There must be more ... von TigerNagato (... than black or white) ================================================================================ Kapitel 3: Ein Wahrgewordener Alptraum -------------------------------------- 2015, Ende März Kritisch begutachtete ich den Ingwer im Supermarkt. Warum musste immer ich einkaufen. Zugegeben ab und an kaufte auch Hayley ein, vor allem, wenn sie sah, dass etwas fehlte, aber sonst schieckten sie immer mich. Es war frustrierend. „Kann ich dir helfen?“ Maya, die nette Aushilfe, die jetzt seid beinahe 7 Jahren in diesem Laden zum Inventar gehörte, trat neben mich. „Habt ihr frische Feigen, Datteln und ich brauche eine große Kokosnuss. Die Lychee habe ich gerade gefunden.“ „Was zur Hölle wollt ihr Kochen?“, fragte Maya entsetzt. Ich zuckte mit den Schultern und versicherte ihr, dass es nicht alles auf einmal gebraucht werden würde. Die Wahrheit hätte ich ihr schlecht erzählen können. Denn die Wahrheit war, dass ich gar nicht wissen wollte, was Chloé da brauen wollte. Ich hatte meine Liste. Keine halbe Stunde später trat ich mit meiner Ungewöhnlichen Obst- und Gemüsemischung aus dem Supermarkt und hielt auf den Fleischer meines Vertrauens zu. Ich war allein im Laden und Stavros begann über beide Backen und sein Doppelkinn zu grinsen, als er mich sah. „Ah, steht wieder ein Horrorfilm an oder möchtest du etwas anderes? Wir haben Rippchen im Angebot.“ Ich kicherte und bestellte das übliche. Stavros hielt Natasha für eine Medienfilm und Kunststudentin, die sich auf Horrorfilme und abnorme Bilder spezialisiert hatte. Von daher versorge er uns mit Vorliebe mit allerlei Schweine und Rinderblut. Ich persönlich stand nicht so auf Tierblut, aber Natasha hatte sich mittlerweile so an Rinderblut gewöhnt, das es für sie reine Gewohnheit war. Sie verglich es immer mit Vegetarischer Ernährung. Hayley hingegen trank bewusst nur Schweineblut. Sie glaubte damit den Wolfsanteil besser unterdrücken zu können. Ich hingegen trank höchstens Schweineblut und das auch nur wenn es sein musste. Schwein schmeckte noch am ehesten nach Mensch. Zugegeben ich trank nach meiner Eskapade mit Olek vor 3 ½ Jahren nur noch abgepacktes Blut, aber Mensch schmeckte immer noch am besten. Außerdem war meine Liebslings Blutgruppe auch mein Lebensmotto geworden: B positiv. Cami und Chloé fanden das übrigens überaus komisch. Als ich aus der Fleischerei Trete, habe ich das Blut für Hayley und Tasha, sowie ein halbes Pfund Rippchen und ein wenig Gehaktes. Vollbeladen mache ich mich so auf dem Weg zu Tashas Loft. Wie Tasha nach nur einer Woche an diese traumhafte umgebaute Fabrik, gekommen ist, weiß ich nicht. Aber wir wohnen nun neben einem viel zu lautem Musiker mit zweifelhaftem Musikgeschmack und einer Tierfotografin, die dort ihr Atelier hat. Eine komische Gegend, aber wir sehen auf den Fluss und einen Park und die Nachbarschaft ist so mit sich selbst beschäftigt oder zugedröhnt, dass wir nicht auffallen. Seit Cami letztes Jahr weggezogen ist, ist es bei uns seltsam ruhig. Zugegeben dank Chloé ist es nie wirklich ruhig, aber es ist komisch, das niemand mehr versucht mich zu analysieren. Außerdem ist Chloé jetzt die einzige die wirklich Geld verdient. Tasha hat noch nie in ihrem Leben gearbeitet, weiß aber wie man Geld anlegt. Hayley ist immer noch auf der Suche nach einem Job, der sie nicht nach drei Tagen langweilt und ich selbst