Bananeneis von Raija ================================================================================ Kapitel 5: Isabel und Farlan ---------------------------- „Isa", quiekteMara, als sie vor dem Kino aus dem Bus hüpfte und ihren Bruder mit seinen Freunden sah. „Hey Mara“, grinste die Rothaarige, während sie ihre Freundin umarmte. „Lange nicht gesehen, wie geht es dir?“ „Super! Ich-“ „Werde ich auch mal begrüßt?“, funkte Farlan dazwischen, ehe die beiden Frauen sich zu sehr in ihr Gespräch vertieften. Mara kicherte. „Entschuldige Farlan." Sie küsste ihn auf die Wange. Isabel und Farlan, die zwei besten Freunde ihres Bruders, wahrscheinlich auch die Einzigen, die es mit ihm aushielten. Schon seit einer halben Ewigkeit war das Dreiergespann miteinander befreundet und auch Mara war immer in ihrer Gruppe willkommen. Für Mara waren Isabel und Farlan der lebende Beweis dafür, dass eine innige Freundschaft auch zwischen den zwei verschiedenen Geschlechtern existieren konnte, ohne irgendwelche romantischen Gefühle. Farlan war ein ruhiger junger Mann, der jedoch zum richtigen Zeitpunkt einen passenden Spruch parat hatte. Isabel dagegen war das komplette Gegenteil mit ihrer direkten und manchmal hitzköpfigen Art. Dennoch trugen beide das Herz am rechten Fleck. Sie blickte zu ihrem Bruder. „Weißt du, dass deine Show vorhin ober peinlich war?" „Jetzt mach hier keine Szene", verdrehte Levi die Augen und wandte sich zum Gebäudeeingang. Farlan zuckte mit den Schultern und folgte ihm. Mara köchelte vor Wut. Erst stellte er sie bloß und jetzt ließ er sie stehen. Sie biss die Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäuste. „Was hat er denn gemacht?", fragte Isabel, die Mara genau beobachtet hatte. Ihre Augen funkelten vor Neugierde. Die Schwarzhaarige atmete tief durch und ließ die Schultern sinken. „Ich hab jemanden kennen gelernt", begann sie seufzend. „Der Film fängt gleich an", rief Farlan ihnen vom Eingang aus zu. Die zwei Frauen setzten sich in Bewegung und folgten ihren Freunden. Während sie die Karten erstanden, Popcorn und Cola kauften und zum Kinosaal marschierten gab Mara eine Zusammenfassung von den Begegnungen mit Erwin und dem gescheiterten Versuch ihn mit Levi bekannt zu machen. „Big Bro ist manchmal so eine Bitch", kicherte Isabel, nachdem sie es sich auf ihren Plätzen bequem gemacht hatten. „Das habe ich gehört", knurrte Levi, der mit Farlan in der Reihe hinter ihnen saß und dessen Kopf zwischen ihren Sitzen auftauchte. „Geh weg, wir lästern hier über dich", fauchte Mara und warf ihm eine Hand voll Popcorn ins Gesicht. „Rache ist Blutwurst, Mara", erinnerte er seine Schwester, ehe er sich zurück zog. Diese winkte ab, da wurde das Licht gedämmt und der Film begann. „Auf jeden Fall brauche ich nun etwas schickes zum Anziehen. Du musst mir unbedingt helfen", bat sie ihre Freundin. „Komm Samstag nach Ladenschluss vorbei und wir suchen dir was schönes aus", schlug Isabel vor. „Könnt ihr Hühner auch mal den Schnabel halten?" Levis missgelaunte Visage tauchte wieder zwischen ihnen auf. Mara schob sein Gesicht wieder zurück, wo es hin gehörte. „Also morgen?“, hakte sie nach. „Ist morgen Samstag?