rubatosis von Ur (Femslash Oneshot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 4: Fleur x Hermine (Harry Potter) ----------------------------------------- Das leise Rascheln von Pergament und das Kratzen der Feder waren die einzigen Geräusche, die Hermine vernahm, während sie in der Stille der Bibliothek an ihrem Aufsatz für Verwandlung arbeitete. Sie war bereits auf der zweiten Rolle Pergament angekommen und hatte noch nicht einmal die Hälfte dessen geschrieben, was sie sich vorgenommen hatte. Aber ihre Aufsätze waren beinahe immer länger, als die Lehrer und Lehrerinnen es verlangten. Sie tunkte die Feder behutsam in ihr Tintenfass. Die Tür der Bibliothek öffnete sich mit einem Knarzen und Hermine blickte auf. Viktor Krum schlurfte herein, dicht gefolgt von einer Traube Mädchen, die ihn wie üblich verfolgte. Krum blickte missmutig zu Hermine herüber, dann schlurfte er an einer Regalreihe entlang und ließ sich auf einen der freien Stühle sinken. Hermine seufzte. Sie wünschte, Madam Pince würde die Mädchen der Bibliothek verweisen, denn sie flüsterten aufgeregt und kicherten und störten sie bei ihrer Arbeit. Aber Madam Pince war vor etwa zehn Minuten mit einem sehr großen Staubwedel in der Verbotenen Abteilung verschwunden und Hermine bezweifelte, dass sie in den nächsten zwanzig Minuten wieder auftauchen würde. Sie griff nach einem der sieben Bücher, die sie über ihren Tisch verteilt hatte und versuchte, sich auf Seite 375 zu konzentrieren, aber die Tür knarzte erneut und die tuschelnden Mädchen wurden noch lauter. Hermine starrte auf ihre Seite, fest entschlossen sich nicht von diesem anstrengenden Verhalten ablenken zu lassen. Wenn sie diesen Aufsatz noch vorm Abendessen beendete, konnte sie eventuell noch ein wenig Recherche für B.Elfe.R betreiben. Ein Schatten fiel auf sie und Hermine fragte sich genervt, ob nun eines der Mädchen zu ihr gekommen war, um sich einen Lippenstift für ein Autogramm von Viktor Krum zu leihen, aber als sie aufblickte, schaute sie direkt in das elfengleiche Gesicht von Fleur Delacour. Hermine blinzelte verwirrt. Die Mädchen hatten aufgehört zu tuscheln. Hermine konnte förmlich spüren, wie sie zu ihnen herüber starrten. »Du bist ‘ermine Granger, oui?«, sagte Fleur und verschränkte die Arme vor der Brust. Hermine fragte sich, wie um alles in der Welt Fleur ihren Namen herausgefunden hatte und warum ihr Name überhaupt relevant für Fleurs Leben war. Bisher hatte Fleur nicht so gewirkt, als würde sie sich für irgendetwas in Hogwarts interessieren und Hermine bezweifelte, dass sie daran etwas geändert hatte. »Ja?«, erwiderte Hermine. Es störte sie, dass sie zu Fleur aufsehen musste. »Deine Katze ‘at meine Ohrring… wie sagt man? Verschluckt!« Hermine starrte Fleur an. »Wie bitte?« »Diese fürchterlich hässliche Katze mit den schiefen Beinen ist deine, non? Sie ist in unsere Kutsche eingebrochen und ‘at mit meine Ohrring gespielt. Sie ge’örten meiner grandmère und sind nicht zu ersetzen!