Yasashikunai Mirai von Harulein (Tsuzuku x Meto) ================================================================================ Kapitel 15: [Koichi] Act 15 --------------------------- Seit ich mich mit Mikan ausgesprochen hatte und aus uns eine Art Paar geworden war, das es miteinander versuchen wollte, waren meine Einsamkeit und das Gefühl des Verkanntwerdens fast völlig verschwunden. Doch als ich an diesem Morgen fast eine Stunde früher aufwachte, kam ich irgendwie ins Denken darüber, ob es richtig war, dass Mikan und ich jetzt zusammen waren. Ich spürte nämlich nur wenig von der schwebenden Verliebtheit, die ich erwartet hatte. Dieses Gefühl, das ich bei Tsuzuku beobachtete, wenn er von Meto sprach, diese überschäumenden, rauschhaften Glücksgefühle und diese wahnsinnige Liebe, für die ich die beiden so bewunderte, die sah ich bei Mikan und mir irgendwie kaum. Wir waren immer noch mehr Freunde, als ein richtiges Paar, und ich fragte mich, woran das lag. Ich hoffte sehr, dass sich dieses Gefühl von richtiger Liebe bald einstellen würde, denn ich wollte zu Mikan ganz ehrlich und von ganzem Herzen ‚Ich liebe dich‘ sagen. Immer noch im Bett liegend, dachte ich an sie, an ihre süßen, weichen Lippen, ihre reine Haut und ihre nussbraunen Augen, und fragte mich, wann ich sie wohl in meinen Armen halten würde. Ich war unheimlich neugierig auf ihren Körper und darauf, ob ihr der meine gefallen würde. Wollte ihr zeigen, dass ich gerne ein Mann war, und sie liebhaben, nackt und warm und weich. Und so stellte ich es mir vor, während meine Hände unter der Bettdecke über meinen Körper tasteten und ich mir vorstellte, dass es Mikans Hände waren. Es war noch dunkel und meine Fantasie nur allzu lebhaft, begierig und eindeutig. Langsam kam auch mein Gefühl für Sex zurück, und ich merkte, dass ich diese Empfindungen doch ziemlich weggeschlossen hatte, weil ich in der Hinsicht so allein gewesen war. Doch jetzt war ich nicht mehr Single, jetzt durfte ich Sex wollen, fantasieren und mir beim Gedanken an meine Mikan einen runterholen, und das tat ich. Danach blieb ich noch ein bisschen liegen, bevor ich aufstand und duschen ging. Weil es ja noch früh war, konnte ich mir ganz entspannt Zeit lassen, schminkte mich danach ausgiebig und drehte meine Haare in Locken. Dann machte ich mir in aller Ruhe Frühstück, sah währenddessen am Laptop meine sozialen Netzwerke nach Neuigkeiten durch und stellte ein Foto von mir und meinem Frühstück auf mein Blog. Ich klickte mich auch kurz bei Tsuzukus Blog rein, schaute nach, ob dort noch ein Hasskommentar aufgetaucht war, aber zum Glück war alles gut. Kein böser Kommentar, keine neuen Dislikes. Tsuzuku hatte den Hasskommentar gelöscht, und die anderen Kommentare waren drei, vier durchweg positive Rückmeldungen: Ein Kommentar kam von einem recht offensichtlichen Boyslove-Fangirl, die anderen von visuell geprägten Leuten, die Tsu’s Selfies anscheinend toll fanden. Ich suchte noch ein paar nette, vertrauenswürdige Leute aus meiner Freundesliste aus und empfahl denen den Blog weiter, damit Tsu noch ein bisschen mehr positives Feedback bekam, dann loggte ich mich aus und klappte den PC zu. Nach dem Frühstück machte ich mich ebenso entspannt für die Arbeit fertig und beschloss kurzerhand, dass ich heute statt des edlen Anzugs, den ich sonst immer trug, ein Kleid anziehen wollte. Mein Selbstbewusstsein als Mann war soweit wiederhergestellt, dass es mir nichts ausmachte, Frauenkleider zu tragen, und irgendwie hatte ich gerade Lust darauf. Es war ein niedliches, knielanges Maid-Kleid im viktorianischen Stil, in derselben schönen kaffeebraunen Farbe wie der Anzug, und ich fühlte mich, sobald ich es anhatte, so hübsch und süß, sah mich im Spiegel an und lächelte. Mir schien es wirklich wieder gut zu gehen und darüber war ich wirklich sehr, sehr froh. Auch, dass ich mich in meinen geliebten mädchenhaften Sachen wieder so wohl fühlte. Zwischenzeitlich hatte ich nämlich fast schon Angst gehabt, dass mir diese Klamotten vielleicht bald nicht mehr gefallen könnten. Ich machte ein Foto von meinem Look und stellte das auch gleich auf mein Blog. Und wo ich schon mal wieder online war, schaute ich meine Nachrichten durch und sah, dass Tsuzuku in seinem Blog vor zwei Minuten einen neuen Eintrag geschrieben hatte, einen Texteintrag, der mir augenblicklich ein Lächeln aufs Gesicht zauberte und ein spontanes Quietschen entlockte: „Ich hab Meto gestern Abend einen Antrag gemacht. Ja, ihr lest richtig, ich will ihn heiraten. Und er hat ‚Ja‘ gesagt! ‚Ja‘! Ich bin so glücklich! Mein liebster Schatz auf der Welt bleibt jetzt für immer bei mir! Er liegt hier neben mir und schläft, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie süß das aussieht. Oh Gott, wie sehr ich ihn liebe …!“ Ein Heiratsantrag! Wie wundervoll war das denn bitte!? Ich konnte nicht anders, als aufzustehen und ein bisschen durch mein Wohnzimmer zu tanzen, so sehr freute ich mich für die beiden. So was Süßes! Und Tsuzuku schien wahnsinnig glücklich zu sein. Er war echt süß, wenn er so verliebt war, und am liebsten wollte ich sofort zu ihm fahren und ihm und Meto zur Verlobung gratulieren. Ich sah auf die Uhr, es war immer noch sehr früh und ich würde eine Bahn früher als sonst nehmen können, um dann als einer der ersten bei der Arbeit zu sein. Auf jeden Fall würde ich Meto, wenn er dann ebenfalls dort ankam, über alle Einzelheiten des Heiratsantrages ausfragen. Und natürlich schrieb ich Tsu auf sein Blog ein Kommentar: „Oh, wie toll! Herzlichen Glückwunsch euch beiden! Bin ich dann auch zur Hochzeit eingeladen? ko_1“ Die Antwort kam erst, als ich schon auf dem Weg zur Bahn war, und zwar per SMS: „Na klar bist du eingeladen!