Seduce Me! von Sky- (Drei sind (k)einer zu viel) ================================================================================ Kapitel 9: Hinatas Vertrauensbeweis ----------------------------------- Nachdem Hinata sich wieder gefangen hatte, saßen sie zusammen am Tisch, aßen zu Mittag und überlegte, ob sie nicht vielleicht zum Strand gehen sollten. Doch daraus wurde nichts, denn da brach mit einem lauten Donnern das Gewitter herein und es begann in Strömen zu regnen. Hinata sah aus dem Fenster und murmelte „Heute wird wohl nichts mehr aus einem Strandbesuch.“ „Nicht schlimm“, meinte Katsuya schulterzuckend und grinste dabei fröhlich vor sich hin. „Wie können ja auch im Whirlpool unseren Spaß haben.“ Bei dem Gedanken, was im Whirlpool passiert war, wandte Hinata beschämt und mit hochrotem Kopf den Blick ab und schwieg. Als der jüngere Zwilling das sah, schien er zu ahnen, was das bedeutete, denn in dieser Hinsicht war Hinata nun mal wie ein offenes Buch. Er grinste breit und stieß ihm scherzhaft in die Seite. „Na holla. Da habt ihr euch im Whirlpool amüsiert? Da bekommt das Wort Blasen ja gleich eine komplett andere Bedeutung.“ Hinata verbarg vor Scham das Gesicht in den Händen und lief rot an wie eine Tomate. Normalerweise hätte Takashi etwas dazu gesagt wie zum Beispiel, dass der Kommentar völlig unangebracht war. Aber dieser Wortwitz war nun doch zu komisch, sodass er sich nicht beherrschen konnte und gleich losprustete. Es war nun mal einfach zu komisch und da hatte Hinata halt das Nachsehen. Der ältere Zwilling fing sich dann aber doch und erklärte, dass das doch etwas unangebracht war. Schließlich aber entschlossen sie sich dann dazu, sich ins Wohnzimmer zu setzen und einfach mal miteinander zu reden, wobei natürlich auch Bier getrunken wurde. Und man sah auch, dass Hinata nun auch sichtlich lockerer wurde. Er hatte ein Leuchten in den Augen und strahlte übers ganze Gesicht. Man sah ihm an, wie glücklich er war und dass er sich mit seinem neuen Look wohl fühlte. Und trotz der peinlichen Bemerkung von Katsuya war zu sehen, dass seine Haltung aufrechter war als sonst. Sein Blick hatte an Festigkeit dazugewonnen und er wirkte auch sonst ein kleines bisschen selbstbewusster. Und das allein schon dadurch, weil er gesehen hatte, was er aus sich selbst machen konnte und wie viel Potential in ihm steckte. Als er dann aber wieder aus dem Fenster sah und das Unwetter draußen betrachtete, nahm sein Blick etwas Nachdenkliches an. Denn nun, da ihm wirklich bewusst war, wie viel die Zwillinge tun würden, damit sie ihn glücklich machen konnten und sie für ihn da waren, dachte er auch über etwas Bestimmtes nach. Denn nämlich, dass es an der Zeit war, offen und ehrlich zu reden und ihnen auch mal entgegenzukommen, indem er ihnen sein Vertrauen entgegenbrachte. Nur war es schwer, darüber zu sprechen, vor allem weil er es nie getan hatte. Höchstens ein Mal hatte er da ein paar Andeutungen gegenüber seinem Klassenlehrer gemacht, als dieser zu ahnen begann, dass etwas nicht stimmte. Aber mehr war da auch nicht. Takashi bemerkte, dass ihn etwas beschäftigte und hakte nach. Jedoch antwortete Hinata nicht sofort. Er atmete tief durch, sammelte sich und trank noch einen Schluck Bier, um sich ein wenig Mut anzutrinken. „Ihr habt mir so viel gegeben und mit so viel aus eurem Leben erzählt und so viel Geduld mit mir gehabt. Ich weiß, dass ich anstrengend sein kann und ich bin euch wirklich dankbar, dass so viel für mich macht.“ „Du musst kein schlechtes Gewissen haben“, beruhigte Takashi ihn. „Das tun wir, weil wir dich lieben.“ „Ich weiß“, sagte Hinata und seufzte leicht. „Und ich möchte auch gerne etwas zurückgeben. Ich weiß nur nicht, wo ich anfangen soll.