Der Ring des Nibelungen - Thors Tattúr von Flos_Sapientiae (Kamiaso- Vorgeschichte) ================================================================================ Kapitel 7: Die Kinder des Gjuki ------------------------------- „Thor… ich bin mir nicht sicher, ob ich da mitmache!“ „Denk wie du willst, Balder. Ich gehe Brynhild besuchen. Wo hast du sie nochmal gesehen?“ „Im süd-westlichem Grenzgebiet, im etwas höheren Mittelgebirge. Aber Vater hat es uns verboten!!“ „Du könntest echt Stress kriegen, mit deinem alten Herrn. Lass den Blödsinn lieber, Thor.“, mischte sich Loki ein und hielt Thor an der Schulter fest. „Ich werde schon zurückkommen bevor Vater was merkt. Loki, gib mir ein Zeichen wenn ich zurückkommen soll, am besten eines deiner Nordlichter oder so. Balder, lenke Vater ab, wenn er nach mir fragt, solange bis ich wieder da bin.“ „Du ziehst uns beide auch noch mit rein?“, fragte Balder nervös. „Thor, sei doch bitte vernünftig!!“ „Ich gehe jetzt.“ Und Thor brach auf. „Thor! Warte!!“ „Lass ihn, Balder…“, erwiderte Loki. „Wir tun am besten, was er gesagt hat. Er doch unser Freund…“ Brynhild war jetzt seit sieben Tagen allein. Wie fast jeden Tag, übte sie den Speerkampf um fit zu bleiben und die Sehnsucht nach Sigurd zu vertreiben. Immer wieder lächelte sie in sich rein, nicht mehr lange und endlich würde Sigurd zurückkehren. Doch dann verdunkelte sich der Himmel und ein unheilvolles Grollen war zu hören. „Gewitter?“ Brynhild ging rasch wieder in die Höhle, aber kein Regen fiel. Nur zuckte urplötzlich ein Blitz vom Himmel direkt vor dem Höhleneingang in den Boden. Kaum war das grelle Licht des Blitzes vergangen, stand, wie aus dem Boden gewachsen, Thor da. Brynhild staunte. „Thor? DU BIST DA!!!!?“ Sofort stürmte sie raus und fiel ihm um den Hals. Thor drückte sie ganz fest an sich vor Freude. „Brynhild! Endlich sehe ich dich wieder!“ „Bitte, drück nicht so fest.“, kicherte sie und Thor ließ sie los. „Gut, siehst du aus. Sag mal…“ Thor blickte sich um. „Ist irgendwas?“ „Wo ist denn dieser Mensch der dich erweckt hat?“ „Sigurd? Tut mir leid, aber er ist grade nicht da. Er ist unterwegs um nach seinen Schätzen zu sehen.“ „Wie? Und er nimmt dich nicht mit?“, fragte Thor verwirrt. „Wie ist er überhaupt durch Lokis Feuer gekommen?“ Brynhild erklärte: „Er hatte einen Lindwurm erschlagen und in dessen Blut gebadet. Das hatte seine Haut immun gegen Schwert und Feuer gemacht. Und von diesen Lindwurm hat er auch den Goldschatz her, offenbar stammt dieses Gold ursprünglich aus Niflheim.“ „Okay? Das hat er dir erzählt?“ „Ja, und er hat mir einen Ring aus diesem Nifelungenschatz hinterlassen.“ Dabei zeigte sie ihrem Bruder den Ring an ihrem Finger. Thor betrachtete ihn. „So, das hat er…“ Jetzt war Thor nicht mehr so froh wie vorher. Was Brynhild über Sigurd erzählt hat, kam ihm seltsam vor und er fand, dass Brynhild sich sehr verändert hat. „Dieser Sigurd…“, fragte Thor unsicher „Ist er in Ordnung?“ Brynhild lächelte nur und legte die Hand auf seine Schulter. „Ja, ist er. Wir lieben uns wirklich sehr.“ Thor schwieg. „Ich weiß, du machst dir Sorgen um mich. Aber wenn du Sigurd getroffen hast, wirst du ihn auch mögen.“ „Du bist dir sicher, dass er zurückkommt?“ „Natürlich! Er wollte mich später zur Frau nehmen!“ Thor traf diese Nachricht tief. „Außerdem muss er zurückkommen, weil…“ Sie kicherte leise, während sie eine Hand auf ihren Bauch legte. „..ich trage unser Kind in mir.“ Das haute Thor fast aus den Socken. „Du… du bist schwanger?!“ Glücklich lachte Brynhild nur. „Einen Neffen oder eine Nichte? Was ist dir lieber?“ Thor rang nach Worten, das war etwas zu viel für ihn im Augenblick. Seine Schwester, ganz allein und noch dazu schwanger. „Brynhild… Du bist irgendwie seltsam, seit du ein Mensch bist. Früher hättest du nie an sowas gedacht, heiraten und Kinder kriegen.“ „Thor, ich war da noch ein Kind und hatte keine Ahnung davon. Glaub mir wenn du das richtige Mädchen findest, wirst du so ähnlich denken wie ich jetzt.“ „Brynhild…“ Er wollte noch was entgegen setzten, als er aus den Augenwinkeln ein schwach rotes Leuchten am Himmel erkannte. Er wandte den Kopf und sah ein hellrotes Lichtband am Himmel, das leicht waberte und dabei seine Farbe von Rot, über Grün, zu Blau wechselte. Ein Nordlicht, Lokis Zeichen! „Ich muss fort!“ „Aber…Thor…“ Mit einem Donnerschlag entschwand der Bruder, eh sie ihn zu fassen bekam. „Thor… Grüße die anderen von mir…“ Thor erschien wieder in Asgard wo Loki, ihm entgegen kam. „Verdammt, das war auch echt knapp!! Dein Alter ist grade von der Jagd zurückgekommen!“ „Brynhild… ist schwanger…“, keuchte Thor, mit den Gedanken ganz woanders „WAS?!“ Loki fiel fast die Kinnlade zu Boden. „Wie? Meinst du… so richtig mit dicken Bauch und…?“ „Na, so weit ist sie noch nicht! Sie hat mir das grade erzählt und dass dieser Sigurd sie heiraten wird.