holzpflöcken Namen gegeben?“, fragte Klaus erstaunt. Ich zuckte mit den Schultern.

„Ich hatte nach meinem 12. Lebensjahr keine Puppen mehr, nur noch Mordinstrumente. Ihr liegt übrigens falsch. Raphael war der Name meiner ersten Halbautomatik und Gabriel ist mein Katana. Ich habe nur zwei Pflöcke mit Namen. Der eine ist Luzifer und der andere poetischer Weise Van Hellsing.“

„Wie der Vampirjäger aus Dracula?“, fragte Davina leise.

„Fast, ich stand total auf den Film Van Hellsing mit Hugh Jackman. Allgemein mag ich seine Filme.“ Warum ich auf einmal aus meinem Privatleben erzähle, wusste ich nicht. Immerhin ging das niemanden etwas an.

„Ich mag seine Filme auch“, gestand die junge Hexe leise und starrte wieder auf ihren Teller. Sie wirkte nervös und allein um Chloés Blick auszuweichen, schloss ich die Augen.

„Ich hätte beinahe mal mit ihm reden können. Aber mein Aufpasser war der Meinung, dass ich mich auf meine Aufgabe konzentrieren sollte“, erklärte ich ruhig.

„Kann ich dich etwas fragen?“, meinte Davina leise. Ihr Herzschlag hatte sich erhöht und ich hatte das Gefühl, was immer sie jetzt fragen würde, es würde mir nicht gefallen. Langsam legte ich die Gabel weg.

„Das war gerade eine Frage, aber bitte“, forderte ich sie auf.

„Chloé hatte erwähnt, dass du … also… es…“ Seufzend drehte ich mich zu der jungen Hexe.

„Davina, ich bin kein seelenloses Monster. Also, wenn du etwas wissen möchtest, dann sage es gerade heraus. Mag sein, dass du Angst hast oder unsicher bist, aber lass es dir nicht anmerken. Du kannst mir eines glauben, ich bin nur halb so tough, wie ich wirke.“ Sie nickte merklich und ich konnte hören, wie sie ihre Fingernägel über den Stoff ihrer Jeans kratzen. Wahrscheinlich ballte sie ihre Hände zu Fäusten.

„Chloé hatte gesagt, dass du hättest gehen können. Auch wenn meist jemand da war, der auf dich aufpassen sollte. Also, warum bist bei einem Mann geblieben, der dich zu einer Killerin gemacht hat?“ Mein Blick glitt zu Chloé, die ihn stumm erwiderte und ich konnte spüren, das Tasha und Hayley mich musterten. Ich redete nicht über meine Vergangenheit. Seit ich Cami kannte, hatte ich kaum mehr als 20 Worte über Tony verloren. Keiner der vier hätte mich auf ihn angesprochen, dabei hätte es sie alle interessiert.

„Care, du musst ihr nicht antworten. Ich weiß…“, begann Cami langsam und kam auf mich zu.

„Hör auf mich zu analysieren. Ich bin kein Studienobjekt“, fuhr ich sie an. Meine Stimme war viel lauter und härter als beabsichtig. Ich hasste diese Seite an mir, sie verwirrte mich.

„Entschuldige, dass ich gefragt habe“, murmelte Davina und stand auf .Sie war bereits halb zur Tür hinaus, als ich mich gefangen hatte.

„Die Frage hatte ich mir auch oft gestellt, aber es gab verschiedene Gründe, warum ich blieb“, rief ich ihr hinterher. Verwirrt drehte sie sich um. Ich mied ihren Blick und auch den aller anderen. Reden würde ich über dieses Thema nicht. „Vielleicht erzähle ich dir irgendwann.“ Davina nickte verstehend und ich schätze jeder in diesem Raum wusste, dass »vielleicht irgendwann« nie bedeutete. Letztlich war ich es, die den Raum verließ. Es war ein verzweifelter Versuch wegzulaufen, das wusste ich, aber noch mehr viel zu persönliche Fragen vertrug ich an diesem Nachmittag nicht. Als ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete, lag die rote Tüte sichtbar auf meinem Bett. Augenrollend drehte ich mich wieder um und rief nach Natasha. Kurz darauf hörte ich die Haustür. Die Ratte hatte also das sinkende Schiff verlassen.

