Wenn ich sterbe... von Little-Cherry ================================================================================ Kapitel 1: Wenn ich sterbe... ----------------------------- Wenn ich sterbe…   Geschockt weiteten sich ihre Augen, doch es war bereits zu spät. Egal, was sie versuchen würde, sie konnte es nicht verhindern. Das Auto, das genau auf sie zuhielt, würde sie so oder so erwischen.   Wie hatte sie es nur übersehen können? Sie war doch extra vorsichtig gewesen. Wusste sie doch, wie gefährlich diese Kreuzung war. Und doch hatte sie das Auto einfach übersehen. Nein! Das konnte nicht sein. Sie hatte das Auto nicht übersehen. Es war einfach so aufgetaucht und hielt nun direkt auf sie zu, ohne den Anschein zu machen, zu bremsen.   Von dem Geschrei um sich herum, bekam die Blondine nichts mehr mit. Sie hörte weder das hysterische Kreischen der Frauen, noch die panischen Rufe, die sie anwiesen, zu verschwinden. Doch der Schock und die Angst saßen ihr so tief in den Knochen, dass sie sich keinen Millimeter bewegen konnte. Dafür war es nun so oder so zu spät. Sie konnte nur hoffen, dass der Autofahrer zur Besinnung kam und doch noch bremste, auch wenn sie nicht glaubte, dass es was bringen würde. So schloss sie die Augen und wartete auf das kommende.     Geschockt beobachtete Shikamaru das Szenario, das sich vor seinen Augen abspielte. Noch nie hatte er so ein Schauspiel des Horrors gesehen. Es war einfach unglaublich. Er wollte gar nicht hinsehen und doch konnte er seine Augen nicht von der Blondine wenden. Auch nicht als das Auto sie traf und sie durch die Luft katapultierte. Wie von selbst setzten sich seine Beine in Bewegung und er rannte auf die am Boden liegende Blondine zu. Er wusste nicht so recht wieso, vermutete er doch, dass es vielleicht daran lag, dass er Arzt war und genau wusste, was zu tun war.   Routiniert führte er die Erstuntersuchung durch, auch wenn er ohne seine Utensilien nur wenig ausrichten konnte. So bleib ihm nichts anderes übrig als die fremde Frau in die stabile Seitenlage zu legen und zu hoffen, dass der Krankenwagen bald kommen würde. Nichtdestotrotz konnte er bereits sagen, dass es nicht besonders gut um die hübsche Blondine stand.     Deutlich konnte sie den Schmerz, der sie Stück für Stück in die Dunkelheit zog, in ihrem Körper spüren. Und doch gelange es ihr unter enormer Anstrengung ihre Augen zu öffnen. So schnell würde sie sicher nicht aufgeben, schließlich war sie schon immer eine Kämpferin gewesen. Als sie ihre Augen endlich geöffnet hatte und sie sich an die Helligkeit gewöhnten, blickte sie direkt in zwei dunkelbraune Irden. Es war erstaunlich, doch in dem Moment, in dem sich ihre Blicke trafen, war es, als wäre der gesamt Schmerz wie weggeblasen, nur um wenig später mit der doppelten Intensität wieder zurück zu kehren.   „Es ist wichtig, dass Sie wach bleiben“, drang die Stimme des Braunäugigen zu ihr durch. Sie versuchte ein Nicken, um ihr zu zeigen, dass sie verstanden hatte, doch das misslang ihr reichlich. Sie war einfach nicht dazu in der Lage auch nur einen Muskel zu bewegen, viel zu sehr durchdrang der Schmerz ihren Körper und lähmte sie so.   „Wie heißen Sie“, versuchte der Braunhaarige ein Gespräch zu starten. Er hatte die Hoffnung, sie so wach zu halten und vielleicht noch ein paar Informationen zu bekommen, die dem Notarzt weiterhelfen konnten.   „Temari“, erwiderte sie schlicht, wobei es nicht mehr als ein gehauchtes Flüstern war. Sie schien tatsächlich gegen die aufkommende Dunkelheit zu kämpfen. Trotzdem hatte er es genau verstanden.   „Es freut mich Sie kennenzulernen. Mein Name ist Shikamaru Nara. Darf ich du zu Ihnen sagen?“, fuhr Shikamaru fort, auch wenn ihm dieses Smalltalkgehabe fürchterlich auf die Nerven ging, wusste er doch, dass es seine einzige Chance war.   