“ „Sigurd? So heißt dieser Kerl?“ „Ja…“ Sie gingen durch die langen Gänge der Festung Walhallas und trafen auf Balder. „Alles klar, Thor? Hat doch alles gut funktioniert.“ „Balder, unsere Prinzessin hat einen Braten in der Röhre…“ „Wie bitte?“ „Du und Thor werdet demnächst Oheime, Mann!!!“ „Das ist doch toll!“, antwortete Balder entzückt. „Dann müssen wir Brynhild erst Recht beschützen!“ „Ich weiß nicht…“, meinte Thor und hielt sich den Kopf. „…das kommt mir alles so plötzlich. Kaum ist sie erweckt, da ist sie recht bald schwanger und noch später mit diesem Menschen Sigurd im Ehebett.“ „Sag mal Thor, ist Brynhild glücklich mit Sigurd, oder wie auch immer er heißt?“ „Ja… sie schien mir sehr glücklich und du hast sie ja auch gesehen…“ „Na also, warum machst du dir dann Sorgen?“, erwiderte Balder, frohgemut. „Balder hat Recht. Wenn Brynhild glücklich ist, habt ihr beide eigentlich keinen Grund euch zu Sorgen. Also Thor, ist doch alles in Ordnung. Wer weiß, vielleicht sieht Brynhilds Kind ja so aus wie du!“ Dabei gab er Thor einen Knuff in die Schulter. „Ich würde mir gerne eine Nichte wünschen.“, meinte Balder mit großer Vorfreude. „Eine hübsche, kleine Nichte!“ „He, sie darf sich jetzt nicht zu sehr anstrengen, Balder.“, lachte Loki. „Außerdem, so oder so wird es hübsch, bei so einer Mutter.“ „Mann, ihr habt ja Nerven…“, grummelte Thor. „Thor… Es ist doch das Kind unserer Schwester. Wie beide lieben doch Brynhild, also freue dich doch!“ Irgendwie hatten seine Freunde Recht, vielleicht war ihm das alles noch zu fremd, weshalb Thor sich grade nicht wirklich freute. „Naja… Aber Vater darf nicht wissen was wir machen.“ „Natürlich nicht! Das wird unser Geheimnis bleiben.“ „Tja… ein starker Neffe, wäre mir aber auch recht.“ Thor hatte dann doch ein Lächeln im Gesicht bei dem Gedanken, Brynhild glücklich mit einen Kind auf dem Arm zu sehen. Die Söhne des Odin traten dann, ohne Loki ihren Weg zum Saale ihres Vaters an, wo er auf sie wartete. …Ein Falke flog über den Himmel, mit goldbraunen Federn, sie hörte ihn kreischen und sah ihm liebevoll nach. Auf einmal kamen ein brauner Falke und ein schwarzer Adler herbei. Mit Grausen, sah sie wie der braune Falke den goldenen schwer traf und danach auch der schwarze Adler. Der Falke sank zu Boden, während das Blut vom Himmel tropfte. >Nein… Bitte, Nein…! < Auf einmal war sie von Flammen umhüllt, dann verschwamm alles wieder. Ein Wald stand vor ihr, dahinter bahnte sich eine Lichtsäule ihren Weg in den Himmel. >Nein… nicht schon wieder!! Was soll das!?< Sie sah ein Mädchen mit dunkelvioletten Haaren, zum Wald eilen. Verzweifelt verweilte sie kurz von dieser Szenerie, Tränen glitzerten in ihren Augen. „Nein…“, wimmerte sie. „Nicht das… STIRB NICHT, LOKI-SAN!!!“ Sie stürmte wieder los. >Wer ist sie? < Es wurde wieder alles trüb. Auf einmal erblickte sie jetzt, wieder klar und deutlich Loki, wieder mit diesem blau leuchtenden Schwert. „Kusanagi, ich glaube an dich. Überlass den Rest mir!!“ Er stürmte los und versenkte die Klinge bis zum Heft in Balders Brust, der nur überrascht drein schaute. >DU…DU MÖRDER!!!! LOKI!!!<… Der Zorn und die Trauer um ihren Bruder riss Brynhild aus dem Schlaf. „Das ist doch nicht wahr!!! Nein… mein Bruder… Loki, du Bastard…“ Abgesehen von dem Traum mit dem Falken und dem Feuer, war das fast derselbe Traum den sie hatte, seit sie ein Kind war. Dreimal hatte sie ihn jetzt geträumt und jedes Mal waren neue Details dazu gekommen, wie dieses Mädchen jetzt, mit dem seltsamen Namen Kusanagi. „Das ist nicht wahr… Das ist nicht wahr… ich bin doch keine Völva… niemals… das ist nicht wahr… Er liebt ihn doch… das kann er doch nicht machen…“ Hat sie doch die hellseherischen Kräfte ihres Vaters geerbt? Warum quälte sie dieser Traum schon wieder? Noch lange weinte Brynhild wegen des Traumes. Sie ahnte aber nicht, dass in einiger Entfernung eine andere Person denselben Traum mit dem Falken hatte wie sie. Glücklicherweise für sie, nur mit dem Falken… Sigurd war grade dabei ein Lager für die Nacht aufzuschlagen. Zwei Tagesritte noch und er ist wieder bei Brynhild. Wie sehr ihr entgegen fieberte. Dann aber hörte er aus der Ferne ein Jagdhorn. Etwas später, kam ein Tross mit einigen Jägern vorbei, ein Mann mittleren Alters, mit schwarzen Haaren und dunkler Kleidung und eine alte, aber würdevoll dreinblickende Edeldame mit Krone waren mit Pferden dabei. Sie hielten an als sie Sigurd sahen. „Was macht Ihr hier, Bursche?“, fragte der Schwarzhaarige. „Ich… ich wollte hier nur mein Lager für die Nacht aufschlagen. Ich wusste nicht dass es Eure Wälder sind, Herr.“ „Eigentlich gehören diese Wälder mir und meinem verstorbenen Gemahl.“, meldete sich die Dame und blickte etwas hochmütig drein. „Wer seid Ihr eigentlich, Fremder?“ „Sigurd Fafnisbani Sigmundson, Herrin“ „Sigurd Fafnisbani?