Tokyo Bay von Ruka_S_Orion (Neustart) ================================================================================ Kapitel 15: ------------ Kapitel 15 >Na super… Fünf plus…< Haruka sank seufzend auf ihrem Stuhl zurück. Niedergeschlagen sah sie zu Michiru herüber, die sich über ihre Zweiminus nicht weniger zu ärgern schien. Haruka legte die Stirn in Falten und schreckte leicht zurück, als sie ihren Blick nach vorn richten wollte. Frau Ogata stand mit verschränkten Armen direkt vor ihr und sah sie durchdringend an. „Tenoh-san, ich würde Sie und Kaioh-san gerne nach der Stunde sprechen.“ Erschrocken sah nun auch Michiru auf und nickte der Lehrerin stumm zu. Nachdem die anderen Schüler den Raum verlassen hatten, traten Haruka und Michiru vor den Lehrertisch, wo ihre Mathelehrerin bereits wartete. „Tenoh-san, ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich intensiver um Ihren Abschluss kümmern. Sie besuchen hier eine hochangesehene Privatschule mit äußerst gutem Ruf. Wir können nicht riskieren, dass einige Schüler ihr letztes Schuljahr mit solchen Noten beenden. Hisakawa-sensei sagte mir, er habe Ihnen empfohlen, sich von Kaioh-san unter die Arme greifen zu lassen. Allerdings haben Sie in dem letzten Test nicht annähernd so gut abgeschnitten, wie ich es von Ihnen erwartet hätte.“ Mit den letzten Worten richtete sich die Lehrerin an die Violinistin. „Ich habe in den letzten Wochen beobachtet, dass Sie viel Zeit miteinander verbracht haben. Ich hoffe, Ihre nachlassenden Leistungen haben nichts damit zu tun?!“ Energisch schüttelte Michiru den Kopf. „Nein, Sensei! Natürlich nicht! Haru- ich meine… Tenoh-san und ich lernen sogar zusammen. Jeden Donnerstag. Ich stand letzte Woche… nur etwas neben mir. Das ist alles. Es wird nicht wieder vorkommen.“, versprach sie und hielt dem Blick der Lehrerin stand, die nun abschätzend zwischen den Schülerinnen hin und her sah. „In Ordnung.“, lächelte Frau Ogata schließlich und entließ die jungen Frauen zu ihrer nächsten Stunde. „Tut mir leid, dass du wegen mir Stress hast…“, beteuerte Haruka leise auf dem Weg zum Englischraum. Außergewöhnlich gut gelaunt nahm Michiru die Hand der Blondine. „Ach was. Ogata-sensei kann mich eigentlich sehr gut leiden. Sie wird schon nicht nachtragend sein. Und die Note kriege ich schon wieder ausgebessert.“ Mit schnellen Schritten betrat Haruka ein kleines Café und sah sich suchend um. „Tenoh-san!“, ertönte eine vertraute Stimme rechts von ihr, die sie breit grinsen ließ. „Ich dachte, wir hätten diese Höflichkeitsfloskeln bereits abgelegt, Sanji!“, wandte sie sich lächelnd um und blickte in die treuen braunen Augen ihres besten Freundes, der sich gerade von seinem Platz erhob, auf Haruka zu schritt und sie umarmte. Zweimal klopfte er ihr auf den Rücken, bevor er sich wieder von ihr löste und ihr Gesicht musterte. „Stimmt schon. Aber ich war mir nicht sicher, ob du es wirklich bist. Du siehst so anders aus. Irgendwie erholt…“ Als er zur Seite trat, gab er den Blick auf einen älteren Herrn mit schwarzem Haar. „Tenoh… Daran muss ich mich erst gewöhnen.“, lächelte er sanft und erhob sich ebenfalls. Haruka zögerte noch einen kurzen Moment, schritt dann jedoch auf ihren Trainer zu, um auch ihn mit einer Umarmung zu begrüßen. „Es tut mir leid, Yamada-sama! Ich konnte mich einfach nicht verabschieden.“, beteuerte sie leise Der Trainer schüttelte nur den Kopf. „Ist schon in Ordnung. Kameda-kun hat mir alles erklärt.“, antwortete er. Nachdem sie sich gesetzt, eine kleine Bestellung aufgegeben und sich ausgewogen über vergangene Zeiten unterhalten hatten, forschte Haruka endlich nach. „Versteht mich bitte nicht falsch. Ich freue mich wirklich, euch wiederzusehen, aber was macht ihr hier eigentlich?“ Sanji begann breit zu grinsen. Auffordernd sah er zu seinem Chef und Yamada Takuzo begann endlich zu erklären: „Wir suchen nach einem neuen Team. Als du weg warst, haben sich deine werten Kollegen ihre Mäuler über dich zerrissen. Nachdem ich jeden Einzelnen zusammengestaucht hatte, war der Zusammenhalt des Teams nicht mehr derselbe. Im Grunde gibt es gar kein richtiges Team mehr. Nur Mechaniker, Fahrer, Trainer… Jeder steht nur noch für sich selbst…“ In seiner Erzählung wurde der erfahrene Trainer immer leiser, doch jetzt sah er grinsend auf und klopfte Sanji kräftig auf die Schulter. „Und da haben Kameda-kun und ich entschieden, dir nach Tokio zu folgen und mit dir zusammen einen anderen Rennstall zu erobern. Also, wenn du immer noch fahren willst, meine ich…“ Haruka schüttelte ungläubig ihren Kopf. „Ist das euer Ernst? Natürlich will ich das noch! Ich wusste nur nicht, wo ich anfangen soll und wollte mich erst mal um meinen Abschluss kümmern. Aber danach will ich nur noch hinterm Steuer sitzen!“ Erleichtert schlug Takuzo auf den Tisch. „Das wollte ich von dir hören! Überlass das ruhig mir. Die wichtigsten Leute kenne ich schon seit Langem. Das wird schon. Und mit dir als Ass in unseren Ärmeln haben wir beide gleich viel bessere Chancen.“, zwinkerte er aufmunternd Sanji zu, der sich triumphierend zurück gelehnt hatte. Zunächst wurde Sanji von Haruka noch angelächelt, doch dann kniff sie die Brauen zusammen. „Was ist mit Yusako? Seid ihr gar nicht mehr zusammen? Oder hast du vor, ohne sie nach Tokio zu ziehen?!“ Kurz seufzte der junge Mann. „Doch, wir sind noch zusammen. Sie kommt mit. Oder nach… Sie wird erst ihren Abschluss machen und folgt mir dann im März oder April. Vorausgesetzt, ich habe bis dahin schon eine Wohnung… Was ist mit dir? Von dir war nichts mehr zu hören… Keine Skandale, keine News. Erzähl mir nicht, du wurdest noch nicht enttarnt?“ Haruka hob ihr Teeglas an, um es nachdenklich zu schwenken. „Es gibt auch keine Skandale, von denen du gehört haben könntest. Ein paar Mitschüler wissen zwar mittlerweile, wer ich bin, aber einen Nährboden für Gerüchte gibt es nicht.“ Skeptisch musterte Sanji das Gesicht seiner Teamkollegin. „Sag bloß, du bist endlich erwachsen geworden?! Muss ja ein Wahnsinnsmädchen sein, das dich von deinen Affären abhält.