How to Love von LynnAi (alternatives Ende // GaaNaru / keine FemGaara) ================================================================================ Prolog: Ein irritierendes Pochen -------------------------------- „Willkommen zurück, Sasuke-kun!“ Ja… willkommen. „Oh, ich freu mich so sehr über deine Rückkehr, Sasuke!“ Es ist wirklich schön dich wieder in Konoha zu wissen… „Schön dich wieder zu sehen, Sasuke!“ Dich wieder zu sehen in unserer Mitte, in unserem altem Team Sieben. „Lange nicht mehr gesehen, Sasuke-kun! Wie ich sehe bist du immer noch auf dem Gipfel deiner Jugend!“ Hast du dich wirklich nicht verändert? „Will… Willkommen- zurück, Sasuke-kun…“ Ich bin mir nicht mehr so sicher. „Es ist so nervig wie eh und je dich um uns zu haben, Sasuke. Zumindest wenn die Mädchen da sind.“ Oder… „Sasuke-kun? Willkommen zurück.“ …bin ICH es, der sich verändert hat? „Danke sehr, Sakura.“ Ein gequältes, sarkastisches Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Es tat weh… und ich hasste es. Ich hasste es so verdammt sehr… ihn sie anlächeln zu sehen. Und noch mehr hasste ich mein Herz,… weil es nicht aufhören wollte so schmerzhaft zu pochen. Der betäubende Schmerz, den ich krampfhaft versuchte zu ignorieren, wollte einfach nicht verschwinden. Ich hätte glücklich sein sollen über das Lächeln, das sein Gesicht zierte. Doch stattdessen stand ich nur da, reinen Groll gegen meine besten Freunde hegend. Wie erbärmlich, Naruto. Ich drehte mich zum Fenster um, mein Verstand nicht mehr in der Lage dem warmherzigen und sanften Schauspiel noch länger beizuwohnen. Ich hätte nicht her kommen sollen. In meinem Appartement hatte ich still mit mir gerungen, einen Kampf zwischen Herz und Verstand begonnen, der gar nicht erst hätte entstehen dürfen. Allein die Tatsache, dass ich darüber brüten musste, ob ich nun zu der Willkommensfeier meines kürzlich zurückgekehrten besten Freundes ging oder nicht, ekelte mich an. Ich jagte nun schon seit Jahren hinter ihm her, immer versucht ihn irgendwann einzuholen, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. In seinen Augen die Erkenntnis zu sehen, dass es doch noch Hoffnung gab, Licht in dieser finsteren, ungerechten Shinobi-Welt und vor allem, dass er noch jemanden hatte, zu dem er zurückkehren konnte. Und ja, er kehrte zurück, doch nicht zu mir. Ich biss auf meine Unterlippe, wohl zu feste, da sich sofort der typisch metallische Geschmack von Blut in meinem Mund ausbreitete. Beruhig‘ dich wieder, Junge. Kuramas Bemerkung ließ mich aus meinen Tagträumen erwachen. Ich sah über meine Schulter, nur um augenscheinlich niemanden vorzufinden, der meine kleine Abwesenheit bemerkt hätte. Umso besser. Ich musste die gute Stimmung nicht mit meinem abnormalen Verhalten ruinieren. Ich sagte, du sollst dich beruhigen, oder Naruto? Das klingt einfacher als es ist. Ertränk dich nicht in deiner Trauer. Du bist nicht mehr allein, erinnerst du dich? Natürlich erinnerte ich mich. Wie sollte ich auch anders? Verrate mir mal, warum ich mich dann so einsam fühle. Kurama antwortete nicht sofort darauf. Meine Mundwinkel zuckten geqäult auf. Ich wollte mich schon umdrehen, wäre da nicht der Blick der fünften Generation gewesen, der mir entgegen geworfen wurde. Es ist nicht die Einsamkeit, die dich schafft. Deine Gefühle sind in Aufruhr. Ihre Augen sandten mir einen finsteren Blick zu, doch gleichzeitig schien sie durch mich hindurch zu sehen, als ob sie tief in Gedanken wäre. Falten zeichneten sich auf ihrer Stirn ab. Du hast bloß noch keine Ahnung, wie du mit ihnen umzugehen hast. Kuramas Worte ließen mich grübeln, jedoch musste ich mir jeden weiteren Gedanken auf später verschieben. Leicht angepisst ausgerechnet von ihr entdeckt worden zu sein, wandte ich meinen Kopf wieder zurück zum Fenster, die eindeutigen Blicke gekonnt ignorierend. Kapitel 1: How to Feign ----------------------- ~Naruto~ Die Feier hielt nicht lange an, zumindest nicht für mich, da ich mich entschloss abzuhauen bevor die Hokage mich ansprechen konnte. Ich wusste, dass sie aller Voraussicht nach mir nur helfen wollte. Aber jemandem zu helfen war unweigerlich mit der Stellung von Fragen verbunden, welches ich fürs erste vermeiden wollte. Kurama hatte Recht mit dem, was er sagte. Meine Gedanken waren ein einziges Chaos. Ich brauchte ein wenig Abstand. Ich war nie der Typ, der gerne Hilfe bei anderen suchte. Unterstützung vielleicht, doch statt Hilfe zu ersuchen, bot ich sie meinen Mitmenschen an. Die Menschen um mich herum zu beschützen, war von Anfang an mein Ziel gewesen. Hokage zu werden, egal was es auch kosten mochte, so lautete doch mein Motto? Doch nun wollte es nicht ganz zu meiner derzeitigen Situation passen. Schon gar nicht während ich auf einer Bank im Kirschblütenpark saß, wie bestellt und nicht abgeholt. Bei Nachteinbruch war der Park verlassen, da die meisten Bürger zu Bett gingen. Doch hier und da wurden die Wege von Laternen erleuchtet. Nach Hause zu gehen, nach dem ich mich mehr oder weniger vor der Zeremonie gedrückt hatte, erschien mir nicht attraktiv. Erinnerungen an meine Kindheit, Gefühle und Gedanken kamen auf, Tage an denen es mir besonders schlecht ging. Mich in der Wohnung zu verstecken, war nie eine gute Lösung gewesen. Im Gegenteil sogar, es verschlechterte nur alles. In den Erinnerungen des Tages förmlich erstickend kauerte ich unter den Bettlaken, versuchte verzweifelt das Flüstern der Erwachsenen zu vergessen. So lange ich draußen war mit nichts weiter als dem entfernten Himmelszelt als Decke, konnte ich atmen. In Zeiten wie jenen bot der Park ohne eine Menschenseele den einzigen Ort an, an dem ich nicht riskierte von der Realität überwältigt zu werden. Ich atmete tief durch, fühlte wie die Luft meine Lungen füllte und roch den ausgeprägten Duft einer sich nähernden Sommernacht in Konoha. Es riecht auch nach Regen. Du solltest dich langsam wieder auf den Rückweg machen. Ich schmunzelte. Da war was dran. Zu schade. Ich wünschte, ich hätte den Sternenhimmel noch sehen können. Ich konnte Kurama leise etwas vor sich hin brummen hören, dass schwer nach törichter Narr klang. Leicht amüsiert, streckte ich meine Arme bei dem Versuch ein Gähnen zu unterdrücken als plötzlich mein Brustkorb unter der Bewegung schmerzte. Ich fluchte leise über meine Unachtsamkeit. Meine Hand schnellte sofort zur schmerzenden Körperregion. Ich konnte den dicken Verband unter meinen Fingern fühlen, der meinen Rumpf umfasste. Sie hielt die gebrochenen Rippen an ihrer rechtmäßigen Stelle. Wären nicht Kuramas eindrucksvolle Heilkräfte gewesen, läge ich wohl noch immer im Krankenbett. Dem Vorschlag nachgebend begab ich mich in die Richtung meiner Wohnung. Noch bevor die ersten Tropfen mich erreichten, war ich unter der Bettdecke verschwunden. Das rhythmische Klopfen an der Fensterscheibe lullte mich schneller in den Schlaf als erwartet. Doch es sollte nicht bei einer friedvollen Nacht bleiben. Schon bald holten mich die Erinnerungen des vergangenen Kampfes gegen Sasuke ein und ließen mir keine Ruhe. Nachdem mein Versuch ihn mit einem letzten Rasengan anzugreifen scheiterte und meine Kräfte mich verließen noch bevor ich ihn erreichen konnte, warf er mich grob gegen die Wand hinter ihm, knockte mich dabei fast aus. Ich hatte viel zu viele Wunden als das ich sie noch hätte zählen können. Es fühlte sich jedoch so an, als ob er ein paar meiner Rippen gebrochen hätte. Selbst das Atmen fiel mir schwer. Meine Brust schmerzte auch ohne jede Bewegung. War es das für mich? Steine bröckelten aus der Mulde, die sich bei dem Aufprall gebildet hatte, und fielen mit mir auf den Boden. Ein paar Größere waren mit dabei und krachten auf mich drauf, zerquetschten das Gewebe darunter und raubten mir jede weitere Möglichkeit der Bewegung. Meine Sicht verschwamm und ich konnte fühlen wie ich langsam aber sicher mein Bewusstsein verlor. Eine Stimme rief plötzlich nach Sasuke. Richtig! Sasuke, er würde jeden Moment verschwinden, wenn ich ihn jetzt nicht davon abhielt. Ich musste… Ich- „Komm zurück, Sasuke!“ Ich brauche dich. „Ich brauche dich.“ Lass mich dir helfen. „Lass mich dir helfen.“ ... Verdammt, wenn ich bloß mit ihm reden könnte! „Ich kann dir helfen. Wolltest du nicht schon immer eine Familie? Denk an Itachi, tun es für ihn. Bitte.“ Verdammt! Warum? Warum konnte ich ihm nicht helfen? Ich war soweit gekommen. Ich wollte doch bloß,… „Okay.“ … dass er glücklich wurde. „Danke.“ …Sakura. „Das bedeutet mir viel. Ich konnte dich einfach nicht aufgeben, egal was auch passiert ist.“ Du hast aufgegeben. „Das sehe ich.“ Du wolltest ihn UMBRINGEN! ICH habe nie aufgegeben, auch als sich jeder gegen mich stellte. ICH hätte derjenige sein müssen, der ihn überzeugte. Wo war die Erkenntnis in seinen Augen? Ich konnte sie nicht sehen! Meine Sicht verfinsterte sich mit jeder weiteren Sekunde bis ich schließlich den lähmenden Schmerz nicht mehr fühlen konnte und in tiefe Dunkelheit versank. --- „Hey, Temari!“ Kankuro kam ins Wohnzimmer spaziert mit einer Schriftrolle in der Hand, die er hin und her schwang. „Was ist das denn?“ „Wir haben gerade eine Nachricht aus Konoha erhalten. Es scheint so als würde man heute die Rückkehr ihres so wertgeschätzten Sasuke-kun feiern! Hier, fang!“, sagte er und warf ihr die Rolle zu. Sie fing es auf nicht ohne vorher eine Augenbraue hochzuziehen. „Eine Feier? Wofür noch mal? Etwa zu Ehren des heiligen letzten Mitgliedes des Uchiha Klans? Tss…“ Kankuro lachte auf die sarkastische Bemerkung hin herzlich auf. Seit dem Ende des letzten Weltkrieges hatte sich der bereits angeschlagene Ruf des Uchihas unter den Bürgern Sunas zum regelrechten Hass auf den jungen Mann umgewandelt. Der Ausgang des Kampfes zwischen dem beliebten Blondschopf aus Konoha und seinem angeblich besten Freund ließ das Volk mit schmerzendem Herzen zurück. Die Reaktion ihres Kazekagen auf jenes Resultat spielte definitiv eine große Rolle bei der Verstärkung ihrer Gefühle, mehr noch weil es so untypisch emotional ausfiel. „Das war schon eine außergewöhnliche Vorstellung, was unser Bruder nach dem Kampf dargeboten hat, findest du nicht auch? Ich bin mir nicht sicher, ob wir ihn schon über die Umstände in Konoha in Kenntnis setzten sollten.“ Sorge hallte in seinen Worten wieder. „Du magst Recht behalten, aber sieh dir das mal an. Tsunade hat auch über Narutos derzeitige Kondition geschrieben. Ich wette, dass er eher erleichtert sein wird.“ „Jaa, schon… trotzdem! Ich komm einfach nicht über seinen Ausbruch hinweg. Temari, du hast ihn auch gesehen.“ „Ja, das habe ich“, gab sie gekniffen zu. Nur ungern erinnerte sie sich an jenen Vorfall vor knapp zwei Wochen. Es weckte in ihr Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Kankuros Hand auf ihrer Schulter ließ sie wieder aufblicken. „Er ist nicht mehr derselbe, Temari. Ich weiß, wie du dich fühlst, mir erging es nicht anders. Die Tatsache, dass es immer noch etwas gibt, das ihn so aus der Haut fahren lässt, hat mich zuerst auch geschockt. Aber wenn ich so darüber nachdenke, bin ich froh darüber.“ Verwirrt legte Temari ihre Stirn in Falten und drehte sich, sodass sie ihn ansehen konnte. „Wie meinst du das?“ Ein wissendes Lächeln legte sich auf seine Züge bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Im Gegensatz zum alten Gaara hat unser Kazekage die Beherrschung verloren, weil er seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle hatte. Früher wäre es aus purer Angriffslust gewesen. Heute sind es seine Gefühle und das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ich will seine Handlungen nicht damit rechtfertigen. Es war falsch so unüberlegt zu handeln. Vor allem beim Beisein der anderen Länder. Dennoch kann ich diesen Gaara verstehen, findest du nicht?“ Temari sah Kankuro ruhig an. Schließlich nickte sie zustimmend. Das Gesagte machte in der Tat Sinn. Er hatte sich verändert und wenn jemand sich derart ändert, erschien seine Vergangenheit umso abwegiger. So erging es nun auch Temari. „Ich merke immer wieder wie viel wir eigentlich noch aufzuholen haben, wie wenig wir übereinander wissen. Ich wusste noch nicht einmal wie viel Naruto ihm in Wahrheit bedeutet.“ „Vielleicht wissen wir noch nicht einmal das.“ Er erinnerte sich lebhaft an den Augenblick, an dem sein kleiner Bruder vor Wut nur so schäumte. Wer wusste schon in wie weit er sich hatte an jenem Tag gehen lassen. Er und eventuell auch alle anderen Anwesenden würden diesen Vorfall nicht so schnell vergessen. Sakura war Gaara etwas voran gelaufen und kam als erste am Schauplatz an. Nachdem die Kämpfe schließlich zum Ende kamen, hatte Gaaras Einheit über den Kampf zwischen Naruto und Sasuke am Tal des Todes Bescheid bekommen. Temari und er folgten Gaara sofort in die angegebene Richtung. Als sie am Ort des Geschehens ankamen, war der Kampf bereits zu Ende. Die ganze Umgebung war zerstört und große Felsen erschwerten ihnen die Suche nach dem Blondschopf. Er meinte Sakura mit Sasuke reden gesehen zu haben. Sie schien gänzlich auf Sasuke fokussiert zu sein, was Kankuro ziemlich irritiert hatte. Gaara war der Erste, der die blonden Haare zwischen mehreren Brocken ausfindig machte. Es war ein schrecklicher Anblick. Die Felsen erschreckten die Gruppe eher weniger. Das Problem war die Menge an Blut, die sich zu einer großen Lache geformt hatte. Sie rannten zu ihm und halfen Gaara beim umräumen der Brocken, sodass sie den verschütteten Naruto befreien konnten. Man brauchte sich nur die Wunden anzusehen, um einschätzen zu können, wie lebensbedrohlich sie tatsächlich waren. Ohne groß Worte zu verschwenden, hob Gaara ihn mit seinem Sand auf und wollte schon zur Medistation rennen. Auf die Frage hin, was mit Sasuke gemacht werden solle, schüttelte er nur den Kopf, sagte, dass er sich nachher um ihn kümmern würde. Glücklicherweise war die Hokage bereits mit ihren Assistenten Vorort gewesen. Gaara reichte ihn weiter und ging, gefolgt von uns, mit in das Zelt, um ihre Diagnose zu hören. Währenddessen hatte sich eine Menschenmasse vor dem Zelt gebildet, ihrer Freude über den Sieg und Wiedererwerb Sasukes Ausdruck verleihend. Genau dann sprach Tsunade auf, erzählte uns mit toternster Miene, dass es nicht gut um ihn stand und sie ein paar helfende Hände mehr benötigte. Im Gegenzug blieb Gaara still und verließ das Zelt. Dies kam unerwartet, weswegen die beiden Geschwister ihrer Forderung nachkamen. In dem Moment, in dem sie heraustraten, hatte Gaara Sasuke bereits in seinem Sandsarg gefangen. „Was denkst du eigentlich was du da tust, Gaara!? Lass ihn g-“ „Das ist das LETZTE WAS ICH TUN WERDE!!! Naruto ist kurz davor zu STERBEN dank Sasuke! Gib mir auch nur EINEN guten Grund, warum ich ihn nicht augenblicklich zerquetschen sollte!