Besuch aus Amerika von phean ================================================================================ Kapitel 44: Chorprobe --------------------- Mittwoch, 30. Oktober „Warte, wir kommen mit“, hielt Sora Taichi auf und packte ihre Sachen ein. Der Angesprochene hielt an der Tür inne und drehte sich zu seinen besten Freunden um. „Müsst ihr nicht.“ Er würde es schließlich noch selbst schaffen, seine kleine Schwester allein abzuholen. „Doch, wir kommen mit.“ „Wieso?“, wollte Matt wissen und verzog sein Gesicht. „Ich habe noch ein Buch für Hikari und dann kann ich es ihr gleich geben“, erwiderte die Rothaarige und lächelte ihren Freund an. „Na gut …“, auch Yamato packte gerade sein letztes Buch ein. Er war wieder besser gelaunt, hatten er und Tai sich doch recht oft ausgesprochen. Das letzte Wochenende hatte wohl auch dazu beigetragen, dass sie so viel getrunken hatten. Natürlich war das nicht überall so gut angekommen. Besonders für Taichi hatte es nicht so gut ausgesehen. ❀ ❀ ❀ „Sind wieder daha“, rief Yuuko durch die Wohnung. Hikari hatte eben noch die letzten Spielkarten in die Schachtel geräumt und hob den Kopf. „Wir sind hier“, antwortete sie und wusste, dass das sehr ungenau war. Sie drehte sich kurz mal um. Taichi hatte sich auf das Sofa gelegt und war dort eingeschlafen, er hatte ziemlich viel getrunken – zusammen mit Yamato. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Sora hatte zwar keine Ahnung, aber Yamato und sie verstanden sich wieder, das erfreute auch die jüngere Schwester. Die zwei mussten einfach Freunde sein, wenn sie keine Freunde mehr waren, dann wüsste sie nicht, was sie tun sollte. Die Freundschaft bereicherte beide. Der Musiker wäre sonst sehr in sich gekehrt und Taichi würde einfach jemand zum Reden fehlen, zum abreagieren, ein Ventil, ein bester Freund und ein Gefährte. Sie gehörten zusammen. Sie mussten immer zusammenbleiben. „Wir holen noch kurz die restlichen Sachen hoch“, erschall nun die Stimme des Vaters. Er hatte nur kurz den Kopf reingestreckt. Kari nickte, dann begann sie leise zu summen. „Forever … ever … ever … eh eh eh …“, doch weiter kam sie nicht, da sie ein Grummeln von der Couch vernahm. „Kari … hör auf“, brummte Taichi und setzte sich kurz auf, „und das heißt übrigens ‚Umbrella‘ …“, murrte er noch und dann war er wieder still. Mit großen Augen blickte die Jüngere zu ihrem großen Bruder und lächelte dann in seine Richtung. Das war Taichi. Es war noch früher Morgen und er musste einen Kater haben, dass er überhaupt schon wach war. „So, hallo Schatz“, ihre Mutter nahm Hikari in den Arm und blickte sich dann verwirrt um. „Wo ist denn Taichi?“ „Schläft.“ „Um die Uhrzeit? Ist es so spät geworden?“, sein Vater war ebenso durcheinander darüber. „Ich dachte, dass ihr Brettspiele gespielt habt“, schüttelte Yuuko den Kopf. Die Jüngere nickte, aber war verwirrt, es war immerhin schon kurz vor elf, da durfte Taichi noch müde sein. „Na, wenn er dann natürlich wie ein Baby schläft und sonst nichts ist, dann ist ja gut …“, lächelte Yuuko. „Ja, war halt aufregend. Activity …“, murmelte Hikari. „Ja … ihr seid wohl sehr aktiv gewesen …“, kam ihr Vater verärgert in den Raum zurück. Das Mädchen hob den Blick und sah in seiner Hand die fast leer getrunkene Flasche Whiskey. Sie schluckte schwer, hatten sie ihn doch nicht gefragt und hatten wohl auch die Flasche verstecken wollen. „Wer hat davon getrunken? Du auch?