“ Haruka schnaubte und beobachtete den sich zum Glasboden sinkenden Teesatz. „Das ist sie auch…“ Währenddessen die Teamkollegen noch bis in die Abendstunden zusammensaßen, traf sich Michiru mit ihrem Bruder. Nach einem großen Schokoladeneisbecher für Mamoru, fuhren die beiden jungen Erwachsenen in die Wohnung der Familie Kaioh-Meioh, wo sie bereits sehnsüchtig von Hotaru erwartet wurden. Erst als die Neunjährige von ihrem Vater ins Bett gebracht wurde, wagte es Mamoru, seine kleine Schwester auszufragen. „Genug von mir und Usagi. Jetzt erzähl schon endlich!“, forderte er. Michiru lehnte sich lächelnd zurück. „Was soll ich schon groß erzählen…?“ Verlegen spielte die Violinistin mit dem Teeglas in ihrer Hand. „Ich nehme an, es hat sich zwischen dir und… Haruka-san? Alles wieder eingerenkt, oder?“ Michiru nickte energisch und ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. „Aber zusammen seid ihr noch nicht, oder? Ich hätte doch sonst bestimmt schon davon gehört?!“, fragte der Dunkelhaarige weiter und Michirus Gesichtsfarbe wurde noch kräftiger. Irgendwie war es ihr unangenehm, dass sie noch nichts anderes berichten konnte. Immerhin hatte sie ihm schon vor drei Wochen von Haruka erzählt. Abwartend hatte Setsuna das Geschwisterpaar beobachtet. Doch jetzt legte sie aufmunternd ihre Hand auf Michirus Arm, die daraufhin langsam ihren Kopf schüttelte. „Noch nicht wirklich…“ „Ähm, habe ich was verpasst?“ Toshio hatte sein jüngstes Kind endlich dazu überreden können, im Bett zu bleiben und war schweigend wieder ins Wohnzimmer zurück gekehrt, wo er unbemerkt hinter der Couch stehen geblieben war, auf der der Rest seiner Familie saß. Nun wurde er von einer erschrockenen Michiru mit großen Augen angesehen. Nach einer viel zu langen Pause erhob Setsuna endlich die Stimme. „Ich geh dann mal abwaschen… Mamoru, hilfst du mir bitte?“, entschuldigte sie sich und stahl sich gemeinsam mit ihrem Stiefsohn aus dem Zimmer. „Aber-“, wollte Michiru einwerfen, doch die beiden waren bereits verschwunden und sie spürte den fragenden Blick ihres Vaters auf sich ruhen. Nach einem tiefen Atemzug drehte sie sich um und lehnte sich zurück, um darauf zu warten, dass sich Toshio seufzend neben sie setzte. Schweigend saßen Vater und Tochter eine Weile nebeneinander, bis Toshio erneut seufzte. „Willst du es mir nicht erzählen?“, fragte er leise und suchte Michirus Blick. „Doch schon… Aber ich weiß nicht, wie ich anfangen soll…“, antwortete sie ehrlich und starrte auf ihr Teeglas. „Du hast doch nicht etwa Angst, oder? Ich meine, du bist fast achtzehn. Und Setsuna wollte mich offensichtlich schon darauf vorbereiten, dass du irgendwann mal jemanden mitbringen wirst. Mir ist schon aufgefallen, dass du seit einigen Wochen irgendwie anders bist… Aber ich wollte dich nicht bedrängen.“ Toshio sprach langsam und ruhig, doch seine Tochter wollte ihm noch immer nicht antworten. Also strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und versuchte sie aufmunternd anzulächeln. „Verrätst du mir wenigstens, wie er heißt?“ Endlich sah ihm Michiru in seine grün-braunen Augen. Nach einigen schweren Atemzügen hatte sie schließlich genug Mut gesammelt. „Haruka.“, flüsterte sie fast. Toshio hob die Brauen. „Haruka?“, wiederholte er und dachte nach. „Ich dachte… Warst du nicht letzte Woche mit einer Haruka unterwegs? … Hast du noch einen anderen Mitschüler, der Haruka heißt?“, fragte er nachdenklich. Michiru schüttelte leicht den Kopf. „Ich kenne nur die eine.“, gab sie leise zurück und starrte lieber wieder auf das Glas in ihren Händen. Toshio schwieg einen Moment, bis er schmunzelnd fortfuhr: „Und du hast dich nicht getraut, mir das zu sagen? Denkst du so schlecht von mir?“ Aufmunternd lächelte er die junge Erwachsene an, die bei seinen Worten errötete und endlich ihr Glas abstellte. „Tut mir leid, aber ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte.“, erklärte sie und sah vorsichtig in seine Augen. Fürsorglich legte ihr Toshio seine Hand auf ihre Schulter. „So langsam solltest du doch wissen, dass du über alles mit mir sprechen kannst. Egal, in wen du dich verliebst. Du bleibst immer noch mein kleines Mädchen.“ Erst nach einer ausgedehnten Pause sprach er weiter: „Du bist ihr so ähnlich, mein Schatz. Immer, wenn Siren dachte, sie hätte etwas falsch gemacht, war sie so verlegen und schüchtern, wie du es gerade bist… Ihr habt den gleichen warmen Blick.“ Von Wort zu Wort wurde Toshio leiser und schließlich seufzte er nur noch und lehnte sich zurück. Michiru musterte traurig lächelnd das Gesicht ihres Vaters. Ihr Blick blieb an der kleinen weißen Strähne in seinem kurzen Pony hängen, die nach dem Unfall ihrer Mutter aufgetaucht war. Einen Augenblick lang sahen sich Vater und Tochter in die Augen, bis ihm Michiru einen Kuss auf die Wange gab und sich ankuschelte. „Mich wirst du nicht verlieren.“, versprach sie und schloss die Augen. >Gut Tenoh, das kriegst du hin…< Nervös tippte Harukas Zeigefinger auf den Mathetest, den ihr Frau Ogata gerade zugeschoben hatte. Ein letztes Mal sah sie zu Michiru, die ihr aufmunternd zuzwinkerte, und sich dann wieder ihrem eigenen Aufgabenblatt widmete. „Der zweite Test in sieben Tagen. Womit haben wir das denn verdient?!“, stöhnte Junko auf dem Weg zur Cafeteria. „Ich denke, der letzte Test ist so schlecht ausgefallen, dass sie uns jetzt die Möglichkeit geben wollte, uns zu verbessern.“, erklärte Katashi, wofür er sogleich mit finsteren Blicken seiner dunkelhaarigen Mitschülerinnen gestraft wurde. „War nur ´ne Idee…“, fügte er kleinlaut hinzu und senkte mit errötenden Wangen seinen Blick. Haruka spürte, wie sie fragend von Michiru angesehen wurde und antwortete darauf so leise, dass die anderen sie nicht hören konnten: „Ja, dieses Mal lief es besser…“, woraufhin Michiru wieder zufrieden lächelnd nach vorn sah. Überrascht vernahm sie eine Stimme neben sich. „Michiru-san, könnte ich dich mal bitte sprechen?“ Narumi hatte sich unbemerkt zu der kleinen Gruppe gesellt, die jetzt stehen blieb und sie verdutzt musterte. „Unter vier Augen, wenn es dir nichts ausmacht.“, ergänzte sie und nickte leicht in Richtung Haruka. Die Blondine ließ ihren Blick skeptisch durch den Korridor schweifen, doch Michiru hatte sich schon von ihrer Hand gelöst und trat auf Narumi zu. „Unter VIER Augen.