Yami no Hikari von Isi-Arts (Das Licht in der Dunkelheit) ================================================================================ Kapitel 2: Der Preis ist heiß ----------------------------- Lisbeth und Madeleine baten den Kutscher, kurz am Straßenrand zu warten. Vom Fenster aus konnten sie wunderbar über die Straße schauen. Alles war wie sonst, nur fehlte eben diese eine Person, die Lisbeth doch so unbedingt treffen wollte. Madeleine sah das traurige Gesicht von Lisbeth und versuchte sie zu trösten: „Bestimmt hat er sich für heute einen anderen Platz gesucht. Vielleicht werden wir ihm auf dem Rückweg begegnen.“ Es nütze nichts. Durch ein zaghaftes Klopfen gegen die Holzwand, gab Lisbeth dem Kutscher das Zeichen, doch weiter zu fahren. Der Weg zum Fürsten war heute besonders lang und deprimierend. Auch der Empfang war wie immer. Einige Dienstmädchen liefen wild durcheinander über den hübsch verzierten Weg zum Eingangstor. Ein Butler hielt ihr die Hand entgegen, sodass sie ohne Mühen aussteigen konnte. Etwas weiter hinten, wenn man der durch Menschen geformten Gasse folgte, wartete bereits Fürst Alfons Lubencensibus. Und direkt neben ihm Iggy. Lisbeth lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie Iggy sah. Dennoch schritt sie vornehm durch die Gasse. Jedes Mal, wenn sie dabei an einem Bediensteten vorbeiging, folgte ein kurzer Knick mit einem zaghaften „Gnädiges Fräulein“. Dies zu ignorieren war ihr quasi in die Wiege gelegt worden. Am Ende der Reihe war sie dann dran mit Begrüßen. Sie machte, wie die Angestellten zuvor, einen kleinen Knicks. „Es ist mir eine Ehre, euer Gast sein zu dürfen!“, sagte sie mit einem aufgesetzten Singsang. „Die Freude ist ganz meinerseits, junges Fräulein.“, erwiderte der Fürst und bat sie somit in sein Haus. Durch die Empfangshalle ging es über etliche Treppen und hunderten von Türen zu einem Salon. Es war ein Raum, der einem so wohlhabenden Fürsten schmeichelte. Hier wurden definitiv auch höhere Gäste empfangen, Geschäfte abgewickelt und vielleicht auch die ein oder andere Frau betört. Direkt gegenüber vom Zimmereingang war ein Kamin. Links und rechts wurde er von einem von Bücherregalen gerahmt und damit die Wand über dem Kamin nicht so leer aussah, hing dort ein Gemälde von der Gattin des Hauses. Sie war eine wahre Schönheit, doch leider nahm sie bereits ein jähes Ende. Gerüchte berichteten von einer neuen Krankheit. Sie konnte sich immer weniger bewegen, bis sie schließlich ans Bett gefesselt war. Dann wurden auch das Atmen und das Schlucken schwerer. Am Ende schlief sie ein und wachte nicht mehr auf. Der Fürst deutete auf eine Sitzgruppe, in deren Mitte ein Glastisch stand. „Nun denn, Fräulein von Caelum, ihre Mutter berichtete, sie seien unpässlich?“, fing der Fürst an. Lisbeth senkte den Blick: „Nun, ich bitte vielmals um Entschuldigung, wo ich doch weiß, wie wichtig ihr Besuch gestern war.“ Der Fürst beugte sich vor, nahm eine von Lisbeths Locken und zwirbelte sie zwischen seinen Fingern. „Ihr seid eine hübsche junge Dame, wäre ich in eurem Alter, würde ich alles dafür geben, euch zur Frau zu nehmen.“ Lisbeth wurde rot. Sie schaute kurz auf das Gemälde der Fürstin, um ihre Antwort noch zu betonen: „Ihr schmeichelt mir. Doch bin ich sehr gewöhnlich. Alleine das Gemälde ihrer Gattin lässt mich wie ein normales Arbeitermädchen wirken.