“ Es war das erste Mal überhaupt für mich und meine Schwester ihn seit seinem Amtsantritt so außer sich zu sehen. Gaaras Augen, weit geöffnet, starrten Sakura giftig an, sie dazu herausfordernd noch einmal für Sasuke zu sprechen. Diesmal blieb sie still, ließ die Bedeutung seiner Worte auf sich sacken. Gaara auf der anderen Seite richtete nun seinen Blick auf Sasuke, der in Gaaras Sand immer mehr zusammen gedrückt wurde. Gaaras Atem hatte sich beschleunigt, sein ganzer Körper zitterte unter der Anstrengung sich unter Kontrolle zu halten. Ein eiskalter Schauer rannte über meinen Rücken! Andererseits sah Sasuke so miserabel und entkräftet aus wie ein Ninja nur sein konnte. Seine Augen hatten jegliche Emotionen verloren. Still ließ er die Prozedur über sich ergehen. Das pink haarige Mädchen schien dem Denken komplett abgedankt zu haben. Erst dann nahm ich die Masse um uns herum wahr, unter anderem auch die blonde Konoha-nin mit dem Pferdeschwanz. Ach ja, richtig! „Hey, Sakura, Ino! Hokage-sama brauchte jede Hilfe, die sie bekommen kann. Ihr müsst schnell rein! Die Situation da drinnen sah nicht gut aus. Wir haben Naruto in einer riesigen Blutlache gefunden, also…“ Dies reichte aus, um sie wieder zurück zur Realität zu befördern. Sie und ein paar andere Medi-nin eilten ins Innere des Zeltes. Ich war drauf und dran Gaara anzusprechen, als Kakashi dazwischen ging und Gaaras ausgestreckten Arm festhielt. Erschrocken hielt ich die Luft an. „Ich flehe Sie an, Kazekage-sama! Lassen Sie ihn fürs Erste gehen. Falls Naruto es nicht… überleben sollte, haben Sie mein Einverständnis über ihn zu richten wie es Sie verlangt! Aber bitte, belassen Sie es dabei… Naruto zuliebe!“ Kakashi… flehte ihn an?! Es war das erste Mal, dass ich ihn Gaara siezen hörte. Solche Worte von dem allseits bekannten Kopier-Ninja zu vernehmen, war eine große Überraschung. Gaara schien ihn zumindest ernst zu nehmen. „Sag mir, Kakashi! Wie kann seine Existenz Naruto von Vorteil sein? Sasuke verdient seine Freundschaft nicht.“ „Ja, Sie haben Recht. Er verdient ihn nicht… aber Naruto hat zum zigsten-mal sein Leben riskiert, nur um ihn zurück zu holen. Gerade Sie sollten doch wissen wie Naruto reagieren würde, sollte einer seiner engsten Freunde sterben.“ Gaara reagierte zunächst nicht, doch dann lockerte er langsam seinen Griff um den Sand bis Sasuke schließlich zurück auf die Erde glitt. „Ich habe nur noch eine letzte Frage.“ Kakashi nickte erleichtert und eifrig zu gleich. „In wie weit kannst du Sakura vertrauen,…“ Kakashi wich einen Schritt zurück und wollte nachhaken, als Gaara unbeirrt fortfuhr. „…wenn sie Naruto für Sasuke links liegen lässt?“ Punkt für dich, kleiner Bruder. Kakashi schien perplex. Das hatte er definitiv nicht erwartet, aber er verstand die Nachricht und versicherte Gaara, dass er sich darum kümmern würde. Am Ende hatte Gaara doch von Sasuke losgelassen und war umgekehrt. Erst dann bemerkte ich so wirklich wie einschüchternd er auf die Shinobi gewirkt haben musste. Selbst Kakashi zitterte noch nach seinem Abgang. Den Kopf schüttelnd hatte ich die Sache dabei belassen. „Also, ich bin dann mal weg. Muss Gaara noch sein Geschenk überreichen“, sagte Kankuro mit einem ironischen Unterton. „Ja, tun das. Bleibt nur noch zu hoffen, dass-“, wollte Temari entgegnen als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und einer der Bediensteten mit panischem Gesichtsausdruck auftauchte. Beide Geschwister waren sofort in Alarmbereitschaft. „Etwas stimmt nicht mit Kazekage-sama! Bitte, beeilen Sie sich!“ Kapitel 2: How to Dream ----------------------- Mit hastigen Bewegungen öffnete das Mädchen die Tür zu Gaaras Schlafzimmer. Nur ein Blick reichte aus, um festzustellen, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Gaara lag auf den Laken; schwer atmend, zitternd warf er den Kopf immer wieder hin und her. Kankuros Fluchen wurde durch die besorgte, panische Stimme Temaris übertönt. „Was ist mit ihm?“, fragte sie und eilte an die Seite ihres kleinen Bruders. Sofort kniete sie sich neben ihm hin. Seine Hand ergreifend suchte sie Gaaras Gesicht nach Antworten ab. Die Röte auf seinen bleichen Wangen war unübersehbar zu erkennen, wie Temari bestürzt wahrnahm. Schweißperlen hatten sich auf dem sonst so gefassten Körper gebildet und durchnässten langsam eine Stoffschicht nach der anderen. „Ich weiß es nicht, Temari-sama“, gab die überfragte Stimme des Dienstmädchens zu. „Als ich nach ihm gucken wollte, war er nicht mehr in seinem Büro. Da ging ich auf sein Zimmer und klopfte und als er nicht antwortete… da… es tut mir so Leid!“ „Schon gut, Yukako“, unterbrach Kankuro sie beruhigend „Wir machen dir keine Vorwürfe, du hast richtig gehandelt. Jetzt geh und benachrichtige das Medi-Team.“ Mit tränenden Augen verbeugte sie sich und verschwand mit schnellen Schritten aus dem Zimmer. Prüfend tastete Temari mit einer Hand seine Wange und Stirn nach Anzeichen von Fieber ab. Kankuro gesellte sich zu ihr auf den Boden. Verwirrt beobachtete er wie sie, kaum dass sie Gaaras Haut berührt hatte, ihre Hand wieder zurückzog. Als er sich nach dem Grund erkundigte, blickte sie ihn aus hilflosen Augen an. „Er verglüht beinahe. Wenn das so weitergeht, hält sein Kreislauf das nicht mehr aus!“ Erschrocken weiteten sich Kankuros Augen bevor seine Miene sich verdüsterte und ihn eine dunkle Vorahnung beschlich. ~Gaara~ Es schmerzte, mein ganzer Körper stand in Flammen, raubte mir den Verstand. Meine Lungen, zugeschnürt. Jeder Atemzug, eine Qual. Mein Rachen brannte. Ich brannte. HILFE! Nadeln steckten in meiner Brust, stachen zu, brachten meinen Körper zum Zucken. Was war das? Löscht es! BITTE!! Das Feuer streckte sich immer weiter aus, zog an meiner Haut, an jeder Stelle, ätzte jede frei Fläche weg bis nichts mehr übrig blieb. HILFE! HILFEEE! Wieso kommt denn niemand??? Nur ein Punkt war kalt, nicht heiß. Irgendjemand!!! Die Flammen wurden heißer, NEIN! Die Stelle wurde kälter! ... aufhören... Kälter! Zu kalt... ...hilfe... --- „Und? Was hat er?“ Die vor kurzem eingetroffenen Medi-nins blickten betroffen von ihrem Kazekagen auf. „Fast 40 Grad Fieber, scheinbar starke Schmerzen und möglicherweise Schwindelgefühl. Der Körper kämpft eindeutig gegen etwas an, nur… fürs Erste geben wir ihm ein fiebersenkendes Mittel, nur leider… können wir nicht mehr als das ausrichten. Es tut uns Leid, aber dies übersteigt unser Wissen. Er reagiert nicht auf unsere Ninjutsu.“ „WAS soll das heißen, er reagiert nicht darauf?!“, sprang Temari den verschreckten Mann an. Kankuro legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Ich… ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen… Sie müssen verstehen, wir tun alles was wir können. Unser Chakra wirkt aber nicht. Ich kann es mir beim besten Willen nicht erklären.“ Der verängstigte Shinobi wurde unter dem erzürnten Blick der Ältesten Sabakuno, wenn möglich, noch kleiner. Bedrückt, nicht von großer Hilfe sein zu können, sah der Mann auf den Boden. Genervt von der ganzen Situation gab Temari schließlich nach, vor allem auf Kankuros gutes Zureden hin. Sie wusste auch, dass es nichts brachte auf den Mann loszugehen. Sie war außer sich vor Wut und musste es auf irgendeine Weise ablassen. Kankuro zog sie sanft von dem eingeschüchterten Arzt weg. Er kannte diese Wutausbrüche von ihr nur all zu gut, hatte er doch nicht gerade selten sie auf Shinobi losgehen sehen. Auch wenn der Hintergrund ein anderer gewesen war, am Ende lief es auf dasselbe hinaus: Und zwar Gaara zu beschützen. Sie schoss alles in den Wind, sobald es um Gaara ging. Sie beide hatten oft hart für Gaara kämpfen müssen und schließlich hatte es sich gelohnt. Auch diese schweren Zeiten würden sie gemeinsam überwinden. Mit gerunzelter Stirn drehte Temari sich zu ihrem Bruder um. „Und nun? Was sollen wir machen?“, fragte sie Kankuro um Rat. Dieser war zwar nicht weniger aufgewühlt als sie selbst, aber bewahrte zumindest einen kühlen Kopf. Zuversichtlich fasste er sie an der Schulter. Er wusste da schon jemanden, auf den sie zählen konnten. „Keine Angst. Mir schwebt da eine Idee vor.“ ~Gaara~ Langsam sank die Hitze herab, auch wenn sie nicht komplett verschwand. So klärte sich mein Verstand ein wenig und ich erwachte aus meinem Schlummer. Nach ein paar Versuchen zu blinzeln, gelang es mir auch. Meine Sicht war stark eingeschränkt. Ich konnte die Silhouette meiner Schwester ausmachen. War sie die ganze Zeit hier gewesen? Die erhoffte Hilfe war zwar eingetroffen, ich konnte jedoch spüren, dass dies noch lange nicht das Ende dieses Albtraums war. Etwas fehlte. Etwas Bedeutendes. Ich griff mir an den Brustkorb als ich die gähnende Leere dort wahrnahm. „Hey, mach langsam. Wie geht es dir?“, erklang Temaris Stimme, die meinen Kopf schmerzhaft pochen ließ. „Es geht“, log ich, wusste ich doch wie besorgt sie sein konnte. „… Ist es… angekommen?“, fragte ich sie schwerfällig. Meine eigene Stimme kam mir fremd vor, kaum lauter als ein heiseres Flüstern. Ich wollte sicher gehen, dass mein Auftrag ordentlich zu Ende geführt wurde. Sonst würde ich keine Ruhe finden. Meine Arbeit so sehr zu missachten, war nicht meine Art. Zudem kam, dass es mir diesmal auch noch so viel bedeutete. Sie sah mich erst strafend an, seufzte dann jedoch und gab mir schließlich die ersehnte Antwort. „Keine Sorge, es ist angekommen. Ich habe sie eingepackt und in die Schublade hier getan, okay? Denk jetzt nicht weiter daran. Lass die Arbeit ruhen. Kankuro und ich kümmern uns schon um das Wichtigste.“ Ich konnte ihren sanften Blick auf mir spüren. Ein leichtes Nicken brachte ich noch zustande, bevor wieder alles langsam verschwamm. Es beruhigte mich sie um mich zu wissen. Manchmal überlegte ich leise für mich, ob man dieses Gefühl mit „geliebt werden“ beschreiben konnte. Ich fing an zu blinzeln als die Müdigkeit mich wieder einholte. Den Kampf ums Bewusstsein verlierend, fielen mir die Augen zu. Kurz bevor sie sich gänzlich schlossen, meinte ich jemanden an meiner Bettkante zu sehen. Leicht gekrümmt wie eine ältere Dame saß sie da und beobachtete mich. Ich stutzte zwar etwas, jedoch blieb mir keine Zeit mehr um über diese Erscheinung nachzudenken. Mit einem nostalgischen Gefühl in der Brust schlief ich ein. So entging mir auch das leise, schadenfrohe Kichern, das mir ihre Identität verraten hätte. --- Während Temari sich erleichtert von ihrem Bruder abwand, entging ihren Augen die Gestalt, die tatsächlich an Gaaras Seite saß. Ohne, dass die Anwesenden sie wahrnahmen, richtete sie ihre sanftmütigen Augen auf den erschöpften Rotschopf. Lächelnd stand sie schließlich von seiner Seite auf und wandte das Wort an ihn, ohne dass dieser etwas davon mitbekam. „Sorge dich nicht. Überlass es der alten Großmutter und alles wird wieder gut. Zumindest das kann ich noch für Suna tun.“ Ihr Lächeln wurde leicht reumütig, doch dann seufzte sie und wandte schließlich ihren Blick ab. Mit bedächtigen Schritten ans Fenster gleitend, richtete sie ihren Blick hinaus auf einen Punkt am Horizont. Ein erneutes, verschmitztes Kichern entkam ihr als sie ihre letzten Worte aussprach, bevor sie sich in der Luft aufzulösen begann. „Wenn er wieder dabei ist, kann es ja nur klappen. Hehehe…“ ~Naruto~ Was zuerst wieder wie ein Schlummer wirkte, entpuppte sich als ein Traum. Ich hatte noch nie zuvor geträumt und nun, da es soweit war, erschien mir alles unwirklich und verschwommen. Doch nach einiger Zeit bekam es klare und sogar bekannte Züge. Wer… ist das…? Ich meinte eine Stimme gehört zu haben. … Wen… rufst du? Eine Hand? Ihre Form wurde immer deutlicher. Wessen Hand… ist das? Ich blinzelte. Einmal. Und noch einmal. Oh… Da bemerkte ich es. Es ist nur wieder meine eigene… Ich schloss sie langsam und zog sie leicht zurück. … meine Hand… Hinter ihr erschien jemand. … ich? In mitten einer leeren, ausgetrockneten Gegend stand ich da, zusammen gekauert. Ich… Wer… bin ich…? Es kam keine Antwort zurück. Ich bin… Gefolgt von einem dumpfen Geräusch, spürte ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter. Mit tränenden, vor Schreck geweiteten Augen drehte ich mich um… und blickte in das lächelnde Gesicht eines strahlend blonden Jungen. "Gaara." --- Erstickt schnappte ich nach Luft. Schweißgebadet richtete ich mich auf, wach geworden durch einen Traum und noch völlig verwirrt. Mit jedem Atemzug verlangsamte sich auch wieder mein beschleunigter Herzschlag. Was war das bloß gewesen? Es kam mir vor als hätte ich eine Ewigkeit geschlafen. Ein Blick auf den Wecker verriet mir, dass ich gar nicht so daneben lag. Es war bereits 16 Uhr. Wieder etwas klarer bei Verstand versuchte ich mich an den Inhalt des Traumes zu erinnern. Was hatte mich so vor Schreck aus der Haut fahren lassen? Erst nur bruchstückhaft, dann immer verständlicher bildeten sich die Erinnerungen zusammen. Ich hatte mit Chiyo-baa-chan Gaara wieder zum Leben erweckt, hatte meine Fühler ausgestreckt, nach ihm gerufen, ihn gefunden und zurück ins Diesseits gezogen. Doch dann veränderte sich die Erinnerung. Gaara blieb zwar stets im Hintergrund vorhanden, doch Chiyo redete nun zu mir. Die Worte ganz anders als damals. Es liegt an dir das Kind zu beschützen. „Ich verlasse mich auf dich? Was zum…?“, fing ich an ihre Worte zu zitieren als mein Blick abschweifte und unweigerlich an einer gewissen Person neben meinem Bett hängen blieb. Zu Tode erschreckt wich ich zurück in Richtung Wand, um möglichst viel Distanz zwischen uns zu bringen. Wieso hatte ich niemanden bemerkt? Da kniete doch jemand neben meinem Bett! Ein Feind?! Nein, sonst wäre ich nicht mehr am Leben. Die Person kam mir merkwürdig vertraut vor. War das meine Mutter? Ich schüttelte den Kopf und rieb mir über die verschlafenen Augen. Viel brachte mir das dennoch nicht, da ich die Person immer noch nur verschwommen sah. Sie hatte genau so lange rote Haare wie meine Mutter. Langsam verschärfte sich das Bild und formte immer deutlicher eine mir bekannte Person. Als sie endlich den Kopf hob, erkannte ich stechend scharfe, türkise Augen, die mich unter Tränen anblickten. Ein Stich fuhr durch mein Herz. Das Gefühl kannte ich. Diese Szene kannte ich. Doch wer… „Wer… bist du?“, fragte ich letztendlich gerade heraus. Sie weinte nur noch mehr und griff sich an ihr Herz. Ihr Mund bewegte sich, aber nichts war zu hören. Sie stand auf und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger aus meinem Fenster. Ich streckte mich, um zu sehen auf was sie da immer wieder zeigte. Doch es war nur der altbekannte Ausblick wie ich sie die letzten 16 Jahre tagtäglich zu sehen bekam. Verwirrter denn je griff ich nach ihrer Schulter, um sie zu beruhigen. Bei der Berührung hielt sie endlich inne und blickte zu mir auf. Als ihre Form sich für diesen einen kleinen Moment verschärfte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es liegt an dir das Kind zu beschützen. Jetzt machte es Sinn. Der Traum, Chiyo-baa-chan, ihre Worte, diese Erscheinung vor mir, selbst das wilde herum gestikulieren fügte sich endlich zu einem Bild. „… Gaara?“ Das so vertraute Gefühl kam nicht von meiner vermeintlichen Mutter, sondern von Gaara, der aus irgendeinem Grund als Frau vor mir stand. Und die ausgestreckte Hand? Sie deutete auf Suna! Als ich seinen Namen aussprach, glitt ein leicht gequältes Lächeln über ihr Gesicht. Es stimmte also. Ihre Form verschwamm wieder, was diesmal Panik in mir auslöste. Was hatte das zu bedeuten? Wieso tauchte er so vor mir auf? Dies war eindeutig nur ein Abbild seiner selbst, also ein Genjutsu? „Gaara! Weswegen bist du gekommen? Brauchst du… Brauchst du etwa Hilfe? Was kann ich tun?“ Fragen über Fragen, doch wie schon zuvor kam kein Ton über ihre Lippen. Stattdessen deutete sie mehrfach nach draußen und… auf mich? „Ich? Soll ich nach Suna?“ Warum dieser Aufwand, wenn er mich doch per Post benachrichtigen konnte? Wieder griff sie nach ihrem Herz, verkrampfte die Hand in dem Stoff dadrüber, als ich endlich die Geste verstand. „Verdammt!