verdiene mein Geld mit Pokerspielen. Dank Tony kann habe ich meine relativ gute Menschenkenntnis perfektioniert und mir ein unschlagbares Pokerface zugelegt. Falls das alles nicht reichen sollte, manipuliert Tasha sich die Welt so zu Recht, wie sie sie haben will. Zugegeben, das ein oder andere Mal, haben Hayley und ich schon Leute manipuliert, aber in dem Punkt waren wir uns einig. Es sollte das letzte Mittel sein. Kaum das ich zu Hause war, riss mir Chloé auch schon die Tüten aus der Hand und warf flüchtig einen Blick hinein. „Klasse Rippchen, die kann ich auch an den Zauber tun.“ Fröhlich rannte sie zurück in ihre Küche. Auch wenn ich wirklich bezweifelte, das ihre extravaganten Zaubertränke etwas anderes als Übelkeit auslösten, war ihr Online Versand richtig erfolgreich. Ich konnte nicht begreifen warum die Leute mehrere hundert Dollar ausgaben, um einen Mann mit Hilfe einer stinkenden, blubbernden, grünen Plörre aus Froschaugen und Katzenpisse zu verführen. Vielleicht war ich altmodisch, aber ein ordentliches Dekolleté und ein Lächeln halfen doch auch. Selbst wenn Mutter Natur einen nicht mit den Maßen eines Topmodels gesegnet hatte, konnte man eine Menge mit Abstrahlung, Charakter und zur Not Geld richten. Auch wenn ich beim besten Willen nicht wusste, was an einem reichen, oberflächlichem Mann in einem Anzug so toll sein sollte. Das klingeln meines Telefons riss mich nicht nur aus meinen Gedanken, sondern sorgte auch dafür, das ich den Flur verließ. Wir hatten kein Festnetzt, aber jeder hatte ein Smartphone. Meines hatte ich zusammen mit meinem Tablet und meinem Schwarzen Ferrari beim Pokern gewonnen. Chloé hatte sich einen knallroten Käfer zugelegt, der ständig in der Reparatur war. Hayley fuhr noch immer den Dodge aus der Agentur und Tasha ließ sich standesgemäß fahren. Manchmal wunderte es mich, dass hier keine manipulierten, halbnackten Männer durch Loft liefen und die russische Prinzessin auf einer Sänfte trugen. Beim siebten Klingeln beschloss ich den Anruf mit der unterdrückten Nummer doch anzunehmen. Ich hatte mir das Telefon noch nicht ganz ans Ohr gehalten, da hörte ich sie schon. „Keiner fasst die Leiche an, das hatte ich doch schon drei Mal gesagt. Gott, wie kleine Kinder. Hör mal Süße, du musst nach New Orleans kommen. Das wist du selbst sehen wollen. Wenn du nicht gleich die Hand da wegnimmst, wird sie dir irgendwer abhacken.“ Ich brauchte eine Weile um Camis Worte zu ordnen. Es gab offensichtlich in New Orleans eine Leiche und ich sollte sie mir ansehen. Zu diesem Schluss kam ich ein paar Minuten, nachdem Cami wieder aufgelegt hatte. Allen weil es Cami war und wirres Zeug geredet hatte, beschloss ich meine Sachen zu packen. „Leute; ich fahre für zwei oder drei Tage nach New Orleans“, verkündete ich laut und ging packen. Das ich keine Antwort bekam, nahm ich als Zustimmung. Dreißig Minuten später war meine Tasche gepackt. Ich hatte nur das nötigste Mitgenommen. Ein paar Klamotten zum wechseln, Make-up, die neuen Stiefel, die ich noch einlaufen musste, meine magische Pistole, drei normale Magazine, zwei mit Holzkugeln, zwei mit Eisenkraut, eines mit Wolfswurz, einen Satz Wurfsterne, eine vergiftete Haarnadel, ein kleines Armeemesser und meinen Lieblings Pflock aus Kirschbaumholz, ich hatte ihn zu meinem 15. Geburtstag bekommen. Sein Name war Luzifer. Ja, ich gab den bedeutenden Holzpflöcken in meinem Leben einen Namen und wie gesagt, es war nur das nötigste. Vor der Haustür lief ich fast in Hayley, die meine Tasche kritisch musterte. „Soll ich mitkommen oder schleppst du dein halbes Waffenarsenal nur mit, weil dir langweilig ist?