Fantasy-World von Ten-nii-san (Der Krieg meines Lebens) ================================================================================ Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- Kapitel 15     Wir brauchten einen Plan, einen guten Plan. Ich saß gegen einen Baum gelehnt und sah den anderen dabei zu, wie sie ein Lager aufschlugen. Wir waren knapp zwei Tage unterwegs gewesen, bis wir in Draco angekommen waren. Turbolenzen hatten wir keine gehabt. Ich wusste nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte. Entweder unser Feind hatte uns im Visier und wartet nur auf den richtigen Moment oder Felix hat im Moment keine Ahnung und hat sich erst einmal zurück gezogen, um einen Plan auszuhecken. Aber das beschäftigte mich nicht wirklich, wie es eigentlich hätte sollen. Meine Gedanken galten Phillip und wie wir ihn retten konnten. Die Entscheidung ihn zu retten, war sehr egoistisch. Ich wollte ihn nicht verlieren und ich konnte es einfach nicht hin nehmen, dass ich ihn opfern musste, um alle anderen zu retten. Was brachte das? Warum musste ich ihn kennenlernen und mich in ihn verlieben, nur um ihn kurz danach eh zu verlieren? Das machte alles doch keinen Sinn. Niko kam auf mich zu und setzte sich neben mich. Er hielt eine Flasche Wasser und etwas Brot in der Hand, beides gab er mir. Ich bedankte mich und nahm als erstes einen großen Schluck von dem Wasser. „Was meinst du, wo wird Phillip sein?“, fragte ich ihn und riss ein Stück von dem Brot ab. „Wahrscheinlich im Thronsaal. Wenn Alex Leute hier alles im Griff haben, dann werden sie im Schloss sein.“ Ich nickte. „Aber meinst du, er wird bei ihnen sein?“ „Ich weiß, was du hoffst. Das dieser Zustand in dem er sich befunden hat seine Wirkung verliert, aber ich habe keine Ahnung, was sie ihm gegeben haben.“ Er ließ die Schultern hängen. „Wir müssen einfach hoffen.“ „Und wie willst du rein kommen?“ „Es gibt einen versteckten Tunnel, den wir mal gefunden haben und durch den sich Phillip immer heraus geschlichen hat, aber ich hab keine Ahnung, ob sie nicht auch von dem Tunnel wissen.“ „Meinst du, wir kommen rein und raus, ohne irgendwelche Komplikationen?“, fragte ich ihn und biss ein Stück von dem Brot ab. „Ich weiß es nicht. Es ist ein Risiko, davon können wir ausgehen.“ Ich nahm noch einen Schluck und starrte auf den Boden. Plötzlich stand jemand vor mir und ich sah an den langen Beinen hinauf zu Killians Gesicht. „Ich habe einen Plan und es ist mir egal …“, fing er an. Niko und ich sahen uns an und dann sah ich Killian wieder an. „Lass hören“, unterbrach ich ihn. „… mir egal was ihr sagt. Ich werde das durchziehen und keiner …“ „Killian, ich will den Plan hören“, unterbrach ich ihn wieder. Jetzt hielt er auch den Mund und sah mich erst einmal verwundert an. Dann nickte er und legte los. „Es gibt einen Tunnel, der einmal in die Nähe des Thronsaals heraus führt und einmal im Kerker. Wir sollten zwei Gruppen bilden. Eine die sich hinein schleicht und eine die draußen für Ablenkung sorgt. Wenn sich die Wachen dann um die Ablenkung draußen kümmern, können wir drinnen nach Phillip suchen.“ „Es werden aber nicht alle Wachen nach draußen laufen“, meinte Niko und ich nickte zustimmend. „Vielleicht müssen wir es einfach riskieren und rein gehen“, meinte ich. Die beiden Jungs sahen erst mich und dann sich wieder an. „Wir?“, fragte Killian. „Ich glaube nicht, dass du mitkommen solltest. Es wäre viel zu gefährlich dich mit in die Höhle des Löwen zu nehmen.