Bringing flowers to the dead von HanaAjibana ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Mit leeren Augen saß ich auf der Couch und hörte meinen Eltern dabei zu, wie sie mal wieder stritten. Mein Vater war sauer auf meine Mutter, aus welchem Grund auch immer. Es gab so viele Gründe, weshalb er sauer hätte sein können, dass ich den Überblick verlor. Es war jeden Tag das gleiche. Meine Mutter ging fremd, pumpte sich mit irgendwelchen Drogen voll und mein Alter besoff sich. Das ging schon so, seit ich denken konnte. Ich war jeden Tag der Meinung, dass ich nicht auf diese Welt gehörte. Sie hätten mich nie bekommen dürfen. Jeden Tag die gleichen Gedanken, die gleichen Gefühle. Das Zimmer, in dem ich saß war wirklich nur mit dem Notwendigstem eingerichtet. Einer Couch, einem Fernsehr, einem kleinen Tisch und einer Lampe. Alles war vom Sperrmüll. Wir konnten uns ja nichts anständiges leisten. Dumpf hörte ich durch die Decke, welche übersät war mit Rissen, wie mein Vater meine Mutter schlug. Ich bekam mittlerweile nicht mal mehr ein Jucken in der Hose, so gewohnt war das für mich. Schließlich wusste sie, was ihn sauer macht. Würde sie nicht so rumhuren, würde mein Alter sie nicht schlagen. Das einzige, was mich daran wirklich störte war, dass er manchmal zu mir kam, und meinte, seine miese Laune auch an mir auszulassen. Das fand ich fies. Aber sonst konnten sie machen, was sie wollten. Haben sie ja schließlich schon immer. Taub wie eh und je starrte ich an die Wand, bis meine Mutter zu mir kam und mich wach rüttelte. Verpeilt blickte ich zu ihr auf. Ihre Lippe war aufgeplatzt und sie hatte ein angehendes blaues Auge. "Schatz, Essen." Ich nickte, stand auf und setzte mich an den Tisch in der Küche. Auch die Küche war versifft und widerlich, wie der Rest der Wohnung. Angewidert starrte ich auf das Essen, dass meine Mutter da gemacht hatte, wenn man das überhaupt so nennen konnte. Sie schöpfte mir einen großen Teller, den ich herunter würgte. Während dem Essen wurde selten gesprochen. Und falls doch, dann wurde eher geschrien und beleidigt. Heute blieb es erstaunlich ruhig. Nachdem ich fertig war, stand ich auf und machte mich für die Arbeit fertig. Mechanisch streifte ich meine Uniform über. Während ich dabei war, meine Schuhe zu binden klopfte es an meiner Tür. Sie wurde geöffnet und meine Mutter betrat das Zimmer. "Amaya?" "Ja, was ist denn?" "Können wir kurz reden?" "Aber wirklich nur kurz, sonst komm ich zu spät." "Es tut mir Leid, dass du das immer mit ansehen musst. Ich versuche wirklich mich zu bessern, das weißt du, oder?" So kam sie mir immer, wenn sie von den Drogen runterkam. Es gab jeden Tag die gleiche Leier. Eine heulende Mutter, die sich dafür entschuldigte, dass sie eine Hure war und sich vor meinen Augen einen Schuss setzte und dass sie versuchte, sich zu bessern. Wie ich bereits sagte, es war jeden Tag das Gleiche. Ich nickte, fuchtelte irgendwie mit den Händen und flüchtete aus der Wohnung ins Treppenhaus, das nicht weniger trostlos aussah. Es roch nach Pisse, war verdreckt und das grelle Neonlicht, das anging, flackerte unruhig und ließ es so wie in einem Horrorfilm wirken. Eiligen Schrittes rannte ich die Treppen runter und stolperte fast bei der letzten, konnte mich aber gerade so noch halten. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich verdammt spät dran war. Gehetzt rannte ich durch die Stadt, bis ich bei dem Restaurant ankam, auf die Minute genau. Schwer atmend betrat ich das Lokal und machte mich sofort an die Arbeit. Während ich die anzüglichen Sprüche von alten Säcken ignorierte, fiel mir ein silberhaariger Junge auf, der deprimiert am Tresen saß und von unserem Koch ein Menü aufgesetzt bekam. Ein leichtes Schmunzeln entfuhr mir. Unser Koch war einfach toll. Er konnte jeden aufheitern, außer mich. Egal wie sehr er sich ins Zeug legte, es gelang ihm nie. Sein Blick glitt zu mir und ihm entfuhr ein breites Grinsen. "Na also! Meine kleine Amaya lächelt man ein wenig! Guck, das ist die Kleine, von der ich dir erzählt habe!" Ich wartete neugierig auf das Gesicht des Jungen und als ich es zu Gesicht bekam, war ich überrascht. Er war ziemlich gut aussehend. Sofort wurde ich rot, drehte mich um und fuhr mit meiner Arbeit fort. Eine halbe Stunde später verschwand er ohne ein Wort wieder und ich führte meine Arbeit mechanisch fort. Um ein Uhr in der Nacht war ich erschöpft und fertig mit der Arbeit. Ich verließ den Laden und rannte verängstigt nach Hause. Diese Gegend war nicht unbedingt die sicherste für Frauen, das wusste ich. Ich kam an einem Seitenweg vorbei, aus dem auf einmal zwei Hände aus dem Dunklen geschossen kamen und mich festhielten. Panisch versuchte ich, mich loszureißen, was alles noch schlimmer machte. Ich wurde in den Seitengang gezerrt. "Na du Hübsche. Endlich bekommt ich dich mal zu fassen. Sag deiner Mutter, dass ich das Geld will. Wenn nicht, passiert dir mehr, als nur das." Ich konnte nicht schnell genug reagieren und schon bekam ich die Faust direkt ins Gesicht. Ich taumelte zurück und blieb unsicher stehen, wusste nicht, was ich machen sollte. "Was?! Willst du noch eine du Miststück! Mach, dass du heim kommst!" Ich nickte und rannte nach Hause. Die Wut, die sich all die Jahre in mir aufgestaut hatte, breitete sich immer mehr in mir aus. Es fing an zu regnen und meine Schritte verlangsamten sich. Ich war müde, einfach so erschöpft. Erledigt kam ich bei dem Wohnblock an, schloss auf und lief an den Junkies vorbei, die mich alle familiär grüßten. Zu Hause war alles bereits stockdunkel. Auf leisen Sohlen schlich ich durch die Wohnung zu meinem Zimmer. Ich erreichte die Tür und bemerkte, dass Licht durch die Ritze schimmerte. Ich hatte das Licht doch ausgeschaltet, bevor ich gegangen bin. Vorbereitet auf alles riss ich die Tür auf und sah meine Mutter auf meinem Bett sehen. Sie sah verheult und total beschissen aus. /Was will die denn jetzt schon wieder? "Mama...Was ist?" Geschockt blickte sie mich an. "Amaya, Liebling, was ist denn mit dir passiert?" "Was mit mir passiert ist willst du wissen?! DU bist mir passiert! Als würde es nicht reichen, dass du vor mir die Scheiße nimmst, nein, du ziehst mich sogar schon in deine scheiß verfickten Geschäfte mit rein!" "Was? Ich versteh nicht?" "Wenn du nicht zahlst, passiert mir mehr, als das. Jetzt gepeilt? Oder hast du alle deine Gehirnzellen abgetötet?" "So redest du nicht mit mir! Hab gefälligst Respekt gegenüber deiner Mutter!" "Respekt? Den habe ich schon lange verloren, Mama. Und jetzt geh raus, ich möchte schlafen." Verletzt schaute sie mich an, verließ aber ohne ein weiteres Wort mein Zimmer und schloß die Tür hinter sich. Ich schmiss mich auf mein Bett und fiel in einen tiefen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)