“, wollte er wütend wissen. Sein Blick richtete sich auf Hikari, die nur wieder zusammenzuckte. Ängstlich sah sie auf. „Nein … ich hab das nicht …“, schützend hob sie die Hände. „Gut, das will ich auch hoffen, du bist zu jung dafür“, tadelte er. Kari seufzte leise, als ob sie das nicht selbst wüsste. Ihr Bruder hatte sie auch nicht trinken lassen. „Na wenigstens etwas … aber … trotzdem … Dein Bruder hätte das nicht dürfen“, murrte Susumu immer noch. „Wir haben sie aber stoppen können“, ergriff die Brünette das Wort. „Ach ja?“ „Ja, wir haben ihnen Sauerkrautsaft gegeben“, nickte das Mädchen. „Was? Das sollte es morgen zum Mittagessen geben“, jammerte Yuuko und rannte sofort in die Küche. Sie wollte wohl in den Kühlschrank sehen. Hikari lief ein Schauer über den Rücken und Ekel überkam sie. „Das hast du gut gemacht“, lobte ihr Vater sie. „Hat das deswegen irgendwann so eklig geschmeckt?“, Taichi richtete sich wieder auf. „Ja … du hast es aber nicht bemerkt“, kicherte das Mädchen. Sein Vater verzog noch etwas den Mund, „aber wenigstens hast du uns das Leben gerettet.“ „Und ich hab etwas, mit dem ich Yamato aufziehen kann“, lachte Taichi. Dabei bemerkte er den ekligen Geschmack des Saftes. „Ich will was zum nachspülen“, jammerte er. „Wie wärs mit Rote Bete Saft?“, lachten Kari und Susumu. „Wer will noch Saft?“, Yuuko kam zurück mit der fast leeren Flasche Sauerkrautsaft. ❀ ❀ ❀ Noch immer schüttelte es Taichi bei dem Gedanken. Als er das Yamato erzählt hatte, war auch ihm erst einmal schlecht geworden. Sie hatten lange gebraucht um diesen Geschmack wieder loszuwerden, doch jedes Mal als sie daran erinnert worden waren, kam er zurück. Dagegen konnten sie nichts machen. Zu dritt traten sie aus dem Gebäude, um im nächsten Moment in das andere Gebäude wieder einzutreten. Taichi hatte sie schon öfters abgeholt, daher wusste er den Weg auch. „Was wollt ihr dann noch machen?“, wollte Sora wissen. Sie lehnte sich vor, damit sie an Yamato vorbei zu dem Älteren sehen konnte. „Wir wollten noch Eis essen gehen … das schuldet sie mir wegen dem Sauerkrautsaft“, grinste der Brünette breit. Als sie näher an den Musikraum traten, hörten sie bereits das Klavierspiel. Dann setzte Gesang ein. Taichi hielt inne, er hatte seine Hand nach der Klinke ausgestreckt, doch da schloss er die Augen und horchte. Er hörte einfach nur in den Raum hinein. Dabei legte sich ein Lächeln auf seine Lippen und seine Hand umschloss die Klinke. Erst eine Hand an seiner Schulter holte ihn zurück in die Realität. „Was ist los?“, fragte Sora besorgt. „Hörst du Kari nicht?“, Taichi lächelte vor sich hin und stellte die Frage auch nur äußerst leise. „Sie singt wirklich gut“, stimmte auch Yamato zu, „ihre Stimme ist vielleicht nicht tief oder besonders, aber sie ist gut.“ Sofort schnellte Tais Kopf zur Seite und finster starrte er seinen besten Freund an. „Yamato“, zischte auch die Orangehaarige. „Was denn?“ Tai seufzte, denn eigentlich wusste er, dass er recht hatte. „Sie will ja keine Gesangskarriere starten“, grinste Taichi. „Eben, für den Schulchor ist sie besonders genug, erst beim Bühnenauftritt wird’s schwieriger“, zuckte der Musiker mit den Schultern. „Also etwas hart bist du schon“, Tai zog eine Augenbraue in die Höhe. Als das Lied langsam endete, festigte er seinen Griff und öffnete die Türe leicht. Er wartete darauf, dass sie aufhörten. „Also sehen wir uns dann nächste Woche und besprechen noch die restlichen Lieder“, begann die Chorleiterin. „Ja“, erschall es so auch im Chor. „Dann arbeiten wir weiter an euren Stimmen“, sprach sie gezielt Hikari, Yoko und Yuri an. Die drei nickten. Sie hatten die ehrenvolle Aufgabe bekommen gehabt, die Hauptrollen zu übernehmen. „Müssen wir die Lieder auswendig lernen?