Too Strong To Fall von Votani (Levi x Sakura) ================================================================================ Kapitel 9: across the dining hall. ---------------------------------- Im Schloss war es warm und sicher und das völlige Gegenteil von der Welt dort draußen. Dort waren die Nächte endlos lang und dunkel und regnerisch. Allein bei dem Gedanken daran ging ein Beben durch Sakuras Körper. Vielleicht war es auch der Morgen, den sie mit Levi auf der Mauer verbracht hatte und der Anblick des Titanen gewesen. Sie hatte immer von ihnen gewusst, aber zuvor noch nie einen mit eigenen Augen gesehen. Der Unterschied war groß und morgen schon würden sie aufbrechen. Das war eine Gewissheit, an der es nichts zu rütteln gab, denn Erwin Smith hielt seine stets Pläne ein. Er war für sein Durchsetzungsvermögen bekannt, dafür, dass er seinen Plan in die Tat umsetzte. Sakuras Blick streifte ruhelos durch den Saal, größer und mit viel mehr Tischen bestückt, als das kleine Zimmer es war, das an der Küche grenzte und in dem Tee getrunken wurde. Der Speisesaal unterlag einem beständigen Stimmengewirr und dem Klappern von Geschirr. Es gab mehrere Tischreihen und sie alle waren besetzt. Die Anwesenden hauchten dem alten Schloss mit seinen kalten, grauen Mauern Leben ein und kreierten eine Verbundenheit untereinander, die Sakura so zuvor nicht gekannt hatte. Obwohl viele von ihnen nicht einmal den Namen der anderen wussten, da sie verschiedenen Einheiten angehörten, verband sie dennoch das gleiche Ziel. Sie alle wollten die Menschheit voranbringen, damit sie sich nicht länger verstecken mussten. Sie alle waren bereit ihr Leben für die Menschheit zu riskieren und sogar zu verlieren. An dem Tisch direkt neben Sakuras, den sie sich mit Levis restlichem Squad und den anderen Sanitätsoffizieren teilte, saß eine Gruppe neuer Rekruten. Sie waren erst vor wenigen Tagen angekommen und hatten erst vor kurzem ihr Training absolviert. Sakuras Blick blieb an der dunkelhaarigen Frau hängen, die schweigend dasaß und aß. Ihr Gesicht verriet keine Emotion, kein Gedanke, der ihr durch den Kopf ging. Das war Mikasa Ackerman, wenn sich Sakura richtig erinnerte. Sie konnte sich nur an die andere Frau erinnern, da sie den gleichen Nachnamen wie Levi trug, aber nicht mit ihm verwand war. Trotzdem teilten sie ein Talent, das ihnen scheinbar mit in die Wiege gelegt worden war. Sie beide waren ausgezeichnete Soldaten. Sakura hatte Mikasa beim Training gesehen. Es gab nicht viele, die dermaßen geschickt mit der Ausrüstung umgehen konnten. Ihr Ruf eilte ihr außerdem voraus, denn jeder hier wusste, dass sie das Training als Klassenbeste abgeschlossen hatte. Aus diesem Grund war sie auch einem der Teams zugeteilt worden, die morgen mit ihnen auf diese neue Erkundungstour aufbrechen würden. Sakuras Augen wanderten bei diese Gedanken unwillkürlich weiter und hinüber zu ihrem Captain. Levi saß am anderen Ende der Halle, fernab der neuen Kadetten und der alten Hasen, die schon eine Ewigkeit bei dem Erkundungstrupp gewesen und irgendwie die unzähligen Expeditionen überlebt hatten. Die Beine waren überschlagen und er führte die Teetasse an seine Lippen, der Teller bereits halbleer und die Gabel für den Moment abgelegt. Neben ihm saß Hanji, von der Sakura schon so einiges gehört hatte, ohne bisher ein Wort mit ihr gewechselt zu haben. Besonders ihre Faszination für Titanen war berühmt und machte seine Kreise unter den Männern und Frauen. Die beiden waren umgeben von anderen Soldaten und Erwin Smith selbst, der sich weitere Kartoffeln auf den Teller füllte und die Unterhaltung mit seinem Sitznachbarn weiterführte. „Du magst ihn, nicht wahr?