“ Ein Raunen ging durch den Tross. Auf die fragenden Blicke der Anwesenden antwortete Sigurd nur: „Ihr habt offenbar von mir gehört?“ „Na ganz gewiss!“, antwortete der Schwarzhaarige. „Wer hat nicht von König Sigmunds Sohn gehört, der den Lindwurm Fafnir erlegt und den Nibelungenhort gewonnen hat!“ „Übernachtet doch bei uns, edler Held.“, warf die Edeldame ein. „Unsere Burg ist nicht weit. Högni, mein Sohn…“ dabei deutete sie auf den Schwarzhaarigen. „…wird alles herrichten lassen.“ „Danke, Herrin. Ich nehme euer Angebot gerne an, Frau…“ „Grimhild ist mein Name, ich bin die Gemahlin des Landesherren Gjuki, die Götter haben ihn Seelig…“ „Danke Frau Grimhild.“ Sigurd stand auf und raufte seine Sachen zusammen, die er dann auf sein Pferd Grani lud. Högni und der Tross gingen voraus, zur Burg. Grimhild geleitete in einiger Entfernung Sigurd. „Was führt Euch eigentlich hier her, Drachenbezwinger? Euer Reich ist doch eigentlich etwas weit weg.“ „Naja, der Sinn nach Abenteuer und natürlich meine große Tat. Sagt, Frau Grimhild, Ihr sagtet, dass Ihr Gjukis Witwe seid. Meintet Ihr doch nicht etwa den mächtigen König der Burgunden?“ Geschmeichelt antwortete Grimhild: „Ja, genau. Gunnar, der amtierende König, ist mein zweiter Sohn.“ „Zweiter Sohn? Und was ist mit Eurem anderen Sohn Högni?“ „Er ist zwar mein Erstgeborener, aber stammt von meinem ersten Ehemann, dem alten Herren von Tronjem im Norden. Leider raffte ihn eine Seuche ihn dahin. Mein Schwager herrscht stattdessen jetzt.“ „Ach so, verstehe. Und wenn dieser keinen Sohn hinterlässt, könnte Euer Sohn und seine Nachkommen herrschen.“ „Ja…“ Grimhild lächelte. „Eine Frau kann stolz sein, wenn zwei mächtige Könige aus ihrem Schoß stammen.“ „Ist es noch weit?“, fragte Sigurd jetzt. „Gar nicht weit, nicht einmal eine Stunde werden wir brauchen.“ „Gut, dann verliere ich nicht so viel Zeit, wenn ich morgen wieder aufbreche.“ „Ihr wollt uns morgen schon wieder verlassen?“ „Ja, Brynhild, meine Verlobte wartet auf mich.“, meinte Sigurd mit glänzenden Augen. „Brynhild? Sie heißt ja so ähnlich wie diese Walküre aus den Legenden.“ „Eben, die meine ich!“ Sigurd war ganz aufgeregt. „meine Brynhild… die Götter Thor und Balder hätten keine holdere und klügere Schwester haben können…“ „Wie? Sie ist göttlichen Blutes? Die Legende stimmt da auch?“ Grimhild war ehrlich überrascht. „Da habt ihr Euch aber eine hochgestellte Braut erwählt.“ „Sie ist einfach das wundervollste Geschöpf, das je den Boden von Asgard und Manheim berühren durfte…“, säuselte Sigurd, mit seinen Gedanken nur bei Brynhild. Grimhild schwieg und beide ritten weiter zur Burg. Högni hatte den Besuch bereits angekündigt und einige Bedienstete bereiteten Speis und Trank für den Gast vor. Später traten Grimhild und Sigurd in die Halle. Ihnen trat ein junger, gekrönter Mann mit hellbraunen Haaren entgegen, etwas älter als Sigurd, aber gekleidet in einer edelbestickten Tunika, wollenen Hosen und einem über der Schulter liegenden Umhang in tiefem rot. Breit lächelnd reichte er Sigurd sie Hand. „Seid Willkommen, Fafnisbani! Ich bin Gunnar Gjukason, der Herr der Burgunden.“ „Ich bin erfreut, König Gunnar! Verzeiht Euch zu dieser späten Stunde Euch zu behelligen, aber Eure Mutter und Bruder…“ „Aber nicht doch! Es macht uns keine Umstände. Für den Bezwinger des Fafnir und dem Herrn des Nibelungenhortes scheuen wir keine Mühen.“ Beide setzten sich an den Tisch zu Högni, der da schon saß und ein Kammerdiener brachte Sigurds Umhang und Bündel in seine Kammer. Grimhild trat ab und ließ die Männer allein. Hinter dem Türrahmen, durch den aber grade Grimhild durchging, lungerte neugierig ein junges Mädchen. Mit ihren braun-grauen Augen erblickte sie den Gast an der Seite Gunnars. Als Sigurds Blick auf sie fiel, versteckte sie sich scheu wieder hinter der Tür. „Wer war das?“, fragte Sigurd. „Wer?“, fragte stattdessen Gunnar. „Das Mädchen da grade eben.“ „Ach, das kann nur meine Schwester sein, sie ist etwas scheu. Besonders seit sie vor kurzem einen schlimmen Traum mit einem Falken hatte, der zerfetzt wurde.“ „So…“ Das junge Mädchen hielt sich verborgen. Ihre Wangen glühten und ihr Herz wummerte vor Aufregung. Grimhild, die in einiger Entfernung, das Verhalten ihrer Tochter beobachtet hatte, wunderte sich etwas. „Gudrun.“, sprach Grimhild leise. „Ist irgendwas?“ „Er ist wahrhaftig hier… Sigurd…“, hauchte sie. Grimhild legte die Stirn in Falten. Sie blickte zu Sigurd rüber, dann zu ihrer Tochter und überlegte dabei. Mit einen Male lächelte sie verschwörerisch. „Gudrun, gefällt er dir?“ „Ach… er sieht besser aus, als ich es mir vorgestellt habe! Und wie er spricht…“ „Hmmm… kann ich dich was fragen? Was hältst du davon, wenn er um deine Hand anhält? Alt genug bist du dafür.“ „Was, um meine Hand?! Aber er würde mich bestimmt nicht beachten…“ „Nun…“, sprach Grimhild. „Es gäbe da eine Möglichkeit. Komm mit.