Temari sah den Braunhaarigen lange an, bevor sie schließlich nickte, dabei bat sie normalerweise nie so schnell das Du an. Woran es lag, dass sie es diesem fremden Mann nun doch gewehrte, wusste sie nicht. Vielleicht lag es daran, dass immer größere Stücke ihres Bewusstseins in die Dunkelheit abdriftete oder einfach aber nur daran, dass sie Shikamaru irgendwie interessant fand. Egal, was es war. Darüber wollte sie sich jetzt keine Gedanken machen. Es fiel ihr so schon schwer genug, sich auf das Profil des Braunhaarigen zu konzentrieren.   Auch Shikamaru schien dies zu bemerken.   „Es ist wirklich wichtig, dass du wach bleibst, Temari“, widerholte er eindringlich. „Ich bin Arzt, verstehst du? Darum musst du auf mich hören“, erklärte Shikamaru, bevor er mit seinen Fragen fortfuhr: „Was bist du von Beruf?“   „I-ich bin … i-ich …“, versuchte sie immer wieder ihren Satz zu hauchen, wobei ihre Augen immer wieder flatterten. Sowohl ihr als auch Shikamaru waren klar, dass sie das nicht mehr lange durchhielt.   Nichtsdestotrotz wollte Shikamaru nicht aufgeben. Schon jetzt standen ihre Chancen unglaublich schlecht und wenn sie sich jetzt auch noch aufgab … Er wollte gar nicht daran denken, wusste er doch nicht, warum diese Frau ihm so wichtig erschien, schließlich kannte er sie gar nicht. Und doch löste sie etwas in ihm aus, das ihn zwang ihr zu helfen, an sie zu glauben und sie durchzubringen, bis man ihr anders helfen konnte. Lange musste er darauf jedoch nicht mehr warten. In der Ferne hörte er bereits das Signalhorn des Krankenwagens.   Als der Krankenwagen jedoch endlich ankam, war Temari bereits in die Dunkelheit gesunken. Doch das war Shikamaru egal. Er konnte nun endlich etwas tun und er würde dafür sorgen, dass sie überlebte, egal wie aussichtslos es momentan für die Blondine aussah. Denn das war es eigentlich. Aussichtslos. Die Chancen, dass sie das überlebte, waren so gering und doch würde er kämpfen, denn er wusste, das tat sie auch. Sie war eine Kämpferin, das hatte er gleich gesehen. Sie war eine Kämpferin und würde den Tod besiegen.   ~~~   Weiß. Das war das einzige, was sie sah, als sie das Bewusstsein zurück erlangte. Alles, was sie sah, war weiß. Der Boden. Die Wände. Die Decke. Die Tür. Die Kittel der Ärzte, die sich um einen ebenso weißen Körper drängten. Als sie jedoch den lebloswirkenden Körper genauer betrachten konnte, nahm auch ihre Haut einen blassen Ton an. Das war sie! Sie lag da umringt von einem Haufen Ärzte. Es war sie, die dort lag und wie tot wirkte. Oder war sie das vielleicht schon? Konnte sie sich deshalb selbst sehen? Weil sie tot war?!?   „Sie kann von Glück sagen, dass sie noch lebte. Sollte sie aus diesem Koma jemals erwachen, grenze dies an einem Wunder“, drang die Stimme eines Arztes zu ihr durch. Sie war also noch nicht tot. Sie lebte. Sie lebte und war ins Koma gefallen. Vielleicht war das der Grund, warum ihr Geist aus ihrem Körper gefahren war. Das spielte aber eigentlich gar keine Rolle. Wichtig war nur, dass sie es schaffte, wieder zurück in ihren Körper zu kommen. Da gab es nur ein kleines Problem. Sie hatte absolut keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte, wusste sie ja noch nicht mal, wie sie aus ihrem Körper gefahren war.   „Ob du lebst oder stirbst, liegt ganz bei dir, meine Kleine. Die Entscheidung triffst du ganz alleine“, holte die gehauchte Stimme einer Schwester sie aus ihren Gedanken zurück. Erst in diesem Moment bemerkte Temari, dass sie alleine war. Alleine mit einem Körper, ihrem Körper, den sie selbst für tot gehalten hatte, hätte sie es nicht besser gewusst. Doch schien es so als konnte sie zu den Lebenden zurück, sie musste sich einfach nur dafür entscheiden. Sie musste sich für das Leben entscheiden.   