The GRIMM and the BIEST - Part 2 [Aftermath] von hikabella ([GRIMM - Nick x Renard]) ================================================================================ Im Wein liegt die Wahrheit -------------------------- „Dürfen Sie eigentlich noch fahren“, wunderte sich Nick, der eben das Funkgerät, welches im Handschuhfach des Wagens versteckt war, wieder verstaute und die Klappe schloss. Er hatte die Zentrale wegen der Unterbringung angefunkt und alles nötige im Namen des Captains in die Wege geleitet. Der Detective hatte eigentlich schon vor Stunden Dienstschluss gehabt, aber der Job machte leider viel zu oft Überstunden erforderlich. Seine beiden Jobs genaugenommen… Dafür konnte er den Rest dieses Abends hoffentlich ohne weitere Klaustreiche verbringen. In den Akten wurden zumindest keine weiteren männlichen Verwandten mehr aufgeführt die Ärger machen konnten. Wenigstens etwas. „Vorhin war das ja ein Notfall, aber jetzt?“ „Keine Sorge, im Gegensatz zu Ihnen hatte ich ja nur etwas über eine Flasche. Und es war Light Bier“, erinnerte ihn der Captain mit einem Schmunzeln. Der Grimm verzog das Gesicht. „Erinnern Sie mich daran, dass ich den Vorrat an ‚nicht-Light‘-Produkten aufstocke…“ „Und ich bringe Ihnen bei Gelegenheit die versprochene Flasche Scotch mit, Detective. Etwas mehr Geschmack kann nie schaden, glauben Sie mir.“ Der Jüngere schnaubte leise zur Antwort und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Offenbar hielt er nicht allzu viel von diesem Angebot. Oder er mochte keinen Scotch. Was eine echte Schande wäre. Renard setzte den Blinker und warf beim Abbiegen beiläufig einen Blick über die rechte Schulter. Nicht nur mit der Absicht nach Radfahrern oder Fußgängern Ausschau zu halten, sondern auch und im Besonderen, um Nick möglichst unauffällig einen Blick zuzuwerfen (um diese Zeit war ohnehin nicht mehr viel Betrieb auf den Seitenstraßen). Der einstmals adrette junge Detective hatte in den letzten Jahren viel von seiner jungenhaften Unschuld verloren. Sein Ausdruck war härter geworden, seine Schultern breiter. Ein Lächeln stahl sich nur noch äußerst selten auf sein Gesicht. Zudem schien er ständig unter Strom zu stehen. Als würde er jederzeit einen Angriff erwarten. Er war zu einem Kämpfer gereift, dem man sich nur mit gebotener Vorsicht nähern sollte. Er war wahrhaftig ein Grimm, wie er im Buche stand. Renard hätte nur zu gerne gewusst, was Nick eigentlich selber von dieser Entwicklung hielt, aber der Detective hatte sich bislang beharrlich ausgeschwiegen. Insgeheim bezweifelte der Captain aber, dass der Grimm bisher überhaupt mit irgendwem groß darüber gesprochen hätte. Das war nicht Nicks Art. Aber vermutlich auch gleichzeitig sein größtes Problem. Unmerklich schüttelte er der Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Der Grimm hielt währenddessen die Arme vor der Brust verschränkt und den Blick stur geradeaus gerichtet. Natürlich hatte er den prüfenden Seitenblick seines Vorgesetzten bemerkt, war aber entschlossen nicht darauf zu reagieren. Der Royal vermittelte ihm das Gefühl, als versuche er sich ihm irgendwie aufzudrängen und Nick mochte das nicht. Früher am Abend hatte er dieses Verhalten bei Renard zwar auch schon bemerkt, aber da es hatte ihn nicht wirklich gestört. Jetzt, nach der Begegnung mit dem Klaustreich, war er körperlich wie mental in Aufruhr und wollte nur noch seine Ruhe haben. Sollte ihm das Biest jetzt zu nahe kommen, er würde für nichts garantieren können... Jeder Faser in seinem Körper schrie, er solle sich auf den Mann neben ihm stürzen und sich für den Schlag revanchieren. Er war immerhin ein Grimm… Nick biss die Zähne zusammen und presste die Lippen aufeinander. Es ging nicht an, dass der Captain bemerkte, was für ein Durcheinander in seinem Inneren herrschte. Er konnte es kaum erwarten, dass der Wagen endlich vor Monroes Haus zum Stehen kam und er Abstand zwischen sich und das königliche Biest bringen konnte.   * * * Einige Minuten später hielt Renards schwarzer Suburban vor Monroes und Rosalees Haus. Mit leichter Sorge im Blick ließ der Captain den Grimm aussteigen. „Soll ich vielleicht mit rein kommen?“, fragte er. „Ich könnte…“, doch bevor er weiterreden konnte, stoppte ihn der finstere Ausdruck in Nicks Gesicht. Offenbar wollte der Detective alleine mit seinen Freunden reden. Und vermutlich nicht unbedingt über die Sache mit Juliette. Okay, fair genug, dass er ihm diese Möglichkeit gab. Nick weiter unter Druck zu setzen würde sie beide nicht voran bringen. „Dann… sehen wir uns morgen auf dem Revier. Versuchen Sie trotzdem ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Gute Nacht, Detective.“ ‚Süße Träume…‘ „Nacht“, antwortete Nick knapp und warf die Tür zu. Er trat ein paar Schritte zurück und wartete auf der Straße stehend, bis der Royal außer Sicht war. Einige Sekunden lang blickte er dem Wagen noch hinterher, bevor er einmal tief Luft holte und zur Haustür lief. Er hatte extra versucht die Tür nicht zu laut zu schließen, aber Monroe mit dem feinen Gehör eines Uhrmachers, hatte es trotzdem gemerkt. Nick hatte die Hand gerade mal halb zum Anklopfen erhoben, da wurde ihm bereits geöffnet. „Lass mich raten“, sagte der Blutbader mit einem leicht säuerlichen Ausdruck, „du bist nicht auf ein Bier vorbeigekommen, oder?“ Als er Nicks Verletzung sah stutzte er und hob fragend eine Braue. Nick verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. „Hättest du denn eines für mich?“ „Sicher“, erwiderte Monroe leicht überrascht und trat beiseite, um seinen Freund ins Haus zu lassen „Mieser Tag, was?“, meinte er mitfühlend und deutete auf die rote Wange. „Du hast ja keine Ahnung“, murmelte Nick und schälte sich aus seiner Jacke. „Du kannst auch einen Schluck Rotwein haben, wenn du möchtest. Wir waren gerade dabei diese neue Sorte zu versuchen. Aus rein ökologischem Bio-Anbau. Er soll eine ganz wunderbare Note haben. Rosie?“, rief er laut seiner Frau zu und nahm Nicks Jacke entgegen, „wir haben Besuch.“ Dann warf er einen verwunderten Blick die Straße entlang. „Aber… wo ist denn eigentlich Hank? Oder bist du heute alleine unterwegs? Ihr seid doch sonst immer nur im Doppelpack oder zu dritt zu haben - neuerdings…“ „Nein, ich bin alleine hier, komme gerade von einem Tatort.“ In Richtung Wohnzimmer ließ er ein etwas lauteres „Hey Rosalee“ hören. „Ohne Hank und Auto?“, der Blutbader schloss die Eingangstür und hängte die Jacke an einen freien Haken daneben. Nick zuckte mit den Schultern. „Der Captain hat mich mitgenommen.“ Monroe quittierte die Antwort mit einer erhobenen Augenbraue und deutete in Richtung Wohnzimmer. „Besuch wie – ‚Besuch‘ oder Besuch wie – ‚ich brauche eure Hilfe bei einem Fall‘?“, fragte die Fuchsbau und drehte sich auf der Couch sitzend so, dass sie zum Eingang hinübersehen konnte. Vor ihr standen die bereits geöffnete Flasche besagten Rotweins und zwei halbgefüllte Gläser auf dem Tisch, die nur darauf warteten geleert zu werden. Mit leichtem Bedauern in der Stimme begrüßte sie den Neuankömmling mit einem „Hey, Nick“. Wenn der Grimm um diese Zeit vorbei kam gab es normalerweise immer irgendwas Dringendes. Also würde es wohl noch etwas dauern, bis sie einen Schluck trinken konnten. Und sie hatte sich den ganzen Tag schon auf den ersten Schluck gefreut, nachdem Monroe diesen Wein so angepriesen hatte. „Schwer zu sagen“, antwortete Monroe mit Blick auf ihren Freund vage. Der Grimm hatte sich noch nicht geäußert und schien selber noch nicht so Recht zu wissen, was er eigentlich wollte. „Aber er trinkt einen Schluck mit.