« Hermine versuchte sich vorzustellen, wie ein schlauer Kater wie Krummbein versehentlich einen teuren Ohrring verschluckt haben sollte, aber sie konnte sich auch beim besten Willen nicht vorstellen, wieso Fleur sich diese Geschichte ausdenken sollte. Sie hob die Brauen. »Nun, ich denke, der Ohrring wird in ein paar Tagen wieder auftauchen«, sagte sie langsam und fragte sich dumpf, wie um alles in der Welt sie nachvollziehen sollte, wo genau Krummbein in den nächsten Tagen hinmachen würde. Sie hatte wenig Lust die Schlossgründe nach Katzenkot abzusuchen. Vielleicht würde auch ein einfacher Accio-Zauber genügen, aber dafür müsste sie hundertprozentig sicher sein, dass Krummbein den Ohrring nicht mehr im Darmtrakt hatte, denn dann könnte es für ihren Kater gefährlich werden. Fleurs Augen weiteten sich. »Das ist nicht akzeptabel! Es ist ein teures Erbstück!« Hermine zuckte mit den Schultern. »Ich werde meinem Kater bestimmt nicht unnötig Schaden zufügen, damit du deinen Ohrring ein paar Tage eher zurückbekommst«, entgegnete sie grimmig und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. Fleur sah empört aus. Vermutlich passierte es nicht oft, dass Menschen ihr Widerworte gaben. »Ich brauche ihn für den Weihnachtsball«, entgegnete Fleur entrüstet. »Ich bin sicher, dass Krummbeins Verdauung nicht drei Wochen dauert. Bis zum Ball hast du deinen Ohrring zurück«, sagte Hermine trocken und wandte den Blick von Fleur ab, die sichtlich wütend war, weil Hermine offensichtlich nicht begriff, wie wichtig ihr Ohrring war. Sie tunkte die Feder erneut in Tinte und setzte sie aufs Pergament. Dieser Aufsatz würde sich nicht von selbst schreiben und Hermine war Verwandlung definitiv wichtiger, als Fleur Delacours Familienerbstück. Fleur rauschte aus der Bibliothek und sofort setzte das Tuscheln der Mädchen wieder ein. »Das ist eine Bibliothek!«, zeterte in diesem Augenblick die Stimme von Madam Pince. Hermine lächelte zufrieden, während sie aus dem Augenwinkel sah, wie die alte Bibliothekarin mit ihrem riesigen Staubwedel die Mädchen nach draußen scheuchte. * Hermine bekam Krummbein die nächsten Tage nicht zu Gesicht. Der Kater musste sich irgendwo auf den Schlossgründen herumtreiben, aber Hagrids »Hab ihn letztens bei den Gewächshäusern gesehen, deinen Kater« half ihr wenig weiter. Es wäre zu viel gesagt, wenn sie behaupten würde, dass sie sich besonders große Mühe dabei gab, ihren Kater zu finden. Fleur starrte Hermine nun seit vier Tagen grimmig durch die Große Halle hinweg an. Ansonsten liefen sie sich – Merlin sei Dank – eher selten über den Weg. Allerdings hatte Hermine auch wenig Lust, Fleurs unbezahlbares Erbstück zu ersetzen. Harry und Ron würde sie lieber nicht um Hilfe bitten. Vor allem Ron. Er würde sich vermutlich wieder vollkommen lächerlich machen, wenn es um irgendetwas ging, das Fleur beinhaltete. Und Harry war ein Nervenbündel, weil er seit Tagen versuchte, Cho zu fragen, ob sie mit ihm zum Weihnachtsball gehen würde. Hermine scherte sich nicht sonderlich um den Ball, aber sie wünschte Harry Glück. Cho war sehr nett und Hermine wusste, dass er sie schon seit letztem Jahr heimlich anhimmelte. Über Rons fehlgeschlagenen Versuch, Fleur zum Ball zu bitten, hatte sie nur die Augen verdrehen können. Und ein bisschen lustig war es auch gewesen. Sie hatte mit Ginny im Stillen darüber gekichert, wie entsetzt Ron über sein eigenes Verhalten gewesen war. »Ich meine, ich finde Fleur auch sehr hübsch, aber ich verstehe nicht, wieso die Jungs sich so vor ihr zum Deppen machen«, hatte Ginny gesagt und war prompt bis zu den Haarwurzeln rot angelaufen. Hermine hatte mit den Schultern gezuckt. »Es gibt auch Jungs, die nicht beeindruckt sind. Wood zum Beispiel scheint vollkommen immun zu sein«, hatte Hermine entgegnet. Ginny schnaubte. »Weil er nur Quidditch im Kopf hat.