Ich bin Daedra von Exterminatus ================================================================================ Kapitel 1: Auf in die Ferne --------------------------- „Sigrun, hör auf!“ rief Dana, als Sie besorgt Ihrer Freundin zusah, wie diese sich in einen Faustkampf mit dem Dorfrüpel Temren verwickelt hatte. Die kleine Gasse, im Hinterhof der alten Bäckerei, war leider schlecht einzusehen und folglich entdeckte keine Wache das Geschehen. Erneut rief das bretonische Mädchen Dana „Nun hört doch endlich auf! Bitte! Er wird dich noch verletzen!“ Die drei Freunde von Temren standen rings um den Faustkampf und mussten mit ansehen, wie ihr vorlauter Anführer die Nase blutig geschlagen bekam. Als Sigrun Ihm mit einem knackenden Schlag die Nase brach, fiel der Unhold wimmernd zu Boden und die blonde Nordfrau stand siegreich, wenn auch angeschlagen, über ihn und keuchte. „Das hast du nun davon, wenn du dein Mundwerk soweit aufreißt! Sag noch einmal was gegen Dana und du wirst für den Rest deines Lebens nur noch Hühnersuppe schlürfen können.“ Einer der Freunde trat vor und zeigte auf Dana „Wir wollen hier keine von diesen todlüsternen Magier haben! Diese Missgeburt hat mit den toten Kaninchen in unserem Garten gespielt. Sie haben sich bewegt als dieses Miststück lila Licht auf sie gesprüht hat!“ Sigrun, trotz ihrer sichtlichen Erschöpfung, trat den am Boden liegenden Temren mit Anlauf in den Hintern und dieser wiederrum lief vor Angst in seine drei Freunde hinein. Das Quartett knickte um wie Halme im Eissturm und machten sich panisch auf davonzulaufen. Sigrid rief wutentbrannt „Und wenn du genauso enden willst wie dein Freund hier kannst du gern wiederkommen. Mit dir kleinem Wicht nehme ich es auch gern auf!“ Auch wenn die toughe Sigrid gewonnen hatte, knickte sie kurz ein. Doch ihr Sturz wurde schnell von ihrer rothaarigen Freundin aufgefangen. Sigrid legte einen Arm um Dana und stützte sich, während Sie sich ihre schulterlangen, blonden Haare aus dem verschwitzten Gesicht strich. Die besorgten, grünen Augen der Bretonin sahen der Nordfrau ins Gesicht „Sigrid, geht es dir gut? Bitte sag mir, dass es dir gut geht!“ „Ja ja, alles gut. Dieser Sohn eines stinkenden Horkers hat mich einmal in den Magen getroffen. Miese Ratte. Was kann man auch anderes von Temren Baumrat erwarten… Seine Familie ist so colovianisch wie der verdammte Wein den sein Vater literweise säuft.“ Dana wickelte ihren anderen Arm um Sigrun und umarmte sie, wonach sie ihren Kopf auf das Dekoltee ablegte „Danke Sigrun… vielen Dank. Aber bitte… tue das nicht mehr für mich. Ich sagte es dir doch schon, dass es mir nichts ausmacht, wenn diese Tölpel pöbeln und fauchen. Es stört mich wirklich nicht…“ Die deutlich größere Nordfrau drückte die Bretonin von sich „Ach was! Hör mir auf damit uns lass uns endlich in die Taverne. Der Tag ist gleich rum und bevor der Met alle ist, will ich zumindest noch einen Humpen abbekommen!“ Grobmotorisch, wie Sigrun nun mal war, packte sie Dana an ihren zierlichen Handgelenk und zog sie hinaus aus der Gasse. Sie traten auf die Straße von Ivarstadt. Das Dorf, das am Fuße von Hoch-Hrothgar lag. Die untergehende Sonne färbte Himmelsrand orange und ließ einen goldenen Herbst erahnen. Die Menschen bereiteten sich bereits auf den Feierabend vor. Karren wurden weggebracht, letzte Kisten zurück ins Lagerhaus gestellt, die Ernte verstaut, die Tiere in die Ställe gebracht, die Routen aus dem Wasser gezogen und die Fackeln am Straßenrand entzündet. Knatschende Holzdielen kündigten bereits das Eintreten von Sigrun und Dana ins Gasthaus Vilemyr an. Das prasselnde Feuer, das Tummeln der Leute und der Duft von Eintopf und Met empfingen die Frauen. Dana fühlte sich unter so vielen Menschen immer unwohl. Ihr Unbehagen wurde aber besser, sobald sie an der Theke Platz genommen hatten. Wie üblich fackelte Sigrid nicht lange und bestellte einen Honigmed und einen warmen Milchliquör. Als die zwei Krüge vor den beiden standen, fasste Dana den warmen Becher, da sie wusste, dass Sigrid umgehend anstoßen wollte. Klackend stieß ihr Becher an den Methumpen ihrer Freundin und beide tranken einen Schluck. Erlösend stöhnte Sigrun auf, während sie ihren Humpen auf die Theke knallen ließ „Aaaaaah… Bei Talos Axt, ich liebe den Honigmet hier. Einmal hab ich den in Helgen probiert und der war grässlich. Da haben die so einen Wachholderbeerenquatsch reingemischt. Das schmeckte wie man sich Elfenpisse vorstellt. Fruchtig und stinken tats auch noch!“ Dana hingegen setzte zierlich ihren Becher nach ihrem nüchternen Schluck ab und entgegnete ruhig „Du solltest in solchen Zeiten vielleicht nicht so laut über Talos reden… oder über Elfen fluchen…“ Schnaubend antwortete Sigrun „Ich glaub dein ganzes Magiegefuchtel hat dich weich in der Birne werden lassen. Seit wann redest du so einen Blödsinn?“ Besorgt sah die Rothaarige auf das dampfende, weiße Getränk in ihrem Becher „Seitdem sie Tholgar abgeholt haben…“ Sigruns grau-blauen Augen starrten einen Moment fassungslos Dana entgegen, bevor es aus der Nordfrau brach „Wie war das!? Wer hat Tholgar abgeholt? Wo, wann!?“ „… gestern Abend. Es waren Statthalter der Thalmor. Ich hab es heute morgen beim Kräuter sammeln mitgehört. Er hat vor einer Woche einer Rede der Sturmmäntel in Weißlauf beigewohnt und sich lauthals über die Thalmor beschwert. Gestern Abend haben sie ihn abgeholt. Rokin und Mari sind völlig aufgelöst. Es heißt, dass sie Rokin niederschlagen mussten, damit sie an seinen Sohn kommen konnten.“ Eine Ader an Sigruns Schläfe pulsierte vor Wut und ihre Faust ließ die Theke erzittern. „Diese Hundesöhne! Tholgar war ein verdammt anständiger Kerl. Hat immer seine Arbeit gemacht und nie schlecht über Freunde gesprochen. Wie können sie es nur wagen!?“ In Sorge, dass jemand zugehört hatte, schaute Dana sich um, konnte aber keine verdächtige Person erkennen. Lediglich die gewöhnlichen Stammleute aus dem Dorf. „Sigrun, bitte beruhige dich. Ich weiß du hattest viel für ihn übrig. Aber sei vernünftig. Auch du bist nicht mehr sicher, wenn sie dich reden hören. Denk an deine Eltern. Denk an mich.“ Die Worte von Dana prallten an der dickköpfigen Sigrun ab und sie hob weiter ihren Humpen. Den letzten Schluck runtergezischt „Aaah… soll mir recht sein. Das bringt mich sowieso auf das Thema, was ich heute Abend mit dir besprechen wollte…“ Dana nahm einen weiteren Schluck und wandte sich daraufhin hellhörig ihrer Freundin zu. Sigrun tat sich merkwürdig schwer mit ihrem Bekenntnis. „Ich… ich werde morgen aufbrechen. Nach Windhelm.“ „Nach Windhelm? Was willst du dort?“ „Mich den Sturmmänteln anschließen.“ Dana brauchte einen Moment, um diese Worte zu verarbeiten. „Was möchtest du?“ „Ich stottere doch nicht. Ich schließe mich morgen den Sturmmänteln in Windhelm an.“ Schockiert patzte es ungewöhnlich vorlaut aus Dana „Das wirst du garantiert nicht!“ Ernst verzog sich das Gesicht der Nordfrau und die Bretonin bemerkte den Ton, mit welchen sie versuchte ihre Freundin zu belehren. „Ich werde mich den Sturmmänteln anschließen und niemand kann mich davon abhalten. Nicht einmal du Dana.