Breaking free of Slavery von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Alisa hatte konzentriert die Augen auf die Seite des Buches geheftet. Ihr Zeigefinger glitt eine Zeile entlang, bevor sie die Seite umschlug und angestrengt weiter las. Das Lesen selbst machte ihr inzwischen keinerlei Probleme mehr, dennoch war es ziemlich schwierig für ihre Augen die kleine Schrift zu lesen. Es war einfach ungewohnt für sie. Es war schon zwei Monate her, seit sie von den drei Prinzessinnen von Liones, Margaret, Veronica und Elizabeth Liones, aus der Sklaverei befreit wurde. Und mit ihr auch alle anderen Sklaven. Da sie nicht wusste wohin sie gehen sollte, hatten die drei Prinzessinnen sie einfach mit sich genommen. Sie hatten sie in das Schloss gebracht und ihren Vater gebeten, sie aufzunehmen. Barta, ein gütiger König, hatte sie gleich, ohne zu hinterfragen aufgenommen. Dafür war Alisa ihn wirklich sehr dankbar. Aber nicht nur er, sondern auch alle anderen im Schloss waren so nett zu ihr. Gilthunder, der Leibwächter von Margaret, und Griamore, der Leibwächter von Veronica, hatten sie sofort als das „Küken“ des Schlosses bezeichnet, da sie den drei Prinzessinnen immer hinterherlief, wie ein Küken bei seiner Mutter. Die beiden zogen sie gerne auf. Alisa gefiel es bei ihnen, denn sie hielten sie alle so auf Trab, dass sie kaum Zeit hatte über ihre dunkle Vergangenheit nachzudenken. Nachts allerdings konnte niemand die dunklen Gedanken und die Albträume vertreiben. Schon öfters wachte Alisa nachts schweißgebadet und mit Tränen auf den Wangen auf. Öfter als ihr lieb war. Seufzend schlug sie das Buch zu. Hier fand sie offenbar auch nichts. Erschöpft strich sie sich einige Strähnen ihres hellblauen Haares hinter die Ohren. Ihr Blick wanderte zu einem Stapel Bücher neben sich. Alisa hatte es sich zwischen den Regalen bequem gemacht. Wegen dem harten Boden hatte sie ein Kissen mitgebracht auf dem sie schon etliche Stunden saß und las. Sie blickte nach rechts und seufzte schwer. Der Stapel mit den noch nicht durchsuchten Büchern erschien ihr ziemlich hoch. Seit sie gelernt hatte zu lesen, suchte sie jedes Buch nach Informationen über ihre Herkunft ab. Aber bisher hatte sie nirgends etwas gefunden. Das war echt frustrierend. Sie wollte endlich wissen, wer und was sie war. Ihre Mutter hatte es ihr nicht gesagt. Sie hatte immer gemeint, dass sie Alisa, ihre geliebte Tochter sei. Nicht mehr und auch nicht weniger. Früher hatte sie dies zwar immer getröstet, aber jetzt… Sie wollte mehr über die Rasse ihrer Mutter wissen. Sie wollte mehr über die Feen erfahren, zu denen sie ja auch gehörte. Naja, fast. Immerhin war sie keine volle Fee. Ich bin nur ein Halbblut. Ihre Hand war schon auf den Weg um sich das nächste Buch auf dem Mannshohen Stapel, den sie errichtet hatte, als sich plötzlich eine kleine Hand um ihre schloss. Erschrocken sah Alisa auf. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie Elizabeth zu ihr zwischen die Regale, in den Schatten gekommen war. Das kleine Mädchen, in ihrem Alter sah sie traurig an. Dann streckte sie die Hand aus und strich Alisa eine Träne von der Wange, die sich aus ihrem Augenwinkel gelöst hatte. „Warum weinst du, Alisa?“ Diese starrte sie nur kurz an, bevor sie sich wieder fing und wild den Kopf schüttelte. „Ich weine doch gar nicht.“, sagte sie und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. „Mir ist nur ein Staubkorn ins Auge gekommen.“, log sie sich schnell zusammen. Elizabeth sah sie nicht gerade überzeugt an. Sie beugte sich etwas vor, bis sie schließlich fast ihr Gesicht mit ihrem berührte. „Du hast geweint, das musst du jetzt nicht abstreiten. Ich möchte wissen, wieso. Bitte.“, fügte sie hinzu und sah sie ein wenig sanfter an. „Oh nein, das ist unfair, wenn du mich so ansiehst.“ Alisa seufzte schwer, während Elizabeth sie noch immer mit großen bettelnden Augen anschaute. „Na gut, bei diesen Anblick kann man eh nicht lange wiederstehen. Ich möchte nur etwas recherchieren.“ „Und was genau? Vielleicht kann ich dir helfen.“ Alisa schüttelte langsam den Kopf. „Ich glaube nicht, dass du mir helfen kannst. Außer du kennst Bücher, in denen es mehr Informationen über die verschiedenen Rassen gibt?“ Hoffnungsvoll blickte sie Elizabeth an, die nachdenklich einen Finger an das Kinn gelegt hatte. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf. Enttäuschung machte sich in Alisa breit, doch sie versuchte sie sich nicht anzumerken, denn sonst würde Elizabeth es nur bemerken und es sich allzu sehr zu Herzen nehmen. Ein wenig kannte Alisa ihre “Schwester“ schon. Sie streckte ihre Hand aus, hielt kurz inne, doch dann berührte sie die Haare ihrer Schwester und strich ihr sanft darüber. Sie wusste, dass es sinnlos war, denn die Tränen bahnten sich schon einen Weg über ihre Wangen, dennoch lächelte sie. „Ist schon in Ordnung, Elizabeth. Ich muss einfach noch weiter suchen, bis ich etwas finde. Und das ich etwas finden werde, ist ziemlich sicher. Immerhin ist diese Bibliothek riesig.“ Immer mehr silberne Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre Wangen, während Alisa weiter versuchte ihr Lächeln aufrechtzuhalten. Elizabeth konnte nicht fassen, was sie sah. In den zwei Monaten, in denen sie schon bei ihnen lebte hatte sie sie kein einziges Mal weinen sehen. Doch jetzt schien es als würden all die versteckten Tränen unter ihrer Fassade herausbrechen und eine wahre Sturzflut an Tränen ergoss sich auf den Boden. Trotz all der Tränen die sie weinte, verspürte Alisa keinen richtigen Schmerz. Sie fühlte sich einfach nur… leer. Plötzlich legten sich zwei Arme um ihren Rücken und ein kleiner Körper schmiegte sich tröstend an sie. Elizabeth. Sie strich ihr sanft über den Kopf und murmelte beruhigende Worte in ihr Haar. Jetzt erst spürt Alisa es. Den Schmerz in ihrem Herzen über den frühen Verlust ihrer Mutter, all der Demütigungen und Quälereien die man ihr die letzten sieben Jahre hinweg angetan hatte. „Hey, Alisa?“, murmelte Elizabeth, die ihren Kopf auf ihre Schulter gelegt hatte. „Hm?“ „Lass uns doch ein Versprechen geben.“ „Und was?“, fragte Alisa, die sich neu aufkommende Tränen wegblinzelte. „Wenn du nichts darüber findest, was du suchst, dann lass uns gemeinsam suchen, okay?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)