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There must be more ...

... than black or white
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Für alle die Rebecca vermisst haben, hier ist sie und sie freut sich nicht ganz so auf ihren Bruder, wie gewünscht. Komplett anzeigen

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Sticheleien

Es dämmerte bereits, als ich wieder aufwachte. Ich fühlte mich wirklich besser und der Biss in meinem Arm war vollständig verheilt. Im Haus war es seltsam ruhig und es roch angebrannt. Seufzend erhob ich mich und schlenderte in die Küche. Was auch immer Chloé da zusammenmischte, war hoffentlich sinnvoll. Chloé stand direkt neben Davina und betrachtete kritisch den Inhalt des Topfes.

„Habe ich was falsch gemacht?“, murmelte die junge Hexe. Nachdenklich schüttelte Chloé ihre roten Locken.

„Nicht das ich wüsste. Vielleicht hast du es zu schnell erhitzt?“

„Was wird denn das?“ Es war nicht so, dass es mich wirklich interessierte, ich wollte mich viel mehr bemerkbar machen.

„Hexennachhilfe. Wenn wir schon hier bleiben, kann die Kleine wenigstens etwas lernen. Sie braucht dringend jemanden, der ihr die Grundkenntnisse näher bringt“, erklärte Chloé und stocherte mit einem Kochlöffel im Topf herum.

„Wo sind die anderen?“

„Hayley erkundet die Gegend, Tasha ist Shoppen, Cami bei der Arbeit und die Hausherren haben irgendwelche Geschäfte zu machen oder bedrohen Unschuldige. Jedenfalls sind sie vor zwei Stunden weg.“ Das reichte mir als Antwort und ich ließ meine Lieblingshexe mit der blutigen Anfängerin allein. Ich beschloss es Hayley gleich zu tun und spazieren zu gehen. Das Chaos das Chloé ohne Zweifel veranstalten würde, wollte ich nicht mit ansehen. An der Haustür kam mir eine Blondine entgegen, die verwundert stoppte.

„Hat mein Bruder dich betrogen, erpresst oder jemanden getötet, der dir nahe stand?“ Ihre Stimme klang genervt und resigniert, während sie die Arme vor der Brust verschränkte.

„Kommt darauf an, wer dein Bruder ist“, murmelte ich perplex und versuchte sie einzuschätzen. Sie war ein Vampir und ihrem Auftreten nach zu urteilen, einer der älteren.

„Klaus.“

„Nein, aber ich soll einen Urvampir für ihn töten.“

„Das ist unmöglich“, fauchte sie schnippisch.

„Das wird sich zeigen. Wer bist du überhaupt?“

„Rebecca.“ Ihre Stimme klang so, als wenn mir der Name etwas sagen sollte. Tat es aber nicht, also tat ich es mit einem Achselzucken ab und setzte meinen Weg fort. „Hey, du kannst mich nicht einfach so stehen lassen.“ Ich hörte sie ein paar Stufen hinabsteigen.

„Du siehst doch, dass ich es kann. Deine Brüder sind übrigens nicht da.“ Damit war ich freundlich genug gewesen und beschloss die Sache auf sich beruhen zu lassen. Ich hörte das wütende Schnauben, das Knarzen ihrer Schuhe als sie zum Sprung ansetzte und das erschrockene Keuchen, als Klaus sie in der Luft abfing.

„Ich freue mich dich zu sehen, Schwesterchen, aber ich würde mich noch mehr freuen, wenn du meine Vampirjägerin nicht umbringen könntest.“

„Ich bin nicht dein Eigentum. Wir haben einen Deal, andernfalls könntest du dir meine Dienste gar nicht leisten“, rief ich ihm zu. Als ob ich jemandem gehören würde.

„Reiz mich nicht, Rotkäppchen.“

„Das tut dir mal ganz gut.“ Beschwingt drehte ich mich kurz um. Als ich sicher war, das Klaus es auch sehen würde steckte ich ihm die Zunge heraus und ging danach beschwingt weiter. Ich mochte es wirklich viel zu sehr mit ihm zu streiten. Ich wusste dass mein Verhalten kindisch war, aber das störte mich nicht. So gute Laune wie an diesem Samstagabend, hatte ich schon ewig nicht mehr gehabt.

 

Ich fand Hayley und auch Tasha, die eine Armada an Tüten um sich gestapelt hatte, in der Bar in der Cami arbeitete. Ich nickte Cami beim Eintreten zu und setzte mich dann zu den anderen beiden.

