Resident Evil von JayEs (Afterlife) ================================================================================ Kapitel 5: Geheimnis -------------------- Der gestrige Tag steckte Rain noch schwer in den Knochen. Sie hatte in der Nacht keine Ruhe mehr gefunden und war gerade dabei in eines der Labore einzubrechen, die wichtige Daten geheim hielten. Normalerweise interessierte sie es einen Scheißdreck, wenn etwas unplanmäßig lief, aber diese Blondine tauchte immer wieder auf, gefolgt von einer Flüsterstimme. Ich mach mir Sorgen um deine Verletzungen. Hier stirbt keiner mehr. Ihr Kopf pochte wieder leicht. Genervt strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. Mit erhobener Waffe schlich sie durch die dunklen Gänge. Zuerst hatte sie vorgehabt J.D. einzuweihen, aber er wäre ihr nur im Weg gewesen, da er eher einem Elefanten im Porzellanladen ähnelte, wenn es ums Schleichen ging. „Ganz schön anstrengender Tag, was?“, ertönte eine Stimme. Kurz darauf kamen zwei Männer in weißen Laborkitteln um die Ecke und die Beleuchtung flackerte auf. Rain musste kurz die Augen zusammenkneifen, doch war sie schnell genug hinter einer offenen Tür verschwunden gewesen, so dass sie jetzt ohne Probleme weiter lauschen konnte. „Das kannst du laut sagen. In letzter Zeit treten immer öfters Erinnerungsfetzen bei den Projekten auf.“ „Ja, so viele mussten wir jetzt schon austauschen.“ „Vielleicht war das alles doch ein Reinfall.“ „Ich weiß ja noch nicht mal welches Ziel die damit verfolgen.“ Der andere schien empört zu sein. „Das weißt du nicht? Das machen die doch wegen dem Projekt Alice.“ „Im ernst?“ Ihre Unterhaltung ging weiter, doch mittlerweile waren sie zu weit entfernt, als das Rain noch etwas verstehen hätte können. „Alice...“, flüsterte sie. Auf diesen Namen reagierte ihr Kopf, doch die Erinnerung, die mit diesem Namen zu tun hatte, blieb aus. Sie wartete kurz bis das Licht auf dem Gang wieder erlosch und huschte dann wieder hinaus. Vorsichtig umging sie die Bewegungsmelder, mit denen das Licht gesteuert wurde und fand sich dann schnell vor der gesuchten Labortür wieder. Sicherheitsbereich Alpha eins. Das war so ziemlich das höchste, was Rain gesehen hatte, aber wie sollte sie nun dort hineingelangen? Sie erinnerte sich an eine Meldung der Sicherheitsabteilung, dass so schnell wie möglich die Schwachstelle des Kartenlesegerätes behoben werden sollte. Sie hoffte, dass dies noch nicht geschehen war und holte ihr Kampfmesser hervor. Vorsichtig bohrte sie im Schlitz des Gerätes herum bis es schließlich mit einem leisen Klacken das Entriegeln der Tür verkündete. „Solche faulen Säcke, aber mein Glück“, flüstere sie und betrat das Labor. Unzählige Computerbildschirme verzierten den Innenraum. Das stetige Summen der Server verdrängte die Stille. Hier waren bestimmt ein paar Geheimnisse versteckt, aber Rain war gottverdammt nochmal kein Computergenie. Seufzend schaute sie sich einen Bildschirm nach dem anderen an, doch so schwer war das gar nicht. Ein Bildschirm zeigte sich ständig erneuernde Koordinaten, ein anderer zeigte eine Luftbildaufnahme und wieder ein anderer zeigte Sprachaufzeichnungen. „Claire. Das Schiff dahinten, das ist Arcadia.“ „Ja, ich weiß.“ Es waren zwei von der Aufnahme verzerrte Stimmen, aber Rain konnte sie eindeutig zwei Frauen zuordnen. Die letztere schien also Claire zu heißen, doch warum sollte Umbrella jemanden überwachen? Rain vermutete, dass sie des Verrats verdächtigt wurden. „Erinnerst du dich wieder?