Vergangenes Vermächtnis von Varlet ================================================================================ Kapitel 3: 3. Advent -------------------- „Kaiba! Warte.“ „Verfolgst du mich jetzt auch wie Wheeler?“, antwortete Kaiba. Nichtsdestotrotz lief er den Gang weiterhin entlang. „Nein, aber…“ „Was?“ „Woher wusstest du ihren Namen?“ „Hmm?“, gab der Firmenchef von sich. Jetzt bemerkte er selber seinen Fehler. Er nannte das fremde Mädchen bei ihrem Namen, dabei dürfte er diesen gar nicht wissen. Obwohl Kaiba überrascht war, dass man ihm deswegen auf die Schliche kam, ließ er sich nichts anmerken. Es jetzt abzustreiten brachte nichts. „Du kennst sie, nicht wahr?“ „Und wenn es so ist, willst du mir wieder sagen, dass ich an diesen ganzen Herz der Karten Kram glauben soll?“ „Ich weiß, dass du es nicht tust. Aber du musst zugeben, dass wir es hier mit etwas zu tun haben, dass unser Denken übersteigt. Das Mädchen, Kisara, wenn sie aus der Vergangenheit hier ist, vielleicht kommen bald noch mehr. Und wenn sich die Vergangenheit ändert, kann es der Grund sein, warum deine Karte nicht mehr existiert.“ Kaiba stieg die Treppen nach unten, während Yugi versuchte mit ihm Schritt zu halten. „Kaiba?“ „Ich glaube nicht an diesen Unsinn. Und jetzt lass mich meine Arbeit machen“, raunte der Firmenchef. „Aber, Kaiba…“ „Herr Kaiba!“ Einer der Ärzte lief ihm hinterher. Seto drehte sich um. „Was gibt es denn?“ „Ich…wir arbeiten gerade das Blut auf. Wollen Sie immer noch die kompletten Informationen haben?“ „Was habe ich Ihnen vorhin gesagt?“, zischte er. „Habe ich dazwischen irgendwas von meinen Anweisungen geändert?“ „Nein.“ „Dann machen Sie Ihre Arbeit und stören mich nicht.“ „Ja, Herr Kaiba.“ „Kaiba…das war…“ „Was?“, unterbrach dieser Yugi. „Unhöflich? Das ist mir egal. Er soll seine Arbeit machen. Dafür wird er bezahlt.“ Kaiba betrat einen Raum und setzte sich an den Computer. „Und du solltest mich nicht auch stören.“ „Tut mir leid…“, murmelte Yugi. Er blieb vor der Tür stehen und ging zurück zu den Trepen, wo ihm Mokuba entgegenkam. „Hallo, Mokuba.“ „Hi, Yugi. Ihr seid noch da?“ „Ja, wie es aussieht, bleiben wir noch eine Weile.“ „Wegen dem Mädchen?“, fragte der Kleine. „Du weißt von ihr?“ „Ich war bei Seto, als der Empfang anrief. Er wollte nur kurz nach unten gehen und dann wieder hoch kommen. Allerdings ist mittlerweile über eine halbe Stunde vergangen“, erzählte Mokuba. „Ach so…tut mir leid, wenn ich gewusst hätte, dass du auf ihn wartest, hätte ich ihn zwischendurch daran erinnert“, meinte Yugi. „Weißt du denn wo er ist?“ „Er wollte in den Raum hinter mir rein um eine Sprachsoftware zu besorgen damit wir mit Kisara reden können.“ „Kisara?“ „Das ist der Name von dem Mädchen“, antwortete Yugi. „Ist denn etwas Schlimmes passiert?“ „Ich weiß nicht, ob ich das Schlimm nennen würde. Sie ist zusammen gebrochen, aber jetzt wieder wach. Leider können wir nicht mit ihr kommunizieren, da sie unsere Sprache nicht spricht und wir ihre nicht“, erzählte er. „Das könnte wirklich ein Problem darstellen“, nickte Mokuba. „Ich werd mal nach Seto sehen, vielleicht kann ich ihm helfen.