“ Mir gefiel der spöttische Ton ihn ihrer Stimme nicht. „Reine Vorsichtsmaßname.“ „Du bist paranoid. Grüß Cami von uns und schreib wenn du da bist“, belehrte sie mich lächelnd und öffnete die Tür. „Ruf an, wenn du doch Hilfe brauchst.“ Konnte ich Tasha noch rufen hören, als ich die Tasche in den Kofferraum warf. Ich hob die Hand, als Zeichen das ich verstand und schwang mich hinter das Steuer. Wieder einmal zeigte sie, wie sehr ich dieses Auto liebte. Denn dank meines zum Teil mörderischen Fahrstiels und der beinahe konstanten Geschwindigkeit von 240 Kilometern die Stunde, war ich bereits am Abend in New Orleans. Es dauerte eine Weile einen vernünftigen Parkplatz zu finden, aber gegen halb acht betrat ich schließlich die Bar, in der Cami arbeitete. Sie stand hinter dem Tresen und bediente Zwei Männer. Der eine trug einen Anzug und passte damit nicht in das rustikale Ambiente der Bar, der andere schlicht Jeans und T-Shirt. Sonst war die Bar leer. Bei meinem Eintreten klingelte die Türglocke und Cami sah auf. Das Glas, das sie eigentlich gerade abtrocknen wollte fiel ihr vor Schreck aus den Findern. Der Blonde Mann in der Jeans fing es ohne große mühe auf, bevor es zerbrach. Ich machte mir eine gedanklich Notiz, dass er ein Vampir war 7und vermutete, das es der andere auch war. „Bist du hergeflogen?“ Cami, die sich einigermaßen wieder fasst hatte, kam nun auf mich zu und umarmte mich. „Nein, ich bin gefahren“, erklärte ich verdattert. „Ich habe gegen 10 Uhr morgens angerufen und es sind 1302* Meilen von New York bis hier.“, schnappte Cami empört. „Ich weiß, ich habe beinahe ewig nach einem Parkplatz gesucht“, entschuldige ich mich. Während Cami entrüstet schnaubt, drehten sich nun auch die beiden Männer um. Ich tippte darauf, dass sie verwandt waren, da irgendwas an ihrer Haltung oder viel mehr Abstrahlung identisch war. „Darf ich fragen, wie schnell sie gefahren sind?“, fragte der linke der beiden, also der im Anzug. Er wirkte im Übrigen auch älter, kultivierter und ich würde nicht behaupten, dass er mir Angst machte. Aber ich hatte Respekt und wollte diesen Vampir unter keinen Umständen verärgern. „So etwas 240, konstant.“ „Gott, du hättest dich umbringen können!“ Aufgebracht fing Cami an mich zu schütteln. Ich ließ sie kurz gewähren, bevor ich nach ihren Armen griff. „Erstens, das wurde ich bereits. Zweitens, was hast du erwartet? Du rufst mich an, wirst mir einen kryptischen Satz hin und drohst Leuten damit sie zu verstümmeln. Also, was genau ist hier los?“ Ich bemühte mich ruhig zu bleiben, auch wenn ich es nicht war. „So sehr ich dich schätze Cami, aber was macht dieses blonde, junge Ding hier?“ Sofort hatte der Kerl neben dem Anzugträger meine Aufmerksamkeit und ich funkelte ihn wütend an. Ich hasste es, wenn man abfällig mit mir sprach. Das hatte ich schon immer getan. Wie immer, wenn mir etwas wirklich nicht passte, schaltete meine Vernunft sich aus. Denn mein Verstand hatte an seiner Haltung erraten, dass er alt und damit mächtig war. Ich ging also auf ihn los, oder versuchte es viel mehr. Denn es dauerte keine zwei Sekunden, bis ich mit dem Rücken auf einem Billardtisch tisch lag und er mir mit einer Hand die Kehle zudrückte. Sein Gesicht war seinem dabei so nahe, das ich das kurze Aufflackern einer gold-gelben Iris sehen konnte. Erschrocken keuchte ich auf. „Bruder, ich bitte dich“, seufzte der andere. Ich hatte also recht gehabt, sie waren Verwand. „Was, die Kleine sollte wissen, mit wem sie es zu tun hat.