“, betonte die Künstlerin und folgte ihrer ehemals besten Freundin auf den Schulhof. Dort angekommen trat die sonst so vorlaute Brünette verlegen auf der Stelle. „Ich wollte mich nur entschuldigen.“, gestand sie und sah Michiru in die überrascht blickenden Augen. „Ich wusste, dass es Hiro schon von Anfang an auf Tenoh-san abgesehen hatte. Ich wusste, dass er alles tun würde, um sie herauszufordern. Aber als ich - wirklich fast zufällig! - ein wenig im Internet gestöbert habe, sind mir diese Artikel aufgefallen. Du warst mal meine beste Freundin, Michi! Ich wollte dich nur beschützen. Und darum habe ich Hiro von Tenoh-sans Vergangenheit erzählt. Ich dachte, sie würde dich nur ausnutzen! Ich dachte, sie würde dich verletzen und genauso kalt fallen lassen, wie sie es mit den ganzen anderen Mädchen getan hatte…“ Michiru atmete tief durch. „Und wieso bist du damit nicht zu mir gekommen? Ist dir eigentlich klar, dass du mit den Anschuldigungen gegen sie auch mich verletzt hast? Haruka trägt mich auf Händen. Sie gibt mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Aber was glaubst du, war es für ein Gefühl, als du plötzlich auftauchtest und uns ihre Dummheiten von früher vorgehalten hast? Es fühlte sich so an, als wärt ihr der Meinung, dass sie mich für nicht mehr wert als ihre Verflossenen halten würde. Als würdet IHR meinen, ICH wäre es nicht wert, dass sie sich ändert. Greift ihr Haruka an, greift ihr auch mich an.“ Narumi schluckte. „Es tut mir leid, Michi! Ich wollte dich nie beleidigen! Und ich wollte auch nicht, dass Hiro Tenoh-san gegenüber so verletzend wird. Den Spruch über ihre Mutter hätte er sich echt kneifen sollen. Das war selbst für seine Verhältnisse unfair…“ Michiru hatte die ganze Zeit über mit vor der Brust verschränkten Armen dagestanden, doch jetzt ließ sie ihre Deckung sinken. „Was für ein Spruch über ihre Mutter?“ Narumi sah ihr mitleidig in die Augen. „Sie hat es dir nicht erzählt? Dann ist sie vielleicht doch besser als Hiro... Sanae sagte, er habe eine abfällige Bemerkung über Tenoh-sans verstorbene Mutter gemacht. Sie wollte sich für ihn entschuldigen, dachte aber, er würde dann sauer werden.“ Verständnislos schüttelte Michiru den Kopf. Sie schnaufte und wandte sich schließlich von Narumi ab. Als sie die Treppe zum Schulgebäude halb erklommen hatte, drehte sie sich noch einmal um. „Merk dir eins, Hara-san: Harukas Vergangenheit geht euch überhaupt nichts an! Höre ich nur noch einen einzigen Kommentar über ihre Eltern oder aber über ihren jugendlichen Leichtsinn, den sie längst abgelegt hat, versaue ich den Ruf eines jeden Einzelnen von euch! Ich weiß, was du und Kawashima und auch seine unterbelichteten Prolls für Dreck am Stecken haben!“ Energisch machte sie noch ein paar Schritte auf Narumi zu. „Wenn ihr sie nicht in Ruhe lasst, werde ich singen. Und den Ruf werdet ihr auch nach dem Abschluss nicht so schnell los.“ Michirus entschlossener Blick verlieh ihren Worten den Nachdruck eines Versprechens. Sie hatte schon die Türklinke in der Hand, als sie sich abermals Narumi zuwandte, die wie versteinert noch immer am Fuße der Treppe stand. „Und richte Kawashima aus, dass ihr Name Tenoh lautet. Ein für allemal.“ „Was sie wohl will?“, fragte Haruka mehr sich selbst als ihre Mitschüler. Noch immer suchte sie nach ihrem Rivalen. „Jetzt komm doch endlich! Der ist bestimmt schon in der Cafeteria.“, nörgelte Katashi. Junko nickte ihm auffordernd zu, woraufhin sich die beiden Schüler wieder in Bewegung setzten. Nur Kikyo blieb zurück, um Haruka Gesellschaft zu leisten. „Es ist zu süß, wie sehr du dich um sie sorgst.“, stellte sie leise fest. Der Blondine legte sich ein Rotschimmer auf die Wangen und sie senkte ihren Blick. „Ich will nur nicht, dass ihr etwas passiert…“, rechtfertigte sie sich gerade laut genug, dass die Klassensprecherin sie verstehen konnte. Die Brünette lächelte sanft und legte kurz darauf nachdenklich ihre Stirn in Falten. „Hast du am Samstag schon was vor?“ Haruka sah verdutzt auf. „Den Fehler mache ich nicht nochmal! Bevor ich mich mit dir verabrede, spreche ich das mit ihr ab! Ich halte es nicht aus, wenn sie da wieder etwas falschversteht und mir auch nur einen Tag lang die kalte Schulter zeigt!“ Kikyo begann zu lachen, was die Rennfahrerin nur noch mehr verwirrte. „Ich will mich nicht mit dir verabreden.“, erklärte die Klassensprecherin immer noch kichernd. Kurz kramte sie in ihrer Tasche, um ein gefaltetes Dokument heraus zu ziehen. „Michiru-san gibt ein kleines Konzert für den Verlag ihres Vaters. Eigentlich bekommen nur Mitarbeiter wie meine Mutter eine Karte, aber sie kann nicht und hat sie an mich weiter gegeben. Ich glaube, dir würde es sicher noch besser gefallen.“, erklärte sie und reichte das Stück Papier weiter. Überrascht blinzelte Haruka auf die Eintrittskarte herab. Noch bevor sie sich bedanken konnte, legte Kikyo ihre Hand darauf und drückte sie nach unten. Michiru war wieder in Sichtweite. Also nickte Haruka ihrer brünetten Mitschülerin dankend zu und ließ den Zettel in ihrer Hosentasche verschwinden. „Was machst du eigentlich zwei Stunden lang?“, fragte Michiru, als sie sich neben Haruka an den neuen Ferrari lehnte. Die Blondine hatte bereits in der Frühstückspause mit ihrem Trainer gesprochen, der seine beste Schülerin sofort vom Sportunterricht befreite, als diese ihm sagte, es würde ihr nicht gut gehen. Jetzt hatte sie ihre Mitschülerin zur Schwimmhalle gefahren und spielte mit ihrem Schlüsselbund. „Keine Ahnung. Ich schätze, ich warte hier einfach.“ In diesem Moment fuhr ein weiterer Wagen auf den kleinen Parkplatz, aus dem kurz darauf Frau Ogata ausstieg. Schnell sah Michiru zwischen ihrer Lehrerin und Haruka hin und her, bevor sie sich einen Ruck gab und auf die ältere Frau zu lief. Noch bevor ihre Mitschülerin etwas einwenden konnte, hatte sie Frau Ogata auch schon überredet. „Also gut, Tenoh-san. Ihr Glück, dass Sie sich im gestrigen Test behaupten konnten! Nach der Vornote hätte ich es Ihnen nicht gestattet.