“ „Also eher nicht dienstlich“, entschied Rosalee mit einem breiten Grinsen und unverhohlener Erleichterung in der Stimme. Sie erhob sich kurz von der Couch, um ein weiteres Glas aus der Küche zu holen und mit Wein zu füllen. Sie war so auf das Einschenken konzentriert gewesen, dass sie bis zu dem Moment, in dem sie Nick tatsächlich das Glas hinhielt, ihn sich gar nicht genau angeguckt hatte. Doch nun erschrak sie ob seines finsteren Ausdruckes und der verletzten Wange. „Nick, alles klar mit dir? Was ist passiert?“ Sie nahm sein Gesicht in eine Hand und drehte seinen Kopf leicht zur Seite, so dass sie einen besseren Blick auf die Wange werfen konnte. „Soll ich dir Salbe draufmachen oder willst du lieber einen Kühlbeutel?“, fragte sie besorgt, aber er hob nur abwehrend die Hände und versuchte ihr sein Gesicht zu entziehen. „Lass nur, Rosalee, ist schon gut. Nicht so schlimm…“ „Nicht so schlimm? Aber…“ Zum ersten Mal blickte sie sich aufmerksam um und realisierte wirklich, dass ihr Freund alleine vorbeigekommen war. Und das auch noch ohne Grimm-Angelegenheiten im Hinterkopf, wie es schien. „Wo ist Hank? Ist was mit ihm?“ „Ich nehme an er ist zu Hause?“ die Stimme des Grimms klang unendlich müde. „Tut mir Leid, dass ich euch so spät störe, aber ich… ich wusste nicht…“ „Mach dir mal keine Sorgen, Nick“, versicherte ihm der Blutbader und schob ihn an Rosalee vorbei zum Couchtisch. Er deutete auf den Sessel. „Setz dich, trink einen Schluck und dann reden wir.“   * * * Aus einem Schluck wurde etwas mehr und spätestens als Monroe die zweite Flasche hervorzauberte wurde ihm klar, dass Nick wohl nicht die Absicht hatte, komplett nüchtern zurück nach Hause zu fahren. „Ich will mich ja nicht einmischen“, begann der Blutbader vorsichtig und nahm den Flaschenöffner zur Hand, „aber ist bei dir und Juliette alles in Ordnung? Du hast noch nicht ein Wort gesagt. Und das ist ein wenig…“ Er schien nach dem richtigen Wort zu suchen. „Ein wenig… verstörend“, ergänzte Rosalee mit einem unsicheren Lächeln in Richtung des Grimms. „Tut mir Leid Leute, mir geht bloß grad so vieles durch den Kopf“, entschuldigte der sich für seine Schweigsamkeit. Er hob die Mundwinkel in einem verzweifelten Versuch, ein Grinsen zustande zu bringen, aber versagte dabei auf ganzer Linie. „Also habt ihr ein Problem“, stellte Monroe fest und zog den Korken aus der Flasche. Es gab ein leises Plöpp und der Blutbader grunzte zufrieden. Nick machte ein säuerliches Gesicht und hob die Schultern. „Gute Frage… Wenn du sie siehst kannst du sie selbst fragen. Mit mir redet sie zur Zeit nicht...“ Rosalee machte große Augen. „Wie, sie redet nicht mit dir? Schweigt ihr euch zu Hause die ganze Zeit an?“ „Dafür müsste man sich ja tatsächlich mal sehen“, stellte Nick klar. „Sie geht mir aber momentan ständig aus dem Weg…“ Monroe machte große Augen und wechselte einen erstaunten Blick mit seiner Frau. „Ist was passiert? Ich dachte sie wäre über die Sache mit ‚Du-weißt-schon-was‘ längst hinweg…“ „Tja, falsch gedacht“, antwortete der Grimm nur und stürzte den letzten Schluck Wein hinunter. Das nun leere Glas hielt er bittend Monroe entgegen, der ihm auch gleich aus der neuen Flasche nachschenkte. Der Blutbader verteilte für sich und Rosalee ebenfalls noch ein wenig der dunkelroten Köstlichkeit auf die Gläser. Bevor er die Flasche beiseite