Besuch aus Amerika von phean ================================================================================ Kapitel 37: Shoppen ------------------- Freitag, 20. September „Man, Koushiro, wie lang brauchst du da drinnen denn?“, genervt stöhnte Mimi auf und erhob sich schließlich von der kleinen Couch. Ihr wurde das langsam wirklich zu blöd. Schließlich hatte er gerade einmal sieben Kleidungsstücke. Wieder stöhnte sie, sah auf ihre Uhr und sich dann um. Hier war niemand, also riss sie kurzerhand den Vorhang zur Seite. Sie wollte ihn genervt anblicken und hatte wohl auch nicht darüber nachgedacht. Koushiro zuckte zusammen und seine Augen weiteten sich. Das Hemd, dass er sich gerade überzog hatte er noch nicht zugeknöpft. Über den Spiegel vor sich starrte er Mimi panisch an. Er schluckte schwer. Sie biss sich auf die Unterlippe und grinste dann. Es war ihm peinlich. Ihr auch, doch im Gegensatz zu ihm hatte sie wohl schon mehrere Männer nackt gesehen. Obwohl Koushiro auch nur oben ohne war und sie hatte ihn schon oft genug beim Schwimmen gesehen. Doch das schien er immer wieder zu vergessen. Diese Situation war zwar anders, trotzdem sah sie nicht mehr – eher weniger. Sie seufzte und schüttelte den Kopf, „Mensch, jetzt hab dich doch nicht so“, versuchte sie abzuwinken, doch ihm war es immer noch peinlich. Sie schnaubte verärgert, „Koushiro, als ob ich das nicht schon gesehen hätte!“ Sie betrat die Umkleide und stellte sich vor ihn. Kurzerhand begann sie sein Hemd zuzuknöpfen. „Ich warte mich da draußen sonst ja noch dumm und dämlich. Ich meine, wie lange brauchst du bitte um ein Hemd anzuziehen?“, regte sie sich auf und zupfte an dem Kleidungsstück herum. „Ich bin ja gerne shoppen, aber ich hasse es, wenn du so lang brauchst. Selbst bei mir mag ich das nicht – ich hab es lieber, mich längere Zeit im Spiegel anzusehen, aber du musst nur aus dem einen Oberteil raus und in das andere rein.“ Sie klopfte ihm leichte den Stoff an den Schultern glatt, „du bist schlimmer als ich“, lächelnd sah sie auf. Dann musste sie grinsen. „Entschuldige … und wie sieht es aus?“, brachte er schließlich hervor. Seit er mit Mimi zusammen war, war sein Schamgefühl immer noch vorhanden, aber er versteifte sich nicht mehr wie zuvor. „Es steht dir und jetzt will ich, dass du dich innerhalb einer Minute umgezogen hast – also das nächste Hemd“, stellte sie klar und fokussierte ihn mit einem strengen Blick. Koushiro schmunzelte, „alles klar, Chefin!“ Auffordernd betrachtete sie ihn immer noch – doch genauso starrte er zurück. „Was?“ „Gehst du nicht raus?“, wollte er dann wissen. Kichern verdrehte sie die Augen, „du bist so prüde.“ „Wie bitte?“, sofort stieg ihm die Röte vom Kinn bis zur Stirn hoch. „Ja, bist du, es ist doch nur der Oberkörper, was ist schon dabei? Und ist ja auch nicht so, als hätte ich es nicht gerade eben schon gesehen … oder beim Schwimmen oder sonst wo … als Izzy …“, sie verdrehte erneut die Augen. Das tat er ihr gleich seufzend nach und knöpfte sich das Hemd wieder auf. „Wenn du es noch etwas erotischer machst, dann wird das auch mal noch was mit der Stripperkarriere“, zwinkerte sie. „Wie bitte?“, seine Stimme ging nach oben und er hielt inne, dabei hatte er schon die Hälfte aufgeknöpft. Mimi kicherte und machte kurzerhand weiter. Sie streifte ihm das Hemd von den Schultern und hängte es auf den Bügel. „Und jetzt zieh das andere ab, oder muss ich dir dabei auch helfen?“ Mimi streckte ihre Hände aus und strich über seinen Oberkörper. Sie fand es amüsant, wie er unter ihrer Berührung reagierte, dann streckte sie sich und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Anziehen“, sie reichte Koushiro das nächste Hemd und trat hinaus. Hinter sich zog sie auch den Vorhang wieder zu. ❀ ❀ ❀ „So, da ich schneller war als du mit dem Anprobieren, zahlst du jetzt den Milchshake“, beschloss Mimi und biss grinsend auf dem Strohhalm herum. „Aber ich trag schon deine fünf Tüten“, konterte Koushiro und fixierte die Jüngere mit einem strengen Blick. „Das zählt nicht, das ist selbstverständlich“, zuckte sie mit den Schultern. „Wieso?