“, entkam es mir als ich hastig zu meinen Klamotten rannte. Die Gedanken flogen wild umher; kaum dass sie einen Sinn ergaben, kam ein neuer Schwall hinzu. Ich verstand zwar jetzt den Traum und die Worte der verstorbenen Ältesten, aber warum war es ausgerechnet dieses Szenario gewesen? Das erste, was mir in den Sinn kam, war Akatsuki, aber die sollte es nicht mehr geben. Hatten wir etwas übersehen, nicht genug nachgeforscht? Ich zwängte mich gerade in meine Jacke hinein, als ich Gaaras Form aus den Augenwinkeln wahr nahm. Sie stand da wie bestellt und nicht abgeholt. Ich seufzte, konnte es ihr nicht übel nehmen. Mit festen Schritten ging ich auf sie zu, konnte ihren hoffnungsvollen Blick auf mir spüren. Mit beiden Händen hielt ich ihre Schultern fest und blickte sie sicher an. „Keine Angst.“ Ihre Augen weiteten sich bei meinen Worten. Ich nickte ihr entschlossen zu. „Ich verspreche dir, ich werde dir helfen, komme was wolle.“ Mit einem fast schon erleichterten Lächeln auf den Lippen sah sie mich an und nickte. Da war noch etwas anderes in ihrem Blick, dass ich aber nicht zu deuten wusste. Aber um nachzuhaken, hatte ich keine Zeit mehr. Mit dem nächsten Augenaufschlag fand ich mich alleine im Zimmer wieder. Das Genjutsu hatte sich aufgelöst. Beunruhigt schloss ich meine Hände zu Fäusten. Ich musste mich zusammen reißen. Als Nächstes stand erst einmal die Hokage auf dem Reiseplan. Mit zielstrebigen Schritten trat ich aus der Tür hinaus. Mein Entschluss stand fest: Ich würde gehen, egal ob mit Einverständnis oder nicht. --- „Wie bitte?“ Mit hochgezogener Augenbraue sah Tsunade mich ungläubig über ihr Pult hinweg an. Eine ähnliche Reaktion hatte ich bereits befürchtet. Erst vor gut fünf Minuten war ich in ihr Büro gestürmt und hatte sie wohl oder übel mit meiner kleinen Geschichte überrumpelt. Ich hatte keine Mühen gescheut und ihr breit und klar alle Ereignisse seit meinem Traum erzählt. „Wie gesagt, ich beantrage eine sofortige Erlaubnis mich nach Suna begeben zu dürfen.“ Leichter Spott spiegelte sich in ihren Augen wieder als sie mich von oben bis unten betrachtete. „Du erwartest doch nicht ernsthaft, dass ich dich mit dieser Begründung mir nichts, dir nichts ziehen lasse, oder Naruto? Oben drein noch alleine und ohne Erlaubnis von Suna???“ Sie schüttelte entschieden ihren Kopf. Angesäuert atmete ich tief durch. Ich hatte mich schon innerlich auf eine Abfuhr eingestellt. Denk nach, Naruto! „Nein, das tue ich nicht.“ „Zudem kommt noch, dass solch ein Verhalten nicht nur die Verbindung zwischen unseren Dörfern unnötig anspannen würde, sondern sogar einen Streit anzetteln könnte, ist dir das bewusst?!“ „Ja, das ist es.“ Still betrachtete sie mich weiterhin eingehend. „Warum also bittest du mich trotzdem darum?“ „Weil er mein Freund ist.“ Überrascht riss sie ihre Augen auf. Meine Wunde brannte bei meinen eigenen Worten auf und erinnerte mich an einen anderen vermeintlichen Freund. Doch es war die Wahrheit und nur damit würde ich an mein Ziel gelangen. Der erste Schritt war gesetzt. Ich durfte nur nicht nachgeben. „Weil ich keinen Grund habe mir so etwas auszudenken und weil es um sein Leben geht! ... Ich weiß, ich kann deine Reaktion verstehen, aber warum sonst sollte er mich auf diese Weise benachrichtigen? Warum, wenn es nicht so dringend wäre? Baa-chan, bitte! Lass mich ziehen! Ich bin mir sicher, dass bald eine Nachricht von ihnen kommen wird, aber bis dahin könnte es bereits zu spät sein, versteh doch!“ Ich hatte mich wieder in Rage geredet. Meine Hände auf ihrem Pult abstützend, lehnte ich meinen Körper darüber. Sie sah mich zunächst schweigend an bevor sie sich seufzend zurück lehnte. „Ich weiß, Naruto, aber ich bin auch an die Fakten gebunden. Darüber hinaus haben wir immer noch alle Hände voll zu tun, mit anderen Worten: Mir fehlen die Leute für ein Team. Ich weiß, ich weiß. Du bräuchtest im Grunde gar keins, aber alleine hinzugehen, macht die Sache nicht besser. Sie wären nur umso alarmierter, wenn ausgerechnet DU ohne Begleitung und unerwartet bei ihnen eintrudelst. Da hilft auch keine Partnerschaft oder Dankbarkeit der Welt, Naruto.“ Ich wollte bereits widersprechen, als sie mir wiedermals zuvor kam. "Die haben genauso sture, altkluge Älteste im Rat wie wir, Naruto!", flüsterte sie leise zu mir, die Augen paranoid durch den Raum schweifen lassend. Geknickt betrachtete ich sie. Ich wusste eigentlich auch selber, dass meine Anfrage absurd war, aber ich hatte es nun mal versprochen und meine Freunde im Stich zu lassen, kam nicht in Frage. „Ich schlage dir einen Deal vor. Wenn ich dich gehen lasse, aber bis Sonnenuntergang keine Nachricht aus Suna kommt, dann werde ich eine Anbueinheit losschicken lassen, um dich wieder zurück zu bringen, koste es, was es wolle, haben wir uns verstanden?“ Auch wenn ihre Worte mit deutlichem Nachdruck ausgesprochen wurden, fiel ein riesen Stein von meinem Herzen. Ich richtete mich auf und verneigte mich dankbar. „Jawohl, Hokage-sama!“ Ich wäre zwar auch ohne ihre Erlaubnis abgehauen, aber mit brauchte ich mir nicht so viele Sorgen zu machen. Es würde mir so einige Arbeit erleichtern. „Gut. Ich nehme auch an, dass, falls es denn stimmt, es schlecht um ihn steht und er dir deswegen diese Nachricht übermittelt hat. Wie er das getan hat, ist mir jedoch schleierhaft. Jedenfalls schicke ich dann sofort Sakura hinter her.“ Kurz stieg Unbehagen bei der Erwähnung von Sakura in mir auf, doch ich besann mich schnell und bedankte mich bei ihr. Sie hielt mich noch ein letztes mal auf, bevor ich aufbrechen konnte. „Und Naruto, tun nichts unüberlegtes, ja?“, sagte sie mit besorgtem Blick. Ich lächelte nur und nickte ihr kurz zu bevor ich mich zurück in mein Apartment begab. Nach dem Einpacken, konnte ich endlich aufbrechen. ~Tsunade~ Tsunade hatte sich ans Fenster gestellt und sah Naruto hinterher, der eilig das Hokagehaus verließ. Zweifel an ihrer Entscheidung beschlich sie. Der Junge war ihr so sehr ans Herz gewachsen, dass sie ihm kaum etwas abschlagen konnte. Sie vertraute ihm, daran bestand kein Zweifel. Bislang hatte er sie auch nie im Stich gelassen. Doch diesmal wusste sie nicht, ob es nicht besser gewesen wäre ihn da zu behalten. Sie konnte nur noch hoffen, dass Narutos Verletzungen der Reise und den Anstrengungen, die ihr folgen würden, standhielten. Sie wollte sich wieder vom Fenster abwenden als eine Bewegung aus dem Schatten einer Gasse ihre Aufmerksamkeit auf sie zog. Sasuke trat hervor. Erschrocken musste sie feststellen, dass sie ihn die ganze Zeit über nicht bemerkt hatte. Es erinnerte sie daran, um was für einen Shinobi es sich handelte, den sie wieder bei sich aufgenommen hatten. Wenn er selbst ihren Augen nicht auffiel, würde er kaum zu kontrollieren sein. Er blickte die Straße herunter, der Naruto bereits entschwunden war. Kurz verharrte er da bevor er zu ihr aufsah und sich ihre Blicke kreuzten. Sein nachdenklicher, fast neugieriger Ausdruck verschwand augenblicklich hinter einer eisigen Maske aus Ignoranz und noch etwas anderem, dass ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Sie hielt nichts desto trotz seinem Blick stand bis er den Kontakt abbrach und die dunkle Gasse zurück ging. Das hatte sie nicht erwartet und vor allem nicht den Ausdruck auf seinem Gesicht mit dem er erst Naruto und dann sie betrachtet hatte. Es kam ihr vor als wollte er sie vor irgendetwas warnen ohne es in Worte zu fassen. Möglicherweise konnte er seine Worte nicht äußern, durfte es nicht. Sie bekam das Gefühl nicht los, dass noch mehr hinter diesem Augenblick steckte als sie ahnte. Früher oder später würde sich herausstellen, was es war. Fürs erste konnte sie nur abwarten und den Dingen ihren Lauf geben. Kapitel 3: How to Care ---------------------- ~Naruto~ Ich rannte seit Stunden ohne Pause und hatte vor circa einer Stunde die Wüste Sunas erreicht. Ich blickte über die Sanddünen hinweg zur Sonne. Sie war bereits bis zur Hälfte untergegangen. Es konnte sich nur noch um Minuten handeln; dann wäre sie vollkommen verschwunden. Tief durchatmend riss ich die Kopfbedeckung runter. Die Wüstensonne hatte an Hitze nachgelassen und brannte nicht mehr so stark auf der Haut. Aber dies hatte nicht nur ihren Vorteil. Ich musste mich beeilen. Wenn ich es innerhalb der nächsten zwei Stunden schaffen könnte in Suna anzukommen, bräuchte ich mich nicht mehr um die Anbueinheit zu sorgen. Dank der absinkenden Temperaturen konnte ich zwar wieder leichter voranschreiten, dies hieß jedoch auch, dass die Anbueinheit mich viel schneller einholen würde. Mein Chakra konzentrierend bereitete ich mich auf den Blitzschritt vor. Jetzt ging es um alles oder nichts.   ~Tsunade~   „Und das wären dann die letzten Dokumente für heute, Hokage-sama!“, sagte Shizune und setzte einen Stapel Blätter vor Tsunades Nase ab. „Gott sei Dank!“, kam es nur genuschelt von ihr. Schwer seufzend lag Tsunade mit der Wange auf ihrem Pult. Ihr Blick fiel auf das Fenster, von dem aus sie das ganze Dorf betrachten konnte. Dabei entging ihr nicht die Abendsonne, die kurz davor war den Horizont zu berühren. „Hmm… Dann bleibt mir wohl keine andere Wahl me-“ Just in jenem Augenblick klopfte es laut und deutlich an ihrer Bürotür. Nach gewährtem Einlass, zeigte sich Shikamaru im Türrahmen. „Nanu? Um die Uhrzeit noch aktiv, Shikamaru? Das kenne ich ja gar nicht von dir!“, sprach sie im gespielt entrüstetem Ton und richtete sich auf. „Naja, so nervig es auch ist, wurde ich dazu gebeten. Wir haben eine Nachricht aus Suna erhalten, es ist wichtig. Es geht um-“ „-Gaara. Schon klar. Gib her. Äh, Shizune? Könntest du vielleicht Sakura aufsuchen und sie hochschicken?“ Leicht überrumpelt händigte Shikamaru der Hokagen die Schriftrolle aus und betrachtete Shizune beim Verlassen des Büros. „Äh, habe ich da vielleicht etwas verpasst, oder…?“ „Erkläre ich dir später. Lass uns erst einmal diese Rolle durchgehen. Sag, worum geht es konkret?“ „Nun, Temari-san hat es verfasst. Laut ihr soll eine der Dienstmädchen den Kazekagen bewusstlos auf seinem Zimmer vorgefunden haben. Doch selbst die Einbeziehung der medizinischen Fachkräfte soll nichts gebracht haben.“ „Nichts gebracht, sagst du?“ Dies war in der Tat merkwürdig. Tsunade rollte das Pergament aus und studierte es eingehend. Nachdem unser medizinisches Team mehrmals bei der Anwendung von Heil-Jutsu gescheitert ist, bitten wir Sie um Ihre Unterstützung bei der Behandlung unseres Kazekagen. „Sie haben ihre Heil-Jutsu nicht anwenden können? Das verheißt nichts Gutes“, entgegnete sie schließlich. „In wie weit darf man das verstehen?“, hakte Shikamaru nach. „Es kann sein, dass die Chakragefäße des Kazekagen sich vor fremdem Chakraeinfluss verschließen und das Chakra daran abprallt oder aber… das Chakra wird aufgenommen, es bringt aber nichts. Dann müssten wir komplett neu ansetzen.“ Tsunades Gesicht verfinsterte sich mit jedem weiteren Wort und bald darauf kam ihre schlechte Angewohnheit an ihrem Fingernagel zu kauen hervor. Shikamaru, der diese Veränderung bemerkt hatte, wollte gerade etwas entgegnen als er von einem erneuten Klopfen unterbrochen wurde. „Herein!“ „Sie haben mich gerufen, Sensei?“ „Ah, Sakura. Gut, dass du da bist. Du musst dich sofort zum Aufbruch bereit machen. Ich erzähle dir alles Nötige unterwegs“, rasselte die Hokage runter während sie eine verwirrte Sakura hinter sich herzog. „Shikamaru, schick bitte einen Bestätigungsbrief zurück und sag ihnen, dass Naruto bereits auf dem Weg sei und Sakura folgen würde“, warf sie noch kurz über die Schulter hinweg bevor die Tür ins Schloss fiel und einen noch verwirrteren Shikamaru zurück ließ. „Aber wieso denn Naruto…? Hä?“ Doch seine Fragen blieben unerhört.   ~Naruto~   „Ich entschuldige mich im Namen meiner Kameraden für den unhöflichen Empfang, Uzumaki-san. Wir waren auf Ihre frühe Ankunft nicht vorbereitet. Bitte folgen Sie mir, ich führe Sie unverzüglich zu unserem Kazekagen“, sagte der Jonin, der mich vorher noch schroff zurückgewiesen hatte. Ein erleichtertes Seufzen entkam meinen Lippen. Ich hatte mich schon auf das schlimmste vorbereitet, doch glücklicherweise hatte sich die Lage von selbst geklärt. Nach mehrmaligem Bitten und Auffordern hatten die Wachen schließlich nachgegeben und sich bereit gestellt sich nach einer Erlaubnis bei Gaaras Geschwistern zu erkundigen. Erst als ich dem Jonin vor mir schnellen Schrittes durch den Engpass ins Innere der Festung folgte, bemerkte ich erst wie nervös ich gewesen war. Wenn mir der Eintritt verwehrt worden wäre, hätte ich mich einschleichen müssen. Ich hatte nicht vor so kurz vor dem Ziel umzukehren, was aber nicht bedeutete, dass ich mir keine Sorgen gemacht hatte. Bald kam das Ende des Weges in Sicht. Mit jedem Schritt wurde es lauter und heller bis wir schließlich aus dem Pass hinaus und hinein in eine riesige Menschenmasse traten. Ich hielt meinen Vordermann im Auge, kam aber nicht umhin die Dorfbewohner zu betrachten. Der nächtliche Bazar hatte geöffnet und die Menschen, jung und alt, gingen von einem Stand zum nächsten. Zwischen all dieser Unbeschwertheit wurde mir mit einem Mal der Ernst der Lage bewusst. Die Angst, Hilflosigkeit und Panik kam wieder hoch und brachte mich durcheinander. Was wenn ich bereits zu spät war? Konnte ich ihm denn überhaupt helfen? Die Erinnerung an meinen Traum erschien wieder vor meinen Augen. Ich hatte Gaara retten können, aber nur weil Chiyo-baa-chan dabei gewesen war. Würde ich es wieder schaffen? Auch ohne sie? Beim Passieren der Stände fiel mein Blick zufällig auf einen kleinen Jungen, der sich ein Eis für zwei mit seinem Vater teilte. Schmerzlich dachte ich an meinen verstorbenen Sensei zurück, an die Erfahrung, die ich mit ihm machen durfte. Ich hatte das Glück gehabt, so etwas erleben zu dürfen, aber wie sah es mit ihm aus? Hatte Gaara jemals die Gelegenheit dazu bekommen? Ich befürchte, nein. Ja… glaube ich auch. Denk daran, ihr habt zwar ähnliche Erfahrungen machen dürfen, aber niemals die gleichen. Er ist bei seinem Vater aufgewachsen. Naja… Oh, das ist er, Naruto. Nur bedeutete es nicht unbedingt eine bessere Kindheit für ihn. Oooh, zu so später Stunde noch sentimental? Auf die Bemerkung hin kam nur ein gebrummtes Idiot zurück. Ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen. Seit unserem letzten Kampf verstanden wir uns immer besser. Er verstand mich immer besser. Auch wenn er es als Belehrung tarnte, so wusste ich doch, dass in Wahrheit die Sorge aus ihm sprach. Und das wusste ich zu schätzen.   ~Gaara~   Mein Geist schwankte zwischen Bewusstsein und Ohnmacht hin und her. Es ging mir deutlich schlechter. Nicht nur, dass die anfängliche Flamme sich zu einem Lauffeuer ausgebreitet hatte, sondern auch mein Herzschlag und jeder Atemzug wurden zur Qual. Ich biss mir so kräftig auf die Lippen, dass sie anfingen zu bluten. Bald würde ich meine Stimme nicht mehr zurückhalten können. Mein Körper zitterte unter den starken Schmerzen. Doch als der nächste große Stich folgte, stärker als zuvor, landete mein Kopf wieder im Nacken. Für einen kurzen Moment geriet ich in Atemnot bis der Schmerz sich wieder zurück zog. Lange würde ich das nicht mehr aushalten, das waren die einzigen klaren Gedanken, die ich noch zu fassen bekam. Sollte es wirklich so enden? Der Druck auf meiner Brust wurde größer, ließ mich immer schwerer atmen. Schwerer. Schwerer. Schmerzend. Erstickend. Hilfe…   ~Naruto~   Endlich an Gaaras Zimmer angelangt, griff ich sofort nach dem Türgriff als für einen Moment mein Herz aussetzte. Ein markerschütternder Schrei drang laut und deutlich durch die Tür an mein Ohr. Nach dem ersten Schock riss ich mich zusammen und ging ohne zu klopfen herein. Der Anblick glich einem einzigen Chaos. Meine Anwesenheit wurde erst gar nicht wahrgenommen. Mehrere Medi-nin rannten von einer Seite zur anderen. Zur Rechten hatten sich die beiden Geschwister hingestellt und betrachteten das Spektakel mit beängstigtem Blick und mitten drin lag Gaara, von dem nun noch mehr Schreie ausgingen. Bei seinem Anblick brach mir regelrecht der Angstschweiß aus. Ich hatte versucht mir seine Situation vorzustellen, aber dass es so schlimm um ihn stehen würde, hatte ich nicht gedacht. Ein deutlicher Schweißfilm hatte sich auf seinem Körper gebildet, der nur von einem leichten Yukata bedeckt wurde. Die roten Haare klebten auf seinem geröteten Gesicht und immer wieder bäumte er sich auf, krallte seine Hand in den Stoff auf seiner Brust. Was war nur geschehen? „Wir kriegen sein Fieber nicht unter Kontrolle! Es ist bei 42 Grad!“ „Verdammt!!“, fluchte Kankuro und blickte zur Seite genau zu mir, bemerkte mich jedoch immer noch nicht. Mich endlich aus meiner Starre lösen könnend, stolperte ich auf ihn zu. „Kankuro!!“ Überrascht blickte er auf. Seine Augen weiteten sich als er scheinbar zu realisieren begann, wer da eigentlich vor ihm stand. „Naruto! Da bist du ja! Wie zum Teufel bist du eigentlich… Ach, vergiss es, komm her!“, redete er auf mich ein und zog mich an der Schulter zu seiner Seite. „Ist Sakura auch da?“, fragte er nach, doch ich konnte nur den Kopf schütteln. „Noch nicht, aber wenn ihr Konoha benachrichtigt habt, sollte sie bald hier sein. Was ist mit ihm?“ „Wir wissen es nicht. Sein Herz scheint am meisten zu schmerzen, er hat hohes Fieber und ist bewusstlos. Es wird von Sekunde zu Sekunde schlimmer. Naruto, lange hält er das nicht mehr aus!“ Ich musste etwas tun! Weswegen sonst wurde ich denn benachrichtigt? Denk nach, Naruto! Hah. Was? Warst du das, Kurama?! Sieht glatt so aus, als ob er noch nicht genug bekommen hat seit dem letzten Mal. Wovon redest du?! Na, von deinem Traum! Chiyo hat ihm wohl nicht genug gegeben. Was sagst du da? Ist das dein ernst?! Und ob. Im Gegensatz zu euch kann ich sein Lebenschakra spüren. Es ist zu wenig… nein, es wird weniger. „Das ist es“, sagte ich unbewusst laut. Kankuro sah mich perplex an. „Wie bitte?“   ~Gaara~   Die Geräuschkulisse geriet immer weiter in den Hintergrund. Mittlerweile wollte ich nur noch, dass es aufhörte. Ich wurde schläfriger, konnte kaum noch atmen, meine Stimme entsagte mir. Ich ersticke! Ich spürte nur dieses unglaublich schwere Gewicht auf meiner Brust, die mich zu zerquetschen drohte. Eine sehr einladend wirkende Schwärze griff bald nach mir, wollte mich in die Tiefe ziehen. Meine Gedanken trieben ab und mit ihr die Schmerzen. Ich hieß dieses taube Gefühl willkommen. Die nach Hilfe schreiende Stimme verstummte allmählich. Doch diese alles verheißende Dunkelheit kam mir merkwürdig vor. Etwas in mir sträubte sich davor ihr zu glauben, mistraute der Verlockung. War da nicht etwas? Hatte mir nicht jemand eine andere Seite gezeigt? Es war dieselbe Schwärze, der ich mich einst hingegeben hatte. Und doch, kannte ich nicht auch das Licht? ...Licht? Sollte ich mich in die Arme der Dunkelheit fallen lassen? Was... war das noch gleich? Mir wurde die Entscheidung abgenommen als ich plötzlich aus der Tiefe gezerrt wurde hinein in ein gleißendes Licht. Als hätte eine sanfte, unnachgiebige Hand nach mir gegriffen. Kaum das dieser Gedanke auftauchte, herrschte für einen Moment absolute Stille. ... Ein wohliger Schauer breitete sich über meinen ganzen Körper aus. So warm. Wärme füllte mich aus, trieb die Taubheit aus meine Knochen. Das Gewicht auf meinem Brustkorb ließ nach, während die Leere in ihr langsam aber stetig gefüllt wurde. Erleichterung, wie ich sie so nur ein einziges Mal wahrgenommen hatte, überkam mich mit den schwindenden Schmerzen. Unwillkürlich stiegen mir Tränen in die Augen. Da war sie, die Hilfe, nach der ich mich so gesehnt hatte! Ich hätte gelächelt, wenn ich noch die Kraft dazu gehabt hätte. Stattdessen erlag ich einer Müdigkeit ohne Gleichen.   ~Naruto~   „Seine Werte sind wieder stabil. Die Temperatur sinkt.“ Ein allseits erleichtertes Seufzen war in dem kleinen, gefüllten Raum zu vernehmen. Nach Stunden der Anspannung konnte endlich wieder aufgeatmet werden. Auch Temari und Kankuro erging es nicht anders. Jetzt da die Panik verflogen war, nahmen sie mich erst richtig wahr. „Wir stehen in deiner Schuld, Naruto. Mal wieder“, entgegnete die Älteste schwach lächelnd. Ich schüttelte nur den Kopf. „Er gehört zu meinen Freunden. Da gibt es keine Schulden.“ Beide lächelten mir aufrichtig zu. Sie verbeugten sich leicht als Zeichen ihrer Dankbarkeit. „Ähm… wie lange soll ich eigentlich…“, fing ich an meine Frage dem Jonin neben mir zu richten, als dieser schon zu einer Antwort ansetzte. „Fürs erste sollten Sie so weiter machen. Zumindest bis Haruno-san eingetroffen ist. Ich weiß wirklich nicht wie Sie das gemacht haben, aber es wirkt.“ Ich blickte runter auf meine Hände. Beide hatte ich übereinander gelegt auf Gaaras Brustkorb abgesetzt, direkt über dem Herzen. Konzentriert ließ ich mein Chakra durchfließen, darauf bedacht die Menge gleichmäßig zu halten. Chakra-Kontrolle war noch nie meine Stärke gewesen. Temari fasste den Kommentar des Medi-nin auf und richtete ihre Frage wieder an mich. „Wie kommt es, dass du weißt, was du zu tun hast? Außerdem warst du sehr schnell hier. Wir hatten erst vor zwei Stunden die Nachricht geschickt.“ Ich seufzte auf und konzentrierte mich weiterhin auf mein Chakra während ich nochmal das bisher Geschehene Revue passieren ließ. „Ich… hatte heute einen Traum. Ich habe von dem Tag geträumt, an dem wir Gaara gerettet haben. Ich weiß zwar nicht wie oder warum es passiert ist, aber Chiyo-baa-chan hat mit mir geredet, gesagt ich soll mich um Gaara kümmern. Und als ich aufgewacht bin war ich sofort in einem Genjutsu gefangen.“ „Genjutsu?“, hakte Kankuro nach, hörbar irritiert. „Ja, es konnte nur ein Genjutsu sein. Gaara stand nämlich neben mir.“ „Wie bitte?!“, kam es sofort ungläubig von beiden Geschwistern. Ich konnte die Reaktion gut nachvollziehen. Immerhin war ich nicht minder erstaunt gewesen. „Ja und er hat sich ständig ans Herz gegriffen und Richtung Suna gezeigt. Ich nahm an, dass er mich damit benachrichtigen wollte. Und als ich dann hier ankam, hat Kurama Gaaras Lebenschakra bemerkt, meinte, dass es sinken würde. Es war nur eine Vermutung, aber ich hab’s einfach gewagt.“ Von meiner Geschichte geplättet setzten sich beide erst einmal hin. Ich ließ bewusst ein Bemerkung zu Gaaras weiblichem Auftreten fallen. Auch wenn ich selber gerne den Grund dafür erfahren wollte, hatte ich das Gefühl ihn dadurch irgendwie bloß zu stellen. Und das konnte ich ihm nicht antun. Mein Blick glitt über Gaaras schweißgebadetes, mittlerweile friedliches Gesicht. Dennoch blieben die Fragen offen. Wozu der Aufwand? Er hätte auch als Mann, so wie er ist, erscheinen können. Dann wäre ich auch viel schneller dahinter gestiegen, was er ganze Zeit versucht hatte mir zu erklären. Ich horchte auf, als ich meinte ein tiefes Brummen aus Kuramas Höhle vernommen zu haben. Bevor ich jedoch darauf eingehen konnte, lenkte Temari meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Aber warum klappte es dann nicht bei unseren Medi-nin?“ „Ich vermute stark“, schnitt Kankuro ein, „dass es daran liegt, dass Naruto an jenem Tag Chiyo-baa-sama bei Gaaras Wiederbelebung geholfen hat. Sie benutzte eine verbotene Technik. Möglicherweise dauert diese Technik nicht auf ewig an oder ist nicht mehr so stark wie früher.“ Still dachten wir gerade über seine Worte nach, als es an der Tür klopfte und ein Suna-nin mit einer Nachricht erschien. „Ich darf ausrichten, dass so eben eine Nachricht der Hokagen eingetroffen ist. Sie besagt, dass Sakura Haruno mit einem Medi-Team aus Konoha unterwegs hierher sei.“ Bei der Erwähnung ihres Namen stiegen in mir die verdrängten Erinnerungen von der Feier hoch. Sofort kam die Anspannung in meine Schultern zurück. Ich schüttelte leicht den Kopf, um die aufkommenden Bilder zu verscheuchen. Dies war nicht der richtige Augenblick, um wütend zu werden. Außer Gaara war nun alles nebensächlich. Kapitel 4: How to Worry ----------------------- ~Naruto~ Nach einem erneuten gescheiterten Versuch die Medi-nin übernehmen zu lassen, legte ich wiederholt die Hände auf Gaaras Herz und ignorierte so gut es ging das vertraute Brennen in meinen Händen. Ganze fünf Minuten hielt sein Körper durch bis das Fieber wieder einsetzte. „Es bringt nichts. Sein Körper nimmt einfach kein anderes Chakra als Ihres an, Uzumaki-san“, schlussfolgerte der Jonin. Betrübt sah er sich Gaara an. Ich konnte ein müdes Gähnen nicht zurückhalten. Seitdem ich mit dem Prozess begonnen hatte, schien eine halbe Ewigkeit vergangen zu sein. Die ganze Aufregung und der Chakraverbrauch zehrten an meinen Kräften. Wieder erwischte ich mich beim Dösen. Verdammt! Lange halte ich das nicht mehr aus. Brauchst du auch gar nicht mehr. Bevor mein Gehirn diesen Satz verarbeiten konnte, klopfte es bereits an der Tür. „Sakura!“, hörte ich Temari ausrufen. Ein kleines erleichtertes Seufzen entwich mir. Ich war zu erschöpft als das ich mich noch auf irgendeine Art und Weise hätte aufregen können. „Lass nur, Temari-san. Ich fange sofort mit dem Check-up an. Gab es irgendeine Veränderung, die von eurem Brief abweicht?“, fragte sie nach während sie auf die andere Seite des Bettes ging. „Ja, Gaaras Körper nimmt Narutos Chakra an. Seitdem er damit angefangen hat, sind mehr als fünf Stunden vergangen. Daraufhin ist sein Fieber von 42 auf 38 Grad gesunken und er windet sich nicht mehr vor Schmerzen.“ Ich sah weiterhin zu Gaara, achtete auf meinen Chakrafluss, der sein Herz regelmäßig schlagen ließ, bis rosa Haare in mein Blickfeld glitten. Eine unangenehme Stille breitete sich aus als sich unsere Blicke trafen. Mein Hals schnürte sich zu und ich spürte wie sich mein Puls beschleunigte. Das war das erste Mal seit jenem Tag am Todestal, dass wir uns gegenüber saßen, doch sie blieb ungerührt. Nur Gaaras Herzschlag hielt mich davon ab sie zur Rede zu stellen. Schon einmal hatte ich so neben ihm gesessen mit den Händen über seinem Herzen und konnte nichts spüren. Ich würde es nie wieder soweit kommen lassen. Auch wenn es heißt, dass ich ihr vertrauen muss. Beruhig dich, Naruto. Es gab eine Zeit, in der du ihr vertraut hast. Urteile nicht vorschnell. VORSCHNELL? Nach dem, was ich gesehen habe? Was ich gehört habe?! Kein einziges Mal hat sie versucht es mir zu erklären! Warum glaubst du, ist das so? Gib euch Zeit. Geduld hilft. Geduld ist mir fremd. Kurama brach abrupt in schallendes Gelächter aus, so laut, dass ich glaubte, es in den verwinkelten Gängen seiner Behausung nachhallen zu hören. Hahaha! Geduld ist kein Jutsu, Junge! Das braucht Zeit! Du wirst noch früh genug erkennen, dass kein Weg daran vorbei führt. Wie meinst du das? Kurama, rief ich aus, doch eine Antwort blieb mir verwehrt. Angesäuert sah ich zu wie Sakura nickte nachdem sie sich still den Bericht angehört hatte und anfing Gaaras Körper abzutasten. Sie nickte schließlich und richtete ihr Wort an mich. „Kannst du kurz von ihm ablassen, Naruto?“ „Für fünf Minuten.“ Ungeahnt eisig kamen die Worte aus mir heraus geschossen und gerade als ich mich fragte, ob es nicht zu hart klang, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck für einen Augenblick. Verwirrt sah ich zu wie sich eine Reihe von Emotionen in ihren Augen wiederspiegelte, die ich nicht zuordnen konnte. Sie öffnete den Mund, als ob sie etwas sagen wollte, doch es kam kein Ton heraus. In der nächsten Sekunde war der Ausdruck wieder verschwunden, ersetzt durch eine undurchdringliche Maske. Verunsichert sah ich sie an. „Sonst steigt sein Fieber wieder“, fügte ich hinzu und löste widerwillig die Chakrafluss. Gleich nachdem ich die Verbindung getrennt hatte, zog ich scharf die Luft ein und konnte ein schmerzerfülltes Keuchen nicht zurückhalten. Ich hatte keine Ahnung, ob sie mich gehört hatte oder nicht. Zumindest ließ sie sich nichts anmerken. Als ob nichts passiert wäre, fuhr sie ihre Untersuchung fort und versuchte selber eine ihrer Heil-Jutsus anzuwenden. Nach einiger Zeit stoppte sie und nahm eine meiner Hände hinzu. „Versuch es bitte noch einmal, Naruto.“ Ich gehorchte. Beim Wiederanfang brannten meine Hände auf als ob sie Feuer gefangen hätten. Ich zuckte unter dem Schmerz zusammen. Ich kannte das Gefühl von all meinen Chakra-Trainings und wusste, dass ich bald mein Limit erreichen würde. „Und? Wie sieht es aus, Sakura? Kannst du schon etwas sagen?“, hakte Kankuro nach. „Es klappt auch bei mir nicht. Tsunade-sama hatte so etwas bereits befürchtet. Es war nur nicht klar, ob sich seine Chakra-Punkte vor fremdem Chakra verschließen oder sie aufnehmen, es aber nichts bringt. Und dem scheint es wohl so zu sein. Das heißt, wir müssen völlig neu ansetzen.“ Nach einer Weile des Schweigens erzählte Kankuro ihr von seiner Vermutung. „Nein, das ist es nicht. Chiyo-baa-samas Technik wurde vollendet. Aber… Ich bin mir nicht sicher, sie konnte es nicht komplett alleine zu Ende führen. Deshalb musste Naruto mit eingreifen. Sie hat sein Chakra verwendet, um Gaaras damit komplett aufzufüllen“, erklärte sie und stand dabei auf. Tief in Gedanken fing sie an hin und her zu gehen. „Gemäß Tsunade-sama konnte Gaara nur erwachen, indem die Technik vollendet wurde. In diesem Fall jedoch musste Naruto sie dabei unterstützen. Es kann also sein, dass sie gegen Ende hin nicht mehr genug Kraft hatte, um Narutos Chakra in Lebenschakra umzuwandeln.“ Ich hatte mir das Gesagte mit angehört und wurde beim letzten Satz hellhörig. „Dann könnte ich ihm doch-“, setzte ich an, wurde aber sofort von ihr unterbrochen. „Denk nicht einmal dran! Jemandem Lebenschakra zu geben ist viel zu gefährlich. Du vergisst, Chiyo-baa-sama musste ihr Leben dafür hergeben!“, belehrte sie mich im scharfen Ton. „Außerdem wissen wir noch gar nicht in wie weit meine Theorie stimmt.“ Temari pflichtete Sakura bei, ebenso Kankuro. „Das können und wollen wir nicht von dir verlangen, Naruto. Ich bin mir sicher, dass Gaara uns da zustimmen würde“, sagte sie mit entschlossener Stimme. Ich beruhigte mich wieder und sah runter zu Gaara, der scheinbar friedlich vor sich hin schlief. Fast schon so als ob nichts wäre. Ich hätte es ihm am liebsten gleich getan. „Aber rein theoretisch wäre es doch möglich, oder?“, fragte ich trotzdem nach. Auf die darauf folgende Antwort war ich jedoch nicht vorbereitet. „Nein, selbst dann nicht.“ „Häh? Wieso das denn?“, entgegnete ich verwirrt. Sie blickte mich erst nichts sagend an bis sie auf mich zuschritt und hinter mir stehen blieb. „Abgesehen mal von Kuramas Heilkräften musst du an deine immer noch offenen Wunden denken. Sie sind noch längst nicht verheilt.“ Aus Trotz stand ich ohne zu überlegen auf und wollte ihr damit zeigen, dass ich mich gesund genug fühlte als sie mir einen Klaps auf den Rücken gab. Unerwartet starke Schmerzen ließen mich in die Knie sacken. Ich rang mit meinem Bewusstsein, um nicht sofort in Ohnmacht zu fallen. Ich meinte ein scharfes Lufteinziehen der Leute im Raum zu hören, war mir aber nicht sicher. „Was…hast du…?