Ich bin Daedra von Exterminatus ================================================================================ Kapitel 3: Hier sterbe ich nicht -------------------------------- Der Wind pfiff durch die Gänge und kein Sonnenlicht drang in die untersten Kerker. Die Fackeln schenkten gerade genug Licht, sodass man zumindest die Umrisse der Zellen sehen konnte. Wimmernd und kauernd saß Dana auf ihrer Bank, eingeschlossen in einem Kerker in der Amolfestung. Für Sigrun, die in der Nachbarzelle daneben eingesperrt stand, war dieses Geräusch unerträglich. Sie fasste an die Gitterstäbe und versuchte Dana seit einer Stunde zu beruhigen. „Dana, bitte… reiß dich doch zusammen. Wir kommen hier schon wieder raus. Wenn sie uns etwas antun wollten, hätten sie das schon längst gemacht. Die wollen uns nur befragen und wissen, ob wir Informationen über den Widerstand haben. Wenn sie erst mal rausfinden, dass wir überhaupt nichts wissen, werden die uns schon gehen lassen.“ Hohle Worte war alles was die Bretonin vernehmen konnte. Ein dumpfer Ton dröhnte in ihren Ohren und sie kapselte sich vollständig ab. Leise jammerte sie in ihre angezogenen Knie „Warum nur… wir werden hier sterben… Ich wollte doch nur nicht einsam sein… ich wollte dass es Sigrun gut geht… und nun sterben wir beide…“ Kaum verständlich war das Gewimmer der Bretonin. Angeheizt vom Leider ihrer Freundin, versuchte Sigrun etwas zu unternehmen. Sie rüttelte an ihrer Zellentür und rief nach den Wachen „Kann ich hier mal mit wem reden!? Hallo-ho!? Hört mich jemand!? Ich glaub hier liegt ein Irrtum vor!“ Zufälligerweise traten genau in diesen Moment drei Wachen in den Kerker und blieben vor Sigruns Tür stehen. „Du. Du kommst jetzt mit uns. Merinor will mit dir reden.“ Sigrun entgegnete so tough wie es ihr nur möglich war „Wurd auch langsam mal Zeit.“ Panisch stand Dana auf und schnellte auch zu ihrer Zellentür. „Wo bringen sie sie hin? Bitte, bei Maras Gnade, tun sie ihr nichts an! Wir wissen wirklich nichts!“ Sigrun wurde abgeführt und die Treppen hochgebracht. Mit dem Schließen der Holztür verschwand das Quartett und zurück blieb eine verängstigte Bretonin, eingeschlossen in einer Zelle, tief in der Dunkelheit gefangen. Verzweifelt sackte sie zu Boden und fiel, getrieben von Angst und Kummer, in einen komatösen Zustand. Alles drehte sich. Mal war sie für ein paar Sekunden bei Bewusstsein, mal vergingen Stunden ohne jedwedes Bewusstsein. Erinnerungsfetzen kamen ihr in den Sinn. Eine Wache brachte Essen. Ratten rochen an ihr und liefen weg. Zwei Thalmorsoldaten tranken zusammen Wein am Tisch. Die Fackel wurde ausgetauscht und neu angezündet. Eine Wache mit tausend Schlüsseln an einem Bund, er suchte aber einen anderen. Der Geruch von Lauchsuppe. Das Lachen von zwei Männern. Eine Elfin aß ein Stück Käse und legte die Beine auf den Tisch. Dana wachte inmitten ihrer Zelle auf. Verschlafen sah sie sich um und nuschelte leise „Wie… lange hab ich geschlafen? Wie spät ist es?“ Neben ihr lag ein Holzteller mit zerpflücktem Essen. Vermutlich hatten sich die Ratten bereits daran vergangen. Als sie die Essensreste erblickte, spürte sie, wie ihr Magen sich meldete. Ein Knurren erklang, das vermutlich jede Khajitt verjagt hätte. Geschwächt hielt sie sich den Bauch und merkte, dass ihre Hose leicht nass war. Langsam kehrte wieder Gefühl in ihren Körper und es war nicht alles Schweiß, das ihre Kleidung nass gemacht hatte. Sie hatte in der Zwischenzeit in ihre Lumpen uriniert. Beschämt und angewidert legte sie ihr Gesicht in ihre Hände und würde jetzt jeden Daedra oder Aedra anbeten, solange sie dafür ihr altes Leben zurückbekäme. Voller Schreck wurde ihr etwas klar. Ihr Gesicht wandte sich zu ihrer