Das ernte Ritual

Gegen Abend verließ ich mein Zimmer wieder und machte mich auf die Suche nach Hayley. Ich fand sie neben Chloé in der Küche. Sie sah nervös aus und wippte ungeduldig mit einem Fuß auf und ab. Der Vollmond stand noch nicht einmal am Himmel und sie war schon nervös.

„Wird es gehen?“, fragte ich leise und setzte mich zu ihr.

„Keine Ahnung, es war eine Menge los in den letzten Tagen“, gab Hayley zu und ich nickte.

„Hast du den Zettel von Olek noch? Vielleicht kann ich ihn aufspüren?“, begann die sonst so quirlige Hexe ruhig. Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, bevor ich Olek suche, würde ich gerne wissen, wer ihm geholfen hat Constantin zu töten oder wer die Werwölfe hier her geschickt hatte“, murrte ich zerknirscht und nahm die Kaffeetasse entgegen, die mir Chloé hinhielt.

„Das würde mich auch interessieren“, knurrte Klaus und betrat mit seinem Bruder die Küche.

„Irre ich mich, oder haltet ihr euch mehr in der Küche, als in jedem anderem Raum auf“, stellte Elijah fest.

„Hexe, Küche das ist naheliegend oder? Es gibt viele Zauber, die man als Tränke an mischen kann, damit sie auch andere Leute als Hexen sie anwenden können. Die meisten Hexen haben nur vergessen, dass Magie mehr als nur Zaubersprüche aus Büchern sind“, erklärte Chloé ruhig.

„Außerdem ist hier eine Tür“, fügte Hayley hinzu und deutete auf die Tür zum Garten.

„Sollen wir dir ein hübsches verlassenes Lagerhaus suchen oder zumindest einen Keller?“, seufzte ich resigniert. Seit Klaus den Raum betreten hatte, war meine Lieblingswölfin noch nervöser geworden. Alarmiert sah sie zu mir.

„Ich schaffe das“, hielt sie mir entsetzt vor.

„Das weiß ich, aber es wäre einfacher, wenn du dich verwandeln würdest. Ich weiß, du magst es nicht und Chloés magisches Mal verhindert, dass du dich bei Vollmond verwandeln musst. Aber du hast es selbst gesagt, es ist viel passiert. Du bist gestresst und ich was auch immer hier los ist, ich muss mich auf dich verlassen können und das ist schwierig, wenn du dich wie ein Junkie auf Entzug benimmst.“ Ich wollte ihr keine Strafpredigt halten, aber ich hatte keine Wahl. Ihr Verhalten war wirklich bedenklich und als ich sie vor 6 Jahren kennen lernte, hatte ich mir geschworen sie zu töten, sobald sie eine Gefahr wurde. Wenn ich mich daran gehalten hätte, hätte ich Hayley schon 4 Mal erschießen müssen.

„Du hast Recht, suchen wir mir ein schönes Lagerhaus“, resignierte Hayley.

„Fahrt doch ins Bayou“, schlug meine Hexe vor. Kurz ließ ich mir den Vorschlag durch den Kopf gehen. Auch in ihrer Wolfsgestalt hatte sich Hayley unter Kontrolle, das hatte sie in ihr ersten Vollmondnacht bewiesen und es war bestimmt angenehmer, wenn sie ein wenig Platz zum Laufen hatte.

„Ich hole meine Jacke, programmiere du das Navi“, lachte ich Hayley entgegen. Es dauerte nicht lange, bis ich meine Jacke übergezogen hatte und das Buch, das ich gerade las, in eine Tasche gesteckt hatte. Meine Pistole, hatte ich wie immer in der Innentasche meiner Jacke platziert. Hayley wartete bereits im Flur auf mich und bevor ich nach dem Tür Knauf drücken konnte, hielt Chloé mir ein Glas Blut hin. Skeptisch betrachtete ich die Selleriestange und nahm ihr das Glas aus der Hand. Ich roch die Tabascosoße viel zu deutlich. Sie hatte mal wieder etwas übertrieben.