“, krächzte ich hervor, brachte aber keinen vernünftigen Satz zu Stande. Die Schmerzen brachten mich beinahe um den Verstand. Dabei hatte ich mich doch noch vor zwei Sekunden so gut gefühlt! „Ich habe die Nerven geöffnet, die für dein Schmerzempfinden zuständig sind. Tsunade-sama schloss sie, um deine Schmerzen zu lindern.“ Sie hielt kurz inne. „Keine Bange“, fügte sie schließlich hinzu und sagte etwas, dass mich aus einem ganz anderen Grund schreien lassen wollte. „Ich kümmere mich um Gaara.“ Genauso wie du dich um mich gekümmert hast?! wollte ich ihr entgegen werfen. Erwartete sie wirklich, dass ich ihrem Wort glaubte? Nicht nach der Nummer, die sie mit Sasuke abgezogen hatte. Es war weniger die Tatsache, dass sie sich nicht um mich gekümmert, sondern WIE sie sich in seiner Gegenwart benommen hatte. Bevor ich aber auch nur einen Ton sagen konnte, tauchte ich ab in mein Unterbewusstsein, nicht in der Lage weiter gegen die Ohnmacht anzukämpfen.   ---   Erschrocken mussten Kankuro und Temari zusehen wie Naruto sein Bewusstsein verlor und umkippte. Sakura fing ihn auf und bat die Medi-nin sich um Naruto zu kümmern. „Ist er in Ordnung, Sakura?“, fragte Temari besorgt. Der Schreck saß ihr noch in den Knochen. Das Narutos wahrer Zustand so schlimm aussah, ließ ihrem Gewissen keine Ruhe. Naruto tat so viel für Gaara, dass sie ihm gar nicht genug danken konnte. Es war keine Selbstverständlichkeit so viel Hilfe zu erhalten, ohne dass eine Gegenleistung erwartet wurde. „Ja, er hat sehr viel Chakra verbraucht. Ich habe ihn nur abgebremst, damit er nicht wieder zu weit geht.“ „Wieder?“, fragte Temari nach, nicht weil sie nicht wusste, dass Naruto sich gerne übernahm. Das hatte sie schon zur Genüge am eigenen Leib erfahren dürfen. Nein, es lag an ihrem Ton, mit dem sie die Worte aussprach, eine Mischung aus Wut und Trauer, als ob sie etwas ganz anderes meinte und es ließ die Zweifel in Temari lauter werden. Sakura blickte sie erstaunt an, winkte dann mit einem „du weißt doch wie er ist“ ab, doch die Bedenken blieben. „Ich brauche jetzt ein wenig Unterstützung. Sie da, helfen Sie mir bitte beim Transportieren des Patienten. Wir müssen in den OP-Saal.“ Sofort den Instruktionen folgend packte der übrig gebliebene Medi-nin gemeinsam mit den Konoha-nin an. „Was hast du vor, Sakura? Können wir irgendwie helfen?“, kam es seitens Kankuro, der bei dem Wort OP-Saal aufgeschreckt war. Ihn hatte die Aktion nicht so stark verwundert wie Temari. Er hatte sich eher darüber gewundert, dass Naruto überhaupt so schmerzfrei sich bewegen konnte. Er hatte den Anblick des Jüngeren nicht vergessen, wie er zwischen all den Steinen in seiner eigenen Blutlache lag, dem Tode nahe. Und Sakuras Handeln auch nicht. Den Argwohn konnte er nicht vertreiben. „Ja, wenn ihr eure Ärzte zusammentrommeln könntet, wäre das eine große Hilfe. Ich befürchte, dass wir ihn vorerst an eine Maschine anschließen müssen, um seine Körperfunktionen unterstützen zu können. Dies sollte uns ein wenig Zeit geben.“   ~Gaara~   Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war seitdem ich das letzte Mal die Augen geöffnet hatte. Mein Körper fühlte sich diesmal sehr träge an, auch wenn es mir deutlich besser ging als zuvor. Ich konzentrierte mich und versuchte irgendwelche Anzeichen von Schmerzen zu finden, erkannte aber nur ein unangenehmes Ziehen in der Brust. Die brennende Hitze war ebenfalls nicht mehr vorhanden. Erst versuchte ich zu blinzeln. Meine Augen waren nicht an das Licht gewöhnt, der Raum kam mir extrem grell vor. Erst sah ich nichts, doch nach und nach konnte ich die Formen meiner Unterlage erkennen, den Tisch, Schrank und die Blumenvase auf dem Nachttisch neben meinem Kopf. „Ah, guten Morgen, Gaara. Wie geht es dir?“, hörte ich eine Stimme von der Tür aus fragen. Ich drehte mich zu ihr um und entdeckte Sakura im Türrahmen. Sie schloss sie und kam zu mir neben das Bett. „Besser“, brachte ich heiser hervor. Leicht irritiert von meiner eigenen Stimme blickte ich zu ihr auf. Sie lächelte mich an, doch ihre Wärme gelangte nicht zu mir hindurch. Bilder vom Kriegsende flackerten in mir auf und ich musste mich beherrschen, um sie nicht anzufauchen. Die Hände ins Laken gekrallt hörte ich ihr dabei zu wie sie über die Vorfälle während meiner Abwesenheit berichtete. „Deswegen bin ich jetzt hier und du im Krankenflügel. Ich sage es dir gleich, Gaara. Ich kann nichts mehr für dich tun. Tsunade-sama muss sich das unverzüglich ansehen. Das Jutsu, das Chiyo-baa-sama an dir angewendet hat, ist kompliziert. Es ist mit sehr altem Wissen verbunden. Ich schlage vor, wir brechen noch heute bei Nachteinbruch auf.“ Ich nickte ihr zu, sie hatte Recht. Wir konnten keine Zeit verschwenden. Je schneller ich die Sache hinter mich brachte, umso eher würde ich meine Arbeit wieder aufnehmen können. „Du solltest dich noch etwas ausruhen. Ich schicke deine Besucher bis auf weiteres weg-“ „Nein, lass nur. Ich habe lange genug geschlafen.“ Sie sah mich erst kritisch an, gab aber dann nach. „Wie du meinst. Naruto wollte dich sehen. Soll ich ihn her schicken?“ Ich horchte auf als ich seinen Namen hörte. „Ja, bitte.“ Ich musste mit ihm über das Geschehene reden, zumindest mich bedanken. Auch wenn es bereits das dritte Mal war, dass er mich gerettet hatte, konnte ich mich nicht an diese Tatsache gewöhnen. Bis jetzt hatte ich nie die Gelegenheit bekommen mich für seine Hilfe zu revanchieren. Aber selbst wenn, wie konnte ich meine Schuld schon begleichen? Es fiel mir unsagbar schwer etwas zu finden, dass seinem Wert ebenbürtig war. Ein Klopfen riss mich zurück in die Realität. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich kaum mitbekommen hatte wie Sakura gegangen war. Ich bat die Person vor meinem Zimmer herein und ein bekannter blonder Schopf erschien darauf im Türspalt. Unwillkürlich musste ich bei seiner Erscheinung lächeln. Ein paar blaue Augen lugten über den Spalt hinweg suchend in meine Richtung. „Darf ich?“, kam es leise hervor. So kannte ich ihn ja gar nicht? „Nur zu.“ Bedacht darauf leise zu sein, trat er ein. Ebenfalls wie ich in einen leichten Yukata gekleidet kam er auf mein Bett zu. Ich konnte ein schwaches Hinken in seinem Gang ausmachen. Generell machte er noch einen sehr mitgenommen Eindruck. Ich hatte es nicht anders erwartet, nicht nach dem Ausgang des Kampfes mit Sasuke. Allein der Gedanke machte mich rasend. Der Stuhl knarzte, als er zurück geschoben wurde und Naruto darauf Platz nahm. „Tut es sehr weh?“, fragte ich besorgt nach. Es gefiel mir nicht, dass er litt und sich dennoch um mich kümmerte. Er verneinte jedoch mit seinem typischen Grinsen. „Es geht, wahrscheinlich besser als dir, oder?“ Überrascht von seiner Antwort, richtete ich mich auf. „Sakura hat sich soweit darum gekümmert. Es schmerzt nicht mehr. Es zieht nur ein wenig… Ich muss mich bei dir bedanken, Naruto. Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, dann-“ „Nein, nein. Lass das mal schön weg. Man merkt, dass ihr Geschwister seid. Temari hat schon dasselbe gesagt. Das ist wirklich nicht nötig, Gaara. Unter Freunden ist das selbstverständlich, und wir sind Freunde, nicht?“ Seine blauen Augen funkelten mich Wärme und Sicherheit versprechend an. Es fühlte sich gut an, solche Worte zu hören. Es stimmte, ja, wir waren Freunde, aber es bestätigt zu bekommen, war etwas anderes als es nur in der Theorie zu wissen. „Ja, das sind wir. Eben deswegen solltest du dich nicht davon abschrecken lassen zu mir zu kommen, wenn du Hilfe brauchst. Eine Freundschaft besteht aus Nehmen und Geben. Es fühlt sich nicht gut an ständig von dir zu nehmen und im Gegensatz nichts darbieten zu können.“ Seine Augen blitzten bei meinen Worten auf, fast so als wären sie belustigt. „Was ist?“, forschte ich nach und erhielt nur ein amüsiertes Lächeln. „Nichts weiter. Es ist nur schön mit anzuhören wie einfach dir diese Worte mittlerweile fallen. Ich erinnere mich an eine Zeit, in der es fast unmöglich schien.“ Da war was dran und ich stritt es auch nicht ab. Es war ein Teil von mir, der dazu gehörte und ohne ihn ich Naruto vielleicht nie begegnet wäre. Es war gut so wie es war und es ließ sich auch nicht ändern. „Ich erinnere mich daran, aber ich erinnere mich auch an Sasuke.“ Bei der Anmerkung nahmen seine Züge einen betroffenen Ausdruck an. Es war uns beiden klar, dass ich auf ihren letzten Kampf anspielte. Er wirkte sichtlich bedrückt, senkte seinen Blick auf seine Hände. „Er ist also zurück.“ Naruto nickte nur und ließ Stille walten. Es machte mich traurig ihn so geknickt zu sehen. Ich hatte gehofft, dass es Naruto zumindest besser gehen würde, nachdem klar wurde, dass Sasuke zurückkehrte. Meine Hoffnungen lösten sich in Luft auf als ich begriff, dass das genaue Gegenteil eingetroffen war. „Was ist passiert?“ „Weißt du“, begann er, schüttelte dann den Kopf und fing von neuem an. „Ich dachte nur, dass ich endlich mein Ziel erreicht hätte.“ Ich konnte deutlich heraus hören wie verletzt er in Wahrheit war. Meine Vorahnung bestätigte sich und mir wurde wieder bewusst, wie sehr ich es hasste ihn niedergeschlagen zu sehen. Ich hasste es abgrundtief, dass seine Bemühungen mit Dreck beworfen wurden. Nach all dem, was er für Sasuke geopfert hatte, war das nun der Dank dafür? „Gaara?“ Ich blickte bei seinem fragenden Ton auf. Sein Anblick versetzte mir einen Stich. Es tat weh, nicht wie zuvor, anders. Fast so wie damals als Yashamaru versucht hatte das Wort Liebe zu erklären. Es stach in einer alten, klaffenden Wunde, die ich vor Jahren verdrängt, ja, fast schon vergessen hatte. „Wie soll ich Hokage werden, wenn ich noch nicht einmal einen Freund zurückholen konnte?“ Diese Frage hatte ich nicht erwartet. Es war so untypisch für Naruto, dass ich dachte mich verhört zu haben. „Was meinst du damit? Naruto, du hast ihn doch-“ Sein Kopfschütteln ließ mich verstummen. Er sah so gequält aus wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte. Dieser Ausdruck auf seinem Gesicht war mir fremd und unangenehm. Ich hätte alles getan, um ihn wieder unbeschwert lächeln zu sehen, nur wusste ich nicht wie ich das anstellen sollte. Mir fehlten buchstäblich die Worte. „Nicht ich war das. Gaara, ich habe mir diese Frage schon früher gestellt. Aber als ich dann vor ihm lag und keine Zelle mehr in meinem Körper bewegen konnte und mit ansehen musste wie Sakura auf ihn einredet… Gaara! Er hat einfach auf sie gehört und ist mit ihr gegangen! WIE OFT habe ich dasselbe versucht, WIE OFT bin ich dabei gescheitert und SIE…“ Er stockte und atmete zittrig ein. Tränen sammelten sich in seinen Augen, seine ganze Haltung sackte ein. Ich krallte meine Hände in die Laken, um mich von jeglichem Unfug abzuhalten. „Wie soll ich Hokage werden, wenn ich mich so schwach fühle?“ Das war es. Alles was er sich bis jetzt erarbeitet hatte, fing er an zu bezweifeln. Ich schnappte mir ein paar Taschentücher und hielt sie ihm vor. Er nahm sie ohne Worte an. „Ich frage mich, ob ich der Richtige war, ob ein anderer ihn nicht eher hätte zurückholen können.“ „Ich… weiß es nicht, Naruto. Ich weiß nur, dass du mehr verdienst als er dir gibt.“ Er schnaubte nur ungläubig. „Das ist mein Ernst, Naruto. Ich werde dich nie anlügen, dir immer die Wahrheit sagen, Naruto, so wie es Freunde tun.“ Endlich blickte er mich wieder an, sogar in Begleitung eines kleinen Lächelns. „Sag, gibt es etwas Neues aus Konoha?“, begann ich das Thema zu wechseln, um ihn und mich wieder auf andere Gedanken zu bringen. Naruto sprang prompt darauf an und erklärte, dass er von Tsunade benachrichtigt wurde. „Sie zwingt mich eine Auszeit zu nehmen für einen ganzen Monat, kannst du das glauben?! Das halte ich doch niemals aus, was soll ich denn die ganze Zeit tun?“ Wieder ganz der alte Naruto schimpfte er über die Hokage in einem übertrieben empörten Ton. Ich verkniff mir das Grinsen als mich die Neuigkeiten auf eine Idee brachten. „Wie wäre es, Naruto, wenn du deine freie Zeit hier verbrächtest?“ Deutlich überrascht sah er mich aus großen Augen an. „Echt jetzt?“ „Ja, natürlich. Außerdem würde dich das wieder auf andere Gedanken bringen. Könntest du dir das vorstellen?“ Erst etwas skeptisch, dann jedoch entschlossen stimmte er mit ein. Es freute mich ihm zumindest etwas entgegen bringen zu können. Wenn ich könnte, würde ich ihn viel länger in Suna wissen. Nur um das bewerkstelligen zu können, fehlten mir noch die Einwilligungen von ein paar geizigen alten Wichtigtuern, die leider mehr im Weg standen als wirklich auszuhelfen. Wir sprachen noch weiter über belanglose Dinge bevor sich Naruto zum Einpacken seiner Sachen auf sein Zimmer begab. Ich sah mir die Uhr an. In ein paar Stunden würden wir nach Konoha aufbrechen. Innerhalb dieser Stunden musste ich den Ältestenrat von meiner Idee überzeugen. Ohne weitere Umschweife stand ich vorsichtig auf und fing an mich umzuziehen. Kapitel 5: How to Thank ----------------------- ~Naruto~ Bei Anbruch des nächsten Tages kamen wir endlich in Konoha an. Ohne Umschweife steuerten wir das Krankenhaus an, vor dessen Eingang Tsunade uns bereits erwartete. Ich sah unruhig dabei zu wie Gaara auf eine andere Trage umtransportiert und zügig weggebracht wurde. Auf halbem Weg nach Konoha war er plötzlich so erschöpft gewesen, dass er zusammenbrach und wieder leichtes Fieber bekam. "Sakura, erzähl mir, was du herausgefunden hast und Naruto, du kommst mit in den OP-Saal", befahl die Godaime und ging eilig voran. Sakura rasselte alles bisher Geschehene runter und auch das Fazit, zu dem sie gekommen war. „Es klappt also tatsächlich nicht“, stellte Tsunade resigniert fest. „Bis auf Narutos Chakra. Es ist das Einzige, das etwas bewirkt." Überrascht blickte sie zu mir. "Kankuro-san kam auf den Gedanken, dass es womöglich mit Chiyo-baa-sama zu tun haben könnte. Naruto hatte ihr damals bei Gaaras Wiederbelebung geholfen." Wir kamen am OP-Saal an, jedoch hielt Tsunade mich vorher noch auf. Ich blickte hilflos Sakura und den helfenden Medi-nin hinterher, die sich um den Rotschopf versammelten. "Was machen deine Schmerzen, Naruto? Denkst du, du hältst noch etwas durch? Wir werden dich wahrscheinlich noch brauchen." Ich schüttelte den Kopf. Auch wenn meine Hände noch immer von dem Chakraschmieden brannten, würde mich das nicht aufhalten. "Ich verstehe nichts von Medi-ninjutsu, aber wenn ich helfen kann, dann werde ich es!" Sie sah mich nachdenklich an, seufzte jedoch und gab nach. "Gut, aber gib Bescheid, wenn du nicht mehr kannst. Ich werde noch Chakraproben von dir benötigen." "Jawohl."   ~Gaara~   Ich kam auf dem Weg in den OP-Saal wieder zu mir, sah und hörte jedoch alles wie durch eine Nebelbank. Die Tür wurde geschlossen und Tsunade zusammen mit Sakura traten an meine Seite. "Laut Gaara schmerzen ihm vor allem Herz und Lungen. Tsunade-sama, kann es sein, dass Chiyo-baa-sama gegen Ende hin diese Organe nicht mit Narutos Lebenschakra füllen konnte?“ „Das ist eine interessante Theorie. Ich werde dem weiter nachgehen müssen. Es würde auf jeden Fall erklären, warum Narutos Chakra wirkt. Ah, er ist wach geworden. Das ist ein gutes Zeichen.