New Age von attackonpsycho (Attack on Biter) ================================================================================ Prolog: -------- Eren Menschen sagen immer das Leben ist zu kurz, doch tatsächlich ist es das Längste, das uns je passieren wird. - Unbekannt Seine Augen richteten sich nach hinten auf das röchelnde, nach ihm greifende Wesen, welches die Entfernung zwischen ihnen stetig verringerte. Es sah nicht besser aus, als die anderen Viecher, die er bereits zu Gesicht bekommen hatte. Wahrscheinlich sogar viel schlimmer. Die fahle Haut des Toten blätterte bereits von seinen Knochen ab und er besaß unzählige Wunden, über deren Ursprung Eren sich nicht bewusst war. Seine blutunterlaufenen Augen waren weit aufgerissen und leuchteten in einem eigenartigen Grünton, welche Eren mit einem gierigem Blick betrachteten. Der fürchterliche Geruch von vergammeltem Fleisch und getrockneten Blut lag in seiner Nase, während er versuchte so schnell wie möglich vor seinem ehemaligem Artgenossen zu fliehen.  Seine Beine drohten vor Überanstrengung nachzugeben und er atmete rasend schnell. Wie lange er schon rannte, konnte er nicht genau sagen. Vielleicht seit ein paar Minuten, vielleicht aber auch seit Stunden. Er wusste es nicht, so hatte er nun jedes Zeitgefühl verloren. Die Frequenz seines Herzens musste allerdings unglaublich hoch sein, so laut wie es inzwischen klopfte. Sein Brustkorb bebte beinahe unter den harten Schlägen. Immer wieder strich er sich über die erhitzte Stirn, um die Schweißtropfen zu entfernen, die sich immer wieder einen Weg durch sein Gesicht bahnen wollten. Seine Haare hingen ihm bereits im Gesicht und klebten an seiner nassen Stirn. Eren würde lügen, wenn er sagte, dass er keine Angst hatte. In Wirklichkeit zitterte er sogar so sehr, dass er fast schon nicht mehr laufen konnte. Es war die Panik, die ihn antrieb.  Er konnte immerhin nicht ausschließen, dass dies die letzten Minuten, vielleicht sogar Sekunden seines Lebens sein könnten. Der Tod lauerte ihm auf und würde ihn erreichen, wenn nicht irgendetwas geschah. Er streckte bereits die Hände nach ihm aus und wollte ihn aus dem Leben in den Tod, aus dem Licht in die ewige Dunkelheit ziehen. Eren könnte eingeholt werden. Die Wahrscheinlichkeit war so erschreckend hoch, dass er mit seinen Augen nach weiteren Verstecken Ausschau hielt, nach Orten, an denen er sicher war. Doch gleichzeitig fragte er sich, ob es überhaupt noch einen Winkel auf dieser Welt gab, in welchem ihm nicht aufgelauert wurde. Dieses Wesen brauchte immerhin keine Regenerationszeit, ganz im Gegensatz zu ihm. Es war schnell und kräftig, besaß außerdem geschärfte Sinne. Im Wald würde Eren ihn vielleicht abhängen und erledigen können, doch momentan musste er eher darauf achten, dass ihm nicht noch mehr von den Viechern folgen würden. Es könnte aber auch sein, dass plötzlich eine ganze Herde direkt vor ihm auftauchte, bevor er auch nur in die Nähe eines Walds kam und diese ihn umzingeln würde.  Schon bei dem Gedanken an ihre gammligen Zähne, die sich brutal in sein Fleisch gruben und es gierig herunter schlangen, wurde ihm schlecht.  Dieses Gefühl der Übelkeit mischte sich mit der Angst und vor allem der Sorge, die er in diesem Moment empfand, zusammen.  Eren sorgte sich nämlich um seine Freunde, von denen er zuvor getrennt worden war. Er wusste nicht einmal, ob sie noch am Leben waren oder, ob sie dabei waren, ebenfalls zu seelenlosen Kreaturen zu mutieren.  Allein die Vorstellung davon, dass sie vielleicht schon tot waren, ließ ihn noch stärker erzittern als sowieso schon.  Das konnte nicht sein. Es durfte nicht sein. Wie konnte die Situation nur so schnell außer Kontrolle geraten? Eren biss sich auf die Unterlippe. Der steinige Boden unter seinen Füßen schien seine Schritte absichtlich laut erklingen zu lassen, damit ihn dieses Geräusch umso mehr verriet und noch mehr von ihnen anlockte. Die Strahlen der Sonne prallten währenddessen auf die Erde und erhitzen sie so sehr, dass der Aufenthalt draußen eine Qual war.  Eren konnte jedoch keinen Schutz finden, da sie ihm an jedem Ort, den er aufsuchte, auflauerten. Auch wenn es an manchen Stellen nur Wenige waren, konnte er alleine absolut nichts gegen sie ausrichten.  So lief er immer weiter über die Straßen und versuchte mit schnellen Blicken auf alle Seiten jeglichen Gefahren auszuweichen. Und das schon seit unglaublich langer, ermüdender Zeit. Seine Hoffnung lag auf dem Wald, in welchem er sich verstecken würde, wenn er ohne weitere Strapazen dorthin gelangen würde.  