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Bend, not Broken

von

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Überwindungen

„Wo möchtest du schlafen?“

Eine ganz einfache Frage. Die ihn jedoch völlig aus dem Konzept brachte, als sie abends im Schlafzimmer standen. Das Bett sah bequem aus. Er wusste auch, dass sie normalerweise alle drei darin schliefen. Genauso, wie er von ihnen wusste, wie sie nachts beieinander lagen. Nah beieinander. Wie schon so oft im Krankenhaus. Aber mit dem Bett assoziierte er weniger schlafen an sich, als viel mehr das miteinander schlafen. Dafür war er noch nicht bereit. Verspürte erneut Angst. Irrational, dessen war er sich bewusst. So weit würden sie schließlich noch nicht gehen heute Nacht. Nur war das eben einfach da.

„Kann... Kann ich vielleicht vorerst auf dem Sofa schlafen?“, probierte er es. „Nur heute. Nur die erste Nacht.“

Die beiden Anderen seufzten, sahen sich anschließend wissend an, bis Kyo dem Jüngeren beruhigend eine Hand auf den Rücken legte.

„Im Krankenhaus habe ich doch auch schon bei dir im Bett geschlafen. Jetzt-“

„Wäre es nichts anderes“, vollendete Shinya den Satz. „Das weiß ich. Mein Kopf weiß das. Mein Herz.... Ist nervös. Und irgendwo in mir drin ist eine böse kleine Stimme, die mir Bilder davon in den Kopf schießen will, wofür wir- Das ist so gemein von ihr.“

„Ja, das ist es“, pflichtete Toshiya ihm bei. „Ich kann dich auch verstehen und vielleicht ist es auch wirklich ein wenig viel verlangt. Doch solltest du heute Nacht Hilfe in irgendeiner Form brauchen, würden wir es eher mitbekommen, wenn du in unserer Nähe bist.“

Warm legte sich die tätowierte Hand Kyos auf Shinyas, mit der er sich noch immer auf eine Krücke stützte. „Es geht uns doch gar nicht darum, dass wir, auf Teufel komm raus, alles wieder so machen wollen wie früher. Wir möchten da sein, wenn du uns brauchst. Möchten dir weiterhin das Gefühl geben, dass du nicht alleine kämpfen musst. Weil wir füreinander da sind.“

In seinem Kopf arbeitete alles auf Hochdruck. Unsicher sah er von einem Freund zum anderen, während er alle Argumente gegeneinander abwog. Im Krankenhaus hatte er nachts sicherlich das ein oder andere Mal das Bedürfnis gespürt einen anderen Körper bei sich zu haben. Doch reichte dies aus, um jetzt die Nacht bei seinen Freunden zu verbringen?

Aufmunternd klopfte Toshiya ihm auf die Schulter. „Lass dir Zeit.“ Er selbst ging gähnend zu seiner Seite des Bettes, wo er sich aus seiner Alltagskleidung schälte. „Was dagegen, wenn ich zuerst dusche?“

„Nein, geh nur“, meinte Kyo, der sich noch immer darauf konzentrierte Shinya zu beruhigen und Sicherheit zu geben. „Oder magst du lieber alleine sein, um nachzudenken?“

„Ich- uhm-“ Wieder wusste er nicht weiter. Zumindest sein Kopf nicht. Sein Herz allerdings war ihm schon einen Schritt voraus und übernahm nun das Reden. „Kann ich mitkommen?“

Überrascht sahen ihn die anderen Beiden an.

„Sicher?“, hakte Kyo skeptisch nach, wenngleich es ihn auch freute, dass der Jüngere diesen Schritt wagte.

„Uhm, ich bräuchte noch ein wenig Hilfe beim Waschen, also...“ Gelogen. Im Krankenhaus hatte er gelernt, wie er das in seiner derzeitigen Situation am Besten machte, sodass er eben nicht mehr auf jemand anderen angewiesen war. Aber warum konnte er sich jetzt nicht einfach raus reden? Warum wollte er mitgehen? Und warum war er vor allem so verwirrt in diesem Moment?