Nachbarzelle und getrieben von Sorge stellte sie fest, dass Sigrun immer noch nicht zurück war. Auch wenn das Gefühl widerwärtig war, so stand sie in ihrer verschmutzten Kleidung auf und hielt sich an den Gitterstäben fest. Sie sah den Gang hinauf und die Holztür stand einen großen Spalt offen. Die Tür führte zum Kerkervorraum, wo eine Wache am schlafen war. Aus ihren Erinnerungsfetzen wurde ihr langsam klar, dass dieser Elf der Kerkermeister war. Er hatte einen riesigen Schlüsselbund, jedoch gab es einen Generalschlüssel, den er nicht daran trug. Das war der, den er das letzte mal gesucht hatte. Die Sorge um Sigrun und der Wille zu Überleben und in ihr altes Leben zurückzukehren, gab ihr neue Kraft. Es brannte in ihrem Herzen, als sie anfing einen Plan zu schmieden. Nach kurzer Zeit hatte sie auch einen. Es war riskant, doch sie war entschlossen ihre Schuld bei Sigrun zu begleichen. Für all die Jahre, in denen Sigrun sie beschützt hat, konnte sie nun diesen Gefallen erwidern. Sie nahm sich einen faustgroßen Stein und setzte sich im Schneidersitz vor dem Teller mit den Essensresten hin. Es dauerte eine halbe Stunde, doch ihre Geduld wurde belohnt. Eine Ratte näherte sich dem Essen und roch an den Tomatenstücken. Als das Tier mit Fressen beschäftigt war, holte die Bretonin zum Schlag aus und traf die Ratte am Kopf. Ein kurzen Quieken, ein paarmal Zucken und der Nager war hinüber. Sie hatte dafür gesorgt, dass die Ratte nicht allzu beschädigt war, denn diese musste noch einem Nutzen folgen. Dana beugte sich über das tote Wesen und ließ ihre Hände über ihr Kreisen. Violette Lichter formten sich in ihrer Hand und drangen in den pelzigen Körper. Als wäre die Ratte nie tot gewesen, lief sie putzmunter umher und kam schließlich wieder zu ihrer Herrin zurück. Dana flüsterte ihr „So kleiner Freund, hol mir den Schlüssel aus einen der Taschen des Kerkermeisters. Sei vorsichtig und wecke ihn nicht dabei auf.“ Wie von der Tarantel gestochen sprintete das Ungeziefer los und sprang mit athletischer Genauigkeit auf den Tisch der Wache, um danach den Schoß aufzusuchen. Von dort aus ging es in die Taschen und für einen kurzen Moment konnte Dana ihren kleinen Soldaten nicht mehr von ihren Gitterstäben aus sehen. Das änderte sich aber schnell, als geschwind der Nager mit einem Schlüssel zwischen den Zähnen die Stufen wieder runtersprang und Dana den Schlüssel überreichte. Überglücklich darüber, dass das tatsächlich funktioniert hatte, entfernte sie den Zauber von ihrem pelzigen Partner und schloss leise die Zellentür auf. Überwältigt vom Gefühl fast frei zu sein, schlich sie die Treppen zum Kerkermeister hoch. An der Holztür angekommen, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sollte die Wache jetzt aufwachen, würde sie keine Chance gegen diesen ausgebildeten Soldaten haben. Was sollte sie nun tun? Entweder sie schlich sich jetzt an dem Wachmann vorbei oder sie würde versuchen, die Wache mit dem Dolch vom Tisch zu töten. Das wäre das erste Mal, dass sie einer Person das Leben nehmen würde. Aber alleine hieraus zu fliehen, wäre fast unmöglich. Sie brauchte Hilfe. Mit genug Konzentration, könnte sie ihn vielleicht wiedererwecken. Die Zeit verstrich und je länger sie wartete, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass der Mann aufwachen würde. Das Adrenalin schoss ihr durch die Adern und zitternd nahm sie den Dolch vom Tisch. Er war scharf und spitz. Ein, zwei Stiche in den Hals sollten reichen. Hoffentlich. Ihr wurde schlecht, als sie sich von Hinten über ihn beugte. Mit beiden Händen hielt sie den Griff des Dolchs und hielt die Spitze zittrig an seinen Hals. Alles wurde Still. Kein Wind, keine Tropfen, die in der Ferne