“ Sie gingen in die Kammer von Grimhild, wo diese in ihrer Truhe, ganz unten nach etwas suchte. Schließlich fand die Königin was sie suchte. Ein kleines Ledersäckchen, worin gemahlene Kräuter und ein winziges, bekritzeltes Stück Pergament waren. „Was ist das, Mutter?“ „Wenn du diese Kräuter mit Wein oder Met mischt, entsteht daraus ein Trank, der Männern die Erinnerung raubt und ihre Leidenschaft für die erste Frau entflammt, die er dann sieht.“ Gudrun staunte. „Wirklich? Funktioniert das?“ „Deine Großmutter hatte einst einer Völva, im Winter, Obdach für die Nacht gegeben. Aus Dankbarkeit schenkte sie ihr dies Rezept was auf diesem Pergament steht. Deine Muhme hat bereits bei deinem Oheim diesen Trank eingesetzt und sieh sie an…“ „Stimmt, und das war des Trankes Wirkung?“ „Ja, mein Kind…“ „Aber… du willst doch nicht etwa…?“ „Doch, Gudrun… Damit würdest du die Treue Sigurds sichern. Ein Mann solchen Ruhmes und Reichtums ist eine wunderbare Partie und viele Mädchen würden sich um ihn reißen! Du aber, sollst die Glückliche sein… Also nun, willst du Sigurd zum Mann?“ Dabei streckte sie Gudrun das Beutelchen entgegen. Diese zögerte zuerst und dachte nach. Sigurd Fafnisbani der große Held und Herr des Nibelungenhortes, würde dann um ihre Hand anhalten und ihr ewig treu sein? Er würde jedes andere Mädchen ignorieren und nur sie im Sinn haben? Sie griff dann nach dem Beutel. „Ja…“ „Gut… Lass dir den besten Wein und Met bringen und mischen, dann füge zwei Fingerspitzen voll von den Kräutern hinzu. Serviere dann Sigurd den Trunk und sorge dafür, dass er dich sieht wenn er austrinkt.“ „Wie lange hält die Wirkung an?“ „Wenn du jeden Monat zur selben Zeit, ihn eine Dosis verabreichst, ewig… Aber achte auf die Dosis! Zu wenig und er ignoriert dich! Zu viel und er vergisst sogar seinen Namen!“ „Nein, Mutter ich werde Acht geben!“ „Gut, jetzt geh! Gedenk’ des Trankes im Schrein; vertraue mir, der ihn gewann: den Helden, des du verlangst, bindet er liebend an dich. Verlier bloß keine Zeit, mein Kind und tu was ich dir gesagt habe!“ Gudrun tat wie ihr geheißen und orderte einem Diener Met und Wein zu mischen und in Becher ein zu schenken. Servieren würde sie selber machen. Grimhild lächelte zufrieden, diese Verbindung ihrer Tochter mit Sigurd, würde den Burgunden, und somit ihr selber, Ansehen und Reichtum bescheren. Andernfalls wäre es doch eine Verschwendung dieses Mannes, würde er zum Gatten einer verbannten Göttin. „Sagt mal, Sigurd…“, fragte Gunnar. „Wie habt Ihr es geschafft dieses Ungeheuer, diesen Lindwurm zu erlegen?“ „Nun, Regin und ich hatten auf seinem Weg zum Fluss, wo er trinkt, eine Grube ausgehoben und ich habe mich darin versteckt, getarnt mit Ästen und Zweigen. Kaum war der Lindwurm raus gekommen und über der Grube, habe ich ihn mit voller Wucht das Schwert in den Leib gerammt. Das Vieh hatte sich erstmal vor Schmerzen gewunden und hat mich, immer noch am Schwert hängend, ein ganzes Stück mit sich geschliffen, bevor es zusammen brach. Ich konnte mich danach aber mit Mühe unter seinem Leib raus stemmen.“ „Einfacher aber gelungener Plan! Hattet Ihr keine Angst dabei?“ „Naja.. Aufgeregt würde ich eher sagen“, scherzte er und Gunnar lachte. Auf einmal, kam Gudrun herbei mit einem Tablett mit drei Bechern. „Gudrun, Schwesterlein… Du kredenzt uns heute den Trunk?“ „Ähm… ja…“, antwortete sie und reichte Gunnar und Högni je einen Becher. Mit flatterndem Herzschlag reichte Gudrun Sigurd den dritten Becher und trat scheu ein paar Schritte zurück. Sigurd stoß mit den andern an und nahm einen tiefen Schluck. Einige Augenblicke später ließ er aber, bleich im Gesicht, den Becher fallen und hielt sich stöhnend den Kopf. „Sigurd!“ „Geht’s Euch nicht gut?“, fragte Gunnar besorgt. Gudrun trat zu Sigurd und wollte ihm auf helfen. „Wollt Ihr Euch nicht lieber hinlegen?“ Sigurd blickte Gudrun direkt ins Gesicht und es lag ein anderer Glanz in seinen Augen als vorher. Auf einmal lächelte er das Mädchen an. „Nein, alles in Ordnung… Der Wein war wohl stärker als gedacht.“ Gudrun atmete erleichtert auf und wollte wieder gehen, doch Sigurd hielt ihre Hand fest. „Wie heißt du, meine Schöne…“ Gudrun errötete, es wirkte offenbar. „Gudrun Gjukasdottír…“ „Gudrun…“ Er küsste ihren Handrücken. „Das bedeutet doch so viel wie „Götter-Rune“, oder irre ich mich?“ „So ungefähr…“ Sacht zog Sigurd Gudrun zu sich. Er hätte sie bestimmt auf seinen Schoß gezogen, würde nicht ein Stuhl neben ihm stehen. Gudrun schwieg einfach, mit so einer raschen Wirkung hatte sie nicht gerechnet. „Wusstest du, dass ich Runensprache lesen und schreiben kann?“ Sie staunte und schüttelte den Kopf. „Nein, das wusste ich nicht! Ich dachte nur Gelehrte, kennen diese Schrift noch!“ „Wenn du willst, zeige ich dir wie dein Name in Runen geschrieben wird.“ Er zückte sein Jagdmesser und ritzte in das Holzbrett vor ihm, das ihm eigentlich später als Teller dienen sollte, Gudruns Namen in Runenschrift ein. Alle im Raum waren beeindruckt. „Erstaunlich…“ „Und sogar richtig.