After five jears von Marron (Wettbewerb die zweite) ================================================================================ Kapitel 1: Nachhilfe -------------------- "Wieso kapierst du das nicht?!", stöhnte Hilary frustriert. Tyson sah sie leicht wütend an. "Ich kann's eben nicht. Ist ja nicht so, als würde ich das absichtlich machen!" Er schnaubte und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Er hatte absolut keine Lust mehr auf diesen Tonfall seiner Freundin. Er fühlte sich dann, als wäre er dumm, als hielte sie ihn für dumm. "Ich weiß", erwiderte die Brünette versöhnlich, "Ich war nur frustriert." Sie lächelte ihn an, fuhr durch sein Haar und stand dann auf. "Wollen wir eine Pause machen?" Der Japaner brummte zustimmend. "Muss eh nachsehen, was Daichi so lange treibt." Er stand auf und streckte sich. Nach über einer halben Stunde nur über seinen Lehrbüchern tat ihm der Rücken weh. Mit noch matten Schritten ging er zum Dojo hinüber, wo Daichi zurzeit allein trainierte. So war es schon seit längerem, immerhin waren seit dem Fall der BEGA schon fünf Jahre vergangen. Ray lebte mittlerweile in Frankreich, wo er als zukünftiger Spitzenkoch in einem Restaurant arbeitete, das Olivers Familie betrieb. Er war vollends mit seiner Verlobten und dem Erlernen der Sprache beschäftigt. Ray hatte damals nach einer Möglichkeit gesucht, China zu verlassen, so schwer es ihm auch gefallen war. Nicht, dass der Chinese seine Heimat nicht über alles liebte - er hatte nur keinerlei Möglichkeit geshen, dort Arbeit zu bekommen. Oliver war nur zu gerne bereit gewesen, ihm eine Perspektive zu geben und hatte somit seinem eigenen Vater gleich beweisen können, dass er etwas vom Geschäft verstand. Mariah ging mit ihrem Freund und es dauerte nicht lange, bis er um ihre Hand anhielt. Der sanfte Chinese war also vom Markt, wie so manche Fandame mit Bedauern hinzunehmen hatte. Max war an der Universität eingeschrieben, aber momentan mehr damit beschäftigt, Windeln zu wechseln und Emily den Rücken frei zu halten. Tyson musste jetzt noch lächeln, als er sich daran erinnerte, wie sein bester Freund ihm die Nachricht verkündet hatte, dass er mit Emily eine Familie gründete - Jahre, bevor der Halbjapaner selbst damit gerechnet hatte. Er und die Rothaarige hatten sich geschickt verhalten damals, obwohl sie in ihrem gemeinsamen Kamp gegen die BEGA zusammengekommen waren. Es war wohl für Max selbst am überraschensten gewesen, dass er als erstes Vater wurde - die Rolle hatten sie eher bei Ray vermutet. Emily war gar nicht begeistert gewesen, mit knapp 17 Jahren kugelrund zu werden und befürchtete schon, ihren Schulabschluss zu verpassen, aber nach den typischen neun Monaten bombardierte sie jeden, dessen Adresse sie hatte, mit zig Babyfotos. Bei den beiden lief es also auch großartig. Daichi hatte sich entschieden, bei den Grangers zu bleiben - ihn zog nichts mehr in seine alte Heimat. Wenn Tyson sich richtig erinnerte, hatte Kenny es endlich geschafft, seine Angebetete, Ming-Ming, zu einem Date zu bewegen. Weiter war man wohl noch nicht gekommen. Hiro war wie immer sonstwohin verschwunden und meldete sich vielleicht zweimal im Jahr übers Telefon. Er schien keinerlei Interesse an einer festen Bindung zu haben. Tyson selbst war nach langem hin und her endlich mit Hilary zusammen. Aber es schien nicht das Gelbe vom Ei zu sein. Manchmal fragte er sich, ob Max und Ray auch diese Unsicherheit spürten. So, als ob er etwas Wichtiges verpasste, weil er sich nach dem Zeitplan seiner Freundin richtete. Etwas lief nicht so, wie er es wollte. Es lag nicht daran, dass er die Aufnahmeprüfung für seine Wunschuni wohl verhauen würde. Es war eh schon merkwürdig, dass er sich mit 22 Jahren noch mit sowas aufhielt, aber nach dem Tod seines Großvaters war er nicht in der Lage gewesen, vernünftig zu denken und er hatte sich mit einigen Jobs erstmal über Wasser gehalten. Erst jetzt nahm er sein Leben wieder in Angriff. Vielleicht lag es ja daran, dass viele in seinem Umfeld seinen Berufswunsch - Sozialarbeiter - völlig unpassend fanden? Nein, eher war es die Tatsache, dass er sich Hilary auch nach über einem Jahr Beziehung nicht näher fühlte, als zu Zeiten ihrer Freundschaftsphase. Sie würde alles für ihn tun, das wusste er ohne zu fragen. Aber er spürte einen Punkt, an dem seine Unterstützung stoppen würde. Sein Grinsen verschwand. Ob Hilary ihm wirklich das geben konnte, was er sich von einer Beziehung erhoffte? Immer öfter lautete die Antwort Nein. Seufzend schüttelte er den Kopf und riss mit einem Ruck die Tür des Dojos auf. Daichi, völlig auf seinen Blade konzentriert, erschrak sich scheinbar fürchterlich und hüpfte unelegant hoch. Stratadragoon machte einen ähnlichen Hüpfer und flog aus der Bowl. Wild mit den Armen fuchtelnd drehte er sich zum Japaner um. "Du Trottel! Wieso erschreckst du mich so? Ich war fast soweit, den neuen Move zu vollenden!" Tyson lachte gutmütig und rollte mit den Augen. "Und wenn dich dein Gegner vor lauter Konzentration einfach so erwischen kann?", fragte er neckend. Daichi hielt inne, schmollte, weil er nichts erwidern konnte und meinte dann lahm: "Dazu wäre ich schon noch gekommen." Der Blauhaarige lachte leise. "Na klar." Er sah sich um und fischte Dragoon aus der Halterung, welche er extra neben dem Bild seines Großvaters angebracht hatte. Ihm kam es so vor, als frage er jedes Mal um Erlaubnis, ob es dem alten Mann recht war, was er tat. "Wie wäre es mit einem Match? Ich muss mal wieder den Kopf freikriegen." In die Augen des Rothaarigen trat ein Leuchten. "Ich dachte schon, du fragst nie!" Grinsend nahm er also jetzt seine Position ein und startete seinen alten Partner. Kapitel 2: Es nimmt Fahrt auf ----------------------------- "Und warum soll ich das machen?", fragte Kai missmutig und sah Hilary abschätzend an. Die rang sichtlich nervös mit den Händen. "Weil du vielleicht als Bester deine Prüfung vor ein paar Jahren bestanden hast?" Scheinbar wusste sie, zu was für einem ungünstigen Moment sie ihn fragte. Kai seufzte, legte den Stift zur Seite und drehte sich der Braunhaarigen gänzlich zu. "Nur, damit ich das richtig verstehe: Du willst von mir, dass ich sowohl in meinem Studium, als auch in meinem Beruf zurückstecke, um Tyson Nachhilfe zu geben? Nur, weil du nicht mehr weißt, wie du das machen sollst?" Er lies zu, dass seine Stimme vom Stress gefärbt wurde. Denn im Moment war es die vielleicht stressigste Zeit im Jahr, die er sich vorstellen konnte. Nicht nur, dass er mehr oder weniger freiwillig das Erbe seines Großvaters angetreten hatte, er hatte sich selbst ein Studium verordnet, damit er die Firma nicht ruinierte. Jetzt bereitete er sich auf einen Prüfungsmarathon vor, der aus zehn wirklich schwierigen Arbeiten bestand, welche er nicht versieben durfte. Wo sollte er da also noch die Zeit hernehmen, seinen Freunden zu helfen? Kamen sie nicht einmal ohne ihn aus? "Es ist nicht Tyson selbst, der das Problem ist. Aber das Fach, um das es geht, ist auch nicht meins. Ich wäre ihm keine Hilfe." Flehentlich sah sie den Halbrussen an. "Ich habe Tysons Großvater damals versprochen, dass ich auf ihn aufpasse, Kai. Ich will einfach nur, dass er eine echte Chance hat, seinen Traum zu leben. Ist das zu viel verlangt?" Seufzend rieb er sich die Nasenwurzel. "Ich fasse nicht, dass ich das tue", murmelte er vor sich hin. Tatsächlich erwägte er, was an seinen Verpflichtungen er streichen könnte, um sich Zeit zu nehmen. Eigentlich war dies ja nun gar nicht seine Art, aber Tysons Großvater war schon seit einigen Jahren sein Schwachpukt geworden. Spätestens dann, als der alte Mann ihm gesagt hatte, dass er ihn wie einen weiteren Enkel liebte. Kai schnaufte, als er an den Schlafentzug dachte, den ihn das kosten würde, aber er nickte dennoch. "Was wäre mit Samstags? Da hätte ich bis Mittags Zeit." Hilary trat näher und drückte Kai überwältigt die Hand. Genervt zog der Halbrusse sich zurück. "Solange es nur das eine Fach ist!", setzte er hinterher. Eifrig nickte Hilary. "Das wird es!" Als sie gegangen war, wandte sich Kai wieder seinen Aufzeichnungen zu. Er stellte fest, dass er im letzten Absatz Unsinn geschrieben hatte und noch einmal verbessern