Arcana von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Khyron ----------------- If this is to end in fire Then we should all burn together Watch the flames climb high into the night Watch the flames burn over and over   Feuer, überall verschlingende Flammen des Teufels. Das Weinen von Babys, Kinder und Erwachsene schrien und man konnte ihre hastigen Schritte hören. Es war die Hölle auf Erden, ein Teufelswerk, das alle Einwohner des Dorfes ins Verderben stürzte. In seinen braunen Augen spiegelten sich die schnörkligen Flammen wieder, langsam trottete er weiter.   I see fire Burning the trees   Keiner kümmerte sich um ihn, alle flohen in die andere Richtung. Ein Mann rannte an ihm vorbei, einen Namen rufend. Scheinbar suchte er eine ihm angehörige Person, die in dem Chaos verschwunden war. Da war dieser Stall und obwohl es dort keinen Schutz gab, lief der kleine Junge rein. In der Mitte des Ganges stand eine, mit einem Umhang verhüllte, kleine Gestalt, die ihm regungslos den Rücken zudrehte. „Was machst du hier? Du musst hier schnell raus, sonst stirbst du!“, rief er durch den Rauch, doch die Person rührte sich nicht. „Du… Du hast das getan, du bist Arcanas Erbe…“ Arcana? Fast hätte er das Wispern nicht wahrgenommen, doch es war eine liebliche, hohe Mädchenstimme, die man nicht unerhört lassen konnte. Doch was redete sie, er sei Arcanas Erbe? Die große, böse und sehr mächtige Hexe Arcana… Es gab viele Geschichten über sie, doch keiner hatte sie je wahrhaftig gesehen… „Du hast sie umgebracht… Das verzeihe ich dir nicht!“, flüsterte das Mädchen, aber es klang nicht traurig, sondern eher monoton. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor dem nächsten, bis er neben ihr stand und sah, was sie meinte. Eine Frau lag vor ihnen, nicht mehr atmend. Scheinbar ist sie an einer Rauchvergiftung gestorben… Im nächsten Moment blickten ihn ein Paar blaue Augen ins Gesicht und er vernahm nur noch ein einziges Wort: „Mörder!“   And I see fire All of we souls And I see fire Blood in the breeze   Das Sonnenlicht kitzelte seine Nase und weckte Khyron so auf sanfte Art und Weise. Glücklicherweise war Arcana, seine rot-getigerte Katze, noch im tiefen Schlaf, sonst hätte sie ihn auf brutalere Art geweckt. Doch sie mümmelte noch genüsslich im Körbchen. Katze müsste man sein! In einem großen Spiegel, der an einer Wand hing, erblickte er sein ebenso verschlafenes Spiegelbild: Schmierblondes, fast schulterlanges Haar und einen leichten Bart, der ihn älter aussehen ließ, aber auch reifer, als er es in Wirklichkeit war, rehbraune Augen, durchschnittliche Größe und normales Gewicht. Nichts Besonderes also, sondern ganz gewöhnlich. Sogar so gewöhnlich, dass er sich überall unerkannt außerhalb des Schlosses aufhalten konnte. Zwar mochte er kein Prinz sein, aber als Magier des Königs hatte er schon einen angesehenen Ruf. Verschlafen kratzte er sich an seinem Bart und überlegte, ob er ihn vielleicht etwas stutzen sollte, bevor er sich zum Frühstück der Hilfskräfte des Schlosses begab. Natürlich war er beim Essen der königlichen Familie willkommen, doch ihn verband viel mit den Dienern, Kellnern, Mägden und was es sonst noch alles hier gab: Die enorme Furcht König Leskan gegenüber! Da konnte Khyron noch so viele Tränke brauen, die Angst blieb an seinem Körper haften wie Klebstoff. Dabei war es damals der König gewesen, der ihn als kleinen Jungen bei sich aufgenommen hatte…   Zu jener Zeit hieß es, seine Frau könne keine Kinder gebären und so wollte Leskan sich auf die Suche nach einem Heiler für seine Gemahlin machen, doch bereits am ersten Tage seiner Reise berichtete ihm sein Eilinformant, dass in einem der Dörfer, die seinem Reich angehörten, ein schreckliches Feuer ausgebrochen war und es viele Tote zu beklagen gab. Da Leskan sich ganz in der Nähe befand, machte er sich auf, um all das mit eigenen Augen zu sehen und mit eigenem Verstand zu begreifen. Als er ankam, drohte seine heile Welt zu zerbrechen: Die Flammen, die hier wüteten, haben immense Schäden, viele Tote, Verletzte, sowie jetzt Familienlose hinterlassen. In den Augen der Überlebenden herrschte ein kalter Sturm, sie hatten das verloren, was ihnen bis vor kurzem noch einen Lebenssinn gab. Eine ältere Dame hielt ein junges, schreiendes Mädchen, das wahrscheinlich ihre Eltern verloren hatte, im Arm. „Ist dies das einzige, noch lebende Kind dieser Ortschaft?