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Zeiten des Schreckens

von

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Einweisung

Bartemius Crouch Senior saß an einem wuchtigen Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer und war damit beschäftigt, die Formulare auszufüllen, die sich vor ihm stapelten.

Ihm gegenüber stand sein Sohn. Schweigend sah dieser zu seinem Vater und hasste sich für die Angst, die ihn Zeit seines Lebens seiner Stimme beraubt hatte, wenn er unangenehme Dinge im Beisein seines Vaters ansprechen musste. Nachdenklich folgten seine Augen der Feder, die nur so über das Pergament zu fliegen schien, während er Mut sammelte.

„Vater“, sagte er schließlich. „Es gibt noch etwas anderes, das ich ansprechen wollte.“

Mr Crouch machte sich nicht die Mühe aufzusehen. Er machte sich nicht einmal die Mühe, in seiner Arbeit innezuhalten. Einzig ein Brummen gab Barty zu verstehen, dass er weitersprechen sollte.

„Ich hatte überlegt, mir eine Wohnung in London zu suchen. So wäre ich näher am Arbeitsplatz…“ …und hätte mehr Möglichkeiten, mich mit den anderen zu treffen, fügte er in Gedanken hinzu.

Das Kratzen des Federkiels erfüllte die eingetretene Stille, in der Bartys Worte langsam ihre Bedeutung entfalteten.

Plötzlich sah Mr Crouch auf. „Kommt nicht in Frage!“

„Aber, Vater, ich-“

„Es gibt keinen Grund, warum du nach London ziehen solltest. Hier bist du am sichersten. Also mach dich nicht lächerlich.“

Barty fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Wut brodelte in ihm auf und es kostete ihn größte Beherrschung, seinen Vater nicht hasserfüllt anzufunkeln.

„Aber ich möchte anfangen, mir ein eigenes Leben aufzubauen. Ich…“

„Hast du mir nicht zugehört?“, donnerte sein Vater. „Ich sagte nein!“

Trotzig erwiderte Barty den Blick Mr Crouchs, dessen Augen hervorzuquellen begannen — ein sicheres Zeichen, dass es nicht mehr lange bis zu einem Wutanfall dauern konnte. Doch das war Barty in dem Moment egal.

„Warum?“, stieß er heftig hervor. „Warum kann ich mir nicht einfach mein eigenes Leben aufbauen? Ich bin gut, ich bin richtig gut. Ich kann mich verteidigen.“

„Du bist lange noch nicht gut genug“, knurrte Crouch. „Ich will nicht, dass irgendwelche Todesser meinem törichten Sohn auflauern und ihn womöglich noch unter den Imperius-Fluch stellen.“

Barty wollte gerade erwidern, dass es dazu nicht kommen würde, da fuhr sein Vater bereits fort: „Ich habe dir eine wichtige Stelle gegeben. Du hast Zugriff auf Informationen, die sehr wertvoll für dieses abscheuliche Pack sind. Es wäre leichtsinnig, dich ihnen so auszuliefern.“

Für einen ganz kurzen Moment war Wärme in ihn gekrochen. Wärme, die sofort wieder erstarb, als sich Barty den eigennützigen Hintergedanken seines Vaters ins Gedächtnis rief. Ja, er hatte eine gute Position im Ministerium erhalten. Das jedoch nur weil sein Vater niemandem mehr über den Weg traute und glaubte, dass er in ihm einen willenlosen Untergebenen hatte, der voll und ganz nach seiner Pfeife tanzte.

Ausdruckslos sah Barty zu seinem Vater und senkte den Kopf. „Entschuldige“, sagte er darum bemüht, seine Stimme reuevoll klingen zu lassen. „Du hast recht. Ich habe nicht nachgedacht.“

Mr Crouch nickte nur kalt und widmete sich wieder den Pergamentrollen, die seinen Arbeitsplatz überfüllten. Nachdem sich die Angelegenheit geklärt hatte, war Barty Luft für ihn.
 

Verdrossen verließ Barty das Zimmer seines Vaters, wobei er mit Mühe den Drang unterdrückte, die Tür hinter sich zuzuknallen. Stattdessen lief er mit zusammengebissenen Zähnen und geballten Fäusten den Flur entlang und wünschte diesem Mistkerl die schrecklichsten Dinge an den Hals. Die Gewissheit, dass er eines Tages Rache nehmen konnte, schenkte ihm in diesem Moment wenig Beruhigung.