“ Niko nickte zustimmend. „Wenn du ihnen in die Hände fällst, dann haben wir keine Hoffnung mehr.“ Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich weiß, dass die beiden um meine Sicherheit besorgt sind, aber das brachte doch eh nichts mehr. Wenn wir Phillip jetzt retten, dann werde ich meine Kräfte eh nicht erwecken können. Eine selbstlose Tat. Was könnte ich dann sonst noch selbstloses tut? Nichts. Obwohl ich doch schon die ganze Zeit selbstlos bin, oder etwa nicht? Ich bringe mich in Gefahr, versuche alles, um alle Wesen dieser Welt zu retten. Ist das nicht schon selbstlos genug? Ich würde mich sogar opfern. Ich war mir egal, mir war egal, was mit mir passierte. Von mir aus konnte Alex mit mir machen was er wollte, nur er sollte die Menschen die ich liebte aus dem Spiel lassen. Warum musste er überhaupt so weit gehen? Meine Eltern hatten in die Heirat eingewilligt und wenn er mich geheiratet hätte, dann wäre er doch König von Albis geworden. Er hätte doch regieren können. Irgendwas war anders, irgendwas hatte er vor und ich musste unbedingt herausfinden, was es war. Er konnte doch nicht so doof sein und denken, dass er acht Königreiche alleine beherrschen konnte. Seine Untertaten würden sich auch gegen ihn auflehnen und dann? War er wirklich überzeugt davon, dass er das hinbekam? Ich sah Niko an. Wir mussten Killian sagen, dass es eh schon zu spät war. „Nein“, sagte Niko und schüttelte den Kopf. „Ich will mitkommen, Niko, es bringt jetzt eh nichts mehr“, meinte ich. „Es ist zu gefährlich.“ Killian sah zwischen uns hin und her und verstand gar nicht, über was wir hier eigentlich genau diskutierten. „Mir wird nichts passieren.“ „Ich nehme sie nicht mit“, meinte Killian jetzt auch und sah mich böse an. „Ich akzeptiere das du es drauf hast und auch das du dich selber verteidigen kannst, aber das hier ist wirklich gefährlich und wenn wir dich an die verlieren … was sollen wir dann machen? Du bist unser Engel, du musst in Sicherheit sein, um später alle aufzuhalten.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann keinen retten“, murmelte ich und krallte mich in den Boden. „Klar kannst du das.“ Wieder schüttelte ich den Kopf. „Meine Kräfte sind in mir verschlossen, ich muss etwas selbstloses tun, um sie frei zu setzten.“ „Du tust die ganze Zeit etwas selbstloses, du bringst dich in Gefahr, du nimmst alles auf dich und versuchst alle zu retten“, protestierte er und nahm mich auch noch in Schutz. Irgendwie süß. „Ich … ich liebe ihn.“ Killian blinzelte und sah mich dann mit großen Augen an. „Du liebst Alex?“ Ich sah ihn an, sah in seine Augen, die nicht verstehen konnten, dass ich in den Feind verliebt war … was ich aber nicht war. „Sie liebt Phillip, du Trottel, und da liegt unser Problem. Ich habe mitbekommen, wie Milea mit der Wächterin des Sees geredet hat und ich weiß, welches Opfer sie bringen muss“, meinte Niko und machte dann eine kleine Pause, um mich anzusehen. Ich nickte bloß und er fuhr fort. „Entweder wir retten Phillip oder die ganzen Wesen, die Alex in seiner Gewalt hat.“ Stille. Killian sah uns beide mit entsetztem Blick an. Seine braunen Augen zischten hin und her und man sah ihm an, dass er das ganze erst verarbeiten musste. „Warte … das heißt …“, fing er an und Niko nickte. „Das meinte sie doch nicht ernst. Das kann sie gar nicht ernst meinen. Das ergibt doch gar keinen Sinn, warum sollte jemand sterben, um andere zu retten?