Besuch aus Amerika von phean ================================================================================ Kapitel 33: Freude ------------------ Mittwoch, 28. August Die Ferien neigten sich dem Ende entgegen. Es war die letzte Woche, die sie frei hatten, so wollten die Freunde noch einmal etwas gemeinsam machen. Wollten noch einmal Zeit miteinander verbringen. So trafen sie sich in einer Karaokebar. Sie hatten alle nichts gegen das Programm von Koushiro, doch es war ein anderes Gefühl in eine Karaokebar zu gehen. Während Sora und Hikari einen Popsong zum Besten gaben, saß Mimi in sich gekehrt auf dem Sofa. Neben sich hatte sie Miyako, auf ihrer anderen Seite Koushiro. Es sollte aussehen wie immer. Anfühlen wie immer. Unsicher sah sie immer wieder zu dem Rothaarigen. Er lächelte sie aufmunternd an. Natürlich war ihm nicht entgangen, wie es in ihr sein musste, dass es ein großer Schritt war. Immer hatte er gedacht, dass sie jemand anderen lieben würde, dass er nie eine Chance bei ihr hätte. So hatte er diese aber gleich ergriffen, als sie ihn gefragt hatte oder besser, als sie es beschlossen hatte. Nun versuchte sie stark zu sein. Natürlich wollte sie es ihren Freunden mitteilen. Wollte ihnen sagen, was Sache war. Der Rothaarige war sich nicht sicher, ob sie das tat, um zu sagen, dass sie wirklich glücklich war oder ob sie es aussprechen musste, damit jemand darüber Bescheid wusste. Aber er wollte für Mimi da sein und würde sie nicht von sich stoßen. „Mimi … Mimi … Mimi?“ Die Angesprochene schreckte hoch und sah zu Sora. „Ja?“, gab sie gebrochen von sich. „Alles in Ordnung?“, besorgt musterte die Orangehaarige ihre beste Freundin. Sie saß neben Miyako um die Tischecke – also praktisch neben ihr. „J-ja, natürlich“, nickte sie eifrig. „Dann lass uns was singen“, beschloss die Lilahaarige. „Nein, heute nicht …“, die Brünette unterdrückte ein Seufzen und wandte den Blick ab. „Was? Aber wieso denn?“, wollte die Jüngere wissen und klang enttäuscht, jedoch nahm sich ein gewisser blonder Mann ihrer an und sie musste sich zusammenreißen, ihm keine zu knallen. Auch Sora musterte ihre Freundin besorgt, „was ist los?“ „Nichts … was sollte sein?“, Mimi lächelte gezwungen, aber Sora schluckte es und nickte nachdenklich. Sie lehnte sich wieder gegen den Musiker neben sich, der Daisuke lauschte und von Taichi eingenommen wurde. Trotzdem hatte er einen Arm für seine Freundin übrig und strich mit dem Daumen sanft über ihre Schulter. Mimi hingegen ließ ihren Kopf wieder leicht sinken. Ihr Blick ging zu ihrem Anführer. Es schmerzte sie noch immer ihn zu sehen. Sie versuchte ruhig zu atmen und normal auszusehen. Ihr Blick ging wieder zu Koushiro. Noch wollten sie nichts sagen, noch saß er neben ihr, seine Hände auf seinem Schoß verschränkt. Beobachtete aber trotzdem die Jüngere. Er mochte ihren Blick nicht. Die Brünette lehnte sich zurück und leicht an den Rothaarigen. Es war ja nichts Verwerfliches, wenn sie mit ihm sprach. Schließlich waren sie beste Freunde – für die anderen noch. „Entspann dich“, sprach er ihr Mut zu. „Ich bin entspannt“, grummelte sie und verzog ihren Mund. „So hörst du dich an“, schmunzelte der Ältere und sah zu dem jüngeren Fußballer, „mach den anderen was vor … mir musst du nichts vormachen … Mimi, ich hab dich die letzten Wochen erlebt … es ist gut“, flüsterte er. „Stimmt“, nun musste auch sie lächeln, „aber ich hab Angst was sie sagen werden …“ Der Rothaarige hob seinen Blick zu dem Brünetten. Dieser versuchte sich mit Yamato zu unterhalten, doch irgendetwas schien in der Luft zu liegen. „Hat es dich je interessiert, was sie denken oder sagen?