„Shinya?“, holte ihn die sanfte Bassstimme seines Freundes aus dem Wirbel der Gedanken. Anstatt aber zu antworten, begann er nur den freien Oberkörper zu betrachten. „Shinya?“, versuchte der Andere es erneut. „Bist du dir wirklich sicher?“

„Nein“, hauchte der Jüngste, sah endlich auf und seinem Partner in die warmen, leicht besorgten Augen. „Aber irgendwas in mir will es.“ Obwohl er am ganzen Körper zitterte. Obwohl er Angst hatte.

Kyo und Toshiya schauten sich an, berieten sich stumm. Sie verstanden ihren Liebsten ebenso wenig, wie jener sich selbst.

„Einverstanden. Wir versuchen es.“ Zuversichtlich drückte Kyo die Hand unter seiner. „Aber wehe du überanstrengst dich. Wehe du verlangst zu viel von dir.“

„Ich sag Bescheid.“

Nachdem das geklärt war, ging es zum Badezimmer. Mit jedem Schritt schlug Shinyas Herz schneller vor Nervosität. Worauf hatte er sich da nur eingelassen? Zögerlich folgte er Kyo zum Badezimmer, welcher sich auf dem kleinen Stück immer wieder zu ihm um drehte.

„Du musst das nicht tun“, wiederholte der Ältere seine Bedenken, als sie vor der Tür standen „Keiner von uns beiden würde dir böse sein, wenn du noch nicht so weit bist.“

„Bin ich auch nicht“, gestand der Größere. „Aber Ich habe einfach diesen Drang bei euch zu sein. Alleine im Schlafzimmer zu bleiben würde mich erst recht verrückt machen. Also gehe ich mit. Um diesen Drang zu befriedigen und weil ich darauf hoffe, dass eine neue Erinnerung kommt.“

Der Kleinere öffnete die Tür und ließ seinem Liebsten den Vortritt. Noch ehe er hinterher ging, schloss ihr Partner noch zu ihnen auf, mit Handtüchern und frischer Kleidung auf dem Arm. Er und Kyo tauschten einen besorgten, nervösen Blick aus, betraten anschließend nacheinander den Raum.

„Denk dran, wenn-“

„Ja, ich sage Bescheid“, kam es genervt von dem Jüngsten, welcher sich nun auf den Rand der Badewanne setzte und sich seiner dünnen Jacke entledigte, gefolgt von dem Langarmshirt. Bevor er es sich anders überlegen konnte, wollte er es angehen. Er wusste, dass der Sänger ihm helfen und ein Gefühl der Sicherheit geben wollte. Aber es bewirkte eher das Gegenteil.

Kyo verkniff sich ein Seufzen. Sie meinten es gut mit ihrem Liebsten. Offensichtlich wusste jener aber, worauf er sich einließ und was ihn erwartete. Er war sich sicher. Bis zu einem gewissen Punkt. Sie mussten es wohl einfach ausprobieren. Sein Blick ging zur Seite und zu dem Bassisten, der ihm ein Nicken schenkte, seine Gedanken bestätigte.

Weil Toshiya bereits halb entkleidet war, machte er zwei Schritte auf Shinya zu. „Wie wollen wir das machen? Willst du deine Krücken mit hinein nehmen in die Kabine, damit du etwas hast, das du halten kannst?“

Nachdenklich senkte der Andere den Kopf, sah zu seinen Gehhilfen, die er so gar nicht mehr sehen konnte.

Kurz erschrak er, als sich eine Hand auf seine Wange legte.

„Dann halte ich dich“, kam es sanft von dem Größeren, gefolgt von einem Kuss auf die Stirn „Warte noch einen Moment.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab, nestelte an seiner Hose herum, um sich auch von dieser zu befreien.

Nervös beobachtete Shinya die beiden Männer. Sah, wie der Bassist sich ganz ruhig die enge Jeans von den Hüften schob. Unterdessen stand Kyo am Waschbecken, nur noch in Unterwäsche bekleidet. Gerade war er damit beschäftigt sich die Kontaktlinsen heraus zu nehmen.

War heute nicht so einfach, weil er selbst mindestens so nervös war, wie sein Partner.

Dessen Blick wanderte über den verzierten Rücken, das Motiv einerseits vertraut, andererseits völlig neu für ihn. Schnell schlug sein Herz, als es weiter hinab ging. Nur noch dieses bisschen Stoff, ehe Shinya seinen Partner ganz sehen würde. Das Atmen fiel ihm schwerer, ein dicker Kloß bildete sich. Wollte er das durchziehen? Brach er ab?