„Kein Wodka?“, fragte ich gespielt beleidigt und trank die Bloody Mary á la Chloé auf ex.

„Du musst fahren und hast seit…“ Sie stockte. Ich wusste, dass ich viel zu selten Blut trank, das letzte Mal war gestern gewesen und das war das Blut von Klaus. Wenn man den Wolfsbiss und den damit verbundenen Blutverlust berücksichtigte, viel zu wenig.

„Schon klar, du kennst mich doch. Ich habe feste Essenszeiten“, versuchte ich die Situation herunter zu spielen.

„Einmal in der Woche einen Blutbeutel zu trinken, sind keine festen Essenszeiten, sondern krank“, erklärte Hayley trocken. Sie hatte gut reden, immerhin tank sie Schweineblut und das zwei Mal täglich. Anfangs hatte sie nicht so regelmäßig trinken können und das hatte sich bemerkbar gemacht. Seit sie morgens und abends ihre Tasse Blut trank, war sie sehr viel ausgeglichener.

„Ich komme klar, lass und losfahren, nicht das du mir noch mein Auto vollsabberst.“

„Ich sabbere nicht!“, murrte sie und hob abwehrend den Zeigefinger, da Chloé gerade etwas erwidern wollte. „Wir rede nicht, über dieses eine MAL, außerdem war es deine Schuld.“ Bevor die Unterhaltung noch eskalieren konnte, drückte ich der Hexe das Glas in die Hand und schon die Hybridin aus der Tür. Noch bevor ich an meinem Auto ankam stoppte ich wieder.

„Was wird das denn jetzt?“, blaffte ich Klaus an, der wie selbstverständlich an meinem Auto lehnte.

„Ich würde gerne noch etwas mit dir besprechen, allein und da du sicher auf sie warten wirst“, erklärte Klaus knapp und stieß sich vom Auto ab. Ich war Hayley einen kurzen Seitenblick zu und sah ihre Augen golden aufblitzen. Sie würde in der Nähe bleiben. Bei meinem Glück und seinem Dickschädel, wäre er mir einfach gefolgt. Von daher war es bestimmt stressfreier, wenn ich ihn gleich mitnahm.

„Ich brauche keinen Babysitter. Wenn du das nächste Mal allein mit mir reden willst, sag es gleich“, beendete ich das Theater und öffnete meinen Wagen.
 

Den Weg in den Bayou fand ich ohne Probleme, aber auch mein neues Navi hatte so seine Macken. Ständig nannte er mich Liebes, auch wenn er nicht alle drei Minuten »Bitte Wenden« rief. Dieser Satz hatte tatsächlich schon einem Navi das Leben gekostet. Ich war mir Hayley vor zwei Jahren in Europa gewesen. Auf Anraten eines Einheimischen waren wir drei Auffahrten früher als geplant auf die eine Autobahn gefahren. Wir mussten so oder so diese Autobahn fahren und da es später eine Vollsperrung gab, war das die einfache Alternative. Dummerweise hatte dem Navi das keiner erklärt und anstatt eine Neue Rute zu berechnen, war das Teil drei Ausfahren der Meinung gewesen, dass wir auf der (richtigen) Autobahn wenden sollten. Für Leute drei streng nach Navi fahren, eine echte Herausforderung, aber wahrscheinlich die Erklärung schlecht hin für den einen oder anderen Geisterfahrer. Bei Ausfahrt Nummer Zwei hatte ich das Navi dann aus dem fahrenden Wagen geschmissen und mir an der nächsten Tankstelle eine altmodische Straßenkarte gekauft. Das Klaus-Navi hatte hingegen sogar utopische Schleichwege und Umleitungen einprogrammiert, dafür hatten sie den >kein Smalltalk Button< eindeutig vergessen.
 

Ich parkte irgendwo mitten im Wald und traute mich gar nicht auszusteigen. Wahrscheinlich sah mein Ferrari aus, als hätte ich an einer Rallye teilgenommen. Wobei ich zugeben musste, dass ich auch schon das ein oder andere illegale Autorennen gewonnen hatte. Nur vom Pokern konnte man schlecht leben und wenn man nicht ab und an verlor, wollte keiner mehr mit einem spielen. Hayley hingegen stieg ohne Bedenken. Seufzend folgte ich ihr in den Wald und nahm ihre Kleidung entgegen.