“, er wusste, dass sie das aufmuntern würde. Niemals konnte etwas an ihrem Temperament kratzen – zumindest nicht so leicht. „Seit wann kannst du einen so gut aufmuntern?“, gab sie neckend von sich, „was hast du mit meinem lieben Koushiro gemacht?“ Dieser lachte leise auf, „hör auf damit“, murmelte er dann verlegen, das trieb ihm glatt die Röte auf die Wangen. Ihr entlockte es ein Kichern. „Mimi“, Joe verlangte ihre Aufmerksamkeit. Überrascht sah sie von dem Rothaarigen auf und zu dem Älteren. „Was denn?“, sie lächelte ihren Freund an. „Willst du nicht singen? Du bist doch sonst die Erste, die sich das Mikrofon krallt“, drückte er sich einfach aus. Überrascht starrte sie ihn an, was war nur mit den Jungen heute los? Alle waren sie heute so seltsam. „Keine Ahnung – ich mag einfach nicht.“ „Bist du etwa krank?“, mischte sich Wallace ein. Erschrocken hob die Brünette den Kopf, „nein, ich bin nicht krank“, zischte sie. Der Blonde zuckte zusammen und nun hielten auch die restlichen Freunde inne. Sie richteten ihren Blick auf die Braunhaarige. Noch immer funkelte sie den Jüngeren finster an, erst als sich Koushiros Hand auf ihre Schulter legte, atmete sie auf und drehte sich zu ihm. „Ruhig“, flüsterte er und musterte sie eindringlich. ❀ ❀ ❀ Überrascht hatte Taichi den Kopf gehoben, als sich die Stimmung im Raum veränderte. Sein Blick war zunächst auf Willis gelegen, dann sah er zu dem Mädchen. Die gesamten Ferien war er ihr aus dem Weg gegangen, hatte nichts mit ihr unternommen – aber es hatte sowieso recht wenig mit allen unternommen. Da hatte er noch mehr Zeit mit Yamato verbracht als mit Hikari. In den letzten Wochen hatte er viel nachgedacht. Vieles war ihm durch den Kopf gegangen. Er war sich sicher, dass er manches überwunden hatte, aber noch nicht alles. Er musste sich immer noch bei Mimi entschuldigen – das war ihm klar, das sagte ihm Kari auch jeden Tag – aber da war noch mehr. Das spürte er. Er musste mehr tun als sich nur zu entschuldigen. Sein Blick huschte zu Yamato, auch dieser schien über die Situation verwirrt zu sein. Schließlich hatte sich auch der Musiker schon gefragt, weshalb die Brünette so ruhig war. Auch wenn man es ihm nicht ansah. Aber Sora hatte ihn auch darauf angesprochen. „Was ist denn los?“, wurde er von seinem besten Freund gefragt. „Woher soll ich das wissen? Ich hab mich mit dir unterhalten“, Yamato zuckte mit den Schultern. Er hatte viel Zeit mit dem Brünetten verbracht. Lange hatten sie sich unterhalten. Nur geredet. Auch er hatte viel Zeit mit seinem besten Freund verbracht, für ihn fühlte es sich an, als hätte er mehr Zeit mit dem Idioten als mit seiner Freundin verbracht. ❀ ❀ ❀ „Mimi, was ist denn los?“, mischte sich Sora ein und musterte ihre Freundin verwirrt. Erneut aufgeschreckt blickte die Brünette zu ihrer besten Freundin. „Ich will was sagen“, murmelte sie dann und merkte, wie sie die Aufmerksam aller auf sich hatte. „Was denn?