“ Sie grüßte mich kurz freundlich bevor sie mir zuredete locker zu bleiben und mich nicht anzuspannen. Sie fing gleich danach mit der eigentlichen Behandlung an und tastete meine Brust ab, an der noch das Gerät gebunden war. Sie entfernte die Kabel und wendete selber wieder Heil-Jutsus an, scheiterte jedoch wie schon alle anderen zuvor. Immer wieder setzte sie an einem anderen Punkt an bis die Nebelbank immer stärker wurde und die Schmerzen zurück kamen. "Gut, das reicht. Es bringt nichts ihn unnötig leiden zu lassen." "Was gedenkst du zu tun, Sensei?" "Schließ ihn an das CKG* an. Wir beobachten erst einmal die Veränderung in Gaaras Chakra, wenn es mit Narutos in Kontakt kommt." Gerade als ich wieder kurz davor war bewusstlos zu werden, trat für einen Moment absolute Stille ein. Ich spürte warme Hände über meinem Herzen, die eigentlich nur einer Person gehören konnten. Daraufhin nahm das Gewicht auf meiner Brust ab und ich konnte wieder aufatmen. Schließlich nahmen sie mein Blut ab und halfen mir beim Anzuziehen. „Ruhe dich erstmal aus, Gaara. Wir haben dich an ein zusätzliches Gerät zur Kontrolle deiner Werte angebracht. Sie hindern dich aber nicht in deiner Bewegungsfreiheit. Wenn du es dir wieder zutraust, kannst du jeder Zeit bei mir vorbei kommen. Deine Geschwister haben wir indes im Nebengebäude des Hokagehauses einquartiert.“ Ich nickte und legte mich zurück auf die Liege. Noch bevor ich die Matratze berührt hatte, fielen mir die Augen zu und ich sank in einen tiefen traumlosen Schlaf. Gefühlte Tage später, bei denen es sich lediglich um ein paar Stunden handelten, kam ich wieder zu mir. Probehalber richtete ich mich auf und stellte erfreut fest, dass mein Körper wieder stark genug war, um sich frei bewegen zu können. Ich nahm etwas von dem bereit gestellten Essen zu mir und war gedanklich schon beim bevorstehenden Gespräch. Nervösität mischte sich wieder ein als ich ich in die Tasche meines Mantels griff und die glatte Oberfläche des Schmuckstücks spürte. Ich hatte es eigens anfertigen lassen. Ich hoffte inständig, dass mein Plan nicht nach hinten schießen würde, wenn ich ihn damit konfrontierte. Lange Zeit hatte ich überlegt, ob ich es überhaupt wagen sollte oder nicht. Es brachte ein gewisses Risiko mit sich, doch bei dem Gedanken an den Empfänger dieses Ornaments lösten sich jegliche Zweifel in Luft auf. Es dauerte ein wenig bis ich Naruto ausfindig machte. Ich war leicht aus der Puste als ich neben ihm im Sakura-Park zum Stehen kam. „Gaara! Was tust du denn? Darfst du überhaupt wieder alleine rum laufen? Komm, setzt dich erst mal.“ Er rückte auf der Bank zur Seite und ließ mich Platz nehmen. Ich lehnte mich zurück, um wieder zu Atem zu kommen. Erst als ich mit der Hand durch mein Gesicht fuhr, bemerkte ich die Schweißperlen, die sich darauf gebildet hatten. Ein „Warte, ich helfe dir“ war das Einzige, das mich vorwarnte, als auf einmal ein paar Hände auf meiner Brust landeten. Ich blickte runter, um zu sehen, was er damit meinte und sah auch schon das bläuliche Leuchten seines Chakras. Die mittlerweile gewohnte Wärme und Stille durchfluteten mich bei der Berührung. Fast sofort fühlte ich mich besser. Ein leises „Danke“ huschte über meine Lippen bevor ich mich wieder zurück sacken ließ. Mir fiel erst jetzt auf, dass Naruto ein schlichtes schwarzes T-Shirt der normalen orangen Jacke bevorzugt hatte. Die blonden Haare lagen ihm ungebändigt im Gesicht, das schwarze Stirnband war nicht zu sehen. Ein plötzlicher Lichteinfall blendete mich kurzzeitig. Als ich nach dessen Ursprung mich umsah, nahm ich zum ersten Mal die prächtigen Kirschbäume richtig wahr. Sie hatten gerade angefangen zu blühen. Ein kleiner Windstoß wirbelte einige Blüten in die Luft, wobei sich einer von ihnen in Narutos Haar verirrte. Ich griff sachte nach ihr, um ihn nicht zu verschrecken. Er gewährte mir den Eingriff und beobachtete wie ich die einzelne Blüte heraus pflückte und sie ihm vor die Nase hielt. Amüsiert blitzten seine Augen auf, während ein verkniffenes Grinsen um sein Mundwinkel zuckte. „Es ist friedlich in Konoha“, brach ich schließlich die Stille. „Ja, wieder.“ Ein Seufzen erklang aus seinem Mund. Ich wusste, was er meinte. Konoha hatte in letzter Zeit viel einstecken müssen. Kaum das die Reparaturen vorbei waren, fingen sie auch wieder an. „Dennoch… Ich finde euer Dorf jedes Mal aufs Neue faszinierend. Du musst verstehen, in Suna findet man nicht oft solch volle Blüten, geschweige denn Bäume.“ Ich konnte seinem Gesichtsausdruck entnehmen wie er ernsthaft über meine Worte nachdachte. Das war eine der Gründe, weswegen ich Naruto so sehr schätzte. Er nahm seine Freunde immer ernst, half aus, wann immer er konnte. So sehr er auch ein Chaot sein mochte, er blieb sich und seinen Prinzipien immer treu. Ich erinnerte mich an mein eigentliches Vorhaben und griff mir wieder in die Tasche. Nun gab es kein zurück mehr. „Naruto, ich wollte dir etwas schenken. Ich wollte es dir schon in Suna geben, aber dafür blieb keine Zeit mehr. Ich hoffe, du akzeptierst es.“ „Ein Geschenk? Ich sagte doch, dass ich keine Gegenleistung verlange, Gaara. Du musst dich nicht verpflichtet fühlen-“, fing er wie befürchtet an dagegen zu sprechen, doch ich erlaubte ihm keine weiteren Widersprüche. Mit einem bestimmten Kopfschütteln ließ ich ihn verstummen. „Versteh mich nicht falsch, Naruto. Das ist kein Geschenk, den ich dir im Gegenzug für deine Hilfe gebe. Ich habe bereits vor Jahren mit dem Gedanken gespielt, kurz nachdem ich zum Kazekagen erwählt wurde. Dahinter steckt mehr als nur Dankbarkeit.“ Mit geweiteten Augen beobachtete er mich dabei wie ich die Kette hervor holte und es um seinen Hals legte. Ich zog mich wieder zurück und sah mir den Anhänger an. Naruto brach den Chakrafluss ab und griff nach dem Schmuckstück. „Was ist das, Gaara?“, fragte er nach während er es in den Händen drehte, um es von allen Seiten zu begutachten. „Der Anhänger ist aus Sunas eigenen Sandsteinen geschliffen worden. Es symbolisiert mein Land und mein Dorf, deswegen hat es auch die Form einer Sanduhr. Dreh es mal auf den Kopf“, bat ich ihn und besah mir seine Reaktion während er realisierte, was auf dessen Boden eingraviert war. „Gaara, ist das nicht…“ Ich nickte ihm zu. „Ja, genau das ist es. Das Zeichen meines Dorfes. Mit diesem Anhänger erhältst du das Recht in Suna ein- und auszugehen wie es dir beliebt.“ Ich konnte sein erschrockenes Lufteinziehen hören als er begriff, was ich ihm da eigentlich geschenkt hatte. Er sah stumm zwischen dem Anhänger und mir hin und her, der eigenen Sprach nicht mehr mächtig. Ich konnte nicht anders als auf seine Reaktion hin zu lächeln. Mein Lächeln wehrte jedoch nicht lange, da nun der eigentlich schwierigste Teil der Konversation anstand. „Und wenn du nichts dagegen hast“, begann ich nervös die Sache anzusprechen „wollte ich nochmal auf mein Angebot in Suna zurück kommen.“ Azurblaue Augen blickten leicht irritiert zu mir auf. Ich konnte nur hoffen, dass es kein schlechtes Zeichen war.   ~Naruto~   „Du hast mich gerufen, Baa-chan?“ Erschrocken ruckte ihr Kopf in die Höhe. „MEINE GÜTE, Naruto! Erschreck mich doch nicht so.“ Die Hokage lehnte sich schlaff zurück in ihren Sessel. Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. Baa-chan zu erschrecken gehörte mittlerweile zu meinem Streicherepertoire. Kurz nach dem Krieg hatte ich unbewusst diese neue Fähigkeit erlangt. Das Schleichen gehörte bekanntlich zu einem Ninja dazu, doch ich hatte immer eine Ausnahme gebildet. Bis jetzt. „Tut mir Leid. Also, worum geht es?“ „Es geht um Gaaras Zustand. Ich würde gerne den Vorfall in Suna noch einmal aus deinem Mund hören.“ Das tiefe Einatmen konnte ich nicht sein lassen. In letzter Zeit drehte es sich nur noch um Gaara, was keinesfalls etwas Schlechtes war. Nein, ganz im Gegenteil, ich begrüßte diese Abwechslung mit offenen Armen. Es bot eine Ablenkung zu meinen fortwährend tristen Gedanken. Doch das Gespräch, das ich jäh mit ihm unterbrechen musste, kam bei der Erwähnung seiner Person wieder in meinen Sinn. Ich wusste mittlerweile nicht mehr, was ich fühlte, was ich tun sollte, ich wusste nur, dass ich Entscheidungen treffen musste, und das bald. „Er wollte dich aufsuchen. Ihr habt euch doch getroffen, oder?“ Tsunades Stimme brachte mich zurück zur Realität. Ich nickte als Bestätigung. „Ja, wir haben etwas geredet bis dein Bote uns unterbrochen hat. Er, naja, sah ziemlich erledigt aus als ich in Suna ankam, hat sich vor Schmerzen gekrümmt und geschwitzt, war fiebrig. Ich weiß nicht, ich bin einfach meinem Bauchgefühl gefolgt und auf gut Glück mein Chakra, dem Medi-nin entsprechend, in ihn fließen lassen. Ich nahm einfach an, dass er mich deswegen gerufen hatte, du erinnerst dich noch an meinen Traum?“   ~Tsunade~   Sie nickte. „Und du hast sonst nichts merkwürdiges bemerkt während du ihm geholfen hast?“ Naruto schüttelte zuerst den Kopf, zögerte dann für einen Moment. „Es hat halt gewirkt, so wie gerade eben noch.“ Dies weckte wiederum ihre Neugier und sie hakte nach. „Wieso denn gerade eben?“ Bevor er zu einer Antwort ansetzte, stützte er sich am Schreibtisch ab und lehnte sich leicht vor. Ihr Augenmerk fiel auf etwas Leuchtendes um seinen Hals, das halb von seinem T-Shirt verdeckt wurde. „Du solltest ihm wirklich Bettruhe verschreiben. Ich weiß ja nicht in wieweit das Gerät ihm hilft, aber er war ziemlich aus der Puste als er bei mir ankam. Deswegen habe ich ihm wieder ausgeholfen.“ Darum würde sie sich sofort kümmern, doch zunächst wollte sie diesem unidentifizierbarem Etwas auf die Spur kommen. „Sag, Naruto, das ist nicht zufällig der Anhänger, den ich damals verwettet habe, oder?“ Er sah Tsunade ziemlich verdutzt an, hatte diese Frage wohl nicht erwartet. „Nein, der ist doch zu Bruch gegangen als Kyuubi beinahe ausgebrochen wäre.“ „Na, was hast du dann da am Hals hängen? Es leuchtet schon die ganze Zeit auf!“ „Ach das!“, rief er aus als ihm endlich einfiel wovon die Hokage sprach. Langsam zog er an der schwarzen Schnur bis ein glänzend poliertes Ornament erschien. Ihr kam bei dessen Anblick ein Gedanke in den Sinn, doch sie zögerte, konnte ihm noch keinen Glauben schenken. Konnte es wirklich sein? „Den hat mir Gaara geschenkt. Ich wollte es erst nicht annehmen, aber er bestand dadraf. Weißt du, was dieser Anhänger für eine Bedeutung hat?“ „Ich kann es mir fast schon denken“, flüsterte sie mehr zu sich als zu ihm, doch als Naruto auch noch dessen Unterseite ihr zeigte, gab es keinen Zweifel mehr. Sie konnte es erst nicht glauben, aber nun hatte sie den Beweis für ihre Vermutung wortwörtlich vor Augen schweben. Die Godaime musste schlucken als ihr die riesige Bedeutung dieses Geschenks immer klarer wurde. „Er meinte, dass ich damit in Suna ein- und ausgehen kann, wann immer ich wi-“ „Naruto!“, sprach sie ihn streng an. Der Junge hatte doch keine Ahnung, was er da für einen Schatz in den Händen hielt. Ein so Ramen-versessener Jüngling wie er es war, musste sich schleunigst seiner Position bewusst werden. „Was du da vom Kazekagen bekommen hast, ist weit mehr wert als du es dir vorstellst! Verstehst du, was ich damit meinen will?“ Er sah sie eine Weile stumm an. Erst in jenem Moment erkannte Tsunade den fremden Ausdruck in seinen Augen, der nicht zu dem Bild des naiven jungen Naruto aus ihren Erinnerungen passte. Hatte sie ihn unterschätzt? „Ich… verstehe sehr gut, was du damit meinst. Mehr als du es dir vielleicht vorstellen kannst.“ Die Bemerkung hinterließ einen Stich in ihrer Brust. Gepaart mit dem nun so bedrückten Blick traf es sie nur noch mehr. Es war viel passiert seitdem sie das letzte Mal so mit ihm gesprochen hatte. Der Krieg konnte Menschen verändern, das durfte sie am eigenen Leib erfahren. Zudem kam, dass es sein erster Krieg war und er auch noch im Mittelpunkt stand. Selbst an einem Jungen wie Naruto dürfte das nicht einfach so vorbeigegangen sein. Nein, vor allem nicht an ihm. „Naruto, kann es sein, dass etwas zwischen dir, Sakura und Sasuke vorgefallen ist? Etwas, von dem ich noch nichts weiß?“ Sie bemerkte die Verkrampfung seines Körpers bei den erwähnten Namen. Seine angespannte Haltung allein verriet ihr, dass sie richtig lag. Dennoch wollte sie es direkt von ihm hören. „Nein, es…“ Sein Widerspruch war zu erwarten gewesen. Doch sie hoffte trotzdem aus seiner Reaktion schlau zu werden und wartete seinen Satz ab. „Mir wurden nur endlich die Augen geöffnet, wenn auch auf eine unsanfte Art. Wenn Sie mich nun entschuldigen würden?“ Das er wieder anfing sie zu siezen, zeugte nur von der Distanz, die er aufbauen wollte. Tsunade ließ ihn gewähren und betrachtete seinen Rücken wie er hinter der Tür verschwand. Fürs Erste würde sie es dabei belassen. Gaara stand derzeit im Vordergrund, was ebenfalls ein heikles Thema war. Wenn sich nicht bald einen Lösung finden ließ, wäre Gaara ständig auf Narutos Gegenwart angewiesen. Und was hatte es eigentlich mit dem Geschenk auf sich? Führte er etwas im Schilde? Auch wenn ihr der Gedanke missfiel, musste sie jede Option in Betracht ziehen. Sie hoffte nur, dass sie recht behielt und Gaara Naruto so etwas nie antun würde. Während sie ihren Gedanken nachhing, kam bereits der nächste Besucher vorbei. „Darf man stören?“, kam die bekannte Stimme, der auch bald ein Gesicht folgte. „Natürlich, herein spaziert. Ich wollte sowie so gleich nach dir sehen.“ Ein fragender Blick folgte darauf von seiner Seite. Gaara nahm vor dem Pult Platz und sie berichtete ihm von dem Gespräch, dass sie soeben mit Naruto geführt hatte. „Er hat Recht. Wenn du nicht fit genug bist für Spaziergänge, solltest du dich ausruhen, Gaara.“ „Ja, dem muss ich zustimmen. Dennoch…“, er setzte bewusst eine Pause ein, die ihre Aufmerksamkeit erregte. „Ich bin nicht hergekommen, um über mich zu reden. Es geht um Narutos und Sasuke Uchihas Beziehung zueinander. Ich schätze Sie haben ebenfalls die Veränderung bemerkt.“ Es war keine Frage, sondern eine Aussage, der sie nichts desto trotz nickend entgegen kam. „Ich weiß über die Gründe Bescheid, Naruto hat sich mir in Suna teilweise geöffnet. Er verdient diese Behandlung nicht, nicht nach all dem, was er für Sasuke getan hat. Deswegen würde ich mich gerne selber über den derzeitigen Stand ihrer Freundschaft überzeugen.“ Das kam eher unerwartet, auch wenn es beim zweiten Überlegen logisch erschien. Naruto und Gaara verband ein vollkommen anderes Band als Sasuke und Naruto. Nach Kakashis Bericht zu urteilen, stand noch nicht einmal mehr Sakura ihm am nächsten. Dies ließ nur noch Gaara übrig, der nun einen Vorsprung an Informationen hatte. „Wenn du willst, kann ich Sasuke herbestellen. Dann kannst du ihn persönlich darauf ansprechen“, schlug sie ihm schließlich vor. So wäre sie ebenfalls in der Lage einen Blick auf die genauere Situation zu werfen und eventuell Neues zu erfahren. „Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du das tun könntest.“ „Gut, jedoch würde ich dich zunächst darum bitten mich mit ihm sprechen zu lassen. Diese Sache geht auch mich etwas an.“ Mit seinem Einverständnis ließ sie Sasuke in ihr Büro beordern. Gaara zog sich derweil zurück auf die Fensterbank, von wo aus er das Spektakel beobachten konnte. Es dauerte nicht lange bis der erwartete Ex-Nuke-nin eintraf. In einem einfachen schwarzen Gewand trat er ein. Still stellte er sich vor den Schreibtisch und blickte sie aus ausdruckslosen Augen an. Tsunade ließ sich jedoch nicht von seinem Blick irritieren und legte sogleich los. „Ich komme sofort auf den Punkt. Es geht um deine Beziehung zu Naruto. Ich habe bisher keinerlei Fortschritte erkennen können. Was denkst du darüber?