Leider war das leichter gesagt als getan. Ja, natürlich wollte sie leben. Sie wollte weiter ihre Karriere vorantreiben. Sie wollte es ihnen allen zeigen. Sie wollte allen zeigen, dass sie mehr als nur die Tochter von war. Sie war ein eigenständiges Individuum und wollte auch als solches gesehen werden. Doch das, ihre Wünsche, ihre Gefühle und ihr Wille, die sie sonst immer bis ans Ende der Welt bringen konnten halfen ihr dieses Mal nicht weiter. Sie waren nicht genug, nicht stark genug. Dabei waren sie alles, was sie hatte …   Seufzend ließ sie sich auf den schrecklichen weißen Boden nieder und lehnte sich an die Wand, wobei sich ihre Augen resigniert schlossen und ein ironisches Lächeln auf ihren Lippen hängen blieb. Es war schon irgendwie seltsam. Sie hatte nie wirklich über ihr Leben nachgedacht. Sie hatte immer nur ihre Karriere und ihren Aufstieg im Blick. Erst hier und jetzt, wo sie an der Schwelle zum Tod stand, begann sie sich ihre Gedanken zu machen. Erst jetzt, wo es darauf ankam, erschien es ihr wichtig. Jedoch musste sie mit Erschrecken feststellen, dass es da nichts gab. In ihrem Leben gab es nichts und wieder nichts als Arbeit …   Lohnte es sich da überhaupt noch zu leben? Würde sie die Erlösung, nach der sie nun schon so lange strebte, nicht vielleicht im Tod finden, wenn sie endlich wieder mit ihrer geliebten Mutter vereint war? Vielleicht sollte sie einfach dem Licht im Fenster folgen und für immer verschwinden. Vermissen würde sie so oder so niemand. Sie hatte keine Freunde und ihre Familie interessierte sich schon lange nicht mehr für sie. Sie war allein. Allein in einer Welt, in der sich jeder selbst der nächste war.   Genauso wie sie vorher ihre Augen geschlossen hatte, öffnete sie sie wieder resigniert. Wie von selbst richtete sich ihr Blick auf das Fenster, mit dem unnatürlichen Lichtschein. Sollte sie es wirklich wagen? Sollte sie diese Welt wirklich verlassen? Sollte sie das alles, ihre Karriere, ihre Träume, ihr Leben, hinter sich lassen? War der Unfall vielleicht Schicksal? Sollte er ihr zeigen, dass sie im Leben nichts mehr hatte als sich selbst?   Umso länger Temari darüber nachdachte, desto mehr glaubte sie daran. Sie glaubte daran, dass ihre Zeit gekommen war, auch wenn sie dafür eigentlich noch viel zu jung war. Und doch bewegte sich ihr Körper ganz von selbst auf das Fenster, die Forte zu einem neuen Leben, zu. Doch kurz bevor sie das Fenster erreichte und durch es steigen konnte, um auf die andere Seite zu gelangen, stoppte sie. Sie stoppte nicht einfach so. Braune Augen. Seine braunen Augen. Es waren Shikamarus braune Augen, die sie davon abhielten, durch dieses Fenster zu steigen. Sie wusste nicht wieso es gerade seine Augen waren, schließlich kannte sie ihn gar nicht. Sie wusste nur seinen Namen und seinen Beruf. Und nun rettete er ihr zum zweiten Mal das Leben.   Es fühlte sich seltsam an so über ihn und seine Augen nachzudenken. Seine Augen, die nur auf sie gerichtet waren. Irgendwie magisch. Doch eigentlich spielte das keine große Rolle, solange es ihr verhalf weiter zu leben. Wenn man das überhaupt Leben nennen konnte … Lange ging es so hin und her. Stunden. Tage. Wochen. Monate. Immer wieder gab es Momente, in denen sie einfach nur durch das Fenster gehen wollte, um ihr Leben zu beenden und den Kampf mit sich selbst zu verlieren. Doch dann blickte sie in seine braunen Augen und alles veränderte sich von neuem.   ~~~   Gelangweilt folgte er dem Trott des alltäglichen Lebens. Es war doch immer dasselbe … Jeden Tag kam er hier her, jeden Tag behandelte er seine Patienten, jeden Tag ging er wieder und jeden Tag nahm er seine Arbeit mit nach Hause. Er wusste, dass es falsch war, dass er seine Arbeit, seine Patienten mit nach Hause nahm, aber konnte nicht anders. Er konnte das Krankenhaus nicht verlassen und vergessen, was in ihm war, auch wenn ihn das sein Leben lang verfolgen würde.   