“, wollte Isabel wissen und machte ein nachdenkliches Gesicht. „Ja morgen ist Samstag und jetzt Ruhe auf den billigen Plätzen“, platzte Levi wieder in ihr Gespräch. Mara zeigte ihm den Finger, wandte sich dann wieder der Rothaarigen zu. „Geht das denn mit deiner Chefin klar?", fragte sie flüsternd. Isabel arbeitete in einem angesagten und nicht gerade billigen Modegeschäft im Zentrum Trosts. Mara konnte sich vorstellen, dass die Eigentümerin nicht sehr erfreut über Isabels Idee sein könnte. „Ach, das wird kein Problem sein. Die alte Schrulle war sicher auch mal jung und verliebt", winkte diese ab. Das Wort verliebt ließ ihr Herz höher schlagen. Zum Glück war es dunkel und niemand sah die verräterische Röte in ihrem Gesicht. Verliebt, war sie das wirklich? „Ich weiß nicht, ob das der richtige Ausdruck ist." Isabel schmunzelte frech. „Jaja und Schweine können Fliegen", scherzte sie. „Aber ", setzte Mara zum Konter an, da bekam sie einen Eimer Popcorn über den Kopf geschüttet. Erschrocken quiekte sie auf, während Isabel in schallendes Gelächter verfiel. Zur Krönung stülpte ihr heißgeliebter Bruder ihr den Pappeimer über den Kopf und gab einen Klaps darauf. Soviel zum Thema Rache ist Blutwurst. „Das ist wahre Geschwisterliebe", lachte Isabel und hielt sich dabei den Bauch. Die Leute auf den umliegenden Sitzen sahen sie argwöhnisch an, einer bat sogar verärgert um Ruhe. Mara riss sich den Eimer vom Kopf und schleuderte diesen Isabel entgegen. „Blöde Kuh", murrte sie, während sie sich das Popcorn aus den Haaren pflückte. Nach dem Film aßen sie noch zusammen, ehe Mara sich auf den Weg zur Arbeit machte. In der Umkleide für die Mitarbeiter schlüpfte sie in ihre Uniform, wobei sich ein Lächeln auf ihre Lippen stahl, als sie sich in Spiegel erblickte. „Du bist sexy", zwinkerte sie ihren Spiegelbild zu, während sie die Schürze umlegte. Zu ihrem Glück war sie im Moment die Einzige in dem Raum, sonst würde man sie noch für verrückt erklären. Sie ging in den Personalraum und nahm sich den Arbeitsplan für ihre Schicht aus ihrem Fach. Ein Schmunzeln bildete sich auf ihren Lippen, als sie Zimmer 143 auf der Liste entdeckte. Erwins Zimmer. Insgeheim hoffte sie, er würde wieder unerwartet aus der Dusche hüpfen. Die Erinnerung an seinen nackten Oberkörper, auf dem die Wassertropfen perlten, machte sie ganz kribbelig. Doch war er bereits gegen Mittag aus gecheckt und bestimmt schon längst in Shiganshina. Dennoch konnte sie den Duft seines Parfums deutlich wahrnehmen, als sie das Zimmer betrat. Erneut bildete sich ein Lächeln in ihrem Gesicht, das nicht verschwinden wollte, solange sie sich in dem Raum befand. ☼◙☼◙☼ „Sorry Isa, ich hab voll verschlafen und der Bus hatte Verspätung.“ Schnaufend betrat Mara das Geschäft, dessen Eingangstüren Isabel hinter ihr abschloss. Sie hatte sich nach ihrer Schicht nur mal kurz hinlegen wollen und war doch glatt eingeschlafen, ohne sich einen Wecker zu stellen. „Wieso bist du denn nicht mit dem Auto gekommen?“ „Ich muss die Bremsen neu machen lassen, aber die in der Werkstatt stellen sich ein bisschen blöd an, nur weil das Auto kein aktuelles Modell ist“, antwortete Mara und folgte Isabel zu den Umkleiden, die in einem separatem Raum des Modegeschäfts aufgebaut waren. „Fährst du noch immer diesen Schrotthaufen?“ Die Rothaarige warf ihr einen ungläubigen Blick über die Schulter zu. „Das ist ein Trabi.“ „Ein Schrotthaufen“, korrigierte sie Mara. „Aber ein Cabrio“, versuchte diese ihren Wagen zu verteidigen. „Und mein erstes Auto.