stellte, steckte er den Korken wieder halb in die Öffnung, damit der Wein nicht zu viel Sauerstoff zog. Denn das wäre eine echte Schande gewesen. Der Händler hatte tatsächlich nicht übertrieben, der Wein war wirklich exzellent. Umso mehr bedauerte er, dass Nick nicht in der Stimmung war, den Trank richtig zu genießen. Innerlich musste er trotz der Ernsthaftigkeit der Situation fast lächeln. Manchmal war dieser Gedanke einfach noch immer etwas seltsam für den Blutbader - ein Grimm war sein bester Freund. Monroe hatte ihn sogar als Trauzeugen eingesetzt. Ohne ihn hätten sich er und Rosalee schließlich niemals kennengelernt. Nick war ein Teil seiner Familie, seines Rudels, wenn man so wollte. Es gab fast nichts, was er nicht zu tun bereit gewesen wäre für diesen Mann (oder schon getan hätte). Und das gleiche galt auch umgekehrt. Bei der Sache mit den ‚Wesenrein‘… Ohne den Grimm würde er heute hier vermutlich nicht mehr sitzen. Und das verdankte er auch Juliettes Bereitschafft, den Gegenzauber durchzuführen. Darum irritierte ihn diese scheinbare Funkstille zwischen den beiden einigermaßen. Auch Rosalees Blick zeigte Erstaunen an, was hieß, dass sie auch keine Ahnung hatte, was gerade im Hause Burkhardt/Silverton los war. Und wenn Juliette nicht mal mit ihr über Probleme mit ihrer Beziehung gesprochen hatte… dann musste da schon einiges im Argen liegen. „Also dann erzähl mal, wo genau drückt denn der Schuh?“, fragte Monroe, lehnte sich auf der Couch wieder zurück und legte seiner Frau gemütlich einen Arm um die Schultern. Über den Rand seines eigenen Glases hinweg beobachtete er seinen besten Freund. Nick schnaubte und schüttelte den Kopf. „Wenn es nur der Schuh wäre…“ Der Grimm zuckte nur mit den Schultern. Er stützte sein Kinn mit der Linken auf die Lehne und schwenkte mit der anderen Hand sanft sein Glas. Der dunkle Rotwein zog leichte Schlieren von Innen gegen das dünne Material. „Du willst nicht drüber sprechen“, stellte die Fuchsbau mit sanfter Stimme fest. Nick seufzte und ließ sein Glas und die Linke sinken. „Tut mir leid“, murmelte er und senkte der Kopf ein wenig. „Ich verstehe selber noch nicht was da eigentlich gerade passiert.“ Dann sah er wieder hoch und lächelte schwach. „Ich… brauchte wohl einfach nur etwas nette Gesellschaft.“ „Hey Mann, dafür sind Freunde da“, in Monroes Stimme lag eine gezwungene Fröhlichkeit, die die Sorge um seinen besten Freund verbergen sollte. Ganz gelang es ihm nicht, aber der Grimm verzog das Gesicht immerhin zu einem schiefen Lächeln. Er wusste den Versuch des Blutbaders zu schätzen. Einen Moment später zuckte Nick kurz zusammen, da ihm bei dieser Bewegung das Gesicht schmerzte und die Mundwinkel sanken wieder nach unten. „Willst du nicht doch…“, fragte Rosalee erneut und deutete auf seine Wange, aber Nick schüttelte ablehnend den Kopf. „Nein danke, das geht schon.“ „Und warum bist du nun heute alleine zum Tatort?“, wechselte Monroe das Thema, da sein Freund über seine Beziehung offenbar nicht reden wollte. Der Grimm lehnte sich darauf wieder etwas entspannter im Sessel zurück. „Das war sogar das zweite Mal heute, dass ich da hin musste“, begann er zu erzählen. „Heute Vormittag wurden wir schon Mal zu dem Haus gerufen.“ Er machte eine wage Geste mit der Hand und nahm einen kleinen Schluck Wein aus seinem Glas, bevor er es vor sich auf den Tisch stellte. „Eine Frau wurde von ihrem betrunkenen Ehemann verprügelt.“ Rosalee schüttelte angewidert den Kopf. „Wer nichts verträgt sollte besser nichts trinken. Ich hasse solche Typen…“ „Sehe ich ganz genau so, Nick. Männer die sowas ihren Frauen antun gehören selber verprügelt“, pflichtete der Blutbader ihr bei. „Es geht ja noch weiter“, meinte Nick und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ein Nachbar hörte den Lärm und verständigte die Polizei.