“, meinte Högni, der auch der alten Schrift noch mächtig war. „Ihr steckt voller Überraschungen, Sigurd“, hauchte Gudrun begeistert. „Wo habt ihr das gelernt?“ „Ähmmm…“ Sigurd überlegte angestrengt, doch er konnte sich einfach nicht erinnern wo oder besser gesagt von wem er das gelernt hat. In seinen Erinnerungen klaffte ein großes schwarzes Loch. „Es hört sich seltsam an, aber… ich weiß nicht wo ich das gelernt habe…“ „Also mir ist das egal.“, antwortete Gunnar amüsiert. „Nicht jeder kann sowas.“ Sigurd hörte nicht zu und starrte Gudrun unentwegt mit einem feurigen Blick an, während er Gudruns Hand, die er immer noch hielt, an seine Brust legte. „Ähmmm… Sigurd, Ihr seid Gast… ähm, bitte…“ „Jeder Mann den du anblickst muss sich glücklich und geehrt fühlen. Ich beneide deinen Verehrer, so sehr dass ich ihn am liebsten töten würde.“ „Nun… Gudrun würde von so manchen Mann umbuhlt, aber sie hatte sich nicht entschieden…“ Sigurd wandte ruckartig den Kopf als er es hörte. „Ich habe noch eine Chance?! Dann möchte ich um die Hand Eurer Schwester bitten!“ „Euch gefällt meine Tochter?“, kam es von Grimhild, die die ganze Zeit hinter der Tür sich verborgen hatte. „Oh ja… Gudrun ist ein wahrliches Bild von Lieblichkeit, wie nirgend wo sonst…“ Wieder an Gudrun gewandt. „Natürlich nur wenn du willst, liebste Gudrun, möchte ich um deine Hand anhalten… Wenn du mich aber nicht willst, werde ich dich nicht zwingen, aber ich würde nicht mehr leben wollen…“ „Sigurd, natürlich… Ich würde mich so freuen Eure Frau zu werden…“ „Dann ist die Sache abgemacht!“, meinte Grimhild erfreut. „Nicht ganz, Mutter!“, widersprach Gunnar. „Es ist doch Tradition bei den Burgunden, dass die jüngeren Geschwister nicht vor den Älteren heiraten. Also, wenn ich noch keine Braut habe, kriegt Sigurd Gudrun noch nicht.“ „Gunnar, das ist doch unwichtig!“ „Keine Sorge, Mutter. Ich habe auch schon eine Braut in Aussicht.“ „Gunnar.“, meldete der bisher schweigsame Högni. „Du meinst doch nicht etwa…?“ „Oh doch, Högni! Ich meine die Walküre Brynhild.“, antwortete Gunnar mit leuchtenden Blick. Grimhild erstarrte, das passte ihr nicht in ihren Plan. „Mein Sohn… Es gibt doch noch andere schöne Mädchen edlen Blutes, die du freien kannst…“ „Aber keine so edel wie sie… Tochter des großen Odin, stark wie ihr mächtiger Bruder Thor und schön wie ihr lichter Bruder Balder… Es wäre eine große Ehre so ein Weib sein eigen zu nennen…“ „Schön und gut… aber du weißt nicht einmal ob sie existiert.“ „Sie existiert…“, meldete sich Sigurd. „Und wenn Ihr wollt, Gunnar, hole ich sie für Euch.“ Gunnar war erfreut über diesen Vorschlag. „Gerne, wenn ihr aber die Waberlohe nicht fürchtet, denn…“ „Ähnlich wie der Gott Balder bin ich unverwundbar, das Bad im Blut des Drachen hat dies möglich gemacht. Das Feuer kann mir nichts anhaben.“ „Gut! Aber Ihr müsst sie auch im Kampf bezwingen, sie ist stark, immerhin ist sie Walküre.“ „Das tue ich in Eurem Namen und wenn es sein muss in Eurer Rüstung.“ „Perfekt! Dann wird sie denken ich habe sie bezwungen und wird mir dementsprechend Respekt zollen! Gut Sigurd, wir brechen morgen zu Brynhild auf!“ „Gunnar, ich finde es keine gute Idee…“, warf Högni ein. „Du betrügst so deine Braut noch bevor sie in deinem Bett weilt. Das ist kein guter Start für eine Ehe.“ „Außerdem…“, mischte sich Grimhild ein. „Bin ich der Meinung, dass du eine einfachere Braut wählen solltest.“ „Der König hat entschieden!“, donnert Gunnar und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Sigurd, das müssen wir besiegeln, mit Blutsbrüderschaft!“ Dieser nickte einverstanden. Schon bat man um ein Gefäß mit Met und beide fügten sich kleine Schlitze in ihre Unterarme zu und drückten diese Wunden aufeinander. Während beide feierlich sich Treue und Ehrlichkeit schwören, ließen sie ihr vermischtes Blut in den Met tropfen, den sie zur Stärkung des Bundes dann tranken. Danach, begab sich jeder zu Bett. Der Morgen graute bei Brynhilds Versteck. Heute würde endlich der Tag sein an dem Sigurd endlich zurückkäme. Ganz aufgeregt achtete sie auf jedes Geräusch, was einen Reiter oder etwas ähnliches ankündigte, während sie ihre Haare zurecht machte so gut wie sie konnte. Sie wollte unbedingt hübsch für ihren Liebsten sein. Dann hörte sie aber Schritte durch das Brausen der Flammen. „Er ist hier!“ Aufgeregt stellte sich Brynhild vor den Höhleneingang. Die Augen fixiert auf die Waberlohe, sah sie mit Schrecken, dass ein ihr fremder Mann durch die Feuersbrunst brach. Er war in, ihr unbekannter, Kleidung gekleidet und ein Helm verdeckte sein Gesicht. „Was…?! Wer bist du?!“ Er schwieg und trat auf sie zu. „Halt, zurück!!! Was hast du vor?!!