“ „Falls er fragt, ich bin wieder auf der Krankenstation.“ „Ich richte es ihm aus.“ Mit schnellen Schritten betrat Mokuba den Raum. „Großer Bruder.“ Kaiba blickte nach hinten. „Tut mir leid, dass ich dich warten ließ, Mokuba. Ich muss hier noch etwas erledigen.“ „Ja, ich weiß, Yugi hat mir draußen kurz davon erzählt“, sprach der Kleine. „Wie geht es ihr?“ „Den Umständen entsprechend.“ „Du kennst sie, nicht wahr, Seto?“ „Wie kommst du darauf?“, wollte dieser von seinem Bruder wissen. Mokuba beobachtete seinen Bruder einen Moment. „Du hast mal von ihr gesprochen, als du scheinbar in Gedanken warst.“ „Verstehe“, murmelte Kaiba und tippte etwas ein. „Es stimmt, oder?“ Kaiba nickte. „Ich glaube nicht an den mythischen Kram“, fing er an und zog seine weißen Drachenkarten raus. Mokuba kam zu ihm und sah auf diese. „Immer noch weiß…“ „Yugi denkt, dass sie aus der Vergangenheit kommt und ist der Meinung, dass ihre Anwesenheit hier die Vergangenheit geändert hat.“ „Seto…“, wisperte der Junge. Es war das erste Mal, dass er seinen Bruder so sprechen hörte. Glaubte dieser wirklich daran? „Du denkst wirklich, dass diese Kisara irgendwas damit zu tun hat? Aber ich versteh nicht, was ihre Anwesenheit damit zu tun, dass Pegasus den weißen Drachen nicht gezeichnet hat.“ Selbst für Mokuba, der Yugis Erzählungen und dem Mythischen mehr Glauben schenkte, als sein Bruder, war eine solche Abfolge zu weit hergeholt. „Mokuba.“ Seto unterbrach seine Arbeit für einen Moment. „Was ich dir jetzt erzähle, muss unter uns bleiben. Es darf diesen Raum nicht verlassen und nicht zu Yugi und seinen Freunden gelangen.“ „Versprochen, großer Bruder.“ „Erinnerst du dich als wir vor einem Jahr als wir in Ägypten waren?“ Mokuba nickte. Die Zeit würde er nie vergessen. Auch wenn Seto es nicht für die Wahrheit hielt, Mokuba hatte einiges gesehen und glaubte daran. Es war kein unnötiges Gewäsch. Es war die Wahrheit. Tatsächliche Ereignisse. Mokuba stand neben Seto, als dieser in der Steintafel verschwand und später wieder auftauchte. Und trotzdem bestritt der Ältere die Möglichkeit eines mystischen Hintergrundes. „Ich hab Kisara dort getroffen.“ „Du hast…aber waren das nicht die Erinnerungen vom Pharao?“ Seto zuckte mit den Schultern. „Selbst wenn….die Kisara hier, weiß nichts von unserer Begegnung, falls es überhaupt eine war.“ Seto klang noch nicht überzeugt, obwohl die Tatsachen für sich sprachen. „Ich bin noch nicht ganz davon überzeugt. Dennoch scheint es so, dass das Mädchen mit dem weißen Drachen in Verbindung steht.“ „Du denkst also, dass ihre Anwesenheit das wirklich beeinflussen kann?“, wollte Mokuba wissen. „Aber wieso?“ „Weil sie der weiße Drache ist.“ Der Angesprochene sah seinen älteren Bruder an. Er war schockiert über diese Aussage. „Aber…“ „Wenn du sie siehst, achte darauf.“ Kaiba stand auf. „Die Software ist nun vom Computer des Arztes zu bedienen.