“, wollte dann Yolei neugierig wissen. Mimi spürte ein Zittern in der Brust. War das wirklich richtig so? Sollte das so sein? Sollte es so kommen? Tränen brannten in ihren Augen, die sie wegzublinzeln versuchte. Auch der Kloß in ihrem Hals setzte sich fest. War so verwurzelt in ihrem Inneren, dass sie die folgenden Worte kaum aussprechen konnte. Doch Koushiros Hand an ihrer Schulter half. Kurz sah sie zu ihm und lächelte. „Wir sind zusammen“, nuschelte sie und schaffte es nicht auch nur irgendjemandem in die Augen zu sehen. „Koushiro … und … ich … sind ein Paar …“, widerholte sie und holte tief Luft. Sie biss sich auf die Unterlippe und bekam genau die Reaktion, die sie erwartet hatte. Alle starrten sie an, als wäre sie von allen guten Geistern verlassen. Allen voran Kari und Sora. Beide wussten um sie. Um die eine Nacht. Und natürlich, dass es der Brünetten, nach ihrem Verhalten nach mehr bedeutet hatte. Für sie war es kein Ausrutscher oder Fehler. Sie hob ihren Blick und erkannte den Unglauben in jedem Gesicht. Ein Knurren drang aus ihrer Kehle und ihre Augen verengten sich. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass sich niemand zu freuen schien. Bei jedem anderen würden sie sich freuen – das wusste sie genau. Schnaubend erhob sich die junge Frau und sah zu Koushiro, dann drängte sie sich aus dem Raum hinaus. Sie eilte mit ihrer Tasche in der Hand den Gang zum Ausgang hin entlang. Nun traten die Tränen wirklich über ihre Wangen. Schluchzend hangelte sie sich mit der freien Hand an der Wand entlang – bis sie am Ausgang ankam. Es war draußen schon dunkel und frische Luft umfing sie. Sie stolperte durch den Schleier aus Tränen weiter. Bis sie irgendwann stehen blieb. Zwei Arme schlangen sich um ihren Körper und drückten sie an sich. Sie schluchzte immer noch, klammerte sich aber an die Arme und lehnte sich nach hinten. Im Gegenzug legte sich ein Kopf auf ihre Schulter und schmiegte sich an den ihren. Koushiro sagte kein Wort. Auch er fand es unfair. Alle hatten so schockiert ausgesehen. Hatten es nicht fassen können. War es so abwegig, wenn zwei beste Freunde ein Paar wurden? Bei Hikari und Takeru schwärmten sie auch und machten Scherze. Dass die beiden Jüngeren dabei rot wurden, war der beste Beweis, dass da etwas war. Oder war es nur bei ihnen abwegig? Weil es sich hierbei um Mimi und ihn handelte? Er verstand es nicht. Aber ihm war das auch egal. Sie waren zusammen und damit mussten sich die anderen abfinden. Doch ihn schmerzte es, dass es Mimi so mitnahm. ❀ ❀ ❀ „Kneif mich“, murmelte der Brünette. Noch immer zitterte sein gesamter Körper. Seine Augen waren immer noch vor Schreck geweitet. Er konnte nicht fassen was gerade passiert war. Sein Herz hämmerte ihm bis ins Mark und das Blut rauschte durch seinen Körper. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn und wollte einfach nicht weg gehen. Es war schlimmer als die Schmerzen nach einer Schlägerei mit Yamato und schlimmer als der Gedanke beim Fußball zu verlieren. Er konnte es einfach nicht fassen und das machte ihn fertig. Wollte es auch gar nicht wahr haben. Das konnte doch nicht ihr ernst sein. Die zwei sollen ein Paar sein? Das konnte nur ein schlechter Scherz sein. Doch die Tränen in Mimis Augen hatten eine andere Sprache gesprochen und erst recht, als ihr Koushiro so selbstlos gefolgt war. „Autsch“, zuckte er zusammen und funkelte seinen besten Freund finster an, „was sollte das?