“ Völlig aufgelöst versuchte sie sich die Tränen zu verkneifen „Bitte Sigrun, tue das nicht. Du wirst getötet oder gefangen genommen. Bei Maras Gnade, bitte höre auf mich. Warum willst du denn dorthin? Seit wann willst du dorthin?“ „Schon seit einer ganzen Weile. Ich kann diese Feiglinge von Elfen und Kaiserlichen einfach nicht mehr ertragen. Freunde verschleppen, uns vorschreiben an wen wir glauben dürfen, uns zu ihrem Spielzeug zu machen… nein. Das muss enden. Meine Sachen sind schon gepackt. Bein Sonnenaufgang werde ich aufbrechen.“ Ein pfeifender Ton lag in Danas Ohren. Trotz aller Gäste und Festivitäten um sie herum, kesselte sie dieser bevorstehende Verlust ein. Ihre beste Freundin würde sie vermutlich nie wiedersehen. Sie würde vermutlich auf einem völlig unbekannten Schlachtfeld sterben und vergehen. All die Jahre der Freundschaft und des Vertrauens würden dahinschwinden. Und zurück, bliebe nur eine Lücke in ihrem Herzen, die niemand füllen könnte. Nein, so durfte es nicht kommen. Der Tod sei kein Ende. Nicht für Dana. Sie kennt die Magie, die den Tod austrickst. Auch wenn sie noch nicht besonders gut darin ist, so kann sie in der Zeit, bis es zu großen Kämpfen kommt, die arkanen Geheimnisse des Todes erforschen. Sie würde nicht zulassen, dass ihre Freundin irgendwo verendet. Aus dem Affekt heraus stieß es aus ihr empor „Ich werde dich begleiten.“ Sigrun stellte den Krug ab, den sie sich wohl eben neu bestellt hatte und sah mit einiger Belustigung ihre Freundin an „Was?“ Die Mime der Bretonin verzog ihre ernsten Züge nicht, als sie sich wiederholte „Ich komme mit. Du hast lange genug auf mich aufgepasst. Nun ist es an der Zeit mich zu revanchieren. Ich komme mit wenn du gehst und das ist mein letztes Wort.“ Gerührt von dieser unbekannten Kühnheit ihrer sonst so reservierten Freundin, umarmte Sigrun die Rothaarige und kloppfte ihr auf den Rücken „Das ist wirklich süß von dir Dana und nimm es mir bitte nicht krumm, aber du bist nicht gerade aus Kriegerholz geschnitzt. Bleib hier kleines Rotkehlchen. Ich werde schon zurückkommen, keine Sorge.“ Entschlossen drückte sie, unter großen Kraftaufwand, Sigrun von sich weg und legte die rechte Hand auf die trainierte Schulter der Nordfrau „Nein, du verstehst mich nicht. Ich bin vielleicht keine Kriegerin, aber ich beherrsche die Magie. Simple Heilungszauber sind kein Problem und du weißt ja welcher Magie ich ansonsten noch nachgehe…“ Wie ein Stich erinnerte sich Sigrun daran „Ach ja… Tut mir leid Dana, aber eine Horde von wiederbelebten Kaninchen wird einem Thalmor dann doch nicht gerecht. Glaub mir einfach, dass das Soldatenleben nichts für dich sein wird.“ „Du weißt, dass ich mehr kann als das…“ Genervt drehte sich Sigrun wieder zur Theke „Ja, das weiß ich. Gefällt mir trotzdem nicht. Ihr Bretonen seid schon ein seltsames Völkchen.“ Nach einem weiteren, kräftigen Schluck aus dem Krug, stöhnte Sigrun aus „Na gut, dann komm mit. Wenn dich denn deine Eltern lassen.“ Diese Spitze konnte sich Sigrun nicht verkneifen, während sie verstohlen rübergrinste. Ebenso kess erwiderte Dana „Ich bin kein Kleinkind mehr. Im Gegensatz zu euch Stubenhockern aus Himmelsrand, ist es für Bretonen ziemlich gewöhnlich durch die Lande zu ziehen. Ich werde es Mama und Papa sicher beibringen können. Ich verkaufe es ihnen als meine Pilgerreise.“ Lachend erhob Sigrun ihren Krug und stieß noch einmal mit Dana an „Haha! So lob ich mir das! Sigrun und Dana auf Abenteuer! Dann mal hoch die Tassen!“ Noch einmal zischten sie ihre Getränke, wonach Sigrun ausstieß „Und wer weiß, vielleicht finde ich ja unter den ganzen Holzköpfen einen kräftigen, hübschen Krieger. Und für dich finden wir die eine oder andere Leiche die du besteigen kannst. Hahaha!“ Beschämt von diesem völlig geschmacklosen Witz, drehte Dana ihren Kopf weg und stöhnte „Sigruuuun… bitte hör auf zu trinken und zu reden…“ Ende des Kapitels Kapitel 2: Nur einen Traum entfernt ----------------------------------- „Nicht so schnell Sigrun! Ich komme kaum hinterher!“ Schnellen Schrittes versuchte Dana aufzuholen. Dabei schulterte sie häufiger ihren vollgestopften Umhängebeutel. „Meine Beine sind nun mal nicht so lang wie deine!“ Sigrun stoppte und drehte sich nach hinten, um ihrer Reisegefährtin zu erwidern „Jetzt stell dich mal nicht so an. Du trägst nicht mal ne Rüstung. Ich schlepp mich hier mit meinem Stahlpanzer samt Stulpen und Armschienen ab plus Rucksack und du hast nur deinen Umhängebeutel dabei. Zudem sind wir doch kaum aus Ivarstadt raus und du quängelst schon. Wie soll das denn werden, wenn du unter Soldaten marschieren willst?“ Endlich holte Dana auf und beide gingen langsameren Schrittes weiter. „Jetzt mach mich nicht gleich runter. Der Morgen ist viel zu schön, als dass du mir den nun vermiesen musst. Und außerdem hab ich nie gesagt, dass ich mitkämpfen werde. Ich hab gesagt, dass ich auf dich aufpassen will. Das wars. Ich hab kein Problem mit toten Menschen, das heißt aber noch lange nicht, dass ich auch kein Problem damit hab, Menschen zu töten.“ Belustigt schnaubte Sigrun „Du bist mir Eine. Nach all den Jahren hab ich immer noch nicht verstanden, was in deinem süßen, kleinen Kopf vorgeht. Liegt vielleicht daran, dass bei euch Bretonen Elfenblut mit drin ist.“ Dana runzelte die Stirn „Was hat das denn damit zu tun?“ „Dana… darf ich dich daran erinnern, wie ich mal zu dir nach Hause kam und du im Garten ein ganzes Totenkabinett von Tieren wiederweckt hast, um mit denen Zirkus zu spielen? Kein Mensch kommt auf solche durchgedrehten Sachen. Also muss das doch mit deiner Elfenherkunft zusammenhängen. Im Übrigen solltest du damit besser nicht vor den Sturmmänteln rumprahlen.“ Völlig verwirrt und überwältigt, was alles an dieser Aussage falsch war, stotterte Dana empört vor sich her. „Warte, ich… du… wer prahlt mit was? Ich? Mit meiner Elfenherkunft? Wann hab ich das je gemacht? Wann haben das bitte Bretonen allgemein gemacht? Und wie ich schon sagte, ich werde keine Soldatin für diesen Ulfric Sturmstöpsel. Und zu deiner Information, ich bin bis heute nicht besonders beliebt im Dorf. Auch Tote können eine hervorragende Gesellschaft sein.“ „Allein für diese Aussage sollten wir uns ganz dringend noch mal unterhalten… Ich weiß wirklich nicht wie du so irgendwo reinpassen willst. Ich kenne niemanden der auch nur annähernd mit so welchen Dingen was zu tun hat. Und wie willst du bitte mit so etwas einen Mann finden?“ Verletzt von dieser plumpen Wahrheit, zupfte Dana ihre Schülerrobe zurecht, während sie kleinlaut antwortete „Wer sagt, dass ich überhaupt irgendwo reinpassen will? Und einen Mann will ich auch nicht.“ Sigrun wurde klar, dass ihre offene Ehrlichkeit wieder einmal aneckte und sie schwing ihren Arm um die Schulter ihrer Freundin und zog sie näher an sich ran „Mensch Dana, du weißt doch, dass ich dummes Schneemonster immer das rauswerfe, was mir gerade in den Sinn kommt, oder?