“ „Nicht doch, nicht doch! Ihr seid wie der Garten eures Anwesens. Am Anfang nur die Saat auf einem kahlen Acker. Doch am Ende mit genug Pflege und Liebe seid ihr ein Blumenbeet bei dem die Passanten nicht anders können, als kurz inne zu halten um die Pracht zu bestaunen. Aber wisst ihr, jedes Blumenbeet hat welke Pflanzen und Unkraut in sich. Ich muss sagen, dass Lügen nicht in das Beet gehören sollten.“, er ließ die Locke wieder fallen, „Mein Sohn kam mich auf meinem Schlafgemach besuchen. Er erzählte mir ganz abenteuerliche Geschichten von einem Wilden, der euch fraß. Ist das zu glauben?“ Lisbeth wurde nervös. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Es fiel ihr schwer, dem Fürsten weiter ins Gesicht zu schauen, während er mit ihr sprach. Sein Blick jedoch bohrte weiter in ihr. Er wollte gerade fortfahren, als es an der Zimmertür klopfte. Ein Dienstmädchen kam rein. Sie starrte geradewegs auf den Boden vor ihren Füßen: „Entschuldigen sie bitte die Störung, Master, aber – „ „Sie wurden nicht herein gebeten! Was kann so wichtig sein dass sie nicht einmal ein einfaches ‚Herein!‘ abwarten können?“, zeterte er sie an. Deutlich verunsichert sprach das Mädchen weiter: „Nun, also der reisende Händler, den sie zu sich bestellt hatten, ist da.“ „Beim Herrn Gott persönlich, sie stehlen mir mit ihrem Gestotter die Zeit! Ist es so schwer, einen v-e-r-n-ü-n-f-t-i-g-e-n Satz zu sprechen?“, Lisbeth wurde klar, von wem Iggy seinen Jähzorn geerbt haben musste, „Was stehen sie noch da rum? Schicken sie ihn hoch und dann bringen sie mir eine gute Flasche Whiskey! Habe ich mich nicht deutlich ausgedrückt? Na los jetzt!“ Die letzten Worte schrie er. Das Dienstmädchen machte einen hastigen, halbherzigen Knicks und rannte aus dem Raum. „Nun denn, meine Teuerste, so sehr ich diese Unterhaltung fortgeführt hätte, aber ich muss nun einen Mann übers Ohr hauen.“, Damit folgte der Fürst dem Dienstmädchen und ließ Lisbeth im Raum zurück. Sie war froh über diesen Umstand, wobei sie Mitleid mit der Bediensteten hatte. Lisbeth schaute noch ein letztes Mal zu dem Gemälde und dachte sich, dass in diesem Haus der mütterliche Einfluss fehlte. Erleichtert, dass die Unterhaltung so abrupt beendet war, schlenderte sie über den Flur zur Treppe und in die Empfangshalle. Am Ende der Treppe wartete Iggy bereits mit seinem Vater. Vor ihnen stand ein mürrisch wirkender, älterer Herr. „….stellt euch vor, ich habe einen Komiker mitgebracht, der wird Euch sicherlich gefallen.“, brüllte er schon beinahe in einem halben Gelächter. Im selbem Atemzug kamen die jüngeren Beiden mit den Gefangenen in die Halle. Die Fußketten wurden dabei sehr unsanft über den Fußboden gezogen. Akito führte die trostlos wirkende Gruppe von Vagabunden, Landstreichern und Verlorenen an. Als Lisbeth dies erkannte, konnte sie sich ein erschrockenes Luft schnappen nicht unterdrücken. Iggy bemerkte erst jetzt den primitiven Kinderfresser. Im ging ein kleines, verschmitztes Lächeln über die Lippen, dann wandte er sich an seinen Vater: „Ich denke der ganz vorne, ist genau das richtige für uns.“ „Eine so schnelle Entscheidung? Wie kommt es denn dazu mein Sohn, du hast dir den Kerl nicht einmal genau angeschaut.