“ „Da war der Strand... Menschen kommen uns zu Hilfe.“ Eine Stille trat ein. Rain wollte sich gerade dem nächsten Bildschirm zuwenden, als plötzlich wieder die eine Stimme ertönte, die Rain, obwohl sie so verzerrt war, irgendjemandem zuordnen konnte, doch sie erinnerte sich auch diesmal nicht an wen. „Was ist passiert? Warum bist du nicht bei den anderen?“ „Keine Ahnung. Ich kann mich nicht erinnern“, antwortet die vermeintliche Claire. Offenbar war Rain nicht die einzige, die momentan mit Gedächtnislücken zu kämpfen hatte. Sie dachte kurz darüber nach, ob Umbrella sie deswegen auch beschatten würde und schauderte leicht. Nein, der Gedanke war einfach zu absurd, denn sie hatte schließlich nichts zu verbergen, oder? „Wir müssen auf dieses Schiff.“ Dies waren die letzten Worte, die der Computer immer wieder ertönen ließ. Offenbar hatte man die Verbindung verloren. Dann öffnete sich ein kleines Login-Fenster. Rain vermutete, dass der Computer von einem anderen Ort gesteuert wurde. „A. Wesker“, las sie leise mit und folgte dann dem Passwort, welches als acht Sternchen hintereinander erschien, dicht gefolgt von einem Ladebalken, der sich nur langsam füllte. „Was zum Teufel machen die hier?“ Auf einem anderen Bildschirm erspähte Rain eine ziemlich interessante Datei. Projekt Raccoon City. „Projekt?“, entglitt es Rain. Zügig öffnete sie den Dateienordner und fand eine Stadtkarte. Jedes Haus war bezeichnet, aber nicht mit Straße und Hausnummer, sondern mit Namen von Leuten. Schnell fand sie ihr eigenes und folgte dem verbunden Link. Ein vollständiger Steckbrief von ihr flimmerte auf. Dies hätte sie nicht im Geringsten bei einer Firma, wie es Umbrella war, verwundert, wenn da nicht der neuste Eintrag gewesen wäre. „Erhöhung der Dosis. Zeigt erste Anzeichen von Erinnerung des Originals. Steht unter Beobachtung“, las sie laut vor. Ihr Herz fing zu rasen an. Dosis. Wie aus dem Nichts fiel ihr der T-Virus ein. Ein Virus, den sie eigentlich nicht kannte oder doch? Lebende Tote kamen ihr in den Sinn, aber warum? Erinnerungen des Originals? War sie nicht echt? Die Frau, die One abgeknallt hatte, sagte auch, sie alle seien nicht echt. Aber was sollte das heißen? Verwirrt blickte sie sich um. Der Boden schien ihr unter den Füßen zu entgleiten. Dann kamen ihr die letzte Zeile in den Sinn. Sie stand also auch unter ständiger Beobachtung, aber das würde ja bedeuten, dass sie über ihren abendlichen Ausflug Bescheid wüssten. Mit letzter Konzentration hielt sie sich an einem der Schreibtische fest. „Fuck.“ Wie aufs Stichwort öffnete sich die Tür mit einem ohrenbetäubenden Knall. Rain wollte die Handwaffe heben, doch da wurde sie ihr schon aus der Hand geschlagen. Die Welt drehte sich immer noch. Verdammt, sie wollte nicht wieder mit irgendetwas zugepumpt werden. Umbrella stellte etwas mit ihr an, darüber war sich Rain nun im Klaren. „Ich warne euch“, zischte sie. Als Antwort bekam sie ein herzliches Lachen und wurde ohne Vorwarnung über jemandes Schulter geworfen. Sie wollte sich wehren, aber ihr Körper versagte. Das war einfach zu viel für sie gewesen und doch verstand sie nicht einmal die Hälfte von dem, was sie erfahren hatte. Erschöpft schloss sie die Augen und sie war der felsenfesten Überzeugung, dass sie wahrscheinlich auch nie wieder aufwachen würde, jetzt wo sie auf Umbrella’s Überwachungsliste stand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)