Eine Hand tauchte in seinem Blickfeld auf. Toshiya. Und er trug nichts mehr. Nicht einmal mehr Socken. Verdammt! Er spürte, wie er sich anspannte. Panisch wurde. Auf seiner Zunge lag schon das Wort 'Stopp!'. Nur war er zu paralysiert, um es auch auszusprechen.

„Schau mir in die Augen“, wurde er aufgefordert, kam dem nach einem kurzen Zögern auch nach. Warum und beruhigend lag Toshiyas Blick auf ihm. „Reich mir deine Hände.“ Auch dem Wunsch folgte er, wurde gleich darauf in die Senkrechte gezogen. Den Augenkontakt hielten sie weiterhin aufrecht. Es wirkte beruhigend, sein Pulsschlag wurde langsamer. „Ich drehe dich jetzt um und du kannst dich um deine Hose kümmern. Einverstanden?“

„Ein-“ Warum konnte er dem jetzt nicht zusagen?

Toshiya rechnete schon damit, dass es hier nun zu Ende war. Gleich würde er hören, dass es doch noch zu viel war. Seine Hände wurden fest um schlossen, der Griff immer eiserner.

„Ich traue mich nicht.“

Mitfühlend wurde sein Blick und er fühlte sich bestätigt in dem Verdacht.

„Ich traue mich nicht, die Augen von dir zu nehmen“, führte Shinya seine Aussage fort. „Ich verliere nur den Mut, wenn ich das tue.“ Für ihr Vorhaben brauchte er jedes bisschen, welches er zusammenbringen konnte. Ihnen nahe sein. Mehr wollte er nicht. Am eigenen, jetzigen Leib erfahren, wie es war mit ihnen zusammen zu sein. In ihrem Alltag. Dem Alltag, den nur der andere Shinya kannte und auf den er neidisch war, weil er so viel von dieser wohltuenden Liebe hatte erfahren dürfen. Langsam setzte ein Zittern ein. Vor Verzweiflung. Gemischt mit leichter Erschöpfung. Schreckhaft krallte er sich an Toshiyas Unterarmen fest, als etwas über seinen Rücken strich.

„Verzeih“, hörte er Kyo mit samtener Stimme hinter sich. „Ich dachte, du hättest mich gehört.“

Hatte er mit ihm geredet? Fragend sah er in die Augen des Bassisten, in die er immer noch starrte. Beruhigend fuhren die Hände des Sängers seinen Rücken langsam auf und ab. „Wenn du es mir erlaubst, helfe ich dir mit deiner Hose.“ Probeweise strichen die Hände ab und an ein Stück tiefer und auch nach vorne, um seinen Liebsten an die Berührung zu gewöhnen. Streichelte weiter, selbst nachdem der Körper unter seinen Fingern merklich ruhiger geworden war. „Kann ich?“

„Ja“, hauchte der Jüngste, presste vor lauter Aufregung die Lippen aufeinander. Die Hände wanderten nach vorne, öffneten den Hosenknopf, zogen sich wieder zurück, seinen Rücken rauf und wieder hinunter, um den Reißverschluss herunter zu ziehen.

„Mach- Mach es ganz.“

Toshiya brach für einen Moment den Blickkontakt ab, um Kyo zuzunicken. So wusste jener, dass es ernst gemeint war. Ein kurzes Nicken von dem Sänger in die Richtung des Mannes zwischen ihnen, als Signal für seinen Partner. Er wurde verstanden. Der Bassist zog den Anderen an sich heran, küsste ihn. So überrascht merkte Shinya gar nicht, wie er im nächsten Augenblick den Rest seiner Kleidung verlor.

„Jetzt müssen nur noch die Socken verschwinden.“

„Eh?“ Verwirrt wandte der Jüngste den Kopf zur Seite, löste sich von dem einen Liebsten, um sich zu dem anderen umdrehen zu können. Wurde aber zu eng an den Mann vor sich gedrückt, als das er es schaffte. Dafür fuhren zärtliche Hände an seinem rechten Bein herunter, gaben ihm mit einem leichten Druck zu verstehen, dass er den dazugehörigen Fuß anheben sollte. Vorsichtig verlagerte der zierliche Mann sein Gewicht, um der Bitte nachzukommen. Gleichzeitig wurde er sich zunehmend der Wärme bewusster, die Toshiyas Körper an seinen weiter gab. Ebenso den Kontakt der bloßen Haut und wie großflächig dieser war. Scham mischte sich mit einer Spur Lust. Alles war so verwirrend.