“, klärte sie im Vorbeigehen streng, gefolgt von ihrer Lieblingsschülerin, die Haruka auffordernd ihre Hand entgegenstreckte. Nachdem ihr die Lehrerin den Weg gezeigt hatte, trat Haruka durch den Personaleingang an das große Schwimmbecken heran. Sie sah sich kurz um und entdeckte die Besuchertribüne an der Stirnseite des Beckens. Als sie sich gesetzt hatte, ließ sie gelangweilt ihren Blick durch die Halle wandern. Nach wenigen Minuten wurde ihr Interesse wieder geweckt. Michiru trat aus den Duschen heraus, schloss die Tür hinter sich und stellte im nächsten Moment schon Blickkontakt zu ihrer Mitschülerin her. Sie begann breit zu grinsen und richtete noch einmal ihren Zopf, währenddessen sie sich elegant auf Haruka zu bewegte. Fast wäre der Rennfahrerin beim Anblick ihres Engels im knappen, schwarzen Badeanzug der Mund aufgeklappt. Je näher ihr die Schwimmerin kam, desto schneller schlug ihr Herz. Ohne zu blinzeln versuchte sie jede noch so kleine Bewegung der Schönheit aufzufangen. „Haruka? Ich hab dich was gefragt!?“ Nur langsam kam Michirus melodische Stimme in Harukas Kopf an. Erst nachdem sie ein paarmal geblinzelt hatte, erkannte die Leichtathletin, dass ihre Mitschülerin direkt vor ihr stand und an ihrem Handtuch zupfte. Langsam nickte sie, woraufhin die Schwimmerin das weiße Stück Stoff von ihren Schultern gleiten ließ. Haruka schluckte. Sie fühlte sich wie gelähmt, bis ihr das Handtuch plötzlich ins Gesicht geworfen wurde. „Der primitive Gesichtsausdruck steht dir!“, grinste Michiru frech und wandte sich ab und nach wenigen eleganten Schritten tauchte sie in ihr Element. Haruka kam es so vor, als würde sie erst jetzt, wo die Violinistin im Wasser verschwunden war, wieder atmen können. Wie hypnotisiert lehnte sie sich vor, um in das kühle Nass zu spähen. Michiru fühlte sich von den Blicken ihrer blonden Mitschülerin angefeuert. Tatsächlich schaffte sie es, ihre eigenen Rekorde zu brechen und Frau Ogata damit zu verblüffen. Als sie die Stunde beendet hatte, kam die Lehrerin nicht umhin Michiru zu loben und zu betonen, dass sie in diesem Jahr mehr als realistische Chancen auf den Sieg beim Schwimmturnier habe. Selbstgefällig lächelnd setzte sich die Violinistin neben Haruka. „Beeindruckt?“, fragte sie zwinkernd und nahm ihr das Handtuch ab. „Zutiefst. Du musst in deinem vorigen Leben Meerjungfrau oder sowas gewesen sein…“, antwortete die Athletin ehrlich. Ihre Augen folgten wie in Trance den schlanken Armen der Schwimmerin, deren Wangen sich leicht röteten, als sie ihr Haar aus wrang. Michiru spürte den durchdringenden Blick und legte sich langsam ihr Handtuch über die Schultern. „Hör auf zu sabbern.“, flüsterte sie fast. Sie spürte, wie ihr noch mehr Röte ins Gesicht schoss. >Mund zu!<, ermahnte sich Haruka und versuchte vergebens den Blick von ihrem Engel abzuwenden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich die erste Frau bin, die du im Badeanzug siehst.“, mutmaßte Michiru und zwinkerte Haruka unschuldig zu. „Da hast du recht. Aber keine war auch nur annähernd so schön wie du…“ Die Künstlerin wollte sich verlegen abwenden, doch wie schon so oft ließ sie sich in strahlendes Grün ziehen und drohte, darin zu versinken. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte sie es, den Blick abzuwenden und noch näher an die Blondine heran zu rutschen, um sich an sie zu lehnen. Sofort legte Haruka ihren Arm um Michiru und zog sie noch dichter an sich. „Das Chlor scheint dir die Sinne zu vernebeln. Du redest wirr.“, flüsterte die Schwimmerin, als sie genießend ihre Augen schloss. Haruka schmunzelte. „Vielleicht bringt es mich auch nur dazu, das auszusprechen, was ich schon seit Wochen denke.“ >Worauf wartest du noch?!< Michiru sah langsam wieder auf und suchte erneut den Blickkontakt zu ihrer Mitschülerin. Als sie die Wasserflecken, die sie selbst hinterlassen hatte, auf Harukas Hemd entdeckte, schüttelte sie lächelnd ihren Kopf. „Tut mir leid. Ich glaube, ich sollte mich lieber mal umziehen gehen.“ Sie gab der verdutzt blinzelnden Blondine einen schüchternen Kuss auf die Wange und richtete ihr Handtuch, bevor sie aufstand und nach wenigen schnellen Schritten in den Duschräumen verschwand. Mit einem letzten Blick in den Spiegel strich Haruka ihre schwarze Krawatte glatt und knöpfte ihre ebenfalls schwarze Weste darüber zu. Zuletzt schlüpfte sie in ihr weißes Smokingjackett und begutachtete das Gesamtbild. Mit dem Ergebnis zufrieden nickte die Blondine ihrem Spiegelbild zu und prüfte noch einmal, ob die Eintrittskarte sicher in ihrem Portemonnaie verstaut war, bevor sie schließlich die Wohnung verließ und zu Michirus Konzert fuhr. Keines der Gesichter in dem verstecktem Saal des Edelrestaurants kam ihr bekannt vor. Also suchte sie zunächst einen ruhigen Winkel, von dem aus sie sich einen Überblick verschaffen wollte. Die Zeiger der großen Standuhr neben ihr deuteten auf kurz vor acht. Haruka war überpünktlich. Dementsprechend konnte sie von ihrem Platz aus beobachten, wie immer mehr Mitarbeiter des erfolgreichen Verlags in Abendgarderobe gekleidet in den Raum fluteten. >Ob sie schon da ist?< Prüfend wanderte ihr Blick zu der kleinen Bühne auf der anderen Seite des Saals. „Ich wusste gar nicht, dass wir einen neuen Praktikanten haben.“ Eine raue aber sanfte Stimme riss die Rennfahrerin aus ihren Gedanken. Erschrocken sah sie in die grün-braunen Augen eines dunkelhaarigen Mannes. „Kaioh-sama!“, entglitt es Haruka, woraufhin der ältere Herr lachen musste. „So förmlich? San reicht vollkommen aus. Sie sind Tenoh-san, oder? Chiru-chans Mitschülerin? Woher haben Sie denn eine Karte?“ Haruka kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ja, die bin ich. Meine Karte habe ich von Tamagawa-san. Sie sagte, ihre Mutter arbeite für Ihren Verlag, habe aber keine Zeit, heute zu kommen. Also hat sie sie weiter gegeben. Ich hoffe, das war in Ordnung?“, fügte sie vorsichtig hinzu, doch Toshio legte ihr seinen Arm über die Schulter. „Natürlich war es das. So habe ich wenigstens mal die Gelegenheit, Sie persönlich kennen zu lernen. Setzten Sie sich doch zu uns!?“ Widerstandslos ließ sich Haruka zu einem Tisch in vorderster Reihe führen, an dem bereits ein junger, dunkelhaariger Mann und eine kleine Blondine mit Zöpfen saß. „Meine Frau konnte für heute Abend leider kein Kindermädchen für unsere Tochter finden, also ist bei uns sowieso noch ein Platz frei. Von meinem Sohn Mamoru haben Sie vielleicht schon gehört. Und das daneben ist seine bezaubernde Frau Usagi-san.