“ Dana schulterte erneut ihren Umhängebeutel „Ja, das weiß ich doch. Ich will nicht streiten…“ Um die Situation ein wenig aufzulockern, lenkte Sigrun vom Thema ab „Sag mal, was hast du alles in diesem überstopften Beutel drin? Dass der noch nicht geplatzt ist, ist wohl ein Wunder der Götter.“ Kichernd erwiderte Dana „Da ist alles drin, was wir vermutlich brauchen werden. Ich habe gestern Nacht noch einige Tränke gebraut und einiges an Kräutern und Schriftrollen mitgenommen. Dazu noch zwei gefüllte Selensteine, fünf Leere, 250 Goldmünzen, ein halbes Laib Brot, Käse, Bret, Salz, ein Stahldolch von meinem Vater, frische Unterwäsche, Seife und eine Decke.“ Ein, zwei Mal blinzelte die blonde Nord auf die Tasche und obwohl er so überfüllt schien, konnte sie sich kaum vorstellen, wie das alles dareinpassen sollte. „Du hältst mich doch jetzt zum Narren oder?“ „Ganz und gar nicht. Und was hast du in deinem Rucksack?“ „Ich… eh… Decke, hab alles Essen vom Frühstück darein geworfen, zwei Feuersteine, ne Flasche Honigmet, 100 Goldmünzen, ne Hose und ein Hemd, ne Zeltplane, ne Holzfälleraxt und eh… weiß ich nicht mehr. Hab die Tasche vor ein paar Tagen gepackt. Ich schau mal später.“ Verunsichert über diese sehr zwiespältige Planungsweise der Nordfrau, hakte Dana nach „Und das soll dir reichen für die Reise bis nach Windhelm?“ Selbstbewusst prustete Sigrun „Ach, Hühnerkacke! Ich brauche nur zwei Dinge bei mir und alles wird sich schon ergeben.“ Dabei fasst sie an ihr Schwert in der Scheide „Das-“ als nächstes zog sie ihr Talos Amulett aus ihrem Dekoltee „- und das.“ „Wie gut, dass ich ein wenig mehr Geld mitgenommen habe. Damit können wir im Notfall zumindest etwas kaufen…“ „Hey, ich brauch nicht so viel zum leben. Ganz im Gegensatz zu Madame Dana von Reinlichkeit.“ Peinlich berührt nuschelte Dana vor sich hin „Ich mag es nun mal nicht dreckig zu sein…“ Ihr Weg führte sie weiter an den Fluss entlang. Sie durchquerten kleinere Waldgebiete und schritten zwischen den Bergen entlang. Nie verließen Sie den Pfad nach Windhelm und näherten sich allmählich ihrem ersten Rastplatz. Dieser befand sich in der Nähe des verlassenen Gefängnisses und der Amolfestung. Sie blieben zwischen den Bäumen, damit sie genug Schutz vor neugierigen Augen hatten. Beide Frauen breiteten ihre Decken aus, sammelten ein wenig Feuerholz und stellten einen Kessel über die Feuerstelle auf, die mit einem kurzen Feuerzauber von Dana schnell entzündet wurde. Während die Bretonin die Gewürze im Topf rührte, saß Sigrun auf einem Baumstamm daneben und wartete aufs Essen „Was genau machst du da überhaupt?“ „Es ist ein Breteintopf mit Apfelgeschmack. Ein altes bretonisches Rezept. Glaub mir, dir wird es gefallen.“ „Bret klingt schon mal sehr gut. Ein wenig Fleisch wäre genau das richtige.“ Im Schein des Lagerfeuers und der Nachmittagssonne, schimmerten die Wangen der Bretonin rötlich, als sie verlegen gestehen musste „Es hat schon was Aufregendes, nicht wahr?“ „Hm?“ „All das hier. Wir sind gerade hier in der Wildnis und müssen allein zurechtkommen. Auch, dass ich jetzt für dich koche und wir bald in einer völlig anderen Stadt sein werden. Und erst jetzt wird mir klar, dass das ein ganz neuer Abschnitt für uns sein könnte. Ich finde das alles sehr aufregend.“ Der Nordfrau gefiel diese Idee. Es hatte schon etwas Magisches. Verwegen stützte sie sich mit ihren Ellenbogen auf die Knie und grinste kess „Wem sagst du das. Und überleg wie es erst bei den Sturmmänteln wird. Ich habe gehört es sind bereits hunderte, die sich im Kampf gegen die Tyrannei der Elfen zusammengefunden haben. Und wir werden ein Teil davon sein. Wir werden nicht nur dabei sein, wenn wir die Ketten der Versklavung sprengen, sondern wir werden mitten drin sein.“ Dieser Gedanke bekümmerte Dana immer noch. Gerade als sie widersprechen wollte, hörte man ein langsames, näher kommendes Klatschen. Dana hörte umgehend mit dem Kochen auf und sah in die Richtung der klatschenden Geräusche. Sigrun war bereits aufgestanden und hatte ihr Schwert gezogen. Mutig rief sie „Wer ist da!?“ Das langsame Klatschen kam näher und zwischen den Bäumen erkannte man eine goldenes Gesicht, gehüllt in einem schwarzen Mantel. Die scharfen, spitzen Züge dieser gelblichen Fratze und die goldenen Verzierungen am schwarzen Mantel machten eine Antwort des Eindringlings überflüssig. Aus den Bäumen heraus stellte sich ein Thalmor Statthalter erkennbar, der auch weiterhin sein ironisches Klatschen aufrecht erhielt, bis er anfing zu sprechen „Guten Tag Verehrteste. Ich konnte nicht ganz überhören, dass sie eine doch sehr interessante Konversation gepflogen haben.“ Der Anblick eines Statthalters war für Dana sehr beängstigend. Diese Offiziere waren sehr gut ausgebildet und sowohl im Nahkampf, als auch in der Magie gut versiert. Sigrun hingegen, sah das fast als eine Art Prüfung, ob sie überhaupt das Zeug zu einem Sturmmantel hatte. Von diesem Mut getrieben, schrie sie ihn an „Was willst du, Elf!?“ Danas Haare sträubten sich durch diese Provokation. Das war ihrer Ansicht nach das Dümmste, was man in dieser Situation tun konnte. Noch unheimlicher war, dass der Thalmor keinerlei Mime verzog. Im Gegenteil, er lächelte selbstbewusst und führte seine Ergüsse weiter fort „Ich konnte nicht übersehen, dass nicht weit ab von unserem Lager in der Amolfestung, ein kleines Camp aufgeschlagen wurde. Euer Camp. Da ich mit einer unheimlichen Neugier erzogen wurde, die mir mitunter den Posten als Statthalter in diesem Hinterland der Welt einbrachten, konnte ich nicht anders, als mir diese Sache einmal näher anzusehen. Und was muss ich da hören? Zwei Menschenfrauen, die doch tatsächlich vor haben, sich Ketzern und Verrätern anzuschließen.“ Er näherte sich Sigrun, wobei diese ihr Schwert immer fester packte und ihm die Spitze deutlich androhte. Gelassen blieb der Altmer davor stehen und führte weiter aus. „Also sagt mir-“ Just in diesem Moment erschienen zwischen den Bäumen, die rings um sie herum standen weitere Thalmor in Rüstungen und mit gespannten Pfeilen auf sie gerichtet. „-habe ich mich nur verhört oder habt ihr wirklich gerade euer Todesurteil unterschrieben?“ Ende des Kapitels Kapitel 3: Hier sterbe ich nicht -------------------------------- Der Wind pfiff durch die Gänge und kein Sonnenlicht drang in die untersten Kerker. Die Fackeln schenkten gerade genug Licht, sodass man zumindest die Umrisse der Zellen sehen konnte. Wimmernd und kauernd saß Dana auf ihrer Bank, eingeschlossen in einem Kerker in der Amolfestung. Für Sigrun, die in der Nachbarzelle daneben eingesperrt stand, war dieses Geräusch unerträglich. Sie fasste an die Gitterstäbe und versuchte Dana seit einer Stunde zu beruhigen. „Dana, bitte… reiß dich doch zusammen. Wir kommen hier schon wieder raus. Wenn sie uns etwas antun wollten, hätten sie das schon längst gemacht. Die wollen uns nur befragen und wissen, ob wir Informationen über den Widerstand haben. Wenn sie erst mal rausfinden, dass wir überhaupt nichts wissen, werden die uns schon gehen lassen.