“ Kisara saß ruhig auf ihrer Trage. Zaghaft trank sie das Wasser und biss von dem belegten Brot, welches der Arzt ihr gab, ab. „Hoffentlich verträgt das ihr Magen“, murmelte Tea. „Wenn nicht, sehen wir das früh genug. Aber ihr scheint es zu schmecken“, nickte Joey. „Das tut es. Vorhin hat sie gesagt, dass es lecker ist“, entgegnete Yugi. Mit einem Lächeln begrüßte Kisara den Firmenchef im Raum. „Die Software ist benutzbar“, gab Seto von sich und ging direkt an den Rechner. Er startete das Programm und stellte die Lautsprecher an. „Alles was sie sagt, wird direkt übersetzt und mit der animierten Stimme nachgesprochen. Wenn ihr was sagen wollt, sprecht in das Mikrofonzeichen am Monitor.“ „Das ging ja schnell“, murmelte Joey. „Konntest du nicht noch weg bleiben.“ Mokuba blieb bei seinem Bruder stehen und sah auf Kisara. Sie sah wie ein normales Mädchen aus, aber wenn er an die Worte von Seto dachte, fiel ihm die Ähnlichkeit auf. Kisaras Haut war hell, sie war schon fast blass. Ihre Haare waren weiß, genau so weiß, wie der Körper des Drachen und auch ihre blauen Augen passten zu dem Drachen. War sie wirklich der weiße Drache in menschlicher Form? Im Vergleich zu seinem Bruder war Mokuba aufgeschlossen und neugierig. Und trotzdem war die Vorstellung, dass sämtliche Monsterkarten im Spiel auf real existierenden Personen basierten, abstrus. Es gab ein anderes Blickfeld zum Spiel. Yugi ging an den Computer. „Kisara? Kannst du mich verstehen?“ Er wartete ab. Eine mechanische Stimme übersetzte das Gesagte, woraufhin Kisara nickte. „Kannst du uns sagen, wie du hier her gekommen bist?“, wollte er wissen. Kisara sah nachdenklich hoch. „Ich lief einfach den Weg entlang. Als mich meine Beine nicht mehr tragen konnten, fand ich mich vor Eurem Gebäude wieder. Ich erinnerte mich, dass ich das Zeichen auf Eurem Gebäude auf den bewegten Bildern sah und wollte mit Euch sprechen.“ „Bewegte Bilder?“, murmelte Joey. „Sie meint wohl den Fernseher“, gab Mokuba von sich. „Ah…ja das macht Sinn.“ „Tut mir leid, Kisara, ich hab die Frage wohl nicht richtig gestellt. Ich wollte wissen, wie du in dieser Zeit gelandet bist. Du kommst doch…aus der Vergangenheit?“, fragte Yugi. „Ja, zumindest hat er mir das gesagt“, antwortete sie darauf. „Aber ich weiß nicht, wie ich hier her komme. Ich war in Ägypten auf dem Weg zu Seth. Ich wollte mit ihm reden und dann…dann wurde mir schwarz vor Augen. Aufgewacht bin ich in einem weißen Raum und befand mich in Eurer Zeit.“ Die Gruppe sah nachdenklich auf Kisara. „Sie weiß also auch nicht, wie sie hier her kam…“, sprach Tea. Kaiba drehte sich zum Mikrofon. „Wer ist ‚Er‘?“ „Ich weiß nicht, wie er heißt. Er sagte, er sei aus dem Dorf aus dem ich stammte und in dem meine Eltern umkamen“, erzählte Kisara. „Aber er hat mir nicht seinen Namen gesagt.“ „Mhmm…beschreib ihn“, forderte Kaiba sie auf. Kisara dachte nach. „Er hat weißes Haar und eine Narbe unter dem rechten Auge. Seine Haut ist dunkel, er stammt eindeutig aus Ägypten und er trägt diesen Ring um den Hals.“ Yugi horchte auf. „Bakura“, sprach er. „Aber wieso hat er den Milleniumsring?“, fragte Joey. „Wenn er aus der Vergangenheit ist, wird er ihn noch haben.“ Yugi sah sie an. „Kisara, weißt du, warum er dich hier her gebracht hat?