“ „Ich sollte dich doch zwicken“, zuckte dieser gelangweilt mit den Schultern. Brummend verzog der Fußballer seinen Mund, seinem besten Freund schien es nicht so zu irritieren oder stören. Oder er zeigte einmal mehr, wie wenig ihn das interessierte. Doch da beugte sich dieser schon zu ihm und sprach ebenso leise wie sein Freund zuvor, „alles klar?“ „Ich weiß nicht“, Taichi presste seine Lippen aufeinander, „meine Brust tut weh …“ „Kumpel … das ist Eifersucht …“, als würde er ihn beglückwünschen, schlug er ihm auf die Schulter und erntete erneut einen finsteren Blick. Ein Knurren drang aus der Kehle des Älteren, „na danke …“ Unwillkürlich schlug er mit dem Ellenbogen aus. Dann erhob er sich allerdings und trottete langsam aus dem Raum. Yamato seufzte genervt auf, lächelte Sora kurz zu, die ihn verwirrt musterte, dann folgte er seinem besten Freund. Kari indes nutzte die Chance und rutschte zu Sora. Sofort steckten sie ihre Köpfe zusammen und wurden irritiert von Yolei beobachtet. Diese saß nun zwischen den beiden Tuschelnden und Joe. „So war das nicht gemeint Tai“, brummte der Musiker und folgte dem Kleineren mit einem Schritt Abstand. „Ja“, murrte dieser nur. „Ach komm schon … aber Fakt ist, dass du eifersüchtig bist … das sieht man dir an der Nasenspitze an, also kannst du es nicht leugnen …“, er zuckte mit den Schultern. Doch sein Ausspruch hatte nur zur Folge, dass Taichi erneut knurrte, seine Hand zur Faust ballte und mit dieser kräftig gegen die Wand schlug. Zischend zog er die Luft ein als er den Schmerz fühlte, der langsam seinen Arm entlang kroch. Mit dem Unterarm der anderen Hand stützte er sich an die Wand und lehnte seine Stirn dagegen. Seine Zähne biss er hart aufeinander und unterdrückte das Wirrwarr an Gefühlen in sich. Stumm musterte Yamato seinen Freund, wartete darauf, dass der Ältere von sich aus zu reden begann. „Wieso?“, knurrte Tai nach einer halben Ewigkeit. Der Musiker hörte das deutliche Zittern in der Stimme des anderen. „Was regst du dich denn so auf? Was hast du groß mit Mimi die letzte Zeit gemacht? Ich meine, welchen Grund hast du dazu?“, der Blonde legte den Kopf schräg. Taichi atmete tief ein und aus. Bis eben hatte er seine Augen noch geschlossen gehabt. Er stieß sich von der Wand ab und drehte sich herum, damit er sich mit dem Rücken gegen diese lehnen konnte. „Ich hab irgendwie mit Mimi geschlafen …“, nuschelte er. „Was?“, rief Yamato ungläubig aus, „wann?“ „… Vor zwei Monaten …?“, Taichi sah zur Seite – er wusste ganz genau, was gleich kommen würde. Und tatsächlich trat auf Yamatos Stirn eine Ader hervor, während er die Wut, die sich in ihm staute, zu bändigen versuchte. „Du willst mir also erzählen …“, er knurrte unterdrückt, „… dass du mich vor eineinhalb Monaten zusammenschlägst, weil du Gefühle für meine Freundin hast … und kurz zuvor hast du mit Mimi geschlafen? Mit der Mimi, wegen der du jetzt durchdrehst und mich letztens genervt hast, dass du möglicherweise etwas für sie übrig haben könntest?“ Der Musiker glaubte wirklich in einem falschen Film zu sitzen. „Möglich“, hauchte der Brünette. Er zuckte zusammen, als Yamato nun mit der Faust gegen die Wand schlug, es gab noch einen kräftigeren Laut und er glaubte auch etwas knacksen zu hören, kam allerdings nicht dazu zu fragen, denn schon ertönte ein aufgebrachtes und wütendes, „TAICHI!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)