“ Hohle Worte war alles was die Bretonin vernehmen konnte. Ein dumpfer Ton dröhnte in ihren Ohren und sie kapselte sich vollständig ab. Leise jammerte sie in ihre angezogenen Knie „Warum nur… wir werden hier sterben… Ich wollte doch nur nicht einsam sein… ich wollte dass es Sigrun gut geht… und nun sterben wir beide…“ Kaum verständlich war das Gewimmer der Bretonin. Angeheizt vom Leider ihrer Freundin, versuchte Sigrun etwas zu unternehmen. Sie rüttelte an ihrer Zellentür und rief nach den Wachen „Kann ich hier mal mit wem reden!? Hallo-ho!? Hört mich jemand!? Ich glaub hier liegt ein Irrtum vor!“ Zufälligerweise traten genau in diesen Moment drei Wachen in den Kerker und blieben vor Sigruns Tür stehen. „Du. Du kommst jetzt mit uns. Merinor will mit dir reden.“ Sigrun entgegnete so tough wie es ihr nur möglich war „Wurd auch langsam mal Zeit.“ Panisch stand Dana auf und schnellte auch zu ihrer Zellentür. „Wo bringen sie sie hin? Bitte, bei Maras Gnade, tun sie ihr nichts an! Wir wissen wirklich nichts!“ Sigrun wurde abgeführt und die Treppen hochgebracht. Mit dem Schließen der Holztür verschwand das Quartett und zurück blieb eine verängstigte Bretonin, eingeschlossen in einer Zelle, tief in der Dunkelheit gefangen. Verzweifelt sackte sie zu Boden und fiel, getrieben von Angst und Kummer, in einen komatösen Zustand. Alles drehte sich. Mal war sie für ein paar Sekunden bei Bewusstsein, mal vergingen Stunden ohne jedwedes Bewusstsein. Erinnerungsfetzen kamen ihr in den Sinn. Eine Wache brachte Essen. Ratten rochen an ihr und liefen weg. Zwei Thalmorsoldaten tranken zusammen Wein am Tisch. Die Fackel wurde ausgetauscht und neu angezündet. Eine Wache mit tausend Schlüsseln an einem Bund, er suchte aber einen anderen. Der Geruch von Lauchsuppe. Das Lachen von zwei Männern. Eine Elfin aß ein Stück Käse und legte die Beine auf den Tisch. Dana wachte inmitten ihrer Zelle auf. Verschlafen sah sie sich um und nuschelte leise „Wie… lange hab ich geschlafen? Wie spät ist es?“ Neben ihr lag ein Holzteller mit zerpflücktem Essen. Vermutlich hatten sich die Ratten bereits daran vergangen. Als sie die Essensreste erblickte, spürte sie, wie ihr Magen sich meldete. Ein Knurren erklang, das vermutlich jede Khajitt verjagt hätte. Geschwächt hielt sie sich den Bauch und merkte, dass ihre Hose leicht nass war. Langsam kehrte wieder Gefühl in ihren Körper und es war nicht alles Schweiß, das ihre Kleidung nass gemacht hatte. Sie hatte in der Zwischenzeit in ihre Lumpen uriniert. Beschämt und angewidert legte sie ihr Gesicht in ihre Hände und würde jetzt jeden Daedra oder Aedra anbeten, solange sie dafür ihr altes Leben zurückbekäme. Voller Schreck wurde ihr etwas klar. Ihr Gesicht wandte sich zu ihrer Nachbarzelle und getrieben von Sorge stellte sie fest, dass Sigrun immer noch nicht zurück war. Auch wenn das Gefühl widerwärtig war, so stand sie in ihrer verschmutzten Kleidung auf und hielt sich an den Gitterstäben fest. Sie sah den Gang hinauf und die Holztür stand einen großen Spalt offen. Die Tür führte zum Kerkervorraum, wo eine Wache am schlafen war. Aus ihren Erinnerungsfetzen wurde ihr langsam klar, dass dieser Elf der Kerkermeister war. Er hatte einen riesigen Schlüsselbund, jedoch gab es einen Generalschlüssel, den er nicht daran trug. Das war der, den er das letzte mal gesucht hatte. Die Sorge um Sigrun und der Wille zu Überleben und in ihr altes Leben zurückzukehren, gab ihr neue Kraft. Es brannte in ihrem Herzen, als sie anfing einen Plan zu schmieden. Nach kurzer Zeit hatte sie auch einen. Es war riskant, doch sie war entschlossen ihre Schuld bei Sigrun zu begleichen. Für all die Jahre, in denen Sigrun sie beschützt hat, konnte sie nun diesen Gefallen erwidern. Sie nahm sich einen faustgroßen Stein und setzte sich im Schneidersitz vor dem Teller mit den Essensresten hin. Es dauerte eine halbe Stunde, doch ihre Geduld wurde belohnt. Eine Ratte näherte sich dem Essen und roch an den Tomatenstücken. Als das Tier mit Fressen beschäftigt war, holte die Bretonin zum Schlag aus und traf die Ratte am Kopf. Ein kurzen Quieken, ein paarmal Zucken und der Nager war hinüber. Sie hatte dafür gesorgt, dass die Ratte nicht allzu beschädigt war, denn diese musste noch einem Nutzen folgen. Dana beugte sich über das tote Wesen und ließ ihre Hände über ihr Kreisen. Violette Lichter formten sich in ihrer Hand und drangen in den pelzigen Körper. Als wäre die Ratte nie tot gewesen, lief sie putzmunter umher und kam schließlich wieder zu ihrer Herrin zurück. Dana flüsterte ihr „So kleiner Freund, hol mir den Schlüssel aus einen der Taschen des Kerkermeisters. Sei vorsichtig und wecke ihn nicht dabei auf.“ Wie von der Tarantel gestochen sprintete das Ungeziefer los und sprang mit athletischer Genauigkeit auf den Tisch der Wache, um danach den Schoß aufzusuchen. Von dort aus ging es in die Taschen und für einen kurzen Moment konnte Dana ihren kleinen Soldaten nicht mehr von ihren Gitterstäben aus sehen. Das änderte sich aber schnell, als geschwind der Nager mit einem Schlüssel zwischen den Zähnen die Stufen wieder runtersprang und Dana den Schlüssel überreichte. Überglücklich darüber, dass das tatsächlich funktioniert hatte, entfernte sie den Zauber von ihrem pelzigen Partner und schloss leise die Zellentür auf. Überwältigt vom Gefühl fast frei zu sein, schlich sie die Treppen zum Kerkermeister hoch. An der Holztür angekommen, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sollte die Wache jetzt aufwachen, würde sie keine Chance gegen diesen ausgebildeten Soldaten haben. Was sollte sie nun tun? Entweder sie schlich sich jetzt an dem Wachmann vorbei oder sie würde versuchen, die Wache mit dem Dolch vom Tisch zu töten. Das wäre das erste Mal, dass sie einer Person das Leben nehmen würde. Aber alleine hieraus zu fliehen, wäre fast unmöglich. Sie brauchte Hilfe. Mit genug Konzentration, könnte sie ihn vielleicht wiedererwecken. Die Zeit verstrich und je länger sie wartete, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass der Mann aufwachen würde. Das Adrenalin schoss ihr durch die Adern und zitternd nahm sie den Dolch vom Tisch. Er war scharf und spitz. Ein, zwei Stiche in den Hals sollten reichen. Hoffentlich. Ihr wurde schlecht, als sie sich von Hinten über ihn beugte. Mit beiden Händen hielt sie den Griff des Dolchs und hielt die Spitze zittrig an seinen Hals. Alles wurde Still. Kein Wind, keine Tropfen, die in der Ferne fielen. Kein Quieken von Ratten oder Ungeziefer. Sie holte einmal tief Luft. Mit aller Kraft rammte sie die Spitze ins Fleisch des Altmers und die Klinge steckte. Stürmend und voller Gewalt sprang der Soldat auf und stieß dabei die junge Bretonin in die Ecke. Ein lautes Poltern drang durch die Gänge, als der Tisch zu Boden krachte, wonach ein Becher, der blutgetränkte Dolch, ein Holzteller und der Stuhl folgte. Schellend krachte der Altmer zu Boden und hielt sich die blutende Stelle an seinem Hals fest. So viel Blut hatte Dana noch nie gesehen. Wie in Sturzbächen fiel es aus ihm raus, während er gurgelnd und hustend um Luft rang. Das war zu viel für die junge Frau. Sie sah dabei zu, wie ein Mann vor ihr auf dem Boden starb. Das Zusammenkrümmen und Zucken des Körpers, machte ihr am meisten zu schaffen. Als alles vorbei war, traute sich Dana aus ihrer Ecke. Ihre zitternde Hand berührte ängstlich den regungslosen Rücken ihres Opfers. Nach ein paarmal Schubsen und Stoßen des Körpers, war sie sich sicher, dass er tot war. Sie drehte ihn um und sah in sein entsetztes Gesicht. Dieser Anblick brannte sich in ihre Erinnerungen und sie wusste genau, dass sie diesen Anblick nie wieder vergessen könnte. Für Trauer und Reue blieb aber keine Zeit. Der Lärm hatte für Aufmerksamkeit gesorgt und sie hörte eine Wache den Gang runterrufen. „Eliro, was is los? Was war das für ein Krach?