“ Sie nickte. „Er wollte mir diese Welt zeigen. Zuerst erzählte er mir, dass ich in meiner Zeit sterben werde, danach wollte er mich und Seth retten. Ich sollte ihm nur helfen die Zeitlinie zu verändern“, entgegnete Kisara. „Er zeigte mir, was aus der Welt wird und wie sehr sich alles ändert. Er hatte Recht. Es ist hier alles so anders. Ich könnte hier nicht leben…“ „Das hat Bakura mit Absicht so gemacht. Kisara, du darfst ihm nicht glauben. Ich weiß, diese Zeit ist für dich fremd und du denkst, dass alles hier schlecht ist. Aber das stimmt nicht. Wir lieben die Zeit. Wir wollen gar nichts daran ändern“, kam es schnell von Yugi. „Ich…“ Kisara sah Yugi an. „Ihr wollt nichts an dieser Zeit ändern?“ Sie sah zu Kaiba. „So ist es“, nickte dieser. „Ich verstehe…dann werde ich nichts an dieser Zeit auch nichts ändern“, lächelte sie. „Aber…wie komme ich in meine Zeit?“ „Das ist eine gute Frage“, murmelte Yugi. „Wenn dich Bakura hier her gebracht hat, wird er auch wissen, wie er wieder zurück kommt. Kannst du dich erinnern, wo du in etwa gewesen bist?“ Kisara sah nach oben. „Es war ein Haus mit einem roten Dach…und daran war eine Straße von der man zu verschiedenen Häusern konnte, die Kleidung oder bewegte Bilder zeigten.“ „Denkst du, wenn wir den Weg mit dir abgehen, dass du das Haus wieder finden kannst?“, wollte Yugi wissen. „Ich kann es versuchen.“ „Yugi, ich hab noch eine Frage“, sprach Joey. „Kannst du sie fragen, wie Bakura mit ihr die Zeit ändern wollte?“ „Ja, klar, Joey“, nickte der Junge. „Kisara? Joey möchte wissen, wie Bakura vor hatte die Zeit zu ändern.“ „Er wollte mich umbringen“, gab sie von sich. „Ich bin gerade so entkommen.“ „Das tut mir leid, Kisara“, antwortete Yugi. „Du brauchst hier keine Angst zu haben. Wir werden auf dich aufpassen. Versprochen.“ „Wir sollten uns trotzdem überlegen, was wir tun können.“ Tea sah zu Kisara. „Wir können auch nicht ohne Plan zu Bakura.“ „Wenn es um das alte Ägypten geht, wäre es nicht schlau, wenn wir Marik anrufen?“, wollte Joey wissen. „Wheeler, du denkst ja mit“, spottete Kaiba. „Kaiba…“, knurrte dieser. „Joey hat Recht. Kaiba, können wir von hier anrufen?“ „Tu dir keinen Zwang an.“ Yugi zog sein Handy aus der Hosentasche und suchte nach der Nummer. Statt mit seinem Handy rief er vom Telefon im Raum an. „Ishtar.“ „Ah, gut, dass ich euch erwische. Hier ist Yugi. Wir könnten eure Hilfe brauchen. Wäre das möglich?“ „Oh. Hallo, Yugi“, sprach Marik. „Um was geht es denn? Wir sind momentan mitten im Studiensemester und helfen bei den Vorbereitungen.“ „Es geht um Bakura. Wir glauben, dass er aus der Vergangenheit mit dem Milleniumsring hier her kam“, erzählte Yugi. „Und er hat jemanden mitgebracht. Ein Mädchen. Sie heißt Kisara und sie sagte, dass Bakura sie hier töten wollte um die Vergangenheit zu ändern. Leider wissen wir nicht, wie wir es schaffen, dass Kisara zurück in ihre Zeit kommt. Wenn ich ehrlich bin, dann haben wir gehofft, dass ihr uns weiter helfen könntet.“ „Kisara, sagst du? Weißes Haar, helle Haut, blaue Augen?“ „Ja, das ist sie. Kennst du sie etwa?“ „Ich denke schon. Die Beschreibung und der Name passen auf eine Studentin von uns. Allerdings ist sie vor einigen Stunden zusammen gebrochen und liegt seitdem im Krankenhaus“, erklärte Marik. „Reden wir wirklich von der gleichen Kisara?