„Barty?“, ertönte da die Stimme seiner Mutter.

Barty hielt zögernd inne. Er befand sich im kalten Foyer und hatte gerade die große Treppe hinaufgehen wollen, um sich in sein Zimmer zurückzuziehen. Seine Mutter trat aus dem Flur hervor und näherte sich ihm vorsichtig. Er bewegte sich nicht vom Fleck; er hatte ihr den Rücken zugekehrt, während sein Blick zur Haustür wanderte.

„Sei deinem Vater nicht böse.“

Schnaubend fuhr er herum. „Lass mich in Ruhe!“, sagte er kalt und lief wütend weiter. Er hätte gar nicht erst stehen bleiben sollen. Was wusste seine Mutter denn schon?

„Warte, Barty!“

Das Klappern von Mrs Crouchs Absätzen erfüllte das Haus, als sie hastig ihrem Sohn hinterher lief. Im letzten Moment hielt Barty sich davon ab, seine Zimmertür vor der Nase seiner Mutter zuschlagen zu lassen.

„Was ist?“, fuhr er sie gereizt an, während er so tat, als wäre er mit den Pergamenten auf seinem Schreibtisch beschäftigt.

„Barty, hör mir zu, es ist meine Schuld. Ich habe mit deinem Vater über deine Pläne gesprochen.“

Barty horchte auf. Alles in ihm versteifte sich.

„Ich habe mir Sorgen gemacht, dass das Ganze vielleicht etwas übereilt ist“, sagte sie. „Es sind schreckliche Zeiten. Und wie dein Vater sagt, bist du ein perfektes Angriffsziel für die Todesser. Dein Vater und ich sind uns deshalb einig, dass es das Beste für dich ist, wenn du noch eine Weile hier wohnst.“

„Glaubst du wirklich, dass die Todesser nicht auch andere Wege finden würden, um an mich heranzukommen?“, fragte Barty und konnte nicht verhindern, dass sich etwas von dem Spott, den er für das lächerliche Verhalten seiner Mutter empfand, in seine Stimme schlich. „Außerdem kann ich mich gut selbst verteidigen.“

„Das weiß ich doch, aber alles, was dir auch nur ein bisschen mehr Schutz gewähren könnte, solltest du in Anspruch nehmen.“ Seine Mutter klang mit einem Mal flehentlich. „Bitte, sei nicht leichtsinnig. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustößt.“

Ihre Stimme brach, was Barty dazu veranlasste aufzusehen.

Der Anblick seiner zierlichen Mutter, die vergebens versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie besorgt sie um ihn war, berührte etwas in ihm. Er spürte, wie sein Zorn schwand, obwohl er stur versuchte daran festzuhalten.

„Der Krieg wird immer schlimmer … Ich möchte dich nur beschützen können.“

Barty ließ von seiner vorgespielten Tätigkeit ab. Wie von selbst setzte er einen Fuß vor den anderen und nahm seine Mutter in den Arm.

„Ich weiß“, sagte er langsam. „Und ich werde gut auf mich aufpassen, das verspreche ich dir.“

Vorsichtig löste sie sich wieder von ihm. Ihre grauen Augen schimmerten verdächtig feucht, während sie ihn mit einem schwachen Lächeln ansah. „Tu es für mich, ja?“

„In Ordnung“, murmelte Barty und wandte sich wieder ab. Was hatte er auch für eine andere Wahl?
 

~*~
 

„Ignorier doch einfach den alten Knacker“, meinte Rabastan achselzuckend, als er und Barty wenig später durch die Winkelgasse schlenderten. Nichts erinnerte mehr an die einst so bunte und belebte Einkaufsstraße. Viele Geschäfte waren geschlossen. Die dicken Holzbretter, mit denen die Fenster vernagelt waren, kündeten von tragischen Schicksalen, die die Geschäftsbesitzer nur allzu wahrscheinlich ereilt hatten. Überall lagen alte Flugzettel mit Sicherheitshinweisen des Zaubererministeriums verteilt und verrotten dahin; niemand machte sich die Mühe, für Sauberkeit zu sorgen. Nicht wenn sich ohnehin kaum eine Menschenseele auf die Straße hinaus traute.