“ Dana geriet in Panik. Sie musste ihre Königsdisziplin binnen weniger Sekunden bewerkstelligt bekommen und war immer noch aufgelöst von dem vorangegangenen Ereignis. Als die zweite Anfrage der Wache kam, schüttelte sie ihre Nervosität ab und legte ihre Hände auf die blutüberströmte Brust des Toten. Die Schritte des ankommenden Wachmanns waren bereits zu hören. Ihre Hände hüllten sich in violettes Licht. Er kam die Stufen der Steintreppe herunter. Das Licht drang in den Brustkorb des Toten und er erhob sich zögerlich. Am Ende des Ganges sah man bereits den Lichtkegel der Fackel, die vom Wachmann getragen wurde. Der Soldat kam um die Ecke und sah am Ende des Ganges bereits eine Gestalt. „Eliro, was ist dahinten los?“ Es folgte keine Antwort. Schnellen Schrittes ging er den Gang entlang und erkannte die Verwüstung. Eliro stand mit dem Rücken zu ihm und beugte sich über den Boden. Der Wachmann war fast hinter ihm und fragte „Was bei den Acht ist denn hier passiert? Hast du schon wieder zu viel getrunken? Ich hab dir doch gesagt, lass die Finger vom Wein.“ Erst jetzt erkannte der Wachmann, dass sein Kamerad sich über eine Blutlache beugte. Besorgt schnellte er zu seinem Kollegen und legte eine Hand auf seinen Rücken. „Hey! Was hast du? Ist das dein Blut? Was ist mit dir passiert?“ Eliro drehte binnen eines Augenblicks um, ein kurzes Aufblitzen, das Geräusch von berstender Rüstung und zerschnittenem Fleisch und dem schmerzhaften Ausstoß eines Thalmors, als er ein Schwert in seinem Wanst spürte. Verängstigt und verwirrt fasst er die Elfenklinge, die sich in ihn gebohrt hatte und sah seinem ehemaligen Kollegen in die Augen. Sie waren schwarz und leer. Angestrengt stöhnte er aus „E-… Eli…“ Bis er zur Seite fiel und auf den Boden kollabierte. Der untote Soldat stach noch mehrere Male nach, doch es rührte sich nichts. Hinter der Steinecke des Raumes hatte sich solange Dana versteckt gehalten und musste diese Tragödie mit ansehen. Doch was sie spürte war kein Mitleid oder Schmerz. Alles was sie wollte war, ihre Freundin zu befreien und nun hatte sie eine echte Chance dazu. Sie stellte sich neben ihren neuen Verbündeten hin, sah ihn in die Augen und sprach „Wir holen uns Sigrun zurück und verschwinden von hier.“ Ende des Kapitels Kapitel 4: Das Böse erwacht --------------------------- Die alten Lumpen warf sie in die Ecke und zog sich ihre alte Schülerrobe an. Den Umhängebeutel nahm sie ebenfalls an sich und überließ den toten Wachmann seinem Schicksal als Rattenfutter. Ihr neuer untoter Freund folgte ihr auf Schritt und Tritt. Geschwind schlichen die beiden durch die Gänge und Räume. Jeder Wachmann der zu nahe kam, fiel auf den gleichen Trick rein. Bis Dana an den Offiziersquartiere ankam, verloren drei weitere Soldaten ihr Leben. Dieser Tribut sollte sich aber bezahlt machen. Am Eingang des Verhörraumes waren keine Wachen postiert. Dana und ihr Untoter postierten sich davor und lauschten den Gesprächen. Ein kurzer Blick hinein verriet, dass sich der Thalmor Statthalter, der Dana und Sigrun gefangen nahm, sich darin aufhielt. Er sprach mit einem anderen Offizier, der aber in regulärer Rüstung unterwegs war. Leider hatte die Bretonin zu wenige Kenntnisse über das Militär der Thalmor, um herauszufinden, wer genau wem unterstellt war. Dem Ton des Altmers in der schwarzen Robe zu urteilen, war er aller Wahrscheinlichkeit nach, der Anführer der hiesigen Operation „Ich kann und werde nicht mit leeren Händen nach Alinor zurückkehren. Seht euch diese Aufzeichnungen an. Quanisar hätte das garantiert nicht in seinen Memoiren erwähnt, wenn es nicht von Bedeutung gewesen wäre. Und sehen sie sich diesen Zirkel an. Wir müssen diese Barriere doch irgendwie knacken können.“ Der andere Thalmor erwiderte zögerlich „Es war ein Kaiserlicher. Und zudem wurde er damals verrückt. Sie wissen doch auch, dass er schlussendlich einfach verschwand. Und wir haben diesen Zirkel inzwischen hunderte Male aufgebaut und alles Mögliche ausprobiert. Egal was wir in die Mitte stellen, nichts reagiert darauf. Dieser Zirkel ist vermutlich nichts weiter als das Hirngespinst eines alten Mannes, der sich in Kunst üben wollte. Außerdem würden sie nicht mit leeren Händen zurückkehren. Wir haben die letzte Gefangene verhört und sie könnte tatsächlich was wissen.“ „Ach, dieser blonde Skeever… wie war ihr Name gleich? Sigrun? Schändliches Frauenzimmer… Soll sich Orionir mit ihr in Einsamkeit befassen. Der Wagen müsste morgen ankommen.“ Der Statthalter goss sich ein Glas Wein ein und nippte großzügig an seinem Silberbecher. „Und Quanisar mag vielleicht mit den Jahren verrückt geworden sein, aber ein Narr war er nicht. Das könnte ein verborgenes Geheimnis aus der zweiten Ära sein! Eine unvorstellbare Macht! Eine Hinterlassenschaft von Molag Bal selbst!“ „Wollt ihr euch tatsächlich mit Daedra einlassen… Statthalter?“ Das laute Zersplittern einer Flasche war zu hören und der Ton des schwarz gekleideten Statthalters wurde bedrohlich ernst „Wagen sie es nicht mich noch einmal der Ketzerei zu bezichtigen. Ich habe schon Ketzer abgeschlachtet, da haben sie noch Mädchen auf der Akademie unter den Röcken geschaut! Und jetzt raus! Raus hier sie Einfallspinsel!“ Sofort versteckten sich Dana und ihr Begleiter im Schatten, als der wütende Offizier aus dem Zimmer stürmte und in den Außenbereich verschwand. Noch einen Moment warteten die beiden und begaben sich wieder zum Türeingang des Offiziersquartiers. Neugierig spähten die grünen Augen der Rothaarigen in den Raum, als ihr mit einem lauten Ausruf ein Buch entgegenflog „Dun’Orsi!“ Als Dana sich wieder wagte in den Raum zu blicken, stand der Thalmor zerrüttet über seinem Schreibtisch und schien in Gedanken versunken zu sein. Das Buch, wovon er gesprochen hatte, schien auch das gewesen zu sein, was aus dem Raum geflogen war. Dana hob es auf und überflog die Seiten. Sie sah sich auch die Zeichnung an, wovon der Altmer gesprochen hatte. Es war eine Art Pentagramm. Ein Zirkel mit Symbolen und Schriftzeichen, die ihr völlig unbekannt waren. In der Mitte der Zeichnung fehlte aber etwas. Ein letztes Element, das anscheinend zur Vollendung eines Rituals benötigt wurde. Ihr wurde schnell klar, dass sie jede Menge Zeit vergeudete, während Sigrun bereits auf halbem Wege nach Einsamkeit war. Ohne darüber nachzudenken, nahm sie das Buch mit und lief leise in den Außenbereich. Erst jetzt bemerkte sie, dass es anscheinend Nacht war. Der Innenhof schien leer zu sein. Die eine oder andere Wache lief auf dem Wall entlang und war mehr mit dem beschäftigt, was außen geschah. Sie nutzte ihre Chance und lief los. Ihr Herz klopfte wild an ihre Brust, das Blut pumpte durch ihre Adern und ihre Augen versteiften sich auf das Innentor. Ihr Ticket zur Freiheit war gleich erreicht. Wenige Meter trennten sie von der Welt da draußen, als plötzlich „Eine Gefangene flieht! Schließt das Tor!