musste. Zinnssatzberechnungen waren noch nie seine Stärke gewesen. Er langte nach seinem Taschenrechner - den er sich sonst zumeist verbot - und gab seine Gleichnung noch einmal ein. Wie erwartet war ein Fehler darin und das Ergebnis stimmte nicht. Er sah abwechselnd zwischen dem Lehrbuch und seiner Rechnung hin und her, bis er das Manko entdeckt hatte. "Ich glaub es nicht!", stöhnte er und strich den falschen Schritt durch. Es war selten, dass er solch gravierende Fehler machte, aber es gab auch zuviel, was er im Kopf hatte. Seit sein Großvater endgültig gestorben war, nagte die Frage an ihm, ob der alte Mistkerl doch eine sanfte Seite besessen haben könnte, denn das gesamte Erbe fiel ihm zu. Zwar hatte er das Meiste an gemeinnützige Institutionen gespendet, aber etwas blieb noch übrig. Genug, um ohne große Sorgen zu leben. Warum verspürte er dann trotzdem so einen Drang, das Geschäft weiter zu führen? Wieso nicht einfach verkaufen und es gut sein lassen? Die leise Stimme in seinem Kopf sagte ihm, dass er wohl immer noch seinen alten Herrn stolz machen wollte, aber er verwarf den Gedanken sofort. Wieso auch sollte er diesem Kerl noch positiv gegenüber sein? Voltaire war an Krebs im Gefängnis in Russland gestorben, wie er es verdient hatte. Trotzdem war er dein Großvater, dachte er langsam. Es tat weh, es zuzugeben, aber es stimmte. Dieser Mann hatte ihn großgezogen. Nicht so, wie Tysons Großvater es getan hatte. Nein, dieser Mensch war liebenswürdig gewesen, warmherzig und verständnissvoll. Manchmal glaubte Kai sogar, so etwas wie Stolz in den Augen des Alten gesehen zu haben. Ging er deswegen darauf ein, Tyson Wissen in sein langsames Hirn zu hämmern? Oder bewegte ihn vielmehr die Erinnerung daran, wie absolut am Boden der Japaner nach der Beerdigung gewesen war? Kai seufzte, betrachtete die Kreise, welche er unbewusst auf das Blatt gekritzelt hatte und schüttelte den Kopf. Es wurde Zeit, seine Aufgaben zu erledigen, Tyson und er hatten ja noch alle Zeit der Welt. Kapitel 3: Wieso?! ------------------ Ungläubig blickte Tyson auf seine Freundin, welche ihm gerade eine Hiobsbotschaft verkündet hatte. Er selbst lag auf seinem Bett und wollte nur mal ein bisschen ausspannen, als die Braunhaarige zur Tür hereingestürmt gekommen war. "Du hast was gemacht?!", fragte er erneut, immer noch im selben entgeisterten Tonfall wie beim ersten Mal. "Ich hab Kai um Hilfe gebeten", erklärte Hilary nüchtern. "Aber wieso denn ihn?", jammerte der Japaner, "Der hat doch überhaupt keine Zeit. Und wenn Kai genauso unterrichtet, wie er trainiert, dann bin ich in wenigen Wochen so gut wie tot!" Tatsächlich lachte Hilary leise. "Immerhin wärest du dann dein schlimmstes Fach los", bemerkte sie. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte. "Was sollte ich denn sonst machen? Max hat keine Zeit, weil er noch voll mit seiner Tochter beschäftigt ist. Ray lernt Französisch, er will nicht durcheinander kommen. Und ich kann nun mal nicht so gut Englisch, dass ich dir eine Hilfe wäre." Sie sah auf ihn herunter und fügte hinzu: "Mister Dickenson hat sich noch angeboten, aber der ist ja nun wirklich denkbar schlecht. Willst du lieber mit Johnny üben?" Tyson lachte auf. In der Tat hatte der Leiter der BBA alles versucht, um eine Hilfe zu sein, aber er war einfach kein Mensch, dem Erklärungen lagen. Stattdessen hatte er den Japaner völlig überfordert und einfach fröhlich drauflosgequatscht. Welche Themen Tyson behandeln wollte, war nicht wichtig gewesen, da sich der alte Mann kaum bremsen lies. Nach drei Stunden, in denen der Blauhaarige persönlich kein Stück weitergekommen war, hatte er Mister Dickenson freundlich aber bestimmt zu verstehen gegeben, dass er lieber auf andere Methoden ausweichen wolle. Johnny war zwar als Schotte supergut in Englisch, aber die meisten Rückfragen Tysons beantwortete er eher mit dem Satz: "Das ist halt so!" Also ebenfalls keine große Hilfe. Robert hatte sich zuerst angeboten, es über Skype oder E-Mails zu versuchen, aber ein Großauftrag in seiner Firma verhinderte dies. Völlig verzweifelt hatte er sich noch an den Rest der PPB Allstars gewendet, aber keiner wollte sich den Schuh anziehen, wie Rick es so schön formuliert hatte. Jetzt rollte er mit den Augen. "Bloß nicht, der kann ja seine eigene Sprache nicht erklären!" Hilary nickte stumm. Auch, wenn sie es ungern zugab, die Schulleistungen waren für viele ihrer Freunde nicht gerade ein Aushängeschild. "Wann kommt er denn?", fragte Tyson uund klang resigniert. Sicher, er könnte auch einfach ablehnen, aber erstens würde er damit Hilary der Lächerlichkeit preisgeben - sie hatte schließlich gefragt, nicht er - und zweitens wäre sein Problem immer noch nicht gelöst. Also fügte er sich lieber. "Samstags morgens", riss ihn Hilary aus seinen Gedanken. Er machte große Augen. "Was? Am einzigen Tag, an dem ich mal länger schlafen könnte? Wieso?!" Er lies sich absichtlich rückwärts auf sein Bett fallen, obwohl er sich gerade eben erst etwas erhoben hatte. Seine Freundin lachte nur. Sie wusste, dass er das nicht ernst meinte und die Zeiten, in denen sie deswegen explodiert war, waren lange schon vorbei. Jetzt schaffte es nur noch Daichi mit seinem ewigen Geplänkel, dass sie aus der Haut fuhr. Zum Glück war dieser gerade nicht zu Hause. Sie lies sich also neben ihn sinken und grinste neckend. "Auf jeden Fall kommt er nicht jetzt, das ist doch schon mal was, oder?" Tyson sah sie an und ahnte, worauf sie hinauswollte. Innerlich schluckte er schwer, aber sonst verzog er keine Miene. Scheinbar komplett ahnungslos fragte er: "Warum denn das?" Sie kuschelte sich an ihn und beantwortete seine Frage mit einem kleinen Kuss. "So haben wir mehr Zeit für uns." Er wusste, sie wollte langsam mal weitergehen als bisher. Sie hatten schon häufiger geknutscht, hatten auch schon ein bisschen rumgemacht, aber darüber hinaus...war er immer noch ein unbeschriebenes Blatt. Er hatte das Problem, dass er es nicht so schnell ändern wollte. So schob er seinen Arm unter ihren Körper und zog sie auf sich, damit sie ihren Kopf auf seine Brust legen konnte. "Stimmt, wir hatten letztens nicht viel Gelegenheit dazu." Tyson hörte, wie seine Freundin leise grummelte, weil sich ihre Hoffnung, ihn endlich mal verführen zu können, nicht erfüllt hatte. Was hatte sie denn auch erwartet? Dass er sich auf sie stürzte, sobald sie kokett mit den Wimpern klimperte?! So schlang er lediglich seine Arme um sie und strich über ihren Rücken. Hilary setzte schon an, um sich zu beschweren und ihn vielleicht doch noch zu überreden, aber er murmelte leise in ihr Ohr: "Daichi kommt gleich aus der Schule" Und noch nie war er so dankbar dafür, dass der Rotschopf immer die Haustüre aufriss und in allen Zimmern nachsah, ob wer zu Hause war. Schon so manche Situation hatte er damit ungewollt zunichte gemacht, was leider nur Hilary störte. Kapitel 4: Erste Stunde...oder so --------------------------------- Kai stand vor dem Haus, das in den letzten Jahren zu einem Rückzugsort für ihn geworden war. Hier fühlte er sich tatsächlich sicher, obwohl er nie geglaubt hatte, so etwas wieder zu spüren. Er gab auch gerne zu, dass Tysons Anwesenheit der Hauptgrund dafür war, dass er solche warmen Gefühle zulassen konnte. Nun jedoch öffnete er die Tür und trat in den Flur, obwohl er niemanden erwartete. Der Japaner müsste um diese Uhrzeit noch schlafen, immerhin war er trotz allem noch ein kleiner Faulpelz. Er zog die Schuhe aus, legte seine Unterlagen beiseite und wollte schon ins Wohnzimmer, um dort zu warten, als eine Stimme ihn aufschrecken lies: "Hey, du bist ja schon hier" Kai sah auf und entdeckte Tyson in der Tür zur Küche stehend, eine dampfende Tasse in der Hand haltend. Der Blauhaarige hob sie hoch und fragte: "Willst du auch Kaffee?" Nickend bemühte Kai sich, sich seine Verwunderung nicht anmerken zu lassen. Als er das letzte Mal vor zehn Uhr morgens hier war, war Tyson absolut nicht dazu zu bewegen gewesen, sein Bett zu verlassen. Und nun war er um neun Uhr schon fertig, um zu lernen?! Was war denn mit dem passiert? Kopfschüttelnd lies er sich auf dem Sofa nieder und wartete, bis sich eine Tasse in sein Blickfeld schob. "Hier", murmelte Tyson