Persephone und Hades von -Claire-Farron- (Eine Liebesgeschichte aus der Griechischen Vergangenheit wird nun in die Gegenwart versetzt) ================================================================================ Kapitel 32: Athenes Angst ------------------------- Was ihr jedoch viel wichtiger war, war der Grund für ihr Handeln. Der Grund, weshalb sie Jason den Weg zu einem der wenigen Orte wies, den die Unsterblichen nicht sehen konnten, an dem alles vor ihrem Blick verborgen war. Sie allein kannte diese Orte und hatte stets darüber geschwiegen, hatte sie doch befunden, dass es selbst für sie noch Geheimnisse geben musste, allein um des Gleichgewichtes der Welt willen, die sie doch zu behüten versprochen hatten. Zu ihrer Schande war dies jedoch nicht der einzige Grund gewesen, weshalb sie Jason ihren Rat gewährt hatte. Es war Angst gewesen. Sie hatte sich gefürchtet vor dem, was das Vlies in seiner Macht noch über die Welt bringen könnte, wenn man sie bat, es zu weben. Athene, die man auch Ergane nannte und die Göttin des Webens war, hatte sich gefürchtet, aus dem Vlies das goldene Gewand zu weben, das einem Sterblichen die Unsterblichkeit schenken konnte. Zu gefährlich war es ihr erschienen, dieses Wissen allen anderen Göttern im Konzil anzuvertrauen. Selbst ihre engsten Freunde hatten nie davon erfahren. Mit der Macht, die des goldenen Stiers Opfer zusammen mit ihrer eigenen Webkunst erschaffen konnte, war zu viel Unheil anzurichten. „Ich wies Jason den Weg zu einer Höhle, bat ihn dort das Vlies zu verbergen, damit es niemals in meine Hände gelänge. Denn geschähe dies, so müsste ich es wohl weben, denn selbst in mir wohnt Stolz und ich könnte nicht umhin das kostbarste Garn zu weben, das existiert.“ Sie schämte sich ihrer Furcht, die doch ihrer eigenen Eitelkeit galt. „Und webte ich dies Garn, so erschüfe ich das Gewand, das einem Jeden, der es trüge für länger als einen Tag und eine Nacht die Unsterblichkeit verliehe, die doch einst uns Göttern vorbehalten gewesen war.“ Es war raus und so befreit sie sich auch fühlte, so schwer war ihr auch das Herz. Sie konnte weder das Vlies weben und das Gewand in die Welt geben, so gefährlich wie es war, doch natürlich konnte sie auch die Menschen nicht im Stich lassen, die die Welt waren, und die sterben würden, wenn Hades die Titanen in seinem Leid freiließe. Und dass letzteres geschähe, daran zweifelte sie kaum. Dennoch ließ das Risiko ihr keine Ruhe, dass das Vlies barg. Hilfesuchend sah sie zu ihrer schönen Schwester, die nun sicher erkannte, was es war, dass ihr solche Unruhe und Sorge bereitete. „Sag mir, Aphrodite, bittest du mich noch immer darum, Hades den Weg zum Vlies zu weisen und es zu dem Gewand der Unsterblichkeit zu weben?“ Sie wusste kaum Rat in dieser Sache. War es das Risiko wert? Denn würde das Gewand missbraucht, wären die Folgen womöglich schlimmer als die Auslöschung der Menschen. Athene konnte kaum glauben, dass sie das überhaupt dachte, doch wer konnte erahnen, wie schwerwiegend das Gleichgewicht der Welt dadurch gestört würde, wenn die Menschen das Gewand erlangten. Sah man mal davon ab, dass Kriege geführt würden, Leben sinnlos ausgelöscht und Städte dem Erdboden gleich gemacht würden, bliebe der Fakt, dass immer mehr Menschen unsterblich würden, wenn auch ohne der Götter Macht. Nicht auszudenken, wie sehr dies das Ökosystem der Erde stören würde, wie sehr die Rechtssysteme erschüttert würden und die ethischen Ideologien! Sie wollte es sich nicht einmal ausmalen. Doch selbst, wenn man es versteckte, galt eine Regel unauslöschlich in dieser Welt: Was einmal existierte, würde auch genutzt und für die Ewigkeit ließ sich nichts verstecken – das goldene Vlies war der beste Beweis. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)