“ Umgehend verriegelten sich die Holztore vor ihr und sie versuchte es mit aller Kraft aufzutreten. Panisch kehrte sie um und lief wieder in den Innenhof, wo aber bereits Soldaten und Wachen auf sie zustürmten. Es gab keinen Ausweg mehr. Sie war eingekesselt. In ihrer Verzweiflung gab sie den Befehl „Los, beschütze mich Diener!“ Ihr untoter Soldat lief auf die Wachen zu, wurde aber umgehend von mehreren Pfeilen der Wachposten auf den Mauern durchlöchert. Er brach tot zu Boden und entsetzt fand sich Dana erneut vor ihrem Peiniger wieder. Der Statthalter in der schwarzen Kutte stand wutentbrannt vor ihr und zog einen Elfendolch „So so, wo willst du denn hin Ketzerin? Du hast dir den schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht um mir auf die Nerven zu gehen!“ Dana wich zurück, während Merinor zornig auf sie zuschritt. Seine gelben Augen erblickten das Buch in den Händen der Bretonin, was ihn rasend werden ließ „Oh, wie ich sehe bist du nicht nur eine Ketzerhure, sondern auch noch eine Diebin!“ Er holte aus und Schnitt Danas Unterarm auf. Vor Schmerzen und Wucht fiel sie zurück und das Buch landete aufgeschlagen dahinter. Ihr Unterarm und ihre Hand bluteten stark. Sie wusste, dass es vorbei war. Nichts konnte sie nun retten. Sie kroch weiter zum Tor und griff noch in die Richtung, doch ihr Leben zog bereits an ihrem geistigen Auge vorbei. Sie dachte an ihren Vater, der ihr die Grundlagen der Magie beibrachte. Sie dachte an ihr warmes Zimmer und ihre Puppensammlung. Sie dachte an ihre Mutter, die in der Küche stand und Plätzchen vom Bäcker mitgebracht hatte. Sie dachte an Sigrun, die sie vor den Rüpeln im Dorf beschützte. Der Stiefel des Thalmors drückte auf ihren Rücken und die grässliche Stimme des Statthalters ließ ihr Ende gewiss werden. „Das wars meine Kleine.“ Dana hörte auf fliehen zu wollen und fand sich mit dem Ende ab. Sie flüsterte in sich „Tut mir leid Sigrun…“ und legte ihre blutende Hand unwissentlich auf das Buch, neben dem sie inzwischen lag. Ein lautes Zischen und Köcheln ertönte. Der Wind drehte und wehte Staub, Blätter und Geäst auf. Ein blaues Feuer entbrannte dem Buch und versengte Danas Hand. Diese flackerte mit auf und blaue Rauchschwaden entflohen zu hunderten. Der Himmel öffnete sich zu einem Zirkel, der identisch mit dem aus dem Buch war. Der Statthalter wusste nicht was passierte, bis er auf die Quelle von allem sah. Die Seite mit dem Pentagramm war aufgeschlagen und die blutende Hand des Mädchens lag ihm inne. Alle Wachen schreckten vor dem Ereignis im Himmel zurück, als sich Ketten aus ihm lösten und in die Burg einschlugen. Ein ohrenbetäubendes Kriegshorn erklang, das zwei Wachen ohnmächtig werden ließ. Die umherfliegenden, blauen Flammen drangen in den Himmel und ließen ein Tor öffnen, woraus eine ebenso blaue Feuersäule zu Boden schleuderte und in die Mitte des Hofes einschlug. Die Wucht schleuderte alle Wachen ringsum an die Außenmauern und verbrannte allein die Hälfte von ihnen aufs schwerste. Dana hingegen, blieb unverletzt und sah sich um. War sie tot? Nein, das konnte nicht. Die Schmerzen in ihrer Hand waren zu stark. Sie schaute sich an, was mit der Feuersäule hinuntergekommen war. Aber was sie erblickte, konnte sie selbst kaum glauben. Vor ihr stand ein Monster. Nein, eine Person. Eine Soldatin. Ihre Rüstung war so schwarz und so dämonisch, dass sie sicher nicht aus dieser Welt stammen konnte. Reißende Zacken überall an der Rüstung. Sie glühte in einem blauen Schimmer und die Erde um sie herum brannte ebenfalls im blauen Feuer. Diese Person war größer als jeder Krieger, den Dana jemals gesehen hatte. Was aber das vermutlich schrecklichste Merkmal war, waren diese leuchtenden, unbarmherzigen Augen. Diese blauen, kalten, nahezu seelenlosen Augen starrten regungslos auf Dana. Ein Gesicht war unter dem Helm nicht zu erkennen. Nur diese glühenden Juwelen, aus den Tiefen der Daedrareiche selbst. Fast ohnmächtig vor Angst, konnte sich kein Muskel im Körper der Bretonin rühren. Diese Daedrasoldatin sah sich um und entdeckte, dass sich einige Wachen erheben konnten. Sie starrten ebenso entsetzt auf diese Kreatur und zogen sicherheitshalber ihre Waffen. Der starre Blick der Daedrakriegerin sah sich die Gruppe von Altmersoldaten an, ohne jede Mime zu verziehen. Der Statthalter stellte sich an die Spitze seines Trupps und zeigte auf die Kreatur vor ihm „Ich weiß was du bist! Ich habe dich studiert! Du bist eine verstoßene Dienerin von Molag Bal! Und nun hab ich es endlich geschafft! Ich konnte dich befreien! Haha! Endlich! Seit zwei Ären warst du verschlossen und nun gehörst du endlich mir! Diene mir und wir werden die Daedraherren, die dich so unglimpflich verstoßen haben, ihre gerechten Strafe zukommen lassen! Du wirst mir all deine Geheimnisse verraten und wir werden zusammen die arkanen Künste so studieren, wie es noch nie einer zuvor gewagt hat!“ Die Daedrasoldatin atmete einmal tief ein und mit einem dichten Rauchschwall, drang ihr Atem wieder nach draußen. Doch eine weitere Regung, gab es nicht. Ungeduldig wartete der Thalmor auf seine Antwort „Aber davor, wehrte Dienerin, müssen wir die Menschheit ihrer gerechten Strafe zukommen lassen. Und mit dieser Bretonin darfst du gerne anfangen!“ Unbeeindruckt sah die Daedra auf das, am Boden liegende Mädchen und wandte sich schnell von ihr ab. Der Dremora zog sein beängstigendes Schwert, das ebenso grässlich wie ihre Rüstung gestaltet war. Überrascht von dieser unerwarteten Attacke rief der Statthalter „A-a-angriff! Los, greift schon an!