Aushilfe gesucht! MxM von NicoRomeo ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Nathaniel seufzte noch einmal. *„Was tue ich hier eigentlich?“* Er war aber zu dem Entschluss gekommen, dem Blondie zumindest eine Chance zu geben. Schließlich wollte er seiner Tochter helfen. Und wenn der junge Mann irgendetwas… versuchen würde, war er schneller aus der Tür, als er bis Drei zählen konnte. Ganz einfach. Der 35-jährige gab Rylan durch ein Handzeichen zu verstehen, dass er mit reinkommen sollte. Madeline saß wie gebannt am Tisch. Sie knabberte an ihren hellblau lackierten Fingernägeln. Als sie den 21-jährigen vor sich sah, setzte sie sich sofort gerade hin und warf sich, in der Hoffnung… verführerisch zu wirken, die langen, rotblonden Haare zurück. Der Familienvater schüttelte bloß den Kopf. Daran hatte seine Tochter gedacht? Die Haare gekonnt zu präsentieren, für so einen blonden Banausen? Und wann hatte sie das überhaupt gelernt? „Soll ich die Schuhe ausziehen?“, fragte Rylan höflich und musste über das Zurückwerfen der Haare innerlich schmunzeln. Irgendwie schien er bei kleinen Mädels immer gut anzukommen. Naja, schlecht oder unpraktisch war es eigentlich nicht… „Lassen Sie sie an.“ Nathans kühle Stimme holte ihn zurück. „Okay.“ Der junge Mann grinste wieder und eilte dann zu Maddy. Oh Backe, dieser Nathaniel war einfach total heiß. Mit seiner großen Statur, den vollen braunen Haaren und den fesselnden braunen Augen. Schön und gut, er war ein-zwei Jahre älter als er selbst, doch das störte den Nachhilfelehrer kein bisschen. Der goldene Ehering plagte ihn da mehr… Doch genug von gestandenen Hetero-Männern geschwärmt. Er musste der Kleinen hier was beibringen! *„Dem Großen würde ich auch mal gerne etwas Beibringen…“* „Also… wie wäre es, wenn du mir zunächst deine Unterlagen zeigst?“ Der Blonde legte nun seinen gesamten Fokus auf Maddy. So wie er von seiner Cousine gehört hatte, schien sie tatsächlich mehr als nur dringend Hilfe zu benötigen. Rylan hatte sich neben das Mädchen an den großen Küchentisch gesetzt. Sie hatte zunächst gar nicht zugehört. Sie war geblendet und fasziniert von den wunderschönen, blauen Augen ihres… Nachhilfelehrers. Ob er mal mit ihr ausgehen würde? Aber sie war erst 15… Bestimmt war Rylan schon weit über 18. Und mit Sicherheit hatte er längst eine Freundin. „Maddy?“ Rylan blickte erwartungsvoll zu dem Teenager. Nathan war bereits jetzt genervt. Er hatte die kleine Szene beobachtet und seine Tochter konnte sich so nie und nimmer auf den Unterricht konzentrieren. Insgeheim fragte er sich, was sie überhaupt an dem Blondie fand. Diese Haare schon… unglaublich. Viel zu auffällig. Und… affig. Sie waren hier doch nicht im Zirkus! Obwohl… manchmal kam er sich so vor. Musste er ja zugeben… „Ähm… Sorry! Klar, kannst du alles sehen!“ Madelines Gehirn hatte sich dem Anschein nach wieder angeschaltet. Sie kramte hektisch alle Schulhefte, die Bücher und ihren Ordner heraus und verstreute sie auf den Tisch. Der 21-jährige lächelte bloß und schlug das erste Heft auf. Er blätterte alles ruhig durch und nahm sich anschließend das zweite. „Willst du was trinken?