“, knurrte mein Angreifer und drückte zu. Ich hingegen angelte nach dem verlassenen Bleistift zu meiner rechten und bohrte ihn anschließend in seine Schulter. Das lenkte ihn lange genug ab, damit ich ihn zu Boden werfen, mich auf seine Hüften setzen und ihm ein Messer an die Kehle halten konnte. „Ist in Wolfswurz getaucht“, informierte ich ihn kühl und drückte noch ein wenig zu, als er aufstehen wollte. „Tja, sie ist auch nicht besser“, stellte Cami trocken fest. „Aber sie schein Talent zu haben.“ „Ernsthaft, Bruder? Talent! Wenn du das blonde Miststück jetzt von mir herunterholen könntest, Elijah.“ Er klang genervt und allein für das Miststück drückte ich noch mehr zu. Ich vernahm Elijah sich hinter mir verhalten räuspern, bevor er mich von seinem Bruder hob. „Verzeihung“, entschuldigte er sich und positionierte sich zwischen mir und seinem Bruder. Der wollte sich gleich wieder auf mich stürzen, sobald er auf den Beinen war. „Bruder, beruhige dich.“ „Vergebene Lebensmüh, Werwölfe sind von Natur aus leicht reizbar.“, erklärte ich halbherzig lachend. „Woher wissen sie das?“, fragte Elijah interessiert. „Ich wohne mit einem zusammen. Gott war das ein Schock für uns beide.“ Endlich schien sich auch Elijahs Bruder zu beruhigen. „Wieso Schock? Wusste sie nicht das sie ein Wolf war, als sie das erste Mal einen Menschen getötet hat?“ Seine Stimme klang immer noch aggressiv, aber Elijah riskierte es ihn loszulassen. „Doch! Es war ein Unfall, irgendwie“, wich ich der Frage und diesem stechendem Blick aus. „Wie kann das ein Unfall sein? Wenn sie es wusste oder wollte sie den Kerl nicht töten?“ Ich zuckte zusammen, als er anfing herumzuschreien. Hayley hatte sich eindeutig besser im Griff. „Wir hätten beide nicht gedacht, dass sie sich verwandelt, nachdem sie zum Vampir wurde“, blaffte ich ihn an. Danach wurde es in der Bar still. Cami konnte ich nicht mehr sehen, aber vielleicht war sie auch nur in Deckung gegangen oder telefonierte mit Hayley. „Ein Hybrid, faszinierend“, murmelte Elijah schließlich und begann auf und ab zu gehen. „Du hast gesehen, wie sie sich verwandelte?“, fragte Elijah nach einer Weile. „Ja, zum Teil war es meine Schuld, also wollte ich sie nicht allein lassen. Ich hätte sie auch einfach erschießen können, wie den anderen Werwolf.“ „Warum hast du nicht?“ „Sie war nicht der Auftrag gewesen, sondern er. Etwas in ihren Augen hat mich an das Mädchen erinnert, das gestorben ist, als ich 12 war.“ „In dem Alter sollte niemand, jemanden sterben sehen.“ „Sie wäre so oder so gestorben. Es war aber ganz praktisch, da man mir so zeigen konnte, dass Vampire wirklich existieren. Danach hatte ich die Wahl. Lernen wie man tötet oder als Nachtisch für den ausgehungerten, angeketteten Vampir dienen.“ „Und du hast gelernt wie man tötet“, flüsterte Elijahs Bruder, dessen Namen ich immer noch nicht kannte. Zum ersten Mal klag seine Stimme nicht wütend oder belustigt, sondern traurig und in seinen Augen konnte ich sehen, dass er einst vor einer ähnlichen Wahl stand. „Du bist also Vampirjägerin?