“, wollte Yugi wissen. „Warte, ich schick dir ein Foto von ihr.“ Yugi hielt sein Handy auf das Mädchen, machte ein Foto und schickte es Marik. Es dauerte einige Minuten ehe die Datenübertragung vollständig war. „Marik?“ „Ja, tut mir leid, Yugi, ich war gerade ein wenig…verwirrt…dieses Mädchen, dass ist Kisara.“ Yugi sah kurz zu seinen Freunden. Er runzelte die Stirn. Den Hörer hielt er immer noch an sein Ohr. „Marik, hast du eine Idee, wie das alles miteinander zusammenhängt?“, wollte er wissen. „Und was ist mit eurer Kisara? Können wir mit ihr reden?“ „Nein, das geht nicht“, seufzte Marik. „Kisara liegt im Koma.“ „Yugi, was ist denn los?“, fragte Joey. „Äh, Marik, warte kurz.“ Yugi hielt das Telefon ein wenig zur Seite. „Marik und seine Familie unterstützen jedes Jahr die neuen Studenten bei den Ausgrabungen und gehen ihnen zur Hand bei allem, was es über Ägypten zu Wissen gibt. Im jetzigen Semester ist ein Mädchen dabei, das auf Kisaras Beschreibung passt. Als ich ihm das Foto von ihr schickte, hat er mir seine Vermutung bestätigt. Die Kisara hier und die Kisara, die bei Marik ist, sehen identisch aus. Das würde heißen, dass die Kisara bei Marik die Wiedergeburt dieser Kisara ist.“ „Jetzt echt?“ Die Gruppe blickte das Mädchen an. „Das ist wirr“, gab Joey von sich. „Ich würde die andere Kisara wirklich gerne sehen.“ „Das geht leider nicht, Joey. Sie soll seit einigen Stunden im Koma liegen.“ Yugi blickte zu der Weißhaarigen. „Was mich nach allem nicht mehr wundert.“ „Yugi?“ Yugi hielt sich den Hörer wieder ans Ohr. „Entschuldige, ich bin wieder dran.“ „Du sagtest eben, dass die Kisara bei euch wohl aus der Vergangenheit stammt. Ishizu meinte gerade, dass es auch erklären würde, warum sie in unserer Zeit ins Koma gefallen ist. Ich reich dich mal weiter.“ „Ishizu?“, kam es von Yugi. „Ich stell dich auf laut.“ „Ich bin dran“, fing diese an. „Wenn das stimmt, was bei euch gerade vor geht, dann ist unser aller Schicksal, unsere Zukunft aber auch unsere Vergangenheit in Gefahr“, fügte sie an. „Mhm…ja, Kisara sagte auch, dass Bakura aus der Vergangenheit diese verändern wollte, damit sie einen anderen Lauf nimmt.“ „Das hab ich mir schon gedacht“, entgegnete Ishizu. „Da ich mir sicher bin, dass wir wiedergeboren werden, was durch Kisaras Anwesenheit aus der Vergangenheit nochmals verifiziert wurde, kann ich mir vorstellen, dass die Zusammenhänge stärker sind, als ich annahm. Ich würde sogar behaupten, dass die Kisara aus unserer Zeit ins Koma fiel, als die Kisara aus der Vergangenheit in unsere Zeit kam. Das würde bedeuten, dass wir nur dann wiedergeboren werden, wenn bestimmte Ereignisse eintreten und unsere vergangenen Ichs sterben, wenn die Zeit gekommen ist und nicht früher oder später.“ „Beeinflusst ihre Anwesenheit hier bisher nur ihr eigenes Leben?“, wollte Joey wissen. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich weiß nicht, was sie damals getan hat oder tun wird. Wenn Bakura mit ihr die Vergangenheit ändern will, muss sie eine größere Rolle damals gespielt haben, als wir annehmen. Wahrscheinlich sind die Auswirkungen dieser…sagen wir Zeitreise…bislang noch nicht stark ausgeprägt, weil es eine Möglichkeit der Rückkehr gibt, wo sie ihre Aufgabe beenden kann.“ „Auch wenn ihre Aufgabe scheinbar ist zu sterben?“, fragte Tea. „Bakura hat ihr das erzählt.“ Ishizu seufzte. „Wenn ihr Überleben die Vergangenheit so stark beeinflussen kann, wie Bakura der Meinung ist, dann wird ihr nichts übrig bleiben.“ „Aber was bezweckt Bakura damit?“ „Das kann ich euch leider nicht sagen“, sprach sie. „Bis auf Kisaras Zusammenbruch bei uns und das Koma, hat sich noch irgendwas bei euch verändert?“ „Kaibas weißer Drache existiert nicht“, antwortete Yugi. „Der Drache…Das würde zu dem passen, was wir von damals wissen“, murmelte Ishizu. „Äh, Ishizu? Kannst du uns mal aufklären?“, rief Joey zum Hörer. „Dazu muss ich erst einmal ein wenig ausholen“, fing sie an. „Die ägyptische Mythologie geht davon aus, dass eine Seele aus dem Ach, dem Ba und dem Ka besteht. Das Ach war die Form, die die Seele besaß, wenn die Toten in der Unterwelt verweilten. Außerdem war sie die Form, die bei der Wiedervereinigung des Kas mit dem Bas entstand. Diese Wiedervereinigung war nicht mehr rückgängig zu machen und existierte für die Ewigkeit. Das Ba wird als Seelenkraft bezeichnet. Ihr könnt es auch als die Persönlichkeit des Menschen vorstellen, mit allen nicht körperlichen Eigenschaften. Das Ba wird als die Art der Seele bezeichnet, die zwischen dem Grab, also dem Körper des Menschen und der Unterwelt hin und her fliegen konnte. Und dann ist da noch das Ka. Das Ka ist die Lebenskraft eines Individuums, egal ob Mensch, Pharao oder Gott. Das Ka lebt nach dem Tod des Menschen allerdings weiter und die alten Ägypten waren der Meinung, dass es, wie der Mensch, verschiedene Bedürfnisse besaß, wie Essen und Trinken. Aus diesem Grund wurden vielen ägyptischen Gräbern Speiseopfer dargebracht oder die Grabwände mit Speisen bemalt. Die Ägypter glaubten auch, dass das Ka sowohl die Lebenskraft des Menschen darstellt, seinen Doppelgänger und seinen Schutzgeist. Ihr könnt es euch so vorstellen, wenn ihr ein Kind seid, ist euer Ka ebenfalls ein Kind. Wenn ihr erwachsen seid, ist es auch euer Ka. Ein wichtiger Aspekt ist allerdings die Form des Kas als Schutzgeist. Ich denke, was es mit dem Aspekt auf sich hat, könnt ihr euch selbst denken“, erklärte Ishizu. „Das Ka schützt also den Menschen…“, murmelte Joey. „Und was hat das jetzt mit dem Ganzen zu tun?“ „Als ich damals noch meine Milleniumskette hatte, konnte ich auch in die Vergangenheit sehen. Manches war nicht einfach zu verstehen. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke…Duell Monsters basiert auf dem alten Ägypten. Maximillian Pegasus konnte durch das Milleniumsauge die Macht dieser Zeit sehen und kreierte in Folge dessen die Monsterkarten. Das Ka, von dem die alten Ägypter sprachen sind die Monsterkarten, die in Duell Monsters verwendet werden.