„Nicht heimlich baden gehen, dann nehme ich dich nicht mit zurück“, witzelte ich, als ich meinen Blick über das naheliegende Gewässer schweifen ließ.

„Ich bin ein Werwolf, keine Meerjungfrau“, lachte Hayley trocken. Als nächstes hörte ich das Knacken ihrer Knochen. Es war ein widerliches Geräusch und auch wenn mir Hayley versichert hatte, dass es bei weiten nicht mehr so schlimm wie in der ersten Nacht war, zuckte ich immer wieder aufs Neue zusammen. An manche Dinge wollte man sich nicht gewöhnen und ich sah es als gutes Zeichen, dass ich noch nicht völlig abgestumpft war. Zum Auto ging ich erst, als Hayley mir als Wolf gegenüber stand und mir einem kurzen Nicken im Wald verschwand. Ihre Sachen verstaute ich auf der Rückbank. Vor Morgenfrüh würde ich sie nicht brauchen. Klaus schwieg, starrte mich aber derart intensiv an, dass es mir lieber wäre, er würde reden.

„Was ist?“, blaffte ich ihn an, um meine Unsicherheit zu kaschieren.

„Du bist bei ihr geblieben.“ Eine Feststellung und noch dazu eine unnötige.

„Meine Schuhe sind schlammig.“ Ich wusste, dass er auf etwas anderes hinauswollte, aber wenn er eine offensichtliche Tatsache zusammenhanglos in den Raum warf, tat ich das gleiche.

„Das meinte ich nicht“, lachte er leise und schüttelte den Kopf. „Warum, bist du bei ihr geblieben?“ Das war eine Frage und damit hatte er sich eine Antwort als Belohnung verdient. Vielleicht merkte er es sich für das nächste Mal.

„Ich war bei ihrer ersten Verwandlung dabei. Sie hatte Angst, aber dass sie nicht allein sein musste, hatte ihr unheimlich geholfen. Sie verwandelt sich nur selten und auch wenn ich ihr nicht helfen kann, will ich sie nicht allein lassen.“

„Du bist wirklich sonderbar“, murmelte Klaus und schüttelte den Kopf. Ich wusste, was er meinte. Ich weigerte mich Hayley als Freundin zu bezeichnen, blieb aber, um ihr moralische Unterstützung zu bieten.

„Vielleicht eher verkorkst“, gestand ich und setzte mich wieder in den Wagen. Das war der perfekte Ort für Werwölfe und ich wollte nicht herausfinden, ob es hier wirklich welche gab. „Du wolltest reden, also rede“, forderte ich Klaus schließlich auf, nachdem er auch nach 5 Minuten noch schwieg.

„Es ist vielmehr eine Bitte.“ Verwundert sah ich zu Klaus. Ich kannte ihn noch nicht lange, aber er wirkte nicht, wie jemand, der andere Leute um etwas bat. „Wie dir unschwer aufgefallen sein dürfte, bin ich nun ja…“

„Impulsiv“, half ich ihm aus. Es gab noch genug andere Bezeichnungen, aber das war die netteste von allen.

„Genau. Jedenfalls ist da dieser Hexenzirkel, der Davina will“, erklärte er weiter. Ich verstand nicht, was er genau von mir wollte. Einen Hexenzirkel konnte er bestimmt auch allein töten.

„Ich bin Auftragskillerin.“

„Schon, aber objektiv und wahrscheinlich diplomatischer als ich. Mein Bruder und Marcel glauben, dass es nicht gut wäre, den ganzen Hexenzirkel zu töten. Zumal der Aufwand enorm wäre.“

„Also soll ich was? Den Vermittler spielen? Solche Probleme löse ich für gewöhnlich mit einer Kugel pro Hexe. Aber in Ordnung, was genau ist da los? Vielleicht hilft es, wenn ich die ganze Story kenne.“ Warum genau ich zuließ, dass mich Klaus in Angelegenheiten hineinzog, die mich besser nichts angingen wusste ich nicht. Vielleicht lag es daran, dass Davina noch so jung war oder aber es war eine einfache Lösung, um Zeit zu schinden. Immerhin würde ich bis Sonnenaufgang hier sein.