Wieder suchte er den Blick des Freundes, traf auf warmes Braun. Entdeckte ein wenig Angst darin. Aber wovor konnte Toshiya denn schon Angst haben? Beiläufig nur nahm er wahr, wie er um den anderen Fuß gebeten wurde. Er lehnte sich gegen den Bassisten, kuschelte sich richtig an ihn. Je mehr er die Wärme spürte, umso ruhiger wurde er selbst. Umso besänftigter war die Stimme in ihm. Jetzt erschien es ihm geradezu lächerlich, dass er sich gefürchtet hatte. Und dass ihn die Vorstellung in einem Bett zu schlafen eben noch so paralysierte. Eine zweite Wärmequelle näherte sich nun seinem Rücken.

„Vergesst nicht, weshalb wir eigentlich hier sind.“ Kyos Honigstimme, wenn er so sanft und leicht amüsiert mit ihnen sprach, war eines der schönsten Geräusche, die er je vernommen hatte.

„Du hast Recht“, stimmte Toshiya zu und brachte etwas Abstand zwischen sich und seinen Partner. „Komm, ich begleite dich.“ Gleich einem Gentleman hielt er ihm seinen Arm hin, an dem jener sich auch gleich fest hielt. In der Zeit ging Kyo vor, öffnete die Tür zur Duschkabine und trat ein, um den zierlichen Geliebten in Empfang zu nehmen, welcher nun doch wieder etwas unsicherer wurde bei dem Anblick. Dabei war da nichts, was seine Augen nicht schon mal erblickt hätten. Es fehlte nur die Erinnerung daran. Seltsamerweise half dieser Gedanke ihm dabei, wieder zur Ruhe zu finden. Die ausgestreckte Hand wurde ergriffen und er schritt in die Kabine. Der Bassist legte ihnen noch schnell die Handtücher zurecht, ehe er ihnen folgte, die Tür hinter sich zu zog.

„Haltet mich gut fest, ja?“ Obwohl seine Beine heute, insgesamt gesehen, noch nicht so viel hatten machen müssen wie in den letzten Tagen, spürte er doch, wie sie schwächer wurden.

„Machen wir“, versprach Toshiya und schlang gleich seine Arme um den Bauch des Jüngeren.

„Morgen besorgen wir endlich den Plastikhocker, der schon seit Tagen auf unserer Einkaufsliste steht“, schmunzelte der Sänger und wandte sich der Armatur zu, um das Wasser anzustellen. „Auf den kannst du dich dann in nächster Zeit setzen, wenn es gar nicht mehr geht.“ Er nahm den Duschkopf von der Halterung, drehte den Hahn auf und begann nach einer angenehmen Temperatur zu suchen.

„Aber extra einen Hocker kaufen, den wir danach nicht mehr brauchen?“ Es wäre eine unnötige Geldausgabe, für die Shinya nicht auch noch verantwortlich sein wollte.

„Ach, das würde ich so nicht sagen“, säuselte der Größte unter ihnen.

Mit hoch gezogen Augenbraue, aber deutlich amüsiert, warf der Sänger einen Blick über die Schulter. „Brauchst du kaltes Wasser?“ Deutlich wanderten die schelmisch funkelnden Augen den großen, kräftigen Körper auf und ab.

„Gleich schon.“

„Hört auf“, nuschelte der Mann zwischen ihnen verlegen. War doch schon schlimm genug, dass er beim Bett vorhin schon Panik bekommen hatte, jetzt sollte die Dusche nicht auch noch zu einem Ort werden, an dem ihm dasselbe passierte.