« Ron und Harry waren definitiv Hermines beste Freunde, aber manchmal war es einfach netter mit einem anderen Mädchen zu reden. Mit manchen Mädchen redete Hermine allerdings eindeutig weniger gerne als mit anderen. Als sie durch den Schnee über die Schlossgründe stapfte, um Hagrid zu besuchen, kam ihr jemand entgegen, der definitiv zur zweiten Kategorie gehörte. Und dieser Jemand hatte einen orangeroten Kater in den Armen und sah sehr grimmig aus. Hermine konnte nicht umhin zu bemerken, dass Fleurs Gesicht auch dann noch makellos war, wenn sie so missmutig dreinblickte. Fleur hielt ihr Krummbein entgegen, der zu Hermines Verwunderung schnurrte. »Das Untier ist schon wieder in unsere Kutsche eingebrochen«, sagte sie missbilligend. Krummbein schnurrte noch ein wenig lauter. Hermine griff nach ihm und nahm ihn auf den Arm. Er war warm und weich und schien sich keiner Schuld bewusst zu sein. »Woher wissen wir, dass er den Ohrring nicht noch in sich hat?«, wollte Fleur wissen. Sie hatte wieder ihre Arme vor der Brust verschränkt. Hermine dachte darüber nach. »Vielleicht gibt es eine Art Röntgen-Zauber«, sagte sie grübelnd und ging im Geiste bereits alle Lehrbücher über Zaubersprüche durch, in denen sie zu so etwas fündig werden konnte. Vielleicht konnte sie auch Professor McGonagall oder Professor Flitwick fragen. »Röntgen?«, fragte Fleur verwirrt. »Das Wort kenne ich nicht.« Ah. Hermine vergaß manchmal, dass die Zaubererwelt sich nicht unbedingt über Muggeldinge informierte. »Ähm… es ist eine Muggeltechnologie, mit der man in Menschen hineinsehen kann. Um zum Beispiel Knochenbrüche zu erkennen«, erklärte sie Krummbein strampelte gegen Hermines Griff und sie begann, ihn hinter den Ohren zu kraulen. Das schien ihn kurzweilig zu besänftigen. »Das klingt erstaunlich wenig dumm«, sagte Fleur und ihre Augenbrauen sahen wirklich überrascht aus. Hermine wusste nicht, ob sie überrascht darüber war, dass Hermine nicht dumm war, oder darüber, dass es eine Muggeltechnologie gab, die sie nicht als unnötig befand. Es schneite immer noch und Hermine dachte kurz darüber nach, wie hübsch die Schneeflocken in Fleurs glänzendem Haar waren. Auf ihrem Kopf sahen die Flocken vermutlich aus wie übergroße Schuppen. Bei näherem Hinsehen fiel ihr außerdem auf, dass Fleur fröstelte. Sie trug wieder einen dieser viel zu dünnen Beauxbatons-Umhänge, die Hermine bereits am ersten Abend ihrer Anreise bemängelt hatte. »Nun? Gehen wir in die Bibliothek?«, sagte Fleur. Hermine blinzelte. Sie warf einen Blick hinüber zu Hagrids erleuchteter Hütte, seufzte und nickte. »Na schön. Aber erst will ich Krummbein in den Schlafsaal bringen, damit er sich nicht auf und davon macht.« Hermine war sich nicht sicher, wie genau es dazu kommen konnte, dass sie mit Fleur Delacour die große Marmortreppe hinaufstieg. Unzählige Blicke ruhten auf ihnen. Vermutlich fragten sich auch alle anderen, wie das hatte passieren können. Hermine ertappte Angelina dabei, wie sie Fleur mit glasigen Augen nachstarrte und sie dachte daran, wie rot Ginny geworden war, als sie über Fleur geredet hatte. Fleur ging nicht voran in die Bibliothek, um mit der Recherche anzufangen. Sie folgte Hermine bis zum Portrait der Fetten Dame, als würde sie sicher gehen wollen, dass