„Das kann ich nicht“, antwortete Barty frustriert. „Noch nicht“, fügte er grimmig hinzu. „Ich muss nach seiner Pfeife tanzen, sonst kommt Verdacht auf.“

„Dann beschwer dich nicht“, entgegnete Rabastan leichthin.

Verärgert vergrub Barty die Hände in den Taschen seines Umhangs. Rabastan hatte leicht Reden! Seine Familie hatte von Anfang an mit den Idealen des Dunklen Lords sympathisiert. Er musste sich nicht mit einem Fanatiker herumschlagen, der den eigenen Sohn unter totaler Kontrolle haben wollte.

„Es ist nur so ungerecht“, stieß Barty hervor. „Ich kann machen, was ich will; er würde mir nie zuhören, geschweige denn einen Gefallen tun. Ich will endlich tun können, was ich will!“

„Sieh es mal so, im Moment verarschst du den Alten nach Strich und Faden und leistest dem Dunklen Lord gute Dienste“, wandte Rabastan ein und bog in die Nokturngasse. „Eigentlich willst du doch genau das machen.“

„Schon“, stimmte Barty dem Älteren widerwillig zu.

„Na also.“ Rabastan grinste. „Der Rest kommt noch. Du solltest einfach nicht so ungeduldig sein.“
 

Sie hatten ein unscheinbares Geschäft erreicht, das sich tief in die Schatten der anderen Häuser geduckt hatte. Ein leises Bimmeln ertönte, als sie die Ladentür aufstießen. Durch die dreckigen Fenster fiel nur wenig Licht in das vollgestellte Innere und machte aus vielen der unheimlichen Gegenstände gefährliche Stolperfallen.

„Ah die beiden Herren sind gekommen“, ertönte eine kratzige Stimme und ein dürrer Zauberer trat hervor.

Barty neigte unwillkürlich den Kopf, sodass sein Gesicht noch weiter unter seiner Kapuze verschwand. Er hatte zwar sein Äußeres verändert, doch fühlte er sich so sicherer. Die wenigsten durften von seiner geheimen Existenz als Todesser erfahren.

„Ja, da sind wir“, übernahm Rabastan das Wort. Dann zog er seinen linken Ärmel hoch und zeigte das Dunkle Mal. „Wir sollten keine Zeit verlieren.“

Der Zauberer, bei dem es sich um den Geschäftsführer Wilf Stroud handelte, nickte und bedeutete den beiden, ihm zu folgen. Sein Blick huschte flüchtig zu Barty, doch wusste er es besser, als den Unbekannten neugierig in Augenschein zu nehmen.

Sie betraten ein kleines, staubiges Hinterzimmer, das in einen geräumigen Keller führte. Rabastan murmelte leise unverständliche Worte und zog anschließend ein kleines Gerät hervor, dessen Zeiger schwerfällig tickte.

„Traust uns nicht, was?“, ertönte plötzlich eine kehlige Stimme.

„Sicher ist sicher“, entgegnete Rabastan, während er zufrieden das faustgroße Gerät verstaute. Barty wusste, dass er damit sämtliche Überwachungszauber kontrollieren konnte, die auf diesem Raum lagen. Und wie es schien, waren sie dort unten vor jedem unwillkommenen Zuhörer sicher.

„Also nimm’s mir nicht übel, dass ich unsere Schutzvorrichtung selbst noch mal gecheckt habe“, fuhr Rabastan fort und trat weiter in den Keller hinein.
 

Schwere Kisten sowie allerlei kuriose Gegenstände waren achtlos an die Seite geschoben worden, um in der Mitte des Raums für einen hölzernen Tisch Platz zu schaffen. Zwei Gestalten saßen bereits dort, von der sich eine erhob und nun auf Rabastan zuschritt.

„Besser ist’s wohl“, brummte Antonin Dolohow und klopfte Rabastan grüßend auf die Schulter. Dann wanderte sein Blick zu Barty. Ein abschätziges Lächeln erschien in dem langen Gesicht, das merkwürdig verzerrt wirkte, und er nickte dem jungen Todesser nach einer kleinen Pause knapp zu.

„Ich werde die Herrschaften nun in Ruhe lassen“, erklärte der dürre Zauberer.