“ „Phillip ist mir wichtig, Killian, mehr als alles andere“, meinte ich leise und sah zu Boden. Es war schwer ihm alles zu erklären, weil er Phillip genauso sehr retten wollte wie ich. „Aber wenn du ihn liebst, bekommst du doch durch ihn viel mehr Kraft.“ Ich wusste, dass er jetzt nur irgendwelche Ausreden suchte, um weiter daran fest zuhalten, dass er jetzt keine schwierige Entscheidung treffen musste. „Killian“, fing Niko an, aber dieser hielt sich die Ohren zu und schüttelte den Kopf. „Wir müssen ihn retten, er hat mich auch immer gerettet, er war immer für mich da, er war immer für uns da.“ Seine braunen Augen fixierten mich. „Immer und immer wieder lief er in den Wald, immer und immer wieder suchte er nach dem Mädchen von damals. Du hast ihm den Kopf verdreht und du bist jetzt Schuld das wir in dieser Lage sind.“ Niko sprang auf und stellte sich schützend vor mich. „Bist du jetzt total durchgeknallt? Sie kann doch für das alles nichts!“, herrschte er ihn an. „Sie hat doch nicht darum gebeten ein Engel zu sein.“ „Aber sie ist eine Prinzessin. Wäre sie nicht durch die Wälder gelaufen und hätte so getan, als sei sie eine Retterin oder was auch immer, hätte Phillip sich nie in sie verliebt und hätte sie nicht gesucht. Auch wenn das hier alles nicht wäre. Phillip wäre unglücklich gewesen, weil er sie niemals heiraten könnte und das nur weil sie die Erbin von Albis ist und er eben noch nicht mal ein Prinz. Sie haben keine Zukunft und doch sitzt sie hier und meint, sie würde ihn lieben. Sie weiß doch gar nicht, was sie damit anrichtet. Sie weiß doch gar nicht, was das bedeutet!“ Seine Worte trafen mich wie einen Schlag in die Magengegend. Ich konnte ihn ja verstehen und ich wusste auch, dass das was ich hier tat sehr egoistisch war. Aber er verstand auch nicht, was in mir vorging. Killian kannte mich doch gar nicht, wie konnte er mir da einfach unterstellen, ich würde nicht wissen, was ich tue. Ich gebe zu, dass die Entscheidung durch den Wald zu laufen nicht gerade meine Beste gewesen war, aber ich musste einfach aus diesem Alltag entschwinden. Ich konnte nicht auf brave Tochter machen und mir einfach alles vorschreiben lassen. So war ich nun mal nicht und so langsam verstand ich auch warum das so war. Engel waren ungebunden gewesen, schon immer. Und ich hatte einfach nicht so sein wollen, wie alle dachten, das eine Prinzessin sein musste. Ich wollte selbst entscheiden was ich tat und wie ich etwas tat. Die ganze Etikette und das ganze vornehme Getue ging mir immer auf die Nerven. Elben waren von Grund auf ein sehr strenges Volk, sie wollten immer alles perfekt haben, waren sehr diszipliniert und ich hatte nie dazu gehört. Was man ja eigentlich auch schon an meinen Haaren erkennen konnte. Ich hatte nicht das typisch Blonde Haar, wie meine Eltern. Nein, ich hatte dunkel braunes Haar, mit ein paar blonden Strähnen. Und natürlich die spitzen Ohren. Teilweise war ich genauso wie alle Elben. Wenn ich etwas anfing, dann würde ich es auch zuende führen, aber sonst … „Hör auf damit“, zischte Niko jetzt. Seine Schultern waren angespannt und sein Blick war auch nicht mehr der netteste. „Was fällt dir eigentlich ein so zu reden? Milea wird schon ihre Gründe haben warum sie das alles getan hat und Phillip wusste von Anfang an worauf er sich da einließ, wenn er das unbekannte Mädchen suchen würde. Wir haben lange genug darüber geredet. Du solltest erst einmal überlegen bevor du sprichst, auch wenn dir Phillip so viel bedeutet. Du wirfst mit Sachen um dich, die gar nicht nötig sind. Siehst du das hier?