“ Etwas überrascht blinzelte die Blauäugige den gutaussehenden jungen Mann an der Seite ihres zukünftigen Schwiegervaters an, doch Mamoru erhob sich sofort, um Haruka die Hand zu reichen. „Kaioh Mamoru. Und ‚Verlobte' wäre wohl zutreffender.“ Mit einer klappen Verbeugung nahm Haruka den Handschlag an. „Tenoh Haruka. Ich bin eine Mitschülerin von Michiru-san.“ >Eine Mitschülerin?!< Usagi musterte überrascht den eleganten weißen Smoking ihres Gegenübers, um kurz zu schlucken und ein wenig rot anzulaufen, als ihr Blick auf die Weste mit ihrem auffälligen Schnitt fiel. „Haruka? Freut mich, Sie endlich mal persönlich kennen zu lernen!“, lächelte Mamoru. Dann sah er zu seiner Freundin. „Sei nicht so unhöflich!“, flüsterte er ihr zu und riss sie damit aus ihrer Starre. „Was? Oh, ja. Tsukino Usagi. Tut mir leid, Haruka-san, ich war in Gedanken…“ Mit ihrer wenig formellen Begrüßung brachte sie Toshio zum Lachen, doch Mamoru zischte ihr ein leises: „Usako!“ zu und wandte sich an Haruka. „Tut mir leid, sie ist manchmal ein bisschen übereifrig.“ Doch die Rennfahrerin nahm schmunzelnd die Hand der kleineren Blondine und gab ihr einen Handkuss. „Kein Problem. Freut mich auch, dich kennen zu lernen, Usagi-san.“ Wieder legte sich Usagi ein Rotschimmer auf die Wangen, was Toshio erneut zum Lachen brachte. Sein Sohn hob stattdessen seine Augenbrauen und beobachtete misstrauisch den Flirtangriff seiner neuen Bekanntschaft, die sich, seiner Freundin zu zwinkernd, wieder aufrichtete. „Nun… Michiru hat mir schon einiges von Ihnen erzählt. Sie fahren Rennen?“, fragte er schließlich, bevor er sich wieder an seinen Platz setzte. „Ich bin gefahren. In Nagoya. Hier in Tokio hatte ich leider noch keine Gelegenheit dazu, mich nach einem neuen Rennstall umzusehen. Mein Abschluss geht erst mal vor.“, erklärte Haruka, nachdem auch sie und die anderen sich gesetzt hatten. „Gute Einstellung. Das gefällt mir.“, nickte Toshio zustimmend. Dann lehnte er sich zurück, um bei einem vorbeigehenden Kellner Wein für seinen Tisch zu bestellen. In der Zwischenzeit hatte sich der Saal mehr und mehr gefüllt und der Geräuschpegel im Raum stieg an. Nachdem Haruka ihren Tischnachbarn von ihrer Laufbahn als Rennprofi erzählt hatte und Mamoru und Usagi über ihr Kennenlernen gesprochen hatten, zeigte die Standuhr auf neun Uhr und die Leichtathletin fragte sich, wann endlich das Konzert anfangen würde. Automatisch wanderte ihr Blick wieder zur Bühne. „Michiru-chan bereitet sich übrigens gerade vor. Das war es doch, worüber Sie nachdachten, oder?“, fragte Toshio leise und lehnte sich zu Haruka. Wortlos nickte die Blondine an ihrem Weinglas nippend. Der ältere Herr klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter, bevor er aufstand und mit erhobenen Händen um Ruhe im Raum bat. Haruka folgte ein wenig abwesend seiner Rede und stellte schmunzelnd fest, dass sich auch Usagi nicht sonderlich für seine Worte zu interessieren schien. Die kleine Blondine schwenkte, offenbar in ihre eigene Welt vertieft, ihr Weinglas. Sie schreckte erst hoch, als sich Haruka grinsend in ihr Blickfeld schob. Abermals verfärbten sich ihre Wangen und sie stellte verlegen ihr Glas ab. Dass ihr die attraktive Blondine nun auch noch zu zwinkerte, machte die Situation für sie nicht angenehmer. Hilfesuchend sah sie zu Mamoru, doch der schien aufmerksam den Ausführungen seines Vaters zu folgen. Also sah sie betreten zurück auf ihr Glas. Haruka lehnte sich weit zu ihr herüber. Sie wollte weder unhöflich erscheinen und die Rede unterbrechen, noch wollte sie Mamorus Aufmerksamkeit erregen. Aber widerstehen konnte sie auch nicht. Also flüsterte sie nur Zentimeter von Usagis Ohr entfernt: „Mache ich dich nervös?“ Die junge Frau spürte, wie ihre Wangen regelrecht zu glühen begannen, also nickte sie zaghaft, konnte ein Lächeln aber nicht unterdrücken. „Keine Sorge. Ich spiele nur.“, wisperte Haruka weiter. Etwas abwesend fügte sie hinzu: „Vor zwei Monaten hätte ich das sicher noch ausgenutzt.“ Die Athletin lehnte sich zurück und blickte gedankenverloren in ihren Rotwein. Jetzt war es Usagi, die sich vorbeugte und Haruka, die ihre leicht errötende Wangen zu verbergen versuchte, als die kleinere der Blondinen flüsterte: „Also hast du vor zwei Monaten Chiru-chan kennengelernt?“ Die Sportlerin schluckte, sah auf in die blauen, gütigen Augen und nickte schließlich zaghaft. „Und seit wann seid ihr zusammen?“, fragte Usagi leise weiter. Leichte Niedergeschlagenheit legte sich auf Harukas Lächeln und sie antwortete: „Wir sind nicht zusammen.“ Der Applaus, der plötzlich durch den Saal hallte, unterbrach die Unterhaltung der beiden Blondinen. Toshio hatte seine Rede beendet und deutete nun stolz auf die Bühne. Sofort wandte sich Haruka um. Sie spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte, als sie ihren Engel erblickte, der bereits die Violine angelegt hatte und in das Publikum lächelte. Zunächst sah Michiru direkt zu ihrem Vater und nickte ihm dankend zu. Doch dann wanderte ihr Blick zu dem kleinen Tisch, an den er sich im nächsten Augenblick setzte. Ungläubig musterte die Künstlerin ihre Mitschülerin. Erst durch mehrfaches Blinzeln konnte sie sich aus ihrer Trance lösen. Sie lächelte der Blondine ein letztes Mal zu und setzte schließlich den Bogen an die Saiten ihrer Violine. „Sie ist unglaublich…“, seufzte Usagi. Doch um von ihr beachtet zu werden, musste sie ihre Sitznachbarin, die vollkommen in den Melodien verloren schien, anstoßen und selbst dann wollte sich Haruka nicht von dem Anblick ihres Engels losreißen. „Und sie sieht einfach umwerfend aus! Wo sie das Kleid wohl her hat…?“, ergänzte Usagi nachdenklich. „Takashimaya.