„Der ansässige Hexenzirkel bezieht seine Kräfte aus ihren Ahnen. Ich weiß nicht genau, warum aber alle 300 Jahre opfern die Hexen 4 junge Hexen aus ihren Reihen im sogenannten Ernteritual.“ Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, richtete ich mich auf.

„Bitte sag‘ mir nicht, das Davina eines der vier Opfer dieses Rituals ist.“ Die Panik in meiner Stimme war nicht zu überhören, aber ich hatte gerade andere Sorgen, als auf meine Gefühle zu achten.

„Sie sollte das letzte Opfer sein“, bestätigte Klaus leise.

„Scheiße!“, fluchte ich nüchtern und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Das waren keine guten Nachrichten. Ich kannte das Ernteritual nur aus Erzählungen und von alten Schriften, aber mir kam es immer unnötig grausam vor. Trotzdem gab es noch eine Sache, die ich wissen musste. „Wann war das eigentliche Ritual?“

„In 5 Tagen sind es drei Monate.“ Mir wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht.

„Das ist ganz und gar nicht gut. Ich muss mit Chloé reden und dann will ich diese Hexen kennenlernen. Wie kann man nur so bescheuert sein?“ Ich erwartete nicht, dass Klaus mir antwortete, aber ich war so frustriert, dass ich meinem Ärger irgendwie raus lassen musste. Nach etwa 10 Minuten verlagerte ich meinen kleinen Wutausbruch nach draußen. Ich zeterte, schrie und trat gegen ungefähr alles, was ich fand. Dabei wusste ich nicht einmal, welche Partei bescheuerter war. Marcel, weil er ein derart komplexes Ritual unterbrochen hatte oder die Hexen, die dieses grausige Ritual überhaupt durchgeführt hatten.
 

Ich weiß nicht wie lange Klaus mich schimpfen und Zetern ließ, aber irgendwann wurde es ihm wohl zu bunt. Es überraschte mich, als ich mich mit dem Rücken an einem Baum und Klaus Hand an meiner Kehle wiederfand. Unter anderen Umständen, hätte ich es kommen sehen, aber so hatte es mich eiskalt erwischt.

„Und da heißt es, ich reagiere übertrieben“, lachte Klaus. Für den Moment war ich zu wütend um mich auf seine Spielchen einzulassen.

„Lass mich los oder ich…“, fauchte ich und wollte nach meiner Waffe greifen, doch Klaus griff einfach nach meiner Hand und drückte zu. Der Schmerz ließ mich langsam ruhiger werden.

„Du wirst nichts Dummes tun, Liebes. Dieses Mal hilft dir Elijah nicht.“ Ich musste lachen. Auf den Ersten Blick sah diese Situation vielleicht nicht gut aus, aber ich war schon in ähnlichen Situationen gewesen. Zugegeben, das war kein Urvampir gewesen, doch ich mochte Herausforderungen.

„Also glaubst du, ich würde aufgeben? Dafür bin ich definitiv die falsche Frau“, lachte ich und starrte in seine Augen. Sie funkelten belustigt und das ließ mich mutig werden.

„Du legst es wirklich darauf an, Rotkäppchen.“ Ich lächelte und rammte ihm mein Knie in den Magen. Es war keine elegante Lösung, aber für alles andere, war er zu nah. Ich nutzte den Überraschungsmoment, um Abstand zwischen mich und ihn zu bringen. Zu meinem Bedauern, unterschätzte ich seine Schnelligkeit und er zog mich an seinem Handgelenk zurück.

„Wirklich nicht übel. Ich muss zugeben, du bist talentiert, Liebes.“

„Tja, und ich habe dich unterschätzt passiert nicht wieder.“ Ich war mir nicht sicher, ob ich dieses Versprechen so einfach halten konnte. Zwar konnte ich Klaus ganz gut einschätzen, aber ein Restrisiko blieb.