Doch natürlich würde dies nicht ohne Schwierigkeiten funktionieren, wie man bereits an seinem Verfolger erkennen konnte. Inzwischen hatten sich ihm sogar noch vier Andere angeschlossen, welche nicht unbedingt langsamer waren und mit demselben, röchelndem Geräusch hinter ihm her waren. Die Furcht in Eren wuchs mit jedem Zentimeter, den er hinter sich brachte.  Sein Herz schien gewaltsam gegen seine Rippen zu pochen und seine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an.  Ihm ging die Luft aus. Er atmete zwar ein, jedoch schien der notwendige Sauerstoff nicht in seinen Lungen anzukommen. Panik kroch durch seinen Körper, zusammen mit dem Gefühl unglaublicher Erschöpfung. Er konnte nicht mehr. Jegliche Kraft schien wie verschwunden, so als wäre sie ihm mit einem Mal genommen worden. „Es tut mir Leid“, kam es flüsternd und atemlos über die Lippen des braunhaarigen, jungen Mannes, als er spürte wie seine Beine nachgaben und er kraftlos zu Boden fiel.  Er wollte wieder aufstehen, allerdings konnte er sich nicht einmal wenige Sekunden auf den wackligen Füßen halten, bis sie erneut einknickten. „Mum, Dad“, Tränen traten in seine Augen, als das innere Bild seiner Eltern vor seinen Augen erschien. Glücklich lächelnd, Arm in Arm in der Küche stehend - es war ein altes Bild. Doch auch wenn er sie für so viele Dinge gehasst und verurteilt hatte, wünschte er sich nun nichts mehr, als sie bei sich zu haben. Er prallte ungemütlich auf dem steinigem Asphalt auf.  „Leute..“, Eren dachte an die anderen Schüler, die zusammen mit ihm und seinen besten Freunden um ihr Überleben gekämpft hatten. Die letzten Menschen, die ihm bei dem Beginn dieser beschissenen Katastrophe verblieben waren. „Armin... Mikasa“, die erste Träne floss über seine Wange, während seine trockenen Lippen nach Luft rangen. Sie waren die besten Freunde gewesen, die man haben konnte. Für ihn hatten die Beiden immer an erster Stelle gestanden und das taten sie jetzt, wo er dem Tode nahe war immer noch.  Er erinnerte sich an die Abende, an denen sie unter dem Sternenhimmel gesessen hatten. Wie sie davon geträumt hatten, eines Tages gemeinsam die Welt zu erkunden und für immer zusammen zu bleiben. Es war so eine schöne Zeit gewesen. Diese Träume und Wünsche, die sie geäußert hatten - wie gerne wäre er bei ihrer Verwirklichung dabei gewesen. Seine blaugrünen, nun wässrigen Augen betrachteten schließlich die schrecklichen Monster, welche nur noch wenige Meter von ihm entfernt waren. Im Grunde genommen war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ihn erreichen würden. Ihre spitzen Zähne würden sein Fleisch auseinander reißen, bis nur noch wenige Überreste verbleiben würden. Sein Körper schmerzte, allerdings wurde das Zittern und Beben schwacher. Eren schloss die Augen und bemühte sich um ein halbherziges Lächeln.  Trotz allem hatte er ein schönes Leben gehabt. Für einen Außenstehenden würde das Bild sicherlich befremdlich wirken. Ein junger Mann, der auf der Straße kniete und seinem Ende selig entgegen lächelte. So etwas betrachtete man nicht jeden Tag, wenn man die Tatsache, dass die Welt sich verändert hatte, außen vor ließ. „Verzeiht mir.“ Mit diesen Worten wollte Eren sein qualvolles Ende empfangen. Er kniff die Augen zusammen und wartete auf den Schmerz, der eigentlich über ihn kommen sollte.  Der Grünäugige erwartete die scharfen Zähne, die sein Fleisch auseinanderrissen und das Gefühl von dem eigenem, warmen Blut auf seiner Haut. Er wartete darauf, dass der Verwesungsgeruch intensiver wurde und auf trockene, zerfallene Hände, die nach ihm griffen.  Es gab keinen Ausweg mehr, das war ihm nun bewusst.  Vielleicht war er für dieses neue Zeitalter, welches mit diesen Viechern anbrach, einfach nicht geschaffen.  Vielleicht war er zu schwach, etwas, das er eigentlich nie hatte sein wollen. Doch auch nach mehreren Sekunden, in denen der Untote schon längst aufgeholt haben müsste, geschah nichts.  Stattdessen hörte er den dumpfen Laut von Metall, welches auf harte Knochen stieß. Es knackte laut und der Boden unter ihm erzitterte, als ein Körper auf den Asphalt prallte.  Mit großer Verwunderung öffnete Eren seine Augen. Das Monster, welches ihn um Haaresbreite gefressen hätte, lag regungslos auf dem Asphalt, kaum einen halben Meter von ihm entfernt. Erneut begann sein Körper zu zittern und Adrenalin schoss durch seine Adern, als er zu seinem Retter aufblickte.  