“ „Aber du sagtest doch, dass das Ka wie der Mensch aussieht. Und so viele Kämpfer oder Krieger gibt es gar nicht in unseren Decks“, warf Joey ein. „Das Ka ist ein Teil der Seele des Menschens. Im alten Ägypten wurden viele Menschen als Tiergestalten beschrieben. Wenn ihr euch die alten Geschichten anschaut oder eines Tages verschiedene Wandmalereien aus der damaligen Zeit zu sehen bekommt, könnt ihr es sehen. Selbst die Götter wurden oft als Tiere verkörpert. Anubis beispielsweise wird als Schakal dargestellt, Apophis als Schlange und Bastet als Katze. Das sind nur ein paar Beispiele. Ich bin mir sicher, dass viele Menschen in der alten Zeit ein Ka hatten, das jede mögliche Form annehmen konnte, die der Seele des Menschen ähnelte.“ „Äh…ja…“, murmelte Joey. So wirklich verstand er es aber nicht. „Ich muss auch zugeben, dass ich einst in einer Vision der Vergangenheit einen Mann namens Mahado sah. Er schien sich sehr mit Magie auszukennen. Damals hielt ich alles für einen Zufall. Aber Yugi, dein schwarzer Magier ähnelt ihm sehr stark.“ Yugi zog die Karte aus seinem Deck. Er betrachtete den schwarzen Magier. „Mahado? Ein Bewohner des alten Ägypten?“ „Ich hab schon von ihm gehört.“ Die Gruppe blickte Kisara an. Ihre Worte wurden immer noch von einer Computerstimme übersetzt. „War sie das?“, wollte Ishizu wissen. „Ja, genau, das war Kisara.“ „Kisara, du kennst Mahado?“, wollte Ishizu auf ägyptisch wissen. Ein Lächeln zeichnete sich auf Kisaras Lippen. Endlich hörte sie die ägyptische Sprache, die nicht durch ein Programm total verzerrt und komisch klang. „Nein, ich kenne ihn nicht. Aber ich habe von ihm gehört. Er soll ein machtvoller Magier am Hofe des Pharaos sein. Die Menschen sagen, dass er auch ein guter Freund des Pharaos ist und sie als Kinder viel Zeit miteinander verbrachten. Ich habe allerdings auch gehört, dass er dem Pharao helfen wollte und im Kampf leider gefallen ist. Dennoch soll er immer noch an der Seite des Pharaos sein“, erzählte Kisara. „Das hab ich mir gedacht. Dann kann es wirklich so sein. Danke, Kisara.“ „Gerne…“ „Ishizu?“, fragte Yugi. „Das was Kisara gesagt hat, das bestätigt, dass die alten Ägypter beziehungsweise ihre Seelen als Duellmonster weiter existieren, nicht wahr?“ „Ja, Yugi. Das stimmt wohl.“ „Dann muss Kaibas weißer Drache auch davon betroffen sein“, kam es von Joey. Er sah den Firmenchef an und grinste. „Hast du das gehört, Kaiba? Dein Drache war einst ein Mensch und dieser Mensch warst nicht du. Na wie fühlt man sich dabei?“ „Joey, das ist doch kindisch“, seufzte Tea. „Und wenn schon. Der große Seto Kaiba kann mal sehen, dass er den Drachen nur durch Zufall bekommen hat und sonst nichts. Und jetzt ist der Drache weg.“ „Du kannst ruhig weiter lachen. Mein Drache kommt zurück.“ „Das glaubst du doch wohl selber nicht. Eigentlich dürften wir Kisara hier nicht weg lassen, wenn ihre Anwesenheit hier die Vergangenheit so verändert, dass dein Drache von Pegasus nicht erschaffen wird. Wahrscheinlich kriegst du ihn nicht mehr wieder.“ Tea seufzte. „Joey, du verhältst dich kindisch.“ „Welche Hautfarbe hat mein Drache?“, kam es von Kaiba. Herausfordernd sah er den blonden Duellanten an. „Weiß.“ „Augenfarbe?“ „Blau.“ „Wer in diesem Raum sieht so aus?