Doch noch nie hatte ihn jemand so berührt wie Temari. Shikamaru wusste nicht, wieso, doch er kam von dieser Frau einfach nicht mehr los. Sie verfolgte ihn bei seiner Arbeit, bei sich zu Hause und in seinen Träumen. Immer wieder musste er daran denken, wie sie in seinem Schoß gelegen hatte. So zerbrechlich, so verletzlich, so tot … Für ihn, aber auch für alle anderen grenzte es fast an einem Wunder, dass sie das überlebt hatte, wobei … Eigentlich hatte sie es noch nicht überstanden, zumindest hatte man ihn noch nicht darüber informiert, dass sie aufgewacht war und als Arzt wusste er, dass es mit jedem Tag schwerer werden würde …   „… Die Kleine kann einem echt leidtun, nicht wahr, Shikamaru?“, holte ihn Sakura, seine Kollegin aus seinen Gedanken zurück. Verwirrt sah Shikamaru sie an. Die Rosahaarige hatte mal wieder einen ihrer endlosen Monologe gehalten, bei denen er ihr so gut wie nie zuhört, und seufzte nun, da sie bemerkte, dass er mal wieder kein Wort mitbekommen hatte.   „Ich meine, dass mir Temari Sabakuno, die du gerettet hast, echt Leid tut. Sie ist nun schon seit eineinhalb Monaten hier und liegt im Koma, aber noch keiner hat sie besucht …“, wiederholte sie seufzend, wobei ihr Blick traurig wurde. „Lange macht ihr Körper das sicher nicht mehr mit …“   Auch Shikamarus Blick wurde traurig, wobei düstere Schatten sein Gesicht überzogen.   „Die Forschungen scheinen also wirklich zu stimmen. Wird der Patient die ganze Zeit alleine gelassen, ist die Chance, dass er stirbt umso höher“, wiederholte er, was er erst vor kurzer Zeit gelesen hatte. Sakura nickte.   „Das haben wir auch versucht, ihrer Familie zu erklären, aber ihren Vater hat das gar nicht interessiert. Sie scheint niemanden außer dich zu haben?“, erzählte sie bedauernd.   „Mich?“, fragte Shikamaru verwirrt.   „Natürlich. Als du ihr da draußen geholfen hast, musst du eine Beziehung aufgebaut haben. Da bin ich mir sicher“, erwiderte die Rosahaarige.   „Du meinst, es würde ihr helfen, wenn ich zu ihr gehe?!“, hakte Shikamaru nachdenklich nach. Sakura aber zuckte mit den Schultern.   „Ich weiß es nicht, aber schaden wird es ihr nicht und zu verlieren haben wir auch nichts. Ihre Werte werden mit jedem Tag schlechter …“   Noch lange dachte Shikamaru über Sakuras Worte nach. Eigentlich hatte sie schon ganz recht. Siehatten absolut nichts zu verlieren. Temaris Werte konnten sich nur noch verbessern und vielleicht half es wirklich, wenn sie einfach nur ein bisschen Gesellschaft hatte, wenn sie wusste, dass sie nicht alleine war. Denn das war sie nicht! Er war bei ihr und würde es wahrscheinlich immer sein, zumindest würde es ihm nie gelingen, ihre blaugrünen Augen zu vergessen. Das war ihm in dem Moment klar geworden, als sie ihn mit diesen lächelnden Irden angesehen hatte und das obwohl sie dem Tode nahe war.   So begab er sich am Ende seiner Schicht in das Zimmer der Blondine. Doch vor der Tür verharrte er noch ein Mal. Bis dato war er noch nicht einmal hier gewesen. Woran es liegen könnte, wusste er nicht so recht. Er vermutete einfach, dass er sie so nicht sehen wollte, so tot, so leblos, so verletzlich. Seufzend schüttelte er diese Gedanken ab und öffnete endlich die Tür, um das Zimmer zu betreten. Dort setzte er sich auf den Stuhl neben ihrem Bett und starrte, ohne etwas zu sagen, auf ihren blassen, leblosen Körper. Er hatte zwar mal gehört, dass es Komapatienten half, wenn man mit ihnen sprach, doch ihm war das einfach zu dämlich, wusste er doch, dass er keine Antwort bekommen würde. So saß er einfach da und beobachtete sie, während die Zeit langsam verstrich.   