“, wollte Yoko wissen und strich sich ihre Haare hinters Ohr. „Das sehen wir noch“, antwortete die Lehrerin dem Mädchen, „wir haben noch Zeit das zu entscheiden.“ Hikari nickte und sah sich im Raum um. Sie lächelte, als sie ihren Bruder an der Tür sah. Dabei wurde sie an das Wochenende erinnert. Das war schon unangenehm gewesen. Immerhin hatte sie dabei Daisuke wieder getroffen. Nach ihrem plötzlichen verschwinden hatte sie Angst gehabt, dass er ihr das nicht verzeihen würde. Sie hatte natürlich versucht Davis zu erreichen, nachdem sie Yolei gefunden hatten, doch er hatte auf keine Nachricht geantwortet. In der Schule hatte er auf diese Frage auch nicht geantwortet, bei Mimis Geburtstag war er ihr auch ausgewichen und bei Extreme Activity hatten sie nicht zusammengespielt. Sie musste das wieder gut machen. „Wann werden wir dann mit der Theater AG zusammen proben?“, wollte die Brünette wissen, damit sie sich ablenken konnte. „Ach ja, danke Hikari“, lächelte sie, dann klatschte die Lehrerin in die Hände und bat noch einmal um die Aufmerksamkeit aller, „nächste Woche besprechen wir die Proben. Wir werden bald anfangen – also nachdem wir unsere Lieder vollständig ausgewählt haben – zusammen mit der Band AG zu proben. Diese üben auch die Lieder, die wir ihnen geben und sie spielen schließlich mit uns zusammen. Daher überlegt doch bitte bis nächste Woche an welchen Tagen ihr proben könnt, damit wir da auf einen gemeinsamen Tag kommen können“, sie blickte alle eindringlich an und wartete, dass die Schüler nickten, „gut, dann bis nächste Woche. Kommt gut nach Hause“, verabschiedete sie sich und packte selbst die Noten zusammen. Schnell packte nun Kari ihre Sachen zusammen und lief zu ihrem Bruder. „Hallo Taichi“, sie umarmte den Älteren, dann widmete sie sich den zwei anderen. „Hallo Sora, hallo Yamato“, sie lächelte die zwei an. Die Orangehaarige erwiderte das Lächeln und löste sich von dem Blonden, „hi, du ich hab dein Buch dabei“, sie kramte in ihrer Tasche und reichte es der Brünetten. Verwundert sah sie das an, nahm es aber entgegen und stecke es weg. „Können wir gehen?“, wollte Tai wissen. „Du willst doch nur zu deinem Eis“, brummte Matt, „Hikari, du hast wirklich eine schöne Stimme.“ Die Angesprochene zuckte zusammen und bekam augenblicklich puterrote Wangen, „habt ihr das draußen etwa gehört?“, fragte sie verblüfft. „Ja“, nickte er, „ich freue mich schon auf euren Auftritt.“ Eigentlich hätte ihr das klar sein müssen, dass sie zu dem Auftritt da sein wollten. Immerhin ging es hierbei um ein Theaterstück, was ursprünglich Takeru geschrieben hatte. Es war immer noch aufregend dabei mitzumachen. Es musste atemberaubend für den Blonden sein und eine Ehre. ❀ ❀ ❀ Verwirrt darüber, wie schnell sie im Café angekommen waren, sah sich Hikari kurz um. Sie war wohl sehr in Gedanken versunken gewesen. „Also jetzt will ich mein Eis haben“, grinste Taichi. „Du denkst aber auch immer nur an Eis“, Yamato massierte seine Schläfen. „Wir haben Ende Oktober … es ist kalt und … nun … Eis?“, Sora verstand es auch nicht. „Er hatte Eis gewollt, also bekommt er es“, kicherte Hikari, „ist doch seine Entscheidung, er ist alt genug.“ „Sollte man meinen“, stimmte der Musiker zu. „Was?“, Taichi sah von seiner Karte auf. „Schnell genug sollte er auch reagieren, kann er im Fußball schließlich auch“, lachte Sora. „Wie?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)