“, fragte derweil die äußerst höfliche Madeline. Rylan verneinte dankend und wurschtelte sich weiter. Nathaniel hatte sich inzwischen ins Wohnzimmer gesetzt. Selbstverständlich so, dass er seine Tochter und den… Nachhilfelehrer… beobachten konnte. Vor ihm stand sein Laptop auf dem Tisch. Er hatte sich eine ganze Menge Arbeit mit nach Hause genommen. Sein Chef Smith sah das immer nicht so gerne. Schließlich brauchte er jemanden, dem er lästige Meetings aufdrücken konnte. Davon abgesehen, dass es eigentlich überhaupt nicht Nathans Job war, den Unterhalter für irgendwelche Manager zu spielen, holte auch er einige Dokumente aus seiner Tasche. „Also, ich denke, wir kriegen das hin.“ Rylan war positiv gestimmt und fischte ein leeres Heft aus seinem Rucksack hervor. „Wir sollten das ganze Thema noch einmal in Ruhe aufarbeiten, da ich gesehen habe, dass du den Anfang nicht richtig verstanden hast. Oder irre ich mich da?“ „Ja. Nein. Den Anfang… Voll schwer.“ Maddys Gehirn lief nur auf Sparflamme. Dementsprechend war ihr Wortschatz… beschränkt. Rylan spähte kurz zu Nathan, den er von seinem Platz aus ebenfalls fabelhaft sehen konnte. Ihre Blicke trafen sich für eine Millisekunde. Rasch lenkte der 35-jährige seine Konzentration auf die ellenlangen Tabellen vor ihm. *„Als ob ich mich hier jetzt auf die Kleine stürze… Er ist wirklich besorgt.“* Der Blondhaarige fand Nathan… großartig. Er konnte es nicht anders sagen. Trotzdem musste er hier jetzt die Fronten klären. „Hör zu, Maddy. Ich weiß, du hast nicht besonders viel Lust. Und sicher hast du auch andere Sachen im Kopf…“ *„Wie mich zum Beispiel.“* „Aber ich verspreche dir, es wird gar nicht so schlimm. Du musst Physik also ein bisschen mehr Aufmerksamkeit schenken. Kriegst du das hin?“ Maddy hatte sich, irgendwie ertappt, auf die Unterlippe gebissen. Langsam nickte sie verstehend. „Super. Nun, ich habe hier ein leeres Heft. Ich denke, das benutzen wir von jetzt an zum Lernen.“ Er schlug Maddys Schulbuch auf und fing an, ihr die Grundsätze, sowie einfachste Formeln zu erklären und sauber ins Heft zu schreiben. Die 15-jährige hatte sich vorgenommen, gut zuzuhören, damit Rylan stolz auf sie war und sie ihn beeindrucken konnte. Sie versuchte wirklich aufzupassen und sich nicht in seinen phänomenalen Augen zu verlieren. Allerdings verstand sie dennoch nicht alles. Der junge Mann war jedoch sehr geduldig und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Nach einer Stunde fingen sie an, gemeinsam eine einfache Aufgabe zu lösen. Nathan war derweil mit seiner eigenen Arbeit bestens vorangekommen. Hin- und wieder blickte er natürlich weiter zu seiner Tochter und dem Blondie. Da kamen plötzlich Angelica und Jolie herein. Das Au-Pair-Mädchen trug seine Kleine auf dem Arm. Jolie spielte fröhlich mit den langen, schwarzen Haaren der Älteren. „Entschuldigen Sie, ich möchte nicht stören, aber Sie wollte gerne zu Ihnen.“ Die 19-jährige sah schließlich, dass Nathan an seinen, für sie viel zu komplizierten, Tabellen saß. „Ich müsste auch kurz telefonieren, wenn es in Ordnung ist, Mr. Warner…“ „Schon gut.“ Nathaniel lächelte gutmütig, speicherte seine Arbeit und klappte den grauen Laptop zu. Er erhob sich von der Couch und nahm Jolie. „Daddy! Wer ist das?“, fragte die vierjährige neugierig und deutete auf Rylan. „Das ist nur ein… Herr… der deiner großen Schwester hilft“, beantwortete er ruhig die Frage. „Wieso?