„Machen wir“, versicherte ihm der Schwarzhaarige hinter ihm. Verstärkte seinen Griff als Entschuldigung. „Wir sind es nur gewohnt solche Anspielungen zu machen. Um den Anderen zu zeigen, dass wir sie immer noch anziehend finden.“

„Und um Kaoru zu ärgern“, ergänzte Kyo, verkniff sich ein breites Grinsen, während er den Duschkopf wieder an seinen Platz hängte. „So müsste es gehen.“

Probeweise lehnte Shinya sich nach hinten, streckte einen Fuß nach vorne. „Ja, das ist angenehm.“

„Dann machen wir uns mal nass.“ Von hinten schob der Bassist seinen Liebsten weiter unter den Wasserstrahl, wo ihr Partner sie in Empfang nahm. Jener strich ihrem wiedergefundenen Schatz durch die kurzen Haare, um die Feuchtigkeit darin zu verteilen. Nachdem der Größte unter ihnen sich ein wenig vorgebeugt hatte, wiederholte Kyo diese Geste auch bei ihm. Noch ehe dieser es bei sich selbst machen konnte, fuhren die zarten Finger des Schlagzeugers durch seine blonden Haare. Mit geschlossenen Augen, neigte er den Kopf nach vorne, genoss die liebevolle Zärtlichkeit. Es war toll, wenn die Neugier in seinem Liebsten die Überhand nahm. Wenn ein klein wenig der Mann durchbrach, der sie die letzten Jahre so innig geliebt hat.

Blind tastete er nach dem Wasserhahn, um erst einmal zu pausieren, damit sie mit dem Duschgel weitermachen konnten. Von diesem bekam Toshiya etwas in eine Hand, dann er selbst und während jener sich um den Oberkörper ihres Liebsten kümmerte, fing er selbst mit dessen Beinen an, arbeitete sich langsam an die etwas heikleren Zonen heran. Prüfend sah er nach oben, um ausmachen zu können, was noch angenehm war für den anderen Mann und wann er zu weit ging. Jener schien allerdings so berauscht zu sein, von dem Gefühl der fürsorglichen Hände auf seiner Haut, dass er gar nicht mehr auf den Gedanken kam das Ganze zu unterbinden.

Bei den Krankenschwestern hatte es immer etwas mechanisches gehabt. Aber dies hier gerade war so unglaublich aufregend, dass er sich den geliebten Menschen einfach hingeben wollte. Verkrampfen tat er sich dennoch, sobald sich die tätowierte Hand des Älteren direkt um seine Körpermitte kümmerte. Eine Mischung aus Furcht und Erregung durchflutete ihn. Trotzdem war es um Längen besser, als die Erfahrung im Krankenhaus, mit der Schwester. Traurig schaute er nach unten, nachdem die Behandlung aufhörte. Der Andere war bereits fertig mit einseifen. Glücklicherweise? Bedauerlicherweise? Ein kleiner Kuss, ehe Kyo sich erneut die Flasche mit dem Duschgel nahm.

„Jetzt kommst du dran.“ Schließlich benötigte Toshiya seine Hände, um den Freund zu halten. So konnte er sich unmöglich um sich selbst kümmern. Geübt strichen die Hände über den vertrauten Körper, verteilten die flüssige Seife auf der feuchten Haut, erfreute sich an dem Schnurren, welches seine Belohnung war. Aufhören dürfte er vermutlich nie mehr, wenn es nach seinem Schatz ging. „Toshiya?“, holte sich Kyo die Aufmerksamkeit von diesem.

„Hm?“

„Schaffst du es, Shinya das Shampoo in die Haare zu machen?“

Überlegend sah der Größere auf den Mann vor sich. „Ja, sollte ich hin kriegen.“

„Du könntest es mir auch auf die Hand geben und ich mache es selbst“, warf ihr Partner leise ein. „Ein bisschen was kann ich dann ja doch.“

„Tut uns Leid. Wir mögen dich schlichtweg noch ein wenig umsorgen.“ Leicht verlegen lachte Toshiya hinter ihm, verstärkte seine Umarmung nochmal ein wenig.

„Das... Das ist ja lieb, aber nicht in Watte packen. Das hilft mir doch nicht.“

„Wir werden es noch lernen. Versprochen.“ Kyo ging um die beiden herum und tauschte die Flasche Duschgel gegen das Shampoo.

„Was ist mit dir?“

„Hm?“ Fragend schaute der Älteste zu Shinya.