“ Die Zwillinge schwiegen geduldig, um ihm die Zeit zu geben, Kraft zu sammeln. Dann aber, nachdem Hinata noch mal tief Luft geholt hatte, begann er zu erzählen. „Ihr wisst ja schon, dass ich eine etwas schwierige Vergangenheit habe. Mein Vater arbeitet im Büro einer Versicherungsgesellschaft und muss oft Überstunden machen. Meine Mutter ist Hausfrau und macht den ganzen Haushalt. Sie hatten es sich damals in den Kopf gesetzt, aus mir einen erfolgreichen Anwalt zu machen. Es war eigentlich der Traum meines Vaters, aber er hat nie das Studium geschafft und wollte deshalb einen Sohn, der dann an seiner Stelle Anwalt wird. Und das hat er auch konsequent durchgezogen. Schon seit der Vorschule musste ich lernen, durfte in meiner Freizeit auch nie zum Spielen raus und Familienausflüge gab es nicht. Sie wollten einen absolut perfekten Musterschüler haben, der gute Noten hat, selbstbewusst ist und beliebt ist. Wenn mein Vater nach Hause kam und mich beim Spielen oder malen erwischte, setzte es die eine oder andere Ohrfeige. Wenn er rauchte, drückte er auch seine Zigaretten an meinem Oberarm aus und drohte mir, dass er mich grün und blau schlägt, wenn ich es jemandem sagte. Schlimmer war es, wenn ich schlechte Noten nach Hause brachte. Als ich in der vierten Klasse an Masern erkrankte und deshalb nur 90 von 100 Punkten erzielte, rastete mein Vater aus, schlug mich mit dem Gürtel und sperrte mich 12 Stunden lang in die kleine Abstellkammer ein. Wahrscheinlich wäre ich noch länger drin geblieben, wenn meine Mutter mich nicht rausgeholt hätte, weil durch meine Schreie ihre Migräne nur schlimmer wurde. Einmal wurde ich auch einen Tag lang in den stockfinsteren Keller gesperrt, weil ich nach der Schule nicht nach Hause gegangen war, sondern mit Ichiro aus meiner Klasse ein Eis essen gegangen war und nicht gelernt habe. Ich kam oft mit blauen Flecken zur Schule und die Kinder aus meiner Klasse machten sich oft lustig deswegen, weil mein Vater mich verprügelte. Sie schubsten mich oft rum und meinten, dass ich in diese Schule für Kinder aus Problemfamilien gehören würde.“ Hinata machte eine kurze Pause, um noch einen Schluck zu trinken. Katsuya nutzte die Gelegenheit um zu fragen „Hat deine Mutter nichts getan, um dich vor deinem Vater zu schützen?“ Der Kunststudent schüttelte den Kopf und erklärte „Sie hat es immer ausgeblendet und gemeint, das alles würde nicht passieren, wenn ich mich mehr anstrengen würde. Nicht selten haben sie und mein Vater gesagt, das alles würde nicht passieren, wenn ich nicht so ein Nichtsnutz und Schmarotzer wäre. Sie sagten, ich könne von Glück reden, überhaupt geboren worden zu sein, weil die Welt keine Versager braucht. Ich bekam immer mehr Angst vor anderen Menschen und das passte meinem Vater überhaupt nicht. Er wollte aus mir einen richtigen Kerl machen und mich „abhärten“, weil ein Weichei nicht zum Anwalt taugte. Als er das sagte, zwang er mich, meine Hose auszuziehen und dann noch meine Unterhose. Und dann drückte er seine Zigarette da unten aus und als ich vor Schmerz schrie und weinte, schlug er mir in die Magengrube und sagte, dass er das noch öfter machen wird, wenn ich nicht endlich mit dem Heulen aufhöre. Ein Mal, als er ziemlich betrunken war, hatte er ein Taschenmesser und drohte, aus mir noch ganz eine Frau zu machen, wenn ich nicht ein richtiger Mann werde. In der Mittelschule wurde es immer schlimmer und ich habe dann auch zwei Mal versucht, mich umzubringen. Da ich aber Angst vor einem schmerzhaften und langsamen Tod hatte, wollte ich mich mit Autoabgasen umbringen. Es hat aber nicht funktioniert, weil beim ersten Mal der Motor kaputt gegangen ist, bevor die Abgaskonzentration tödlich werden konnte und beim zweiten Mal war das Garagendach undicht. Ich hatte halt keinen anderen Ausweg gewusst und ich hatte einfach viel zu große Angst vor meinem Vater, um mich gegen ihn aufzulehnen. Erst in der High School traf ich Sugiyama-sensei. Er war mein