“ Niko beschrieb einen großen Bogen und deutete damit auf all die Leute die um uns herum waren und weiter das Lager bewachten. „Wir sind doch gerade dabei Phillip zu retten. Keiner von uns wird ihn zurück lassen, warum regst du dich also so auf? Milea weiß, dass sie eine selbstlose Tat vollbringen muss, aber sie entscheidet sich für Phillip, was du ja so sehr möchtest.“ Killian blickte zu Boden und ballte seine Hände zu Fäusten. Er wusste, dass er überreagiert hatte und das es nicht fair von ihm gewesen war nur mich zu beschuldigen. Ich ging an Niko vorbei und legte Killian meine Hand auf die Schulter. "Egal, wir müssen den Plan weiter ausarbeiten", versuchte ich das Thema zu wechseln. "Ich bin mir nicht so sicher, ob wir so viele Leute mit nehmen sollten. Wenn sie draußen für Ablenkung sorgen sollen können sie gefasst und dann getötet werden, das wäre nicht so gut." Niko nickte. "Wie hattest du es dir denn gedacht?", ging er darauf ein und sah Killian an. "Ich dachte, wir könnten uns in den Thronsaal schleichen und von da aus operieren", erzählte Killian uns seinen Plan. "Der Thronsaal ist zu gefährlich." "Aber da werden sie Phillip hingebracht haben, was anderes kann ich mir nicht vorstellen." "Außer sie haben ihn in den Kercker gesteckt", meinte ich. "Wir wissen nicht, was dieses Mittel mit ihm macht, vielleicht wird er als Wache eingesetzt oder er wird gefangen gehalten, weil sie nicht wissen, wie lange es hält." Ich dachte darüber nach und sofort erinnerte ich mich an den kurzen Blick aus dem Fenster, als wir bei Marie gewesen waren. Dieser Soldat ... er hatte die gleichen Augen, wie Phillip gehabt. Und er hatte die Bewohner gebeten sich einer Impfung zu unterziehen. Aber ich wusste auch, dass Phillip sich dagegen gewehrt hatte. Er hätte mich treffen können, als ich auf dem Steg gewesen war ... er hätte mich an der Schulter treffen können und mich so hindern können weiter zu laufen, aber sein Pfeil hatte mich verfehlt. Er kämpfte gegen dieses Mittel, aber Alex musste sich sicher sein, dass es funktioniert sonst würde er es nicht an den Wesen in Harpyas testen ... außer das war der letzte Testlauf. "Nur wir gehen rein, somit verringern wir die Chance gefasst zu werden", entschied Niko. "Wir sollten noch Justin und ...", fing Killian gerade an, stoppte aber plötzlich. Niko zog mich hinter sich und auch das gesamte Lager drehte sich um, stellte sich in Angriffsposition. Zwischen den Bäumen traten Reiter hervor, aber kaum standen diese, entspannten sich alle. "LEA!", schrie jemand und Adele sprang von ihrem Pferd. Sie breitete ihre Flügel aus und kam zu uns geflogen. Killian und Niko gingen einen Schritt zur Seite, damit sie nicht umgeworfen worden ... so wie ich. Mit voller Wucht knallte Adele gegen mich und zusammen gingen wir zu Boden. "Ich hab mir so Sorgen gemacht, als Rian und du plötzlich weg waren", plapperte sie auch schon drauf los. Dann stand sie auf und packte einfach so meine Hand, um mich auch auf die Beine zu ziehen. "Und als wir dann hörten, dass ihr bei Marie seid, war ich noch besorgter. Ich konnte nicht verstehen, warum Medusa euch zu ihr nach Harpyas schickt. Verdammt mitten in die Stadt und dabei hättet ihr schon weiter sein