fielen. Kein Quieken von Ratten oder Ungeziefer. Sie holte einmal tief Luft. Mit aller Kraft rammte sie die Spitze ins Fleisch des Altmers und die Klinge steckte. Stürmend und voller Gewalt sprang der Soldat auf und stieß dabei die junge Bretonin in die Ecke. Ein lautes Poltern drang durch die Gänge, als der Tisch zu Boden krachte, wonach ein Becher, der blutgetränkte Dolch, ein Holzteller und der Stuhl folgte. Schellend krachte der Altmer zu Boden und hielt sich die blutende Stelle an seinem Hals fest. So viel Blut hatte Dana noch nie gesehen. Wie in Sturzbächen fiel es aus ihm raus, während er gurgelnd und hustend um Luft rang. Das war zu viel für die junge Frau. Sie sah dabei zu, wie ein Mann vor ihr auf dem Boden starb. Das Zusammenkrümmen und Zucken des Körpers, machte ihr am meisten zu schaffen. Als alles vorbei war, traute sich Dana aus ihrer Ecke. Ihre zitternde Hand berührte ängstlich den regungslosen Rücken ihres Opfers. Nach ein paarmal Schubsen und Stoßen des Körpers, war sie sich sicher, dass er tot war. Sie drehte ihn um und sah in sein entsetztes Gesicht. Dieser Anblick brannte sich in ihre Erinnerungen und sie wusste genau, dass sie diesen Anblick nie wieder vergessen könnte. Für Trauer und Reue blieb aber keine Zeit. Der Lärm hatte für Aufmerksamkeit gesorgt und sie hörte eine Wache den Gang runterrufen. „Eliro, was is los? Was war das für ein Krach?“ Dana geriet in Panik. Sie musste ihre Königsdisziplin binnen weniger Sekunden bewerkstelligt bekommen und war immer noch aufgelöst von dem vorangegangenen Ereignis. Als die zweite Anfrage der Wache kam, schüttelte sie ihre Nervosität ab und legte ihre Hände auf die blutüberströmte Brust des Toten. Die Schritte des ankommenden Wachmanns waren bereits zu hören. Ihre Hände hüllten sich in violettes Licht. Er kam die Stufen der Steintreppe herunter. Das Licht drang in den Brustkorb des Toten und er erhob sich zögerlich. Am Ende des Ganges sah man bereits den Lichtkegel der Fackel, die vom Wachmann getragen wurde. Der Soldat kam um die Ecke und sah am Ende des Ganges bereits eine Gestalt. „Eliro, was ist dahinten los?“ Es folgte keine Antwort. Schnellen Schrittes ging er den Gang entlang und erkannte die Verwüstung. Eliro stand mit dem Rücken zu ihm und beugte sich über den Boden. Der Wachmann war fast hinter ihm und fragte „Was bei den Acht ist denn hier passiert? Hast du schon wieder zu viel getrunken? Ich hab dir doch gesagt, lass die Finger vom Wein.“ Erst jetzt erkannte der Wachmann, dass sein Kamerad sich über eine Blutlache beugte. Besorgt schnellte er zu seinem Kollegen und legte eine Hand auf seinen Rücken. „Hey! Was hast du? Ist das dein Blut? Was ist mit dir passiert?“ Eliro drehte binnen eines Augenblicks um, ein kurzes Aufblitzen, das Geräusch von berstender Rüstung und zerschnittenem Fleisch und dem schmerzhaften Ausstoß eines Thalmors, als er ein Schwert in seinem Wanst spürte. Verängstigt und verwirrt fasst er die Elfenklinge, die sich in ihn gebohrt hatte und sah seinem ehemaligen Kollegen in die Augen. Sie waren schwarz und leer. Angestrengt stöhnte er aus „E-… Eli…“ Bis er zur Seite fiel und auf den Boden kollabierte. Der untote Soldat stach noch mehrere Male nach, doch es rührte sich nichts. Hinter der Steinecke des Raumes hatte sich solange Dana versteckt gehalten und musste diese Tragödie mit ansehen. Doch was sie spürte war kein Mitleid oder Schmerz. Alles was sie wollte war, ihre Freundin zu befreien und nun hatte sie eine echte Chance dazu. Sie stellte sich neben ihren neuen Verbündeten hin, sah ihn in die Augen und sprach „Wir holen uns Sigrun zurück und verschwinden von hier.“ Ende des Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)