Story Bingo von NarutoNinja (Eine Sammlung verschiedener One Shots) ================================================================================ Kapitel 1: Unterm Sternenhimmel ------------------------------- Ein Animagus zu werden war das Beste, was er je getan hatte. Er hatte sich noch nie so frei gefühlt, so unbeschwert. Er liebte es frei durch die Nacht zu flattern, im Zickzack durch den Wald zu sausen, keinen Grenzen mehr gehorchen zu müssen. Wann immer er konnte flog er nachts durch das Tal und den Steinbruch und nicht selten schloss er sich einem Fledermausschwarm an. Alleine zu fliegen war der Wahnsinn, aber in einem Schwarm zu fliegen war ein elektrisierendes Erlebnis, das er nicht in Worte fassen konnte. Er war nur ein Animagus und doch war er irgendwie ein Teil von ihnen. Er flog mit ihnen, er jagte mit ihnen, manchmal hing er mit ihnen Kopfüber in ihrer Höhle, nur um zu sehen wie es sich anfühlte. Es war faszinierend so in das Leben einer Spezies einzutauchen, in die er eigentlich nicht gehörte. Es war eine Erfahrung, die er gegen nichts in der Welt eintauschen würde. Das hier war sein Leben. Auch heute flog er wieder mit den Fledermäusen durch die Dunkelheit der Nacht, doch dieses mal war irgendetwas anderes. In seiner Nähe flatterte ein Fledermausweibchen. Sie war die letzten paar Tage schon in seiner Nähe gewesen, doch er hatte sie nie groß beachtet. Er wusste nicht warum er es ausgerechnet jetzt tat, in dieser sternenklaren Nacht, doch er konnte sich nicht mehr von ihr abwenden. War es die Art, wie sie ihre zierlichen Flügel spannte? Das Zittern ihres Fells, das vom Wind gestreichelt wurde? Ihre Grazie, ihre anmutenden Bewegungen, der liebliche Schall ihres Echos, der an seinen Sinnen kitzelte? Er wusste es nicht, doch plötzlich war sie bei ihm. Ihre Flügel berührten sich fast. Sie sah ihn an, schien zu lächeln, schien zu strahlen. Sie begann einen Salto zu schlagen, er machte es ihr nach. Sie drehte sich und ehe er sich versah begannen sie mit einem spielerischen Tanz, der immer enger und enger wurde, bis … Mit einem Schlag war Drake hellwach, kurz darauf stand er auch schon unter der kalten Dusche. Er zitterte am ganzen Leib. Sein Herz raste. Sein Blut rauschte und brannte wie Feuer. Er konnte nicht mehr aufhören an sie zu denken. Sie war immer bei ihm, an jedem Tag, in jeder Nacht, in jeder Sekunde, bei jedem Atemzug. Er sah sie kopfüber in den dunklen Ecken seines Zimmers hängen, spürte den zarten Windhauch, den ihre zierlichen Flügel verursachten, meinten den Klang ihres Echos zu hören, wann immer er seine Gedanken schweifen ließ, erinnerte sich an das schwache Licht des Mondes, das sich in ihren kleinen, dunklen Augen wiederspiegelte … Ungläubig schüttelte Drake den Kopf. Verschossen in eine Fledermaus, dachte er sich entsetzt „Ich fass es einfach nicht.