„Du musst dich doch auch noch einseifen.“

Mit einem Schmunzeln nahm der Sänger eine Hand des Jüngeren und gab eine kleine Menge des Flascheninhalts auf die Handfläche. Für die kurzen Stoppeln brauchte er wirklich nicht mehr. „Ich mach das gleich. Erst werdet ihr beide fertig. Wenn ihr euch abtrocknet, mache ich mich schnell fertig. Dauert ja nicht lange.“

„Uhm...“ Verlegen biss sich Shinya auf die Unterlippe, starrte auf die helle Masse in seiner Hand.

„Aber?“, hakte der Blonde nach und versuchte einen Blick in die Augen seines Schatzes zu erhaschen.

„Ich würde... Dir gerne...“

„Was?“ Sein eigenes Herz hüpfte, weil es etwas ahnte, seine Neugier wollte es allerdings genau wissen.

„Kann ich dir deine Haare machen?“ Immerhin hatte der Sänger auch schon einiges für ihn gerade getan. Einen Augenblick später bekam er schon etwas mehr von dem Shampoo und den Kopf hingehalten, um den er sich kümmern wollte. Darauf bedacht dafür zu sorgen, dass Kyo nichts von der Seife in die Augen bekam, fuhren seine Finger vorsichtig durch die blonden Strähnen. Mit wachsender Begeisterung, wie er überrascht feststellen musste. Es war ein schönes Gefühl für ihn. Sorgfältig bedeckte er das gesamte Haupt mit Schaum, stellte erfreut fest, wie sich der Freund ein Stückchen näher an ihn stellte. „Fertig.“ Verkündete er einen Moment später. Wobei ihm das schon ein wenig Leid tat.

Kyo nahm die Hände von seinem Kopf, grinste. „Mit dem Schaum hier kannst du auch noch locker deine eigenen Haare machen.“

„Vermutlich.“

Während Shinya das ausprobierte, ging Kyo wieder dazu über, sich um Toshiya zu kümmern. „Jetzt wasch ich dir den Kopf“, schimpfte er scherzhaft.

„Dabei bin ich mir keiner Schuld bewusst.“ Die eigentliche Prozedur ließ er dennoch gerne über sich ergehen. Er mochte das Gefühl, wenn ihm jemand durch die Haare strich. Es hatte etwas vertrautes. Die fertig eingeseiften Haare wurden ihm nach hinten gestrichen, um das Risiko zu verringern, dass Schaum ins Gesicht laufen würde.

„Jetzt noch schnell...“, murmelte Kyo, um einen Augenblick später seinen Körper einzuseifen.

„Ich glaube“, setzte Shinya in dem Moment an, kuschelte sich ein wenig in die Umarmung und gegen die muskulöse Brust in seinem Rücken, während er darum kämpfte noch ein wenig stehen zu können, „ich möchte gleich doch bei euch mit im Bett schlafen. Darf ich dann in eure Mitte?“

„Gerne doch.“ Noch mal eine Spur fester legten sich die starken Bassistenarme um den zierlichen Körper, während Kyo zustimmend nickte und nach dem Wasserhahn griff. Zeit, sich all die Seife wieder vom Körper zu waschen.

Hände strichen über eigene und fremde Körper, um dem herabregnenden Wasser dabei zu helfen jeglichen Schaum und Schmutz zu beseitigen. Keine Spur mehr von Schüchternheit oder Nervosität oder gar Scham. Ein jeder genoss die Wärme, sehnte sich nach mehr Nähe. Selbst, als sie sauber waren, kam es nicht in Frage aufzuhören.

„Ich weiß es jetzt“, hauchte Shinya schließlich, war fast nicht zu hören über das Rauschen des Wassers.

„Was weißt du?“, wurde ihm von hinten ins Ohr geflüstert.

„Dass in eurer Mitte der sicherste Ort auf dieser Welt ist.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ScarsLikeVelvet
2018-11-18T00:18:19+00:00 18.11.2018 01:18
So ein schönes Kapitel.
Das hat mich echt zum Träumen gebracht.
Ich freue mich schon sehr auf das nächste.
Antwort von:  Cookie-Hunter
18.11.2018 12:54
Ins träumen? Aww, da wird mir ja ganz warm ums Herz.
Denke, dass ich das nächste Kapitel innerhalb der nächsten Tage dann hoch lade


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