„Du bist immer noch aufgebracht.“ Es war eine Feststellung, doch in meinen Ohren klang es wie eine Anklage.

„Bei so viel Dummheit… Ich meine, wie kann man nur so bescheuert sein und…“ Klaus hielt mir eine Hand vor den Mund und seufzte anklagend. Aus Reflex hätte ich ihm beinahe in die Hand gebissen, aber das Geräusch eines brechenden Zweiges, ließen Klaus und mich aufmerksam werden. Als jedoch kein weiteres Geräusch zu hören war, konnte ich mir meinen Teil denken. Wahrscheinlich war es Hayley gewesen.
 

Den Rest der Nach, versuchte ich mich auf mein Buch zu konzentrieren. Klaus ließ mir meine Illusion, wofür ich ihm dankbar war. Jetzt ein Gespräch mit ihm zu führen, hätte in einer weiteren Auseinandersetzung geendet. Kurz vor Sonnenaufgang starrte ich immer noch auf die erste Seite, die ich aufgeschlagen hätte. Meine Gedanken kreisten um das Hexenzirkel-Problem und einer möglichen Lösung. Dass ich Chloés Meinung brauchte wusste ich, aber ich kam trotzdem zu zwei Lösungen. Meine chaotische französische Hexe wusste einen Weg, das Ritual aufzulösen oder ich würde Davina töten. Ich bemerkte Hayley erst, als Klaus mir das Buch aus der Hand nahm und aus dem Fenster deutete. Seufzend stieg ich aus und nahm ihre Sachen von der Rückbank. Wie so oft wartete sie mit dem Verwandeln, bis ich bei ihr war. Hayley schwieg, aber ich konnte in ihrem Blick sehen, dass sie meinen Ausraster mitbekommen hatte. Kurz schüttelte ich den Kopf, ich würde ihr zusammen mit Chloé alles erklären. Auf dem Rückweg fuhr ich ein wenig aggressiver als zuvor und als ich einen Polizeiwagen schnitt winken mich die Officer an den Straßenrand.

„Warum denn so eilig, Ma’m?“, fragte der Officer, als ich das Fenster auf meiner Seite herunterlassen hatte. Ich seufzte.

„Wenn sie einen Untoten Psychopathen aufspüren müssten ,der von einer noch unbekannten Macht unterstützt wird und sich nebenbei noch darum kümmern müssen, dass der hiesige Hexenzirkel die Stadt nicht vernichtet, würden sie sich auch nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten“, erklärte ich flott und lächelte den Officer an.

„Haben Sie etwas getrunken?“ Seufzend öffnete ich die Augen. Zugegeben es hätte mich gewundert, wenn er mir geglaubt hätte, aber mussten es diese Standardsätze sein? Ich sah ihm tief in die Augen.

„Nein und am besten vergessen Sie, was ich gesagt habe oder warum sie mich angehalten haben. Das war eine Routine Kontrolle und es ist alles in Ordnung.“ Meine Stimme war ruhig und ich konnte sehen, wie die Manipulation wirkte. Er nickte mechanisch und wünschte mir noch einen guten Tag. Als ich weiterfuhr hielt ich mich weitgehend an die STVO.
 

Es wunderte mich, dass Chloé bereits im Wohnzimmer war oder dass Rebecca und Elijah neben ihr saßen. Aber meine Hexe wirkte blass, müde und ein wenig abwesend.

„Was ist passiert?“, fragte alarmiert.

„Das wüsste ich auch gern, erst ist sie umgekippt und dann brabbelte sie unverständliches Zeug“, keifte die blonde Urvamprin. Sofort saß ich neben Chloé und griff nach ihrer Hand.

„Was hast du gesehen?“

„Das Mädchen, er hat sie umgebracht. Blut… so viel Blut. Der Kreis ist geschlossen, aber sie ist nicht tot“, flüsterte sie leise. Ich verstand den Zusammenhang nicht, aber es war bestimmt keine angenehme Situation. Einige ihrer Visionen waren nicht gut für sie. Sie waren grausam, verwirrend und scheinbar Zusammenhang los. Meist war dies ein Zeichen, dass dieses Ereignis bereits passiert war. Hayley reichte der verwirrten Hexe einen Becher Kräutertee und wickelte Chloé in eine Decke ein.

