Too Strong To Fall von Votani (Levi x Sakura) ================================================================================ Kapitel 22: the future is planned. ---------------------------------- Levi ließ die Tasche auf den Tisch knallen, sein Blick fest auf den Mann gerichtet, der zu viel Verantwortung schulterte und trotzdem ein Schmunzeln für ihn bereithielt. Bei jedem anderen wäre Levi davon ausgegangen, dass er ihn nicht ernst nahm, doch bei Erwin war diese Frage sinnlos. „Du bist ein paar Minuten zu früh. Wie du sehen kannst, sind die anderen noch nicht eingetroffen“, sagte Erwin, der von den ausgebreiteten Papieren und der ausgebreiteten Karte aufgeschaute und sich in seinem knarrenden Stuhl zurücklehnte. Er trug die Uniform des Erkundungstrupps, die Haare ordentlich zur Seite gekämmt, so dass nur die Ringe unter seinen Augen auf den wenigen Schlaf seit dem Beginn der Exkursion hindeuteten. Levis besah sich die Unterlagen, die den Tisch im Konferenzzimmer schmückten. Die verschiedenen Handschriften deuten auf Berichte hin, welche die anderen Teamleiter seit ihrer Rückkehr erstattet hatten. Die Karte, die ihre individuellen Routen aufzeigte, wurde erweitert und kleine Fähnchen verzierten sie nun, dessen Bedeutung Levi sich bereits denken konnte. „Das kann ich sehen. Ich habe Augen im Kopf.“ Mit einer wirschen Handbewegung öffnete Levi die Tasche. „Ich dachte, du willst einen Blick hierauf werfen, bevor die Besprechung anfängt.“ Erwin lehnte sich vor und zog die Tasche näher heran. „Von der Expedition?“, erkundigte er sich, als er den Inhalt auspackte. Er stellte die verschlossenen Container, die das gesammelte Wasser des Sees enthielt, auf den Tisch, bevor er die in Tüten eingepackten Knochen untersuchte. Ein Ausdruck huschte blitzschnell über sein Gesicht, doch Levi kannte ihn gut genug, um die Faszination zu identifizieren. „Sakura denkt, dass wir da draußen vielleicht eine nutzbare Wasserquelle gefunden haben. Die Knochen…“ Levi schenkte ihnen einen angewiderten Blick. „Scheinbar stammen sie von unseren Vorvätern oder so was. Sie wurden nicht gefressen, so viel steht fest. Mit ein paar Untersuchungen—“ „—könnten wir vielleicht die Todesursache feststellen“, beendete Erwin und nickte. „Das sind interessante Relikte, über die ihr da gestolpert seid.“ „Sakura hat sie gefunden“, entrann es Levi und ein Zucken seiner Schultern folgte. „Oder zumindest war sie der Meinung, dass wir sie eintüten sollten.“ Erwin lächelte. „Scheinbar hat mich mein sechster Sinn nicht im Stich gelassen und sie ist eine gute Ergänzung für die Scouts.“ Als Levi nicht antwortete, sah Erwin von den Knochen und die Wasserproben zu ihm auf. „Da ihr beide noch am Lebens seid, nehme ich an, dass ihr euch nicht gegenseitig die Köpfe eingeschlagen habt.“ „Ein bisschen Professionalität kannst du mir schon zutrauen“, brummte Levi und seine Lippen kribbelten bei der Erinnerung an den Moment, an dem Sakura seine Hände desinfiziert und Levi sich von einem überraschenden Impuls hatte leiten lassen. Er schloss die Augen, da Erwins Blick intensiv wie Säure auf seinem Gesicht lag, als wäre er dabei gewesen und kannte sein Geheimnis. Innerlich hätte er sich selbst ohrfeigen können. Schlimm genug, dass Erwin überhaupt auf die Idee gekommen war, jemanden seinem Team zuteilen zu wollen, aber Levi hatte auch noch mit ihr... angebändelt. Der Gedanke stieß ihm säuerlich auf und Erwins Mund öffnete sich, als er wollte er ihn auf etwas ansprechen. Nur das Klopfen an der angelehnten Tür zum Konferenzzimmer unterbrach das unangenehme Gespräch, welches mehr mit Blicken und Gesichtsausdrücken statt Worten geführt wurde. Hanji steckte den Kopf durch den Türspalt. „Bin ich zu spät? Zu früh?