“ „Damit sie gut in der Schule ist und ein kluges Mädchen bleibt. So wie du, mein Schatz.“ Jolie schien sich glücklicherweise mit der Antwort zufrieden zu geben. Rylan, der gerade Maddy beim Lösen der Aufgabe über die Schulter blickte, drehte seinen Kopf zu Nathan und seiner kleinen Tochter. Er lächelte Jolie zu, die nun doch ein bisschen schüchtern geworden den Kopf zur Seite legte und sich an ihren Vater klammerte. Madeline knabberte derweil an ihrem Stift herum. „Ich verstehe das nicht, Rylan.“ Sein Name wurde unnötigerweise lang gezogen. Sofort war „Rylaaan“ an ihrer Seite und erklärte es nochmals, mit einer Engelsgeduld. Störenderweise klingelte Nathaniels Handy. Genervt nahm er den Anruf an und setzte Jolie vorsichtig auf dem Boden ab. „Hallo Mr. Smith. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich heute früher weg musste. Sie erhalten die neue Tabelle gleich.“ „Dad, geh‘ draußen telefonieren, ich muss mich konzentrieren!“, zickte Maddy lautstark. Sie brütete mittlerweile wieder über der Aufgabe und wollte sie diesmal gut bewältigen. Da er kein Wort durch Maddys Gezeter verstand, verließ Nathan tatsächlich den Raum. Die kleine Jolie tapste allerdings Schritt für Schritt zu dem fremden Mann und schien ihn weiterhin neugierig zu beobachten. Irgendwann war sie an seinem Stuhl angelangt. „Wer bist du denn? Du bist aber wirklich niedlich.“ Rylan wandte sich dem drolligen Mädchen zu und strich ihr über den Kopf. „Wie heißt du denn?“, wollte er wissen. Jolie spielte mit dem Saum ihres lila Kleidchens und schaute den Älteren nur mit ihren blau-grünen Augen an. „Das ist bloß meine kleine, nervige Schwester. Ignorier‘ sie einfach. Guck‘ mal! Ich bin fertig.“ Der Blonde drehte sich wieder zu Maddy, die seine Aufmerksamkeit suchte, und überprüfte die Aufgabe. Während er das tat, kletterte Jolie auf seinen Schoß. „Du hast lustige Haare!“ Jolie streckte ihre kleinen Händchen nach Rylans Strähnen aus. „Jolie will auch solche Haare!“, rief sie aufgeweckt. Der Blonde musste lachen. „Du heißt also Jolie?“, schlussfolgerte er. Diese nickte zaghaft. Rylan setzte sich das kleine Mädchen richtig auf seinen Schoß. „Ich glaube, dein Daddy wäre sehr böse, wenn du dir solche Haare machst wie ich.“ „Wieso?“, wollte Jolie gespannt wissen. -- Nachdem die zwei vereinbarten Nachhilfestunden fürs erste rum waren, war Maddy nicht ganz so erleichtert, wie sie wohl gestern noch angenommen hatte. Zum Glück war zumindest Angelica irgendwann wiedergekommen und hatte Jolie vom Schoß ihres sexy Nachhilfelehrers genommen. Da würde sie auch gerne sitzen… Ihr Vater hatte nur wie ein Auto geguckt, als das Au-Pair-Mädchen ihm erzählt hatte, dass Jolie alleine auf Rylans Schoß gegangen war. „Kann er Morgen wieder mit mir lernen, Dad? Du weißt, ich habe die Klausur!“ Die Schülerin setzte erneut ihren Hundeblick auf. Selbstverständlich erinnerte sie ihren Vater pflichtbewusst daran, dass ja die wichtige Arbeit anstand… Nathan schaute von Rylan zu Maddy und wieder zurück. Er überlegte angestrengt und fasste den Entschluss, den jungen Mann mindestens für Morgen nochmal hier her kommen zu lassen. Danach würde ihm vielleicht etwas Besseres einfallen. „Meinetwegen. Können Sie da, Bennett?“ Rylan nickte. „Dieselbe Zeit?