“ Die ersten Wachen liefen diesem unbekannten Feind entgegen und bezahlten umgehend dafür. Der erste holte zum Schwung aus, doch der Dremora packte seinen Schwertarm, brach diesen und schlug den Mann mit der daedrischen Waffe entzwei. Der Zweite empfing einen Schlag ins Gesicht, das durch die Wucht und der klingenartigen Beschaffenheit des Panzerhandschuhs zerbarst. Der nächste wurde mit einem blauen Feuerball niedergestreckt, der sich nur kurz vor Schmerzen windete und danach gänzlich in Asche auflöste. Mann um Mann fielen die Truppen des Statthalters. Die Pfeile, die die Daedra durch die Wachposten auf den Wällen erlitt, schienen sie wenig zu stören. Nachdem ein dritter Pfeil ihren Rücken zierte, warf sie zornbrennend mehrere Feuerbälle und auch die Wachen auf den Mauern lösten sich in Asche auf. Nicht mehr als wenige Minuten dauerte der Kampf, bis der Innenhof einem Schlachthof glich. Übrig, blieben durch noch die Daedrasoldatin, Dana und der Statthalter, der sich vor lauter Katatonie nicht mehr rühren konnte. Blutig watete der Dremora durch Leichen, Innereien und zerborstenen Rüstungen. Sie stand vor dem Statthalter der in einem verzweifelten letzten Schlag versuchte, einen Dolch in die Soldatin reinzujagen. Der Angriff wurde leicht pariert und der Elfendolch landete auf dem Boden. „N-nein… bbbitte. Warum nur? Wir sind keine Feinde. Wir müssen es nicht sein. Sag mir doch-chchch-“ Keuchend rang der Statthalter nach Luft, als die Daedra ihn am Hals packte. Sie zog ihn zu sich heran, fasste mit der anderen Hand an der Unterseite seines Halses und riss an seinem Kopf. Das Knacken und Reißen der Knochen und des Fleisches waren im Zusammenspiel mit den Todesschreien des Statthalters das letzte, was von diesem Kampf übrig blieb. Mit einem letzten Ruck riss die Daedrasoldatin den Kopf des Statthalters ab und warf ihn mit einer solchen Wucht an die Mauer, dass die Hälfte davon platzte. Nun war es still. Keine Schreie und auch keine schellendes Metall, das aufeinandertrifft. Dana, die entsetzt war von all der Gewalt, sah wie die Daedra auch auf sie zukam. Erst versuchte die Bretonin zu fliehen, doch das Tor war auch weiterhin verschlossen. Zu fliehen hatte sowieso keinen Sinn. Diese Frau blieb vor dem Bretonenmädchen stehen. Was Dana aber verspürte war keine Klinge an ihrem Hals, sondern nichts weiter als der schwelende Atem der Kriegerfrau vor ihr. Die seelenlosen Augen begutachteten sie und das Buch neben Dana. Bestimmt fasste die kräftige Hand nach der wesentlich zierlicheren der Rothaarigen und sah sich die Wunde an. Was danach ertönte, war eine schreckliche, durchdringende Frauenstimme, die wie mehrere Stimmen zugleich klang. „Du. Sterbliche.“ Dana sah zu dieser riesigen Frau hoch. „J-ja?“ „Bist du Jungfrau?“ Völlig verdutzt konnte Dana im ersten Moment gar nicht antworten. Der Dremora wartete weiterhin und wurde ungeduldig. Sie packte die Bretonin am Kragen und wiederholte sich. „Sterbliches Mädchen! Bist du eine Jungfrau?!“ Rot um die Wangen entgegnete Dana fast ebenso laut „Ja! Ja das bin ich!“ Nickend akzeptierte diese Kreatur die Antwort und steckte ihr blutgetränktes Schwert zurück in die Scheide. „Dann gehe ich davon aus, dass du meine Befreierin bist.“ „Befreierin? Tut- tut mir leid, aber…“ „Schau auf deine Hand“ Dana runzelte kurz die Stirn, wonach sie ihre blutverschmierte Hand ansah. Etwas schimmerte hindurch, doch sie konnte es nicht genau erkennen. Das Blut wischte sie an ihrer Robe ab und entdeckte merkwürdige Symbole, die in einem Kreis angeordnet waren. In diesem Kreis befand sich eine sehr zackig geformte Zeichnung eines gehörnten Wesens. Von ihrer Handfläche schaute sie hinauf zu ihrer wohlmöglichen Retterin, die sprach „Sage mir, welches Jahr schreiben wir und wo bin ich.“ Ende des Kapitels Kapitel 5: Zwei Enden der Leine ------------------------------- Auf allen Vieren würgte Dana das Wenige aus, das sie vor Ewigkeiten gegessen hatte. Sie tastete sich dabei an den Fluss heran, neben dem sie erbrach und spülte sich zwischenzeitlich den Mund aus. Als nichts mehr da war, das sie hätte ausspeien können, setzte sie sich weinend hin und war völlig apathisch. Ihre zittrige Hand legte sie auf ihre Brust und versuchte ihre Atmung zu kontrollieren, da sie anfing zu hyperventilieren. Die Daedra stand währenddessen regungslos daneben und beobachtete das Schauspiel mit erzwungenem Interesse. In ihrer unnatürlichen Stimme, die sich weiterhin anhörte, als würden zwei Personen gleichzeitig sprechen, fragte sie „Ich verstehe nicht was du da treibst.“ Aufgebracht entgegnete Dana „Lass-… mich einfach in Ruhe. Ich habe geradeeinenkleinen- Nervenzusammenbruch. Ich-ich kann gerade nicht-“ Würgend fiel sie zur Seite und anscheinend war doch noch etwas im Magen, das raus musste. Unzufrieden mit dieser Antwort, fragte der Dremora noch einmal „Wie lange soll das denn noch so weiter gehen?“ Mit aller Kraft stützte sich Dana vom Boden ab und quälte aus sich raus „Wenn du helfen… helfen willst, dann halt mir bitte die Haare… Ansonsten lass mich bitte…“ Genervt drehte sich der Dremora weg und bemerkte abfällig „Fleischlinge… Die Zeit ändert alles, nur ihr seid noch genauso schwach wie immer.“ Dana war sich nun völlig sicher, dass das Übergeben vorerst ein Ende hatte. Auch ihre Fassung kam zurück und ihre Tränen hörten auf zu fließen. Beruhigend machte sie Atemübungen und konnte endlich einen klaren Gedanken fassen. „Ich… ich hatte dir noch gar nicht gedankt. Für deine Hilfe meine ich. Ohne dich wäre ich jetzt tot.“ Sie stand auf und atmete erneut tief durch. Desinteressiert wandte sich die Daedrasoldatin zu Dana und stellte sich vor ihr „Glaub mir, unter anderen Umständen, hätte ich dich genauso vernichtet wie diese armseligen Kreaturen in der Festung.“ Dana konnte die Motive dieses Wesens noch nicht ganz nachvollziehen und schaute hoch, in die glühenden, blauen Augen, die weiterhin aus dem Helm auf sie herabblickten. „Unter anderen Umständen? Was meinst du damit?“ Jedoch erfolgte keine Antwort seitens der Daedra. Nur ein leeres Starren folgte und Dana musste sich eingestehen, dass dieses Wesen wohl doch schwieriger war, als es zunächst den Anschein hatte. Erschöpft ging die Bretonin ein Stück weiter und folgte dem Fluss, bis sie in der Nähe von Hilgrunds Grab waren. Dort war am Flusslauf eine perfekte Lichtung, die alles für ein Camp geradezu prädestiniert war. Bevor sie sich aber daran machte eine sichere Unterkunft zu errichten, setzte sie sich auf einen Baumstamm und lud die Daedra ein, ebenfalls Platz zu nehmen. „Bitte, setz dich.“ Ihre Handbewegung deutete auf den Baumstamm davor hin. Der Dremora verweigerte, indem er weiterhin starrte und keine Reaktion auf die Bitte erfolgen ließ. Dana zuckte mit den Schultern und fing das Gespräch an. „Also, du kannst dir sicher denken, dass ich so manche Fragen über dich habe. Und du hattest auch welche an mich.“ Ohne auf Danas Versuch eine Konversation zu beginnen einzugehen, wiederholte die Soldatin lediglich ihre Frage von vor wenigen Stunden. „Welches Jahr ist es und wo bin ich?“ „Du bist in Himmelsrand und wir schreiben das Jahr 200, der vierten Ära.“ „Dann hatte der verrückte Wicht aus der Festung recht. Es sind nun zwei Ären vergangen.“ „Woher kommst du überhaupt?“ Verachtend schnaubte die Soldatin „Was für eine närrische Frage. Aus Oblivion. Oder, wie ihr Sterblichen es bevorzugt, das Reich des Vergessens.“ Dana versuchte sich diese Beleidigungen nicht anzunehmen, da dieses Wesen ihr noch zu unberechenbar schien, als dass sie mit ihr eine ernste Auseinandersetzung wünschte. „Das hatte ich mir schon gedacht. Doch, wie bist du hierhergekommen? Warum bist du hier?“ „Wie kannst du mich das fragen, wo doch du es warst, die mich hergerufen hat.“ „Ich? Wie das?“ „Es ist schon erstaunlich. Wie kleine Kinder, die mit dem Feuer spielen und sich im Nachhinein wundern, wenn sie sich verbrennen.