“ Er wollte nach ihr greifen, sie wich aus, bevor er wieder nach ihr griff. Sie riss sich los und trat ihm in den Magen. Was sie nicht ahnte war, dass es sich hier um Sigurd handelte, der sich verkleidet hatte. Er stöhnte, der Tritt in den Magen war hart. Brynhild eilte zu ihrem Speer und ergriff ihn. Drohend richtete sie die scharfe Spitze auf den Eindringling, dieser zog das Schwert. „Du hast dir den falschen Gegner ausgesucht! Bleib’ fern! Fürchte dies Zeichen!“, dabei deutete sie auf ihren Gürtel, ihr Rangabzeichen den sie von ihrem Vater gekriegt hat. „Zur Schande zwingst du mich nicht, nicht Odins Kriegerin!“ Sie stürmte mit den Speer auf ihn zu, der parierte mit dem Schwert. Brynhild versucht von mehreren Seiten auf ihn einzudringen, er wich aus und wehrte immer wieder ab. Einen erfahrenen Kämpfer hatte sie vor sich, aber aufgeben würde sie niemals. Wieder versuchte sie, laut schreiend ihren Gegner aufzuspießen, doch dieser schritt geschickt zur Seite und hebelte mit dem Schwert Brynhild den Speer aus der Hand und packte sie. Sie riss sich abermals los, ihr Gegner konnte sich noch an ihrem Gürtel erwischen, der dann aber zerriss. Brynhild wandte sich nach ihrem Speer, bevor ihr Gegner mit dem Schwertknauf ihr auf den Kopf schlug. Brynhild schwankte. „Sigur…“, hauchte sie noch bevor sie ohnmächtig, zusammen sackte. Schnaubend stand Sigurd über Brynhild und nahm Gunnars Helm ab. Er sah auf die reglose herab und entdeckte seinen eigenen Ring an ihrem Finger. „Wie kommt der denn an ihren Finger?“, fragte er sich und zog ihn ab. Kaum aber betrachtete er den Ring genauer, pochte es schmerzhaft in seinem Kopf, wie da als er an Gjukis Hof den Wein getrunken hatte. Etwas regte sich in seinem Kopf. Sigurd schüttelte diesen nur und steckte den Ring ein. Dann hievte er Brynhild auf, nahm sie unter den Arm und sprang durch die Feuersbrunst. Kaum war er aber mit ihr durch erlosch das Feuer. Gunnar kam ihn entgegen. „Hat es funktioniert?!“ „Ja, hier habt Ihr Eure Braut.“ Er übergab die bewusstlose Walküre Gunnar. Er trug sie auf dem Arm, entzückt und glücklich betrachtete er ihr Gesicht. „Sie ist wirklich wunderschön… Sigurd, hole noch alles was ihr Besitz ist, dann tausche, bitte mit mir wieder die Kleider. Gudrun wartet daheim auf dich…“ „Ja, sofort!“ Sigurd eilte nochmal zur Höhle und holte Brynhilds Speer, Schild und Helm. Dann tauschte er wieder mit Gunnar die Kleider und eilte auf Granis Rücken zurück. Als Brynhild später erwachte, war sie erzürnt über den Mann der neben ihr saß und auf ihr Erwachen gewartet hatte. Sigurd war schon längst weg. „Was…Du!!!“ Mit der Faust wollte sie ihm die Nase brechen, doch Gunnar hielt ihre Hand fest. „Ganz ruhig… Du willst offenbar nochmal kämpfen, richtig?“ „Nein, ich will dich umbringen, du unverschämter Mistkerl!!!“ „Aber, aber… lass die harten Worte gegenüber deinem Bräutigam…“ „Bräutigam?“ „Mein Bruder, will Euch, Odinsdottír, zur Frau nehmen.“, beantwortete Högni ihre Frage, dabei hatte er ihren Speer und Schild in der Hand. „Meine Waffen!!! Gib sie mir sofort zurück!!!!“ „Deine Waffen brauchst du nicht mehr.“ Gunnar hielt Brynhild fest ehe diese sich auf Högni gestürzt hätte. „Komm, gehen wir Heim. Meine Mutter und Schwester werden sich über die neue Königin der Burgunden freuen.“ Er half Brynhild auf sein Pferd auch wenn diese sich sträubte. Während sie zurück zur Burg ritten, beschloss Brynhild bei der nächsten Gelegenheit, ihr Waffen zurück zu holen und zu fliehen. Fast zwei Tage später, schwebten Thor, Balder und Loki über dem Berg wo Brynhild gelegten hatte, um sie, trotz Odins Verbot, zu besuchen. Als die drei landeten wunderten sie sich, dass das Feuer aus war. „Das letzte Mal wo ich hier war, hatte das Feuer noch gebrannt.“ Loki untersuchte die Felsspalte woraus die Flammen gebrannt hatten. „Das ist ja eiskalt! Das Feuer muss sehr lange aus sein.“ „Brynhild?!“ Thor betrat die Höhle, niemand war zu sehen. Ihm fiel aber noch was auf. „Ihre Waffen sind weg!“ „Ob sie mit diesem Sigurd weggegangen ist?“, fragte Loki und sah sich auch um. Thor war betrübt. „Bestimmt, deswegen ist alles weg…“ „Bei den Gebeinen Ymirs!!!“, rief Balder auf einmal und hob etwas vom Boden auf. „Brynhilds Gürtel!!! Er ist zerrissen!!!“ „WAS?!!“ Seine Freunde kamen herbei und sahen den zerrissenen Gürtel in Balders Händen. „Tatsächlich! Das ist ihr Gürtel!!“ „Den hat man ihr ganz offensichtlich mit Gewalt abgerissen. Bestimmt im Kampf“, mutmaßte Loki. „Du meinst, man hat Brynhild gewaltsam entführt?!“, fragte Balder. Thor erbleichte, dann aber wurde er wütend. „Wir müssen sie schnell finden!!“ „Aber Vater wird merken, dass wir weg sind!!“ „Willst du unsere Schwester im Stich lassen, Balder?!“, fragte Thor in Rage seinen Bruder. „Nein, aber ich will nicht, dass wir beide Ärger mit Vater kriegen…“ „Ich werde Brynhild suchen!“, meinte Loki entschlossen. „Ich bin nicht an Odins Verbot gebunden und kann sie so suchen gehen.“ „Ja, bitte Loki, mach das.