“ Diesmal war es an Nathan, zustimmend den Kopf zu bewegen. Toll fand er das ganze dennoch nicht. „Also, wie viel kriegen Sie?“ Nathaniel ging zu seinem Aktenkoffer und suchte seine Geldbörse. „16 $. Die erste Stunde ist immer kostenlos.“ Rylan hatte inzwischen wieder ein umwerfendes Lächeln aufgesetzt. An Nathan schien es allerdings wie an einer Wand abzuprallen. Er reichte dem Blonden das verlangte Geld. „Gut, danke. Bis Morgen dann. Maddy, sieh‘ dir bitte noch einmal alles an, was wir heute gemacht haben, ja? Und am besten probierst du dich an Nummer 4.“ „Na klar! Mache ich.“ *„Nur für dich.“* Nathan hielt Blondie demonstrierend die Tür auf. Nun war es aber wirklich gut! Dieser trat dann auch nach einem letzten Abschiedsgruß… und Zwinkern hinaus. Vielleicht sollte Nathan ihm lieber einen Augenarzt bezahlen? Schließlich musste was bei Blondie nicht stimmen! Draußen angekommen fuhr dieser sich durch sein Haar. Dann zündete er sich eine Zigarette an. Die brauchte er nämlich dringend. Plötzlich hupte es. „Ry, dein Taxi ist da!“, rief sein Kumpel Danny und stand mit seinem uralten Cabrio vor ihm. Er winkte lässig. „Hey super, ich muss nicht gehen!“ Rylan grinste und lief auf den Wagen zu. Ohne die Tür zu öffnen und trotz Zigarette und Rucksack, warf er sich durch einen gekonnten Sprung hinein. „Angeber“, ließ Danny verlauten. -- Maddy lungerte am Fenster. Die sportliche Vorstellung von ihrem ultrageilen Nachhilfelehrer hatte sie mitbekommen. „Er ist so unglaublich toll! Und seine Haare! Ich liebe sie!“ Wie ein kleines Känguru hüpfte sie umher. Ihre Herzchen-Augen hatten sich erneut bemerkbar gemacht. Den alleinerziehenden Vater, der nun auf seine Tochter zukam, hätten sie beinahe umgeworfen. „Oh Gott, was ziehe ich Morgen nur an?“, murmelte sie leise vor sich hin. „Am besten einen Wintermantel“, knurrte Nathan sauer. Dieser Mistkerl wagte es auch noch, sich wie ein drittklassiger Schauspieler aus einem Action-Film sich in so ein schäbiges Auto zu schwingen. Er hatte doch spitz gekriegt, dass Maddy heiß auf ihn war. Vielleicht machte ihn das ja an? So angehimmelt zu werden? Dabei hatte er während des Unterrichts gedacht, dass er gar nicht so schlecht wäre, wie zu Anfang angenommen. „Maddy, hör‘ auf, ihn auf Facebook zu suchen. Zeig‘ mir lieber dein Heft. Ich möchte gerne sehen, was ihr da die ganze Zeit geschrieben habt.“ Die 15-jährige, die gerade dabei war, das bekannte Portal nach Rylan zu durchforsten, erhob sich nur missmutig von ihrem Stuhl. Ohne ihren Vater anzusehen, hielt sie ihm das Heft hin. Freundlicherweise mit den Worten „Von Physik hast du doch auch keinen Schimmer!“ „Sicherlich ein ganzes Stück mehr als du, Fräulein.“ Maddy hörte kaum hin und suchte lieber weiter nach ihrem Schwarm. Sie tippte sich auf ihrem Smartphone beinahe die Finger wund. „Aaaaah, ich habe ihn!“ Maddy brach in, beinahe hysterisches, Gelächter aus. *„Ach. Du. Scheiße.“* Er verteufelte diese Naomi Price, die krank geworden war und normalerweise für seine Tochter zuständig gewesen wäre. Maddy bemerkte zuerst gar nicht, wie ihr Vater das Heft an sich genommen und sich neben sie gesetzt hatte. Prüfend scannten seine Augen das Profil von Rylan ab. Sein öffentliches Foto zeigte ihn charmant lächelnd mit einer abgewetzten Gitarre. Sehr spektakulär… Und natürlich nicht zu vergessen: Laut seinen Angaben war er „Single“. „Dad, was machst du denn?! Musst du nicht ganz wichtig telefonieren oder so?!