Hermine ihren Kater wirklich wegsperrte und anschließend auch wieder herauskam. Krummbein war nicht begeistert, in den Schlafsaal gesperrt zu werden und nachdem Hermine Lavender und Parvati über Krummbeins Hausarrest informiert hatte, durchquerte sie erneut den Gemeinschaftsraum und fand Fleur genauso, wie sie sie zurückgelassen hatte. »Ich weiß nicht, wie dieser Kater es geschafft hat, in unsere Kutsche zu kommen«, sagte Fleur, während sie gemeinsam in Richtung Bibliothek schritten. »Er ist ein sehr schlauer Kater«, erklärte Hermine schulterzuckend. »Letztes Jahr hat er vor allen anderen bemerkt, dass wir einen Animagus bei uns im Gemeinschaftsraum als Haustier wohnen hatten, der sich später als Diener von Du-weißt-schon-wer entpuppt hat.« Fleur sah entsetzt aus. »Solche Dinge passieren hier in ‘ogwarts? Das ist ja fürchterlich!« »Es war kompliziert«, sagte Hermine, die lieber nicht ausführlich erklären wollte, was es mit Sirius Black, Peter Pettigrew und dem ganzen Dementorendesaster von letztem Jahr auf sich hatte. Vor allem, da sie die Geschichte ohnehin nicht erzählen konnte, ohne das Blaue vom Himmel herunter zu lügen oder Sirius‘ Geheimnis zu verraten, was sie definitiv nicht vorhatte. Auf dem Weg zur Bibliothek wurde Fleur von insgesamt drei Jungs aus unterschiedlichen Jahrgängen angesprochen, ob sie mit ihnen zum Ball gehen oder – im Fall von einem Ravenclaw-Sechstklässler – ihn heiraten wollte. Fleur lehnte alle Anträge ab. Den letzten mit einem beinahe resignierten Gesichtsausdruck. Hermine konnte sich durchaus vorstellen, dass es anstrengend war durchs Leben zu gehen, wenn die Hälfte der Leute, auf die man traf, immer glasige Augen und sabbrige Mundwinkel hatten und keine normale Unterhaltung zustande bringen konnten. Viele Mädchen waren sicherlich neidisch auf Fleur, weil sie so wunderschön war, aber Hermine würde nicht mit ihr tauschen wollen – auch wenn sie manchmal in den Spiegel sah und sich wünschte, sie wäre ein bisschen weniger unscheinbar. »‘ast du schon eine Verabredung für den Ball?«, wollte Fleur wissen, als sie nach links in den Korridor einbogen, der direkt zur Bibliothek führte. Hermine spürte, wie sie rot anlief. »Nein«, gab sie leise zurück. »Aber das macht nichts. Ich bin sowieso kein großer Freund von Parties.« Sie dachte kurz an Ron und seine abscheulichen Kommentare über Eloise Midgens Nase. Wahrscheinlich würde Ron sie nicht fragen, weil ihr Haar zu buschig oder ihre Wangen zu pummelig waren. Wer wusste schon, was in Rons Kopf vor sich ging. Fleur klickte mit der Zunge gegen ihre Zähne, erwiderte aber nichts und Hermine war froh darüber. Sie hatte keine Lust über ihre nicht vorhandene Einladung zum Ball mit jemandem zu reden, der alle zwei Meter von irgendwelchen Jungs und Mädchen angebettelt wurde, mit ihnen dorthin zu gehen. Hermine kannte sich in der Bibliothek von Hogwarts selbstverständlich bestens aus. Deswegen ließ sie Fleur an einem der Tische zurück und verschwand zwischen den Regalen, um nach wenigen Minuten mit einigen Büchern im Arm zurückzukehren. Sie war froh, dass sie ihre Hausaufgaben für diese Woche bereits erledigt hatte, sonst hätte Fleur alleine nach einem Röntgen-Spruch suchen müssen. Wahrscheinlich war all die Mühe ohnehin umsonst, da der Ohrring sicherlich schon irgendwo auf dem Schlossgelände unter Schnee und Katzenunrat