Er konnte nur die Rückansicht eines kleinen, schwarzhaarigen Mannes entdecken, da dieser mit den Verbliebenen Untoten beschäftigt war.  Gebannt sah Eren dabei zu, wie das Blut auf den Boden spritzte, während der Unbekannte die Monster mit präzisen Bewegungen ins Jenseits beförderte.  Mit einem Messer näherte er sich mehreren Zombies auf einmal, stach einem durch das Gehirn und schubste ihn anschließend auf die anderen, um sie mit einem Mal ebenfalls auslöschen zu können. Mit geschickten Bewegungen wich er aus, entzog sich ihren Zähnen und legte sie innerhalb weniger Sekunden um. Er ließ es so einfach aussehen.  So, als würde er nicht töten.  So, als ob er gar keine Angst hatte.  Erst nach einer kurzen Zeit, die in Erens Augen schon fast in Zeitlupe abgelaufen war, drehte sich der Mann in seine Richtung und kam kurz darauf mit schnellen Schritten auf ihn zu. Mit bebendem Körper sah Eren zu ihm hinauf. Seine grünblauen Seelenspiegel betrachteten ihn mit einer Mischung aus Angst und Ehrfurcht.  Der Unbekannte besaß stahlgraue Augen, die ihn mit Strenge und unglaublicher Härte analysierten. Seine Haltung strahlte Missgunst aus und seine Aura wirkte bedrohlich. Die Stille lag für wenige Minuten zwischen ihnen. Nur der Wind säuselte eine leise Melodie, welche die Haare der beiden Männer im Wind wehen ließ, während sie sich gegenseitig in die Augen sahen. „Hast du wirklich aufgegeben, Balg?“, fragte schließlich seine tiefe Stimme, die Eren dem kleinen Mann gar nicht erst zugetraut hätte, zischend. Sie klang so fest und nüchtern, dass es den Größeren aus der Fassung brachte. „Was..“, setzte der Grünäugige zögernd an, allerdings wurde er sofort von dem Schwarzhaarigen unterbrochen. „Ich will wissen, ob du aufgegeben hast“, er wedelte ein wenig mit dem blutigem Messer in seiner Hand, „wenn du sterben willst - dein Leben aufgegeben hast, dann sag es mir. Ich werde dir in diesem Fall deinen bescheuerten Wunsch erfüllen und dich töten. Hier und jetzt.“ „Ich...“, entkam es ihm erneut stockend, ehe er seinen Blick abwandte und kurz zu Boden sah. Der Schock saß noch immer tief in seinen Knochen, doch langsam realisierte hier, was geschehen war.  Er war dem Tode nahe gewesen, beinahe war es dazu gekommen, dass die Beißern ihn gefressen hätten. Eren war in diesem Moment zu schwach gewesen, dies war ihm bewusst. Der Braunhaarige holte tief Luft und hob seinen Blick.  „Nein“, Erens Stimme klang noch immer ein wenig unsicher, auch wenn er sich um die selbe Nüchternheit bemühte, die auch der Fremde an den Tag legte. „Was meinst du mit 'nein'?“, der Schwarzhaarige imitierte Erens Antwort mit einem ziemlich verächtlich klingendem Ton und verzog dabei sein Gesicht. „Ich will nicht sterben“, sagte Eren nun mit fester Stimme und sah ihm direkt in die grauen Augen, die nichts über seine momentane Gefühlslage verrieten. Er war ihm unheimlich. Doch inzwischen brannte ein Feuer in Eren, ein Feuer, welches ihm sagte, dass er die Chance nutzen sollte, die er nun bekam. Er sollte leben und stärker werden. „Und hast du aufgegeben?“, kam erneut die eben gestellte Frage von dem Kleinerem. Erneut brauchte der Angesprochene eine kurze Bedenkzeit. „Bevor du gekommen bist, ja“, gab Eren ehrlich zu, auch wenn er diese Tatsache bereits bereute. Er biss sich auf die Unterlippe. „Dann ist es ja gut, dass dir einer deinen dummen Arsch gerettet hat.“ „Kann man so sagen.“ Kapitel 1: ----------- Eren Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt. - Bertolt Brecht Das stechende, überaus helle Morgenlicht, sowie das nervtötende Geräusch eines Weckers ließen Eren an diesem schicksalhaften Morgen die Augen öffnen. Murrend kuschelte er sich wieder in seine weiche Decke ein und schloss seine Augen erneut, um dem störenden Licht zu entkommen. Die Sonne war sein verhasster Feind, wenn es darum ging, aufzustehen.  