“, schrieb Tsuzuku mir zurück, „Wird wahrscheinlich nur ‘ne kleine Feier, aber DU bist auf jeden Fall dabei.“ Die Bahnfahrt über dachte ich dann darüber nach, dass in unserem Land die Regierung sich immer noch dagegen sperrte, dass Männerpaare anerkannt heirateten. Ich fand diese Intoleranz ziemlich idiotisch und engstirnig, und ich verstand es auch nicht wirklich, warum man da überhaupt was dagegen haben konnte. Liebe war doch verdammt nochmal Liebe, und die fiel nun mal da hin, wo sie wollte. Und außerdem: Was ging es den Staat an, welches Geschlecht Paare hatten, die ihr Leben nun mal fest miteinander verbringen wollten? Gar nichts ging den das an! Als ich beim Café ankam, war ich wirklich der Erste dort, es war noch dunkel drinnen und ich machte erst mal Licht und begann dann mit den alltäglichen Vorbereitungen. Da wir seit einiger Zeit auch Frühstück anboten, musste ich den Ofen für die Brötchen vorheizen und schon mal einen Schwung Eier kochen, die Theke einräumen und so weiter. Nebenbei schrieb ich am Handy mit Tsuzuku, dem es heute anscheinend wirklich ganz besonders gut ging und der mir wieder alles erzählte, was ihm gerade einfiel. Dann schrieb mich Mikan an, sie wünschte mir mit Kusssmiley und Herzchen einen guten Morgen, was mich geradezu euphorisch stimmte und mich stark hoffen ließ, dass heute ein wundervoller Tag wurde. Meine Kollegen trudelten dann auch langsam ein und nachdem sie festgestellt hatten, dass ich den Großteil der morgendlichen Vorbereitungen bereits erledigt hatte, bekam ich dafür ein kleines Lob von Satchan, die in dem Zuge auch gleich mein heute ja wieder sehr mädchenhaftes und niedliches Outfit komplimentierte. „Heute sind wir richtige Otokonoko-Maids“, grinste mein Kollege Haruma, der sich gerade ebenfalls ein Kleid angezogen hatte. Er griff in seinen Spind und nahm ein Paar Katzenöhrchen raus, die er mir aufsetzte und mich wiederum angrinste. „Miau, miau, Kocha-kun ist ein Kätzchen!“ Ich lachte mit, setzte die Katzenohren dann jedoch wieder ab. Die waren dann doch irgendwie zu viel der Niedlichkeit. Als Meto dann mit Ruana zusammen ankam und sein getupftes Lolita-Kleid anzog, bekam er auch noch mal Katzenohren aufgesetzt, aber da diese nicht mit seiner großen, roten Haarschleife harmonierten, nahm auch er sie wieder ab. Bevor der Betrieb losging, fing ich Meto noch mal ab, um ihm zu gratulieren und alles noch mal aus seiner Sicht zu hören, nachdem Tsuzuku mich ja schon mit allen Einzelheiten versorgt hatte. „Meinen allerherzlichsten Glückwunsch zur Verlobung, Meto-chan!“ Ich umarmte ihn. „Dankeschön“, antwortete er und strahlte mich an. Er wirkte ebenso glücklich wie Tsuzuku, total verliebt und happy. Hatte er gestern noch über seine Sorgen um seinen Freund gesprochen, so sah er heute so zufrieden und glücklich aus, dass man fast vergessen konnte, dass es in der Beziehung zwischen den beiden durchaus auch dunkle Tage gab. Meto erzählte mir nicht ganz so viel wie Tsu, was aber wohl zum größten Teil an seinem Sprachproblem lag, aber das war auch nicht weiter schlimm, da Tsuzuku mir ja schon alle für mich interessanten Details mitgeteilt hatte. Wir machten uns an die Arbeit, die Mädels standen schon vor der Tür und wollten frühstücken. Und ich stellte recht zufrieden fest, dass Metos Art bei den Gästen immer noch sehr gut ankam, und das wohl besonders deshalb, weil sich irgendwie doch rumgesprochen hatte, dass er auf Männer stand. Ich bekam ein paar Mal mit, wie er gefragt wurde, ob er Tsuzuku nochmal ins Café mitbringen konnte, und viele wollten das Foto sehen, das Meto von Tsu im Geldbeutel hatte. So ganz und gar verstand ich den Zusammenhang zwischen „kawaii“ und „homosexuelle Jungs sind toll“ zwar nicht, aber ich vermutete, dass viele der Mädchen es einfach aus demselben Grund mochten, wie ich solche Paare süß fand: Wegen der Liebe, weil es einfach romantisch war. Jedenfalls freute ich mich, dass Meto bei den Gästen beliebt war und Spaß an der Arbeit hatte. In der Mittagspause schrieb ich Mikan an, die wohl auch gerade Pause hatte in dem Modeladen, wo sie arbeitete, und bekam einen süßen Kusssmiley als Antwort. Ich schickte ihr ebenfalls einen und sie schrieb zurück: „Ko, du Süßer! Hab dich lieb.“ „Ich dich auch“, schrieb ich und spürte mein Herz klopfen. Ich hatte sie wirklich lieb, auch, wenn sie manchmal so schwer zu durchschauen war und ich oft nicht genau wusste, was sie gerade dachte und fühlte. Ein bisschen war ich manchmal ja genauso, wenn ich anderen nur meine fröhliche Seite zeigte und verbarg, dass es mir auch ab und an mal nicht so gut ging. Aber im Moment ging es mir echt gut und so machte ich schnell ein Foto von meinem Kleidchen heute und schickte es Mikan, einfach so, und weil ich wusste, dass sie mich im Kleid genauso schön fand wie in Hosen. „Awww, Koi! Wie süüüß!“, schrieb sie daraufhin zurück. Und es kratzte mich nicht mal mehr, dass sie mich süß fand. Weil ich wusste, dass sie damit nur mein Aussehen meinte und dass ich lieb und nett war. Sie sah mich trotzdem jetzt als männliches Wesen an. Auf einmal wollte ich sie heute unbedingt noch sehen, sie küssen und umarmen. „Gehen wir heute Abend was trinken?