sollen." "Adele, was machst du hier?", unterbrach Niko sie und stemmte die Hände in die Hüften. Sie drehte sich galant zu ihm um und streckte ihm die Zunge raus. "Sagte ich doch die ganze Zeit, ich habe mir Sorgen gemacht." "Du hättest zum Versteck zurück gehen sollen." "Ich hab gehört das ihr auf Lea gestoßen seid und musste einfach herkommen." "Ich habe ihr auch keine andere Wahl gelassen", ertönte eine weitere Stimme. Rian trat zu unserer kleinen Gruppe und sah mich von oben bis unten an. Sein Blick war prüfend und besorgt. "Was tust du hier?", fragte ich ihn und sah mir seine Schulter an. Nichts sah man, man konnte noch nicht einmal erahnen, dass er vielleicht eine Verletzung hatte. "Du solltest dich ausruhen und dich schonen." "Mir geht es gut und der Schulter auch. Marie hatte dich nicht beunruhigen wollen. Sie hatte die entsprechenden Kräuter nicht im Haus und sie wusste, dass du ihr niemals erlaubt hättest noch einmal in den Wald zu gehen." "Deswegen lügt sie mich an und meinte, du müsstest dich ausruhen?" "Du musstest an die Mission denken, Milea, ihr war auch klar, dass auch das nicht das beste ist, aber damit du nicht da bleiben würdest, musste sie das tun." Ich seufzte. Ja, ich verstand warum sie das getan hatte und ihre Vermutungen waren ja auch alle richtig. Ich hätte nie im Leben gestattet, dass sie ohne Schutz gehen würde und wenn sie mir das dann auch noch gesagt hätte, dann wäre ich auch bei Rian geblieben, hätte die Mission ganz aus den Augen verloren. "Jetzt hören wir aber auf zu streiten", meinte Adele. "Warum stehen wir hier eigentlich?" "Wo ist Phillip?", unterbrach Rian seine Schwester und sah mich an. Ich sah zu Boden. "Lea, wo ist er? Er sollte auf dich aufpassen." Niko legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Beruhig dich, Rian. Ihr geht es gut", meinte er. "Felix hat ihn mitgenommen", antwortete ich Rian. "Wie konnte das passieren?", fragte Rian. "Er hat mich beschützt und hat dann von Felix ein Mittel verabreicht bekommen. Er ist nicht mehr er selbst und gehorcht ihm jetzt." "Wir wollen ihn retten." „Wir kommen mit“, entschied Adele. „Wir kommen nicht mit“, meinte Rian. „Es ist unnötig sich in Gefahr zu begeben. Er wird gegen uns kämpfen anstatt mit uns zu kommen. Wir werden gefangen genommen, weil ich nicht glaube, dass einer von euch auch nur ansatzweise gegen Phillip kämpfen will. Er ist ein ausgezeichneter Kämpfer und es wird schwer gegen ihn zu gewinnen, ohne ihm wehzutun“, meinte Rian und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du willst ihn nur nicht retten“, warf Killian ihm vor, doch Rian reagierte gar nicht darauf. „Wir sollten Milea nicht unnötig in Gefahr bringen“, sagte Rian jetzt zu Niko. „Ich werde mitkommen und wir werden ihn daraus holen“, meinte ich und sah zwischen den beiden hin und her. „Niko, wir hatten das eben besprochen.“ „Ja, ich weiß“, sagte er, sah mich aber nicht an. „Rian, ich weiß was du meinst und Killian, Milea und ich haben eben schon darüber diskutiert, aber wir können Phillip nicht einfach so ausliefern. Wie du gesagt hast, er ist einer unserer besten Kämpfer und wenn wir ihn an die Gegenseite verlieren, sieht es nicht so gut aus.“ „Es ist trotzdem zu riskant. Mileas Sicherheit geht vor, das hat Medusa gesagt“, meinte Rian und blieb an seiner Meinung hängen. „Einer unserer Heiler kann doch sicher irgendein Serum herstellen, dass wir Phillip geben können, damit er nicht mehr gegen uns kämpft“, schlug Adele vor. „Oder damit er schläft.