Too Strong To Fall von Votani (Levi x Sakura) ================================================================================ Kapitel 4: meeting for the first time. -------------------------------------- Wenn man sich auf etwas verlassen konnte, dann dass sich Neuigkeiten wie ein Laubfeuer verbreiteten. Die neuen Rekruten verbrachten mehr Zeit mit dem Plaudern, als mit ihrer eigentlichen Aufgabe, dem Trainieren. Sie hatten den Ernst der Lage offenbar noch nicht verstanden. Allerdings wusste Levi aus Erfahrung, dass diese Gelassenheit nicht von Dauer sein würde. Schon bald, spätestens nach der ersten Expedition, würde die gewohnte Stille wieder im Schloss einkehren, weil sie entweder den Titanen zum Opfer gefallen waren oder endlich verstanden hatten, wie das wahre Leben funktionierte. Levis Füße trugen ihn durch die nackten Gänge des Schlosses, in dessen Ecken sich noch immer das eine oder andere Spinnennetz befand. Gedanklich notierte er sich jedes einzelne von ihnen, um dem nächsten, der seinen Geduldsfaden überstrapazierte, die unschöne Aufgabe zu erteilen, sie zu entfernen. Der Gang mündete in der eingerichteten Krankenstation, die sich im östlichen Flügel ihres Stützpunkts befand. Der Regen, der unablässig gegen die Fensterscheiben prasselte, vermischte sich mit den Stimmen, die Levi noch vor dem Betreten entgegenschallten. Die Anwesenden waren um eine Liege im hinteren Teil des Zimmers versammelt. Dabei stach die Frau mit den rosafarbenen Haaren am meisten hervor. Sie hatte die Ärmel ihres Kittels hinaufgeschoben und die Haare zu einem unordentlichen Zopf gebunden. „Haltet ihn still“, forderte sie ihre zwei Helfer auf. „Sonst kann ich das Bein nicht richten.“ Levi verweilte im offenen Durchgang und verschränkte die Arme vor der Brust, während die anderen zwei Sanitätsoffiziere ihren Griff um den Mann auf der Liege verstärkten. Er gab ein leises Wimmern von sich. Dieses schwoll zu einem qualvollen Schrei ein, als Sakura Haruno den Knochen in seinem rechten Bein mit einem geübten Handgriff richtete. Er hallte von den Wänden wider und den Gang hinunter, doch in Levis Gesicht zuckte kein Muskel. Sakura wischte sich mit dem Handrücken ein paar Haarsträhnen und den Schweiß von der Stirn, bevor sie das Bein zu vergipsen begann. Ihr Patient hatte das Bewusstsein verloren und sein Kopf rollte zur Seite, so dass Levi ihm direkt in das Gesicht sehen konnte, welches leichenblass war. Sein Name war Collins Hill, wenn Levi den herumgehenden Gerüchten vertrauen konnte. Er löste sich von der Wand, an der er zuvor gelehnt hatte, und schlenderte in das Krankenzimmer hinein. Sein Weg führte ihn nicht zur Liege hinüber, sondern zu der Kommode, auf der ein halb verwelkter Blumenstrauß in einer Vase dahinvegetierte. Seine Finger schlossen sich um die Karaffe und er goss ein wenig des Wassers in eines der dort stehenden Gläser. Mit diesem trat er an die Ärztin heran, die inzwischen den Gips fertig hatte und auf den nächstbesten Stuhl gesackt war. Sie zog ihre Handschuhe aus und legte sie trotz der Reste der Gipsmasse auf ihrem Knie ab. „Hier“, entrann es ihm, als er ihr das Glas vor die Nase hielt. „Du siehst aus, als ob du es gebrauchen könntest.“ Sie hob den Blick und sah ihn aus grünen Augen verwundert an. Trotzdem nahm sie ihm beinahe automatisch das Glas ab und hielt es in den Händen. „D-Danke?“ „Was ist mit ihm passiert?“, fragte Levi und sein Blick wanderte langsam zu der Liege mit dem verletzten Soldaten hinüber. Es war eine Sache den Geschichten Glauben zu schenken, die wispernd in den Gängen erzählt wurden, eine andere es aus dem Mund einer sogenannten Spezialistin zu hören. Die anderen zwei Sanitätsoffiziere sahen zu ihm hinüber, doch als sie erkannten, um wenn es sich bei ihm handelte, kümmerten sie sich um die Aufräumarbeiten. Sie räumten all die benutzten Instrumente weg, um sie in Ruhe säubern zu können. Eine Antwort auf seine Frage blieb aus. Levis Augen kehrten zu Sakura Haruno zurück, die ihn skeptisch musterte. Sie hatte keine Ahnung, wer er war, das konnte er ihr deutlich ansehen. „Das Stahldraht seines 3DMG hat beim Training geklemmt. Sein Bein ist an zwei Stellen bei seinem Fall gebrochen“, erklärte sie, nachdem sie seine Abzeichen anvisiert hatte. Scheinbar hatten diese und seine Uniform ihr bestätigt, dass er kein einfacher Rekrut war, der aus reiner Neugier an den neusten Vorfällen interessiert war. „Aber nun da das Bein gerichtet ist, muss es nur noch heilen.