“ Seit jenem Tag hatte er sich nicht mehr verwandelt. Seit jenem Tag hatte er sie nicht mehr gesehen. Er vermisste das Fliegen. Er vermisste den Himmel und Sterne, doch vor allem vermisste er sie. Allein der Gedanke, dass sie irgendwo da draußen war, allein, ohne ihn, umgeben von zahlreichen anderen Schwärmern, verursachte ihm Magenschmerzen. Es tat weh. Doch wenn er schon so weit war sich in eine Fledermaus zu verlieben, musste er eindeutig die Reisleine ziehen. Aber dennoch … wie sie geflogen war … die Art ihrer Bewegung … ihre Anmut, ihre Eleganz … das Sternenlicht in ihren Augen … ihre Zärtlichkeit … Drake drehte das Wasser gleich noch etwas kälter. Die Tage vergingen. Drake traute sich kaum noch aus dem Haus zu gehen. Egal wohin er auch ging, die Pärchen schienen wie Pilze aus dem Boden zu wachsen. Er brauchte nur aus dem Fenster zu blicken und schon konnte er ein Teenagerpärchen beobachten, das tief umschlungen im Schatten eines Baumes auf einer Wise lag. Er sah wie sie sich bewegten, wie sie aneinander klebten, wie sie sich lösten und tief in die Augen blickten … in diese kleinen, dunklen Augen, in die er sich verlieren konnte, wie er seine langen Flügel hob um ihr durchs weiche Fell zu streichen … Erschrocken sprang Drake vom Fenster weg und stürzte sich wieder kopfüber ins Badezimmer. Eiskaltes prasselte auf ihn nieder, während er sich verzweifelt dazu zu zwingen versuchte zur Ruhe zu kommen. Er war kurz vorm Durchdrehen. Energisch schüttelte er den Kopf, doch er schaffte es einfach nicht das Bild von der Fledermaus aus seinen Gedanken zu verbannen. Drake war noch nie verknallt gewesen. Sicher, an seiner Schule hatte es viele Mädchen gegeben, die etwas von ihm gewollt hatten, doch keine von ihnen hatte je sein Interesse geweckt. Er hätte sie alle haben können. Selbst Anastasia, in deren Blut unverkennbar das Erbe der Veelas geflossen war, doch keine von ihnen war etwas Besonderes. Keine von ihnen war wie diese Fledermaus gewesen. Er hätte niemals zu einem Animagus werden dürfen. Drake konnte nicht mehr still sitzen. Blindlings stürzte er sich in Arbeit. Er kümmerte sich ums Essen, räumte das gesamte Haus auf, ohne auch nur einmal seinen Zauberstab zu verwenden. Er kümmerte sich um den Garten, versuchte den Tieren erfolglos neue Tricks beizubringen und probierte, einfach nur um nicht an sie denken zu müssen, im Keller einen Vergessenstrank zu brauen, doch dieser ging schief und das ganze Haus war von schwarzen, nach verfaultem Fisch stinkenden, Rauchschwaden erfüllt, die ihn nach draußen auf die Straße trieben. Es war eine wunderschöne Nacht. Ein runder Vollmond schob sich langsam an den Kuppen der Berge vorbei und tauchte den Wald am Fuße des Tals in ein sanftes, silbernes Licht. Sterne funkelten einladend am schwarzen Firmament. Sie schienen nach ihm zu rufen, als wollen sie ihn dazu verführen zwischen ihnen umher zu flattern, mit ihnen zu spielen, unter ihnen zu lieben. Drake schluckte. Ein warmer Wind wehte durch sein dunkles Haar und brachte den zarten Duft von Blumen mit sich, begleitet vom Rauschen der Bäume. Hastig wandte er sich ab, eine Hand fest in seine Brust gekrallt. Er wollte sich verwandeln, wollte wieder fliegen. Er wollte zu seinen Freunden, den Fledermäusen. Er wollte zu ihr. Doch er durfte nicht. Er war ein Mensch, keine Fledermaus. Doch die Nacht war so wunderschön klar, der Sternenhimmel magischer als jedes Bild, das er hätte zeichnen können. Die Nacht war perfekt. „Ich darf nicht“, begann er leise zu murmeln. „Ich darf es nicht.