Er genoss allerdings die Minuten, die er seit geraumer Zeit länger in seinem Bett verharren konnte sehr, denn nun war nicht mehr seine Mutter Carla da, welche ihn jeden Morgen weckte. Notfalls griff sie sogar auf einen Eimer gefüllt mit eiskaltem Wasser zurück, was wirklich eine ihrer schlimmsten Methoden war, um ihn von seinem besten Freund, dem Bett, zu trennen. Der Braunhaarige war froh darüber, dass ihm nun nichts bevorstand, egal wie lange er brauchen würde, um richtig wach zu werden. Als er allerdings das zweite Mal seine Augen öffnete, richtete er sich mit einem gequältem Blick auf. Er fühlte sich nicht gut, war viel zu erschöpft und müde, doch das war nichts Neues. So war es jeden Morgen erneut ein Kampf aus dem Bett zu kommen. Allerdings gewann er nicht jeden Tag diesen eben genannten Kampf. Die Fehltage dieses Jahres waren schon unmenschlich viele. Er konnte nicht noch mehr gebrauchen, trotzdem gelang es ihm oftmals nicht, seinen faulen Hintern in die Schule zu bewegen, so sehr er es auch versuchte. Zudem waren seine Fehltage auch noch unentschuldigt, da seine Eltern keine Ahnung davon hatten, dass er manchmal einfach Zuhause blieb, wenn ihm die Energie zum Aufstehen gänzlich fehlte.  Allerdings glaubte Eren nicht, dass die Lehrer es wirklich schade fanden, wenn er nicht zum Unterricht kam. Immerhin störte er mehr, als etwas wirklich Sinnvolles zu tun, was auch der Grund für seine schlechten Leistungen war, von welcher seine Eltern ebenfalls noch nichts ahnten. Er wartete schon sehnlichst auf den Moment, in dem sie herausfanden, dass ihr Sohn gar nicht derjenige war, für den sie ihn die ganze Zeit über hielten. Eren war ganz und gar nicht dumm, so viel stand fest. Er wusste selbst nicht, woran es lag, dass sein Interesse an der Schule mit der Zeit verschwunden war. Vielleicht wollte er Aufmerksamkeit von seinen Eltern, vielleicht war es aber auch einfach so, dass ihn seine Zukunft zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wirklich interessierte. Der Teenager fand eben, dass er noch genug Zeit hatte, um sich Pläne zu machen und jetzt erst einmal die Zeit genießen sollte, die er noch unbeschwert genießen konnte. Eren war gerade einmal 17, er konnte noch so vieles mit seinem Leben machen. Natürlich sah nur er dies auf jene Weise, doch diese Tatsache interessierte ihn nicht wirklich.  So streckte er sich und gähnte einmal laut. Seine Bettdecke trampelte er gewaltsam zurück, ehe er sich schließlich aus seinem riesigem Bett erhob und erneut gähnend über den flauschigen Teppich schlurfte, der eigentlich dringend eine Generalreinigung nötig hatte.  Sicherlich könnten vier oder fünf Menschen in seinem Bett einen Platz zum Schlafen finden. Wenn man sich nebeneinander pressen würde bestimmt auch sechs. Allerdings war nicht nur sein Bett viel zu prunkvoll, sondern sein gesamtes Zimmer. Er besaß alles, was Teenager in seinem Alter sich nur wünschen konnten – von den neusten technischen Geräten und dazugehörigen Spielen, bis hin zu massenhaft Markenklamotten, wie nur wenige sie hatten und letztendlich auch einem eigenem Sportwagen.  Viele hegten genau deswegen Vorurteile gegen den jungen Jäger, doch niemand wusste, dass er eigentlich nicht viel auf diese Dinge gab und ganz anders war, als es schien. Er erinnerte sich immer wieder grinsend daran, wie Armin und er „aus Versehen“ seinen brandneuen Fernseher kaputtgemacht hatten und seine Eltern ihn ohne jegliche Nachfrage ersetzt hatten. Damit versuchten sie ihrem Sohn anscheinend ihre fehlende Liebe zu ersetzen, obwohl alles, was er sich wünschte, ein wenig Aufmerksamkeit oder auch nur ein Fünkchen Interesse war.  Im Grunde genommen kannten sie ihn gar nicht. Das Einzige was sie taten, war, ihm Geschenke zu machen oder strikte Regeln vorzugeben, an die er sich insgeheim nicht einmal im Geringsten hielt. Doch nicht einmal das bekamen sie wirklich mit und wenn doch, dann taten sie so, als wären sie furchtbar enttäuscht von ihrem Sohn. Seine Noten waren eines der wenigen Dinge, die sie interessierten und sie verglichen ihn viel zu oft mit seinen beiden Freunden, die mehr als nur ein Vielfaches besser in der Schule waren als er. Außerdem waren sie gut darin, ihn zu kritisieren, da er in einem Kampfsportverein war, anstatt im Orchester oder dem Literaturkurs, in welche sie ihn zu Beginn zwingen wollten. Eren stöhnte bei dem Gedanken an seine Eltern leicht auf und bahnte sich seinen Weg zwischen Klamotten, Magazinen, Pizzaschachteln, leeren Energydosen und Chipsverpackungen durch sein Zimmer. Wie von selbst tapsten seine Füße aus seinem vollkommen unordentlichem Schlafzimmer in sein eigenes, direkt danebenliegendes Badezimmer, damit er sich dort für den Tag fertigmachen konnte. Viel besser als sein Schlafzimmer sah es nicht aus und wenn man ehrlich war, roch es auch nicht wirklich besser. Mit einem leisen Klicken betätigte er den Lichtschalter neben der Tür, ehe er noch einmal laut aufseufzte. Natürlich waren ihm seine Eltern wichtig, immerhin waren