Too Strong To Fall von Votani (Levi x Sakura) ================================================================================ Kapitel 3: saying goodbye. -------------------------- Sakuras Füße trugen sie durch das Zimmer, immer wieder von links nach rechts, während ihre Augen stets auf der Suche nach Dingen waren, die unauffindbar blieben. „Wo habe ich sie hingelegt?“, wisperte sie. Ihre Antwort kam von dem kleinen Tisch in der Ecke, an dem Kakashi saß. „Du hast deine Haarbürste bereits eingepackt, Sakura. Vor den Socken und nach den BHs, wenn ich mich recht erinnere.“ Sein Ton war lapidar, so dass Sakura nicht einmal ein Gefühl von Scham aufbringen konnte, als er ihre Unterwäsche erwähnte. Andererseits war sie nicht sicher, ob sein Ton in diesem Fall tatsächlich ausschlaggebend war. Konnten einem solche Themen unangenehm gegenüber jemandem sein, der einen bereits in und ohne Unterwäsche gesehen hatte? Sakura schielte zu Kakashi hinüber, der in seinem Buch blätterte, das er sicher bereits zum siebten Mal las. Doch sie hatte es schon vor Jahren aufgegeben seine Lektüren – oder sollte sie das Kind einfach beim Namen nennen und Schundromane sagen? – zu kritisieren. Kakashi Hatake war der sturste Mann, den Sakura jemals getroffen hatte. Man änderte ihn nicht, sondern akzeptierte ihn wie er war. Es war eine Eigenschaft, um die Sakura ihn schon immer beneidet hatte. Er musste sich vor niemandem rechtfertigen oder beweisen und erweckte in anderen trotz seiner vielen Fehler großen Respekt. „Jetzt, wo du es sagst...“, murmelte Sakura und zwang sich zum Tisch zurückzukehren. Sie setzte sich Kakashi gegenüber, der schweigend über den Rand seines Buchs zu ihr hinüberschielte. Wie gewöhnlich trug er die untere Hälfte seines Gesichts bedeckt. Den Grund dafür hatte Sakura nie aus ihrem ehemaligen Ausbilder herausbekommen, denn zu verstecken hatte er nichts. Sie erinnerte sich noch lebhaft an ihre ersten Tage in der Akademie, als die neuen Rekruten herumgerätselt hatten, was Kakashi-san zu verbergen hatte. Auch Sakura war neugierig gewesen und im Nachhinein umso überraschter, denn Kakashis Gesicht war markant und gutaussehend, vor allem jedoch vollkommen normal. „Vielleicht habe ich die Entscheidung überstürzt getroffen“, sprach sie schließlich das aus, was ihr bereits die gesamte Zeit durch den Kopf ging. „Ich meine, welche Person mit gesundem Menschenverstand tritt schon den Scouts bei?“ Ihre grünen Augen bohrten sich in Kakashi hinein, doch eine Reaktion blieb aus. „Niemand“, gab sich Sakura selbst die Antwort. „Nur jemand, der lebensmüde ist und unbedingt sterben möchte.“ Ein eisiger Schauer fuhr Sakuras Wirbelsäule hinab und ihre Hände fühlten sich klamm an. Sie rieb die Handflächen an ihren Leggins ab und atmete tief durch. „Du bist überhaupt keine Hilfe, Kakashi! Aber jetzt ist es eh zu spät... Ich glaube nicht, dass ich noch einen Rückzieher machen kann.“ „Oder dass du einen machen möchtest“, gab Kakashi zu bedenken. Mit einem dumpfen Geräusch schloss er sein Buch und legte es auf den Tisch. „Soweit wie ich das beurteilen kann, hättest du nicht zugesagt, wenn du nicht glauben würdest, dass es das Richtige für dich ist. Ich kenne dich inzwischen lang genug, um zu wissen, dass du keine voreiligen, vor allem jedoch keine unbedachten, Entscheidungen triffst, Sakura.“ Kakashi streckte eine Hand, die in einem fingerlosen Handschuh steckte, auf dem Tisch in ihre Richtung aus. „Irgendwas, was Erwin Smith zu dir gesagt hat, hat dich von der Wichtigkeit des Aufklärungstrupps überzeugt. Es ist nicht dumm, sich eine bessere Zukunft für die Menschheit zu wünschen. Es ist mutig.“ Sakura stieß ein Seufzen aus, bevor sie ihre Hand in Kakashis legte. Seine Finger schlossen sich um ihre, locker und doch fest genug, um sie daran zu erinnern, dass er sie schon in ganz anderen Situationen erlebt hatte und trotzdem nicht seinen Glauben in sie verloren hatte. Kakashi war da gewesen, als Sakura hingefallen war, aber auch, als sie sich von allein wieder aufgerichtet hatte. „Bist du den Scouts deswegen damals beigetreten?“, erkundigte sich Sakura mit leiser Stimme, obwohl sie bisher stets einen großen Bogen um Kakashis Vergangenheit gemacht hatte. Obwohl er auf den ersten Blick wie ein offener Mensch wirkte, konnte er kaum mehr verschlossen sein. „Weil du dir eine bessere Zukunft gewünscht hast?