begraben lag. Aber Hermine würde keinen Accio-Zauber riskieren, bevor sie sich nicht sicher war, dass Krummbein dabei nichts passierte. Ganze anderthalb Stunden brüteten sie über dicken, in Leder eingebundenen Wälzern, bis Hermine schließlich einen triumphierenden Aufschrei unterdrückt und wild in Fleurs Richtung gestikulierte. Fleur blickte auf und Hermine schob ihr das Buch unter die Nase. Fleur studierte mit gerunzelter Stirn die Seite, die Hermine ihr hingehalten hatte, während Hermine ihren Zauberstab zückte und versuchte, die komplizierte Schlängelbewegung nachzuahmen, die im Buch illustriert war. Fleur sah tatsächlich beeindruckt aus. »Transpicio, huh«, sagte sie leise und beobachtete Hermine eine Weile dabei, wie sie die Zauberstabbewegung übte. »Ich bin schon gespannt auf den Ohrring«, murmelte Hermine und zog das Buch wieder zu sich herüber, um sich die Anleitung noch einige Male durchzulesen. »Sie sind nicht besonders auffällig, denke ich. Keine… wie sagt man? Funkelnde? Steine. Es sind graue Perlen. Aber meine grandmère hat sie mir vererbt und ich habe nichts anderes von ihr.« Hermine blickte vom Buch auf und sah Fleur an. »Tut mir Leid«, sagte sie schließlich zum ersten Mal. »Dass Krummbein den Ohrring geklaut hat, meine ich.« Fleur hob die Schultern und lächelte sogar ein bisschen. »Es sieht so aus, als würde ich den Ohrring zurückbekommen. Also ‘ätte es schlimmer sein können, non?« Hermine lächelte zurück. »Und, deine Oma? Sie war wohl eine sehr tolle Frau?«, erkundigte Hermine sich mit einem Räuspern und wandte den Blick von Fleurs hübschem Gesicht ab. Ihr wurde merklich wärmer und sie versuchte, sich wieder auf die Seite im Buch zu konzentrieren. »Ah, oui. Sie war eine wunderbare Oma. Sie ist vor zwei Jahren gestorben und ich vermisse sie sehr. Sie war die Mutter von meinem Vater. Ich habe meine andere grandmère nie kennen gelernt. Sie hat meine Haare… wie ist das Wort… geflechtet?« »Geflochten.« »Geflochten. Und Geschichten aus ihrer Jugend erzählt. Wir ‘aben Kekse zusammen gebacken und sie ‘at mir oft mit Zaubertränken ge’olfen. Ich war früher nicht sehr gut mit Zaubertränken«, erzählte Fleur und Hermine beobachtete, wie Fleur mit einem sachten Lächeln in die Ferne schaute, als würde sie dort ihre Großmutter vor sich sehen. »Das klingt sehr nett«, sagte Hermine. Vielleicht musste sie sich eingestehen, dass Fleur nicht so fürchterlich war, wie Hermine ursprünglich gedacht hatte. »Meine Oma war immer sehr griesgrämig und hat sich nur über meine Haare aufgeregt«, erzählte Hermine schließlich. Fleur wandte ihr erneut den Blick zu und Hermine schrumpfte ein wenig unter den prüfenden Augen, die über ihr buschiges Haar wunderten. »Ist sicher schwer zu kämmen, non?« Hermine nickte. »Ich ‘abe eine gute Freundin, die auch solches ‘aar ‘at. Ich kann sie fragen, ob sie dir ein paar Ratschläge geben kann«, bot Fleur an. Hermine schüttelte den Kopf. »Ist schon in Ordnung. Meine Haare stören mich nicht.« Fleur nickte. Dann tippte sie auf das Buch. »Nun, sollen wir dein Ungetier durchleuchten gehen?«, fragte sie. Hermine schnaubte. »Er heißt Krummbein. Und er ist kein Untier!« Fleur schnaubte und sah nun eindeutig amüsiert aus. »Natürlich nicht, ma chère. Er ist liebreizend.