“ Der junge Mann vor ihr rührte keinen Muskel, weder während sie redete, noch danach. Sein leerer Blick glitt lediglich zu Gaara rüber und wieder zu ihr. Mit einer Neutralität, die schon an Gleichgültigkeit grenzte, gab er seine Antwort. „Da gibt es nichts zu sagen.“   ~Gaara~   Ich hatte bereits an seinem Blick geahnt, dass sich fast gar nichts seit unserer letzten Begegnung verändert hatte. Ich spielte mit einem Kieselstein in meiner Hand, um mich ruhig zu halten, doch bei seiner Antwort ging jede Vorsichtsmaßnahme flöten. Aus Reflex ballte ich meine Hand zur Faust und konnte den Stein darunter nachgeben spüren. „Dafür habe ich ihm nicht geholfen!“ Tsunades Enttäuschung war unüberhörbar. Es zog mich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Er zog nicht nur Narutos Mühen in den Dreck, sondern auch gleich all derer, die ihn unterstützt hatten. „Hast du zumindest vor in nächster Zeit dich ordentlich bei ihm zu bedanken?“ Ich wartete gerade zu auf seinen nächsten Fehltritt, der überraschenderweise ausblieb. Er nickte. „Ich bin mir nicht sicher, wann der richtige Moment dafür da ist“, fügte er noch hinzu, was sich in meinen Ohren nach einer Ausrede anhörte. Ich konnte nicht noch länger tatenlos zu sehen. Sein undankbares Verhalten Naruto und Konoha gegenüber nahm ich persönlich. Meine Worte gezielt aussuchend setzte ich zu einer hoffentlich erleuchtenden Belehrung an. „Die Person zu ignorieren, die dir eine zweite Chance gibt, ist nicht die richtige Art und Weise seine Dankbarkeit auszudrücken.“ Erst folgte nur Stille auf meine Worte bis er sich zu einer Antwort herab ließ. „Ich weiß.“ In blinder Wut verarbeitete ich den Kieselstein in meiner Hand zu Sand. „Dann denk noch mal darüber nach. Du wirst vielleicht nicht mehr so viel Zeit dafür haben wie du denkst“, zischte ich gezwungen ruhig die Worte heraus. Wir blickten uns stumm an bis Sasuke den Augenkontakt abbrach und sich zurück an die Hokage wandte. Sie hatte dem Gespräch gefolgt und ließ Sasuke seufzend wegtreten. Ihre und meine Blicke trafen sich. Ich seufzte und beantwortete die Frage, die ihr durch den Kopf gehen musste. „So etwas Ähnliches habe ich erwartet.“ Sie nickte betroffen, sagte nichts. Vielleicht wusste sie auch nichts zu sagen. Die Stille nutzte ich, um meine nächsten Worte  auszuwählen. „Tsunade, ich weiß, dass du bald vorhast deinen Titel weiterzugeben und wenn mich nicht alles täuscht, weiß ich auch an wen.“ Ihr Blick war gefasst und sie zeigte keinerlei Zeichen der Irritierung, was ich als Bestätigung annahm. „Aber ich muss dich enttäuschen, wenn ich sage, dass er den Titel nicht annehmen wird.“ Dies schreckte sie eindeutig auf. Verwirrt wollte sie etwas einwenden, doch ich unterbrach sie. „Ich bin mir da ziemlich sicher. In Suna kam es bei einem Gespräch zum Thema, wenn auch indirekt. Hokage zu werden bedeutet der stärkste Shinobi im ganzen Land des Feuers zu sein. Er glaubt, dass er noch nicht stark genug für diese Position ist.“ Stockstarr saß die Hokage mit offenem Mund da. Das hatte sie wahrlich nicht kommen sehen. Ihre Reaktion bestätigte mir nur, was ich bereits vermutet hatte. „Er hat nicht mit dir geredet, nicht wahr?“ Sie schüttelte leicht den Kopf und lehnte sich nachdenklich zurück in ihren Sessel. Es beruhigte mich, dass sie die Situation genau so ernst nahm wie ich. Ich konnte ihre Gedankengänge verfolgen, was nicht sonderlich schwer war. Sie realisierte den Grund allen Übels, das nur Salz auf die Wunde streute. „Deswegen wollte ich dir meine Hilfe anbieten. Nachdem ich Sasuke Uchihas Willen gesehen habe, fühle ich mich bei meiner Annahme, dass es das Beste für Naruto sei, bestätigt.“ „Worum geht es?“ „Ich möchte ihn mitnehmen nach Suna.“ Kapitel 6: How to Take ---------------------- ~Tsunade~ „Ich möchte ihn mitnehmen nach Suna.“ „Wie bitte?“ Tsunade dachte sich verhört zu haben, doch er verzog keine Miene. „Er könnte als Botschafter an meiner Seite arbeiten. Ich mache ihn vertraut mit den Aufgaben eines Kagen, während er mir unter die Arme greift und assistiert. Ich kümmere mich selbstverständlich um seine Sicherheit und sein Wohlergehen. Er soll sein Nindo wiederfinden… dann wird er wieder bereit sein, um sich dem Posten zu stellen. Es ist das Mindeste, was ich nach allem, was er getan hat, für ihn tun kann.“ Die Worte fegten über sie hinweg wie ein Sandsturm. Zu geschockt von der Masse an Informationen brauchte die Hokage einen Moment, um ihm zu folgen. Nach Beendigung seines Vorschlags verwandelte sich der Ansatz ihres Lächelns zu einem unterdrückten Grinsen. „Dafür, dass du in solch einer verantwortungsbewussten Position bist, unterbreitest du uns gerade ein verdammt großes Angebot. Bist du dir sicher, dass du damit durchkommen wirst?“ „Darum habe ich mich schon gekümmert. Abgesehen davon biete ich es nicht irgendeinem Shinobi an. Ich dürfte mittlerweile gezeigt haben, was Naruto für mich und mein Dorf bedeutet. Das Ornament mit unserem Symbol ist-“ „Ja, das habe ich bereits mitbekommen, Gaara“, unterbrach sie ihn in seinem Elan. „Ich habe es herausgefunden als Naruto es mir zeigte. Dies ist ebenfalls eine große Geste von dir, dem ich gerne entgegen kommen würde.“ „Es gibt keinen Grund so zu denken. Mein Land und ich liegen viel zu sehr in eurer Schuld“, winkte er nur ab. Sie musste bei der Bemerkung unwillkürlich lächeln. So viel moralisches Rückgrat hatte sie selten gesehen. Aber ob es wirklich nur eine Frage der Tugend war, bezweifelte sie. „Und du bist dir sicher, dass es der einzige Grund ist, warum du so weit für ihn gehst, Gaara?“ Still sah er sie an, zögerte kurz bevor er seine Antwort gab. "Nein." Nicht mit seinem sicheren Auftreten gerechnet, sah sie ihn überrascht an. Eigentlich hatte sie ihm etwas auf die Sprünge helfen wollen, aber jetzt sah es so aus, als ob er das gar nicht brauchte. "Er ist mir persönlich sehr wichtig." Kühl und gefasst gab er seine Antwort und sah sie ungerührt an. Sie musste schmunzeln. Der Rest ihrer Bedenken, die sie unterbewusst noch gehabt hatte, verabschiedeten sich damit. „Na, dann! Beginnen wir mit den Formalitäten. Von welcher Zeitperiode sprechen wir hier eigentlich?“ ~Naruto~ ‚Willst du nicht mitkommen?‘ Klar würde ich gerne. Aber… ‚Nimm dir Zeit. Noch bin ich hier. ‘ Ja, noch… „Verdammt!“ Es ließ mir keine Ruhe. Seitdem unser Gespräch so abrupt beendet wurde, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Ich wanderte seither quer durch Konoha, versuchte einen klaren Verstand zu kriegen, doch vergebens. Was hielt mich eigentlich davon ab? In Suna ist es mir doch auch so leicht gefallen, also warum jetzt? Etwa wegen der Dauer meines Aufenthalts? Der Gedanke lag mir schwer im Magen. Es hatte etwas Endgültiges an sich. Abschied. Was? Wie meinst du das? Es ist der Abschied, der dir so schwer fällt. Vor allem dann, wenn man nicht mit allem abgeschlossen hat. Wovon redest du? Schau nach vorne. Der Anweisung folgend erblickte ich zwei Personen auf der Parkbank vor mir. Meine Muskeln spannten sich an und mein Magen drehte sich um. Ich blieb wie angewurzelt stehen während ich sie beobachtete. Ich konnte die Rädchen sich förmlich drehen spüren. Ein Puzzelteil nach dem anderen setzte sich an seinen Platz und formte die Wörter, die ich nicht wahrhaben wollte. Am liebsten hätte ich die Augen geschlossen, doch so leicht ließ sich die Erkenntnis nicht aufhalten. Die Eifersucht, die ich seit dem Tal des Todes spürte, ergab Sinn. Einen Sinn, den ich nicht verstehen konnte. Nein, nicht verstehen wollte. Ich wollte wegrennen, bevor sie mich entdecken konnten, der Konfrontation mit ihm ausweichen und warum? Weil… Ich fror plötzlich am ganzen Körper. Die Übelkeit nahm zu und ehe ich mich versah, drehte ich mich um und floh, rannte vor dieser erdrückenden Wahrheit davon. Eine Realität, die ich nicht wahr haben wollte. Wie sollte ich dort existieren, wenn sie mir die Luft aus den Lungen presste? Nein, ich war nicht bereit dafür. Es überkam mich eine Trauer jenseits meiner Vorstellung. So hatte ich mir dieses Gefühl nicht vorgestellt und plötzlich konnte mich nur noch der Gedanke an Abschied trösten. Mir ist schlecht. Eine Bemerkung darauf ließ Kurama aus. Das dumpfe Nachhallen der Gitter verriet mir, dass er sich wieder zurückgezogen hatte. ~Gaara~ Beim Anblick der sterilen weißen Wände, der ebenso weißen Bettdecke und Kommode wurde mir klar, dass ich diese Monotonie noch eine ganze Weile ertragen musste. Noch hatte Tsunade nichts brauchbares gefunden. Zumindest wurde ich um eine Sorge erleichtert: Sie hatte das Angebot nicht abgelehnt, nein, viel eher schien sie es zu begrüßen. Möglicherweise war sie sich durchaus über Narutos Zustand bewusst. Bei dem Gedanken daran, wer schuld an allem war, schäumte die Wut wieder auf. Aber damit nicht genug! Es ging schon so weit, dass er Naruto in seinem Willen verunsicherte. Narutos mangelndes Urteilsvermögen am Mittag bewies mir nichts anderes. Einerseits wurde ich wütend über diese Tatsache, andererseits ergab sich vielleicht eben dadurch die Chance ihn für einige Zeit bei mir zu wissen. Gleich nachdem dieser Gedanke aufkam, bekam ich ein schlechtes Gewissen. War es egoistisch so zu denken? Wenn Naruto in Suna wäre, dann würde ich mir nicht so viele Sorgen wegen Sasuke machen. Erneut tauchte das Bild von der Blutlache vor mir auf, in der Naruto gelegen hatte. Oder war es normal unruhig zu werden und ihn beschützen zu wollen? Doch ganz gleich, was es war, mir blieb nur zu hoffen, dass Naruto mich nicht misverstand. Ein nostalgisches Gefühl überkam mich. So unterschiedlich wir auch sein konnten, besaßen wir dennoch Parallelen; abgesehen mal von unseren Jinchuriki-Titeln. Schließlich hatte er damit angefangen, hatte mich zu erst gerettet, hatte mich zuerst träumen lassen. Jetzt war es an mir seine Träume zu erwecken. Ich wurde abrupt vom Klopfen an der Tür aus meinen Gedanken gerissen. Nachdem ich meinen Besucher herein bat, erschien niemand anderer als Narutos Sensei Kakashi im Türrahmen. „Guten Abend, Gaara. Darf ich stören?“ „Ich bitte drum.“ Mit einem amüsierten Lächeln setzte er sich behutsam auf den Stuhl neben meinem Bett. Nach dem er Platz genommen hatte, blieb von der Heiterkeit kaum noch etwas übrig. Ein dunkler Schatten legte sich auf seine Züge und ließ mich wissen, worum es in den folgenden Minuten gehen würde. „Tsunade hat dich geschickt, nehme ich an“, ließ ich verlauten. Am Ende unseres Gesprächs hatte ich die Hokage noch einmal auf den Vorfall nach dem Krieg angesprochen. Es war zu vermuten gewesen, dass sie bisher noch keine Zeit hatte, um sich mit dem Vorfall auseinander zu setzen. Dennoch… „Ich ließ dich nicht her beordern, um dir eine Predigt zu halten, Kakashi. Ich bekomme sehr wohl die Instabilität in eurem Dorf mit und verstehe eure Situation.“ Ich pausierte kurz, um ihm Zeit zum Aufatmen zu schenken. Gerade jetzt, da jedes Land mit seinen eigenen Verlusten zu kämpfen hatte, wusste ich wie schwer es war das Volk zusammen zu halten, geschweige denn zu führen. „Sei unbesorgt, nicht nur eurem Land geht es so.“ Er nickte verstehend und zum Teil auch erleichtert. Kakashi war noch nie jemand gewesen, der blind Folge leistete. Er war ein Mitdenker, Stratege. Nicht umsonst, zählte er schon einmal zu den möglichen Hokagen dieses Landes. Auch seine Nerven wurden im Krieg strapaziert, jedoch kam ich nicht drum herum ihm noch eine weitere Last aufzubürden. Nicht zuletzt, um auch ihn und alle anderen Shinobi vor größeren Schwierigkeiten zu bewahren. „Was mein wahres Anliegen betrifft: Es geht um den Zwischenfall nach dem Krieg. Ich bin mir sicher, dass du dich noch an unser Gespräch erinnern wirst.“ Ein schweres Seufzen entglitt ihm. „Du hast es also auch schon mitbekommen?“, fragte er nach. „Wenn du das angespannte Verhältnis zwischen Naruto und Sasuke meinst, ja, genau so wie Uchihas unverändertes Verhalten.“ Still sah ich ihn an, musterte ihn während dieser seinen Gedanken nachhing. Der Shinobi vor mir war deutlich gealtert. Es tat mir Leid ihn damit konfrontieren zu müssen, aber das Thema wurde lange genug vor sich her geschoben. Es gab keinen anderen Ausweg mehr als den Angriff. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es tut mir Leid, Gaara.“ Das war wahrlich nicht die Antwort, die ich mir erhofft hatte, aber auch keine, die mich komplett aus der Bahn warf. „Schon gut. Sieh es als Erinnerung an deine Pflichten. Ich weiß, dass es nicht der günstigste Augenblick ist, aber die Zeit drängt.“ Bei diesen Worten blickte er überrascht auf. Beunruhigt sah er mich an. „Die Hokage und ich haben uns eingehend beraten und sind uns einig geworden. Wir wollen beide, dass Naruto für einige Zeit mit mir nach Suna geht. Als Botschafter, sozusagen. Es sprechen viele Argumente dafür, unter anderem auch die jetzige Situation. Alles Nötige wurde bereits in die Wege geleitet. Ich warte nur noch auf sein Okay.“ Der erfahrene Meister war während meines Monologs immer weiter zurück gesunken bis er schließlich sprachlos mir entgegen sah, die Augen vor Schreck geweitet. Vielleicht hatte er erst jetzt begriffen wie ernst die Situation war. „Mo- Moment mal! Wieso mit dir? Und wie lange? Wann-“, fing er an überrumpelt nachzuhaken. „Heute Vormittag habe ich ihm mein Angebot unterbreitet. Ich nehme an, dass ich ihm höchstens ein paar Tage einräumen kann bis ich wieder gezwungen bin abzureisen. Deswegen wollte ich dich an dein Versprechen erinnern, Kakashi. Nutz die Zeit aus, die dir und ihnen noch bleibt, bevor es zu spät ist.“ „Zu spät, weil…“ „Ja, weil sonst viel Zeit verstreichen wird und ich will nicht, dass er irgendetwas bereuen muss.“ Diese Nachricht musste er erst einmal verdauen, merkte ich ihm doch an wie sehr es ihn mitnahm. Ich ließ einige Momente still verstreichen bevor ich meine nächsten Worte an ihn richtete. Meine Hände verkrampften sich leicht in der Decke. Mir war nicht ganz wohl bei dem Gedanken ihn darauf anzusprechen, doch ich hatte nicht groß die Wahl. Möglicherweise fürchtete ich mich vor der Antwort. Egal wie oft ich die Angst auch abschütteln wollte, es klappte nicht. „Kakashi, du als ihr Sensei, wie würdest du ihre Beziehung zueinander beschreiben?