“ Ihre Brille hing schief auf ihren zerzausten Haaren, die wie gewohnt hochgesteckt waren. Noch bevor einer von ihnen antworten konnte, fiel ihr Blick auf den Tisch und ein Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus, welches Levi die Augen verdrehen ließ. „Oha, was habt ihr denn da?“ Ehe die Worte gänzlich ihren Mund verlassen hatten, schob sie sich in den Raum und sie riss die eingepackten Knochen an sich heran, als wollte sie diese an ihre Brust drücken und umarmen. „Vertrauliche Funde, von denen bisher niemand außer meinem Squad und Erwin weiß“, informierte Levi sie und entzog ihr die Tüte mit den Knochen, um sie wieder zurück auf den Tisch zu legen. „Keine Sorge, du kannst sie noch früh genug untersuchen, Hanji“, fügte Erwin bei ihrem enttäuschten Gesichtsausdruck hinzu. Bevor die Brillenschlange das aufgeregte Japsen ausstoßen konnte, welches in ihrer Kehle steckte, ertönte bereits ein Klopfen und ein paar weitere Gestalten tauchten im Türrahmen auf. „Kommt rein.“ Erwin winkte sie heran und erhob sich aus seinem Stuhl. „Dann sind wir ja alle anwesend. Schließt bitte die Tür hinter euch und setzt euch.“ Sein Blick wanderte über Mike und die restlichen Kommandanten, bevor er zu Petra, Sakura, Eld und Oluo wanderte, die ebenfalls dieser Besprechung beiwohnten. Levi hatte sie eingeladen, da sie das einzige Team waren, welches bisher nicht ihren Bericht abgegeben hatten und auch das einzige waren, das etwas Brauchbares zurückgebracht hatte. Sie setzten sich an den länglichen Tisch, bis auf Levi, der sich hinter Hanjis Stuhl an die Wand lehnte und die Arme vor dem Oberkörper verschränkte. Auch Erwin blieb stehen, die Hände auf dem Tisch abgestützt und die Augen auf die ausgebreitete Karte vor ihm ruhend. „Die Expedition war ein Erfolg“, verkündete er ohne Vorworte. „Nicht nur, dass wir unsere Ziele erreicht haben, sondern wir sind auch noch über einige interessante Funde gestolpert, wie mir soeben zu Ohren gekommen ist.“ Hanji stieß freudiges Wimmern aus und Levi trat von hinten gegen ihren Stuhl. „Spätestens nach diesen Beweisen muss ich euch wohl nicht mehr daran erinnern, dass unsere Vergangenheit dort draußen hinter den Mauern liegt“, sagte Erwin und hielt die Tüte mit den Menschenknochen hoch, damit auch Mike und die anderen einen Blick auf sie werfen konnten. Levi konnte die Verwirrung aus den buschigen Augenbrauen herauslesen, die sich zusammenzogen. „Unsere Vergangenheit und unsere Zukunft“, beendete Erwin und die Gesichter seiner Soldaten hellten sich auf. „Hanji, ich möchte, dass du mit Sakuras Hilfe die Wasserproben sowie die Knochen untersuchst. Wir müssen wissen, ob die Quelle uns von Nutzen sein kann. Vor allem jedoch, woran unsere Vorväter gestorben sind. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass Titanen in diesem Fall ausgeschlossen sind. Wo habt ihr die Knochen gefunden?“ „In einem Höhlensystem in einem der Gebirge“, erklärte Sakura zögerlich und Eld lehnte sich vor, um die Gegend mit einem Finger aufzuzeigen. Erwin nickte und griff nach einem auf dem Tisch liegenden Fähnchen, um die Stelle auf der Karte zu markieren. „Wir haben Verluste erlitten, aber es war unvermeidlich, dass ein paar Soldaten ihr Leben für diese Mission lassen werden“, redete Erwin nach einer knappen Pause weiter, als hätte er sie genutzt, um die richtigen Worte zu finden. Doch Levi wusste, dass diese sogenannten Verluste an Erwin abperlten wie der herbstliche Regen an den Fensterscheiben des Schlosses. Er war zu sehr auf die Ziele und Erfolge konzentriert, als dass er nicht bereit war, sie alle zum Wohle der Menschheit zu opfern. Gunther war letztendlich nur ein weiterer Name auf der Liste der verstorbenen Soldaten, auch wenn die Wut über seinen Tod wie Glut unter Levis Haut glomm. Petra wischte sich mit dem Handrücken über die Augenwinkel und Oluos Kopf senkte sich, bis seine Haarsträhnen seine Augen verdeckten. Sakura fing seinen Blick auf und ihre grünen Augen glänzten. „Aber ihr Opfer hat uns unserem Ziel einen Schritt näher gebracht“, erklärte Erwin und sein Gesicht war hart wie Stein. „Der Winter naht, aber sobald der Frühling anbricht, werden wir eine weitere Exkursion starten. Eine, die in die Geschichte eingehen wird.