„Geht die Welt unter oder machst du ein Einkaufszentrum auf?“

„Netter Witz! Es ist übrigens nicht alles für mich und was hätte ich machen sollen. Ich habe da diesen süßen Typen getroffen, der mir die Sachen alle unbedingt kaufen wollte.“

„Freiwillig oder FREIWILLIG?“ Ich kannte Tashas Masche. Sie konnte wie ein hilfloses kleines Ding wirken und dann, wenn man es am wenigsten erwartete, griff sie hinterrücks an.

„Ich musste ihn Manipulieren, damit er aufhörte. Angefangen hat er von allein“, schnappte Tasha empört.

„Sie hat Recht. Ich stand daneben, als sie ihn abgewimmelt hat.“ Kichernd stellte Cami mir meinen Lieblings Cocktail vor die Nase. Ich nickte milde und sah mir eine der Tüten genauer an.

„Für wen ist denn bitte die Pornounterwäsche?“ Mit spitzen Fingern hob ich glänzend Rote Tüte von »Lolitas Pleasure Grotto« nach oben. Reinzusehen traue ich mich nicht und auch sonst hätte ich um diesen Laden allein schon wegen des Namens einen Bogen gemacht. Ich war zwar nicht Prüde, aber einen gewissen Grad von Anstand hatte ich dann doch.

„Vielleicht brauchst du es, da du dich ja offensichtlich nicht von du-weist-schon-wem fernhältst.“

„Hey wir spielen Rotkäppchen, nicht Harry Potter“, bemerkte ich gespielt empört und ließ die Sündhafte Tüte unter den Tisch fallen.

„Rotkäppchen wird aber vom Wolf gefressen.“

„Es gibt… ich sollte damit aufhören“, unterbrach ich mich selbst. Jetzt machte ich sogar schon Anstalten mit dem Kerl zu flirten, wenn er gar nicht im Raum war. Tasha schwieg Bedeutungsschwer und schob die verdammte rote Tüte mit dem Fuß in meine Richtung. Bei meinem Glück, hatte ich sie heute Abend in meinem Gästezimmer und würde sie im unpassendsten Moment finden.

„Themenwechsel. Wie gehen wir vor?“ Dankbar blickte ich zu Hayley, die kurz mit den Schultern zuckte.

„Wir lassen es auf uns zukommen.“ Zugegeben, es war nicht meine Art in solchen Situationen nichts zu tun, aber das war nicht meine Stadt. Außerdem sagte mein Bauchgefühl, dass ich noch mehr über unseren Feind herausfinden musste, um ihm einen Schritt voraus sein zu können.

„Das klingt so gar nicht nach dir“, bemerkte Cami leise. Kurz warf ich ihr einen Seitenblick zu.

„Ich werde nichts riskieren, solange ich unseren Feind nicht einschätzen kann. Ihr wisst, dass ich keine Überraschungen mag.“

„Was ist mit den Urvampiren?“, fragte Tasha und ich musste mich zusammenreißen sie deswegen nicht anzufahren. Die Urvampire waren ein Risiko, dass ich nicht einschätzen konnte.

„Das wird sich zeigen. Aber ich werde die Sache im Auge behalten“, murmelte ich und starrte Natasha warnend an. Ich kannte sie viel zu gut und brauchte keine Belehrungen. Das Klingeln meines Handys hinderte sie erfolgreich daran, etwas zu sagen. Es war Chloé und sofort war ich alarmiert. „Was gibt es?“, fragte ich aufmerksam.

„Hier gibt es gleich tote“, murmelte Chloé und ich konnte schon hören, dass im Hintergrund Glas splitterte. Seufzend legte ich auf und rannte zurück. Schon wieder ein Angriff, kam es mir grimmig in den Sinn.

 

Ich zog meine Waffe, noch bevor ich das Haus betrat. Im Flur kam mir Chloé schon entgegen.

„Wohnzimmer und sei vorsichtig, sie sind alle drei gereizt“, flüsterte sie und verzog sich in die Küche. Kurz verschaffte ich mir einen Überblick, als ich den Raum betrat. Klaus und seine Geschwister standen einander gegenüber und sahen so aus, als ob sie gleich aufeinander losgingen. Am Boden lag ein junger Mann. Ich wusste nicht ob bewusstlos oder Tod, außerdem hatte jemand den Wohnzimmertisch durch ein Fenster geworfen. Ich wand mich an den unbeeindruckten Vampir rechts von mir.

„Hat das Familiendrama einen Grund?“

„Bestimmt, aber ich würde mich da nur ungern einmischen. Ich bin übrigens Marcel“, stellte er sich vor.