“, bat Balder verzweifelt Loki. „Thor und ich kehren zurück und halten dir den Rücken frei.“ „Loki, komm ja nicht zurück ohne Brynhild gefunden zu haben!“ „Ja, Thor.“ Und die Freunde entschwebten, Thor und Balder kehrten zurück nach Asgard, Loki schwebte über den Wald und suchte nach Spuren von Brynhild. Kurz vor einer mächtigen Burg, im Wald entdeckte er zwei Reiter. Loki näherte sich unauffällig. Er entdeckte bei dem einen Reiter, dass eine junge Frau mit dunkelbraunen Haaren bei ihm ritt. „Brynhild!“, dachte sich Loki und folgte ihnen, ohne von ihnen gesehen zu werden. Er wollte rausfinden was hier vor sich ging und was sie mit ihr vorhatten. Sie erreichten die Burg, Loki versteckte sich hinter den Mauern. Widerstrebend wurde Brynhild durch das Innentor gedrängt. Durch ein Fenster sah Loki, wie die beiden Männer mit Brynhild einen Saal betraten. An der Tafel die da stand, saßen eine alte Frau, ein junges Mädchen und ein junger blonder Mann, der mit ihr rumschäkerte. Kaum hatte sich die Tür geöffnet, standen die drei auf, um die ankommenden zu empfangen. „Herzlich Willkommen, meine Tochter.“, sprach die alte Dame, betont herzlich und umarmte Brynhild. Diese erwiderte den Gruß nicht, sondern blickte ihr über die Schulter und entdeckte Sigurd an der Seite des jungen Mädchens. Sie stoß die Dame zur Seite und eilte auf Sigurd zu, den sie herzlich umarmte. „Gepriesen sei Ymirs Herz, Sigurd!!!“ Sigurd rührte sich nicht. „Bitte hilf mir, dieser Kerl behauptet ich wäre seine Braut! Sigurd?“ Irritiert starrte sie Sigurd an, der ins Leere blickte. Auch Loki, der immer noch durchs Fenster guckte wunderte sich. „Was ist denn los mit dir? Erkennst du mich nicht mehr? Ich bin es doch! Brynhild!“ „Gunnar, deinem Weib ist übel!“, lachte Sigurd auf einmal und schubste sie von sich weg. Brynhild, und auch Loki, konnten nicht glauben was sie da hörten. „Aber…“ „Sie hat wohl zu lange im Wald gehaust, nicht wahr liebster Sigurd?“, meinte Gudrun und umklammerte seinen Arm. „Beim Kampf, habe ich wohl ihr zu hart auf den Kopf gehauen. Aber sie wird wieder, liebe Schwester.“, entgegnete Gunnar. Brynhild bemerkte dann an Gudruns Finger ihren Ring, den sie von Sigurd hatte. „D… der Ring…“ „Den hat mir Sigurd gegeben.“, antwortete Gudrun, fast hochmütig, worauf ihre Mutter sie tadelnd ansah. Sie schwieg dann. „Tja, dann müssen wir nur noch die Hochzeit vorbereiten. Mutter, bitte geleite Brynhild in ihr Gemach, ich werde viel zu tun haben.“ „Komm mit…“, sprach Grimhild sanft, aber innerlich erzürnt über das Verhalten ihre Kinder. Darüber, dass ihr Sohn doch Brynhild zu sich hatte holen lassen und darüber, dass ihre Tochter fast alles vermiest hätte, nur weil sie stolz war, Sigurds Braut zu sein. Brynhild fühlte sich als ob sie fallen würde, als ob alles um sie herum zerbrach. Loki am Fenster, hatte genug gesehen. „Das wird Thor nicht gefallen…“, dachte er schlotternd als er zurück nach Asgard kehrte. In Asgard warteten Thor und Balder, in Balders Gemächern, ungeduldig auf Loki. Endlich war er wieder da. „Wo ist Brynhild?!“, platzte Thor sofort mit der Frage raus. „Bei einem Menschenkönig, soweit ich das sehen konnte. Aber ich habe schlechte Nachrichten…“ „Was für schlechte Nachrichten?!“ „Sprich Loki! Was ist passiert?!“ „Dieser Menschenkönig, er will Brynhild heiraten und noch schlimmer dieser Sigurd, der kriegt die Schwester dieses Typen und hat sich über Brynhild lustig gemacht, als sie ihn ansprach…“ „SIGUUUUUUUUUURRRRRRDDDDD!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Thors Stimme ließ den Himmel erzittern und grollende Gewitterwolken aufziehen, sogar in Manheim konnte man Thors Zorn am Himmel erkennen. „Beruhige dich bitte, Thor!“, bat Balder, stellte sich zwischen ihn und Loki. „Warum hast du nix getan, Loki?!!!!“ „Was hätte ich tun sollen?! Ich bin auch darüber empört!“ „Dieser Hurensohn!! Ich bring ihn um!!“ Thor griff nach seinem Hammer und stürmte los. Balder und Loki versuchten ihn fest zu halten. „Halt, Thor!!“ „Das wird Brynhild auch nicht helfen!!“ „Dein alter Herr wird dich verbannen!!“ „Das ist mir egal!! Ich bringe diesen Wurm um!!“ Er riss sich von seinen Freunden los und war fast draußen. „Loki, mach die Augen zu!!!“ Loki tat was Balder sagte und aus seiner Handfläche schoss ein greller Lichtblitz, der den ganzen Raum erhellte und Thor blendete, so dass er stehen blieb und sich die Augen rieb. „Tut mir leid, Bruder.“, meinte Balder, der natürlich nicht von seinem eigenen Licht geblendet war. Er trat auf Thor zu, in seinen Weg. „Wenn du jetzt aber losstürmst und Sigurd umbringst, wird Vater dich verbannen. Er will nicht dass wir Willkür an den Menschen ausüben.“ „Das ist keine Willkür sondern Gerechtigkeit…“, knurrte Thor und blinzelte. „Dieser Mistkerl, verspricht Brynhild die wahre Liebe und Ehe, schwängert sie und dann wirft er sie weg. Was glaubt er wen er vor sich hatte? Eine billige Dirne?!