Persephone und Hades von -Claire-Farron- (Eine Liebesgeschichte aus der Griechischen Vergangenheit wird nun in die Gegenwart versetzt) ================================================================================ Kapitel 56: Bibliothek der Unterwelt ------------------------------------ Hades' Weg führte ihn direkt in die kleine, aber ordentliche Bibliothek der Unterwelt, in der er selbst Werke gesammelt hatte. Die meisten waren ziemlich alt und einige fielen schon beinahe auseinander. Selbstverständlich standen neben zeitlosen Klassikern berühmter Größen der Schreibkunst auch Bücher über Sagengestalten und Legenden in den Regalen. Bücher über Wesen wie er eines war, über Götter und Monster, über Gestalten und Kreaturen. Aber auch Bücher über Dinge wie das Goldene Vlies, das er scheinbar suchen würde. Hades kannte jedes dieser Bücher, jedes einzelne und er war sicher, dass zumindest in einem ein kurzer Absatz über das Vlies stand. Er hatte im Nu die Bücher gefunden, die in Frage kamen und hatte sich mit diesen einfach auf den Teppich vor dem Kamin gesetzt, in dem ein ewig loderndes Feuer brannte und eine angenehme Wärme verbreitete, die doch den Raum nicht zu verlassen wusste, sondern allein hier ihren Trost spendete. Hades las noch nicht lange in den Büchern, als er die Türscharniere quietschen hörte und aufsah. Es war Athene, die in der Tür stand. Ihr Blick war ernst und an ihrem Speer klebte rotes, zähes Blut, das golden zu schimmern schien. Er wusste, was das bedeutete. Sie hatte einen der ihren, einen Gott, damit verletzt. Nur das Blut ihrer Art hatte diesen eigentümlichen, ganz besonderen Glanz, der es doch vom Blut jeder anderen Art unterschied. „Hades“, sprach sie ihn durch die Stille an, die zwischen ihnen beiden beinahe drückend geherrscht hatte. Langsam schritt sie auf ihn zu und Hades wiederum schritt auf sie zu bis sich Gott und Göttin Auge in Auge gegenüber standen. „Athene“, erwiderte er leise. Wieder war es still und schließlich lächelte die Göttin wohlwollend und nahm eine Feder aus ihrem Gewand. Sie war lang und weich, von brauner Farbe mit weißen Schecken und Hades war sich sicher, es war eine Eulenfeder. Allein der Schaft, wie aus geschmolzenem Silberfiligran, verriet, dass es nicht nur irgendeine Feder war. „Wenn du in der Grotte, zu der die Karte dich führt, eine Eule triffst, gib ihr dies und sie wird dir den rechten Weg weisen. Du wirst es brauchen, denn deine Zeit ist knapp.“ Athenes Blick blieb wie zumeist unleserlich, doch Hades nickte und nahm mit einem dankbaren Lächeln die Feder an sich, die er sanft entlang strich. „Ich danke dir. Auch im Namen meiner Liebsten und unseres ungeborenen Kindes, dessen Mutter du hiermit hilfst.“ Die weise Göttin nickte und lächelte nun ebenfalls. „Lass es mich oder Aphrodite wissen, wenn du das Vlies hast. Ich werde alles vorbereiten, um es zu weben und zu dem Gewand zu machen, das Persephone ihre Unsterblichkeit zurückgeben wird.“ Ohne ein weiteres Wort trennten sich ihre Wegen und Hades wandte sich seinem Pergament zu sowie einigen Landkarten. Schnell wusste er, wo er die Grotte fände, von der die weise Athene gesprochen hatte. Doch leider gab es noch einen weiteren Haken. Nicht nur, dass die Grotte eine magischer Ort war, allein um Mitternacht bei Vollmond zu betreten und somit nur ein einziges Mal im Monat, sie wurde auch von mehreren Dingen bewachte, die nur undeutlich genannt wurden. Ein Ungeheuer der Tiefe mit einem Herz kälter als die See, die es bewohnt. Ein Pfad, schwer zu begehen und doch der einzige, mit Blut der Zoll zu entrichten. Ein Ton so hell, dass er die Sicht vor dem Offensichtlichen abzulenken versteht, bis die Stunde schlägt. Die Stunde, das war einfach. Das konnte nur das Ende der Nacht sein, wenn der Tag begann und die Grotte wieder unbesuchbar wurde.Aber alles andere... Unter dem Wasserungeheuer konnte er sich einiges vorstellen, doch der Pfad blieb ihm recht rätselhaft. Doch gleich, welchen Zoll er würde zahlen müssen, er zahlte ihn gern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)