sie seine Familie. Doch gleichzeitig gingen sie ihm ziemlich auf die Nerven und er wusste nicht einmal, ob ihnen bewusst war, dass sie ein Kind hatten, welches gerne etwas Liebe von ihnen hätte. Vielleicht stempelten sie Eren einfach als weniger wichtig ab und waren froh, wenn er mit bestimmten Geschenken seine Ruhe gab. Der Braunhaarige war sich somit nicht sicher, ob er seine Eltern wirklich liebte. Sie waren beinahe wie Fremde für ihn. Nie Zuhause und unwissend. Wahrscheinlich kannten sie ihn noch weniger als seine Lehrer. Doch auch das war einmal anders gewesen, früher, als Eren noch klein war. Der Grünäugige erschauderte, als seine nackten Füße auf die kühlen, weißen Fliesen im Bad traten, während er versuchte, die Gedanken an seine Eltern langsam aus seinem Kopf zu verbannen. Er näherte sich dem Spiegel, nur um missmutig hereinzusehen, so wie jeden Morgen.  Eren hasste die Morgen, an denen er früh aus dem Haus musste. Er war kein Frühaufsteher und dazu noch ein großer Morgenmuffel, was zusammen eine Mischung ergab, die jeden, den er am Tagesanbruch bei sich hatte, mindestens einen Meter Abstand von ihm halten ließ. Zumindest solange, bis er einigermaßen wach war. Noch immer betrachtete er sein Spiegelbild mit einer leicht verzogenen Miene. Seine grünen Augen waren durch den fehlenden Schlaf noch leicht verschlossen, während seine Haare wild von seinem Kopf abstanden und die dunkle, braune Haut im Licht glänzte. Mikasa bezeichnete diese Aufmachung immer als süß, wenn sie einmal eine Nacht bei ihm Zuhause verbrachte und ihn am darauffolgendem Tag so zu Gesicht bekam. Immer noch ziemlich müde putzte er seine Zähne notdürftig und kämmte sich kurz das hellbraune Haar, welches nach wenigen Minuten sowieso wieder von seinem Kopf abstehen würde. Egal was er tat, sein wuscheliges Haar war einfach nicht zu bändigen, selbst mit dem bestem Gel. Schlecht sah es deswegen allerdings nicht aus. Dann zog er sich seine Schuluniform, bestehend aus einer grauen Hose, einem weißem Hemd und einer graugrün gestreiften Krawatte über, welche er erst noch im Badezimmer zusammen suchen musste, da sie in einem riesigem Haufen aus sauberen und dreckigen Klamotten lag. Es hatte wohl doch seine Vorteile, wenn seine Eltern nicht Zuhause waren... Carla wäre bereits ausgeflippt. Denn Ordnung war abgesehen von ihrer Arbeit eines der einzigen Dinge, an dem ihr etwas lag. Zumindest dachte Eren es sich so. Keine zehn Minuten später saß er auch schon mit seiner Tasche am Frühstückstisch, um seine schokoladigen Cornflakes zu verspeisen und einen Kaffee zu trinken, während im Fernseher die Nachrichten liefen. Normalerweise interessierte Eren sich nicht wirklich für die Ereignisse, die momentan auf der Welt geschahen, allerdings hasste er die Ruhe am Morgen und schaltete deswegen den Fernseher an. Wahrscheinlich, damit er sich nicht so alleine fühlte, wie er es in der bitteren Wirklichkeit war. Seine Eltern waren schon seit mehreren Wochen auf Geschäftsreise in New York, so war er schon wieder alleine Zuhause. Nun gut, einen großen Unterschied zu vorher machte das nicht, immerhin waren sie auch so gut wie nie Zuhause, wenn sie in der Stadt arbeiteten.  Doch genau dieses Alleinsein war etwas, das er ganz und gar nicht leiden konnte. Seit er sieben war, war er fast immer einsam gewesen, da seine Eltern nicht wirklich oft anwesend waren. Zumindest bis er Freunde fand, mit denen er heute seine gesamte Zeit vertrieb.  Erst traf er durch Zufall auf Mikasa, wenig später auch auf Armin und deren Band wurde unzertrennlich. Mikasa war inzwischen wie eine große Schwester für Eren. Die Schwarzhaarige gab auf ihn acht, sorgte sich um ihn, lud ihn mehrere Male die Woche zum Essen ein, damit er nicht alleine war und schaute mindestens jeden dritten Tag bei ihm vorbei. Manchmal ging ihm dieses Verhalten auf die Nerven, doch im Grunde genommen freute er sich darüber, dass sich jemand so sehr um ihn kümmerte, seitdem es seine Familie nicht mehr tat. Armin war ihr ähnlich, was das Sorgen anging. Auch er war ein sehr guter Freund Erens, der ständig bei diesem war und so gut wie alles für ihn tat. Manchmal übernachtete er Tagelang bei Eren, was auch die Schublade in seinem Kleiderschrank erklärte, in der sich Klamotten des Blonden befanden. Auch wenn es um die Schule ging, machte Armin alles für den Größeren. Ob es sich um Hausaufgaben, Tests oder diverse Projekte handelte – der Blauäugige half ihm immer, wenn er