„Wenn’s was Verdächtiges gibt, sagst du sofort bescheid, ansonsten läuft alles wie gehabt, verstanden?“

Wilf Stroud nickte ehrerbietig.

„Gut, dann geh!“, befahl Dolohow und sah zu, wie die dürre Gestalt die Treppe hinauf verschwand. Mit einem lässigen Wink seines Zauberstabs verschloss er die Tür und wandte sich anschließend wieder an Barty. „Nette Verkleidung“, grinste er.

Barty schnaubte verdrossen. „Reine Vorsichtsmaßnahme“, entgegnete er, wobei er die störende Kapuze endlich absetzte. Statt seines strohblonden Haars quollen dunkelbraune Locken hervor, die ihm unordentlich in das blasse Gesicht fielen. Er hatte dafür gesorgt, dass seine Sommersprossen verschwunden waren und seine normalerweise gerade Nase größer und knubbeliger aussah. Dunkle Bartstoppeln vervollständigten seine Tarnung.

„Das ist wirklich eine außergewöhnlich gelungene Verkleidung“, meldete sich da die vierte Person im Raum. „Hätte nicht gedacht, dass ich hier Crouchs Sohn vor mir stehen hab.“

Barty spähte an Dolohow vorbei und erkannte ein vertrautes pockennarbiges Gesicht im schwachen Kerzenschein. „Rookwood?“, flüsterte er und schaffte es nicht ganz, sein Erstaunen zu verbergen.

„Tja“, lächelte Rookwood. „Nicht jeder ist das, was er zu sein scheint“, und zwinkerte Barty zu.

Noch immer verblüfft darüber, einen Unaussprechlichen der Mysteriumsabteilung vor sich sitzen zu haben, tat es Barty Rabastan und Dolohow gleich und nahm an dem Tisch Platz. Dabei konnte er nicht den Blick von Rookwood abwenden. Wie hatte ihm nie auffallen können, dass es sich bei ihm um einen Todesser handelte? Er war ihm schon unzählige Male auf irgendwelchen Feierlichkeiten des Ministeriums begegnet. Und trotzdem hatte er ihn auf den wenigen Anlässen des Dunklen Lords nie bemerkt.
 

„Kommen wir zur eigentlichen Sache“, begann Dolohow unwirsch und hatte damit wieder Bartys Aufmerksamkeit auf sich gezogen. „Mit deiner neuen Stellung im Ministerium haben wir eine weitere wichtige Informationsquelle gewonnen. Der Dunkle Lord wünscht, dass du dich deswegen bedeckt hältst und fürs erste nur Informationen in unmittelbarer Reichweite beschaffst, verstanden?“

Für einen Augenblick spürte Barty einen Stich; zu gerne hätte er diese Anweisung von seinem Herr und Meister persönlich gehört. Doch wer war er, dass er sich das verdient hatte? Nein, er würde weiterhin hart arbeiten müssen, um sich der Aufmerksamkeit des Dunklen Lords gewiss zu sein. Entschlossen nickte Barty. „Ich habe verstanden.“

„Ich werde es so einrichten, dass wir uns im Ministerium das ein oder andere Mal über den Weg laufen. Alles Wichtige kannst du mir dann übermitteln“, fuhr Rookwood fort. „Du befindest dich auf einer gefährlichen Position, da wir bisher niemanden in die Strafabteilung einschleusen konnten - bis jetzt.“ Ein Grinsen breitete sich in Bartys Gesicht aus. „In den anderen Abteilungen kannst du damit rechnen, dass wir Verbündete haben.“

Rookwood fuhr fort zu erklären, wer sich bisher unter dem Imperius-Fluch befand und wer bereits auf deren Seite stand.

„Es ist trotzdem wichtig, dass du keinen Verdacht erregst. Die wenigsten sollten von deiner Identität erfahren, deshalb wird Rookwood deine einzige Kontaktperson sein“, mischte sich Dolohow ein.

Wieder nickte Barty ernst. Er spürte, wie sich Aufregung in seiner Magengegend rührte. Endlich hatte er die Möglichkeit bekommen, seine Künste voll und ganz in den Dienst des Dunklen Lords zu stellen!