“ Erwins Mundwinkel hoben sich. „Zuerst waren die Nachfüllstationen als ein Zwischenstopp gedacht, doch... alle Berichte der verschiedenen Teams – und die Entdeckungen von Levi und seinem Squad – bestärken mich in der Annahme, dass sie mehr als nur Nachfüllstationen sein können. Alle Orte sind strategisch gewählt, um möglichst viel Schutz vor den Titanen und vor den Wettereinflüssen zu bieten. Sie alle sind ideal, um ein neues Experiment zu beginnen und etwas Neues aufzubauen. Wir werden nicht länger hinter diesen Mauern gefangen sein, sondern Teams losschicken, um Basen aufzubauen und dort draußen zu leben. Die Nachfüllstationen sind der erste Schritt zu neuen Siedelungen außerhalb der Mauern.“ Seine Worte waren von Stille gefolgt – und Levi konnte es niemanden verübeln, denn auch für ihn war dieser Sinneswandel neu. Für gewöhnlich war er im Bilde und wusste über Erwins Pläne im Voraus bescheid. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er glatt behauptet, dass dieser Entschluss schon vor ihrer Ankunft festgestanden hatte und rein gar nichts mit ihren Entdeckungen zu tun hatte. Levis Blick verfinsterte sich, doch er hielt seine Kritik zurück. Erwin war der einzige, bei dem er nicht frei heraus sagte, was er dachte. Jedenfalls nicht vor den anderen, außerdem konnte man Erwin nicht mehr umstimmen, wenn er bereits eine Entscheidung getroffen hatte. „Den Winter werden wir nutzen, um uns auf die Mission vorzubereiten, neue Soldaten zu rekrutieren und uns finanzielle Unterstützung zu sichern, bevor wir im Frühjahr aufbrechen. Doch bis dahin ist noch etwas Zeit und sobald die Planung voranschreitet, wird es auch mehr Informationen diesbezüglich geben. Für den Moment gibt es nichts weiter zu tun, als sich seelisch auf das Kommende vorzubereitet und bereit zu sein, ein neues Kapitel in unserer Geschichte aufzuschlagen.“ Erwin stellte es heldenhaft dar, wie er es so oft tat. Er war ein guter Redner, doch sie alle konnten zwischen den Zeilen lesen. Sie alle hatten einen vernünftigen Menschenverstand, um die Todesrate dieser bevorstehenden Exkursion zu erahnen, denn zwischen einem Ausflug hinter die Mauern und dem dortigen Leben lagen Welten. Levi fühlte ein Kribbeln in den Fingerspitzen, obwohl er wusste, dass Erwins Idee mehr Risiken als Erfolge mit sich bringen würde. Stumm wartete er ab, bis alle nach der Besprechung den Raum verlassen hatten, bevor auch er sich zum Gehen wandte. Weit kam er allerdings nicht, da er schon vor der Tür mit Sakura aufschloss, die offenbar auf ihn gewartet hatte. „Captain...“, begann sie und schenkte ihm ein Lächeln. Nur ihre Blässe verriet, dass sie nicht ganz so guter Dinge war, wie sie vorzutäuschen versuchte. Trotzdem deutete sie einen Salut an und Levi hatte Mühe das Schnauben bei ihrer plötzlichen Professionalität zurückzuhalten, nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war. „Wenn es nichts mit der beendeten oder bevorstehenden Exkursion zu tun hat, will ich es nicht hören“, blaffte Levi und ging an ihr vorbei. Hinter ihm hörte er das vertraute Luftschnappen, doch er hielt nicht an und Sakura folgte ihm nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)