diese Hilfe benötigte. Denn Armin war ein kleines Genie, was so gut wie alle Fächer anging. Seine einzige Schwäche war Sport, doch darüber sahen die Lehrer gerne hinweg. Mit Beiden hatte er nun bereits alles Erdenkliche durchgemacht, von wenigen Streitigkeiten, bis hin zu den emotionalsten Versöhnungen, was sie zu seiner neuen Familie werden ließ. Es war merkwürdig dies zu sagen, doch nun waren sie ihm noch viel wichtiger geworden, als seine Eltern. Wenn Eren genauer darüber nachdachte, war es wirklich komisch. Immerhin kannte er sie gerade mal halb so lange, trotzdem waren sie ihm dreimal so wichtig, wie alle Anderen. Allerdings hatte er lange nicht mehr nur die beiden als Freunde. Spätestens in der Mittelstufe lernte er noch viele andere Leute kennen, ohne welche er sich seinen Alltag heute nicht mehr vorstellen konnte. Eren war unglaublich froh darüber. Seine Freunde füllten das Loch in seinem Leben, welches seine Eltern durch ihre Abwesenheit hinterließen. Eine plötzlich wichtig wirkende Meldung im Fernseher, ließ seine Gedanken zurück in die Wirklichkeit kommen, von der er bei dem Gedanken an seine Freunde merklich abgedriftet war. Seine grünblauen Augen fixierten den großen Flachbildfernseher an der Wand, direkt über der aus Marmor bestehenden Küchenzeile. Er nahm die Fernbedienung, um die aufgeregte Stimme des Reporters lauter hören zu können, während er sich immer wieder einen Löffel der unwiderstehlichen Schokocornflakes in den Mund schob und abwechselnd einen Schluck von seinem schaumigen Kaffee nahm. „... die Anfälle der fraglichen Seuche, deren Ausbruch in Europa begann. Nach kürzlich überlieferten Informationen aus Berlin, Deutschland schienen die erkrankten Menschen eine dem Kannibalismus ähnelnde Verhaltensweise vorzuzeigen. Diverse Forschungsinstitute New Yorks und Washingtons arbeiten bereits an einer Lösung des Problems. Mittlerweile beläuft sich die Ausbreitung in Amerika auf Delaware und wenige Gebiete in New Jersey. Laut Präsident und durch mehrere Angaben des Militärs besteht allerdings keine Gefahr auf eine weitere Ausbreitung, da die Lage unter völliger Kontrolle ist. Ich wiederhole, es besteht keinen Grund zur Sorge.  Auch...“, die monotone Stimme des Nachrichtenreporters verstummte, als Eren mit verdrehten Augen den Fernseher abschaltete. Er konnte sich einfach nicht mehr anhören, wie seit Tagen nur noch von dieser ominösen Krankheit gesprochen wurde. Sie erinnerte an die Zombie Games, welche Eren manchmal mit seinen Freunden auf seiner Playstation spielte, allerdings war die Wahrscheinlichkeit, das eben jene Wesen aus dieser Seuche hervorgingen ziemlich gering. Schon die Vorstellung war lächerlich. Allerdings nervten Eren die Nachrichtensender momentan unglaublich sehr. Immer wieder gab es nur dieselben Informationen, sowie die Nachricht, dass trotzdem alles in bester Ordnung sei.  Eren war sich somit sicher, dass sie schon bald eine Lösung haben würden und damit das Problem wieder aus der Welt geschafft wäre. Und wenn die Forschungen endlich abgeschlossen wären, würden auch seine Eltern wieder zurückkehren. Sie arbeiteten momentan ebenfalls in einem Forschungsinstitut in New York, was sie ihrer hervorragenden Fähigkeiten als Wissenschaftler und Chirurgen zu verdanken hatten. Eren wollte nicht mit seinen Eltern angeben, allerdings war er sich sicher, dass sie zu den Besten gehörten, die innerhalb New Yorks an dieser Forschung teilnahmen.  Nachdenklich stellte er seine leere Schüssel in die überfüllte Spüle, woraufhin er aufseufzen musste.  Hoffentlich werden die Forschungen doch noch etwas dauern, dachte Eren sich, während er den dreckigen Raum betrachtete. So wie das ganze Haus aussah, würde er Jahre brauchen, um es auf Vordermann zu bringen, bevor seine Mutter zurückkam. Carla bemerkte wirklich jedes Staubkörnchen, selbst wenn es sich in den hintersten Ecken des Hauses verbarg. Vielleicht könnte er ja Armin und Mikasa darum bitten, mit ihm aufzuräumen, wenn es so weit war. Er war sich sicher, dass sie ihm nach längerer Bearbeitungszeit ganz sicher helfen würden. Als Eren, nachdem er auch noch seinen Kaffee geleert hatte, einen Blick auf die Uhr warf, erstarrte er förmlich zu einem Eisblock. Er brauchte mehrere Sekunden um die Uhrzeit gänzlich zu realisieren.  Doch tatsächlich, der Unterricht würde in bereits zwei Minuten beginnen. Sich innerlich dafür verfluchend, nicht auf die Zeit geachtet zu haben, wurde ihm bewusst, dass er schon wieder zu spät kommen würde. Die vielen Fehltage auf seinem Zeugnis würde er irgendwann nicht mehr damit erklären können, dass er krank gewesen war.  