“ Isabel winkte ab. „Jedenfalls habe ich schon mal ein paar Sachen rausgesucht. Was macht ihr eigentlich?“, fragte sie neugierig. „Ich habe keinen blassen Schimmer.“ Mara besah sich die Kleider, die Isabel auf eine transportable Stange zum Anprobieren gehangen hatte. „Soll es eine Überraschung werden?“ Man merkte, Isabel war Feuer und Flamme. „Ich kann ihn nicht fragen, ich habe seine Nummer nicht“, gab Mara kleinlaut zu. Ungläubig starrte Isabel sie an. „Du bist genauso unfähig wie Big Bro“, seufzte sie und schüttelte mit dem Kopf. „An was hast du denn gedacht?“, kam sie aufs eigentliche Thema zurück. „Vielleicht einmal etwas alltägliches und etwas elegantes?“ Unsicher sah sie ihre Freundin an. Isabel suchte bereits in den Klamotten ein Outfit zusammen. Dann drückte sie die ausgewählten Kleider Mara in die Hand und schob diese in eine Umkleidekabine. „Los, anprobieren“, forderte sie und zog den Vorhang hinter Mara zu. ☼◙☼◙☼ „Oh man, den Rest des Monats muss ich entweder Doppelschichten schieben oder ich darf nichts mehr essen.“ Mara feuerte den Wohnungsschlüssel auf die Kommode im Flur. „Jetzt beschwere dich nicht. Ich habe dir sogar meinen Mitarbeiterrabatt gegeben“, sagte Isabel, die sie mit nach Hause begleitet hatte und nun direkt die Küche ansteuerte. „Wow, das nenne ich mal einen Blumenstrauß“, pfiff sie durch die Zähne aus, als sie das Licht anschaltete. „Welcher Blumenstrauß?“ Irritiert reckte Mara den Kopf in den Raum. „Heiligte Scheiße!“ Mitten auf dem Küchentisch aus einer gläsernen Vase ragte ein großer runder Strauß in zartem Pink-Rosé. Sprachlos starrte sie auf die Gerbera, verzweigten Rosen und kleinen Chrysanthemen, deren Duft ihr in die Nase stiegen, als sie langsam an den Tisch heran trat. „Der stand vorhin aber noch nicht hier“, staunte sie und deutete ungläubig auf die Blumen, während sie fassungslos Isabel anschaute. „Sieh nach, ob eine Karte dabei ist“, forderte diese aufgeregt. Und tatsächlich war eine kleine Karte an der Vase angelehnt. Mara nahm sie in die Hand und öffnete sie. Sogleich rutschte ein Flyer heraus, segelte langsam zu Boden, wo er mit der Beschriftung nach oben landete. „Dinner on Bord“, las Mara ab, während sie das Stück Papier aufhob. „Oh mein Gott, ernsthaft?“ Isabel riss ihr den Flyer aus der Hand und hielt ihn sich dicht vor die Nase. „Weißt du, was das ist?“, fragte sie ganz zappelig. Mara verneinte. „Ich sag dir eins: Der Kerl muss einen Haufen Kohle haben. Normalsterbliche, wie wir, kommen gar nicht an die Karten und schon gar nicht so kurzfristig.“ Dabei fuchtelte Isabel mit dem Flyer vor ihrer Nase hin und her. Mit großen Augen sah Mara zu der Rothaarigen. „Oder er besorgt sich die Karten im Voraus und reißt so die Weiber auf“, überlegte Isabel laut. Als sie jedoch Maras Gesichtsausdruck sah, lachte sie los. „Nein, war nur ein Spaß!“ Das Herz pochte Mara wild in der Brust, als sie den Blick auf die Karte in ihrer Hand senkte. Eine Handynummer war darauf geschrieben und in geschwungenen Lettern: Ich hole Sie zu Hause ab Erwin „Gut, dass du dich vorhin für das Kleid entschieden hast", riss Isabels Stimme sie aus ihren Gedanken. „Ich glaub, ich krieg einen Herzkasper", verkündete Mara, deren Gesicht blass geworden war. Isabel sah sie einen Moment verunsichert an, ehe sie in schallendes Gelächter ausbrach. So sprachlos hatte sie Mara noch nie gesehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)