und setzte sich auf den Stuhl gegenüber. Das war das westlichste an Einrichtung, die der Russe hier je gesehen hatte. Einige Sekunden musterten sie sich stumm, bis Kai seufzte. "Welches Fach?" Tyson sah auf seinen Schoß, dann zur einen Seite, dann zur anderen. Es schien ihm peinlich zu sein. "Englisch", nuschelte er. Kai starrte ihn an, überrascht. Hilary hatte ihm zwar nicht gesagt, welches Schulfach es genau war, aber er hatte eher andere Dinge erwartet. Mathematik zum Beispiel, immerhin hatte es der Blauhaarige nicht so mit Logik. Aber ausgerchnet das Fach? Er schnaubte leise. "Ausgerechnet?" Sein Gegenüber nickte. "Ich hab mich mit Max immer nur auf Japanisch unterhalten und dann irgendwann war es zu spät, ihn zu fragen." Kai verspürte spontan den Impuls, über soviel Faulheit zu lachen. "Weil du all die Vokabeln nicht kanntest?" Wieder nur ein Nicken. Na gut, das konnte man beheben, wenn Tyson mitmachte. "Warte", murmelte Kai, stand auf und holte seine Unterlagen aus dem Flur. Er breitete sie auf dem Tisch vor sich aus und sortierte einige Zettel heraus. "Hier", meinte er und schob ein Blatt zu seinem besten Freund, "Das ist ein ehemaliger Test von der Uni hier. Füll ihn erst einmal aus, ich will sehen, wo es hakt." Eifrig nickte Tyson und griff nach einem Stift. "Bleistift, du Dussel!", fuhr Kai dazwischen und warf besagten Gegenstand neben das Blatt. Verschämt grinste der Japaner und nuschelte: "Sorry", bevor er danach griff und munter drauflos kritzelte. Schon bei der zweiten Frage stoppte er und dachte intensiv nach. "Das dauert zu lange", schalt der Halbrusse ihn unnachgiebig, "Du solltest das so schnell wie möglich machen können." Ungewöhnlicherweise war auch hier nur ein Nicken und keine üblich aufbrausende Antwort alles, was er bekam. Nahm Tyson seine Kommentare etwa wirklich ernst? Nach einigen Minuten, in denen Kai sich im Prinzip nur angesehen hatte, wie sich Kleinigkeiten seit seinem letzten Besuch in diesem Zimmer geändert hatten, seufzte der Blauhaarige zufrieden. "Fertig!" Kai hob nur eine Augenbraue und zog den Zettel zu sich herüber. Er nahm einen Bleistift anderer Stärke und korrigierte die Fehler. Es waren nicht so viele, wie er gedacht hatte. Tatsächlich hatte er Tyson schlechter in Erinnerung. Er zog die Augenbrauen hoch und setzte sich auf. "Das ist gar nicht so schlecht", meinte er anerkennend, "Du brauchst nur Übung." "Heißt das, ich hätte bestanden?", fragte Tyson aufgeregt. Der Halbrusse schnaubte. "Ganz sicher nicht", erklärte er deutlich. Der Japaner war weit davon entfernt, einen solchen Test zu bestehen! "Also, heute kommt erst einmal nur die Grammatik, klar? Ab morgen wirst du täglich was tun." Entgeistert starrte der Blauhaarige ihn an. "Was denn?!", brauste er auf. Ah, endlich mal eine Reaktion, welche Kai auch wirklich erwartet hatte. Zynisch verzog er seine Lippen zu einem Grinsen. "Du schaltest demnächst den Sender ein, auf dem die Nachrichten auf Englisch kommen, du wirst dir von mit ausgesuchte Lektüre kapitelweise durchlesen und du wirst immer mal wieder ein paar Sätze sprechen. Ruf meinetwegen Max an und quatsch mit ihn, wie früher immer." Restlos überfordert klappte Tyson der Mund auf. "Nicht dein Ernst!", behauptete er und sprang auf. "Das schaffe ich niemals!" "Tyson!", schalt der Halbrusse ihn, "In Englisch geht es ums Sprechen, genauso wie um die Vokabeln. Wie willst du das je erreichen, wenn du nicht arbeitest?" Augenblicklich hielt sein Freund inne. Er musterte ihn von oben und schien abzuwägen, ob der Aufwand es Wert wäre. Oder, ob er lieber in dem Fach versagen wollte. Aber seine anderen Noten schienen nicht so gut zu sein, dass er hier verzichten konnte. So plumpste er zurück auf seinen Stuhl und seufzte tief. "Na schön, ich mache es. Solange ich dir nicht zu viel Arbeit mache." Kai stutzte. Seit wann hatte der Wirbelwind denn solche Töne drauf. "Das überlass mal mir", erwiderte er schroff und klappte das Lehrbuch auf, dass er selbst benutzt hatte. "Fangen wir lieber an." Ergeben stöhnend beugte der Japaner sich vor und sah auf die aufgeschlagene Seite. Kapitel 5: Zweite Stunde ------------------------ Seufzend schlug Tyson die Beine ineinander. Er saß jetzt schon seit zwanzig Minuten im Schneidersitz auf dem Boden und langsam schnürte sein linkes Knie den Blutfluß im rechten ab. Er schob sich etwas von der Wand weg. "Sorry", murmelte er ins Telefon, "Wasn't listening. What did you say?" Am anderen Ende lachte Max über die grauenhafte Aussprache. "I said: Since when do you try to speak English?" Er schien kaum an sich halten zu können, um nicht noch einmal loszuprusten. Der Blauhaarige seufzte leise. "Since Kai made me." Eine überraschte Stille kam vom anderen Ende. "Kai?", fragte Max ungläubig, "How did he-?" "I asked him to help me", unterbrach Tyson seinen besten Freund, "Because I need the grade." Innerlich war er vollkommen stolz auf sich, das amerikanische Wort für Note richtig ausgesprochen zu haben. "Oh, okay. That's ... strange, I guess. You are really desperate, huh?" Ein Lachen brach sich seine Bahn und er warf den Kopf leicht zurück. "Like hell!" Max gluckste, wurde dann aber schnell ernst: "Sorry, I'm no help. I would've, but you know..." Er klang deprimiert, dass er nicht da war. Tyson schüttelte den Kopf, obwohl sein Freund es nicht sehen konnte. "Schon okay", murmelte er, erinnerte sich, dass er besser nicht Japanisch sprach und wechselte wieder: "You have a family you need to take care of." "Yeah", antwortete der Blonde lediglich und einen kurzen Moment schwiegen sie beide. Tyson hasste diese Momente, in denen alle Neuigkeiten erzählt waren und sie sich nicht losreißen konnten, einfach aufzulegen. Ginge es nach ihm, könnte er noch ewig mit Max weiterreden, aber ihre Leben hatten sich weiterentwickelt. Die Zeit, in der die Tage ewig schienen, waren vorbei. "So, see ya", meinte Max schließlich und Tyson seufzte heute zum dritten Mal. "Yep, 'till next week." Er legte auf und starrte einen Augenblick lang auf das Telefon. Wie gern würde er jetzt einfach in den Dojo gehen, bis zum Umfallen trainieren und sich dann ins Bett fallen lassen. Dann bis zum Abend schlafen und den Rest der Nacht bis morgens um zwei aus schlechtem Gewissen wie verrückt lernen. So jedenfalls sahen seine Samstage eigentlich momentan aus. Aber ein Blick auf die Uhr verkündete ihm, dass Kai schon auf dem Weg zu ihm war und der Halbrusse würde ihm wieder zwei Stunden lang versuchen, seine Fehler auszutreiben. Wenn er nur daran dachte, wie schlimm die erste Stunde verlaufen war... Kai war schockiert gewesen, wie wenig der Japaner eigentlich von den grammatikalischen Regeln der Sprache verstand. Er wiederholte einfach nur, was er schon einmal gehört hatte - und hatte folglich furchtbare Probleme damit, einen Satz in eigene Worte zu kleiden. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und er hätte das Buch um die Ohren geschlagen bekommen. Trotzdem...Kai war bis zum Schluss geblieben und hatte sich genauso durchgekämpft, wie Tyson es getan hatte. Allein diese Kleinigkeit hatte gezeigt, dass Kai entschlossen war, seinem Freund zu helfen. Also wollte der Blauhaarige auch durchhalten und nicht vorher hinwerfen. "Bist du sicher?", fragte Kai neugierig und sah über Tysons Schulter, wie dieser in einem Lückentext scheinbar wieder einmal eine falsche Antwort eintrug. Er glaubte, leichte Belustigung zu hören, als er verwirrt aufsah. "Aber du hast doch gesagt, da gibt es keinen Plural von!" Kai nickte und klopfte ihm auf die Schulter. "Genau, ich wollte nur sichergehen, dass du das nicht vergisst." Wusste der Russe eigentlich, was diese einfache Geste in Tyson auslöste? Als würde ein elektrischer Schlag durch seinen Körper fahren, zuckte er zusammen und sein Blick flog regelrecht zurück zum Blatt. "Aha", murmelte er leise genug, dass der Halbrusse sich nach vorn lehnte. "Was?", fragte er. Der Japaner schüttelte den Kopf. "Nichts", und er machte weiter mit dem Text. Worum ging es eigentlich? Er konnte nur sagen, dass er die Worte, die in Klammern standen und wohl zu bearbeiten waren, richtig einsetzte, sonst wäre Kai nicht so gut gelaunt. Schnell kritzelte er noch drei weitere Worte dahin und