„Ansonsten werden wir uns regelmäßig treffen, wenn dein alter Herr das zulässt“, ergänzte Rabastan der Form halber. „Treffpunkt ist entweder das Anwesen meines lieben Bruders oder hier. Wilf wird uns keine Probleme machen, dafür haben wir gesorgt.“

„In Ordnung.“ Es kostete Barty Mühe, seine aufkommende Freude so weit zu unterdrücken, dass er weiterhin einen gewissenhaften Eindruck machte. Viel zu lange hatte er diesen Moment herbeigesehnt, in dem er voll und ganz in die Machenschaften der Todesser involviert sein würde. Und nun war er endlich gekommen! Aufmerksam verfolgte er die weiteren Pläne, die Dolohow ihnen vorlegte. Es war von einem Angriff auf ein Muggeldorf die Rede, den Dolohow und Mulciber leiten würden. Rabastan sollte mit Rodolphus und Bellatrix in der Zeit mögliche Auroren ablenken, die kommen könnten. Barty spürte, wie Enttäuschung in ihm aufwallte. Zu gerne wäre er bei so etwas dabei, doch das würde warten müssen. Ihm standen andere Aufgaben bevor.
 

Nachdem alles besprochen worden war, machte sich Rookwood als Erster auf den Weg zurück. Wenig später folgte ihm Dolohow, womit Barty und Rabastan allein in dem Keller blieben. Sie hatten noch gut zehn Minuten Zeit, bis sie wieder hinaus auf die Straßen gehen konnten, alles andere hätte für einen eventuellen Beobachter verdächtig ausgesehen.

„Ach ja, ich soll dir von Bella ausrichten, dass du sobald wie möglich mal vorbei schauen sollst“, sagte Rabastan auf einmal in die Stille hinein.

Überrascht sah Barty auf. „Warum?“, rutschte es ihm heraus.

„Hat irgendwas mit deiner neuen Aufgabe zu tun. Ich glaube, es geht um Okklumentik — zumindest scheinst du das nicht gerade zu beherrschen.“

„Ich hatte bisher auch keine Gelegenheit, das vernünftig zu lernen“, murmelte Barty zu seiner Verteidigung.

Rabastan grinste. „Glaub mir, es gibt nicht viele, die das wirklich können oder davon wissen. In deiner Position wär’s nur ganz gut, wenn du’s beherrschst … Kann mir denken, dass du im Moment noch wie’n Buch zu lesen bist — sonst hättest du mehr Probleme gehabt, in unseren engen Kreis zu kommen.“

Barty spürte eine heiße Welle in sein Gesicht schießen. Rabastan hatte recht. Er hatte kein Geheimnis daraus gemacht, wie viel ihm daran lag, dem Dunklen Lord zu dienen und dass er ganz und gar nicht nach seinem Vater, diesem Blutsverräter, kam.

„Das war ja dann gut so, oder?“, erwiderte er schließlich patzig. „So weiß der Dunkle Lord immerhin, dass ich mit den besten Absichten in seine Dienste getreten bin.“

Rabastan lächelte amüsiert. „Deine feinen Noten, die du in Hogwarts bekommen hast, werden dir in der Realität nicht weiterhelfen. Das solltest du dir hinter die Ohren schreiben.“

Barty schnaubte nur und wandte den Blick ab. Er wollte nicht zugeben, wie wenig er die Wahrheit akzeptieren wollte: Ihm fehlte es nach wie vor an Übung und Erfahrung.
 

Die beiden Todesser verfielen in Schweigen. Angespannt starrte Barty ins Leere, während in seinen Augen wilde Entschlossenheit loderte, seinen guten Schulleistungen gerecht zu werden. Rabastan indessen hatte gelangweilt die Füße auf den Tisch gelegt und kippelte mit seinem Stuhl, während er darauf wartete, dass sie endlich aus diesem Loch gehen konnten.

Plötzlich trat ein hinterhältiges Grinsen in sein Gesicht und ehe Barty es sich versah, hing er kopfüber in der Luft.

„Was soll das?“ Aufgebracht funkelte er Rabastan an, der nach wie vor in dem Stuhl lümmelte und nun ein süffisantes Lächeln im Gesicht trug.