“ Das war keine so schlechte Idee. So konnten wir ihn einfach daraus holen, ohne das uns jemand bemerkte …nur mussten wir auch erst einmal an Phillip heran kommen und das würde schwieriger werden. Aber ich durfte einfach nicht daran glauben, dass er eine Marionette von Felix war. Sein Charakter war einfach zu stark, er musste sich dagegen wehren. Allein der Gedanke daran, dass er einfach so aufgeben würde … ich konnte ihn nicht aufgeben, das würde er auch nicht machen. Und genau deswegen mussten wir ihn daraus holen. „Das ist eine gute Idee“, stimmte Niko zu. Rian sah mir in die Augen, aber ich wusste nicht genau, was er von mir wollte. „Aber ich komme mit“, gab Rian nach. „Dann sind wir zu fünft, eine kleine Gruppe die nicht auffallen wird“, meinte Adele. „Wir sollten erst los gehen, wenn es dunkel geworden ist, so haben wir ein bisschen Schutz“, schlug Killian vor und alle nickten. Adele hackte sich bei mir ein und zog mich mit zu den Zelten, die wir aufgestellt hatten. „Du musst dich jetzt etwas ausruhen und mir vor allem erzählen, was passiert ist, seit wir getrennt wurden.“ „Es ist einfach zu viel passiert“, seufzte ich und ließ mich auf den Boden fallen. Ich legte mich hin und verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf. Adele legte sich neben mich und stützte sich auf ihrer Hand ab. „Aber du warst mit Phillip alleine“, grinste sie und stupste mich leicht an. „Adele, wir sind auf einer Mission. Ich habe andere Sorgen, als romantische Gedanken gegenüber Phillip.“ „Aber du hast romantische Gedanken gegenüber Phillip.“ Ich atmete tief ein und schloss die Augen. „Ja, habe ich“, gestand ich ihr ein. „Und ich mache mir Sorgen um all das hier. Ich war am See der vier Jahreszeiten, Adele, aber Felix konnte ihn infizieren.“ Adele saß plötzlich aufrecht und sah mich geschockt an. „Du hast deine Kräfte aber nicht erweckt.“ Ich schüttelte den Kopf und legte mir meine Hände aufs Gesicht. „Die Hüterin des Sees meinte, dass ich eine selbstlose Tat vollbringen muss.“ Jetzt war sie verwirrt. „Aber das tust du doch gerade, oder etwa nicht? Du kämpfst für tausende von Wesen, die unter Alex Unterdrückung leben müssen.“ „Sienna sagte, ich muss … ich muss Phillip aufgeben.“ „Was?“ „Ich liebe ihn“, murmelte ich und setzte mich auch auf. „Und im Moment kann ich auch nur an ihn denken, weißt du. Mir ist seine Sicherheit wichtiger als alles andere.“ „Wir werden ihn nicht bei Felix lassen, es muss eine andere Möglichkeit geben, dass du deine Kräfte freisetzten kannst.“ Ich nickte und sah auf meine Hände herunter. Du musst zum See, egal was jetzt passiert, hallte Phillips Stimme in meinem Kopf wieder. Er wusste, dass soetwas passieren würde. Ich wusste, dass das was wir hier machten, nicht das richtige war, aber ich konnte ihn doch nicht einfach so im Stich lassen. Auch, wenn wir gefasst werden könnten … ich musste es wenigstens versuchen. „Klopf, klopf“, sagte jemand und steckte seinen Kopf in unser Zelt. Es war Niko. Er sah zwischen Adele und mir hin und her, blieb aber an Adele hängen. „Ähm … kann ich dich kurz sprechen?“ Adele sah mich kurz an und stand dann auf. „Bin sofort wieder da, versuch etwas zu schlafen“, meinte sie und lief schnell zu Niko. Sie verschwanden beide und ich sah ihre Schatten, die sich am Zelt abzeichneten. Sie gingen nur ein bisschen von unserem Zelt weg. „Ich hab schon mit meinen Leuten gesprochen, dass wir uns aufteilen“, hörte ich Niko sagen. „Wenn wir zu so vielen hier bleiben, dann werden wir nur entdeckt.