“ Und da, am Rande seines Geistes, spürte er ein leichtes Ziepen. Sein Herz machte einen Satz. Sie war da. Er konnte sie förmlich spüren. Sie war in seiner Nähe, irgendwo hier in der Dunkelheit. Ohne nachzudenken stürzte Drake davon. Er rannte, ohne zu wissen wie lange, ohne zu wissen wohin. Er rannte bis seine Lungen anfingen zu brennen und selbst dann rannte er noch weiter, bis er völlig erschöpft über eine Wurzel stolperte. Er fiel. Die Welt kippte mit einem Mal zur Seite. Einen Moment schien die Zeit still zu stehen, in der er nicht verstehen konnte wieso, doch dann begriff er. Er überschlug sich, landete hart mit dem Rücken auf einem Vorsprung und dann, plötzlich, stürzte er in einen dunklen Schlund hinein, der sich unter ihm erstreckte. Der Steinbruch. Er war über die Klippe gestolpert. Er hatte noch nicht einmal die Zeit sich über seine eigene Dummheit zu ärgern. Instinktiv wirbelte er herum und noch bevor aufs kalte Wasser klatschen konnte, schoss er auch schon als Fledermaus wieder in die Höhe. Es war wie ein Rausch. Seine Sinne jubilierten als er endlich wieder den Wind in seinen Flügeln spürte. Begeistert begann er einen Salto zu schlagen und stürzte sich todesmutig in die Tiefe, nur um sich im letzten Moment abzufangen und in Richtung der Bäume zu jagen. So schneller konnte jagte er um die Baumstämme herum, immer enger und enger an den Zweigen und Ästen vorbei, ohne sie zu berühren. Er war frei. Er war wieder in seinem Element. Vergessen waren seine Sorgen, seine Scharm. Es gab nur noch ihn und die Nacht und die Welt, die unter seinen Schwingen davon rauschte. Aus Spaß jagte er einigen Insekten hinterher, doch dann, plötzlich, hörte er den Schrei einer Eule. Sofort suchte Drake Schutz zwischen den Zweigen eines Baumes. Als er sich zum ersten Mal verwandelt hatte wäre er fast von seiner eigenen Eule zum Frühstück verspeist worden. Seitdem traute er sich als Fledermaus nicht mehr in die Nähe der geflügelten Jäger. Vorsichtig lugte er zwischen den Ästen der Bäume hindurch. Und da sah er sie. Eine Eule. Nicht weit von der Stelle entfernt wo er sich versteckte. Die bernsteinfarbenen Augen des Vogels schienen in der Nacht zu glühen, aber vielleicht bildete er es sich auch nur ein. Plötzlich drehte sich der Kopf der Eule. Sie schien irgendetwas wahrgenommen zu haben. Drake wusste sofort was es war. Die Fledermäuse waren da. Ihm sank das Herz in die grade nicht vorhandene Hose, die Gedanken sofort beim Weibchen. Wenn sie auch dabei war … Just in diesem Moment flog die Eule los, bereit zur Jagd. Drake war wie erstarrt, doch dann gewann die Panik in seiner Brust die Oberhand. Blindlinks stürzte er der Eule hinterher, von nackter Angst getrieben. Hoffentlich war sie nicht dabei, flehte er panisch. Sie durfte einfach nicht dabei sein. Wenn die Eule sie erlegen würde … Daran durfte er nicht einmal denken. Und da sah er sie. Sie war die letzte im Schwarm, der geschlossen über dem Steinbruch dahin flatterte. Sie bemerkte nichts von der Gefahr in der sie schwebte. Drake wusste nicht warum, aber irgendwie wirkte sie auf ihn traurig, so wie sie hinter den anderen her flatterte, fast ein wenig lustlos. Vermisste sie ihn? Bei dem Gedanken macht sein Herz einen Hüpfer, doch dann sah er die Eule, die geräuschlos über seiner Liebsten schwebte und dann, plötzlich, wie ein Pfeil auf sie herab stürzte. Drake raste los. Es war ihm plötzlich alles egal. Nichts