Ich bin Daedra von Exterminatus ================================================================================ Kapitel 5: Zwei Enden der Leine ------------------------------- Auf allen Vieren würgte Dana das Wenige aus, das sie vor Ewigkeiten gegessen hatte. Sie tastete sich dabei an den Fluss heran, neben dem sie erbrach und spülte sich zwischenzeitlich den Mund aus. Als nichts mehr da war, das sie hätte ausspeien können, setzte sie sich weinend hin und war völlig apathisch. Ihre zittrige Hand legte sie auf ihre Brust und versuchte ihre Atmung zu kontrollieren, da sie anfing zu hyperventilieren. Die Daedra stand währenddessen regungslos daneben und beobachtete das Schauspiel mit erzwungenem Interesse. In ihrer unnatürlichen Stimme, die sich weiterhin anhörte, als würden zwei Personen gleichzeitig sprechen, fragte sie „Ich verstehe nicht was du da treibst.“ Aufgebracht entgegnete Dana „Lass-… mich einfach in Ruhe. Ich habe geradeeinenkleinen- Nervenzusammenbruch. Ich-ich kann gerade nicht-“ Würgend fiel sie zur Seite und anscheinend war doch noch etwas im Magen, das raus musste. Unzufrieden mit dieser Antwort, fragte der Dremora noch einmal „Wie lange soll das denn noch so weiter gehen?“ Mit aller Kraft stützte sich Dana vom Boden ab und quälte aus sich raus „Wenn du helfen… helfen willst, dann halt mir bitte die Haare… Ansonsten lass mich bitte…“ Genervt drehte sich der Dremora weg und bemerkte abfällig „Fleischlinge… Die Zeit ändert alles, nur ihr seid noch genauso schwach wie immer.“ Dana war sich nun völlig sicher, dass das Übergeben vorerst ein Ende hatte. Auch ihre Fassung kam zurück und ihre Tränen hörten auf zu fließen. Beruhigend machte sie Atemübungen und konnte endlich einen klaren Gedanken fassen. „Ich… ich hatte dir noch gar nicht gedankt. Für deine Hilfe meine ich. Ohne dich wäre ich jetzt tot.“ Sie stand auf und atmete erneut tief durch. Desinteressiert wandte sich die Daedrasoldatin zu Dana und stellte sich vor ihr „Glaub mir, unter anderen Umständen, hätte ich dich genauso vernichtet wie diese armseligen Kreaturen in der Festung.“ Dana konnte die Motive dieses Wesens noch nicht ganz nachvollziehen und schaute hoch, in die glühenden, blauen Augen, die weiterhin aus dem Helm auf sie herabblickten. „Unter anderen Umständen? Was meinst du damit?“ Jedoch erfolgte keine Antwort seitens der Daedra. Nur ein leeres Starren folgte und Dana musste sich eingestehen, dass dieses Wesen wohl doch schwieriger war, als es zunächst den Anschein hatte. Erschöpft ging die Bretonin ein Stück weiter und folgte dem Fluss, bis sie in der Nähe von Hilgrunds Grab waren. Dort war am Flusslauf eine perfekte Lichtung, die alles für ein Camp geradezu prädestiniert war. Bevor sie sich aber daran machte eine sichere Unterkunft zu errichten, setzte sie sich auf einen Baumstamm und lud die Daedra ein, ebenfalls Platz zu nehmen. „Bitte, setz dich.“ Ihre Handbewegung deutete auf den Baumstamm davor hin. Der Dremora verweigerte, indem er weiterhin starrte und keine Reaktion auf die Bitte erfolgen ließ. Dana zuckte mit den Schultern und fing das Gespräch an. „Also, du kannst dir sicher denken, dass ich so manche Fragen über dich habe. Und du hattest auch welche an mich.“ Ohne auf Danas Versuch eine Konversation zu beginnen einzugehen, wiederholte die Soldatin lediglich ihre Frage von vor wenigen Stunden. „Welches Jahr ist es und wo bin ich?“ „Du bist in Himmelsrand und wir schreiben das Jahr 200, der vierten Ära.“ „Dann hatte der verrückte Wicht aus der Festung recht. Es sind nun zwei Ären vergangen.“ „Woher kommst du überhaupt?“ Verachtend schnaubte die Soldatin „Was für eine närrische Frage. Aus Oblivion. Oder, wie ihr Sterblichen es bevorzugt, das Reich des Vergessens.