Schnell lief er mit seiner Schultasche bewaffnet in den Flur, wo er sich kurz seine weißen Schuhe überstreifte und dann auch schon mit seinem Schlüsselbund durch die Haustür verschwand. Schnell schritt er die breite Treppe zum Hof hinab und begab sich zu seinem schwarzem Wagen, welcher direkt neben der Treppe geparkt war. Wie bei allen Dingen, die er tat, wenn seine Eltern nicht da waren, würde diese Sache seine Mutter sicherlich unglaublich sehr aufregen, da Eren das Auto nicht auf den dafür vorgesehenen Parkplatz abgestellt hatte, sondern ihn lieber direkt auf dem Rasen neben der Haustür platzierte, damit er weniger laufen musste. Tja, die Faulheit siegte in Momenten wie diesen eben. Er stieg in den Maserati, setzte sich seine Sonnenbrille auf die Nase und steckte den Schlüssel in das dafür vorgesehene Zündschloss. So fuhr er los, seinen eigenen Gedanken nachhängend. Er würde seine Freunde im Normalfall ebenfalls zur Schule fahren, allerdings wohnten sie praktisch direkt daneben und gingen deshalb zu Fuß, außerdem war er sowieso viel zu spät und sie waren sicherlich schon längst dort.  In einem Jahr allerdings würde Eren ebenfalls nicht mehr sein Auto benutzen müssen, um zur Schule zu kommen. Immerhin plante er bereits, nächstes Jahr in eine eigene kleine Wohnung hier in Charleston, West Virginia zu ziehen, um endlich vollständig unabhängig zu sein. Einen großen Unterschied zu seiner jetzigen Situation würde es nicht machen, trotzdem freute er sich unglaublich darauf. Dann würde er seinen Eltern zeigen können, wie viel er von ihrer halbherzigem Getue hielt und sie würden es für eine tolle Idee halten. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie sie ihn mit einem falschen Lächeln umarmten, genug Geld für den Monat überwiesen und ihn noch gespielt besorgt darum baten, sich zu melden, wenn er Probleme bekommen würde. Ja, das würde sicherlich zutreffen. Der Weg zur Schule ließ ihn mehrere Male beinahe ausrasten. Es war jedes Mal das Gleiche – immer wenn er verschlafen, die Zeit vergessen oder es einfach eilig hatte, waren die Straßen überfüllt. Frustriert klopfte seine Hand auf dem von Leder überzogenem Lenkrad herum, während seine Augen dauerhaft den Fokus zwischen der Ampel und seinem immer wieder klingelndem Handy wechselte.  Er runzelte die Stirn, wann immer er auf den grünen Hörer klickte, um abzuheben. Das Einzige, was man am anderen Ende hören konnte, waren verzerrte Stimmen, sowie ein lautes Rauschen, bevor erneut aufgelegt wurde. Merkwürdig. Die Nummer gehörte seiner Mutter, doch konnte er sich erstens nicht vorstellen, warum sie ihn früh morgens anrufen wollte und zweitens, dass der Empfang in einer Stadt wie New York schlecht war. Verwirrt schüttelte Eren den Kopf, ehe die Ampel grün schaltete und er etwas erleichtert aufseufzte. So vergaß er den Anruf seiner Mutter genauso schnell, wie er geschehen war. Inzwischen war der Braunhaarige zehn Minuten zu spät. Ein Rekord war diese Zeit trotzdem noch lange nicht. Beachtete man allerdings, dass er in der ersten Stunde Geschichte haben würde, waren diese paar Minuten kein wirklicher Verlust, im Gegenteil sogar. Das Einzige, was er an Geschichte gut fand, war, dass es der einzige Kurs war, den er mit Armin und Mikasa gleichzeitig hatte. Ansonsten war er immer alleine oder nur mit einem von ihnen in einem Kurs. Fünf Minuten später kam Eren endlich an seiner Schule an – Der Trost Highschool. Wahrlich kein schöner Ort, allerdings würde er die letzten zwei Jahre, die er hier verbringen musste auch noch überleben, zumindest hoffte er es inständig.  Das Auto schließend und seine Tasche schulternd bestritt er schließlich die wenigen Treppen zum Eingang, ehe er die Tür öffnete und durch das Gebäude schlurfte, um den Raum zu finden, in welchem der Geschichtsunterricht stattfinden würde.  Die steril aussehenden Gänge kotzten ihn schon nach wenigen Sekunden an, in denen er von ihnen umgeben war. Am Liebsten würde er sofort wieder abhauen, trotzdem zwang er sich dazu an die Tür mit der Aufschrift 23 zu stoppen und anzuklopfen. Anschließend trat er mit einem ironischem Lächeln auf den Lippen ein.  