gab dann den Zettel über seine Schulter an seinen Lehrer. "Hier ist noch was falsch", bemerkte Kai und nahm sich einen Bleistift, um die richtige Antwort darüberzuschreiben. Tyson sah ihm dabei zu, wie er in klaren, schönen Buchstaben über sein unansehnliches Gekrakel schrieb und bemerkte zum ersten Mal etwas, das ihm bis dahin noch unbekannt gewesen war. "Du bist Linkshänder?", fragte er und griff ohne groß nachzudenken nach der Hand des Russen. Warum - das wusste er selbst nicht so genau, aber die Wirkung auf Kai war nicht zu übersehen. Zumindest Tyson konnte es erkennen, ein Fremder hätte den Halbrussen nicht gut genug gekannt dafür. Kai richtete sich bei der Berührung kerzengerade auf, seine Finger verkrampften sich um den Stift und die leichteste Andeutung eines rosanen Hauches schoß in seine Wangen. Er suchte Tysons Augen und wenigsten zehn Sekunden vergingen, in denen keiner der beiden sich rührte. Tyson war verdattert, dass Kai tatsächlich rot werden konnte und Kai...tja, wer wusste schon, was der gerade dachte? Offensichtlich unwillig löste der Halbrusse sich schließlich von seinem Freund und drückte ihm den Zettel in die immer noch ausgestreckte Hand. "Hier. Denkt noch mal darüber nach. Bis nächste Woche." Er stand auf, packte seine Sachen auffällig unordentlich - also schnellstens - zusammen und verschwand aus dem Haus. Tyson sah ihm hinterher. War Kai etwa gerade vor ihm geflüchtet? Kapitel 6: Dritte Stunde ------------------------ "Kapierst du's?", fragte Kai und sah Tyson nicken. Es war der Samstag nach seiner Flucht - ja, er gab zu, dass er ohne zwingenden Termin gegangen war - und ihre Stunde verlief bisher ohne Probleme. Der Halbrusse hatte sich auf Vorwürfe gefasst gemacht, wie damals, als sie noch Kinder waren, doch der Japaner hatte keine Fragen gestellt und diese Akzeptanz war schön. Er schien nicht mehr so hitzköpfig wie früher zu sein und Kai und seine Eigenarten hinnehmen zu können. Der Halbrusse lies seinen Blick über seinen besten Freund gleiten. Seit er ihn das letzte Mal gesehen hatte, schien der Japaner noch ein kleines Stückchen gewachsen zu sein, seine Schultern wirkten breiter. Das Gesicht hatte noch nicht ganz die kindlichen Rundungen verloren, seine Pausbäckchen hatte Tyson aber schon eingebüßt. Seine Hände waren größer, obwohl die Finger weiterhin schmal und schlank blieben. Scheinbar hielt sich Tyson auch nach dem Tod seines Großvaters mit Kendo fit. Wenn er sich bewegte, tat er es mit einer bestimmten Art, die ihn selbstsicher wirken lies - solange er seine Zweifel nicht laut äußerte. Selbst dann, wenn er so ernst und konzentriert an seinen Aufgaben saß wirkte dieses Gesicht schön. Kai konnte nicht genau sagen, was es war, dass ihn so nervös machte. Etwas war da, was nur Tyson in ihm auslöste. Was sonst keiner schaffte - dass Kai sich fragte, wie es wohl wäre, mit Tyson Granger zu schlafen. Er fragte sich, ob der Japaner schon Erfahrungen gemacht hatte. Ob seine Freundin ihn auf diese Art kannte. Kai räusperte sich. "Läuft es gut mit dir und Hilary?" Die Worte verließen seinen Mund ohne seine Erlaubnis, aber er musste es einfach wissen. Der Andere stockte in seinem Tun, seufzte und sah betreten auf seine Hände. Der Halbrusse hob die Augenbrauen. "Habt ihr Stress?" Tyson schüttelte den Kopf. "Wir haben vorgestern Schluss gemacht", antwortete er leise. Kai fiel der Stift aus der Hand. "Was?!", fragte er entgeistert, "Wieso denn das?" "Ach, es ging nicht mehr", murrte der Japaner. Er klang nicht unbedingt so, als wäre er deswegen am Boden zerstört. Traurig, ja sicher - er hasste es, jemandem weh tun zu müssen, den er mochte. Aber er hatte nicht diesen Tonfall, den Kai beim ersten heftigen Streit des Paares wahrgenommen hatte. Hatte sein bester Freund sich schon länger mit dem Gedanken an eine Trennung herumgetragen? "Was soll das denn heißen?" Wieder hatte sein Mund gehandelt, bevor sein Gehirn ihn zum Schweigen auffordern konnte. "Sie wollte unbedingt...ehm, du weißt schon." Tyson wurde rot. "Oh", machte Kai. Das war nicht unbedingt eine Antwort, die er erwartet hatte. "Tut mir Leid für euch. Ihr schient doch so sicher zu sein." Die schönen, braunen Augen zuckten zu ihm hin und musterten ihn. "Weiß nicht, ob das so gewirkt hat, aber ich wollte nicht. Also, nicht mit ihr." Der Blauhaarige presste die Lippen aufeinander und wandte sich wieder seinen Aufgaben zu. Kai nahm nach einigen Sekunden seinen eigenen Stift wieder auf und fuhr mit der Korrektur fort, wo er stehen geblieben war, doch er konnte sich einen Blick auf Tyson nicht verkneifen. Dabei fiel ihm ein, wie warm diese Hand letzte Woche völlig unerwartet an seinen Fingern gewesen war. Wie gerne er seine Hand mit der des Anderen verschränkt hätte, um ihn nie wieder loslassen zu müssen. Der Wunsch, Tyson näher zu kommen, kam jedes Mal heftiger zurück, wenn Kai ihn aus seinem Herzen verbannt zu haben glaubte. Schon vor Jahren hatte er seine Gefühle erkannt und versucht, sie zu akzeptieren. Zuerst hatte er diese Gefühle in eine Ecke gedrängt, sie bekämpft. Dann hatte er sich eingeredet, es so zu belassen, wie es war, sei gut. Dass er nicht mehr verlange als eine Freundschaft. Als er soweit war, sich annähern zu wollen, war der Blauhaarige in einer Beziehung mit Hilary gewesen. Kai versuchte, sich für seinen Freund zu freuen. Sich vorzubeten, dass er doch glücklich sein müsste, wenn Tyson es auch war. Und seit einem Jahr tat er nichts anderes als genau dieses Mantra zu wiederholen. Jetzt geriet seine Entschlossenheit ins Wanken. Hätte er schon vorher etwas unternehmen sollen? Das war normalerweise nicht seine Art. Ganz und gar nicht seine Art. "Ich denke aber, es war nötig, um mir bewusst zu werden, was ich eigentlich will", holte Tyson ihn aus seinen Grübeleien. Er lächelte leicht. "Manchmal lernt man nur etwas, wenn man etwas verliert." Erstaunt hob Kai die Augenbrauen, als er bemerkte, dass Tyson ein Zitat des Halbrussen abgewandelt hatte. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln. "Du kannst also doch zuhören." Der Japaner streckte ihm lachend die Zunge heraus. "Wenn ich will." Das Telefon klingelte und riss sie aus dem Moment. Tyson sprang auf, um drangehen zu können. Mit dem Apparat in der Hand kam er zurück, hielt aber nur wenige Schritte nach der Tür abrupt wieder an. Er wurde leichenblass. "Nein", flüsterte er und seine Stimme brach. Als Kai sah, wie dem Japaner die Tränen in die Augen traten, schoss er hoch und war mit wenigen Schritten bei seinem Freund. Besorgt legte er ihm eine Hand auf den Rücken. "Ja", murmelte Tyson kaum hörbar in den Hörer, "Ich hab verstanden. Ja, mach das bitte." Er legte auf und der Apparat rutschte ihm aus den Fingern. Keiner von beiden fing ihn auf. "Was ist passiert?", fragte Kai und vermutete das Schlimmste. Endlich sah Tyson ihn an und schluckte schwer. "Mein Vater ist tot." Kapitel 7: Pause ---------------- Direkt nach dieser Aussage spürte Tyson, dass er sich nicht mehr beherrschen konnte. Ungehemmt rollten die Tränen über seine Wangen. "Er...er", versuchte er zu erklären, was sein Bruder ihm gerade mit gebrochener Stime am Telefon erklärt hatte, aber seine Schluchzer machten es ihm unmöglich, den Satz zu beenden. Kai zog ihn näher zu sich. "Schon gut", murmelte er, "Schon gut. Setz dich erst einmal hin, ich kann warten." Der Halbrusse zog ihn zum Sofa und sie liesen sich darauf sinken. Mit kleinen, kreisenden Bewegungen strich er dem Japaner über den Rücken, während der verzweifelt versuchte, sich wieder zu beruhigen. Er presste die Hand vor den Mund und konzentrierte sich ganz darauf, langsam zu atmen. Trotzdem konnte er sich nicht beherrschen. Es schien unendlich lange zu dauern, bis er wieder wusste, wie man spricht. "Mein Vater und Hiro waren bei einer Ausgrabung", erklärte er nach über einer Stunde des betretenen Schweigens, "Und in einer Höhle hatten sie neue Erkenntnisse erhofft zu finden. Und dann ist der Stützpfeiler weggebrochen und die Höhle ist eingestürzt. Hiro meinte, sie hätten drei Tage lang versucht, meinen Vater da rauszukriegen, aber es hätte nicht mehr geklapppt." Er verstummte und sah auf seine Hände, die er zu Fäusten geballt hatte. Kai hatte während all der Zeit