“ Entrüstet stand das Mädchen auf und verschwand in ihr Zimmer. „Verdammt.“ Nathaniel war noch nicht fertig mit seiner „Inspektion“ gewesen und er selbst besaß keinen Account. *„Na, was soll’s. Wenn sie wieder eine Sechs schreibt, werfe ich ihn höchstpersönlich aus dem Haus. Dann hat die Schwärmerei ruckzuck ein Ende.“* „Daddy, spielst du mit mir?“ Jolie blickte ihn mit großen Augen an und hielt ihm eine ihrer geliebten Puppen entgegen. „Wie wäre es, wenn wir Angelica gleich fragen? Daddy muss noch ein bisschen am Computer arbeiten.“ „Nein, Daddy soll mit mir spielen!“ Nathan seufzte und nahm die Puppe an sich. Angelica gesellte sich zu ihnen. Als er die Schritte der 19-jährigen vernahm, drehte er sich sofort zu ihr um. „Wie geht es ihm?“ „Nicht besonders gut, aber danke.“ Angelica zwang sich zu einem Lächeln. „Ich mache mal für uns Essen, in Ordnung?“ Dem Controller tat es unendlich leid. Er nickte bloß. Bei solch traurigen Dingen wusste er meist selbst nicht, was er sagen sollte. Und vielleicht wurde Angelicas Großvater wieder gesund… -- Als das Essen fertig war, klopfte Nathan an das Zimmer seiner älteren Tochter. Eine Antwort erhielt er allerdings nicht. Man konnte eindeutig hören, dass sie telefonierte. Wahrscheinlich mit ihrer besten, durchgeknallten Freundin Samantha. „Ja, er ist total heiß, wenn ich es dir doch sage! Und seine Haare! Und er hat eine so sexy Stimme. Ja, ich weiß, dass du nicht auf Blonde stehst. Sollst du auch gar nicht, er gehört mir, Sam! Nein, ich traue mich doch nicht, ihm Freundschaft anzubieten. Sag‘ mir lieber, was ich Morgen anziehen soll… Okay, ja, die Hotpants, die wir zusammen gekauft haben… Mein Dad würde durchdrehen. Hoffentlich ist er Morgen wieder auf seiner bescheuerten Arbeit. Sam? Bist du noch dran?“ Verwundert schaute die 15-jährige auf ihr eigenes Festnetztelefon. Das kleine Display war ausgegangen. „Madame, du wirst sicherlich keine Hotpants anziehen. Und ich muss dich enttäuschen. Ich werde Morgen nun erst recht nicht auf meiner ‚bescheuerten Arbeit‘ sein.“ Nathan war stinksauer. So stinksauer, dass er einfach den Stecker vom Telefon gezogen hatte. Es reichte schon, dass sein Chef ihn ständig wie einen Lakaien behandelte. Da ließ er sich sicherlich nicht noch mehr von seiner Tochter an der Nase herumführen. Entsetzt starrte diese ihn an. „Du hast mich belauscht?! Sowas macht man nicht, Dad! Und ich meinte das nicht so, wegen deines Job… Tut mir ehrlich leid!“ „Spar‘ es dir, Madeline. Du wirst Morgen sicher nicht mit ihm alleine sein. Und vermutlich hast du es immer noch nicht richtig verstanden: Er ist hier, um mit dir für die Schule zu lernen. Alles andere ist für dich tabu.“ „Angelica ist doch da! Und klar, weiß ich, dass wir üben sollen, ich bin nicht doof!“ „Falsch. Wie ich dich jetzt vielleicht erinnern darf, ist sie Morgen bei einer Freundin. Und es ist ja schön, dass du nicht doof bist. Dann beweise es mir auch und streng‘ dich ein bisschen an. Ach, und mach‘ bitte die Aufgabe, die er dir aufgetragen hat.“ Man hörte Angelica rufen, dass das Essen fertig war. „Aber erst, ab: Hände waschen und Abendbrot essen!“ „Du behandelst mich wie ein Kind, Dad!