“, schrieb ich ihr. „Klar, können wir machen. Ich muss jetzt weiter arbeiten. Hab dich ganz furchtbar lieb, Koi!“ „Ich dich auch.“ Ich steckte mein Handy weg, drehte mich um und sah Meto hinter mir stehen. Er sah ein bisschen traurig aus und hielt sein eigenes Handy in der Hand. „Koichi?“, fragte er mit leiser Stimme, „Können wir … heute nach der Arbeit … irgendwas zu dritt machen? Wegen Tsu … Ihm geht’s schon wieder nicht gut …“ „Was, wieso denn?“, fragte ich, sofort besorgt. Heute Morgen war Tsuzuku doch noch so himmelhoch euphorisch und glücklich gewesen! Warum fiel das immer wieder in sich zusammen?! „Er hat mir grad geschrieben, dass er sich nicht gut fühlt.“ „Aber er ist noch bei der Arbeit?“ Meto nickte. „Ja. Er will halt durchhalten und so. Aber er schreibt, dass er sich leer und einsam fühlt, und dass er halt gern was mit uns beiden unternehmen will, um das irgendwie wegzukriegen.“ „Eigentlich hab ich mich eben gerade mit Mikan verabredet …“, sagte ich nachdenklich und überlegte schon, wie man das jetzt lösen konnte, so, dass weder meine Freundin sich versetzt fühlte, noch mein bester Freund womöglich furchtbar litt. Ich wollte Mikan gern heute noch sehen, aber Tsuzuku war mindestens genauso wichtig, gerade wenn es ihm wieder nicht so gut ging. „Aber ich kann sie fragen, ob wir auch was zu viert machen können … Sofern das für Tsu auch okay ist, wenn Mikan dabei ist …“, sagte ich schließlich. Meto schrieb das gleich an Tsu weiter, und ich schrieb meiner Freundin eine Nachricht, in der ich erklärte, dass es meinem besten Freund nicht gut ging, und fragte, ob es vielleicht okay war, wenn wir anstatt eines Dates einfach irgendwas zu viert machten. Als sie zurückschrieb, waren Meto und ich schon wieder mit Arbeiten beschäftigt. Tsu hatte schon geantwortet, dass es für ihn in Ordnung war, zu viert was zu machen, und Mikan schrieb dann auch, dass sie die Idee gut fand. „… Wir könnten ja erst alle zusammen was trinken gehen, und dann vielleicht ins Kino oder bei dir zu Hause nen Film schauen, oder, Ko?“, fragte sie noch. Ja, schrieb ich zurück, das war eine gute Idee. Die Arbeit zog sich heute aus irgendeinem Grund besonders hin, und ich bemerkte, dass Meto jetzt weniger entspannt war als zuvor. Sicher machte er sich wieder Sorgen um Tsuzuku, weil es diesem ja anscheinend doch wieder nicht gut ging. Ich kam nicht umhin, Meto für seine Stärke zu bewundern. Auch, wenn Tsu mein bester Freund war, war mir klar, dass ich seine Stimmungsschwankungen und das alles wohl nicht lange aushalten würde, wenn ich mit ihm in einer Wohnung zusammenleben würde. Aber Meto hielt das alles so unnachgiebig und stark aus, seine bedingungslose Liebe zu Tsuzuku schien selbst so eine furchtbare Krankheit wie Borderline irgendwie in ihren Schranken zu halten. Ich sah zu Meto hinüber, der gerade einer Kundin ein Stück Kuchen brachte, und musste lächeln, weil ich diese Liebe zwischen ihm und Tsu einfach so wahnsinnig schön fand. Und ich hoffte, dass Tsuzuku wusste, welchen großen Schatz er in seinem Liebsten hatte. Offenbar schon, wenn ich daran dachte, wie liebevoll er immer über Meto sprach. Die beiden wussten genau, was sie aneinander hatten. Als die Arbeit endlich getan und das Café wieder geschlossen war, fragte Meto, während wir uns in der Umkleide umzogen: „Tsu ist noch im Studio. Wollen wir ihn da abholen und dann Mikan treffen?“ „Können wir machen. Mikan hat mir vorhin noch geschrieben, sie kennt eine nette Kneipe da in der Gegend, da will sie auf uns warten. Der Laden heißt Takamatsu, ist wohl so ein ganz gemütlicher, älterer Laden, wo’s auch nicht teuer ist.“ Meto hängte sein Kleid in den Spind, schwieg einen Moment und fragte dann: „Ist doch furchtbar unfair, oder? Ich meine, wegen Tsu, dass es ihm so geht, immer rauf und runter und so. Ich hab ihn so lieb, so furchtbar lieb, und trotzdem muss ich immer wieder mitansehen, wie er leidet …“ Er setzte sich auf die Bank vor dem Spind und blickte zu Boden. „Ich find’s einfach gemein, dass so ein lieber Mensch wie er so leiden muss.“ „Ja, das ist es“, stimmte ich ihm zu. „Das ist wirklich alles andere als fair. Wir beide, wir müssen einfach für ihn da sein.“ „Das will ich ja auch, für ihn da sein. Ich will mein ganzes Leben mit ihm verbringen, für ihn sorgen und da sein. Aber … ich hab manchmal Angst, dass ich das nicht schaffe. Und ich weiß eben, dass er ohne mich zerbrechen würde. Diese Verantwortung, weißt du …“ „Aber du trägst sie, die Verantwortung. Du stellst dich dem. Merkst du eigentlich, Meto, wie unheimlich stark du bist? Es gibt ganz sicher genug Leute, die das nicht mal ansatzweise schaffen würden, mit einem Partner zusammen zu leben, der Borderline hat und den man so sehr festhalten muss, damit er nicht zerbricht. Das, was du da leistest in eurer Beziehung, das ist unglaublich.“ „Danke, Koichi …“, Meto lächelte ein wenig. „Weißt du, ich kann auch gar nicht anders. Weil ich Tsuzuku einfach so sehr liebe, ich kann genauso wenig ohne ihn, wie er ohne mich.“ Wir machten uns auf den Weg zum Studio und auf dem Weg kamen wir darauf, dass Meto mit dem Sprechen mir gegenüber schon richtig gut war. „Hast du das vorhin gemerkt, Meto?“, fragte ich. „Du hast ganz normal und flüssig gesprochen, da war fast kein Stocken mehr drin.