Der Unbrechbare Schwur von Thoronris (Für immer ihr Geheimnis Teil 2) ================================================================================ Kapitel 19: ------------ 19. Dezember Es war Samstag und all jene Schüler, die über Weihnachten zu ihren Familien fuhren, waren damit beschäftigt, ihr Gepäck zum Bahnhof zu schaffen. Draco hatte seine Mutter angelogen und ihr geschrieben, dass er aufgrund seines Auftrags unbedingt in Hogwarts bleiben musste. In Wirklichkeit und wenn er ehrlich zu sich war, so wollte er einfach nur der unangenehmen Atmosphäre entgehen, die zu Hause herrschte, seit sein Vater nicht mehr im Anwesen war, sondern in Askaban. Ein Weihnachtsfest ohne seinen Vater war unvorstellbar für ihn, also ließ er es lieber direkt ganz ausfallen. Vom Astronomieturm aus beobachtete er, wie seine Freunde voll bepackt in den Hogwarts-Express stiegen. „Du fährst nicht nach Hause?“ Ohne sich umzudrehen, schüttelte Draco den Kopf. Er hatte gesehen, dass Hermine nicht am Bahnhof war, entsprechend hatte er damit gerechnet, dass sie im Schloss auf der Suche nach ihm war. Er wusste inzwischen, dass es in diesem Dezember unmöglich für sie beide war, sich nicht über den Weg zu laufen. „Und du?“, fragte er, den Blick immer noch auf den Bahnhof gerichtet, wo sich der Zug inzwischen mit viel Qualm in Bewegung setzte. Hermine trat neben ihn: „Ich wollte, aber… wir haben Arbeit.“ „Was hast du Potter erzählt?“ „Das übliche“, gab sie achselzuckend zurück: „Dass ich mich davor fürchte, nicht gut genug auf die Abschlussprüfungen im Sommer vorbereitet zu sein und dass ich die Ferien nutzen will, um in Ruhe zu lernen. Ron hat mich für verrückt erklärt, aber… naja, ich bin halt immer noch ich. Wenn ich Lerneifer zeige, zweifelt das niemand an.“ Er konnte immer noch nicht glauben, dass sie das für ihn tat. Der Plan, den sie am Vortag ausgearbeitet hatten, war nicht ohne Löcher, aber er war zuversichtlich, dass ihm mit Hermine an seiner Seite alles gelingen konnte. Es war unglaublich, wie angenehm es sein konnte, eine Freundin zu haben, der niemand schlechte Motive unterstellte und die insbesondere von den Lehrern gemocht wurde. Das Leben war so viel einfacher, wenn er wusste, dass er einfach so ohne Sorgen zu Slughorn gehen konnte, einfach, weil Hermine bei ihm war. Lächelnd drehte sie sich zu ihm um: „Wollen wir? Slughorn dürfte gerade in seinem Büro sein zweites Frühstück zu sich nehmen.“ Draco nickte. Alles würde gutgehen. Hermine würde Slughorn ablenken, er würde seinen Verwechslungsspruch aufheben und einen anderen darauflegen, der dafür sorgte, dass Slughorn vollkommen vergaß, dass er diesen Alkohol besaß. Dann, ein paar Wochen später, wenn er die Existenz der Flasche vergessen hatte, würden sie zurückkehren und sie entwenden, ohne dass er merken würde, dass ihm etwas fehlte. Erst hatte Hermine vorgeschlagen, die Flasche jetzt zu stehlen, doch Draco wusste, so funktionierte sein Verwechslungszauber nicht. Noch war die Flasche als Geschenk für Dumbledore im Kopf von Slughorn. Sie jetzt zu entfernen, würde nur seine Aufmerksamkeit erregen. Und welche Gefahr sollte schon von einem Alkohol, den Slughorn nicht anrührte, ausgehen? Sie hätten in ein paar Wochen immer noch genug Zeit, die Flasche zu stehlen. Sie stiegen gerade die Treppe hinunter, als Hermine ihn plötzlich am Arm packte und aufhielt. Fragend schaute er sie an. „Draco“, flüsterte sie leise: „Ich kann verstehen, warum du nicht zu Dumbledore gehen wolltest. Mit deinem Auftrag und allem. Aber ich glaube immer noch, dass es das sicherste für dich wäre. Gerade weil du dich jetzt offen gegen Voldemort gestellt hast.“ Er seufzte. Natürlich, sie würde nicht locker lassen, ehe sie sich sicher sein konnte, dass er die Seiten gewechselt hatte. Solange auch nur der Hauch einer Chance bestand, dass er wirklich ein Todesser war, würde sie ihn niemals akzeptieren. Doch so einfach war es in dieser Welt einfach nicht. Wenn es nur um ihn gegangen wäre, vielleicht hätte er es sich überlegt. Vielleicht. Aber da war seine Mutter, die vielleicht Angst vor dem Dunklen Lord hatte, aber niemals die Seite ihrer Schwester verlassen würde. Und sein Vater. Er wusste, dass sein Vater Angst vor dem Lord hatte, aber nicht genug, um ihn zu verraten. Wenn er die Seiten wechselte und den Schutz von Dumbledore annahm, würden seine Eltern leiden. „Tut mir leid, dass ich nicht dein strahlender Held sein kann“, sagte er schließlich: „Aber ich werde nicht mit Dumbledore reden. Oder sonst irgendwem. Wenn das nicht gut genug für dich ist, dann…“ Sie unterbrach ihn ärgerlich: „Darum geht es mir nicht! Ich mache mir Sorgen. Um dich. Versuchst du eigentlich manchmal auch, andere Leute zu verstehen? Was meinst du, wie ich mich gefühlt habe, als ich dein Gespräch mit Snape belauscht habe? Und trotzdem habe ich nicht aufgehört, nach einer Erklärung zu suchen. Zu verstehen, warum du so etwas tun würdest, wenn du eigentlich ein guter Mensch bist! Und du denkst immer noch, ich wäre nur daran interessiert, dich auf meine Seite zu ziehen?“ Dracos Unterkiefer mahlte. Hermine war zu gut, um wahr zu sein. Er fühlte sich merkwürdig klein neben ihr und das lag nicht nur daran, dass sie eine Stufe höher auf der Treppe stand. Sie war ein genuin guter Mensch. Und er – nicht. „Lass uns wann anders weiter darüber reden, okay?“, schlug er vor und legte ihr eine Hand auf die Wange: „Wir haben zu tun, lass uns erstmal das erledigen, was meinst du?“ Sie errötete unter seiner Berührung, doch er konnte sehen, dass das Thema für sie nicht erledigt war. Für den Augenblick jedoch schien sie nachzugeben, denn sie nickte und ging weiter. Schweigend folgte Draco ihr. Er wusste, früher oder später würden sie wieder auf dieses Thema kommen. Es stand einfach zwischen ihnen. Er wollte ihr nicht wehtun, wollte sie durch niemanden leiden sehen, aber er war nicht bereit, die Seite zu wechseln. Und das würde immer zwischen ihnen stehen. Er war eben nicht wie Romeo. Er war nicht verliebt in sie. Das echte Leben war viel komplexer als dieses Liebesdrama, es gab zu viele Faktoren, die ihn daran hinderten, das zu tun, was er wollte. Einen der vielen Faktoren würde er jetzt zumindest bereinigen. Den Konsequenzen, die das nach sich ziehen würde, würde er sich später stellen. Für den Augenblick zählte nur, das Vertrauen von Hermine zu stabilisieren. Mit dem Verschwindekabinett, mit Snapes unbrechbaren Schwur und allem anderen konnte er sich auseinander setzen, wenn es soweit war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)