“, antwortete Haruka abwesend. Nur am Rande registrierte sie, wie sie von der kleineren Blondine überrascht angeblinzelt wurde. „Hab es ihr geschenkt…“, sprach sie leise und achtete nicht weiter auf Usagis Schwärmerei. Viel zu sehr ließ sie sich von Michirus Spiel fesseln. Immer wieder trafen sich ihre Blicke und jedes Mal, wenn sie in das tiefe Türkis sah, hatte sie das Gefühl, die Schönheit würde sie immer näher zu sich ziehen. So wohl hatte sich Michiru seit Ewigkeiten nicht mehr gefühlt. Haruka schien geradezu hypnotisiert zu sein. Also legte sie immer mehr Gefühl in ihr Spiel. Egal, wie viele Menschen in dem großen Saal waren, für sie zählte nur ein einziger Zuhörer. Die Konturen um sie herum schienen zu verschwimmen, jedes Mal, wenn sie zu der athletischen Blondine sah. Mit jedem Blick und jedem Takt fühlte sich Haruka eingeladen. Sie wollte jede einzelne Note in sich aufnehmen und verschließen. Usagi und alle anderen hatte sie längst vergessen. Ihr Blick wurde trüber, als Michiru ihr letztes Lied anstimmte. Schon nach den ersten Tönen hatte sie es erkannt. Wie vor zwei Monaten schon wollte die Pianistin nichts mehr, als Michiru zu begleiten. Sie wollte sich mit ihr in die sanfte Melodie legen und gemeinsam mit ihr darin versinken. In dem Moment, als sie sich völlig in den Klängen zu verlieren drohte, sah ihr die Violinistin erneut in die Augen. „Das letzte Lied kannte ich noch gar nicht… Darf ich den Anlass dafür erfahren?“ „Mir war einfach danach.“ Wie nach jedem Konzert wartete Toshio neben der Bühne auf seine talentierte Tochter. Doch dieses Mal wäre sie fast an ihm vorbeigelaufen. Jetzt konnte er ihre Ungeduld deutlich an ihrem Blick ablesen. „Geh schon zu ihr. Mich wirst du auch später noch sehen.“, lächelte er sanft. Ohne zu zögern lief Michiru los. Fast wäre sie mit einem gestressten Kellner zusammen gestoßen, also drosselte sie lieber ihr Tempo. Auf halber Strecke war ihr Haruka bereits entgegen gekommen. Beiden waren die Blicke der übrigen Anwesenden vollkommen egal, als sie sich in die Arme fielen und Haruka ihr Gesicht in dem duftenden, türkisfarbenen Haar vergrub. „Du warst atemberaubend.“, flüsterte sie leise, als sich die Künstlerin noch enger an sie schmiegte. Erst nachdem sie ein tiefes Räuspern vernahmen, lösten sich die beiden wieder voneinander. Mit geröteten Wangen zupfte Michiru Harukas Jackett zurecht, bevor sie sich an Usagi und Mamoru wandte, um auch sie zu begrüßen. „Das war umwerfend, Michiru-chan! Ich wünschte, ich könnte auch so spielen…“, schwärmte Usagi. Mamoru hingegen hatte mehr Interesse an einem anderen Thema. „Hast wohl keine Augen mehr für deinen großen Bruder, was?!“, grinste er breit, doch Michiru verdrehte nur lächelnd die Augen. Nachdem sich die jungen Paare an ihren Tisch gesetzt hatten, beobachtete Michiru ungläubig, wie Haruka an ihrem Rotwein nippte. „Du willst doch nicht noch fahren?!“ Haruka hob überrascht die Brauen. „Machst du dir Sorgen um meinen Führerschein?“ „An deinen Führerschein habe ich eigentlich nicht gedacht, wenn ich ehrlich bin…“, antwortete die Künstlerin verärgert, was die Rennfahrerin breit grinsen ließ. „Ich bin zu Fuß hier.“ Weit nach Mitternacht hatte sich der Saal weitestgehend geleert. Bis auf den Tisch, an dem die Kaiohs und ihre Begleiter saßen, waren die meisten bereits abgeräumt und auch Usagi gähnte nicht zum ersten Mal. Also lehnte sie sich mit geschlossenen Augen an ihren Verlobten und unterbrach so die beiden Männer und Haruka in ihrem offensichtlich wahnsinnig spannendem Gespräch. Michiru kicherte, als Mamoru ihr einen verdutzten Blick zuwarf. Toshio lächelte sanft über seine zukünftige Schwiegertochter. „Usagi-san hat recht. Es ist schon spät. Vielleicht sollten wir auch langsam gehen.“ Michiru sah ihren Vater enttäuscht an. „Ihr seht euch doch Montag schon wieder!“, rechtfertigte er sich daraufhin. Seine Tochter senkte dennoch betrübt den Blick. „Wir wollten euch nicht rauswerfen! Ihr könnt doch gerne noch bleiben. Das Restaurant hat zwar schon geschlossen, aber die Bar hat noch offen.“, mischte sich Mamoru ein, den tadelnden Blick seines Vaters ignorierend. Hoffnungsvoll sah Michiru zu Haruka. „Wenn dein Vater nichts dagegen hat…“ Gleich drei Augenpaare wurden erwartungsvoll auf Toshio gerichtet. Zunächst suchte der ältere Herr nach den richtigen Worten, doch dann sah er Haruka schließlich durchdringend an. „Ich erwarte, dass du mir meine Tochter heile nach Hause bringst! Du wirst sie nicht aus den Augen lassen und sie bis vor unsere Tür begleiten!“, sprach er ruhig aber mit Nachdruck, wobei er mit dem Zeigefinger fast drohend auf die Blondine zeigte. „Machen Sie sich keine Sorgen, Kaioh-san. Sie ist bei mir sicher aufgehoben.“, versprach sie, ohne den Blickkontakt zu ihm zu unterbrechen. Toshio begann wieder zu lächeln. Dann wandte er sich seiner Tochter zu. „Eine Stunde!“, versuchte er festzulegen, aber Mamoru trat sogleich für seine Schwester ein. „Lass sie doch. Ich glaube nicht, dass du ausgerechnet Michiru eine Frist setzen musst. Es ist Wochenende!“, warf er ein und wurde nun seinerseits von drei überrascht blickenden Augenpaaren gemustert. „Also gut…“, seufzte Toshio nach einer längeren Pause und erhob sich von seinem Platz. „Aber übertreibt es nicht…“, fügte er hinzu, bevor er sich sein Jackett überzog. Mamoru musste Usagi erst sanft wachrütteln, damit auch er aufstehen konnte. Gemeinsam verließen sie den Saal. Vor der Tür verabschiedeten sich zunächst Mamoru und Usagi von den anderen, bevor Toshio Haruka ein letztes Mal ins Gewissen redete und die beiden dann schweren Herzens zurück ließ. „Macht er sich immer solche Sorgen, wenn du ausgehst?“, fragte Haruka, nachdem sie sich mit Michiru auf eine ruhige Sofaecke im hintersten Winkel der Bar gesetzt hatte. „Das hatte er bis jetzt noch nicht nötig. Ich gehe nicht sehr oft aus. Eigentlich… ist es das erste Mal, dass ich ohne ihn so spät noch unterwegs bin.“, antwortete Michiru leise. Zur Ablenkung zückte sie die Cocktailkarte. „Was empfiehlst du mir?“, fragte sie jetzt lauter. „Wenn ich so an deinen Vater denke, lieber etwas mit wenig Alkohol.“ Grinsend linste Haruka über Michirus Schulter hinweg ebenfalls in die Karte. Nachdem der Kellner ihre Bestellung gebracht hatte, nippte die Künstlerin begeistert an ihrem Brasilianischen Cocktail und lehnte sich zurück. Mit geröteten Wangen bemerkte sie erst jetzt, dass Haruka ihren Arm auf die Lehne hinter ihr gelegt hatte. Einen kurzen Moment lang zögerte sie noch, doch dann rutschte sie dichter an die Blondine heran und ließ zu, dass ihr die Rennfahrerin den Arm um die Schultern legte. „Hast du dir den Smoking extra für heute Abend gekauft?