nur neben ihm gesessen und sonst nicht viel getan. Aber der stumme Trost war Tyson im Moment eh lieber, als alle Beileidsbekundungen der Welt. Er wusste ja selbst noch nicht, wie er damit umgehen sollte. "Und was passiert jetzt?", fragte Kai sanft nach, nachdem eine Weile nichts mehr von Tyson gekommen war. "Hiro kümmert sich um die Überführung und die Beerdigung. Offensichtlich hatte Dad das alles schon mit ihm besprochen", erwiderte Tyson dumpf. Nach dem ersten Schmerz setzte jetzt die Taubheit ein, welche er schon kannte. Er wusste nicht mehr, ob er wirklich da war, oder doch nur träumte. "Soll ich dir einen Kaffe machen?", hakte der Halbrusse nach. Er war so vorsichtig, dass selbst Tyson aufging, wie behutsam sein Freund war. Stumm nickte er, weshalb Kai in die Küche verschwand. "Hier", meinte der Halbrusse dann und schob ihm eine Tasse in sein Blickfeld. "Weißt du, was ironisch ist?", fragte der Japaner auf einmal, "Ich habe mich deswegen immer so angestrengt, weil ich meinen Vater stolz machen wollte. Weil er mich ewig damit genervt hat, was ich nach der Schule machen möchte. Und jetzt ist er tot, er wird nie sehen, wie ich den Schulabschluss mache. Und irgendwie...fühle ich gar nichts dabei." Er sah auf die Tasse. "Tyson!" Und er ignorierte den schockierten Tonfall seines Freundes. "Wieso? Er wäre doch eh nicht gekommen." Kurz darauf schluckte er schwer und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. "Sorry", nuschelte der Blauhaarige, "Ich bin echt gerade nicht zurechnungsfähig. Sorry, sorry, ich mein es nicht so." Er griff sich die Tasse, nahm einen kräftigen Schluck - und verbrannte sich prompt die Zunge. "Shit!", fluchte er, zog die Tasse weg und stellte sie auf die Tischkante. Einen Moment schwankte das Ding, dann fiel die Lieblingstasse seines Großvaters zu Boden und zerbrach in Scherben. Wie ein kleiner Junge, der noch nichts versteht, starrte Tyson auf das Chaos. Dann sah er endlich Kai an. "Sie gehen also alle, bevor ich ihnen etwas wiedergeben kann?" Der Blick, mit dem Kai ihn musterte, war sowohl mitleidig, als auch besorgt. Er schien zu merken, welcher Tumult in Tysons Innerem brodelte. Seine Gefühle gingen mal hoch, mal runter, aber er selbst fühlte sich immer noch, als stehe er daneben und betrachte das Leben eines anderen Menschen. Wieso war er nur so taub? Kai zog ihn in seine Arme und schob ihn unsanft in sein Zimmer. "Setz dich", verlangte er, "Ich bin gleich wieder da." Als er allein war, rollte der Japaner sich auf seinem Bett zusammen. Konnte es wirklich die Realität sein? Konnte es sein, dass er nur noch seinen Bruder hatte? Als Kai wieder kam, setzte dieser sich neben ihn. "Schlaf, ja? Ich bleibe hier." Es war das letzte, was er mitbekam, bevor ihn eine bleierne Schwärze umfing, bei der er sich fragte, ob er ohnmächtig wurde. Kapitel 8: Sonntag ------------------ Mit einem Seufzen klappte Kai sein Handy zu und nahm einen weiteren Schluck Kaffee. Soeben hatte er die wichtigsten Anrufe getätigt und wusste nun, wie der Tag verlaufen würde. Zufrieden war er nicht damit, aber was sollte er machen? Er legte das Handy zur Seite und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel. "Kai?", erklang es im Flur. Der Halbrusse drehte sich um. "Hier", erwiderte er kurz. Tyson kam in die Küche geschlurft und sah ihn matt an. "Na, besser?" Der Japaner überlegte lange, nickte dann aber vorsichtig. "Bist du gestern hiergeblieben?", fragte er nach. Kai nickte. "Ich habe meine Termine verlegt." Obwohl er sich das Kompaktseminar nun wohl in die Haare schmieren konnte. Diese Prüfung war an ihm vorbeigerauscht. Aber das war schon in Ordnung, das konnte er wiederholen. Tyson nahm sich ebenfalls eine Tasse und wie zufällig schob Kai ihm ein Brettchen mit Broten zu. "Iss", murmelte er freundlich. Sein Freund schüttelte den Kopf. "Du hast seit gestern Abend nichts mehr gegessen. Iss, du wirst jetzt nicht anfangen zu hungern!" Das hatten sie alle bei Tysons Großvater erlebt. Ganze zwei Tage schien der Japaner keinerlei Hunger zu verspüren und alle hatten sich damals Gedanken gemacht, ob sie nicht besser einen Arzt dazuholten, oder ihn gleich ins Krankenhaus brachten. So machte Kai sich auch jetzt wieder seine Sorgen, als er die Blässe im Gesicht des Blauhaarigen bemerkte. Tatsächlich nahm er sich jetzt jedoch ein Brot und begann, daran herumzukauen. "So schlimm ist es nicht", murmelte er. Kai schnaubte leise. "Er war dein Vater." "Ja", murmelte Tyson und sah zu Boden, "Aber er war ja fast nie da. Ich denke immer, es müsste doch schlimm sein, dass ich mich ihm nicht so nahe gefühlt habe, aber mir geht es nicht so schlecht, wie ich gedacht hätte." Kai zog eine Augenbraue hoch. "Denkst du, das kommt noch?" "Nein", war die ehrlich scheinende Antwort, "Ich denke im Moment über vieles nach, aber das meiste davon betrifft eher die Zeit danach, weißt du? Wie ich zum Beispiel mit dem Geld hinkommen soll, wenn ich wirklich jetzt studieren will. Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich so bin?" Das war eine Frage, die der Halbrusse nicht erwartet hatte. "Nein", meinte er dann. "Woher willst du das denn wissen?", wollte Tyson wissen. Kai seufzte und wog sorgfältig seine Worte ab. "Als Voltaire gestorben war...du warst doch dabei, als ich es erfahren habe, oder?" Tyson nickte nur. "Tja, das erste, was ich gedacht habe, war einfach nur Jetzt habe ich endlich Ruhe vor dir, alter Mann. Zwei Stunden später fand ich es furchtbar. Aber nicht so sehr, wie du denkst." Er schielte in seine Tasse. "Als ich zehn war, ist meine Mutter gestorben. Damals hab ich wirklich gedacht, es wäre schrecklich." Er hörte, wie Tyson entsetzt nach Luft schnappte. "Du hast nie was von deiner Familie erzählt!", flüsterte er. Kai zuckte nur mit den Schultern. Er hatte nie etwas erzählt, weil alle wohl dasselbe gedacht hätten: Das jeder in seiner Familie entweder wie er selbst war - oder eben wie Voltaire. Auf diese Vorurteile hatte er getrost verzichten können. Seine Freunde hatten nie gefragt - es schien eine unausgesprochene Regel zu sein, dass sie nicht darüber redeten. Bis auf Judy, Hiro und Ryu Granger hatte auch niemand die Angehörigen von irgendwelchen Teams kennen gelernt. Wieso also über Menschen reden, die eh nicht mehr waren? "Das muss wirklich schlimm gewesen sein", murmelte Tyson sichtlich getroffen, "Bist du deshalb zu deinem Großvater gekommen?" Ganz kurz erwog Kai es, hier einfach zu gehen. Er spürte, dass das Gespräch zu persönlich wurde. Stattdessen nickte er. "Mein Vater konnte damit nicht umgehen. Er konnte sich nicht mehr um mich kümmern." "Lebt er noch?", fragte der Japaner und setzte sich auf die Arbeitsfläche der Küchenzeile. Seine Tasse stand vergessen auf dem Tisch. Wortlos schüttelte Kai den Kopf. Das Gesicht des Blauhaarigen wurde mitfühlend. "Deswegen warst du so abweisend. Du kamst dir abgeschoben vor." Der Halbrusse hielt die Luft an und musterte seine Freund verdattert. Woher wusste dieser nur, dass er damals genau so gefühlt hatte? Wieso durchschaute er ihn so leicht? Er holte tief Luft, um sich wieder zu beruhigen. Seine Selbstbeherrschung war wackelig und er versuchte, zum Punkt zu kommen. "Was ich meinte, ist: Ich habe nach Voltaires Tod auch nicht empfunden, wie ich sollte. Aber das macht mich auch nicht zum besseren Menschen." Überlegend sah der Blauhaarige an die Decke und dachte wohl laut nach: "Warum nicht? Ich meine, er war immerhin dein Großvater." Kai schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Einige Minuten verbrachten sie schweigend nebeneinander. "Ich denk, er hat es trotzdem", erklärte der Japaner auf einmal. Verdattert sah Kai zur Seite. "Was hat wer?" Zugegeben, er war mit den Gedanken mittlerweile woanders gewesen. "Dein Großvater", erklärte Tyson leise, "Ich denke, du fragst dich, ob er dich überhaupt geliebt hat. Als seine Enkel. Und er hat dir immerhin die Firma vermacht. Er hat's getan, obwohl du dich schon von ihm losgesagt hattest." Er grinste den Halbrussen schief an. "Und heißt das nicht, dass er dich trotz allem irgendwo noch geliebt hat?" Kai stellte schwungvoll die Tasse ab. Genau diesen Gedankengang hatte er selbst schon einmal gehabt, aber ihn einfach nicht