“ „Ich bin auch sauer und verstehe dich, aber Balder hat Recht. Und wenn du verbannt wirst, kannst du Brynhild erst Recht nicht helfen. Und wer weiß, vielleicht wäre Brynhild nicht glücklich darüber wenn du Sigurd umbringst, verliebte Weiber benehmen sich unlogisch.“ „Wir können nur dafür sorgen, dass sie nicht noch mehr Kummer bekommt. Mehr können wir nicht tun.“ „Was ist denn hier los? Thor!“ Odin kam grade herbei. Die Jungs erschraken. „Was ist den passiert? Der Himmel sieht nach Gewitter aus! Warst du das, Thor?“ „Ja, aber nur weil ein paar Menschen sich über Thor lustig gemacht haben. Das hat ihn echt angekratzt.“, antwortete Loki und Balder nickte zustimmend. Odin schüttelte den Kopf. „Wenn es nichts anderes ist… Gebe den Worten von Menschen keine Bedeutung. Menschen sind sehr oft sehr dumm…“ Damit tritt Odin ab. Es war besser er weiß noch nichts von dem Schicksal seiner Tochter. Thor bebte immer noch vor Zorn, ließ aber den Griff seines Hammers los. „Wenn die Gelegenheit günstig ist, wird Sigurd sterben, das verspreche ich…“, sagte er zu sich in Gedanken. Die Hochzeit war dann auch recht bald gefeiert. Brynhild war es die ganze Zeit so unwirklich gewesen, dass sie einen anderen als Sigurd heiratete. Er sah sehr glücklich aus an Gudruns Seite, dass Brynhild schon Mühe hatte während der Zeremonie ihre Tränen zurück zuhalten. Danach würden Sigurd und Gudrun abreisen, in Sigurd sein Reich, dass einst seinem Vater gehörte. Brynhild würde ihn dann nicht mehr sehen. Ohne ihn, schien ihr Leben keinen Sinn mehr ergeben. Ihre Hochzeitsnacht stand an, Brynhild lag bereits im Bett, bevor Gunnar dazu kam. Sie beachtete ihn nicht als er sich zu ihr legte. Ihm war schon aufgefallen, dass sie schon den ganzen Tag verstimmt war. „Was hast du denn?“ Brynhild schwieg und sah ihn nicht an. „Komm… lächle mich doch mal an… ich werde dich auch glücklich machen…“ Dabei schlichen seine Finger unter ihr Gewand. Da stoß sie ihm ihren Ellbogen in den Leib, gab ihm einen Tritt dass er aus dem Bett fiel. Dann schnappte sie sich ein Laken und schnürte ihn damit zusammen. „Aber…Brynhild!!!“ Wie in Trance, hing sie den so verpackten Gunnar an einem Fackelhalter an die Wand, wo er hilflos rum zappelte. „Was ist mit Euch?!“, begann Brynhild, mit einer Stimme worin Spott und Zorn gleichzeitig zu hören war. „Ihr hattet mich doch im Kampf besiegt und jetzt…? Selbst als ich klein war konnte ich meinen großen Bruder Thor so aufhängen wie Ihr jetzt!“ „Naja… ich hatte den Überraschungsmoment auf meiner Seite… Ach, komm Brynhild, nimm mich wieder runter… Ich bin immerhin dein Mann…“ „Ich bin zwar jetzt Eure Frau, aber Euer Weib werde ich niemals sein… Gute Nacht…“ Fast die Hälfte der Nacht lag Brynhild wach und weinte still. Wieder sehnte sie sich nach daheim. Ihre Mutter würde sie bestimmt im Arm halten und die richtigen Worte zum Trost sagen. Thor würde ihr versichern sie niemals allein zu lassen und Balder würde versuchen sie mit seinem Optimismus anzustecken. Dann aber fühlte sie eine winzige Bewegung in sich, zart wie ein Tropfen Morgentau der über ein Blatt rollte. Ihr Kind von Sigurd. Offenbar spürte es den Kummer seiner Mutter und versuchte auf seine Weise sie zu trösten, was offenbar klappte, den zaghaft gewann sie ihren Mut wieder. Sie begann wieder einen Sinn in ihrem Leben zu sehen. Sigurds verlorene Liebe würde in Form dieses Kindes weiter leben. Sigurd und Gudrun waren nach langer Reise in seinem Reich angekommen und wurden herzlich empfangen. Aber in der Nacht, vor der Nachtruhe, als Sigurd sich bettfertig machen wollte, überkam ihm ein Gefühl der Übelkeit und sein Schädel schmerzte. In seinem getrübten Gedächtnis, waberte leise dann immer lauter ein Name bis er ihn aussprach. „Brynhild… Bryn…hild… Was mache ich hier?“ Er schwankte, Gudrun kam grade zu ihn. „Sigurd! Was ist mit dir?!“ „Bryn…Brynhild… ich muss zu ihr…“ Gudrun erschrak, in ihrem Glücksrausch hatte sie, den Trank vergessen. Sie bugsierte Sigurd zu einem Stuhl. „Be…bevor du gehst, solltest du dich lieber mit einem Wein stärken!“ „Ja… bitte… ich bin sehr…schwach…“ Gudrun lief selber in den Weinkeller, holte etwas Wein und mischte die Kräuter drunter. Das gab sie Sigurd, der daraufhin ohnmächtig wurde. „Sigurd! Bitte…“ Einen Augenblick später erwachte er wieder. „Gudrun… was ist passiert?“ Sie atmete erleichtert auf. „Dir war schlecht… vielleicht war das Brot vorhin nicht das frischeste.“ Sigurd kratzte sich am Kopf. „Sigurd? Liebst du mich?“ Gudrun sah ihn dabei ernst an. „Wieso fragst du mich das? Ich liebe dich doch über alles!“ Er nahm sie in den Arm und küsste sie. „Wirklich?“ „Ja, immer und ewig…“ Er lächelte sie dabei an. Gudrun war zufrieden. Aber nie wieder, würde sie vergessen ihn den Trank zu geben, das beschloss sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)