Erst, als es draußen dunkel wurde und das Krankenhaus sich langsam leerte, erhob er sich von seinem Platz. Um wenigstens etwas getan zu haben und seinen Besuch nicht komplett sinnlos wirken zu lassen, beugte er sich zu ihrem Ohr hinunter und flüsterte kaum hörbar: „Kämpfe!“, in ihr Ohr, bevor er ihr Zimmer wieder verließ. Mit dem Gedanken, dass diese Aktion absolut nichts gebracht hatte, fuhr er wieder zu sich nach Hause, wo er sich den alltäglichen Gedanken hingab.     Als Shikamaru allerdings am nächsten Tag das Krankenhaus betrat, traf ihn der Schlag. Kaum hatte er seine Station betreten, präsentierte ihm Sakura freudestrahlend Temaris neuste Testergebnisse. Es war ein Wunder, doch über die Nacht hinweg hatte sich ihr Zustand drastisch verbessert. Das war der Moment, in dem Shikamaru sich vornahm jeden Tag ich ihr Zimmer zu gehen. Er würde ein paar Stunden bei ihr sitzen und bevor er ging, würde er ihr dieses eine Wort ins Ohr flüstern.   ~~~   Gelangweilt saß sie an der Wand gelehnt. Ihre Beine hatte sie eng an ihren Körper gezogen und sie mit ihren Armen umschlungen, während ihr Blick immer wieder zwischen ihrem leblosen Körper und seinem Stuhl hin und her glitt. Schon seit Tagen ignorierte sie das Licht im Fenster, das nach ihr rief und darauf wartete, dass sie ihm folgte. Ihr Tag bestand nur noch daraus, dass sie auf ihn wartete. Sie wartete darauf, dass er kam, dass er ihr aus der Zeitung oder einem Buch vorlas, das er immer wieder mitbrachte, dass er ihr befahl zu kämpfen, denn genau das war es, was sie wollte. Sie wollte kämpfen. Sie wollte ihr Leben wiederhaben. Sie wollte frei sein. Sie wollte ihn!   Temari wusste, wie dämlich es klang, doch sie hatte lange genug Zeit gehabt, um über alles nachzudenken. Und ihr war klar geworden, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Es klang kitschig und war eines dieser Klischees, die sie so sehr hasste, doch sie hatte sich vom ersten Moment an in ihn verliebt. Sie hatte sich in seine rehbraunen Augen verliebt, die sie in der ersten Zeit davon abgehalten hatte ins Licht zu gehen und sie hatte sich in seine Stimme verliebt, die so eine beruhigende Wirkung auf sie hatte. Das war ihr klar geworden, als er angefangen hatte, sie zu besuchen und er sie so aus ihrer wachsenden Einsamkeit herausgeholt hatte. Er hatte sie gerettet, obwohl er sie eigentlich gar nicht kannte und dafür war sie dankbar. Das war der Grund, warum sie jeden Tag kämpfte, warum sie dafür kämpfte wieder ins Reich der Lebenden zurück zu kehren und sie spürte deutlich, wie es ihr Stück für Stück gelang, wie ihr Geist Stück für Stück in ihren Körper zurückkehrte. Temari war sich sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde.   ~~~   Wie jeden Tag betrat er das Zimmer der Blondine und setzte sich auf seinen Platz. Da er nichts Besseres gefunden hatte, hatte er ihr die Tageszeitung mitgebracht, aus der er ihr vorlesen wollte. Shikamaru wusste nicht genau, wie es gekommen war, dass er plötzlich doch mit ihr sprach, doch es war zur Routine geworden. Dieser Part seines Tages war zur Routine seines Lebens geworden. Er hatte sich einfach an das alles gewöhnt und hoffte einfach nur noch, dass sie endlich wieder aufwachte, dass sie etwas erwiderte, wenn er mit ihr sprach. Doch daraus würde wohl auch heute nichts mehr werden.   Seufzend erhob er sich von seinem Platz, um sich auf ihrem Bett abzustützen und sich wie gehabt über sie zu beugen.   „Kämpfe!“, flüsterte er in ihr Ohr. „Kämpfe Temari!“ Als er sich danach jedoch zurückziehen wollte, um nach Hause zu gehen, spürte er, wie etwas sein Handgelenk umklammerte. Überrascht blickte er auf und stierte direkt in zwei starke blaugrüne Augen.   „Das werde ich!“, erwiderte sie mit leiser, rauer Stimme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)