„Wann hatte Sie die Vision?“, wand sie sich an Elijah, der bereits eine Vision mitbekommen hatte.

„Vor einer halben Stunde“, antwortete er ruhig.

„Das wird wieder. In einer Stunde ist sie wieder putzmunter und nervig, wie eh und je“, lachte sie nervös. Wir wussten beide, dass es sehr viel länger dauern würde, bis Chloé die Bilder verarbeitet hatte, aber anmerken lassen würde sie es sich nicht.

„Du wirst ausgeglichener“, stellte Elijah fest und musterte Hayley. Auch mir war es aufgefallen, aber genau dieses Ergebnis hatte ich erwartet. Immer wenn sie eine Nacht in ihrer Wolfsgestalt war, war sie hinterher ruhiger und ausgeglichener.

„Ja, das ist der Grund, warum es sich nicht vermeiden lässt, von Zeit zu Zeit in die Wolfsgestalt zu wechseln. Es ist unangenehm sich zu verwandeln, aber für das Ergebnis lohnt es sich“, bestätigte Hayley. „Gibt es hier einen Fleischer? Ich glaube das Schweineblut ist alle und ich bin weniger launisch, wenn ich regelmäßig trinke.“

„Wir haben Menschenblut“, informierte Rebecca sie.

„Ich bin ein Hybrid. Du stellst einem Junkie auch kein Heroin vor die Nase nur um zu sehen was passiert. Das mit dem Blut ist so eine Sache. Ich werde nervös, wenn ich Menschenblut trinke und …“ Sie ließ das Ende des Satzes im Raum stehen.

„Vielleicht sollte das Nik auch mal probieren“, murrte Rebecca und funkelte ihren Bruder böse an.

„Sie trinkt seit sie ein Vampir ist hauptsächlich Schweineblut. Ich nehme an, dass du und deine Geschwister euch hauptsächlich von Menschen ernährt haben. Tierblut würde da jetzt auch nichts ändern“, erklärte ich langsam. Es war Elijah, der sich erhob, seinen Anzug richtete und in Richtung der Tür deutete.

„Ich kann dir einen Fleischer zeigen.“ Mit einem prüfenden Blick zu mir, ließ mich Hayley mit den beiden Urvampiren allein. Ich wusste, sie wäre geblieben, wenn ich darauf bestanden hätte. Doch für den Moment kam ich klar.
 

Eine Viertelstunde später hatte sich auch Rebecca verzogen, weil sie die Gegenwart ihres Bruders nicht mehr ertrug. Kurz nach ihr kam Marcel durch die Tür. Lächelnd ging ich ihm entgegen und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie Klaus prüfend einen Schritt in meine Richtung machte. Ich ließ dem Vampir keine Zeit >Hallo< zu sagen, sondern schlug gleich zu. Ich hörte das knackende Geräusch seines Kiefers und spürte den ziehenden Schmerz in meiner Hand.

„Wie bescheuert, muss man sein?“, fuhr ich den Vampir an. Verwirrt blinzelte er mich an. Wie gerne hätte ich noch einmal zugeschlagen, aber Klaus hielt mich vorsichtshalber fest. Das änderte nichts daran, dass ich versuchte Marchel zu treten. „Nur ein komplett grenzdebiler Idiot würde ein 300 Jahre altes Hexenritual unterbrechen. Was genau glaubst du, wollten die besänftigen? Die Geister ihrer Ahnen? Wohl kaum, wenn man die Menge an geopferten Jungfrauen betrachtet.“

„Wen wollten sie denn dann besänftigen?“, fragte Davina leise. Ich wurde ruhiger und sah zu der jungen Hexe auf der Treppe. Offensichtlich hatte sie noch bis eben geschlafen, denn sie trug ein gelbes Nachthemd und rieb sich verschlafen über die Augen.