“ Joey sah sich um. Sein siegessichere Grinsen änderte sich zu einem schockierten Gesichtsausdruck. „Kisara…“ „Jetzt wo ihr das sagt…das wäre möglich. Wenn wir bedenken, dass Kaibas Karte vor einigen Stunden weiß wurde und Kisara wahrscheinlich auch erst solange hier ist…ergibt das Sinn“, entgegnete Yugi. „Es erklärt allerdings nicht, warum sie schon früher diese Zusammenbrüche hatte“, warf Marik am anderen Ende der Leitung ein. „Was?“ „Bevor sie ins Koma fiel, hatte sie uns gegenüber erwähnt, dass sie bereits vor einigen Jahren kleine Zusammenbrüche hatte und jedes Mal eine Vision ihres Todes darin vorkam.“ „Das ist wirklich merkwürdig“, murmelte Joey. „Ishizu wäre es möglich, dass sie immer noch in einer Verbindung mit ihrem Ka stehen könnte?“, wollte Yugi wissen. „Das kann ich nicht genau sagen. Es wäre natürlich möglich, wenn ihre Verbindung zum alten Ägypten und ihrer Vergangenheit stark genug ist.“ „Ich verstehe. Es wäre doch möglich, dass sie immer dann zusammen gebrochen ist, wenn Kaiba seinen Drachen auf den Friedhof schicken musste.“ „Die Möglichkeit besteht. Es wäre zumindest eine Erklärung. Aber ich denke, dass können wir, solange Kisara bewusstlos ist, nicht heraus finden“, entgegnete Ishizu. „Und haben wir nun eine Idee wie wir Kisara zurück in ihre Zeit bringen?“, fragte Joey. „Ich glaube, dass Bakura der Schlüssel ist“, fing Ishizu an. „Er wird wohl selber eine alte Kraft verwendet haben, um in diese Zeit zu gelangen. Ihr müsst heraus finden, wie er das gemacht hat. In vielen Überlieferungen wird erwähnt, dass es ausreicht mystische Gegenstände dafür zu benutzen. Entweder über einen Zauber oder durch bloßes Berühren.“ „Mystische Gegenstände…so wie den Milleniumsring?“ Ishizu gab einen erstaunten Ton von sich. „Dann müsst ihr vorsichtig sein. Bakura ist nun die einzige Person in unserer Zeit, die einen Milleniumsgegenstand hat. Er ist gefährlich und leider weiß er, wie man den Ring benutzen muss. Ihr werdet es nicht einfach haben“, sprach Marik. Er dachte nach. „Ich glaube auch nicht, dass er euch sagen wird, wie Kisara zurück in ihre Zeit kommt, vielleicht müsst ihr versuchen das mit einem Duell zu regeln. Sollen wir zur Sicherheit zu euch fliegen?“ „Nein, Marik, ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. Wir wissen nicht was Bakura genau geplant hat und wie lange wir Kisara hier in unserer Zeit haben können, ohne dass wir die Vergangenheit zu sehr verändern.“ Yugi dachte nach. „Und wir wissen nicht, ob Bakura nicht zu euch fliegt um die Kisara aus unserer Zeit als Druckmittel zu benutzen.“ Der Junge seufzte. „Wir schaffen das schon irgendwie.“ „Ihr müsst auf jeden Fall heraus finden, wie genau sie hier her gekommen ist. Der Eingang ist gleichzeitig der Ausgang. Mystische Zauber sind oft einfach gestrickt. Für unser Verständnis schon zu einfach, was wiederum dazu führt, dass wir lange brauchen um eine Lösung zu finden.“ „Verstehe, Ishizu. Danke für diesen Hinweis.“ Yugi legte auf, dann sah er Kisara an. „Kisara?“ Das Mädchen nickte. „Kannst du uns noch einmal genau sagen, wie das war, als du hier her kamst?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)