“ „Ich verstehe, ich werd meinen Leuten sagen, dass sie sich etwas anderes suchen sollen.“ „Ich möchte auch, dass du mit gehst.“ „Niko, darüber haben wir doch gesprochen. Rian und ich kommen mit.“ „Es ist so oder so schon heikel genug und ich bin auch nicht so erfreut, dass ich Milea mitnehmen soll, aber wenn du auch noch dabei bist ...“ „Ich lasse Lea nicht alleine mit euch da rein gehen.“ Adele streckte ihren Arm aus und legte sie auf Nikos Wange. „Es ist süß, dass du dir Sorgen machst.“ „Ich mache mir keine ...“ „Doch tust du“, unterbrach sie ihn und dann stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen und … küsste Niko. Das sah ich jetzt nicht wirklich. Sie küsste ihn doch nicht wirklich, oder? Ich fantasiere nur. Das … wann? Wie konnte das sein? „Ich komme mit“, meinte Adele und drehte sich zum Zelt um. Niko schüttelte den Kopf und ging dann. Adele kam zurück zu mir, ein breites Lächeln auf den Lippen. „Bitte sag mir nicht, dass ihr euch gerade geküsst habt“, fragte ich sofort. Adele stockte und auch ihr Lächeln verschwand. Ich stand auf und blieb vor ihr stehen. Sie wollte schon anfangen, sich zu erklären, aber ich ließ sie nicht. „Seit wann? Was habe ich verpasst? Ich versteh das alles nicht. Oh, Adele, das ist so toll. Ich freue mich so für dich.“ Es dauerte noch etwas, bis sie verstanden hatte, was ich da eigentlich gesagt hatte. Ich wusste, das sie damit gerechnet hatte, das sich sie verurteilte … nur wie sollte ich das tun? Ich war in so einer Situation doch auch verliebt. Ich hatte kein Recht sie zu maßregeln und das wollte ich auch gar nicht. „Ich … also …“, fing sie an zu stottern und wurde leicht rot im Gesicht. „Woher kennst du Niko?“ „Ich hab ihn auf einen der Feste kennengelernt“, murmelte sie. „Du hast mir nie von ihm erzählt.“ „Weil ich nicht wusste, was genau das zwischen uns beiden war. Ich bin damals in ihn hineingerannt und dann haben wir nur kurz geredet. Ab da hab ich ihn immer und immer wieder gesehen, hab mich aber nicht getraut ihn anzusprechen.“ „Du hast dich nicht getraut?“ Sie war doch so ein plappermaul, wie konnte sie da Angst haben einen Mann anzusprechen? „Und wie ist es jetzt doch dazu gekommen?“ „Er hat mich gerettet.“ „Das war alles?“ „Bei dir war es doch genauso.“ Sie streckte mir die Zunge raus und setzte sich wieder auf den Boden. „Ja, schon …“ „Nachdem Niko mich und meine Eltern aus eurem Schloss geholt hatte haben wir ein bisschen geredet. Aber wir mussten noch etliche andere Wesen retten und dann hab ich mich bereiterklärt zu helfen. Phillip hatte mich wiedererkannt und ist für mich eingestanden. Er meinte, wenn ich mit dir mithalten kann, dann wäre ich auch bei Rettungsaktionen hilfreich.“ Ich lächelte und setzte mich neben sie. „Ich hab ihn dann gerettet“, erzählte sie stolz weiter. „Ich hab ihn nicht nur vor einer tödlichen Wunde gerettet, hab ihn danach sogar verarztet. In seinem Wahn hat er mir dann gesagt, dass er mich süß findet.“ Ihre Wangen wurden ein bisschen roter und leicht nestelte sie an ihrem Oberteil. Ich lachte auf und lehnte mich an ihre Schulter. „Niko wird nicht aufgeben. Wir werden Phillip retten.“ Ja, ich weiß. Wir würden ihn retten, aber zu welchem Preis? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)