« Es stellte sich heraus, dass Krummbein den Ohrring nicht mehr in sich trug. Hermine wusste nun mehr über den Aufbau von Katzenknochen und Innereien, als jemals zuvor und sie war sich nicht sicher, ob sie dieses Wissen unbedingt in ihrem Leben brauchte. Aber als sie erneut aus dem Gemeinschaftsraum trat, um Fleur die guten Neuigkeiten zu bringen und sah, wie Fleurs Gesicht beinahe anfing zu strahlen, weil sie bald ihren Ohrring zurückerhalten würde, dachte sie, dass es sich doch gelohnt hatte, Krummbeins Innenleben so genau unter die Lupe zu nehmen. »Accio, grandmères Ohrringe«, sagte Fleur mit einem lässigen Schnippen ihres Zauberstabs und Hermine war beeindruckt über die elegante und gleichzeitig effiziente Technik, mit der Fleur ihren Zauberstab benutzte. Natürlich, sie war als Champion für das Trimagische Turnier auserwählt worden. Hermine hätte vorher klar sein sollen, dass dies nicht wegen Fleurs hübschem Gesicht geschehen war. Es dauerte etwa dreißig Sekunden, bis ein leises Sirren in der Luft zwei kleine Gegenstände ankündigte, die aus unterschiedlichen Richtungen auf sie zugeflogen kamen. Was Fleur in ihrer Vorfreude vergessen hatte, war die Tatsache, dass einer der Ohrringe sehr eindeutig im Darmtrakt eines Katers gewesen war und sie stieß ein angeekeltes Geräusch aus, das Hermine zum Lachen brachte. Sie griff den verschmutzten Ohrring aus der Luft und säuberte ihn immer noch leise glucksend, ehe sie ihn Fleur zurückgab. Er sah wirklich recht unscheinbar aus. Eine kleine graue Perle auf Weißgold in Form eines Ohrsteckers. Fleur nahm ihn mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck an sich. »Merci«, sagte sie. »Gern geschehen«, erwiderte Hermine. Fleur schien einen Augenblick lang in Gedanken versunken, dann verengte sie die Augen zu Schlitzen und sah Hermine mit leicht schief gelegtem Kopf an. »Willst du mit mir zum Ball gehen?«, fragte sie. Hermine blinzelte. »Was?« »Zum Ball. Du ‘ast gesagt, dass du keine Verabredung ‘ast, non? Und ich will nicht mit einem sabbernden Trottel auf die Tanzfläche stehen. Du bist kein sabbernder Trottel«, informierte Fleur sie mit einer Handbewegung, als wäre Hermines Nachfrage ein wenig dumm gewesen. Hermines Kopf war seltsam leer gefegt – ein Gefühl, das sie nicht oft empfand. Fleur Delacour, Champion des Trimagischen Turniers und Traum der schlaflosen Nächte vieler Bewohner und Bewohnerinnen von Hogwarts hatte sie gerade auf einen Ball eingeladen. Sie dachte an Ron und sein lächerliches Verhalten und an all die Anträge, die Fleur allein auf dem Weg in die Bibliothek bekommen hatte. »Ok?«, sagte sie mit etwas höherer Stimme als sonst. Ihr Herz hämmerte aufgeregt gegen ihren Brustkorb. Fleur lächelte. »Wenn du willst, kannst du zu uns in die Kutsche kommen, damit wir uns zusammen fertig machen können. Aber lass dein Untier draußen«, sagte Fleur. Hermine nickte stumm. Sie hatte eine Einladung zum Ball. Von Fleur Delacour. »Gute Nacht, ‘ermine!« Und mit diesen Worten rauschte Fleur die Treppe hinunter, ihr silberblondes Haar wehte hinter ihr her und Hermine blieb wie versteinert zurück und fragte sich, was genau eigentlich gerade passiert war. Als sie in den Schlafsaal zurückkehrte, fand sie Krummbein schnurrend auf ihrem Bett vor. Der Kater blinzelte zu ihr hoch, als sie sich neben ihn setzte. »Krummbein«, murmelte sie. »Ich glaube, du hast mir eine Verabredung für den Weihnachtsball besorgt.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)