“, erkundigte sich der Herrscher. Keiner wagte es auch nur einen Ton zu sagen, ihre angsterfüllten Visagen sprachen Bände. Doch auf einmal kroch ein kleiner Junge aus seinem bisherigen Versteck, dem Pferdestall, schüttelte den Kopf und flüsterte heiser: „Nein, ist sie nicht!“ „Ein Waisenkind?“, fragte der König in Gedanken versunken und der Kleine nickte zur Antwort. „Er ist schon lange Waise, hat seine Eltern nicht am Tage des Feuers verloren, nicht so wie sie…“, murmelte ein Mann, der neben der Frau, wohlmöglich seiner Ehefrau, stand und das Mädchen, das in ihren Armen lag, besorgt betrachtete. „Bitte, der Junge würde sich freuen, wenn Ihr ihn mitnehmen würdet, Eure Hoheit. Aber lasst uns unsere kleine Nichte, wenn sie mein Bruder und meine Schwägerin schon nicht aufziehen können…“ „Und Ihr seid, mein Herr?“ „Mein Name ist Corse, Eure verehrte Hoheit, und das hier ist meine Gemahlin, Geradena.“ Die Frau machte einen anmutigen Knicks, ließ das Kind jedoch keine Sekunde aus dem Auge. „Nun gut, Corse. Ihr sprecht weise Worte, daher werde ich den Knaben mit mir nehmen und ihn wie einen echten Sohn behandeln.“   So kam Khyron in das Schloss und die Königin, Caieta, weinte vor Glück, als sie ihn zum ersten Mal zu Gesicht bekam. Jedoch hielt das Versprechen von Leskan an Corse nicht lange, denn ein knappes Jahr später bekamen er und seine geliebte Frau doch noch einen Sohn, den sie Moria nannten. Von diesem Tag an vergaß er den Jungen jede verstreichende Stunde etwas mehr, behandelte ihn aber dennoch gutmütig. Doch als Corse zwölf wurde, bemerkte er, dass sich der Junge, der voller Lebensfreude war, verändert hatte. Häufig erwischte er ihn dabei, wie er mit seiner Katze Arcana, die er zu seinem Geburtstag bekommen hatte, in der Bibliothek Bücher über Magie und ihre Anwendung las. Zuerst vermutete er nichts Schlimmes dabei, doch eines kalten Wintertages, Khyron tobte draußen mit Moria im tiefen Schnee, geschah etwas Schreckliches: Die Jungs bewarfen sich mit Schneebällen, Khyron machte eine seltsame Handbewegung und vor ihm schwebte ein Eiszapfen. Als seine Hand einen Schneeball nach Moria schmiss, flog der Zapfen ebenfalls in dessen Richtung, durchbohrte den Schneeklumpen, streifte den Prinzen am Arm und hinterließ einen kleinen Schnitt. Da wurde Leskan bewusst, dass der Junge Magie beherrschte und sie einzusetzen wusste. Voller Zorn verbannte er ihn in den höchsten Turm des Schlosses, wo Khyron sich nun seine kleine Welt erschaffen hatte. Abend setzte er sich vor seinen Kamin, nahm Arcana auf den Schoß, kraulte sie und beobachtete dabei die Flammen.   I see fire (oh you know I saw a city burning out) And I see fire (feel the heat upon my skin, yeah)   Erst als er erwachsen geworden war, durfte er sich wieder außerhalb des Turmes bewegen, da der König einsehen musste, dass Khyron nun seine Kräfte vollends kontrollieren konnte und niemandem mehr Schaden zufügen konnte. Somit ernannte er den jungen Mann zum Magier des Reiches und nahm durch ihn viel Geld ein. Aber Khyron entschied selbst, was er tun wollte und Leskan hinderte ihn nicht daran. Zum Teil aus Angst und zum Teil, weil sein Sohn Moria sehr gut mit dem Magier befreundet war. Kapitel 2: Die Frau in der Traverne ----------------------------------- Das Treiben auf dem Markt war wie gewöhnlich farbenfroh, ihm persönlich zwar etwas