Mr. Bossard, der Lehrer, den Eren am Meisten auf dieser ganzen Welt verabscheute, stand gerade an der Tafel und schrieb irgendetwas über den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg an diese. Kurz blickte er mit seinen arrogant wirkenden Augen zur Tür und musterte den Teenager missmutig. Seine Lippen verzogen sich beinahe sofort zu einem schmalen Strich, als er schließlich von der Tafel abließ, um die Arme vor seiner Brust zu verschränken. „Sie haben sich also dazu entschieden, doch noch hier aufzutauchen, Mr. Jäger?“, fragte die Stimme seines verhassten Lehrers. Seine braunen Augen funkelten verächtlich auf, als sich das nur allzu bekannte Grinsen auf Erens Lippen schlich. Mit einem gespielt entschuldigendem Blick fuhr sich dieser über den Hinterkopf. „Ich konnte es nicht ertragen, Sie nicht zu sehen, Sir“, meinte der Schüler mit vor Sarkasmus triefenden Worten. In seinen grünblauen Augen blitzte der Schalk auf, während er hörte, wie ein paar Schüler im Hintergrund leise kicherten, darauf bedacht, nicht zu laut zu sein. Mr. Bossard war nämlich verdammt schnell reizbar. Die Miene des Lehrers wirkte voller Hass, als er Eren daraufhin mit eisernen Worten auf seinen Platz schickte. Dieser konnte nicht anders, als noch breiter grinsend dieser Aufforderung nachzugehen. So ließ er sich in der letzten Reihe neben Armin und Mikasa nieder, welche ihn bereits teils vorwurfsvoll, teils belustigt musterten.  Der Blonde beugte sich zu seinem Tisch hinüber, als Eren seine Sachen ausgepackt hatte und grinste ebenfalls ein lange. „Hast du gestern wieder zu lange The Witcher gespielt?“, stellte er amüsiert die Frage nach dem Grund für sein Zuspätkommen, obwohl sein schlauer Kopf bereits die Antwort kannte. „Mein Controller hat darum gebettelt, dass ich ihn nicht mehr loslasse“, erwiderte Eren leise lachend, woraufhin Armin einstimmte. Sein blonder Freund hatte ein schönes Lachen, wie der Größere von ihnen fand. Allerdings zeigte er es viel zu selten. „Jedenfalls“, setzte Mikasa von seiner rechten Seite an, „hast du nicht sehr viel verpasst.“ Eren glaubte ihr sofort und machte sich gleich dazu bereit, seinen Kopf in seinen Armen zu vergraben, um seinen verlorenen Schlaf nachzuholen. Ganz ehrlich, was sollte ihn auch an der amerikanischen Geschichte interessieren? Das war alles vorbei! Außerdem interessierte er sich nicht einmal für die Themen, die heute auf der Welt bestritten wurden, was sollte er dann mit solch einem Fach anfangen? Mehr als die erste und die Hälfte der zweiten Stunde vergingen ereignislos. Eren schlief, machte Witze über seinen langweiligen Lehrer oder unterhielt sich mit seinen Freunden darüber, was sie in der Mittagspause machen würden, bis plötzlich das monotone Gerede ihres Lehrers mit einem lauten Piepen unterbrochen wurde. Erst dachte Eren, dass es der Feueralarm war, bis das Geräusch auf einmal wieder stoppte. Sofort erwachten alle Schüler aus ihrem vor Langweile eingekehrtem Schlaf und sahen sich im Raum um, um die Herkunft des Geräusches ausfindig zu machen. Etwas verwirrt sahen Armin und Eren sich an, bis der Blonde plötzlich auf den Lautsprecher am anderen Ende des Raumes deutete, durch welches alle Räume mit dem des Direktors verbunden waren.  „Achtung, dies ist eine wichtige Durchsage“, kam es wenige Sekunden später bedrohlich klingend von ihrem schon etwas älterem Schuldirektor, während es im Raum unglaublich still wurde, sodass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Gebannt wartete jeder darauf, warum seine Stimme plötzlich so ernst war, wie noch nie zuvor. Die Atmosphäre wirkte voller nicht zu bändigender Spannung. „Ich muss euch alle bitten, ruhig in euren Klassenzimmern zu verharren. Auf den Schulfluren wurden gewalttätige, menschenartige -“, wollte er mit einer Mischung aus Sorge und Furcht erklären, als ganz plötzlich seine Rede gestoppt wurde. Man hörte lediglich ein lautes, markerschütterndes Schreien, welches alle Anwesenden geschockt die Augen aufreißen ließ. „Hilfe!“, erklang es panisch durch die Lautsprecher. Eren kam es so vor, als würde der gesamte Raum erzittern.  „Sie sind hier! Sie sind hier! Ich werde sterben, so hilft mir doch“, immer lauter werdende, von Panik erfüllte Schreie erklangen und ließen den Puls Erens mit einem Mal höher schlagen.  Genau das war der Moment, in dem diesem voller Angst bewusst wurde, dass die Lage nicht unter Kontrolle war. Sie waren nicht sicher.  Das war alles gelogen gewesen. Ein furchtbar dreiste, unglaubliche Lüge, welche Menschenleben kosten würde.  Immens viele Menschenleben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)