Klassenlehrer und ein sehr netter Mensch. Auch wenn ich nie mit jemandem darüber gesprochen habe, weil ich zu große Angst vor meinem Vater hatte, schien er zu ahnen, was bei mir los war und ich erzählte ihm auch, dass ich lieber Mangaka statt Anwalt werden wollte. Ich hatte einfach nicht das Zeug dazu und als ich dann im letzten Jahr war, bot Sugiyama-sensei mir an, mir zu helfen, meinen Traum zu verwirklichen. Er riet mir, mich an einer Uni zu bewerben, die so weit weg wie möglich war und mich zum Schein in einer Uni in der Nähe anzumelden. Um meinen Aufenthaltsort vor meinen Eltern zu verheimlichen, bezog ich zum Schein eine Wohnung nahe von Fukuoka, die aber in Wahrheit Sugiyama-senseis Sohn gehörte, der zu dem Zeitpunkt im Urlaub war. Nachdem meine Eltern glaubten, ich würde dort wohnen, bin ich dann heimlich nach Tokyo gezogen, ohne dass sie etwas mitbekommen haben. Und Sugiyama-sensei weiß auch nicht, wo ich bin. Er wollte es auch nicht, weil er meinte, dass dies der beste Weg war, damit meine Eltern mich nicht finden.“ Als Hinata diese Geschichte erzählte, ratterte er sie nicht gleich in einem Stück runter, sondern geriet zwischendurch ins Stocken, machte zwischendurch kurze Pausen, um die Worte zu finden oder den Mut aufzubringen. Darum zog sich das Ganze etwas hin, doch die Zwillinge hörten geduldig zu und ließen ihm die Zeit, die er brauchte. Es war hart, darüber zu reden und während er das alles erzählte, kamen auch die Erinnerungen zurück. Die entsetzliche Angst vor den grausamen Strafen seines Vaters, die Stunden in der Dunkelheit des Kellers und der Abstellkammer, in denen er als Kind zur Strafe eingesperrt worden war. Schließlich senkte er traurig den Blick und murmelte „Als ich sagte, dass ich Mangaka werden will, hat mein Vater meine Zeichnungen zerrissen und mir mit einem Schlag den Kiefer gebrochen. Ich musste sagen, dass ich in eine Schulschlägerei geraten war.“ Damit beendete er seinen Bericht und schließlich rückten die Zwillinge näher an ihn heran und legten je einen Arm um seine Schultern. Beide sahen gleichermaßen tief betroffen aus über diese erschütternde Geschichte. Doch zugleich waren sie auch bewegt, dass Hinata den Mut gefunden hatte, ihnen seine Geschichte anzuvertrauen. Stille trat ein. Hinata hatte bereits alles erzählt und die Zwillinge wussten erst nicht, was sie sagen sollten. Dann aber brach Katsuya das Schweigen, als er fragte „Und dein Vater hat dich nicht… naja… angefasst?“ Der 20-jährige schüttelte den Kopf und erklärte „So ein Mensch ist er nicht. Er gehört halt zu den Eltern, die ihre verpassten Lebensträume unbedingt auf ihre Kinder projizieren und dabei nicht merken, dass das falsch ist.“ „So ein Bullshit!“ rief Katsuya, mit dem endgültig die Gefühle durchgingen. Er war wütend und Hinata, den dieser laute Ton ihn an seinen Vater erinnerte, schreckte eingeschüchtert zusammen und wirkte wie ein geprügelter Hund. Doch Katsuya schaffte es in dem Moment nicht, sich zu beruhigen. Stattdessen fügte er in demselben lauten Ton hinzu „Das ist noch lange keine Entschuldigung für das, was er mit dir gemacht hat. Eltern, die ihre Kinder schlagen und traumatisieren… dafür gibt es keine Entschuldigung!“ „Katsuya, komm runter“, versuchte Takashi ihn zu beruhigen. „Du machst Hinata Angst.“ Daraufhin kam der jüngere Zwilling wieder runter und entschuldigte sich. „Sorry“, meinte er. „Aber ich kann so was einfach nicht ab. Ich sag dir was, Hinata: wenn er dich finden und bedrohen sollte, dann brauchst du nur zu uns zu kommen und dann werden wir schon dafür sorgen, dass er dich in Ruhe lässt. Du kannst jederzeit zu uns kommen und mit uns reden, ja? Egal wer dir Probleme macht, wir sind für dich da.