“ Er sah mich an, mit einem Rotschimmer auf den Wangen, und antwortete leise: „Ja… jetzt, wo du sagst…“ Da war wieder ein kleiner Fehler drin, wahrscheinlich vom Vorführeffekt, aber den überhörte ich. Ich freute mich, dass Meto langsam seinen Sprachfehler besiegte und auch selbst merkte, dass er ein starker Mensch war. Der Sprachfehler hatte ihn immer so unsicher und schüchtern wirken lassen, doch das war er gar nicht. Er war ein starker junger Mann, der ziemlich genau wusste, was er wollte, und zudem noch jemanden mittrug. Als wir am Bodyart-Studio ankamen, stand Tsuzuku schon davor und wartete auf uns. Er sah müde aus, erschöpft und sehr nachdenklich. Von der euphorischen Stimmung, die er noch heute Morgen über sein Blog mitgeteilt hatte, war jetzt nichts mehr zu sehen, und ich fand das furchtbar schade, hätte ihn gerne so glücklich gesehen. Meto lief auf ihn zu und umarmte ihn, und ich sah, wie Tsu’s Gesichtszüge sich ein wenig aufhellten, während er seinen Liebsten ganz fest an sich drückte. Als er ihn wieder los ließ, um mich zu begrüßen, sah er einen Moment lang ganz zerbrechlich aus und ich fragte mich wieder einmal, was in seinem Kopf vorging, dass er gleich am Tag nach seiner Verlobung wieder innerlich abstürzte. „Hey, Tsu.“ Ich umarmte ihn ebenfalls, einfach um ihn festzuhalten, weil er alles andere als stabil aussah. „Was los, hm? Heute Morgen warst du doch noch so happy.“ Er zuckte nur mit den Schultern. „Weiß nicht … Ich fühl mich einfach nicht gut.“ „Wie denn genau? Kannst du’s beschreiben?“, fragte ich, wollte ihn verstehen. Tsuzuku löste sich von mir, sah mich an und antwortete: „… Leer. Und traurig, weil … heute Morgen war ich so glücklich und das ist jetzt alles wieder weg … Und irgendwie … fühl ich mich einsam.“ „Warum denn einsam?“, fragte ich weiter. „Du bist doch nicht allein.“ Er zuckte wieder mit den Schultern. „Ich weiß. Aber ich fühl mich trotzdem so.“ „Und meinst du, es hilft was, wenn wir jetzt zu viert ausgehen? Oder ziehst du dich dann innerlich raus und fühlst dich weiter allein?“ „Weiß nicht … Ich hoffe einfach, dass es mich ablenkt.“ „Okay, wir versuchen es“, sagte ich. „Aber du sagst sofort Bescheid, wenn irgendwas ist, kann ich mich da drauf verlassen?“ Tsuzuku nickte, und lächelte auch ein wenig. Und ich hoffte inständig, dass er wirklich sagen würde, wenn irgendwas war. Zu dritt machten wir uns auf den Weg zu der Kneipe, wo Mikan auf uns warten wollte. Es waren nur recht wenige Leute auf den Straßen und ich beobachtete, wie Tsuzuku Metos Hand griff und festhielt. Er suchte sichtlich nach Halt und bekam ihn, und ich bemerkte es, weil er neben mir ging und seine Stimmung sehr ausstrahlte. Ich versuchte, mir die Situation gleich vorzustellen, was passieren würde, wenn es Tsu noch schlechter ging und er das sagte, wie er es eben versprochen hatte. Wahrscheinlich wäre die gute Stimmung dann ziemlich hin. Mikan stand vor dem Lokal und lächelte, als sie mich sah. Ich ging auf sie zu und umarmte sie, spürte, wie mein Herz dabei etwas schneller schlug. „Ich hoffe, das ist wirklich okay, dass wir jetzt zu viert sind“, sagte ich. „Klar ist das okay.“ Mikan lächelte wieder und sah zu Tsu und Meto, die ein Stück hinter mir ankamen. Tsuzuku sah immer noch ziemlich fertig aus, und Mikan fragte mich leise: „Was ist denn mit Tsu?“ Ich wusste nicht recht, was ich antworten sollte. Mikan wusste nichts von Tsuzukus Krankheit, sie wusste nur, dass er in seiner Zeit auf der Straße sehr gelitten hatte, da hatte sie ihn ja auch gesehen. Sie war ja dabei gewesen, als ich ihn damals kennen gelernt hatte. Ich sah Tsu kurz fragend an und er verstand, antwortete auf Mikans Frage hin: „Mir … geht’s einfach nicht so gut. Ich brauche Ablenkung, verstehst du, Mikan?“ Sie nickte. „Ja, das kann ich verstehen. Alles gut, Tsu, kein Problem.“ Das Lokal war etwas dunkel, aber durchaus gemütlich eingerichtet, wenn auch ein wenig altmodisch. Wir suchten uns eine ruhige, etwas abgelegene Ecke und setzten uns um einen Tisch herum, Tsu und Meto auf der einen, und Mikan und ich auf der anderen Seite. Ich hörte, wie Meto leise fragte: „Willst du was essen, mein Herz?“, und Tsuzuku antwortete: „Hab keinen Hunger …“ „Du kannst ja erst mal nur was trinken“, sagte ich, woraufhin Tsu dann tatsächlich den gerade vorbeikommenden Kellner heranwinkte und sich ein Bier bestellte. Ich nahm ebenfalls ein Bier, Mikan einen Cocktail, und Meto bestellte sich als einziger Saft mit der Begründung, dass wenigstens einer von uns irgendwas ohne Alkohol trinken sollte. Es war recht offensichtlich, dass er dabei vorausschauend daran dachte, dass Tsuzuku es mit dem Alkohol gern mal übertrieb, und er daher bereit sein wollte, ihm in diesem Fall zu helfen. Zu essen gab es hier vor allem Kleinigkeiten, keine größeren Gerichte, und als wir etwas davon bestellten, blieb Tsu dabei, dass er nicht essen wollte. Er sagte, dass er befürchtete, ihm könnte vom Essen schlecht werden. „Hast du heute denn schon was gegessen?“, fragte ich. „Heute Morgen“, antwortete er. „Aber jetzt möchte ich wirklich nichts.