“, fragte sie und spielte unschuldig mit den Knöpfen an Harukas Hemdärmel. „Ich habe ihn mir extra für dich gekauft.“ „Steht dir gut…“, stellte die Streicherin mit geröteten Wangen fest und nippte erneut an ihrem Getränk. „Ich dachte, so hätte ich vielleicht den Hauch einer Chance, wahrgenommen zu werden, wenn ich neben einem Engel wie dir stehe.“, erklärte Haruka und brachte ihre Mitschülerin damit noch mehr in Verlegenheit. „Und wurdest du wahrgenommen?“, fragte diese trotzdem in frecher Tonlage. „Ich glaube, bei deiner Schwägerin hätte ich keine schlechten Chancen.“ Empört sah Michiru von den Knöpfen auf und in Harukas Gesicht. „Es kann aber auch durchaus sein, dass ich sie mir verbaut habe, weil ich sie und jeden anderen im Raum vergessen hatte, als du endlich auf die Bühne kamst.“, fuhr die Athletin leise fort. Sie genoss es, wie sich die Violinistin nun wieder entspannter in die Umarmung legte. „Das will ich dir auch raten. Mamoru die Verlobte auszuspannen und dabei auch noch seiner kleinen Schwester das Herz zu brechen, könnte unangenehme Folgen nach sich ziehen.“ Noch bevor sie ihren Satz beendet hatte, errötete Michiru abermals. Haruka schmunzelte. >Ich würde ihr das Herz brechen?< „Niemals würde ich dein Herz brechen wollen. Schon bei dem Gedanken daran würde mein eigenes zerspringen.“, versprach sie und küsste die Schläfe der Schönheit. Wie in Trance schloss Michiru die Augen und lehnte sich der zärtlichen Berührung entgegen. Ruhig atmete Haruka den sanften Kirschblütenduft der Künstlerin ein. Verloren darin vergrub sie ihr Gesicht in dem türkisfarbenen Haar, ohne zu bemerken, dass auch Michirus Sinne allmählich zu schwinden schienen. Bevor ihr das leere Glas herunterzufallen drohte, schob sie es auf den Tisch, um gleich darauf nach Harukas Hand zu greifen, die ihr sanft über den Arm strich. Ohne sich dagegen wehren zu können, ohne sich dagegen wehren zu wollen, schmiegte sie sich an die Schulter der Blondine. Da war er endlich wieder. Der Geruch, den sie so sehr liebte. Der Duft, der ihr die Sinne vernebelte. Unbemerkt brachte der Kellner zwei neue Drinks und stellte sie auf den Tisch. Keine der beiden jungen Erwachsenen konnte schätzen, wie lange sie in der Nähe und dem Duft der jeweils Anderen versunken waren. Doch als Michirus Sinne langsam wieder zurückkehrten, war von den Eiswürfeln in ihrem Cocktail nur noch ein kläglicher Rest zu sehen. „Am liebsten würde ich ja noch ewig hier sitzen bleiben… Neben dir… Mit dir… Aber ich fürchte, mein Vater wird erst schlafen können, wenn ich wieder zuhause bin…“, flüsterte sie. Lächelnd vernahm sie Harukas leises Seufzen. „Da hast du wahrscheinlich recht. Aber austrinken werden wir noch können, oder?“, fragte diese und hob ihr Glas. „Es wäre auch unhöflich, ein unangetastetes Getränk zurückgehen zu lassen.“, stimmte ihr Michiru zu und erhob ebenfalls ihren Drink. Beide sahen sich tief in die Augen, bevor sie ihre Cocktails je zur Hälfte leerten. Nachdem Haruka ihr Glas wieder abgesetzt hatte, ließ sie unschuldig den letzten Rest der Eiswürfel darin kreisen. „Weißt du… in Nagoya gibt es so einen Brauch. Ich weiß nicht, ob dir das was sagt, aber da, wo ich her komme, ist es nicht unüblich, wenn besonders gute Freunde auf ihre tiefe Verbundenheit miteinander anstoßen.“ Michiru beobachtete lächelnd Harukas Glas, bevor sie ihr eigenes erneut anhob. „Na gut. Ich fühle mich mit dir unbeschreiblich tief verbunden.“, zwinkerte sie und wollte mit ihrem gegen Harukas Drink stoßen, doch diese wich ihr aus. „Jetzt warte doch.“, schmunzelte Haruka. Sie wartete darauf, dass sie wieder direkt von den türkisfarbenen Augen angesehen wurde. „Bei uns heißt das, auf die Brüderschaft zu trinken. Und dafür stößt man nicht einfach nur an.“ Für Michirus Geschmack ein wenig zu schnell zog die Athletin ihren Arm zurück und drehte sich, um ihr direkter gegenüber zu sitzen. In einer fließenden Bewegung hakte sie sich in Michirus Arm ein, in dessen Hand die Violinistin noch immer ihr Glas hielt. „Erst verschränkt man die Arme miteinander…“, erklärte Haruka und rutschte dabei näher an die Künstlerin heran. Michiru hatte das Gefühl, Haruka würde gleich ihren schneller werdenden Herzschlag hören können, so dicht vor ihrem eigenen war plötzlich das Gesicht ihrer Mitschülerin. „Dann trinken beide in einem Zug aus…“, sprach die Blondine mit gedämpfter Stimme weiter und sah ihr durchdringend in die Augen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Michiru endlich verstehend nickte, um ihr Glas anzusetzen und es zu leeren. Schmunzelnd stellte die Rennfahrerin ihr Glas auf den Tisch. „Und dann wird die Brüderschaft besiegelt.“ „Wie?“, fragte Michiru neugierig und schob ihr eigenes Glas zu Harukas. „Mit einem Kuss.“ Die Blondine hatte die Worte nur geflüstert, doch Michiru hörte sie so klar und deutlich wie die Melodie ihrer eigenen Violine. Sie spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen und wie ihr Herz immer schneller und kräftiger schlug, doch sie konnte sich zu einem zaghaften Nicken bringen. Die Sportlerin ahmte ihre Geste fragend nach, also antwortete sie: „Besiegeln wir unsere Brüderschaft und… Verbundenheit.“ „Okay.