„Caroline und ich werde mich da einmischen“, lächelte ich knapp und feuerte einmal in die Luft, um mir die Aufmerksamkeit aller zu sichern. „Der nächste Trifft. Ich weiß nur noch nicht wen“, informierte ich die drei kühl.

„Halt dich da raus!“, zischte Klaus und Elijahs Schwester.

„Ich mag keine besorgten Anrufe von meiner Hexe und ich reagiere überhaupt nicht gut auf Geheimnisse. Also, entweder ihr erklärt mir, was hier los ist oder es gibt tote.“ Meine Stimme war ruhig. Ich hielt nicht viel von Drohungen. Die wenigsten Leute nahmen diese erst. Ich warnte jemanden einmal, wenn er wichtig war, vielleicht zwei Mal, dann handelte ich. Der junge Mann auf dem Boden begann sich zu rühren. Also war er nicht Tod, dafür kam er mir seltsam vertraut vor. Die Farbe seiner Augen verriet mir, dass er ein Hybrid war und so hass erfüllt, wie er Klaus anstarrte, gab da unüberwindbare Differenzen.

„Ich reiß dich in Stücke!“, knurrte er und machte Anstalten auf den Urhybrid loszugehen. Seufzend stellte ich mich vor ihn und setzte die Waffe zwischen seine Augen.

„Ich wollte schon immer wissen, ob ich auch Hybriden töten kann. Vampire und Werwölfe lassen sich ja ohne Probleme erschießen“, erklärte ich kühl. „Also, ich warte.“

„Das ist Tyler Lockwood. Er ist der erste Hybrid, den ich erschaffen habe. Er will mich umbringen“, erklärte Klaus ruhig.

„Was du nicht sagst“, rollte ich mit den Augen. Ich erinnerte mich an Tyler, er war der Sohn des Bürgermeisters gewesen. Doch auch wenn wir zusammen aufgewachsen waren, sonderlich viel hatten wir nie miteinander zu tun gehabt. „Ich dachte er wollte dir Strickmuster verkaufen. Gibst es irgendwen in deinem Umfeld, der dich nicht tot sehen will?“ Ich hatte das Gefühl die Antwort schon zu kennen. Das hätte bedeutet, dass ich eine andere Bleibe hier gebraucht hätte, denn die Gefahr, dass noch mehr bekannte Gesichter her auftauchten, war mir zu groß. Auf diesen Zirkus hatte ich keine Lust.

„Nein!“, erklärte die andere Blondine im Raum kalt.

„Rebecca“, ermahnte sie Elijah höflich.

„Ist doch war!“ Fassungslos schlug ich die freie Hand an die Stirn. Ich wollte gar nicht wissen, was da los war. Als gäbe es nichts Wichtigeres.

„Kürzen wir den Kindergarten ab. Verpiss dich kleiner und komm wieder, wenn ich nicht mehr in der Stadt bin. Dann kannst du gerne deine Selbstmordpläne ausleben“, murrte ich erntete ein bedrohliches Knurren.

„Ich würde gehen, sie hat schon für weniger getötet“, lachte Hayley und lehnte sich in den Türrahmen. Wenigstens hatte hier einer Spaß.

„Hat er dich auch verwandelt?“, begann Tyler nun etwas ruhiger und wand sich der Hybridin zu.

„Nein, ich wurde noch vor meiner ersten Verwandlung zum Vampir. Ich gehöre zu dem genervten Vampir mit der magischen Schusswaffe“, erklärte sie ruhig und begutachtete ihre Fingernägel-

„Ich lege dir deine neuste Errungenschaft ins Zimmer“, flötete Tasha und zwinkerte mir im vorbeigen zu.

„Klar, aber dann erlebst du das Abendessen nicht mehr“, rief ich ihr hinterher.

„Wenn Chloé kocht ist das ein Vorteil!“

„Das hab ich gehört, bisher seid ihr noch nicht gestorben!“, kam der laute Protest aus der Küche. Ich verdrehte abermals die Augen. Ich warf Hayley einen kurzen Blick zu und sah dann zu diesem Tyler.

„Du bist ja immer noch da“, bemerkte ich trocken.

„So schnell werde … AHHHH“ Ich ließ ihn gar nicht erst ausreden, sondern schoss ihm einfach in die Schulter. Umbringen würde es ihn nicht, aber eine ganze Weile wehtun. Die Verletzungen, die diese Waffe verursachte, heilten nicht so schnell wie andere.

„Du hast auf ihn geschossen“, murmelte diese Rebecca verwundert.