“ Ob es daran lag, dass er sein Bier auf leeren Magen trank, oder irgendeinen anderen Grund hatte, jedenfalls wirkte er recht bald ganz schön betrunken. Jedoch wurde er nicht so redselig wie sonst, sondern saß einfach nur still da und starrte Löcher in die Luft. Während ich versuchte, den Abend wenigstens für Mikan schön zu machen und mich mit ihr über die neue Modekollektion des Ladens unterhielt, in dem sie arbeitete, hatte Meto alle Mühe, sich um Tsuzuku zu kümmern und diesen davon abzuhalten, sich nach dem zweiten noch ein drittes Bier zu bestellen. Der Abend drohte, eine kleine Katastrophe zu werden, weil Tsu’s miese Laune natürlich auf die Stimmung drückte, und ich hoffte inständig, dass Mikan ihm das nicht allzu übel nahm. Eine Weile lang ging es noch halbwegs gut, es gelang mir sogar, Mikan zum Lachen zu bringen, und hatte gerade das Gefühl, dass wir das Ruder noch rumreißen konnten. Aber dann kippte von einem Moment auf den anderen die Stimmung endgültig: Es fing damit an, dass Tsuzuku nach der Getränkekarte griff und sich einen hochprozentigeren, härteren Sake bestellen wollte. Meto versuchte, das zu verhindern, indem er die Karte zuklappte und sagte: „Nein, Tsu, nicht noch mehr von dem Zeug“, was dazu führte, dass Tsuzuku plötzlich aufsprang. „Lass mich! Ich brauch das jetzt!“, fuhr er seinen Freund an. „Du bist doch schon total betrunken. Wenn du noch mehr …“, begann Meto, doch Tsu unterbrach ihn laut: „Anders krieg ich diese scheiß Leere aber nicht weg! Die killt mich, verstehst du?! Dieses gottverdammte Gefühl, als ob es mich von innen auffrisst!“ Meto stand ebenfalls auf, wollte Tsu dazu bewegen, sich wieder hinzusetzen. Er packte ihn an den Schultern und drückte ihn mit sanfter Gewalt wieder auf die Bank, was der sogar geschehen ließ und erst dachte ich, dass die gefährliche Situation gerade noch mal gutgegangen war. Doch statt sich zu beruhigen, fing Tsuzuku mit einem Mal furchtbar an zu weinen, klammerte sich an Meto und sprach mit tränenerstickter Stimme irgendwas aus, wovon ich nur ein einziges Wort verstand: Borderline. Ich sah sofort zu Mikan, die das ganze reichlich entsetzt verfolgt hatte, jetzt ganz betroffen aussah und sich sichtlich fehl am Platze fühlte. „Wa-was ist denn los?“, fragte sie leise. „Warum weinst du, Tsu?“ Ich sah mich in der Pflicht, ihr die Situation zu erklären, wollte dies aber nicht in Tsuzukus Anwesenheit tun, da ich ihm nicht das Gefühl geben wollte, dass ich über ihn sprach. Und so stand ich auf, nahm Mikan an der Hand und zog sie mit nach draußen. „Koichi, was ist hier los?“, fragte sie sofort, als wir vor der Tür standen. „Wie soll ich dir das jetzt erklären …?“, begann ich langsam, „Eigentlich ist es recht einfach zu sagen, aber … irgendwie auch nicht.“ „Sag mir doch einfach, warum dein bester Freund sich erst betrinkt und dann in Tränen ausbricht! Das sah für mich nicht nach ‘nem Einzelfall aus“, erwiderte sie. „Also gut ... Kannst du dich noch dran erinnern, wie wir ihn kennen gelernt haben? Wie er da war, auf der Straße?“ Mikan nickte. „Dann hast du vielleicht auch seine Narben an den Armen gesehen, oder? Und du kannst dir auch denken, woher die kommen.“ „Ja … Also ist er … richtig psychisch krank?“ „M-hm.“ Ich nickte und sprach das Wort dann einfach aus: „Borderline.“ „Oh Gott …“, entfuhr es ihr und sie schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Oh Gott, der Arme! Das ist richtig schlimm, oder?“ „Hast du ja gesehen.“ Ich hatte befürchtet, dass Mikan jetzt lieber gehen wollen würde, doch zum Glück schien sie das anders zu sehen. Sie ging wieder mit mir zusammen rein und zum Tisch zurück, wo Meto die Lage anscheinend in den Griff bekommen hatte, jedenfalls lehnte Tsuzuku sich an ihn, weinte zwar immer noch ein wenig, wirkte aber um einiges ruhiger. „Geht’s wieder?“, fragte ich meinen besten Freund. Meto nickte, als Tsu kaum reagierte. „Ist wieder okay …“ „Ihr wollt jetzt wohl lieber nach Hause, oder?“, fragte Mikan. Doch zu meiner Überraschung widersprach Tsu: „Ich … will jetzt nicht nach Hause … Ko, können wir einfach zu dir und … irgendeinen Film schauen?“ „Fühlst du dich denn soweit wieder?“, versicherte ich mich, „Nicht, dass du nochmal so … abstürzt.“ Tsuzuku fuhr sich mit der Hand über die Augen und lächelte leicht. „Geht schon wieder. Ich brauch das jetzt, Meto und dich, euch beide.“ „Okay. Aber keinen Alkohol mehr für dich, verstanden?“ „Verstanden.“ Wir bezahlten alles, was wir bestellt hatten, und verließen das Lokal wieder, nahmen die Bahn in Richtung meiner Wohnung. In der Bahn saßen wir einander gegenüber, so wie am Tisch zuvor, und während Mikan sich an mich lehnte, beobachtete ich Tsuzuku, der seinen Kopf auf Metos Schulter anlehnte und dessen Hand mit der seinen verschränkt hatte. Er wirkte total erschöpft und fertig, aber ruhig, sodass ich keinen erneuten Ausbruch befürchtete. Ich war ziemlich froh darüber, dass Mikan Tsuzuku anscheinend nicht dafür verurteilte, dass er uns den ersten Teil des Abends verdorben hatte. Sie hatte offenbar verstanden, dass er nichts dafür konnte. Es war ja nicht seine Schuld, es war diese furchtbare Krankheit, die ihn im Augenblick einfach fest im Griff hatte. Auf dem Weg zu meiner Wohnung gingen Tsu und Meto ein Stückchen hinter uns und Mikan sagte leise zu mir: „Ich weiß über solche Störungen ja auch nur das, was man so hört und mitbekommt … Redet Tsu mit dir darüber?“ „Manchmal ein bisschen“, antwortete ich. „Wenn wir mal so drauf kommen und so. Aber es ist halt auch so in vielem drin, was er sagt und tut.“ Mikan schwieg einen Moment, dann sagte sie nachdenklich: „Es ist schwer, jemanden noch als normalen Menschen anzusehen, wenn man weiß, dass er so eine Krankheit hat, oder?“ Damit sprach sie eine Sache aus, die mir hintergründig schon eine ganze Weile im Kopf herumging. Mir fiel es ja auch selbst auf, dass ich, ohne es wirklich zu wollen, Worte wie ‚impulsiv‘ und ‚emotional instabil‘ dachte, wenn ich über Tsuzuku nachdachte, und wenn ich mich dabei selbst erwischte, ärgerte ich mich über meine eigenen Gedanken. Tsu war doch mein bester Freund, ich wollte nicht so über ihn denken, so beurteilend. Er konnte schließlich nichts dafür, dass er so war. Auf Mikans Worte hin nickte ich und antwortete: „Ja, das ist schon irgendwie … schwer. Aber ich will Tsuzuku auf keinen Fall verletzen, deshalb versuche ich wirklich, nicht so abwertend über ihn zu denken.