“, flüsterte Haruka und drehte sich ihr noch weiter entgegen. Ganz langsam näherte sie sich dem hübschen Gesicht. Zaghaft legte sie ihre Finger unter das Kinn ihres Engels, um es sanft anzuheben. Ruhig atmend sah sie durchdringend in die tiefen Blau- und Grüntöne in Michirus Augen. Michiru spürte, wie ihr Puls immer schneller raste. Sie fühlte Harukas warmen Atem auf ihrer Haut, verlor sich erneut in dem strahlenden Grün. Diesmal würde Hiro garantiert nicht dazwischenfunken. Keine Schulglocke würde sie auseinander bringen. Keine Wasserflecken würden sie aus ihrer Welt reißen. Harukas Duft vernebelte der Künstlerin abermals die Sinne, also schloss sie ergeben die Augen. Es fühlte sich an, als würde sie zum ersten Mal einatmen. Ihr Puls verlangsamte sich plötzlich von einem kräftigen Herzschlag zum nächsten. Sie genoss das warme Gefühl in ihrem Körper, das von ihrem Herzen, das anscheinend aus ihrem Brustkorb springen wollte, auszustrahlen schien. Haruka machte einen letzten Atemzug, bevor auch sie ihre Augen schloss und nach einer schier unendlichen Ewigkeit endlich ihre Lippen auf Michirus legte. Endlich konnte sie die Wärme ihres Engels spüren, ihre Lippen schienen zu brennen, doch Haruka presste sie nur noch weiter auf die der Streicherin. So oft hatte Michiru von diesem Augenblick geträumt. Ihr Herz schien stehen zu bleiben, als sie Harukas Lippen erlösend auf ihren eigenen spürte, sanft wie ein Windhauch. Für einen kurzen Moment spürte die Künstlerin eine unbeschreibliche Sehnsucht in sich aufsteigen, doch im gleichen Augenblick lehnte sich die Blondine weiter zu ihr. Ein Seufzer wollte Michiru entgleiten, als sie zärtlich begann den Kuss zu erwidern, doch kein Laut entwich ihr. Als wollte sie sicher gehen, dass der Moment nicht zu schnell verstreicht, legte sie ihre Hände in den Nacken der Sportlerin und zog sich selbst dichter an sie heran. Haruka registrierte Michirus Berührung sofort. Vorsichtig legte sie ihren Arm um sie und strich über ihren schlanken Rücken. Ihre Hand ließ sie langsam vom Kinn der Violinistin aus an ihrem Unterkiefer entlang bis zu ihrem Nacken wandern, wo ihre Finger zärtlich in die türkisfarbene Mähne griffen. Nie hätte sich Michiru ihren ersten Kuss so vorstellen können. Wie fremdgesteuert ließ sie sich auf Harukas Bewegungen ein. Sie spürte, wie die Blondine sich ihr anpasste. Als hätte sie nur darauf gewartet, öffnete sie ihren Mund, als sie Haruka zärtlich gegen ihre Lippen stupsen fühlte. Bereitwillig ließ sie sich auf das zunächst zaghafte, doch dann immer leidenschaftlicher werdende Zungenspiel ein. Erst als sie sich der Blondine entgegen reckte, entglitt ihr ein leiser und erstickender Seufzer. Haruka zog ihren Engel noch dichter an sich, als sie den zaghaften aber zustimmenden Laut vernahm. Immer fordernder schien die Künstlerin in ihrem Kuss zu werden. Sämtliche Gedanken, jeder Sinn fiel von dem jungen Paar ab. Nichts und niemand interessierte sie mehr. Michiru schien völlig vergessen zu haben, wo sie war, als sie Haruka fordernd zu sich zog. Bestimmt drückte sie in den Nacken der Blondine und lehnte sich weiter zurück. Als die Athletin spürte, was ihr Engel vorhatte, entglitt auch ihr ein leiser Seufzer. Noch näher kam sie der Violinistin, indem sie ein Knie auf der weichen Sitzfläche neben Michiru platzierte und sich langsam weiter zu ihr beugte. Michiru fühlte sich so sicher wie noch nie, als sie ihren Schwerpunkt verlagerte und schließlich ganz von Haruka gehalten wurde. Haruka legte ihren Engel behutsam auf dem Sofa ab und ließ ihre Hand zärtlich von Michirus Nacken aus über deren Seite bis zu ihrem Oberschenkel wandern. Abermals entglitt der Künstlerin ein leises Seufzen. Erst als sie spürte, wie ihr Michiru verlangend ihr Becken entgegen reckte, schaltete sich Harukas Verstand wieder ein. Nach und nach fiel ihr ein, wo sie war. So zärtlich wie nur irgend möglich löste sie den Kuss auf. Noch immer war sie dicht über Michiru gebeugt. Nur kurz atmete Haruka durch, bevor sie die sanften Lippen noch ein letztes Mal zärtlich berührte, um sich dann endgültig von ihnen zu lösen. Um wenige Zentimeter entfernte sie sich von der Violinistin, sodass sie ihr hübsches Gesicht betrachten konnte. Es dauerte noch einen Moment, bis Michiru leicht benommen ihre Lider hob und der Sportlerin verwirrt entgegen blinzelte. „Es tut mir leid, mein Engel. Es ist spät, wir haben getrunken… Und das habe ich ausgenutzt… Bitte sei deswegen nicht böse auf mich!“, flüsterte Haruka kopfschüttelnd und schob ihren Arm unter den grazilen Körper der Schwimmerin, um sie behutsam mit sich zu ziehen, als sie sich selbst aufsetzte. Michiru fühlte sich wie betäubt. Widerstandslos folgte sie der Rennfahrerin, um sich sofort wieder an sie zu schmiegen. „Ich habe keinen Grund, böse auf dich zu sein.“, flüsterte sie zurück, wobei sie immer noch benommen die Hand der Athletin suchte, um ihre Finger miteinander zu verschränken. Wieder schloss sie ihre Augen und atmete den beruhigenden Duft nach Rosenblüten ein. Ein leises Gähnen konnte sie vor ihrer Mitschülerin nicht verstecken. Also gab ihr die Läuferin noch einen Kuss auf die Stirn, bevor sie langsam aufstand, um sich ihr Jackett und Michiru ihren Mantel zu holen. Als sie am Tresen gezahlt hatte, legte sie ihrem Engel fürsorglich einen Arm um die Taille und führte sie hinaus in die Nacht. Im Taxi lehnte sich Michiru erneut an ihre Freundin und fiel schon nach kurzer Zeit in einen ruhigen Schlaf. Nach der langen Fahrt zu ihrer Wohnung konnte die Geigerin vor Müdigkeit kaum stehen, also legte sie Haruka ihre Arme um den Hals, sodass die Rennfahrerin sie behutsam hochheben konnte. Von der kurzen Fahrstuhlfahrt bekam die Künstlerin schon nichts mehr mit. Auch ihrem besorgten Vater musste sich Haruka mehr oder minder allein stellen. „Tut mir leid, Kaioh-san, aber die Fahrt hier her war ihr wohl zu lang.“, entschuldigte sie sich, nachdem Toshio die Tür gehöffnet und schockiert seine schlafende Tochter gemustert hatte. „Wenn sie morgen einen Kater hat, werde ich Ihnen persönlich die Hölle heißmachen!“, drohte er flüsternd, trat jedoch zur Seite und machte der jungen Blondine Platz. Wortlos deutete er auf eine Tür am Ende des Flures. Haruka nickte kurz und trug die Schlafende sicher in ihr Zimmer. Da sie sich immer noch an ihrem Hals festklammerte, fiel es der Athletin nicht ganz leicht, ihrem Engel die Jacke auszuziehen. Doch als sie es geschafft hatte, hob sie Michiru weiter auf ihr Bett und strich ihr die Strähnen aus ihrem Gesicht. Verschlafen begann die Künstlerin zu blinzeln. „Gute Nacht, mein Engel.“, flüsterte Haruka und nutzte die Gelegenheit, ihr einen letzten Abschiedskuss zu geben. „Träum ich?“, lächelte Michiru leise zurück und Haruka schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Noch nicht.“ „Gute Nacht, Haruka.“, grinste die Violinistin und warf ihr noch einen liebevollen Blick zu, bevor sie endgültig ins Reich der Träume tauchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)