“ „Gut so“, befand Monroe. „Allerdings“, dämpfte Nick dessen Freude, „wartete er nicht auf das Eintreffen der Streife, sondern…“ „… er ging selber dazwischen? Oh mein Gott, ist ihm was passiert?“, fragte Rosalee entsetzt. Der Grimm nickte bedrückt. „Der Ehemann hat ihn fast totgeschlagen, bevor die Officer ihn in Gewahrsam nehmen konnten“, erzählte er mit leiser Stimme. Monroes Lippen zitterten vor Wut und er verstärkte kurz den Griff um Rosalees Schultern. „Das ist… unglaublich!“ Nick konnte ihm da nur zustimmen. Bei dem Gedanken an diesen Mann fing sein Blut ebenfalls langsam wieder an zu kochen und sein Blick wurde finster. Die Fuchsbau legte den Kopf schief und beobachtete ihren Freund aufmerksam. „Irgendwas fehlt hier in dem Bild“, meinte sie. „So traurig das auch ist, und ich will keinesfalls herzlos klingen, aber warum wurdest du dann noch zum Tatort geschickt? Ich dachte ihr kümmert euch nur um Morde und Schwerverbrechen. Hat der Mann seine Frau etwa doch totgeprügelt?“ Der Grimm schüttelte den Kopf. „Nein, zum Glück nicht.“ „Aber dann verstehe ich nicht…“, wunderte sich nun auch Monroe, nur um Sekunden später seine Frage selber zu beantworten. „Lass mich raten, Wesen?“ „Klaustreich“, bestätigte Nick. Monroe knurrte leise. „Ich hasse diese Sorte…“ Rosalee rieb ihrem Mann beruhigend den Rücken. „Nicht ärgern, Schatz…“, an ihren gemeinsamen Freund gewandt fragte sie, „ich nehme stark an die Frau ist keiner?“ „Nein“, bestätigte der Grimm. „Tugendschaf.“ Monroe warf die Hände in die Luft. „Sowas kann nicht gut gehen… Da ist Ärger doch vorprogrammiert.“ Er schüttelte genervt den Kopf und massierte sich leicht die Schläfen. Klaustreiche hatten ihren Ruf nicht ohne guten Grund weg. „Okay“, fuhr er fort. „Das war heute Vormittag, und was war eben los?“ „Der Ehemann hat einen Bruder…“ Der Blutbader hob die Hände. „Du brauchst nichts weiter zu sagen. Er hat versucht die Ansprüche seines Bruders ‚durchzusetzen‘.“ Trotz der Ernsthaftigkeit der Situation musste Nick schmunzeln. „So ungefähr, ja.“ „Und was jetzt?“, fragte Rosalee. „Tja, gute Frage“, antwortete Nick und beugte sich im Sessel etwas vor. Er kratzte sich nachdenklich am Oberschenkel und ließ die Hände dann in den Schoß fallen. „Wir kriegen den Ehemann wegen schwerer Körperverletzung dran, wenn wir Glück haben wegen versuchten Mordes an dem Nachbar und Verabredung zum Mord im Falle der Frau. Seinen Bruder hoffentlich wegen Einbruchs, versuchten Mordes, Verabredung zum Mord sowie versuchter Vergewaltigung, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Frau wirklich Anzeige erstatten geschweige denn überhaupt Aussagen wird. Wir haben sie ja kaum dazu gekriegt sich untersuchen zu lassen. Mit dem Einbruch könnte es aber schwieriger werden, da der Schlüssel im Schloss steckte.“ „So eine verdammte Sauerei“, schimpfte Monroe und haute mit der flachen Hand einmal auf den Tisch, dass es laut rumste und seine Frau erschreckt zusammenzuckte. „Der Ehemann hat garantiert seinem Bruder den Schlüssel gegeben und ihn auf seine Frau gehetzt. Dafür sollten beide bestraft werden!“ „Das sehe ich ja auch so, darum auch ‚Verabredung zum Mord‘, aber ich bin nicht sicher, wie viel wir davon nachweisen können, was auch vor Gericht standhalten würde. Ich kann ja wohl kaum zum Richter gehen und ihm sagen ‚Das sind Klaustreiche, die machen das eben so‘“. Nick verzog das Gesicht. „Glaub mir, ich würde den beiden liebend gerne dieses freche Grinsen aus den Gesichtern wischen, aber ich fürchte hier sind wir auf Geständnisse angewiesen.