“ Wir kamen an dem Haus an, in dem sich meine Wohnung befand, und Tsu und Meto holten uns wieder ein, wobei ich den Eindruck hatte, dass auch sie beide über etwas Ernstes gesprochen hatten. Tsuzuku wirkte jedoch relativ ruhig und einigermaßen entspannt, auch wenn seine Augen noch ein wenig vom Weinen gerötet waren. „Und was machen wir jetzt gleich?“, fragte ich. „Ich hab hauptsächlich solche Kitschfilme da, die willst du wahrscheinlich nicht sehen, oder, Tsu?“ „Ist mir heute mal egal“, antwortete er. „Ich bin sowieso müde.“ Wir gingen rauf zu meiner Wohnung, und auf der Treppe wäre Tsu beinahe noch hingefallen, woraus ich schloss, dass er entweder immer noch angetrunken oder einfach total erschöpft war. Meto fing ihn zum Glück geradeso auf und half ihm, die letzten Stufen hochzusteigen. Nach dem Schuhe-Ausziehen und so weiter ging ich als erster ins Wohnzimmer und begann, Filme auszusuchen, wobei ich dann doch drauf achtete, dass auch ein Actionfilm für Tsuzuku und ein Anime für Meto dabei waren. Auf einmal stand Mikan hinter mir und umarmte mich. Ihre Hände tasteten über meinen Oberkörper und sie schmiegte sich an meinen Rücken. „Weißt du, Kocha, was wir nachher machen?“, fragte sie leise. „Hm?“ „Ich übernachte hier.“ Sie lachte leise und ihre rechte Hand schlüpfte unter mein Shirt. „Ich bin nämlich neugierig.“ „Worauf denn?“, fragte ich, obwohl ich die Antwort schon ahnte. „Auf dich. Oder, besser gesagt, auf den Koichi, der seinen Körper nicht unter Frauenkleidern versteckt.“ Jetzt musste ich auch lachen. Aber Mikan lachte nicht mit, sondern wurde ernst. „Ko, ich hab da wirklich Lust drauf.“ „Ist gut, du kannst hier schlafen.“ „In deinem Bett?“ „Gerne“, sagte ich und spürte, wie mich der Gedanke mit Vorfreude erfüllte. Inzwischen waren Tsuzuku und Meto auch ins Zimmer gekommen und ich bot ihnen an, es sich auf meiner Couch bequem zu machen. Die DVDs legte ich auf den Tisch, und Tsu griff sich gleich den Actionfilm, sah sich die Beschreibung an und sagte: „Ich glaube, den kenn ich schon.“ „Ich dachte, du wolltest heute mal mit uns Kitschfilme schauen.“ Mikan lachte. „Mir egal. Guckt, was ihr wollt.“ Tsuzuku lehnte sich zurück und legte seinen Arm um Metos Schultern. Ich konnte nicht einschätzen, ob es ihm gut ging oder nicht, er wirkte einerseits müde und andererseits irgendwie aufgedreht. Meto nahm sich den Anime, es war ‚Das Schloss im Himmel‘, und er fragte: „Können… nicht den hier… schauen…?“ „Klar können wir“, sagte ich. „Oder ist wer dagegen?“ Tsu schüttelte den Kopf, und auch Mikan verneinte. „Gut, dann wäre das ja geklärt.“ Meto reichte mir den Film und ich legte ihn in den DVD-Player ein, dann machte ich es mir neben Mikan auf dem Sofa gemütlich. Zuerst schauten wir einfach nur den Film an und jeder war mit sich selbst und der Handlung auf dem Bildschirm beschäftigt. Ab und zu sagte Mikan etwas dazu, und hin und wieder kommentierte auch Tsu die Handlung. Einmal stand Mikan auf und holte sich was zu essen aus der Küche, beschwerte sich dabei gespielt, dass ich keine Chips da hatte, woraufhin Tsuzuku ein halblautes „Bleib mir weg mit Fresszeug“ von sich gab. Irgendwo in der Mitte des Films sah ich in seine Richtung und stellte fest, dass er sich an Meto angekuschelt hatte und fest eingeschlafen war. Kein Wunder, so müde, wie er gewesen war. Meto hatte seinen Arm schützend um ihn gelegt und in diesem Moment sah es wirklich so aus, als wäre er nicht der Jüngere, sondern der Ältere von beiden, der auf den anderen aufpasste. Ich tippte Mikan an und flüsterte leise: „Sind die beiden nicht süß?“ Sie grinste. „Kocha, du Fanboy … Aber stimmt, die zwei sind wirklich süß zusammen.“ Meto blickte in unsere Richtung und lächelte leicht. Als der Film vorbei war, versuchten wir, Tsuzuku zu wecken, doch er schlief so tief und fest, dass wir ihn nicht wach bekamen. Also beschlossen wir kurzerhand, dass er und Meto ebenfalls bei mir übernachteten und dann morgen früh wieder nach Hause fuhren. Ich kramte meinen Gästefuton raus, Meto machte sich damit ein Lager im Wohnzimmer und machte es dann für Tsuzuku auf der Couch so gemütlich, wie es eben ging. Ich beobachtete, wie er ihm vorsichtig ein Kissen unter den Kopf schob und ihn ganz liebevoll zudeckte, und wieder konnte ich nicht umhin, diese Liebe und Vertrautheit zwischen den beiden unglaublich süß und schön zu finden. Als ich in mein Schlafzimmer ging, saß Mikan auf meinem Bett und zog sich gerade die Strümpfe aus. Sie hatte sich einfach ein Schlafanzugoberteil aus meinem Schrank genommen und angezogen, was irgendwie total niedlich aussah, und als sie mich hereinkommen sah, lächelte sie. „Komm kuscheln, Koi“, sagte sie und ließ sich auf den Rücken sinken. Ich setzte mich auf die Bettkante und begann, mich ebenfalls umzuziehen. Griff mir einen anderen Schlafanzug aus dem Schrank und zog den an, wobei ich Mikans Blick auf meinem Körper spürte. Ich wusste nicht genau, ob sie mich schon mal so fast nackt gesehen hatte, vielleicht war es das erste Mal. Sie kroch unter die Bettdecke und ich tat es ihr gleich, machte das Licht aus und eine Weile blieben wir einfach so liegen. „Koichi?