„Dafür müsste ich mit den Hexen sprechen, aber sicher ist, nichts Nettes“, erklärte ich ruhig und wand mich wieder Marcel zu. „Deshalb kann ich nicht verstehen…“

„Er wusste es nicht!“, unterbrach mich Chloé matt. Sofort war ich ruhig und konzentrierte mich auf meine Hexe.

„Hast du das in deiner Vision gesehen?“, fragte ich neugierig.

„Nein, da ging es um etwas anderes. Aber kein Vampir der weiß, was es bedeutet, würde ein Hexenritual mit Menschenopfern unterbrechen. Schwärzere Magie gibt es kaum“, erklärte sie träge und trank einen Schluck Tee. Sicher war ich mir nicht, aber ich nickte verstehend. Ich war müde und wollte einfach nur schlafen, aber das Ernteritual hatte gerade an Bedeutung gewonnen. Seufzend drehte ich mich zu Klaus.

„Wo finde ich diesen Hexenzirkel?“ Sein Blick verriet eine Menge. Er war nicht sonderlich überzeugt davon, dass ich jetzt ein paar Hexen aufsuchte. Zugegeben es war noch früh, aber gestern war Vollmond und der spielte eine zentrale Rolle in einigen Hexenritualen. Daher war ich mir sicher, dass die Hexen schon wach waren.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war der Prolog. Zum nächsten Kapitel gibt es einen kleinen Zeitsprung und wir lernen Hayley kennen. Bis dahin.

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Offensichtlich hat sich Chloé nicht geirrt, wäre auch langweilig, wenn doch. Im nächsten Kapitel feiern wir Kindergeburtstag, denn Caroline wird süße 20 und sind wir mal ehrlich, wer spielt da nicht gerne Topfschlagen? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
1304 Meilen sind etwa 2096 Km, damit ist sie knapp 9 Stunden (8,73, wenn man es ausrechnet) gefahren, sehr mörderisch ich weiß, aber das Vergnügen wir Klaus auch noch haben, denn es geht nach Vegas. Zumindest kurz...
Bis dahin

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein paar Kapitel habe ich übrigens noch in der Hinterhand. Aktuell schreibe ich an Kapitel 11, aber da kommen wir bestimmt noch hin. Komplett anzeigen

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: irish_shamrock
2017-02-12T14:42:35+00:00 12.02.2017 15:42
Hallo :) ...

obwohl ich schon oft über deine Geschichte gestolpert bin, habe ich mich jetzt erst dazu hinreißen lassen, mal einen Blick drauf zu werfen ...
Und da ich zu den Hayley/Elijah-Verfechtern gehöre, war das reinschnuppern in deine Geschichte schon gewissermaßen unausweichlich ^^" ...

Der Prolog ist schon mal ziemlich starker Tobak, wenn ich das so sagen darf. Alle Achtung!
Zu erst hatte ich angenommen, dass Caroline vielleicht noch jünger wäre, so um die 6-7 Jahre alt, wegen des Balletts, stutzig wurde ich erst, als das mit dem Badezimmer und dem Mädchenkram, wie Make-Up ect.pp aufkam.
Aber die Kleine/Große ist ziemlich taff, muss sie vermutlich auch, als Tochter von Sheriff Forbes. Und ihre Ruhe nach der ganzen Entführung grenzt ja schon fast an grausame Selbstbeherrschung.

Hmmm, was die Gestaltung dieser Ff betrifft, finde ich das drumherum schon mal gut gelungen ... aber George??? T°T ... George ... als ... Kidnapper??? ... Du brichst mir mein Fanherz!!!

Wie dem auch sei, ich hoffe bei Zeiten mal wieder vorbeizukommen, um weiter zu lesen ...
Bis denn ...

LG
irish C:
Von:  kleinebienemaja
2016-04-16T20:18:25+00:00 16.04.2016 22:18
Da noch keiner ein Kommentar zu deiner ff abgegeben hat mach ich dies jetzt mal.
Ich finde sie wirklich gut, vorallem weil du ein alternatives Universum gewählt hast und dieses in sich stimmig ist. Ä ich finde es richtig spannend und möchte gerne wissen wie es weiter geht =D


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