“ „Die man euch wohl kaum freiwillig geben wird“, stellte Rosalee leicht säuerlich fest. „Eher nicht, nein“, bestätigte der Grimm und lehnte sich wieder an die Rückenlehne an. „Und die werden kaum gegeneinander aussagen“, ergänzte Monroe Einen Moment blieben alle still und ließen die Gedanken wandern. Dann warf Rosalee ihrem Mann einen verschmitzten Blick zu und fing an zu Grinsen. „Was?“ wollte ihr Mann wissen, doch sie wandte sich wieder dem Grimm zu. „Sag mal Nick, du warst doch in dem Haus, richtig?“ „Ja natürlich. Und?“ antwortete er verwundert. „Ist dir da nicht irgendwas aufgefallen?“ fragte sie weiter. „Irgendwas, das nicht so recht in den Rahmen passte?“ Der Detective runzelte die Stirn und legte den Kopf schief. „Was meinst du mit ‘nicht in den Rahmen passte‘?“ Worauf wollte die Fuchsbau hinaus? Monroe blickte zunächst ebenfalls verwirrt drein, doch dann wurden seine Augen größer. Er strahlte Rosalee an. „Geniale Idee, Rosi. Aber natürlich, das ist es!“ „Was denn?“ „Man müsste das natürlich gut verkaufen, aber es könnte klappen“, meinte Rosalee aufgeregt. „Das klappt ganz sicher“, bestätigte Monroe. „Hallo? Würde mich bitte mal einer von euch aufklären, wovon ihr hier redet?“ beschwerte sich Nick leicht säuerlich. Mit leicht schuldbewusstem Blick wandten sich beide Wesen wieder dem Grimm zu. „Natürlich, entschuldige“, wiegelte Rosalee ab. „Sieh mal, du weißt doch, dass Klaustreiche sehr besitzergreifend sind, nicht wahr?“ fing Monroe an zu erklären. „Ist mir nicht entgangen, wie du weißt.“ „Ja schon“, warf Rosalee ein, „aber das erstreckt sich ja nicht nur auf deren Partner, sondern auch auf Materielles.“ „Wie dem ‚Unbezahlbar‘. Hab ich ebenfalls mitbekommen.“ „Genau“, bekräftigte der Blutbader. „Jeder Klaustreich hat etwas, das er mit Klauen und Zähnen verteidigen würde.“ Er überlegte einen Moment und fuhr dann fort. „Ich hab dir doch von dem Typen damals in der High-School erzählt, du erinnerst dich vielleicht.“ Der Grimm bestätigte mit einem Nicken, wirkte aber immer noch verwirrt und fragte sich, worauf seine Freunde eigentlich hinaus wollten. „Tja, der hatte so ein aufgemotztes Auto, eine Corvette glaube ich, die war sein ein und alles. Ständig am Polieren, immer ein Tuch zur Hand, bereit, um auch nur den kleinsten Staubkorn wegzuwischen. Einmal hatte es dann jemand tatsächlich gewagt auch nur ganz leicht den Lack zu berühren. Und dafür fast seinen Arm verloren.“ In Nicks Kopf machte es Klick und seine Augen wurden ebenfalls größer. Er erinnerte sich an das offene Garagentor und diesen gelben Mustang, auf den Wu so abschätzig hingewiesen hatte. Der Wagen war tatsächlich das einzig gepflegte in, an und um das Haus gewesen. Das musste demnach sein wertvollster Besitz sein. Wenn man ihm also sagen würde, dass… Vor seinem inneren Auge begann ein Plan Gestalt anzunehmen und ein diebisches Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Grimms aus, das selbst durch die Schmerzen, die es in der Wange verursachte, nicht verschwinden wollte. Die beiden Wesen bemerkten seinen Gesichtsausdruck und nickten nachdrücklich. „Jetzt hast du’s verstanden“, grinste Monroe und wackelte vor Vergnügen mit den Brauen. Er legte seiner Frau wieder den Arm um die Schultern und zog sie an sich, um ihr einen Kuss zu geben. „Du bist echt ein Genie, Rosi.“ „Darauf trinke ich“, sagte die Fuchsbau und hob ihr Glas. Monroe und Nick nahmen ihre ebenfalls in die Hand und alle Drei stießen mit breitem Grinsen im Gesicht an. „Cheers!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)