„Ich hatte ihn gewarnt.“ Mehr hatte ich nicht zu dem Thema zu sagen. Der kleine konnte froh sein, dass er noch lebte. Wenn er allerdings noch länger da stand, war das eher weniger der Fall.

„An deiner Stelle würde ich gehen, bevor sie ein weiteres Mal schießen kann“, lächelte Hayley und zerrte den an der Schulter nach draußen. Ich hingegen wand mich an Klaus.

„Kommen da noch mehr? Ich habe keine Lust jeden Tag auf jemand anderen zu schießen, weil du so … charmant wie ein Stück Kohle bist.“ Zugegeben der vergleich hinkte, aber das war mir gleich. Bevor Klaus etwas erwidern konnte, schritt Elijah ein.

„Ich denke die wichtigsten hätten wir hinter uns. Warum setzten wir uns nicht?“ Es war eine dieser Fragen von denen man wusste, wie die Antwort lautete. Meine Mutter hatte das immer getan, wenn ich abwaschen sollte oder den Müll hinausbringen. Ich mochte diese Art von Fragen nicht, da es nichts weiter als ein höflicher Befehl war. Trotzdem schon ich das Magazin zurück in die Waffe und ich bemerkte Elijahs misstrauischen Blick. Auch Rebecca sah sich die glänzende Halbautomatik genauer an und wich zurück.

„Wo hast du die her?“

„Poker“, war meine knappte Antwort.

„Das sagtest du bereits Liebes, aber so eine Waffe setzt man nicht beim Pokern.“

„Das Essen ist fertig es gibt Vol-au-vent (mit Ragout gefüllter Blätterteig)“, flötete Chloé und ich sah zu ihr. Das klang zumindest unverfänglich.

„Nach Originalrezept?“, fragte Hayley aufmerksam.

„Ja, ich habe Huhn für das Ragout genommen, kein Frosch oder Scampi“, murrte Chloé.

„Klasse, ich habe heute noch nicht wirklich was gegessen.“ Ich ließ drei verwunderte Urvampire im Wohnzimmer zurück, um meiner chaotischen Hexe ins Esszimmer zu folgen.

 

Chloé war eine hervorragende Köchin, wenn sie sich an die Rezepte hielt. Ich ließ mich am bereits gedeckten Tisch nieder und konnte sehen, wie sich auch Hayley und Tasha setzten. Das Tasha dabei das Essen fixierte, als hätte sie Angst, dass es ihr entgegen kam, ignorierte ich.

„Ce qui se passe? Wollt ihr euch nicht setzten?“, fragte sie und drückte Davina in einen der Stühle.

„Ihr seid Vampire…“, murmelte Rebecca perplex.

„Ich nicht, ich bin ein Hybrid“, lachte Hayley und platzierte vorsichtig ein Blätterteigtürmchen auf ihrem Teller.

„Ich mag es essen zu können, was ich will, ohne um meine Figur Angst zu haben“, erklärte Tasha und reichte Hayley ihren Teller.

„Ich will nur nicht mit euch reden.“ Wahrscheinlich hätte ich lügen sollen, denn Klaus saß mir schneller Gegenüber, als mir lieb war

„So, also wie gewinnt man eine magische Waffe beim Pokern?“, fragte er interessiert und füllte sich etwas auf seien Teller. Er war hartnäckig, aber das war ich auch.

„Ich traue euch nicht, also werde ich sicher keine Geheimnisse offenbaren.“ Ich hatte meinen Standpunkt klar gemacht und ich sah in Klaus Bick, dass er verstand. Für den Moment, würde er die Sache ruhen lassen, aber beendet war diese Unterhaltung führ ihn noch lange nicht.

„Wie glaubst du einen Urvampir töten zu können? Wir sind recht zäh“, wollte nun Rebecca wissen und ließ sich ebenfalls am Tisch nieder.

„Weißeiche“, riefen Tasha, Chloé und Hayley monoton im Chor. Ich biss mir leicht auf die Innenseite meiner Wange, um nicht zu lachen. Wir hatten unsere Ausaufgaben gemacht.

„Zu dumm das Weißeiche keine sonderlich häufige Holzart ist.“ Da Rebecca offensichtlich versuchte mich aus der Reserve zu locken, ließ ich mich nicht provozieren. Das hatte ich nicht nötig.

„Dein Weißeichen Pflock war Raphael oder doch Gabriel?“, mischte sich Cami ein und lehnte sich gegen den Türrahmen.