“ „Und du brauchst auch kein schlechtes Gewissen haben“, fügte Takashi in einem deutlich ruhigeren Ton zu als sein Bruder. „Wenn du zu viel Angst hast und dich nicht wehren kannst, dann kannst du jederzeit uns fragen. Du musst dich nicht mehr herumschubsen, schlagen oder einschüchtern lassen.“ Hinata nickte schweigend und wurde von den beiden in den Arm genommen. Es fühlte sich so wunderbar angenehm an, von jemandem im Arm gehalten zu werden. Und es gab ihm das Gefühl der Sicherheit. Als müsste er diese ganzen Kämpfe nicht mehr alleine austragen. Nun, Kämpfe waren es eigentlich nie gewesen. Er hatte die Prügelstrafen immer hingenommen, ohne Proteste und ohne Gegenwehr, weil er wusste, dass es sonst nur schlimmer werden würde. „Aber weißt du was?“ fuhr Takashi schließlich fort und streichelte ihm durchs Haar. „Es war wirklich mutig von dir, dass du heimlich nach Tokyo gezogen bist und es konsequent durchgezogen hast. Das war das Richtige. Du hast auch die Möglichkeit, deine Eltern noch im Nachhinein wegen schwerer Misshandlung anzuzeigen. Unser Vater ist Anwalt und…“ „Nein“, rief Hinata sofort und war fast panisch, was deutlich zeigte, was für eine Angst er hatte. „Wenn ich das tue, dann weiß er, wo ich wohne. Es ist gut so wie es jetzt ist. Bitte, ich will nicht, dass er mich findet!“ „Okay“, sprach Takashi beschwichtigend. „Wir werden dich zu nichts zwingen. Wenn du es nicht willst, dann respektieren wir das. Und wenn du deine Ruhe vor deinen Eltern haben willst, dann ist das auch gut so.“ „Unsere Eltern wirst du mit Sicherheit lieben“, versicherte Katsuya. „Sie werden morgen zu Besuch kommen und wollen dich kennen lernen.“ Panik überkam Hinata, als er das hörte und er brach in kalten Schweiß aus. Zu hören, dass die Eltern der Zwillinge ihn kennen lernen wollten, klang in seinen Ohren wie eine unheilvolle Androhung. Als wollten sie ihn von allen Seiten beleuchten, ihn ausquetschen und ihn dann mit ihrem grausamen Urteil abstrafen, weil er nicht in ihre Welt passte. Die Itamu-Familie war sehr wohlhabend und genoss einen guten Ruf, er selbst lebte von der finanziellen Unterstützung seiner Eltern, die keine Ahnung hatten, dass er an der völlig falschen Uni war und statt Jura in Wahrheit Kunst studierte. Seine Mutter war Hausfrau und sein Vater arbeitete in einer kleinen Bürozelle, trank manchmal mehr als er sollte und ließ seinen Frust an der Familie aus, weil er in dieser kleinen Bürozelle versauern würden, während seine alten Freunde aus Schulzeiten längst befördert worden waren. Es waren zwei völlig verschiedene Welten und er spürte es ja allein schon daran, dass er hier in so einem luxuriösen Strandhaus seine Semesterferien verbrachte. Als Takashi seine erschrockene Reaktion bemerkte, versuchte dieser ihn zu beruhigen. „Du brauchst wegen unserer Eltern keine Angst zu haben. Unsere Mutter mag manchmal ein wenig eigen sein, aber sie ist eine sehr aufgeschlossene Frau und sie weiß auch schon längst Bescheid, dass Katsuya und ich bisexuell sind. Unser Vater wirkt ein bisschen streng, aber das kommt halt daher, dass er als Anwalt die Interessen von großen Unternehmen vertritt und eben einen gewissen Charakter entwickelt hat. Aber wie gesagt: die beiden wissen Bescheid, dass wir in einer gleichgeschlechtlichen Dreierbeziehung sind.“ „Und das haben sie so einfach akzeptiert?“ fragte Hinata erstaunt. Takashi lächelte etwas verlegen, was man eher selten bei ihm sah. „Nun… sie waren natürlich erst mal ziemlich überrumpelt, aber sie respektieren das. Sie sind sehr liberal, da insbesondere unsere Mutter viele Freunde und Bekannte hat, deren Kinder homosexuell oder transsexuell sind. Und heutzutage wird es ja anders betrachtet als noch vor 30 Jahren, als man dachte, dass nur die Homosexuellen AIDS haben.“ Doch sie sahen die große Verunsicherung bei Hinata und sie konnten es auch verstehen. Immerhin hatte er nicht gerade die besten Erfahrungen mit Eltern gemacht. „Hinata, es wird schon alles gut werden. Du musst keine Angst haben.