zählte mehr. Mit einer Kraft, die er seinem fledermausähnlichen Körper nicht zugetraut hatte, warf er sich gegen das geflügelte Biest. Der Aufprall erschütterte ihn bis ins Mark. Ihm schwanden die Sinne. Mit einem Anflug von Freude sah er noch, dass er die Eule lange genug hatte ablenken können um das Weibchen zu retten, dann begann die Welt zu verschwimmen. Sein Körper war mit einem mal wie taub. Er konnte nicht mehr fliegen. Der Aufprall war zu hart gewesen. Er fiel. Die Eule stieß einen triumphierenden Schrei aus, als sie sich auf ihn stürzte. Spitze Klauen schnellten ihm entgegen, drohten ihn zu ergreifen, ihn zu zerfetzten. Doch dann passierte etwas. Die Eule wurde plötzlich zur Seite gestoßen. Eine Hand schnellte vor und griff nach ihm. Ehe er wusste wie ihm geschah, spürte er ein vertrautes Ziehen im Magen, als er herumgewirbelt wurde. Ein lauter Knall zerfetzte die Luft. Dann waren sie verschwunden, nur um Sekunden später am Rand des Steinbruchs wieder aufzutauchen. Drake war zu benommen um zu begreifen was passiert war. Im ersten Moment fühlte er nur die wohlige Wärme der Hand, auf der er lag. Dann jagte plötzlich ein wohliger Schauer durch seinen kleinen Körper. Ein langer, zierlicher Finger begann sanft durch sein Fell zu streichen. „Oh mein armer Kleiner“, flüsterte eine melodische Stimme nah an seinem Ohr. „Ich danke dir. Du hast mir das Leben gerettet.“ Verwirrt hob Drake sein Köpfchen und sah das Fledermausweibchen an. Nur, dass sie keine Fledermaus mehr war. Stattdessen erhellte der Mond das schmale Gesicht einer jungen Frau. Ihr langes, gelocktes Haar wehte sanft im Wind. Ihre Augen waren so dunkel wie der Himmel über ihren, doch in ihnen schien sich der Glanz der Sterne wiederzufinden. Sie wirkte besorgt. Seinetwegen. Ihre dunklen Augen bohrten sich in seine. Er starrte sie an, schien in ihrem Blick zu versinken und dann, plötzlich, begriff er es. Mit einem Schlag verwandelte er sich zurück. „Du bist eine Hexe!“ Er hatte sich in einen Animagus verliebt. Nicht in eine Fledermaus. In eine Hexe! Ein gewaltiger Stein fiel ihm von der Seele. Er hätte schreien können vor Glück, doch stattdessen fing er an zu lachen. Er konnte nicht mehr. All seine Anspannung, all seine Scham, seine Selbstzweifel, wichen mit einem Schlag purer Erleichterung. Die Frau schien nicht minder verblüfft als er, doch dann stimmte sie in sein Lachen mit ein. Eine Weile konnten sie nicht mehr damit aufhören, doch dann begannen sie langsam nach Luft zu schnappen. Drake fing sich wieder und sah sie an. Er lächelte, sie lächelte zurück. Ihr Lächeln war schöner als das Licht der Sonne. Es traf ihn mitten in die Brust, erfüllte ihn, erhellte ihn. Es war, als würden sie sich schon wenig kennen, als hätten sie nur aufeinander gewartet. Eine Strähne ihres Haares fiel ihr übers Gesicht. Vorsichtig streckte er seine Hand aus und strich es ihr liebevoll zur Seite. „Mein Name ist Drake“, stellte er sich vor, unfähig, seinen Blick von ihren wunderschönen Augen abzuwenden. Sie lächelte, ein zartes, ehrliches Lächeln. „Marta.“ „Freut mich, Marta.“ Zärtlich strich er ihr über ihre weiche Wange. Sie beugte sich vor und eng umschlungen küssten sie sich unterm weiten Sternenhimmel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)