“ Lisbeth war wie erstarrt, deswegen war er nicht auf der Straße gewesen. Er war die Ware, dieser schmutzigen Händler geworden. Ihre Gedanken spielten in ihrem Kopf alle möglichen Szenarien durch, sollte er wirklich verkauft werden. Es gab Menschen, die sich Sklaven nur zum persönlichen Vergnügen kauften, aber auch als billige Arbeitskräfte wurden sie oft gekauft. Sie dachte an das schlimmst Mögliche, was ihm dabei passieren konnte. Schließlich landete sie bei dem Gedanken, das er gefoltert wurde, bis er starb. Wie in Trance brabbelte sie: „Das dürft ihr nicht!“ Der Fürst hörte diese leise flüstern und drehte sich zu Lisbeth um. „Was sagt ihr, junges Fräulein? Kommt doch auch zu uns, mich interessieren die Kommentare, die sie äußern möchten!“ Lisbeth ging erst gar nicht auf die Aufforderung ein. Sie verweilte, ging dann aber doch vorsichtig die Treppen hinunter. Als sie beim Fürsten und dessen Sohn ankam, fragte er sie: „Sagt, wie alt seid ihr?“ „13, mein Herr. In wenigen Wochen werde ich 14.“ „14 also! Dann erlaubt mir, euch in die Welt der Geschäfte zu entführen. Mit 14 währt ihr ja eh in die Wirtschaftslehren eingeweiht worden. Wieso also nicht etwas Vorwissen sammeln?“ Lisbeth antwortete nicht auf diese platonische Frage. Der Fürst ging zu dem Händler und verlangte nach Akito. Seine Ketten wurden gelöst und er wurde in die Mitte der Halle gezogen. Dann ging der Fürst zu Akito, nahm seinen Kopf in die Hand, drehte ihn wie der Händler zuvor in alle Richtungen. Dann hob er Akitos Arme und drückte auf den Bizeps und Trizeps. Immer wieder hörte man leise Äußerungen vom Fürsten. 'Kräftig ist er.', 'sieht sehr gepflegt aus für ´nen Wilden', 'Hübsch, hübsch'. Nach etlichen Kommentaren, ging Fürst Alfons wieder zu Iggy und Lisbeth. Iggy sah zu seinem Vater. Sein Blick verriet, dass er etwas schlimmes mit Akito vor hatte. „Sagt, Vater, dieser Wilde könnte mein persönlicher Wachhund werden. Ich hätte ihn so gerne für meine Dienste.“ Lisbeth schüttelte den Kopf immer wieder bat sie darum, das Geschäft abzubrechen. Gekonnt ignoriert Alfons das bittende Mädchen. Stattdessen tauschte er giftige Blicke mit seinem Sohn, dann drehte er sich noch ein mal zu dem Händler: „Ich würde euch ja gerne 100 Coi geben, aber wie ihr seht, ist er verwundet und es kostet mich was, wenn ich seine Behandlung zahlen muss. Immerhin soll er meinen Sohn auch beschützen können. Was haltet ihr also von der Hälfte?“ Der Fürst streckte seine Hand zu dem Händler und nach kurzem überlegen schlug der Händler ein. „Ihr seid ein guter Mann, Fürst Lubencensibus!“ Mit einem kurzen „Er gehört dir, Iggy.“ ging de Fürst mit dem Händler in sein Geschäftszimmer. Iggy unterdessen ging zu Akito und gab ihm eine Backpfeife. „Das war für gestern! Unterstehe dich, solche Aktionen jemals zu wiederholen!“ Lisbeth kamen die Tränen, wie konnte man einen Menschen nur zu einem Gegenstand degradieren. Sie schüttelte ihren Kopf und rief ihre Entrüstung raus. „Ich finde es sehr bedauerlich, dass mein Großvater unsere Trauung aushandelte!“, schluchzte sie, „ Ihr seid grausam und die einzigen, die euch zum ´Mann haben wollten, sind die Geier und Schmarotzer, die hinter eurem Geld her sind!“ Iggy blieb unbeeindruckt von Lisbeths Worten. Er war es gewohnt, als grausam betitelt zu werden. „Was haltet ihr zwei davon, wenn wir testen, wie gut dieser Wilde im Beschützen ist? Er könnte euch ja in den Wald vor der Stadt begleiten.“, sagte Iggy ganz gelassen. „Nein!“, riefen Lisbeth und Akito wie aus einem Mund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)