“, unterbrach Mikan schließlich die etwas unangenehme Stille. „Darf ich dich so in den Arm nehmen?“ „Klar darfst du. Warum denn auch nicht?“, antwortete ich. „Na ja … weil wir ja langsam machen wollten. Deshalb frag ich. Ich würde aber gern … weil ich wirklich neugierig drauf bin, wie es sich anfühlt, dich so anzufassen.“ „Dann tu’s“, flüsterte ich. „Fass mich an.“ Langsam rückte sie näher zu mir und legte ihren Arm um mich. Ich spürte ihre Wärme und roch ihr süßes Parfüm, ihr Gesicht kam meinem immer näher und dann legte sie ganz vorsichtig und sanft ihre Lippen auf meine. Mein Herz klopfte wie verrückt und ich umarmte sie meinerseits, küsste sie um einiges leidenschaftlicher zurück. Ihre Hände streichelten über meinen Rücken und meine Seite und sie lächelte an meinen Lippen, löste den Kuss und flüsterte: „Zieh dich aus, Ko.“ „Ganz?“, fragte ich. „Erstmal das Oberteil“, antwortete sie und begann, die Knöpfe meines Schlafanzughemdes einen nach dem anderen zu öffnen, zog es mir anschließend von den Schultern, und ich streifte es ganz ab, ließ es auf den Boden vor dem Bett fallen. Mikan streckte die Hand nach dem Schalter der Nachttischlampe aus und machte Licht an, sagte: „Ich will dich sehen.“ Küsste mich und begann dann erneut, mich anzufassen und zu streicheln, diesmal meine bloße Haut ohne Stoff dazwischen. Ihre Hände erkundeten jeden Zentimeter meines Oberkörpers, von meinem Bauch über meine Rippenbögen rauf zu meiner Brust, meinen Schultern und Armen, ich seufzte genießend und sie lachte leise. „Was für einen schönen Männerkörper du hast …“, sprach sie leise. „Warum hab ich das die ganzen Jahre über nicht gesehen? Ich muss ja blind gewesen sein.“ Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, und Mikan ließ mich auch gar nicht zu Wort kommen, sondern streichelte weiter meine Brust, entdeckte meine Brustwarzen und berührte diese. Ich seufzte wieder und hörte Mikan flüstern: „Die sind ja süß!“ Ihre zarten Finger begannen, ein wenig mit meinen Nippeln zu spielen und ich seufzte immer lauter, bis sie meine Lippen wiederum mit den ihren verschloss. „… Dann will ich deine aber auch anfassen“, entkam es mir, zugegeben recht unüberlegt, und ich spürte die Neugier und Begierde in meinen eigenen Händen, welche kaum noch erwarten konnten, endlich Mikans weiche Brüste zu berühren. Sie kicherte leise und küsste mich wieder, sah mir einen Moment lang in die Augen und setzte sich dann auf, um sich das Oberteil in einem einzigen Zug über den Kopf zu ziehen. Zum ersten Mal sah ich ihren nackten Oberkörper, ihre hübschen, kleinen Brüste, die so weich aussahen, und ihre Brustwarzen, die genauso schön hell waren, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Sie waren durch die Kühle im Zimmer ein wenig hart und ich verspürte den Wunsch, diese zarten Knospen zu küssen. „Gefalle ich dir?“, fragte Mikan und lächelte. „Ja, sehr“, antwortete ich, setzte mich ebenfalls auf und fügte dann mit weicher Stimme hinzu: „Du bist schön.“ „Sind sie dir auch nicht zu klein?“ „Nein, genau richtig. Ich mag’s, wenn sie nicht so groß sind.“ Ich setzte mich ebenfalls auf und dann streckte ich langsam, jede Sekunde auskostend, die Hand aus, berührte Mikans nackte Haut und umschloss ihre linke Brust mit meiner Hand. Mein Herz klopfte wie wild und meine Atmung beschleunigte sich, als ihre Brustwarze gegen meine Handfläche drückte und ich die wundervolle Weichheit ihrer Brust spürte und ihren aufgeregten Herzschlag darunter. „Mikan …“, kam mir ihr Name über die Lippen, und ich senkte den Kopf, um ihren Hals zu küssen. Dieser Moment hatte etwas Zauberhaftes, Magisches an sich, wie eine Seifenblase um uns beide herum. Ich hörte Mikan erregt seufzen, ihre Stimme klang ganz weich, so weich wie sie im Ganzen war, sie war weich und warm und lieb und ich hatte sie so furchtbar gern. „Wie weit gehen wir heute?“, fragte sie leise und ich war mir sicher, dass sie die Magie dieses Momentes genauso spürte wie ich. „Wie du möchtest“, antwortete ich. „Willst du mit mir … schlafen?“ Sie sah mir in die Augen. „Ich kann auf dich warten.“ „Das ist gut.“ Ich nahm meine Hand von ihrer Brust und umarmte sie, drückte ihren warmen, weichen, weiblichen Körper eng an meinen, sie seufzte wieder, es war fast schon ein Stöhnen. „Du … wirst ja schon hart …“, hauchte sie und ich spürte ihre Lippen an meiner Halsbeuge. „Stört dich das?“ „Nein, es ist nur so … Es macht mir deutlich, was du willst, Koichi.“ Sie löste sich von mir, sah mich an und fügte hinzu: „Ich bin mir einfach noch nicht sicher, ob wir schon so weit gehen sollten.“ „Wie gesagt, ich kann auf dich warten“, sagte ich und fühlte, dass es stimmte. Es war mir nicht wichtig, jetzt schon so weit zu gehen. Klar, irgendwann wollte ich schon mit Mikan schlafen, aber wenn sie im Moment noch unsicher war, konnte ich warten. Und auf einmal war es da, dieses Gefühl von tiefer Verbundenheit, dass sich zwischen uns etwas verändert hatte, enger geworden war und sich auf eine andere Ebene verlagerte. Ich umarmte Mikan wieder, fühlte ihr Herz schlagen, ihre Atemzüge, ihre warme Haut, und hatte sie einfach so lieb, liebte sie so! Sie schmiegte sich in meine Umarmung und küsste mich, es fühlte sich so süß und liebevoll an, dass ich aufseufzte, gegen ihre weichen Lippen. „Mikan …“ „Koichi?“ „Ich liebe dich“, flüsterte ich. „Ich dich auch.