“, erklang neben Sakura eine Stimme, die verschwörerisch leise war und sie dennoch zusammenzucken ließ. Petra hatte sich zu ihr hinübergelehnt. Ihre roten Haare umrahmten ihr Gesicht und ihre Lippen hatten sich zu einem freundlichen Lächeln verzogen, das trotzdem nicht ganz über die Traurigkeit dahinter hinwegsehen ließ. Galt diese Sakuras Gefühlen, die so seltsam und ihr selbst so unverständlich waren, oder ihren eigenen? Oder galten sie Levi, der in seiner Art furchtbar unerreichbar schien? Sakura kannte diese Sorte von Mensch besser als ihr eigentlich lieb war. Umso mehr überraschte es sie, dass sie immer noch so dumm war, dass sie sich zu einer solchen Person hingezogen fühlte. Dass ausgerechnet Levi, der vom ersten Tag unfreundlich zu ihr gewesen war, problemlos ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Lernte sie denn nie dazu? War sie dazu verdammt dieselben Fehler ständig zu wiederholen? Doch Sakura kannte sich selbst gut genug, um die Anzeichen zu erkennen und richtig zu deuten. Zumindest konnte sie es jetzt, da jemand es freiheraus aussprach und ihr die Wahrheit vor Augen hielt. Sakura schluckte schwer. Petra hatte recht. Sie... mochte Levi. Sie könnte ihn mögen, wenn sie es zulassen würde. Wenn sie bereit dazu wäre, wäre es einfach, fast zu einfach. „Es ist nicht so, als ob ich ihn tatsächlich mögen würde“, erwiderte Sakura und legte besondere Betonung auf das Wort, als könnte sie damit die komplizierten Gefühle ausdrücken, die sie in der Gegenwart des Squad-Captain hatte. Petra nickte. „Ich glaube, ich verstehe was du meinst. Ich weiß, dass ihr euch nicht so gut versteht, aber... du fühlst dich trotzdem zu ihm hingezogen. Er hat einfach diese Aura. Er muss nicht einmal viel dafür tun.“ Nun schüttelte sie den Kopf, bevor sie ihre Gabel zur Hand nahm und weiteraß, beinahe so als wäre nichts gewesen. Um diese Eigenschaft beneidete sie Petra fast. Sie war im Einklang mit ihren Emotionen und schämte sich nicht für sie. Petra konnte sich ohne viel Anstrengung ausdrücken und auch die anderen perfekt verstehen – und sie war auf Sakura nicht einmal sauer, dass sie ähnliche Gefühle zu haben schien. Sakura riss ihren Blick von der rothaarigen Soldatin los, um erneut in Levis Richtung zu sehen. Dunkle Augen bohrten sich in ihre hinein. Dieses Mal zuckte Sakura nicht zusammen, sondern fror ertappt in ihrer Haltung ein, obwohl sie wusste – wusste! – dass Levi sie nicht gehört haben konnte. Dass er nichts von dem kurzen Gespräch mit Petra mitbekommen hatte. „Ich... ich bin müde“, sagte Sakura an Petra gewandt und erhob sich. „Wir sehen uns morgen.“ Mit versucht ruhigen Schritten suchte sich Sakura den Weg zwischen den Tischen hindurch und kehrte dem Saal und Levi, dessen Augen sie immer noch auf sich ruhen spüren konnte, den Rücken. Obwohl Levi auf den ersten Blick stets desinteressiert wirkte, waren seine Sinne laserscharf. Sie musste vorsichtiger sein! Das Letzte, was sie wollte war, dass er ihre Schwäche ihm gegenüber bemerkte und sich darüber lustig machen konnte. Nicht, wenn sie sich geschworen hatte, dass sie sich nur auf ihre Arbeit konzentrierte. Dieses Versprechen hatte sie sich vor einer Ewigkeit selbst gegeben und sie war nicht bereit es zu brechen, nicht jetzt vor einer solch wichtigen Mission, die ihnen allen das Leben kosten konnte. Das kleine Zimmer, das sie bezogen hatte, stand leer, als Sakura es erreichte. Alle befanden sich im Moment im Speisesaal, was ihr ein paar Momente allein mit ihren Gedanken gab. Bisher hatte sich zwar alles in ihr dagegen gewehrt, doch nun war es beinahe eine Erleichterung sich an den Tisch im Zimmer zu setzen und Stift und Blatt zur Hand zu nehmen. Bisher hatte sich jede Zeile wie ein weiterer Abschied angefühlt, ein endgültiger diesmal, weshalb sie nie mehr geschrieben hatte. Doch das hier war der letzte Abend, den sie vorläufig in diesem Schloss verbringen würde. Sie hatte trainiert, lange und ausgiebig und hoffentlich genug. Sie fühlte sich bereit, obwohl sie wusste, dass man für eine derartige Expedition, für eine derartige Welt, nie bereit sein konnte – und genau das schrieb sie in den Brief, den sie Kakashi schuldete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)