glauben können. Nun ausgerechnet von Tyson zu hören, dass es wahr sein könnte, überwältigte ihn. Er gab seinen Gefühlen nach und zog den Japaner in eine feste Umarmung. "Danke", murmelte er in Tysons Ohr, "Du weißt gar nicht, was du da gesagt hast." Der Blauhaarige schien zu grinsen. "Bitte, ich sag nur, was ich denke." "Ich muss jetzt leider in die Firma", nuschelte Kai, zutiefst unglücklich, den Körperkontakt beenden zu müssen, "Aber ich bin bald wieder da. Tu nichts Dummes, ja?" Tyson nickte schlicht. Ohne ihn noch einmal anzusehen, schnappte Kai sich seine Tasche und verlies das Haus. Was hatte er da eben getan? Kapitel 9: Telefongespräche --------------------------- "Echt?", fragte Tyson und er hörte, dass seine Stimme nicht ganz so lebhaft klang, wie sonst immer. Er lauschte auf die Antwort, die lediglich in einem Seufzen bestand, welches durch die Leitung knisterte. "Yeah, really", murrte Max. "She really screamed at me that she doesn't want any more kids." Er klang betrübt und Tyson räusperte sich leicht. "And why?", fragte er. Er wusste, dass Max seit seinem Umzug nach Amerika noch öfters bei Aufregung in seine Muttersprache verfiel. In diesem Moment war er Kai wahnsinnig dankbar, dass dieser ihm auch Hörverstehensaufgaben gegeben hatte - Max sprach teilweise so schnell, als vergesse er, dass Tyson nicht gut Englisch konnte. "I mean", setzte er nach einer Pause hinzu, "Did she tell you why? Or did you ask?" Wieder empfing ihn nur Stille, was bedeutete, dass Max es nicht getan hatte. Oder eher, dass beides nicht passiert war. "Max!", knurrte der Japaner angesäuert. Das hätte jetzt noch gefehlt, dass das Traumpaar der Truppe sich trennte! Kai betrat den Flur, schloss die Tür hinter sich und sah Tyson am Boden sitzen, das Telefon in der Hand. Er zog eine Augenbraue hoch. Wer ist dran? Tyson formte mit den Lippen einen Namen. Max Der Halbrusse zog die Augenbrauen hoch. Wieso ruft er heute schon an? Der Blauhaarige klemmte sich den Telefonhörer zwischen Schulter und Kinn und sagte leise: "Emily", dann schob er beide Fäuste aneinander. Die beiden haben Streit. Kai nickte und legte seine Sachen auf den niedrigen Schuhschrank. Er zog seine Jacke aus, hängte sie auf und sah wieder zu Tyson. Erneut hob sich eine Augenbraue. Weiß er Bescheid? Der Japaner schüttelte den Kopf und wedelte mit der Hand vor seinem Kopf herum, tat so, als schiebe er etwas von sich. Es lenkt mich ab. Kai nickte und seufzte leise. Dann betrat er das Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa. Er wollte scheinbar warten, bis Tyson fertig telefoniert hatte. "You would never guess, what she said then!", brachte Max ihn zurück zu ihrem Gespräch. "And what was that?", fragte er leise. Es hörte sich nicht gut an. "She said she doesn't believe me when I say that she's my world!" Uh, das hatte offensichtlich gesessen. Max klang tieftraurig. "Hey", versuchte er seinen blonden Freund aufzumuntern, "Maybe she didn't mean it. Maybe that was just her hormones speaking, huh?" "Yeah, I hope so", murmelte der Halbjapaner am anderen Ende. Sie verfielen beide in Schweigen. Tyson wechselte das Ohr, an das er den Hörer presste und überlegte kurz, dass dieses Aneinandervorbeireden sicherlich anstrengend sein konnte. Er und Hilary hatten wenig geredet, was wohl ihr Fehler gewesen war. Wie einfach es doch war, sich mit Kai zu verständigen! Er beobachtete den Halbrussen, der sich umsah, als erwarte er jemanden. Wahrscheinlich hörte er Hilary nicht, die vor ungefähr einer Stunde plötzlich vor der Tür stand, völlig in Tränen aufgelöst. Vor lauter Mitgefühl hatte sie vergessen, dass sie den Japaner eigentlich meiden wollte. Sie war ihm in den Arm gefallen und hatte ihm erklärt, wie leid ihr das tue. Woher sie das wusste, hatte sie nicht gesagt. Hatte Kai sie etwa angerufen, damit Tyson und Daichi nicht allein waren? "What did you say then?" Er wollte doch hoffen, dass Max etwas erwidert hatte, bevor Emily aus dem Haus gestürmt war. Wie genau konnten sie sich eigentlich darüber streiten, dass Emily wieder schwanger war, wenn sie doch beide einen ganzen Haufen Kinder haben wollten? Nur, weil es mit einer Prüfung dann eng wurde? Oder machte sich die Rothaarige etwa Sorgen ums Geld? "Well, I did say - and I tell you word to word what I said: You leave me and I'll loose it! She told me that she finally believes me. I really don't know what I should think now." "You should think that she's your wife and the mother of your kids! She doesn't mean it, you idiot!" Auf diesen Satz hin flog Kais Kopf hoch. Er hob einen Finger, dann noch einen und blickte fragend drein. Noch eins? Tyson nickte, dann wandte er sich wieder um. "Maybe you should talk with your mother, though. She earns the money you three depend on." "Yeah", knurrte Max angesäuert. Ihm gefiel es überhaupt nicht, nicht allein für seine Familie sorgen zu können. "I guess I should do that. She'll be delighted!" Tyson lachte leise, er glaubte nicht, dass Judy so wütend werden würde. Klar, das würde zwar nicht einfach, aber hatten sie nicht schon Schlimmeres durchgestanden? "Uh, Em's here, I gotta go!", erklärte Max plötzlich und die Verbindung war unterbrochen. Mit einem Kopfschütteln legte Tyson auf, rappelte sich hoch und ging ins Wohnzimmer. "Der und seine Dramen", nuschelte er. "Darf ich dir sagen, dass deine Aussprache viel besser geworden ist?", fragte Kai und sah zu ihm auf. Der Blauhaarige blieb stehen und war kurz verwirrt. "Echt?" Er hatte gar nicht gemerkt, dass er eben Englisch gesprochen hatte - er hatte sich wohl automatisch Max angepasst. Er lies sich auf das Sofa fallen. "Gehst du morgen zur Schule?", fragte Kai leise. Er schüttelte den Kopf. "Na, morgen kommt Hiro an, ich muss da sein. Vielleicht kann ich ihm ja helfen, klarzukommen." Wenn er nur an die Trauer seines Bruders dachte, fiel ihm ein, wie wenig sein Bruder ihn hatte trösten können. Wahrscheinlich wollte Hiro nur allein sein, aber er fühlte sich trotzdem verpflichtet, es zu versuchen. "Ah, dann komme ich morgen auch her." Verblüfft zog Tyson die Augenbrauen hoch. "Danke", erwiderte er perplex. Kai lächelte. Dann seufzte er. "Wie gut du das wegsteckst." Tyson lächelte. Der Satz war überhaupt nicht so gemeint gewesen, das wusste er, wussten sie beide. Natürlich ging ihm der Tod seines Vaters an die Nieren, aber eine Art Rationalität hatte sich seine bemächtigt und machte es ihm möglich, eine Art Alltag zu struckturieren und zu funktionieren. "Ich laufe hauptsächlich auf der Helferflamme", erklärte er. Er breitete die Arme aus. "Dieses ganze Haus ist immerhin eine Höhle, in der Leute mit Helfersyndrom groß geworden sind!" Damit bezog er sich vor allem auf sich selbst und auf seinen Großvater. Vielleicht sogar auf seine Mutter, die nie jemanden hatte leiden sehen können. Kai grinste. "Tyson, der Sorgenschwamm." Hatte der Halbrusse etwa gerade herumgewitzelt? Als er vor Freude über ein ehrliches Lächeln einen Satz machte, rutschte er zur Seite und wurde nur durch Kai daran gehindert, unliebsame Bekannschaft mit dem Boden zu machen. Es war eine dumme Idee gewesen, sich auf die Armlehne zu setzen! "Ja, du bist wirklich was Besonderes", hörte er die Stimme des Halbrussen an seinem Ohr. Er sah auf und fand sich Zentimeter vor Kais Gesicht wieder. "Echt?", fragte er atemlos. Woher kam dieses Gefühl, dass plötzlich durch seine Taubheit schnitt? Wieso kam es ihm so vor, als wären die Augen des Anderen kleine Flammen? Flammen, die die Wärme in seinen eigenen Körper zurückbrachten. Ohne darüber nachzudenken, lehnte er sich nach vorne. Kais Augen flatterten zu und er küsste ihn. Zögerlich, vorsichtig und ganz sanft. Er berührte ihn kaum und trotzdem kam Tyson sich vor, als erlebe er ein Erdbeben. Er wollte mehr. "Was zum Geier macht ihr da?!" Hilarys Stimme klang schrill, lies sie beide auseinanderfahren. Was war da gerade passiert? Was hatten sie getan? Wieso hatten sie das getan? Er wurde rot und sah zu seiner Exfreundin. "Hil", murmelte er, "Das...ich weiß es nicht." Das war die Antwort, die Wahrheit. Er wusste wirklich nicht, was passierte. Kai offensichtlich auch nicht, denn er schoss hoch, schnappte sich seine noch unausgepackte Tasche und rannte