“ Dana versuchte sich diese Beleidigungen nicht anzunehmen, da dieses Wesen ihr noch zu unberechenbar schien, als dass sie mit ihr eine ernste Auseinandersetzung wünschte. „Das hatte ich mir schon gedacht. Doch, wie bist du hierhergekommen? Warum bist du hier?“ „Wie kannst du mich das fragen, wo doch du es warst, die mich hergerufen hat.“ „Ich? Wie das?“ „Es ist schon erstaunlich. Wie kleine Kinder, die mit dem Feuer spielen und sich im Nachhinein wundern, wenn sie sich verbrennen.“ „Bitte, kläre mich doch einfach auf. Ich weiß nicht wer du bist und was du hier machst. Ich mag vielleicht noch nicht begreifen, warum diese Dinge geschehen, doch du kannst mir Klarheit verschaffen. Also bitte ich dich darum, mich aufzuklären.“ Einen Moment zögerte die Kriegerin, bis sie einen kräftigen Schritt in Richtung von Dana machte, sich zu dem sitzenden Mädchen kniete und grob nach ihrer gebranntmarkten Hand griff. Sie zeigte die gezeichnete Handfläche der Bretonen und sprach „Dann lass mich ein wenig Klarheit in deinen kümmerlichen Verstand bringen. Ich bin eine ehemalige Dienerin des daedrischen Prinzen Molag Bal. Ich gehörte zu seinen Kynmarcher. Dieses Band zerriss und ich wurde eine Ausgestoßene. Ich wanderte durch Nirn, konnte aber hier nicht bleiben. Es herrschte Krieg und ich war zu dem Zeitpunkt verwundbar. Direkt nach Oblivion zurückzukehren, wäre Wahnsinn gewesen. Molag Bal hätte mich auf ewig geschändet und zerstückelt. Also hinterließ ich in Nirn Formeln und Hinweise und floh daraufhin in eine Zwischenwelt. Dort konnte ich nach Belieben Oblivion betreten, aber nie lange irgendwo leben. Und um mich zu befreien, brauchte es etwas, das die Essenz von Molag Bal als solches widerspiegelt.“ Die Daedra hob die Handfläche mit der dämonischen Kennzeichnung darauf und sah die Bretonin weiter an „In dem Fall, das Blut einer Jungfrau.“ Auch wenn diese Geschichte sehr aufschlussreich war, so hatte Dana immer noch so viele Fragen „Aber warum wurdest du ausgestoßen? Zu welcher Zeit war das? Und seid ihr Daedra nicht unsterblich? Warum warst du damals verletzlich? Und was bedeutet dieses Zeichen auf meiner Hand? Was ist dein Ziel?“ Jedes einzelne Detail, das das bretonische Mädchen angesprochen hatte, barg für die Daedra eine unangenehme Seite der Geschichte. Sie ignorierte diese Fragen und spottete, während sie sich umdrehte und sich wenige Schritte von der Bretonin entfernte „So typisch für euch Fleischlinge. Kaum habt ihr nur einen winzigen Tropfen der Macht gekostet, schon könnt ihr den Hals nicht mehr voll kriegen.“ Ein Augenblick verstrich, bis sich die Kriegerin sich umdrehte und wieder die erschöpfte junge Frau ansah „Wo finde ich eure magischen Gelehrten?“ „Unsere… magischen Gelehrten?“ „Ja Fleischling. Ist es bei euch üblich jeden Satz zu wiederholen, statt zu antworten?“ „Du meinst vermutlich unsere Magier. Es gibt oben in Winterfeste eine Akademie. Aber was willst du von denen?“ Entschlossen schritt die Daedrafrau erneut auf das Bretonenmädchen zu und fasste sie am Handgelenk, wonach Dana ruckartig mitgezogen wurde „Du wirst mich dahin begleiten. Bewegung Fleischsack, wir haben keine Zeit zu verlieren.“ Dana war sichtlich geschwächt von den Ereignissen und fiel zu Boden „Ah! Nein-stop stop… ich kann nicht so schnell…“ Genervt zog der Dremora das wesentlich zierlichere Geschöpf am Handgelenk hoch, wonach Dana vor Schmerz schrie. Das daedrische Metall des Panzerhandschuhs und der überwältigend brutale Griff gaben Dana den Rest. Sie hing in der Luft, während sie durchgehend sich loszureißen versuchte. „Du wirst mich begleiten. Ob du nun willst oder nicht!“ Noch einmal rief die Rothaarige aus „Lass mich runter! Du tust mir weh!“ Eine vermutlich törichte Wut, gepaart aus Verzweiflung und Erschöpfung, regte sich in der jungen Frau und ballte ihre Faust, um einmal fest gegen die Brustplatte der Dremora „Lass von mir ab!