“ „Bis zur nächsten Expedition wird er nicht fit sein“, murmelte Levi zu sich selbst, obwohl seine Verletzung im Großen und Ganzen keinen Unterschied machte. In Erwins Plan war vermutlich sowieso keinen Platz für einen derartigen Grünschnabel. Umso mehr überraschte es ihn, dass er jemanden wie Haruno seinem Team zuteilen wollte. Im Grunde war sie auch nichts weiter als eine ungeübte Anfängerin. „Nächste Expedition?“, hakte Sakura nach. Sie nahm einen Schluck Wasser, nur einen winzigen, was Levis Meinung nach weniger mit Durst zu tun hatte, als über ihre eigene Unwissenheit hinwegzutäuschen. „Soweit ich weiß, wird sie Erwin morgen früh bei der Besprechung bekannt geben“, antwortete Levi mit einem Zucken der Schultern. Sein müder Blick lag auf der jungen Ärztin, während ihrer nachdenklich zu den verregneten Fensterscheiben wanderte. „Ebenso, wer daran teilnehmen wird und in welchen Teamkonstellationen“, fügte Levi hinzu, was bedeutete, dass er bis morgen früh entschieden haben musste, ob er Sakura Haruno in seinen Squad akzeptierte oder nicht. „Ich bin sicher, dass ich mir darüber keine Gedanken machen muss“, sagte Sakura. „Immerhin wäre es unverantwortlich jemanden wie mich mitzunehmen. Im Moment wäre ich vermutlich nur ein Klotz am Bein. Ich habe schon seit Jahren kein 3DM-Gear mehr benutzt.“ Sie schüttelte den Kopf und weitere rosafarbene Haarsträhnen rutschten aus ihrem Zopf heraus. „Dann solltest du schnellstens mit dem Training anfangen“, schlug Levi vor. „Ich habe gehört, dass die Sanitätsoffiziere eine wichtige Rolle in der kommenden Expedition einnehmen werden. Und Erwin rekrutiert generell niemanden ohne einen Grund.“ Besorgnis huschte über ihr Gesicht und ihre Finger verkrampften sich um das Glas. Sie biss sich auf die Unterlippe, holte im nächsten Moment jedoch Luft, um etwas zu sagen. „Captain!“, rief eine vertraute Stimme aus und Sakura blinzelte. Petra trat mit einem freudigen Lächeln an sie heran. „Wie ich sehe, hast du Sakura schon kennen gelernt. Ich wollte sie gerade zu dir zum Vorstellen bringen, aber der Unfall kam dazwischen. Wie ich sehe, ist hier aber alles unter Kontrolle. Danke für deine schnelle Hilfe, Sakura.“ „Kein Problem, aber... Captain?“ Sakura sah von Petra zu Levi und Petra folgte ihrem Blick, bis er die Aufmerksamkeit beider Frauen auf sich ruhen hatte. „Sag bloß nicht, dass du dich nicht einmal vorgestellt hast“, tadelte Petra in einem halb amüsierten Ton. „Das ist Levi Ackerman.“ „Soweit ich mich erinnere, hat sie kein einziges Mal nach meinem Namen gefragt“, erwiderte Levi. „Ganz im Gegenteil, sie hat die Informationen über ihren Patienten vollkommen freiwillig herausgerückt.“ „Was heißt ‚freiwillig herausgerückt’? Ich...“, begann Sakura, brach jedoch ab, als sie ihren Fehler bemerkte. „Das war ganz schön hinterlistig, Captain“, flüsterte Petra, aber Levi machte sich nicht die Mühe, sich zu erklären. Im Endeffekt gab es nicht einmal eine Erklärung, denn er hatte keinen ultimativen Plan verfolgt oder Sakura absichtlich in eine Falle gelockt. Er hatte sich lediglich unterhalten. „Was machst du überhaupt hier, Petra?“, wechselte Levi das Thema, während Sakura sprachlos in ihr Wasserglas starrte. Das Lächeln kehrte sogleich wieder auf Petras Lippen zurück und sie strich sich ein paar der roten Haarsträhnen hinter das Ohr. „Ich bin hier, um Sakura ihr Zimmer zu zeigen. Jetzt, wo sie zu unserem Squad gehört, dachte ich außerdem, dass es nett wäre, wenn sie auch gleich Oluo, Eld und Gunther kennen lernt.“ Und Levi hatte wieder einmal Recht behalten. Neuigkeiten verbreiteten sich in kürzester Zeit, selbst in seinem eigenen Squad. „In eurem Squad?“, wiederholte Sakura und erhob sich langsam von ihrem Stuhl. „Ich? Bedeutet das—“ „Dass du trainieren solltest?“, beendete Levi für sie. „Eindeutig. Außer du willst ein Klotz am Bein sein und als Titanenfutter enden.“ Mit diesen Worten wandte er sich von der jungen Ärztin ab, um dem Krankenzimmer den Rücken zu kehren. „E-Er meint es nicht so“, hörte er Petra noch schlichten. „Captain Levi ist manchmal etwas grob, aber er würde nie...“ Den Rest schnappte Levi nicht mehr auf und im Grunde war es ihm ohnehin egal. Petra informierte stets alle neuen Rekruten über seine Verhaltensweisen und sorgte dafür, dass sie sich hier einlebten. Dieser Aufgabe hatte sie sich früh angenommen und bis jetzt hatte sie sich noch mit jedem angefreundet. Levi selbst legte keinen Wert auf diese sogenannten Freundschaften, denn das einzig ausschlaggebende war Vertrauen. Dort draußen hinter den Mauern war das der entscheidende Faktor um zu überleben und eine Einheit zu bilden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)