förmlich in den Flur. Die Tür ertönte und es wurde klar, dass der Halbrusse das Haus verlassen hatte. "Was war das?", fragte die Braunhaarige noch einmal. Als sie keine Antwort erhielt, ging auch sie in den Flur, schlüpfte in ihre Jacke und sah ihn verletzt an. "Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Aber anscheinend hast du ja beste Ablenkung." Und auch sie war weg. Als Daichi kam, um zu fragen, was denn jetzt falsch gelaufen sei, stotterte er nur das heraus, was in seinem Kopf herumging: "Ich fürchte fast, ich bin dabei, mich in Kai zu verlieben." Kapitel 10: Montag ------------------ Kai saß in seinem Büro und brütete schon seit einer halben Stunde über ein und derselben Seite eines Vertrages, den er eigentlich nur unterzeichnen musste. Normalerweise lies er es sich nicht nehmen, alle Verträge noch einmal kurz zu überfliegen, um jeden Fehler ausmerzen zu können, aber heute haute er einfach seine Unterschrift auf die letzte Seite und schob den Papierstapel von sich. Er war wütend und verwirrt. Wie hatte er gestern sich nur so gehen lassen können? Wie hatte er nur solch einen Unsinn machen können?! Aber Tyson war ihm nahe gekommen, er hatte dessen Wärme spüren können und da war es mit ihm durchgegangen. Nur für einen Moment hatte er alles um sich herum vergessen - bis Hilarys Stimme ihm regelrecht kaltes Wasser über den Kopf geschüttet hatte. Ihm wurde klar, was gerade passiert war. Kai gab zu, dass er nicht mehr nachgedacht hatte. Sein Instinkt hatte ihm zwar geraten, dazubleiben, aber es lag nicht in seiner Natur. Also war er geflüchtet. Seit neuestem schien er entweder stark zu Tyson hingezogen zu werden oder vor ihm wegzulaufen. Eine Zeit dazwischen schien es nicht mehr zu geben. Der Halbrusse hatte keine Ahnung, wo das enden sollte. Konnte er darauf hoffen, dass er dem Japaner näher kommen könnte? Immerhin hatte dieser seinen Freund gewähren lassen. Und so saß er eben seit einer halben Stunde hier und konnte nur seine Gedanken sich im Kreise drehen lassen. Ihm war durchaus klar, dass er sein Versprechen von gestern brach, indem er nicht auftauchte. Er hatte es ja versucht. Wirklich. Er war da gewesen, hatte die Türklinke schon in der Hand gehabt. Aber er hatte Hiro gehört, dann Daichi und ihm war vor Angst, direkt wieder weggeschickt zu werden, fast schlecht geworden. Seit seiner Niederlage gegen Brooklyn hatte er keine Angst mehr gekannt, aber ein einfaches Nein von seinem besten Freund stellte die Herausforderung von BEGA bei weitem in den Schatten. Kai war herumgewirbelt und hatte sich nicht mehr umgedreht. War direkt in die Firma gegangen und hatte sogar auf ein Taxi verzichtet, obwohl er zu Fuß doppelt so lange brauchte. Einen Teil der Strecke war er sogar gerannt, weswegen er jetzt am liebsten einen neuen Anzug angezogen hätte. Es klopfte und das Geräusch riss ihn aus den Gedanken. "Ja?", fragte er genervt und erwartete seine Sekretärin. Bestimmt wieder eine Erinnerung an irgendein Meeting. Die Tür ging auf und Kais Mund wurde knochentrocken. "Hey", murmelte Tyson und sah angestrengt auf den Boden, "Kann ich 'ne Weile hier bleiben?" Kai antwortete nicht. Er war restlos verdattert. Was für einen Sinn hatte es, sich hier zu verstecken, wenn der Grund dafür hier aufkreuzte?! Währenddessen schloss der Blauhaarige die Tür hinter sich und sah sich unsicher um. "Ehm...Hiro hat mich gefragt, ob er etwas allein sein könnte. Daichi...ist bei Hil. Ich wusste nicht, wo ich sonst hin sollte." Er schluckte schwer, als erwarte er, gleich hinausgeworfen zu werden. Kai räusperte sich. "Na klar", erklärte er mit einer Stimme, die er kaum als seine eigene erkannte, "Wenn du willst." Er deutete auf ein Sofa, das in dem großen Raum links neben seinem Schreibtisch an der Wand stand. Tyson setzte sich und jeder von beiden sah nur auf einen Fleck direkt vor sich. Nach einer Weile zog Kai sich den nächsten Vertrag heran und begann, ihn zu überfliegen. Diesmal schien es merkwürdigerweise einfacher, sich zu konzentrieren. Weil er dich noch nicht abserviert hat, flüsterte eine kleine Stimme in seinem Kopf. Genervt fuhr er sich durch die Haare und schob den Vertrag unterschrieben von sich. Er packte seinen Laptop aus und begann, darauf herumzutippen. "Bist du sauer?" Die Frage war so leise, dass Kai einen Moment brauchte, um sie zu verstehen. Er sah auf. "Wieso sollte ich?" Tyson sah auf seinen Schoß. "Wegen...gestern." Konnte man jetzt sehen, wie das Blut in Kais Wangen schoß? Er hoffte, dass dies nicht der Fall war. "Ah", machte er leise, "Nein. Du?" Ein Kopfschütteln. Es kam nichts mehr und er wandte sich wieder dem Bildschirm zu. Bis auf das Gesprächsthema war es eigentlich ein angenehmer Tag. So zu arbeiten, wenn er wusste, dass Tyson auf ihn wartete, war sehr schön. Er wusste, dass er sich der Hoffnung hingab und es keinerlei Beweis gab, dass der Japaner ihn mögen könnte. Er seufzte schwer. "Ich...fand das schön", meinte Tyson plötzlich, als hätte er all die Zeit versucht, den Satz zu sagen. Der Halbrusse erstarrte vollkommen. "Was?", krächzte er heiser. Tysons Blick wanderte im ganzen Raum herum, nur nicht zu ihm. "Ich...habe gestern noch lange...überlegt. Warum du so..." Er zuckte mit den Schultern, wurde aber rot. "Ich...ehm...magst du mich?" Da war sie, die Frage, die er gefürchtet hatte. Er hatte sich immer Austreden ausgedacht, hatte immer etliche Situationen durchgespielt, wie sie auftauchen könnte. Aber das hier war nicht dabei gewesen. Dennoch öffnete er den Mund, um es zu verneinen. Tyson sah ihn an - und seine Vorsätze verabschiedeten sich. "Ja", sagte er leise, den eigenen Blick fest auf Tysons Augen gerichtet. "Und...was machen wir jetzt?", fragte Tyson, ohne eine Regung erkennen zu lassen. "Ich weiß es nicht", antwortete der Halbrusse ehrlich, "Willst du, dass es was wird?" Das brachte eine lange Phase des Nachdenkens mit sich. Dann, schließlich: "Ich denke, ich will es." "Ich...auch", murmelte Kai und ganz ohne seine Einwilligung hoben sich seine Mundwinkel. Kapitel 11: Freitag ------------------- Tyson sah nicht einmal in den Himmel, als es zu regnen begann. Wieso auch? Heute war ein schwarzer Tag, da durfte das Wetter ruhig zu ihrer aller Stimmung passen. Er sah zu seinem Bruder, welcher überhaupt nicht mehr aufhören konnte zu weinen und schluckte schwer. Seine Hand fand Hiros und er drückte sie fest. Hiro sah nicht einmal auf, er verharrte weiter in der gebeugten Haltung und holte tief Luft. "Es wird schon gehen", murmelte der jetzt älteste Granger und wandte sich endlich seinem kleinen Bruder zu. Er versuchte sich an einem Lächeln, welches seine Augen nicht erreichte. "Nach heute wird es besser. Ich verspreche es dir." Tyson nickte und glaubte nicht ein Wort von dem, was der Ältere sagte. Er hatte die gepackte Tasche in Hiros Zimmer gesehen - sein Bruder würde wie damals bei ihrer Mutter einfach wieder abhauen und sich in seinem Schmerz am Ende der Welt in seine Arbeit vergraben. Er kannte es nicht anders. Er machte Hiro keinen Vorwurf deswegen. Der Blauhaarige drehte sich um und sah in Kais Augen. Der Halbrusse hob einen Mundwinkel und nickte. Packst du das? Tyson nickte und seufzte schwer. Ich muss. Kai nickte erneut. Tyson lies seinen Blick über den Rest seiner Freunde schweifen, die sich alle ein Bein ausgerissen hatten, um heute hier zu sein. Der größte Dank gebührte dabei Robert und Oliver, welche für jeden ein Flugticket bereitgestellt hatten. Oliver hatte sogar seinen Vater überzeugt, wie ungemein wichtig es war, Ray für diese Zeit zu beurlauben, sonst hätte der Chinese es nicht rechtzeitig geschafft. Eben jener Franzose saß jetzt neben Ray in der dritten Reihe und redete beruhigend auf Mariah ein, welche sich gar nicht mehr beruhigen konnte. Sie weinte schon, seit sie aus dem Flieger gestiegen war immer mal wieder. Für die Chinesin, die ihre Eltern immer noch um sich hatte und auch mit ihrem Bruder noch ständigen Kontakt pflegte, war die Vorstellung, in diesem Alter schon allein zu sein, einfach furchtbar. Naja, was sollte Tyson schon machen? Seine Mutter und sein Großvater hatten es sich bestimmt nicht ausgesucht, krank zu werden. Er musste eben stark sein, weil es sonst niemand für ihn war. Außerdem hatte er ja auch noch jemanden, an den er sich anlehnen konnte. Aber davon wusste noch keiner etwas. Der Japaner wandte sich um und blickte auf das Bild seines Vaters, das vorne stand. Sie hatten sich darauf geeinigt, es aufzustellen. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter und dann Roberts Worte an seinem Ohr: "Du weißt, wir stehen alle hinter dir." Er nickte und musste lächeln. Ja, seine Freunde machten den Großteil der Anwesenden aus. Der Rest warem Arbeitskollegen seines Vaters, von denen er noch nicht einmal alle Namen kannte. Es gab ihm Kraft, dass sie, soviele Jahre auch vergehen mochten, im Ernstfall immer da waren. Besonders der Deutsche konnte es ihm wohl nachempfinden, immerhin hatte dieser seine Eltern mit dreizehn verloren. Er wirkte auch, als wäre er sehr gefasst. Dann und wann sah er zu ihm, versuchte, ihm Mut zuzusprechen, doch der wahre Rückhalt kam eindeutig von Kai, welcher direkt in der Reihe hinter ihm saß. Eigentlich für die Familie reserviert hatte er sich dorthin gesetzt, weil er wusste, dass nur die erste Reihe benötigt wurde. Jetzt gerade griff der Halbrusse nach Tysons anderer Hand und hielt sie sanft fest. Der Pastor erhob sich und so auch der Rest der Menschen. Damit begann die hoffentlich letzte Beerdigung, der Tyson für die nächsten Jahre beiwohnen musste. Nachdem der Sarg in den Boden eingelassen worde war - definitiv keine typisch japanische Bestattung - wandte Tyson sich den Menschen zu, die ihr Beileid bekunden wollten. Es rauschte alles an ihm vorbei, er sah nicht einmal wirklich die Gesichter der Leute vor sich. Nur ein paar blieben haften: Johnny klopfte ihm mit einem traurigen Blick auf die Schulter. Mariah zog ihn in eine feste Umarmung und heulte ihm die Schulter seines Hemdes voll. Daichi sah aus, als nehme er nichts wahr und gab auch sonst keinen Laut von sich. Für den Rotschopf schien die Familie, die er gerade erst gefunden hatte, wieder auseinanderzubrechen. Tyson nahm sich in einem Nebengedanken vor, ein besserer Bruder für den Wirbelwind zu sein. Dann gelangte er an Kais Beileidsbekundung und völlig überraschend zog der Halbrusse ihn in seine Arme und lies ihn nicht mehr los. Um sie beide herum entstand erstauntes Gemurmel. Tyson achtete nicht darauf - stattdessen schlang er die Arme und Kai und versteckte den Kopf an dessen Halsbeuge. "Ich will nach Hause", murmelte er. "Dann lass uns gehen", erwiderte Kai ebenfalls sanft und zog ihn mit sich. Am Eingang des Friedhofs angekommen drehte Tyson sich noch einmal um und betrachtete die Blumen, welche so unschuldig und farbenfroh dalagen. Wiedersehen, Papa. Ich hoffe, du findest jetzt, was du immer gesucht hast: Deinen Frieden, dachte er und wandte sich um. Er stieg zu Kai ins Auto und seufzte schwer. Ihm fielen die Augen zu und endlich konnte er weinen. Er spürte die Hand des Halbrussen auf seinen Wangen, bevor dieser den Wagen startete und sie den Friedhof hinter sich liesen. Kapitel 12: Vier Monate später ------------------------------ Mit einem Seufzen betrachtete Kai den Gesichtsausdruck seines Freundes, als dieser sein Abschlusszeugnis überreicht bekam. Tatsächlich hatte sich Tyson nach nur drei Fehltagen in sein Lernpensum gestürzt, als gäbe es nichts wichtigeres mehr in seinem Leben. Kai hatte sich sogar bereit erklärt, auch in anderen Fächern hier und da etwas zu erklären. Somit war das Zeugnis, welches Tyson jetzt erhielt, bei weitem besser, als beide zu hoffen gewagt hatten. Etwas verloren lächelnd sah der Japaner von der Bühne in der Aula auf Kai hinunter. Er hielt das Stück Papier, welches so wichtig war, hoch und zog eine Augenbraue hoch. Stolz? Kai nickte und deutete andeutungsweise auf ihn. Das solltest du sein. Der Blauhaarige grinste leicht. Der Halbrusse nutzte den Moment, in dem sein Freund sich offensichtlich wirklich freute und schoss ein Foto, das er neben das Bild von Ryu Granger stellen wollte. Tyson verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf, als fände er die Idee albern. Seine restlichen Freunde konnten nicht da sein, aber es war auch nicht schlimm. Sie beide freuten sich viel mehr darüber, dass Max und Emily sich wieder vertragen hatten. Tatsächlich hatten die beiden sich sogar bei Kai und Tyson bedankt, weil sie wieder gemerkt hatten, wie kostbar ihre Beziehung eigentlich war. Direkt neben Tyson stand Hilary, die Kai mit einem bösen Blick bedachte. Seit sie die beiden Jungs im Wohnzimmer damals gesehen hatte, stand für sie fest, dass Kai der Grund für Tysons und ihre Trennung war. So sehr sie auch mit ihr zu reden versuchten, die Braunhaarige war von dieser Idee nicht mehr abzubringen und mied jeglichen Kontakt mit den beiden. Kai seufzte, als er sah, wie Tyson neben seiner Exfreundin nervös herumzappelte. Nicht nur, dass sie nebeneinander stehen mussten - sie waren nach Nachnahmen aufgestellt worden -, sondern Hilary war auch noch die beste des Jahrgangs geworden. Im Vergleich fand der Japaner sich bestimmt unheimlich dämlich. Mit einem Kopfschüttel versuchte der Halbrusse, dieses miese Gefühl abzuschütteln. Er wusste, dass Hilary sie beide absichtlich so anstierte, aber welchen Grund hätte sie auch, es nicht zu tun? Sie hatte Tyson über Jahre hinweg geliebt. Hatte für ihn sogar genauso eine Pause in ihrer Schullaufbahn eingelegt und was war das Erbgebnis? Dass sie gegen einen Kerl ausgetauscht worden war! Für Kai war es logisch, dass Hilary noch Zeit brauchte, um alles zu verarbeiten. Er lehnte sich etwas zurück und machte auch ein Bild von der Braunhaarigen. Vielleicht konnte sie in ein paar Jahren darauf zurückblicken und ihr würde klar werden, dass ihr Hass unbegründet war. Schließlich konnte sich niemand aussuchen, in wen er sich verliebte, nicht wahr? "Herzlichen Glückwunsch", raunte Kai, als Tyson endgültig die letzte Zeremonie des Abschlusses hinter sich hatte. Fast sofort hob der Japaner den Kopf und küsste ihn. "Danke", strahlte er dann und lehnte sich an Kai. "Es war nur schade, dass du nicht neben mir sitzen konntest." Die Plätze direkt bei den Absolventen waren der Familie vorbehalten gewesen. Hiro hatte felsenfest geschworen, dann da zu sein, aber er war nicht aufgetaucht. Stattdessen hatte er es nicht einmal drei Wochen ausgehalten, eines Morgens war sein Zimmer einfach leer. Tyson nahm es mit einem Schulterzucken hin, er hatte es doch von Anfang an schon gewusst. Kai hingegen fand es eine unmögliche Reaktion und hatte sich schon vorgenommen, es bei Hiros nächstem Besuch zu Hause anzusprechen. Und tatsächlich war es das für Kai geworden: Ein Zuhause. Er diskutierte gerade mit Tyson darüber, ob er nicht seine eigene Wohnung am Rande der Stadt aufgab und bei dem Japaber einziehen konnte. Sein Freund wollte ihn nicht drängen - er wusste, wie wichtig Kai seine Freiheit war. Kai wollte nicht mehr so lange auf Tyson verzichten - von seiner Wohnung aus fuhr er länger bis zum Dojo als bis zu seiner eigenen Firma. Das letzte Wort war noch nicht gesprochen, aber das war auch gut so. Davon lebte ihre Beziehung: Dass sie nicht in die Rollen des Bestimmers und des Gehorchenden verfielen. "Vielleicht ist es auch gut, dass ich nicht da saß", erklärte Kai dann im Auto und grinste, "Ich weiß nicht, ob ich meine Hände hätte bei mir behalten können." Tyson neben ihm wurde knallrot, stotterte und versteckte dann sein Gesicht in den Händen. "Bloß nicht!" Kai musste lachen. Ja, vor wenigen Tagen war mehr zwischen ihnen passiert. Eigentlich hatten sie sich nur darüber gefreut, dass alle Prüfungen hinter ihnen lagen. Kai hatte Semesterferien und Tyson hatte die Aufnahmeprüfung für die Universität hinter sich. Zur Belohnung für sein tüchtiges Arbeiten hatte der Japaner bei Kai in dessen Wohnung übernachten dürfen und sie hatten gemerkt, dass nebeneinander in der Dunkelheit zu liegen eine gewisse Anziehung hervorrief. Der Rest hatte sich so natürlich angefühlt, dass sie nicht aufhören wollten. Und keiner von ihnen bereute es, diesen Schritt schon getan zu haben. Kai griff nach Tysons Hand. "Ich bin froh, dass ich dich habe." Der Japaner grinste. "Und ich liebe dich." Sie lächelten sich an, während die Ampel auf grün schaltete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)