“ „Weil immer der Junge die Tüten des Mädchens trägt. Ist doch klar!“, frech grinste sie ihn an. „Ok, verstanden“, nickte er zustimmend. Aufmerksam beobachtete Izzy seine Freundin. Seine Freundin. Er konnte es immer noch nicht wirklich glauben. Mit Mimi hatte er schon immer viel Spaß gehabt. Doch seit sie zusammen waren, hatte er fast noch mehr Spaß. Doch übers Küssen waren sie noch nie hinausgegangen. Dabei musste Koushiro sagen, dass er ganz froh war. Alles was darüber hinaus ging, war für ihn noch immer ein großes Rätsel. Außerdem konnte er sich gerade nichts darüber hinaus mit ihr vorstellen. Er wurde ja schon rot, wenn er sie im Bikini sah oder sich Mimi eben vorstellte. Nackt. Er schämte sich für solche Gedanken. Es war schwierig. Seit sie es bekannt gegeben hatten, war es merkwürdig in ihrer Gruppe. Natürlich hatten sich die anderen mittlerweile damit abgefunden. Sie bezeichnen sie mittlerweile als Paar, doch eher, weil sie eines waren. Noch immer schienen sie nicht so erfreut und Koushiro wusste eigentlich auch weshalb. Besonders Sora und Hikari bedachten sie mit langen Blicken. Taichi vermied jegliche Blicke. Aber nach seiner blauen Brust war das auch gar nicht allzu verwunderlich. Mimi war ziemlich auf ihn losgegangen. Noch immer tappte Koushiro diesbezüglich im Dunkeln und hatte keine Ahnung, was zwischen den Zweien vorgefallen war. Doch nun waren sie hier. Verbrachten einen Nachmittag nach dem anderen miteinander. Wenn sie meistens auch nur die Hausaufgaben machten. „Ich will nochmal nen Milchshake …“, sprach Mimi, als sie gerade den letzten Schluck genommen hatte. „Noch einen?“, skeptisch zog er eine Augenbraue hoch, um sie zu necken. Sie kicherte und biss auf den Strohhalm. „Ja, noch einen!“ Schmunzelnd betrachtete er sie, „gut, dann nehm ich auch noch einen …“ Sie holten erneut den Kellner her und bestellten eine weitere Runde. Er hatte wirklich viel Spaß und je mehr die anderen seltsam zu ihnen waren, desto mehr Zeit verbrachten sie zu zweit. Noch immer spielten sie viele Videospiele, auch wenn sie viel Zeit mit Lernen verbrachten. Aber sie machten etwas und Izzy hatte dadurch so gute Laune, dass sein schlechtes Gewissen davon übertüncht wurde. Allerdings schmerzte es auch, dass die ihre Freunde Mimi so behandelten oder richtete es sich nur gegen ihn? ❀ ❀ ❀ Gemütlich liefen sie durch die Fußgängerzone und bummelten. Mimi wollte nicht mehr in einen Laden, weil sie Angst hatte, dass sie wieder so viel kaufen könnte. Außerdem würde sie nur wieder genervt sein, wenn er so ewig in der Umkleide brauchen würde. Sie könnte es nicht noch einmal ertragen und dann würde ihr endgültig der Geduldsfaden platzen. Doch mittlerweile hat sich auch ein klein wenig der Gedanke eingeschlichen, ob er das nicht mit Absicht machte. Aber es war auch so schön durch die Stadt zu ziehen und einfach nur ein bisschen zu gucken. „Ah … sieh mal … sieh mal … sieh mal …“, aufgeregt trommelte Mimi mit ihren Fingern auf Koushiros Arm und klopfte schließlich mit ihren Händen auf seiner Brust herum. Überrascht blickte Koushiro zu der Kleineren und konnte nur wieder schmunzeln. Er fand es so süß, wie sie sich begeistern konnte, dabei hob er jetzt erst den Blick um zu sehen, was sie meinte. Es stach sofort heraus, was es war. Vor den kleinen Läden war ein Straßenstand aufgebaut. Hinter dem Tisch standen zwei Damen des Geschäfts, die freundlich die Passanten anlächelten. Auf einem Banner, dass die Vorderseite des Tisches gespannt war, stand ‘Gewinnspiel‘ in Großbuchstaben. Daneben war auch noch einmal ein Aufsteller, auf diesem waren alle Preise aufgelistet, die es zu gewinnen gab. Die Augen der Jüngeren funkelten aufgeregt, „wollen wir mitmachen?