“, fragte Elijah und holte mich aus meinen Gedanken. „Nein, aber ich war Auftragskillerin. Ich habe alles getötet: Vampire, Hexen, Werwölfe und wenn es nicht anders ging auch Menschen.“ „Nun, in diesem Fall, würde ich dir gern etwas zeigen. Vielleicht kannst du ja etwas damit anfangen?“ Elijah führte mich aus der Bar und sein Bruder folgte uns wortlos. Von Cami war weiterhin keine Spur. Elijah war ein ausgezeichneter und verdammt langweiliger Fahrer. Wahrscheinlich bremste er auch für Katzen. Langsam wurmte es mich, dass sich sein Bruder immer noch nicht vorgestellt hatte. Zugegeben, meinen Namen hatte ich ihnen auch noch nicht gesagt, aber das spielte keine Rolle. „Sagen Sie Elijah, wurde ihr Bruder von Wölfen aufgezogen oder warum hat er nicht den Anstand, sich einer Dame vorzustellen?“ Ich hatte gute Laune und versuchte höflich zu klingen. „Ich sehe hier keine Dame“, knurrte mein neuer bester Feind missmutig. Vielleicht schmollte er auch weil er in seinem Auto auf der Rückbank sitzen musste. „Ich bin Bewaffnet“, gab ich unbeeindruckt zurück. „Das stört mich nicht.“ „Wenn das so ist, kann ich ja das Magazin rausnehmen und dann feuern“, lachte ich und hob meine Pistole so, dass er sie sehen konnte. Noch bevor der bockige Vampir auf dem Rücksitz antworten konnte, legte Elijah ohne ersichtlichen Grund eine Vollbremsung hin. „Wo hast du diese Waffe her?“ Seine Stimme klang zum ersten Mal aggressiv und ich wich leicht zurück. „Ich habe sie beim Pokern gewonnen“, erklärte ich perplex. Es war die Wahrheit und irgendwie nur die Sitze des Eisbergs. „Aber du weißt, was sie kann?“, kam die Frage von der Rücksitzbank. „Ja, das hat meine durchgeknallte Hexe mir erklärt. Was viel wichtiger ist, sie funktioniert.“ Neben mir hörte ich Elijah die Luft einziehen. „Das ist mein Bruder Niklaus und wenn du sie bitte…“, murmelte Elijah nervös und fuhr endlich weiter. „Klaus!“, verbesserte dieser seien Bruder. Ich schüttelte den Kopf, packte die Waffe aber wieder weg. Gedankenverloren schrieb ich Hayley eine SMS und direkt danach Cami. Ich bemerkte deshalb erst, dass sich Klaus nach vorne gelehnt hatte, als sein Atem meinen Nacken streifte. „Was ist eigentlich mit dir, Liebes. Du hast doch bestimmt auch einen Namen.“ „Ja und er ist ganz sicher nicht Liebes“, fauchte ich und versuchte meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Sondern?“, fragte Klaus belustigt und rückte nicht nur noch ein Stück weiter nach vorn, sondern legte mir auch gleich noch einen Arm auf die Schulter. „Rotkäppchen und jetzt verschwinde.“ „Das ist mein Wagen“, lachte er. Ich schätze er wusste, dass mein Name nicht Rotkäppchen war, aber ließ es auf sich beruhen. Dachte ich zumindest. Kaum das Elijah den Wagen angehalten hatte, lag seine Hand wieder auf meiner Schulter. Dieses mal hielt er mich im Sitzt, damit ich nicht sofort aussteigen konnte. Nachdem Elijah ausgestiegen war, beugte er sich noch einmal vor. „Ich nehme an du kennst das Märchen, also pass besser auf, das ich dich nicht fresse.