“ „Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass meine Motive so edel waren“, erwiderte Kakashi und trotz seiner Maske konnte Sakura die Belustigung von seinem Gesicht ablesen, die sich mit einer gewissen Melancholie vermischte. Kakashi war ein Meister, was diesen Ausdruck anging, denn nur er bekam diese äußerst seltene Mischung hin, von der Sakura auch heute noch nicht wusste, was sie bedeutete. Ein schmales Lächeln huschte über Sakuras Gesicht. „Und du denkst, ich treffe die richtige Entscheidung?’, fragte sie, anstatt weiter nachzuhaken, da sie bereits wusste, dass sie nichts aus Kakashi herausbekommen würde. „Ich denke, das kannst nur du wissen“, erwiderte Kakashi. Alle weiteren Worte wurden von dem Wiehern von Pferden unterbrochen. Sakuras Blick wanderte zu dem einzigen Fenster des Zimmers. Sie entzog Kakashi ihre Hand und umrundete den Tisch, um nach unten auf die Straße schauen zu können. „Meine Kutsche ist hier“, entrann es ihr mit leiser Stimme, als sie dem Kutscher mit einer Handgeste zu verstehen gab, dass sie auf dem Weg war. Die braunen Pferde hauchten den kaputten Pflasterstraßen ein wenig Leben ein, während Müll sich in den Ecken am Bordstein sammelte und vertrocknete Blätter von herbstlichen Bäumen feucht auf dem Asphalt klebten. Es war ein schmutziger Herbst in Trost, der von zu vielen Regenschauern begleitet war. Kakashis Gestalt zeichnete sich vage im Fensterglas ab, als er zu ihr herantrat. Seine Hände legten sich auf ihre Schultern und drehten sie sanft herum. Ihre eigenen fanden den vertrauten Platz an seinen Hüften, als sich stoffbedeckte Lippen auf ihren Mund pressten. „Pass auf dich auf“, murmelte Kakashi und suchte ihren Blick. „Leichtsinnigkeit ist—“ „Ich weiß“, unterbrach Sakura. „Leichtsinnigkeit ist der sichere Weg zum Tod.“ Sie lächelte. „Ich erinnere mich noch sehr gut an jede einzelne Trainingslektion, Kakashi.“ Gerade zum Beginn ihrer Ausbildung hatte Kakashi den Rekruten ihrer Einheit das Leben schwer gemacht. Auch heute galt er noch als der Ausbilder, bei dem die wenigstens Rekruten tatsächlich am Ende bestanden und zu einer höheren Einheit aufgestiegen waren. Andererseits erzielten seine ehemaligen Schüler auch oftmals die höchsten Ergebnisse und machten sich einen Namen. War Sakura deshalb von Erwin Smith für die Scouts angeheuert worden? Weil sie unter Kakashi trainiert hatte? Womöglich hatte das gar nichts mit ihren eigenen Fähigkeiten zu tun... Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Nein, das konnte es nicht sein. Einen guten Ausbilder zu haben war noch lange keine Qualifikation für den Erkundungstrupp, da war sie sich sicher. Am Ende des Tages war Kakashi nicht da, um ihr Tipps zu geben, sondern sie stand allein den Entscheidungen gegenüber. Am Ende war man immer auf sich allein gestellt, was dieses Leben manchmal furchtbar einsam machte. Sakuras Hände rutschten von Kakashis Hüften und sie löste sich aus seinem Griff. „Ich schreibe dir, sobald sich eine Gelegenheit ergibt.“ Sie schritt zum Bett hinüber und hievte ihren Koffer auf den Boden. Kakashi sah ihr nach, hüllte sich jedoch in Schweigen, wofür Sakura dankbar war. Abschiede waren noch nie ihre größte Stärke gewesen und sie ahnte, dass Kakashi und sie sich in dieser Hinsicht nicht allzu sehr unterschieden. „Kannst du bitte dafür sorgen, dass Marin den Zimmerschlüssel bekommt?“, fragte Sakura, als sie im Vorbeigehen den Schlüssel auf den Tisch neben sein Buch legte. Ihre Augen glitten ein letztes Mal durch den Raum, der ihr in den letzten Jahren als Zuhause gedient hatte. Zu guter Letzt schaute sie Kakashi noch einmal an, wohl wissend, dass es das letzte Mal sein könnte, dass sie ihn zu sehen bekam. Andererseits war er einst ein Mitglied der Scouts gewesen und war ihren Fängen lebendig wieder entkommen. Sakura wollte daran glauben, dass nicht alles, was der Erkundungstrupp berührte, zu Asche zerfiel, dass es für eine Einheit mit einem derartig zuversichtlichen Gründungsmotiv noch Hoffnung gab. Sich abwendend verließ Sakura das Zimmer und trug ihren Koffer die knarrenden Stufen hinunter. In dem kleinen Gemischtwarenladen, über dem sie lebte, herrschte reges Treiben, weshalb sie gar nicht erst versuchte einen Blick auf Marin zu erhaschen. Die alte Frau hatte sich immer gut um sie gekümmert, weshalb Sakura sich bereits gestern Abend Zeit genommen hatte, um sich in Ruhe von ihr zu verabschieden. Sie trat hinaus auf die nassen Straßen, die sich unter einem sturmgrauen Himmel auftaten. Der Fahrer kam ihr entgegen, um ihr den Koffer abzunehmen und ihn zu verstauen, während Sakura in die Kutsche kletterte. Die Polster waren verschlissen, aber weich genug, damit man auch bei einer längeren Fahrt bequem sitzen konnte. Der Kutscher kletterte in der Zwischenzeit wieder auf seinen Platz und wies die Pferde mit harschen Worten an, sich in Bewegung zu setzen. Kakashi stand noch immer oben am Fenster, die Hände locker in den Hosentaschen tragend. Doch Sakura wandte den Blick ab und richtete ihn stattdessen auf zwei Jungen, die auf dem Bürgersteig mit ihrem Ball spielten. Sie bettete ihre Hände im Schoß und atmete tief durch. Nun gab es kein Zurück mehr. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)