„Ich helfe dir“, erklärte er und befreite Barty von dem Fluch. „Du solltest wachsamer sein. Außerdem lassen deine Reflexe wirklich zu wünschen übrig.“

„Ach ja? Wenn ich gew-“

„Nichts da! Stell dir mal vor Auroren wären hereingekommen, was hättest du dann gemacht?“

Barty verstummte. „Dann wäre ich vorgewarnt gewesen“, sagte er leise.

„Wirklich?“

„Nein“, gab Barty widerwillig zu. Wenn sie vorher die Überwachungszauber entkräftet hätten und mit einem Fluch hereingeplatzt wären, der ihre Geräusche verschluckt hätte, dann wäre er nicht vorgewarnt gewesen. Aber trotzdem … Er hatte wenig Lust, sich in diesem Augenblick von Rabastan vorführen zu lassen. Sie beide wussten, wie unwahrscheinlich dieser Fall gewesen wäre. Keiner von ihnen wäre darauf vorbereitet gewesen; dafür fühlten sie sich zu sicher.
 

Konzentriert holte Barty Luft, wobei er immer noch vorgab, darüber zerknirscht zu sein, dass Rabastan ihn bei seiner Nachlässigkeit ertappt hatte.

„Gut, dann hast du heute wieder etwas Wichtiges gelernt. Was dich freuen müsste, du lernst doch so gerne“, fuhr Rabastan grinsend fort. Doch seine Selbstgefälligkeit erstarb augenblicklich, als er bemerkte, dass er sich nicht mehr fortbewegen konnte. „Trolldreck!“, fluchte er. Finster sah er zu Barty, der ihm nur feixend zulächelte.

„Dann haben wir heute beide eine wichtige Lektion gelernt“, bemerkte er und hob seinen Beinklammerfluch wieder auf.

Rabastan brummelte etwas, während er verstimmt die Uhrzeit prüfte. „Scheint, als könnten wir uns endlich von hier verdrücken“, meinte er und marschierte zur Treppe, ohne Barty noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Eilig folgte dieser ihm.

„Tut mir Leid“, brachte er schließlich auf der verlassenen Nokturngasse heraus.

Überrascht wandte sich Rabastan um.

„Na ja, es tut mir Leid, dass ich dir deine Unvorsichtigkeit vorführen konnte“, erklärte Barty, „ich hätte gedacht, du wärst gegen so einen harmlosen Fluch gewappnet.“

„Werd bloß nicht frech!“, rief Rabastan und machte Anstalten, Barty am Schlafittchen zu packen. Doch dieser konnte ihm so gerade eben noch ausweichen.

„Einigen wir uns auf ein Unentschieden“, sagte Barty.

„Unentschieden?“ Rabastan musste lachen. „Junge, du bist mir völlig unterlegen, wenn ich’s ernst meinen würde.“

Herausfordern sah Barty den Älteren an. „Vielleicht“, meinte er. „Aber ich werde dich schlagen. Das schwöre ich bei Merlins Unterhosen!“

„Was soll das denn wert sein?“

„Gut, dann schwöre ich das so, wie ich mir geschworen habe, dem armseligen Leben meines Vaters ein Ende zu bereiten“, erklärte Barty auf einmal todernst. Dann lächelte er. „Besser?“

Für einen kurzen Moment fühlte sich Rabastan an Bellatrix erinnert, als er Barty ansah und den Anflug von Wahnsinn bemerkte, der sich in dessen Züge genistet hatte.

„Besser“, bestätigte er jedoch nur mit einem schiefen Lächeln. „Aber glaub mal nicht, dass ich’s dir leicht machen werde.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SlytherinPrincess
2015-07-10T06:58:35+00:00 10.07.2015 08:58
Ich habe deine Fanfiktion gestern entdeckt und finde sie bisher sehr interessant. Normalerweise lese ich ja eigentlich gar nicht aus dieser Generation, aber irgendwie hat mich deine Beschreibung schon total geflashed. Und jetzt wo ich alles gelesen habe, hat sich meine Begeisterung nur verstärkt. Ich bin schon tierisch gespannt, wie es weitergeht.
Antwort von:  SweeneyLestrange
11.07.2015 13:25
Hi, aaaaw vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ich freue mich total, dass du die FF bisher spannend findest, obwohl es nicht deine Generation ist. Ich hoffe einfach mal, dass sie weiterhin für dich interessant bleiben wird^^(Updates kommen etwa 1-2 Wochen :3) LG


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