“ „Bitte, kläre mich doch einfach auf. Ich weiß nicht wer du bist und was du hier machst. Ich mag vielleicht noch nicht begreifen, warum diese Dinge geschehen, doch du kannst mir Klarheit verschaffen. Also bitte ich dich darum, mich aufzuklären.“ Einen Moment zögerte die Kriegerin, bis sie einen kräftigen Schritt in Richtung von Dana machte, sich zu dem sitzenden Mädchen kniete und grob nach ihrer gebranntmarkten Hand griff. Sie zeigte die gezeichnete Handfläche der Bretonen und sprach „Dann lass mich ein wenig Klarheit in deinen kümmerlichen Verstand bringen. Ich bin eine ehemalige Dienerin des daedrischen Prinzen Molag Bal. Ich gehörte zu seinen Kynmarcher. Dieses Band zerriss und ich wurde eine Ausgestoßene. Ich wanderte durch Nirn, konnte aber hier nicht bleiben. Es herrschte Krieg und ich war zu dem Zeitpunkt verwundbar. Direkt nach Oblivion zurückzukehren, wäre Wahnsinn gewesen. Molag Bal hätte mich auf ewig geschändet und zerstückelt. Also hinterließ ich in Nirn Formeln und Hinweise und floh daraufhin in eine Zwischenwelt. Dort konnte ich nach Belieben Oblivion betreten, aber nie lange irgendwo leben. Und um mich zu befreien, brauchte es etwas, das die Essenz von Molag Bal als solches widerspiegelt.“ Die Daedra hob die Handfläche mit der dämonischen Kennzeichnung darauf und sah die Bretonin weiter an „In dem Fall, das Blut einer Jungfrau.“ Auch wenn diese Geschichte sehr aufschlussreich war, so hatte Dana immer noch so viele Fragen „Aber warum wurdest du ausgestoßen? Zu welcher Zeit war das? Und seid ihr Daedra nicht unsterblich? Warum warst du damals verletzlich? Und was bedeutet dieses Zeichen auf meiner Hand? Was ist dein Ziel?“ Jedes einzelne Detail, das das bretonische Mädchen angesprochen hatte, barg für die Daedra eine unangenehme Seite der Geschichte. Sie ignorierte diese Fragen und spottete, während sie sich umdrehte und sich wenige Schritte von der Bretonin entfernte „So typisch für euch Fleischlinge. Kaum habt ihr nur einen winzigen Tropfen der Macht gekostet, schon könnt ihr den Hals nicht mehr voll kriegen.“ Ein Augenblick verstrich, bis sich die Kriegerin sich umdrehte und wieder die erschöpfte junge Frau ansah „Wo finde ich eure magischen Gelehrten?“ „Unsere… magischen Gelehrten?“ „Ja Fleischling. Ist es bei euch üblich jeden Satz zu wiederholen, statt zu antworten?“ „Du meinst vermutlich unsere Magier. Es gibt oben in Winterfeste eine Akademie. Aber was willst du von denen?“ Entschlossen schritt die Daedrafrau erneut auf das Bretonenmädchen zu und fasste sie am Handgelenk, wonach Dana ruckartig mitgezogen wurde „Du wirst mich dahin begleiten. Bewegung Fleischsack, wir haben keine Zeit zu verlieren.“ Dana war sichtlich geschwächt von den Ereignissen und fiel zu Boden „Ah! Nein-stop stop… ich kann nicht so schnell…“ Genervt zog der Dremora das wesentlich zierlichere Geschöpf am Handgelenk hoch, wonach Dana vor Schmerz schrie. Das daedrische Metall des Panzerhandschuhs und der überwältigend brutale Griff gaben Dana den Rest. Sie hing in der Luft, während sie durchgehend sich loszureißen versuchte. „Du wirst mich begleiten. Ob du nun willst oder nicht!“ Noch einmal rief die Rothaarige aus „Lass mich runter! Du tust mir weh!“ Eine vermutlich törichte Wut, gepaart aus Verzweiflung und Erschöpfung, regte sich in der jungen Frau und ballte ihre Faust, um einmal fest gegen die Brustplatte der Dremora „Lass von mir ab!“ Als die Faust auf das Metall preschte, erstrahlte erneut das Brandmal auf Danas Hand in einem blauen Licht. Ein dumpfer Donner draus aus ihr und der Kynmarcher knickte mit einem lauten Stöhnen ein. Dabei ließ sie von der Bretonin ab, die wiederrum auf ihren Po fiel und mit schmerzverzogenem Gesicht den Daedra beobachtete. Geschockt darüber, dass ihr Schlag einen solchen Impact hatte, sah sie sich ihre Hand an, worin das Brandmal weiterhin blau glühte. Das Glühen verschwand, nachdem sich Dana beruhigt hatte und die Dremorasoldatin sah geschwächt auf. Dana stand bereits vor ihr und sah auf sie herab. „Was… was hab ich da gemacht? Was ist da passiert?“ Beschämt darüber, dass dieser Fleischling das Geheimnis hinter diesem Beschwörungsbund so früh herausgefunden hatte, grunzte die Soldatin verärgert und stand auf. „Sollen dich doch die Clannbanns holen! Wag das noch einmal und ich zerreiße dich in Stücke!“ Im ersten Moment schrak Dana vor dieser Drohung zurück und just in den Moment erleuchteten wieder die Verzierungen in ihrer Handfläche. An der zurückschreckenden Reaktion der Soldatin erkannte die Bretonin aber, dass ihr dieses Wappen Macht verlieh. Genug Macht, um sich anscheinend gegen diese monströse Frau wehren zu können. In einem Moment des Mutes streckte die Rothaarige ihre Hand bedrohlich dem Daedra entgegen, wonach diese wiederrum einen Schritt zurückwich. Schrecklich erzürnt darüber, dass diese junge Frau das Geheimnis hinter dem Mal so schnell verstanden hatte, knurrte die abscheuliche Stimme der Dremorafrau. Dana hingegen schmunzelte „Ich glaube wir müssen über einiges reden…“ Erbost entgegnete die Kriegerfrau mit ihrer doppelten Stimme „Feuer und Blut, das wirst du noch bereuen…“ „Vielleicht. Aber wenn ich mich nicht bald von allem was geschehen ist erhole, dann werde ich ohnehin nicht lange genug durchhalten, um das zu bereuen. Also lass uns bitte ein Lager aufschlagen.“ Weiterhin gereizt entgegnete der Dremora „Dann dauert es ja noch länger, bis wir zu den Gelehrten kommen!“ Beschämt näherte sich Dana so unbedrohlich, wie sie nur konnte und sah der Daedrafrau in ihre eiskalten Augen, die unter dem Helm noch schrecklicher hervorstachen, da langsam die Sonne unterging und die Dunkelheit allmählich hereinbrach. „Bitte… ich rieche nach Urin, Schweiß, verbranntem Fleisch und wissen die Acht wonach ich noch stinke… ich bin halb verhungert, ermüdet, erfroren, verletzt und habe in den letzten Stunden Schreckliches mitgemacht. Auch wenn du mich als schwach ansiehst, ich brauche jetzt eine Pause. Bitte hilf mir dabei.“ Innbrünstig hielt die Bretonin ihre Hände gefaltet auf ihre eigene Brust und sah mit ihren grünen Augen zur Kynmarcher hoch. Genervt und unbeeindruckt von den armseligen Bettelversuchen dieses Fleischlings, machte die Daedrafrau kehrt und zog ihr Schwert. Sie lief auf einen Baum zu, der sich in der Nähe der zwei Baumstümpfe befand, worauf sich Dana bis vor Kurzem noch gesetzt hatte. Mit einem kräftigen Hieb schlug die Soldatin bereits die Hälfte des Baums durch. Mit dem zweiten Hieb krachte die Baum zu Boden und donnerte beim Aufschlag. Dana hielt sich die Hände vors Gesicht, um nichts von dem umherfliegenden Staub, Dreck und Grünzeug in die Augen zu bekommen. Als sie ihre Augen wieder öffnete, warf die Soldatin einen ihrer blauen Feuerbälle auf die Mitte des gefällten Baumes, woraufhin der Stamm barst und überall brennende Splitter flogen. Völlig entsetzt über diese spartanische Zerstörung des Umfelds, sah die Rohaarige die Dremora an, die wiederrum stolz auf den brennenden Baum zeigte und sprach „Viel Spaß Fleischling. Jetzt wärme dich auf und dann können wir endlich weiter.“ Ende des Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)