“, beschwerte sich Maddy, gehorchte aber ausnahmsweise. Nachdem der ganze Schulkram auch fürs erste beiseite getan wurde, konnten sie endlich speisen. -- Nach einer kleinen Bandprobe kamen Rylan und sein Mitbewohner Danny bei sich zu Hause an. Sie stellten schnell fest, dass ihr dritter Kollege Jeremias, von allen meist nur „Jewel“ genannt, fehlte. „Wo ist denn unsere kleine Lieblings-Zicke?“, fragte Rylan und öffnete ihren gemeinsamen Kühlschrank. „Anscheinend weg. Ist doch gut. Wenigstens hat er vorher hier ein bisschen abgespült.“ Danny lachte und stellte sich neben Ry, um ebenfalls nur in gähnende Leere zu starren. „Pizza?“, fragte der Nachhilfelehrer seinen besten Freund. „Och, wieso Geld ausgeben. Wir haben hier doch so eine große Auswahl…“ Danny präsentierte feierlich, wie ein Verkäufer, die leeren Fächer. „Du weißt, dass du mit Einkaufen dran warst?“ Rylan ignorierte die alberne Show und wollte lieber eine Antwort… oder etwas Essbares. Im Notfall würde er sich auch mit dem gutaussehenden Nathan begnügen... „Ich war eben… sehr beschäftigt. Stellas Bedürfnisse sind nicht so einfach zu stillen…“ „Ach, komm.“ Rylan lachte. „Okay, du hast gewonnen, ich bestelle die Pizza und Morgen gehe ich gleich los.“ -- Gesagt getan. Nachdem sie endlich mit Essen versorgt waren, chillten sie beide gemütlich auf der Couch. Nebenbei lief irgendeine dämliche Serie. „Wie war es denn so? Du hast die ganze Zeit so dumm gegrinst. Ist die Kleine heiß?“ Danny war neugierig geworden. „Sie ist 15. Willst du in den Knast?“, fragte Rylan und verschlang ein leckeres Stück Pizza. „Nicht unbedingt.“ Danny grinste. Plötzlich öffnete sich die Tür und herein gepoltert kam… Jewel. Der Lilahaarige war am Schniefen und stürzte sich gleich zu den zweien. „Ich hasse Männer!“, rief er entschieden aus. „Und da kommst du zu uns, um dich auszuweinen?“, kam es von Danny. Rylan grinste. „Klappe, ich brauche jetzt eine starke Umarmung!“ Jewel kuschelte sich an seine Mitbewohner und legte seine dünnen Arme um beide. „Was ist denn passiert?“, wollte Ry wissen. „Dieser Widerling Trevor hat mich betrogen! Danny, du bist doch groß und stark, kannst du ihn nicht für mich verprügeln?“ Augenklimpernd wurde der Schwarzhaarige angesehen. „Ich fass‘ den Guten sicher nicht an. Lass‘ das mal Rylan machen.“ „Wieso ich? Ich pack‘ den auch nicht an!“ Jewel erhob sich beleidigt. „Ihr seid ja tolle Freunde!“ Eingeschnappt zog er von dannen. Vorher stahl er sich allerdings noch dreist das letzte Stück Pizza. Okay, konnte also nicht ganz so schlimm sein, wenn er das verputzen konnte… Rylan wartete, bis die Dramaqueen in ihrem Zimmer verschwunden war. „Weißt du, wen ich viel lieber anpacken würde?“, flüsterte er verheißungsvoll. „Spuck‘ es aus!“ Der ebenfalls 21-jährige Danny war ganz Ohr. „Den Vater von der Kleinen, der ich Nachhilfe gebe.“ „Du machst einen Scherz?“ „Nein, der ist unheimlich attraktiv.“ „Was mache ich hier eigentlich mit euch? Jewel mit seinen ständigen ‚Problemen‘ und du… musst dir immer Unerreichbare suchen. Der ist doch sicher eine Million Jahre alt.“ „Blödsinn! Würde doch sonst auch keinen Spaß machen oder?“ Rylans Augen blitzten und er zwinkerte seinem Kumpel verschwörerisch zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)