“ „Ja aber… was werden sie sagen, wenn sie erfahren, dass ich nur ein einfacher Student bin? Ich lebe von der Unterstützung meiner Eltern, weil ich wegen meiner ständigen Angst und Schüchternheit nicht einmal zum Kellner tauge. Ich stamme nicht aus einer Vorzeigefamilie und ich… ich…“ „Du hast Angst, sie könnten deswegen schlecht von dir denken, dich ablehnen und uns die Beziehung zu dir verbieten“, schlussfolgerte Takashi und bekam zur Bestätigung ein trauriges Nicken von Hinata. Er wirkte so bemitleidenswert, dass man wirklich denken konnte, man hätte es mit einem verängstigten kleinen Jungen zu tun, der entsetzliche Angst vor Erwachsenen hatte. „Jetzt hör mal, wir sind doch nicht mehr in der High School“, warf Katsuya energisch ein. „Wir sind längst erwachsen und leben unser eigenes Leben. Und solange wir unserer Familie keine Schande machen, respektieren sie unsere Entscheidungen. Das heißt also: solange wir einen anständigen Job haben und nicht noch wie diese ganzen Bonzenkinder in einer Tour auf elterliche Kosten feiern gehen und in Skandale verwickelt werden, halten sie sich aus unseren Entscheidungen raus. Sie vertrauen darauf, dass wir verantwortungsvoll leben und hinter unseren Entscheidungen stehen und das tun wir auch. Und es ist auch vollkommen egal, ob du Kohle hast oder nicht. Glaubst du etwa, wir hätten uns in dich verliebt, wenn es uns darauf angekommen wäre?“ Hinata hob den Blick und sah Katsuya erwartungsvoll an. Dieser sagte dann etwas, das ihn seine Unsicherheit vergessen ließ. „Wir haben uns in dich verliebt, weil du ehrlich bist und dich nicht für uns interessierst, weil wir reiche Eltern haben, sondern weil du uns unseretwegen magst. So jemand ist doch viel wichtiger als einer, der zwar Kohle hat, aber ein absoluter Arsch ist oder jemand, der sich nur Vorteile von uns versprichst.“ „Wir wussten, dass du es ablehnen würdest, von uns solche Geschenke anzunehmen“, erklärte Takashi, um es verständlicher zu machen. „Genauso wie du es abgelehnt hättest, dass wir uns wegen dir Arbeit machen. Und das ist es, was uns so imponiert hat. Wir haben oft mit unseren Freundinnen die Erfahrung gemacht, dass sie Geschenke oder VIP-Pässe für exklusive Clubs abstauben konnten. Aber das alles ist dir nicht wichtig und du hast auch nie daran gedacht, so etwas zu fordern. Solche Menschen gibt es selten auf dieser Welt und für uns stand schon immer fest, dass wir mit so jemandem zusammen sein wollen. Wir lieben dich nicht, weil du reich, hochintelligent oder ein Schönling bist. Wir lieben dich aus dem Grund, weil du uns als die siehst, die wir eigentlich sind und nicht das Ganze Tamtam drum herum. Und vor allem wissen wir, dass wir dich wirklich glücklich machen können und sehen, dass du jemand bist, der selbst die kleinen aber schönen Dinge im Leben wertschätzt.“ „Wir haben ohnehin nicht wirklich Bock darauf, wie diese High Society Bratzen zu leben, die sich nur auf Partys rumtreiben und sich ihr Leben lang von den Eltern aushalten lassen. Solche Kinder gehören nicht in den Club, sondern in den Hundezwinger…“ Bei diesem letzten Satz konnte Hinata sich ein Lachen nicht verkneifen. Es hatte tatsächlich gewirkt, er hatte seine Angst vor dem morgigen Treffen verloren, wenn vielleicht auch nur für eine kurze Weile. Aber zu hören, aus welchem Grund ihn die Zwillinge liebten und dass sie sehr wohl sahen, dass er sie nicht wegen ihrem Reichtum liebte und sich sogar noch unwohl dabei fühlte, dass sie ihm solche Geschenke machten. Doch sie taten es nicht, um ihn in Verlegenheit zu bringen. Nein, sie machten es allein deshalb, weil sie wussten, dass er nicht im Geringsten selbstsüchtig oder habgierig veranlagt war. Es genügte ihm einfach, wenn sie einfach da waren und er bei ihnen bleiben durfte. Und weil sie wussten, dass diese Zuwendung und