“ „Keine Sorge, du bist eh nicht mein Typ“, murmelte ich und stieg aus dem Wagen. Elijah warf mir einen besorgen Blick zu, als ich auf ihn zutrat. Ich wusste, dass er meine Unterhaltung mit seinem Bruder mit angehört hat. Mich aber nicht darauf ansprechen würde. Ich deutete mit einem Nicken zu der Lagerhalle, vor der er wartete. „Nun, es ist“, begann Elijah zögerlich. Hinter mir schlug Klaus die Wagentür zu. „Ich bin ein großes Mädchen. So schnell schockt mich nichts mehr“, versicherte ich ihm und betrat das Lagerhaus. Ich hatte ja keine Ahnung, wie ich mich irren konnte. Fassungslos starrte ich auf die Blutüberströmte Leiche. Ich konnte an den Wänden genau sehen, wo der Körper aufgekommen war. Jemand hatte ihn gegen die Wand geworfen, mehrfach. Der rechte Arm war mehrfach gebrochen und auf dem Gesicht des Mannes war der blutige Schuhabdruck noch zu erkennen. Was mich aber am meisten beunruhigte war das Kleid, in das der Mann gezwängt wurde. Es war rosa und die weißen Rüschen waren rot verfärbt. Mit zitternden Händen wählte ich Hayleys Nummer. Sie nahm nach dem zweiten Klingeln ab. „Pack meine Seichen. Eure auch. Olek ist wohl doch nicht verblutet.“ Meine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen und ich hatte mühe mich auf den Beinen zu halten. „Was?“ Ich konnte die Panik in ihrer Stimme hören. „Das ist unmöglich.“ „Ich habe eine Leiche, die in einem meiner alten Kleider steckt. Du erinnerst dich, das Kleid, von dem du behauptest hast, ich würde darin wie ein rosa Sahnebonbon aussehen. Außerdem sieht der Kerl so aus, wie Olek. Er hat die gleichen Verletzungen. Der gebrochene Arm, die unsanfte Begegnung mit der Wand und der Tritt ins Gesicht. Falls du mir noch immer nicht glaubst, dann wäre da noch der Liebesbrief. >Dieses Mal überlebst du nicht ангел<“ „Wir sind morgen früh da. Kommst...“ Ich schnitt Hayley das Wort ab, in dem ich auflegte. Ich starrte einfach nur auf dieses Wort: ангел. Er hatte mich nie Engel genannt. Das war immer Tony gewesen. Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Jetzt musste ich meine Gedanken ordnen und mir meine nächsten Schritte überlegen. Ohne weiter auf die beiden Männer zu achten verließ ich das Lagerhaus. Ich musste zu meinem Auto zurück. Zwei Querstraßen weiter lief ich plötzlich in jemanden hinein, der mich an den Schultern festhielt, damit ich nicht weglaufen konnte. Ein blick nach oben verriet mir, das es Klaus war. „Lass mich los.“ Meine Stimme war ruhig. Zu ruhig, für mein aufgewühltes Gemüt. „Was war das da drin?“ Auffordert sah er mich an. „Vergangenheit.“ Ich wusste nicht warum ich ihm antwortete. Vielleicht aus demselben undefinierbaren Grund, warum ich meinen Blick nicht von seinen blau-gründen Augen abwenden konnte, die in der Dunkelheit viel zu deutlich zu erkennen waren. Er nickte, rührte sich jedoch nicht. Auch meine Schultern hatte er noch nicht losgelassen. Langsam wurde ich nervös. „Wenn du noch länger starrst, wird es teuer“, blaffe ich ihn an. Alles was ich wollte, war allein sein und mich verstecken. „Deine Freunde kommen hier her?“ Verwirrt blinzelte ich ihn an. „Mitbewohner“, korrigierte ich ihn. Wahrscheinlich hatte er nicht so Unrecht, denn Hayley, Chloé und Tasha waren die Personen, denen ich am meisten vertraute. Trotzdem sträubte sich alles in mir gegen das Wort Freunde. „Ihr wohnt bei mir.“ Es war keine Frage, oder Feststellung, sondern ein Befehl. Ich hasste Befehle, auf die hatte ich noch nie gut reagiert. Ich hatte so lange für meine Freiheit kämpfen müssen. „Vergiss es.“ Ich funkelte ihn herausfordernd an und alles, was er tat, war Lächeln. Im Nächten Moment hatte er mich einfach über seine Schulter geworfen und ich wusste zum ersten Mal seit Jahren nicht, wie ich reagieren sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)