“, sie drehte sich zu ihm und krallte sich in sein Hemd. Schmunzelnd sah er zu ihr runter und umschloss ihre Hände mit seinen. „Ganz ruhig … und ja … wenn du willst“, lachte er. Sofort packte sie fester zu und zog ihn mit zu dem Tisch. „Guten Tag, wollen Sie bei unserem Gewinnspiel mitmachen?“, lächelte die eine Dame. „Es gibt tolle Preise, perfekt auch für Pärchen“, hängte die andere an. Bei diesen Worten wurde Koushiro einmal mehr rot. Daran würde er sich wirklich nie gewöhnen. „Sie müssen nur in eine der beiden Kisten greifen und sich eine Kugel herausholen, die Farbe bestimmt dann den gewonnenen Preis“, ergriff die Erste erneut das Wort. „Jaa, lass uns mitmachen“, Mimi klatschte aufgeregt in die Hände. „Natürlich – ich dachte, wir hatten das schon geklärt“, lachte der Ältere. Aufgeregt starrte die Brünette die Box an und konnte es kaum erwarten in eben diese zu greifen. „Lass uns gleichzeitig reingreifen, du nimmst die andere Box“, sie deutete auf die zweite. Mit einem Lächeln auf den Lippen stellte er sich vor die andere. Sie sahen zueinander, dann griffen sie gleichzeitig in die Box, um dann einen Ball herauszuziehen. Mimi wühlte sich mit der Hand durch die ganze Kiste und suchte sich hindurch, bis sie endlich meinte, die richtige Kugel erwischt zu haben. Koushiro hingegen nahm die erste in die Hand, die er zu greifen bekam. Doch sie wollte, dass sie die Kugeln gleichzeitig herauszogen. Nebeneinander öffneten sie die Hände und suchten an der Tafel nach der Farbe ihrer Kugel. Mimi blieb bereits mit ihrem Blick an dem viert untersten Punkt hängen und las ‚ein Jutebeutel nach Wahl‘. Die eine Dame suchte bereits die Kiste unter dem Tisch hervor. Koushiro ging währenddessen weiter die Liste hinauf. Dabei wurde er immer ungläubiger. Mimi musterte ihn von der Seite und sah dann auch auf die Liste, nachdem sie sich nochmal die Kugel angesehen hatte. Aus großen Augen starrte Izzy den obersten Punkt auf der Tafel an und auch Mimi sah fassungslos hin. „K-Koushiro … d-du … du hast …“, begann die Brünette. „Äh … j-ja …“, stotterte auch er. „Herzlichen Glückwunsch, wir haben einen Hauptgewinn“, riefen die zwei Damen und warfen glatt Konfetti in die Luft. „H-Haupt-Hauptgewinn …“, stotterte Koushiro immer noch und lass immer noch die wenigen Worte dabei. ‚Hauptgewinn: Konzertkarten‘. „Herzlichen Glückwunsch“, kam es erneut von den beiden Damen, die ihm einen Umschlag reichten. Die zweite Dame hielt ihr indessen eine Schachtel hin. „Bitte suchen Sie sich eine aus“, bat die Frau. Mimi sah immer noch etwas missmutig zu Koushiro. Natürlich gönnte sie es ihm, aber es war ihre Idee gewesen und er hatte natürlich den Hauptpreis bekommen. Das war doch irgendwie ungerecht. „Ja …“, murrte sie und richtete ihren Blick darauf. Dann suchte sie sich eine mit einem lustigen Spruch aus. „Wollen wir weiter?“, wollte Koushiro wissen und streckte ihr seine Hand entgegen. „Ja …“, Mimi ergriff diese und gemeinsam gingen sie weiter. „… ich finde es ungerecht, dass du den Hauptgewinn bekommen hast“, meinte sie dann. „Gönnst du es mir nicht?“, er musste schmunzeln. „Doch, natürlich, aber ich wollte hin … und dann hast du den Hauptpreis.“ „Mimi, es sind zwei Karten … wen, wenn nicht dich, sollte ich denn mitnehmen?“ „Hihihi“, kicherte die Brünette, „natürlich nimmst du mich mit – ich bin deine Freundin“, lachte sie. Sie fühlte sich in der Nähe des Nerds einfach nur wohl. Es war schön mit ihm unterwegs zu sein und nachher würden sie wieder zu ihm gehen und noch zusammen zocken. Das war mittlerweile zu einem Ritual geworden. Und sie hatte Spaß daran gefunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)