“ Als die Faust auf das Metall preschte, erstrahlte erneut das Brandmal auf Danas Hand in einem blauen Licht. Ein dumpfer Donner draus aus ihr und der Kynmarcher knickte mit einem lauten Stöhnen ein. Dabei ließ sie von der Bretonin ab, die wiederrum auf ihren Po fiel und mit schmerzverzogenem Gesicht den Daedra beobachtete. Geschockt darüber, dass ihr Schlag einen solchen Impact hatte, sah sie sich ihre Hand an, worin das Brandmal weiterhin blau glühte. Das Glühen verschwand, nachdem sich Dana beruhigt hatte und die Dremorasoldatin sah geschwächt auf. Dana stand bereits vor ihr und sah auf sie herab. „Was… was hab ich da gemacht? Was ist da passiert?“ Beschämt darüber, dass dieser Fleischling das Geheimnis hinter diesem Beschwörungsbund so früh herausgefunden hatte, grunzte die Soldatin verärgert und stand auf. „Sollen dich doch die Clannbanns holen! Wag das noch einmal und ich zerreiße dich in Stücke!“ Im ersten Moment schrak Dana vor dieser Drohung zurück und just in den Moment erleuchteten wieder die Verzierungen in ihrer Handfläche. An der zurückschreckenden Reaktion der Soldatin erkannte die Bretonin aber, dass ihr dieses Wappen Macht verlieh. Genug Macht, um sich anscheinend gegen diese monströse Frau wehren zu können. In einem Moment des Mutes streckte die Rothaarige ihre Hand bedrohlich dem Daedra entgegen, wonach diese wiederrum einen Schritt zurückwich. Schrecklich erzürnt darüber, dass diese junge Frau das Geheimnis hinter dem Mal so schnell verstanden hatte, knurrte die abscheuliche Stimme der Dremorafrau. Dana hingegen schmunzelte „Ich glaube wir müssen über einiges reden…“ Erbost entgegnete die Kriegerfrau mit ihrer doppelten Stimme „Feuer und Blut, das wirst du noch bereuen…“ „Vielleicht. Aber wenn ich mich nicht bald von allem was geschehen ist erhole, dann werde ich ohnehin nicht lange genug durchhalten, um das zu bereuen. Also lass uns bitte ein Lager aufschlagen.“ Weiterhin gereizt entgegnete der Dremora „Dann dauert es ja noch länger, bis wir zu den Gelehrten kommen!“ Beschämt näherte sich Dana so unbedrohlich, wie sie nur konnte und sah der Daedrafrau in ihre eiskalten Augen, die unter dem Helm noch schrecklicher hervorstachen, da langsam die Sonne unterging und die Dunkelheit allmählich hereinbrach. „Bitte… ich rieche nach Urin, Schweiß, verbranntem Fleisch und wissen die Acht wonach ich noch stinke… ich bin halb verhungert, ermüdet, erfroren, verletzt und habe in den letzten Stunden Schreckliches mitgemacht. Auch wenn du mich als schwach ansiehst, ich brauche jetzt eine Pause. Bitte hilf mir dabei.“ Innbrünstig hielt die Bretonin ihre Hände gefaltet auf ihre eigene Brust und sah mit ihren grünen Augen zur Kynmarcher hoch. Genervt und unbeeindruckt von den armseligen Bettelversuchen dieses Fleischlings, machte die Daedrafrau kehrt und zog ihr Schwert. Sie lief auf einen Baum zu, der sich in der Nähe der zwei Baumstümpfe befand, worauf sich Dana bis vor Kurzem noch gesetzt hatte. Mit einem kräftigen Hieb schlug die Soldatin bereits die Hälfte des Baums durch. Mit dem zweiten Hieb krachte die Baum zu Boden und donnerte beim Aufschlag. Dana hielt sich die Hände vors Gesicht, um nichts von dem umherfliegenden Staub, Dreck und Grünzeug in die Augen zu bekommen. Als sie ihre Augen wieder öffnete, warf die Soldatin einen ihrer blauen Feuerbälle auf die Mitte des gefällten Baumes, woraufhin der Stamm barst und überall brennende Splitter flogen. Völlig entsetzt über diese spartanische Zerstörung des Umfelds, sah die Rohaarige die Dremora an, die wiederrum stolz auf den brennenden Baum zeigte und sprach „Viel Spaß Fleischling. Jetzt wärme dich auf und dann können wir endlich weiter.“ Ende des Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)