„Weder noch“, nuschelte Chloé und schob sich noch einen Löffel Ragout in den Mund. „Raphael war der Nussbaumpflock, Gabriel war der Ebereschen Pflock und Gott wie hieß der aus Kirschholz?“

„Luzifer“, half ihr Tasha aus. „Ich glaube die Weißeiche war Dracula?“ Fragend blickte sie zu mir herüber, doch ich weigerte mich ihre Aussage zu kommentieren.

„Du hast deinen Holzpflöcken Namen gegeben?“, fragte Klaus erstaunt. Ich zuckte mit den Schultern.

„Ich hatte nach meinem 12. Lebensjahr keine Puppen mehr, nur noch Mordinstrumente. Ihr liegt übrigens falsch. Raphael war der Name meiner ersten Halbautomatik und Gabriel ist mein Katana. Ich habe nur zwei Pflöcke mit Namen. Der eine ist Luzifer und der andere poetischer Weise Van Hellsing.“

„Wie der Vampirjäger aus Dracula?“, fragte Davina leise.

„Fast, ich stand total auf den Film Van Hellsing mit Hugh Jackman. Allgemein mag ich seine Filme.“ Warum ich auf einmal aus meinem Privatleben erzähle, wusste ich nicht. Immerhin ging das niemanden etwas an.

„Ich mag seine Filme auch“, gestand die junge Hexe leise und starrte wieder auf ihren Teller. Sie wirkte nervös und allein um Chloés Blick auszuweichen, schloss ich die Augen.

„Ich hätte beinahe mal mit ihm reden können. Aber mein Aufpasser war der Meinung, dass ich mich auf meine Aufgabe konzentrieren sollte“, erklärte ich ruhig.

„Kann ich dich etwas fragen?“, meinte Davina leise. Ihr Herzschlag hatte sich erhöht und ich hatte das Gefühl, was immer sie jetzt fragen würde, es würde mir nicht gefallen. Langsam legte ich die Gabel weg.

„Das war gerade eine Frage, aber bitte“, forderte ich sie auf.

„Chloé hatte erwähnt, dass du … also… es…“ Seufzend drehte ich mich zu der jungen Hexe.

„Davina, ich bin kein seelenloses Monster. Also, wenn du etwas wissen möchtest, dann sage es gerade heraus. Mag sein, dass du Angst hast oder unsicher bist, aber lass es dir nicht anmerken. Du kannst mir eines glauben, ich bin nur halb so tough, wie ich wirke.“ Sie nickte merklich und ich konnte hören, wie sie ihre Fingernägel über den Stoff ihrer Jeans kratzen. Wahrscheinlich ballte sie ihre Hände zu Fäusten.

„Chloé hatte gesagt, dass du hättest gehen können. Auch wenn meist jemand da war, der auf dich aufpassen sollte. Also, warum bist bei einem Mann geblieben, der dich zu einer Killerin gemacht hat?“ Mein Blick glitt zu Chloé, die ihn stumm erwiderte und ich konnte spüren, das Tasha und Hayley mich musterten. Ich redete nicht über meine Vergangenheit. Seit ich Cami kannte, hatte ich kaum mehr als 20 Worte über Tony verloren. Keiner der vier hätte mich auf ihn angesprochen, dabei hätte es sie alle interessiert.

„Care, du musst ihr nicht antworten. Ich weiß…“, begann Cami langsam und kam auf mich zu.

„Hör auf mich zu analysieren. Ich bin kein Studienobjekt“, fuhr ich sie an. Meine Stimme war viel lauter und härter als beabsichtig. Ich hasste diese Seite an mir, sie verwirrte mich.

„Entschuldige, dass ich gefragt habe“, murmelte Davina und stand auf .Sie war bereits halb zur Tür hinaus, als ich mich gefangen hatte.

„Die Frage hatte ich mir auch oft gestellt, aber es gab verschiedene Gründe, warum ich blieb“, rief ich ihr hinterher. Verwirrt drehte sie sich um. Ich mied ihren Blick und auch den aller anderen. Reden würde ich über dieses Thema nicht. „Vielleicht erzähle ich dir irgendwann.“ Davina nickte verstehend und ich schätze jeder in diesem Raum wusste, dass »vielleicht irgendwann« nie bedeutete. Letztlich war ich es, die den Raum verließ. Es war ein verzweifelter Versuch wegzulaufen, das wusste ich, aber noch mehr viel zu persönliche Fragen vertrug ich an diesem Nachmittag nicht. Als ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete, lag die rote Tüte sichtbar auf meinem Bett. Augenrollend drehte ich mich wieder um und rief nach Natasha. Kurz darauf hörte ich die Haustür. Die Ratte hatte also das sinkende Schiff verlassen.



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