Aufmerksamkeit für ihn von unschätzbarem Wert war und ihm mehr als alles andere auf der Welt bedeutete, hatten sie auch Freude daran, ihm mehr zu bieten. So wie zum Beispiel den Urlaub im Strandhaus oder das neue Styling. Es war ihre Art, ihm zu danken, dass er ihnen das gab, was sie sich wünschten: nämlich aufrichtige und uneigennützige Liebe. Nun verstand Hinata auch endlich, was die Zwillinge damit meinten, er würde ihnen schon genug geben. Und als ihm das klar wurde, schaute er sie abwechselnd an und umschloss mit seiner Hand die Bierflasche fester. Vielleicht war es jetzt so langsam an der Zeit, es noch mal zu versuchen, nachdem es bei ihrem etwas überstürzten ersten Versuch so kläglich gescheitert war. Nachdem er so viel Zuspruch und Zuwendung von den Zwillingen entgegengebracht bekommen hatte, war es an der Zeit, sowohl ihnen als auch sich selbst zu zeigen, dass er ihnen vertraute. Dieses Mal würde er es aber nicht aus der Motivation heraus machen, weil er dachte, er würde sie sonst mit seiner Zaghaftigkeit vergraulen und sie würden sich dann einen besseren Partner suchen. Nein, es war jetzt gerade anders. Er wollte es tun, um ihnen wenigstens ein Teil dieser Liebe zurückzugeben, die ihm zuteil geworden war. Und nachdem er sie beide nun genug kennen gelernt hatte und wusste, wie sie beide waren, empfand er auch nicht mehr so eine extrem große Angst davor wie vielleicht zu Anfang. Da war er komplett in Tränen ausgebrochen und hatte geheult wie ein kleines Kind, weil ihm alles zu viel geworden war und er sich selbst so sehr unter Druck gesetzt hatte. Vor allem aber hatte er Angst vor seinem ersten Mal gehabt und da er es inzwischen schon zwei Mal getan hatte (was aber auch nicht gerade viel war), hatte er seine Angst größtenteils verloren. Er hatte es deutlich zu spüren bekommen, dass die beiden Brüder nichts tun würden, was er nicht wollte oder was ihm Schmerzen bereitete. Sie hatten ihm bewiesen, dass er ihnen vertrauen konnte und nun wollte er ihnen seinerseits einen Vertrauensbeweis zurückgeben. Und dieses Mal tat er es gänzlich aus freien Stücken und ohne, dass er sich in irgendeiner Art und Weise gezwungen fühlte. „Wollen wir es noch mal versuchen?“ fragte er vorsichtig und zögernd. Es fiel ihm schwer, es direkt zu sagen, was aber auch auf seine Schüchternheit zu diesem Thema zurückzuführen war. „Wen meinst du?“ fragte Takashi, der wohl davon ausging, dass Hinata nur an einen von ihnen diese Frage gerichtet hatte. Der Kunststudent errötete und hatte Mühe, es auszusprechen, weil es ihn ziemlich verlegen machte. „Wir drei…“, antwortete er schließlich. Die Itamu-Brüder sahen ihn überrascht an und hatten wohl nicht mit so viel Eigeninitiative gerechnet. Nun gut, Hinata machte auch keine deutlichen Flirtversuche oder versuchte sie zu so etwas zu provozieren, aber er war auch kein Mensch für so etwas, darüber waren sie sich ja beide im Klaren, dass sie dergleichen nicht von ihm erwarten konnten. Und umso überraschender war es, als ausgerechnet Hinata Amano sie fragte, ob sie es zu dritt noch mal im Bett versuchen wollten. Das passte überhaupt nicht zu ihm, war aber gleichzeitig ein unfassbar großer Schritt zugleich und im Grunde eigentlich der ultimative Vertrauensbeweis, den er ihnen geben konnte. Ein größeres Geschenk hätte er ihnen wohl kaum machen können. Natürlich waren sie sofort einverstanden, wobei Takashi aber noch hinzufügte, dass er sich nicht wegen der Klamotten zu irgendetwas verpflichtet fühlen musste. Doch dieses Mal war Hinatas Blick nicht mehr so flüchtig und ängstlich, sondern er sah sie beide fest an und es lag auch Entschlossenheit in seinem Blick, die man ihm nicht zugetraut hätte. „Ich will es wirklich versuchen“, versicherte er. „Ich… ich möchte es noch mal zu dritt versuchen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)