“ Sie lächelte. Wir legten uns beide hin, ich umarmte und küsste sie, es war gar nicht viel, aber einfach nur schön. Meine traurige Sehnsucht war ganz weg und schien auch nicht vorzuhaben, zurückzukehren. Wozu auch, wo ich doch nicht mehr einsam war. Irgendwann schlief Mikan ein, ich lag noch ein bisschen wach, dann wurde ich auch immer müder, bis mir die Augen zu fielen. Mitten in der Nacht wachte ich davon auf, dass ich zur Toilette musste. Ich stand auf, vorsichtig, um Mikan nicht zu wecken, hob mein Schlafanzughemd vom Boden auf, die Hose hatte ich ja noch an, und ging ins Bad. Als ich kurz darauf von dort wieder auf den Flur trat, hörte ich, ganz leise, Tsuzukus Stimme im Wohnzimmer: „Meto? Wach auf … bitte“ Anscheinend war er jetzt doch aufgewacht und versuchte, Meto zu wecken. Ich blieb erst einfach stehen und lauschte, ob ich Meto auch hören konnte, und kurz darauf hörte ich ihn: „Mh … Tsu? Was ist?“ „Warum sind wir noch hier?“ „Du hast so fest geschlafen, dass Koichi und ich beschlossen haben, dass du und ich auch hier übernachten.“ „Ist Mikan noch hier?“, hörte ich Tsu fragen. „Ich glaub, sie schläft bei Kocha im Zimmer“, antwortete Meto und fragte dann: „Geht’s dir denn ein bisschen besser, mein Herz?“ Ich konnte ja nicht sehen, ob Tsuzuku nickte oder den Kopf schüttelte, weil ich immer noch um die Ecke im Flur stand, aber ich hörte ihn antworten: „Geht so. Ich bin nur … irgendwie so traurig, weil ich ja eigentlich glücklich sein sollte, es auch so gern wäre, aber einfach nicht bin. Ich würde mich so gern so glücklich fühlen, wie man sich fühlt, wenn man gerade frisch verlobt ist.“ „Und warum fühlst du dich nicht gut? Ich meine, gibt’s einen Grund oder ist das einfach nur so?“ Metos Stimme klang ganz lieb und geduldig. „Einfach nur so. Zumindest … kann ich keinen Grund erkennen. Ich fühl mich einfach nur so leer.“ Ich ging auf die Wohnzimmertür zu, die einen Spalt breit offen stand, und schaute hindurch, sah, dass Tsuzuku sein Schlaflager auf der Couch verlassen und sich zu Meto in den Futon gelegt hatte. Viel konnte ich sonst nicht erkennen, es war zu dunkel, aber ich sah, wie Meto sich über seinen Freund beugte und ihn küsste. „Kann ich irgendwas tun, dass du dich … nicht mehr so leer fühlst?“, fragte er liebevoll. „Halt mich fest“, flüsterte Tsuzuku. „Nimm mich einfach in deine Arme und halt mich fest.“ „Hilft das?“ „Ein bisschen.“ Ich sah, wie die beiden enger zusammenrückten und sich umarmten, wie Tsu sich an Meto klammerte, und ich hörte ihn ganz leise flüstern: „Berühr mich ... bitte … Ich will spüren, dass du mich liebst …“ Die Bettdecke raschelte und ich hörte Tsuzuku aufseufzen. Er klang eindeutig erregt und mir schoss das Blut in die Wangen, als mir klar wurde, in welche Richtung das ging und dass ich immer noch hier stand und zuhörte. Auf leisen Sohlen schlich ich zurück in mein Schlafzimmer und legte mich wieder ins Bett zu Mikan, die davon aufwachte. „Koi? Was los?“, fragte sie verschlafen. „Ich war nur auf der Toilette“, antwortete ich und gleich darauf war ein eindeutiges Stöhnen aus dem Wohnzimmer zu hören. Mikan kicherte. „Sind die beiden auch wach?“ „Anscheinend …“, sagte ich, denn dass ich die zwei eben gerade beobachtet und belauscht hatte, musste Mikan ja nicht wissen. Und so lagen meine Freundin und ich in meinem Bett und versuchten beide, nicht allzu genau hinzuhören, was da in meinem Wohnzimmer … ähm, getrieben wurde. Ich hatte zwar absolut nichts dagegen, dass Tsuzuku und Meto sich auch in meiner Wohnung lieb hatten, aber so ganz genau wollte ich dann doch nicht mitbekommen, was die beiden zusammen taten, auch wenn Tsu ja bei diesem Thema ein gewisses Mitteilungsbedürfnis an den Tag legte und mir vieles einfach frei raus erzählt hatte. Und so frei heraus, wie er darüber redete, hörte ich ihn jetzt stöhnen. „Man kann einfach kaum weghören“, wisperte Mikan irgendwann. „Und dann stellt man es sich auch irgendwie vor, ne?“ Ich nickte, und spürte schon längst, wie mir das Blut in die Wangen gestiegen war. „Tsu erzählt mir viele solche Sachen, von daher … weiß ich halt auch ungefähr, was die beiden so machen …“, antwortete ich und versuchte, meine Verlegenheit mit einer gewissen Coolness zu überspielen. „Und weil die beiden ja jetzt auch frisch verlobt sind … na ja, ist es wohl verständlich, dass sie viel intim miteinander sind.“ „Verlobt?“, fragte Mikan. „Jetzt echt?“ Ich nickte. „Ja, seit vorgestern oder so. Deshalb hab ich mich auch so gewundert, dass Tsuzuku so niedergeschlagen war.“ „Na ja, das lag dann wohl … an dieser Krankheit, oder?“, fragte Mikan vorsichtig. „Ja, wahrscheinlich“, sagte ich. „Oh mann, das stell ich mir echt schlimm vor, wenn man sich gerade verlobt hat und dann klappt einem das eigene Gefühlsleben ab und man kann sich gar nicht mehr wirklich freuen …“ „Tsu tut mir richtig leid …“, sagte Mikan leise. „Er ist doch schon gestraft genug damit, dass er seine Mutter verloren hat und auf der Straße leben musste …“ „Ist schon echt ungerecht, das Leben.“ Ich wusste nichts mehr weiter zu sagen. Wenn ich so über das Leben und das Schicksal nachdachte, das meinen besten Freund so furchtbar leiden ließ, wurde ich selber ganz traurig. In dem Moment hörte ich ihn aber wieder so lustvoll und genießend aufseufzen, er klang so glücklich, dass ich leise zu Mikan sagte: „Aber jetzt gerade, in diesem Augenblick, scheint er sich mehr als gut zu fühlen …“ „Ja, ganz bestimmt. Er hat ja Meto bei sich.“ Irgendwann danach schlief ich wieder ein, und durch bis zum Morgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)