überfüllt, aber gerade deswegen auch so abwechslungsreich und Abwechslung war das, was er gerade mehr als brauchte. Es war nicht sonderlich schwer die Abscheu in den Augen des Königs Leskan zu entdecken, daher war Khyron, der Magier des Schlosses, heute nach draußen gegangen, um ein paar Besorgungen zu machen und um eventuell das ein oder andere Bier mit Moria, dem Prinzen des Reiches und gleichzeitig Khyrons einziger Freund, zu trinken. Doch die Suche nach Moria erwies sich als äußerst schwierig, da so viele Leute hergekommen waren, um zu handeln, zu arbeiten und was man eben sonst alles in der Stadt machen konnte. Viele kamen von nahe, doch auch die Bewohner der umliegenden Dörfer hatten sich auf den langen Weg hierher gemacht. Im Gedränge erklang eine weiche Stimme: „Vielleicht noch etwas zu trinken, der Herr?“ Khyron traute seinen Augen kaum, einige Schritte von ihm entfernt, vor der Taverne, stand eine junge Frau, die einem Engel glich, so bezaubernd und anmutig war sie.   I saw an angel. Of that I'm sure.   Seidenes Haar, das leicht wellig ihren Rücken herunterfloss und in einem Hellblond erstrahlte, so dass es die dunkelste Nacht hätte erleuchten können. Ihre Augen schimmerten dunkelblau, dennoch ähnelten sie dem klarsten See des Königreiches und ihr hellblaues Kleid aus samtenem Stoff schmeichelte ihrer elfengleichen Erscheinung.   You're beautiful. You're beautiful. You're beautiful, it's true. I saw your face in a crowded place And I don't know what to do   Zögernd schlurfte Khyron zu dem einzig freien Platz der Schenke, ließ sich dort fallen und wartete auf das Wunder, dass sie ihn ansprach. Sekunden verstrichen, dann Minuten und er wurde zunehmend ungeduldiger. Als er sich unauffällig zu der Schönheit umdrehte, trafen sich ihre Blicke für einen lang andauernden Moment. Dann kam sie auf ihn zu, er bekam bei ihrem Anblick eine Gänsehaut und konnte  nicht aufhören zu grinsen wie ein Honigkuchenpferd. Ein Lächeln, das den größten Eisberg zum Schmelzen hätte bringen können, huschte auf ihre vollen Lippen. Anscheinend wusste sie genau, wie verfallen er ihr bereits war.   Yes, she caught my eye As we walked on by. She could see from my face that I was Flying high   „Entschuldigung! Ein Bier für mich und eins für den schmachtenden Burschen mir gegenüber!“, rief eine ihm vertraute Stimme. Von ihm unbemerkt hatte sich Moria zu ihm gesetzt und dem Anschein nach lustige Grimassen geschnitten, was mal wieder typisch für ihn war. Keiner wusste, dass er der Prinz war, da er die Adelskleidung ablegte und sich wie ein ganz gewöhnlicher Bürger verhielt, wenn er die Stadt aufsuchte. Vor dem anstehenden Ball war dies eine gute Taktik. Die Frauen verliebten sich in ihn und dann fanden sie später raus, dass er auch noch der Prinz war und wollen ihn natürlich unbedingt heiraten. „Die Abgaben werden schon wieder erhöht! Der König, dieser Geizkragen, will uns noch alle bettelarm machen!“, kam es von einem anderen Tisch, „Aluna, was sagst du dazu?“ Die blonde Frau blickte sich erst verstohlen um, ehe sie zurückgab: „Im Dorf reden auch schon alle davon. Man munkelt, dass der Prinz viel Geld verprasst, aber mehr weiß ich auch nicht. Doch Corse und Gera zuliebe werde ich auf den Ball gehen, auch wenn ich diesen Gedankengang nicht verstehe. Warum eine einfache Frau überhaupt erst einladen, wenn die königliche Familien so hohe Schulden hat…“ Vorsichtig beugte Khyron sich zu Moria rüber und flüsterte ihm zu: „Scheint, du machst dir keine großen Freunde hier. Aber eigentlich gibst du das Geld auch immer brav zurück.“ Jedenfalls der Taverne… „Jetzt weiß ich wenigstens, dass auch ganz interessante Personen zum Ball kommen werden. Also zumindest eine ganz sicher…“, erwiderte der Prinz nur leise und zwinkerte ihr fast unmerklich zu.   'Cause I'll never be with you. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)