“ ~Kakashi~ "Ihre Beziehung? Zwischen Naruto und Sasuke?" Nicht mit so einer Frage gerechnet, blickte Kakashi irritiert in das blasse Gesicht vor ihm. Er saß dem Kazekagen gegenüber. Doch gleichzeitig fand er Züge eines zerbrechlichen Jungen in ihm wieder, der einst weder Freundschaft noch Liebe gekannt hatte. Gaara hatte sich sehr verändert. Von einem als Monster beschimpften Jinchuriki zu dem respektiertesten und stärksten Shinobi in ganz Suna. Nie hätte er so einen Wandel erwartet, geschweige denn die Bewohner Sunas. Und doch war es möglich geworden und das ganz alleine durch einen gewissen blonden Überraschungsninja. Kakashi war sich sicher, dass nur Naruto dies bewerkstelligen konnte. Er kannte Gaaras Angst und Schwäche, hatte es am eigenen Leib erfahren und anstatt Gaara damit alleine zu lassen, hatte er auf seine Rufe geantwortet, gezeigt, dass es auch anders ging, was es bedeutete nicht allein zu sein, jemanden zu beschützen. Er konnte sich noch allzu gut an Gaaras unterdrückter Wut erinnern, wie sein Körper gezittert hatte bei dem krampfhaften Versuch Sasuke nicht im Zuge des Moments zu zerdrücken. Und das alles Naruto wegen, schoss es ihm durch den Kopf als die Rädchen auf einmal einrasteten. Der blonde Konoha-nin hatte es geschafft Gaara den richtigen Weg zu zeigen und während diesem Moment der Erkenntnis unbewusst einen so wichtigen Platz in Gaaras Leben eingenommen, dass es wahrscheinlich jenseits seiner Vorstellungskraft lag. Erneut sah er sich das Gesicht vor ihm an und entdeckte erstmals die Verunsicherung, die hinter der einstudierten Maske lag. Überrascht, dass ihm das nicht schon vorher aufgefallen war, erschienen ihm die Neuigkeiten nun in einem ganz anderen Licht. War es vielleicht tatsächlich das Beste für Naruto für einige Zeit wegzugehen? Gaara ging im Vergleich mit Sasuke als deutlicher Gewinner hervor. Naruto wirkte wie ein anderer seit jenem Vorfall im Krieg. Wahrscheinlich brauchte er mehr denn je einen guten Freund an seiner Seite, auf den er sich verlassen konnte. Wer käme da eher in Frage als der Kazekage selbst? "Kakashi?", kam der fragende Ausruf und erinnerte ihn an die noch ausstehende Antwort. Unwillkürlich musste er lächeln. "Weißt du, Gaara, auch wenn ich mir sicher bin, dass die beiden immer noch ein starkes Band verbindet, glaube ich nicht, dass es dir Grund zur Sorge bereiten muss." Er hatte seine Worte vorsichtig gewählt, wollte Gaara aufrichtig zukommen und dennoch schienen seine Worte ihn nicht ganz erreicht zu haben. Gaara legte leicht den Kopf zur Seite und verengte die Augen. "Wie meinst du das?" Ein Schauer jagte ihm den Rücken herunter als er die unterschwellige Schärfe in der Stimme zu hören bekam. Wiedermals wurde ihm klar wie ungeschickt er noch immer mit Worten war. "Nach alldem, was Sasuke Naruto angetan hat, verbindet sie immer noch ein starkes Band? Wie darf ich das verstehen?" Langsam wurde es brenzlig für Kakashi. Er hatte glatt vergessen wie sensibel Gaara auf Sasuke reagierte. In Gaaras Augen gab es wahrscheinlich keine größere Gefahr für Naruto als Sasuke. Gerade als ihn der Mut verlassen wollte, erblickte er Iruka hinter der Glasscheibe des Zimmers und hastete sofort zur Tür. "AH, Iruka-sensei! Sie kommen gerade richtig. Wir brauchen DRINGEND Ihren Rat!" Narutos ehemaliger Sensei kam wie gerufen. Ganz im Gegensatz zu Kakashi war Iruka gut auf Gefühle anzusprechen. Er zerrte den Chunin eher weniger freiwillig in das Zimmer und setzte ihn vor einen angespannten Gaara hin. "Wir waren gerade dabei über Narutos und Sasukes Beziehung zueinander sprechen, doch ich bin nicht sehr geistreich im Reden, also wenn Sie vielleicht... eventuell so nett wären..." Iruka musste nur einen Blick auf Gaara werfen, um festzustellen, was wohl passiert sein musste und sah den Jonin vorwurfsvoll an. "Ist das so? Und wie kommt es zu diesem Thema, wenn ich fragen darf?!" Kakashi entging nicht der sarkastische Unterton, mit dem Iruka seine Worte aussprach. Kakashi konnte nur beschämt Lachen, bei dem vergeblichen Versuch die peinliche Situation zu überspielen. ~Iruka~ Iruka saß nach Beendigung der kurzen Zusammenfassung sprachlos da. Er brauchte eine Weile, um die Masse an Informationen verarbeiten zu können. Doch eines stach deutlich hervor und traf ihn ungeahnt schwer: Sollte Naruto sich für Gaara entscheiden, würde er gehen und das für eine ungewiss lange Zeit. Er schluckte trocken und rief sich zur Besinnung. Die Lage war prekär, doch er musste Kakashi recht geben. Naruto war nicht auf den Kopf gefallen und wenn das einer wusste, dann er. Iruka blickte wieder auf zu Gaara und sah die Verunsicherung in den klaren Augen, die in Falten gelegte Stirn und vor allem sah er die ehrliche Sorge um den Blonden. Gaara hatte Angst um Naruto und Iruka wusste nicht, wie er ihm genug dafür danken konnte. "Kakashi-sensei hat Recht, Gaara. Es gibt keinen Grund dir sorgen zu machen, auch wenn ich dich verstehen kann. Es hätte viel schief gehen können und Sasuke ist wahrlich nicht der beste Freund, den man sich vorstellen kann. Doch eben wegen ihrer schwierigen Beziehung zueinander, solltest du dir keine Sorgen machen. Neben jemandem wie Sasuke wird er deinen Wert zu schätzen wissen." Gaaras Blick wurde schließlich ruhiger und er sah Iruka nachdenklich an. Ungewohnt zögerlich stellte er schließlich eine Frage, die ihm wohl eigentlich auf dem Herzen gelegen haben musste. "Ich... will ihn nicht dazu zwingen mitzukommen. Aber sollte die Hokage nicht den Grund für mein Problem finden, weiß ich nicht, ob..." "... ob du dich ihm nicht doch aufzwingst?", beendete Iruka seinen Satz und musste unwillkürlich lächeln. "Weißt du, Gaara, ich kam noch nicht dazu dir für alles zu danken, was du für unser Dorf und vor allem Naruto getan hast." Gaara wollte schon etwas einwenden als Iruka ihm nur abwinkte. "Ich weiß, was du sagen willst und es freut mich zu wissen, dass du auch unsere Hilfe anerkennst. Du hast Naruto viel gegeben, aber auch Naruto hat dies getan. Vergiss bitte eines nicht: Für eine Beziehung muss man geben und nehmen können. Es reicht nicht, wenn eine Person immer alles gibt und der andere nie etwas annimmt." Gaaras Augen weiteten sich als er die Anspielung auf Sasukes ständig abweisende Art verstand. Seine Lippen gaben ein seltenes Lächeln preis und er nickte nun endlich verstehend, was beide Senseis sagen wollten. Iruka fühlte sich in seiner Vermutung bestärkt als er sah wie Gaara sichtbar an Zuversicht gewann. Mit Gaara an Narutos Seite würde sein blonder Schüler vielleicht endlich verstehen, was es hieß nehmen zu dürfen. Kapitel 7: How to Decide ------------------------ ~Naruto~ Ich lag in meinem Bett, die Augen weit aufgerissen. Höchstens zwei Stunden hatte ich diese Nacht geschlafen und nicht mehr. Die Vögel zwitscherten freudig umher und kündigten den nächsten Tag an während die ersten Sonnenstrahlen auf mein Gesicht fielen. Man sollte meinen es wäre ein schöner Tag. Alle Vieren von mir gestreckt starrte ich weiterhin an die Decke. Meine Gedanken kreisten umher und kamen immer wieder zurück auf dieselbe Frage: Was hielt mich noch zurück? Gaara ging so weit für mich und dennoch fühlte ich mich nicht ganz wohl dabei kurzer Hand zu verschwinden. Ich seufzte und rieb mir die Augen. Im Grunde wusste ich es bereits, verschloss aber die Augen vor der Wahrheit. Feige, so fühlte ich mich. Ich lief weg. Noch nie war ich vor einer Konfrontation geflüchtet. Vor mich hergeschoben? Ja. Doch würde ein Fortlaufen nicht meine Niederlage bedeuten? Das Bild von Sakura und Sasuke tauchte vor meinen Augen auf; wie ich, unfähig auch nur einen Finger zu krümmen, alles mitanhören musste. Meine Hand glitt zu meiner Brust und krallte sich in mein Shirt während ich versuchte das Bild wieder abzuschütteln. Ich hob die Augenbrauen als meine Finger etwas Hartes anstießen und hob es an, um festzustellen, dass es sich um Gaaras Geschenk handelte. Einige Augenblicke lang betrachtete ich das glatt geschliffene Ornament bevor ich entschloss, dass reines rumsitzen zu nichts führen würde. Ich brauchte eine Abwechslung, um wieder klar denken zu können. Gerade als ich mich aufrichtete, fing mein Magen an lautstark zu knurren. Erschöpft fiel ich zurück auf mein Bett. Vielleicht brauchte ich auch einfach nur etwas zu essen.   ~Tsunade~   Tsunade stand gebeugt über ein Mikroskop in einem der vielen Labore des zentral gelegenen Krankenhauses von Konoha und starrte konzentriert durch die Linse. Die Stirn nachdenklich in Falten gelegt blickte sie kurz rüber auf das Buch, das sie mit einer Hand aufgeschlagen hielt, und wieder zurück. Sie seufzte enttäuscht und streckte die Arme über den Kopf. Der erste Tag war erfolglos verstrichen und der zweite schien sich ein Beispiel daran zu nehmen. Ihr Blick richtete sich auf das Fenster, dass sie geöffnet hatte, um etwas frische Luft zu bekommen. Der Himmel fing bereits an dunkler zu werden. Seit fast 10 Stunden beschäftigte sie sich schon mit diesem Thema und kam gefühlt keinen Schritt vorwärts. Gaaras Chakra wies eine deutliche Anomalie auf, welches jedoch in kein bisher bekanntes Raster passte. Kein Chakra konnte seine Werte stabilisieren bis auf Narutos. Das merkwürdige an der Geschichte war nur, dass sein Chakra zwar etwas brachte, doch die Wirkung nicht von Dauer war. Sakura war glücklicherweise auf die Idee gekommen über Umwege Gaaras Herzfunktion zu unterstützen, sodass sein Kreislauf nicht wieder kollabierte. Doch dies war nur eine vorläufige Lösung. Es hielt Gaara lediglich davon ab wieder ohnmächtig zu werden, sei es aufgrund von Atemnot oder zu starken Schmerzen. Selbst die kleinste Anstrengung war eine Überforderung für seinen Körper. So würde er nicht lange Kazekage bleiben können. Um über diese Hürde zu gelangen, bietete sich Narutos Aufenthalt in Suna stark an. Der Anflug eines Schmunzelns stahl sich auf ihre Lippen. Sie hatte jedoch Zweifel daran, dass Gaara dies überhaupt berücksichtigt hatte als er seine Bitte äußerte. Ihre Gedanken wurden jäh vom Aufschwingen der Tür unterbrochen. Shizune trat ein, eine Entschuldigung bereits auf den Lippen zu der es gar nicht erst kam. Noch bevor sie ein Wort sagen konnte, zog der Wind durch das Zimmer und wirbelte lose Blätter und aufgeschlagene Seiten umher. Tsunade stapfte fluchend zum Fenster und schloss es rasch. Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah sich das Durcheinander an. Während Shizune schon dabei war alles wieder einzusammeln und zu zu ordnen, fiel Tsunades Blick auf eine aufgeschlagene Seite eines verstaubten alten Buches. Sie hatte es lediglich dazu geholt, da es einige Informationen über Heil-Kräuter und -Steine aus Suna enthielt. Sie hatte nicht vorgehabt jetzt schon einen Blick reinzuwerfen, doch das Bild auf jener Seite weckte ihre Neugier. Es zeigte zwar nicht das Symptom, an dem sie zu nagen hatte, war aber auch nicht gänzlich abwegig. Eine Niere war darauf abgebildet, in dem sich jede Menge feiner Kristalle befanden, die ihre Energie auf die umliegenden Nierensteine ausstrahlten. Sie füllten das Organ mit ihren Strahlen aus, ganz im Gegensatz zu Gaaras Herz, das kaum noch Chakra besaß und leer wirkte. Ihre Augen weiteten sich. Genau das könnte die Lösung sein, wenn auch nur vorüber gehend. Während sich der Ansatz einer Idee zu formen begann, machte sie sich sofort über das Buch her und vergass das Chaos um sie herum. Möglicherweise war sie auf etwas gestoßen, dass ihnen mehr Zeit verschaffen konnte. Deutlich mehr Zeit!   ~Kakashi~   "Haaah, was habe ich mir da nur eingebrockt?" Niedergeschlagen verließ Kakashi das Hokagehaus. Mit den Gedanken war er noch immer bei dem Vorfall von gestern. Nachdem Iruka-sensei und er Gaaras Zimmer verlassen hatten, musste er sich von ihm eine Predigt darüber anhören, dass es sehr unhöflich und unangebracht sei andere Leute ohne ihre Erlaubnis in ihre eigenen Probleme zu verwickeln. Er musste sich eingestehen, dass ihm seine unüberlegte Aktion im nachhinein peinlich war, immerhin hatte Gaara IHN gefragt und nicht den anderen Lehrer. "Warum so deprimiert am frühen Abend, Kakashi-sensei?" Überrascht drehte Kakashi sich zu der Stimme um und entdeckte niemand anderen als Kurenai-sensei, die ihn von einem Okonomiyaki*-Stand aus ansprach. "Ach, nun ja, es ist gerade nur so viel los, weißt du?", versuchte Kakashi sich heraus zu reden. Kurenai sah ihn jedoch skeptisch an. "Wieso leistest du mir nicht ein wenig Gesellschaft und erzählst mir etwas von den vielen Dingen, die dich so mitnehmen? Ich komme so selten in letzter Zeit raus, dass ich kaum noch auf dem Laufenden bin." Da war was dran. Sie hatten schon lange nicht mehr miteinander gesprochen, um genauer zu sein, seitdem sie ihr Kind bekommen hatte. Er lächelte leicht. So vieles war seitdem passiert. Vielleicht würde es ihm tatsächlich gut tun mal mit jemandem darüber zu reden und so nahm er die Einladung dankbar an. "Wo hast du denn den Kleinen gelassen?", fragte er belustigt und gab seine Bestellung auf nachdem er neben ihr Platz nahm. "Ich habe Konohamaru und seine Bande beauftragt mal auf ihn aufzupassen. Irgendwer muss ja für genügend D-Rang Aufträge sorgen, nicht wahr?", gab sie amüsiert zurück. Kakashi lachte leise bei dem Gedanken an Narutos Schüler. Er konnte sich gut vorstellen, dass dieser mindestens genauso begeistert war von den D-Aufträgen wie damals Team 7. "Es ist viel Zeit vergangen, Kakashi. Jetzt reiche ich schon solche Aufträge ein." "Hm", brummte er nur zustimmend. "Sag, was bringt einen Elite-Jonin wie dich dazu so tief zu seufzen?" Kurenais Wortwahl brachte ihn erneut zum Schmunzeln. Er merkte jetzt schon wie ein Stück seiner Anspannung nachließ. "Ich war mit dem Kazekagen am Reden als dieser mir eine Frage gestellt hat auf die mir keine gute Antwort einfiel. Da kam gerade Iruka-sensei vorbei und in meiner Not habe ich ihn kurzer Hand gepackt und mehr oder weniger IHM die Frage aufgezwungen." "Oh je, da würde ich auch seufzen." "Daraufhin musste ich mir eine Predigt von ihm anhören und ihm versprechen es mit einem Essen wieder gut zu machen." Anstatt zu antworten, hob sie lediglich eine Augenbraue und blickte ihn mit einem fast schon wissendem Blick an. Verwirrt über diese Reaktion dachte er darüber nach, ob mehr hinter dem steckte, was er ihr gerade gesagt hatte, kam aber nicht darauf, was es sein könnte. "Aha. Ist doch gar nicht so übel! Da hat es Iruka-Sensei ja noch gut mit dir gemeint. Es hätte dich auch weitaus schlimmer treffen können. Außerdem kommst du dann bestimmt auf andere Gedanken." Ihre Augen blitzten bei den letzten Worten merkwürdig auf und jagten ihm ungewollt einen Schauer über den Rücken. Er wollte sie schon fragen, was genau sie damit meinte als sie schon weitersprach. "Wieso konntest du dem Kazekagen denn nicht antworten? Das klingt gar nicht nach dir", warf sie stattdessen ein und erinnerte ihn an die Aufgabe, die noch immer auf seinen Schultern lastete. "Es ging um Sasuke und Naruto. Er hat mich nach deren Beziehung zueinander gefragt, aber um ehrlich zu sein, weiß ich selber nicht, was ich davon halten soll." "Haben die beiden schon miteinander gesprochen?", hakte sie nach, doch er schüttelte nur den Kopf. "Das ist es ja, was mir Sorgen bereitet. Sie haben sich kein einziges mal an-, geschweige denn ausgesprochen. Ich weiß nicht, ob du es schon mitbekommen hast, aber scheinbar hat Naruto gegen Sasuke verloren und war dabei seinen Wunden zu erliegen. Und Sakura hat sich wohl nicht um ihn gekümmert." "Bitte?!" Geschockt ließ sie ihr Glas wieder sinken. "Ausgerechnet Sakura?!", fragte sie ungläubig nach. Ihm war es nicht anders ergangen als er davon erfuhr. Die Vorstellung das dieses Team derart auseinander gefallen sein sollte, behagte ihm nicht. "Ich fühle mich verantwortlich für ihre jetztige Beziehung zueinander. Außerdem weiß ich immer noch nicht, was genau Sasuke dazu gebracht hat wieder zurück zu kehren. Narutos abweisender Reaktion zu schließen, scheint nicht er der Grund für seine Rückkehr gewesen zu sein." Es war eine verzwickte Situation. Einerseits wollte er etwas unternehmen, doch andererseits wollte er ihnen auch die Zeit geben von alleine aufeinander zu zu gehen. "Dazu kommt, dass es gar nicht zu Sasukes bisherigem Verhalten passt. Ganze Zeit wies er Naruto von sich und gewann sogar ihren letzten Kampf, nur um dann nicht abzuhauen, sondern zurück zu kehren. Versteh mich nicht falsch, ich will mich nicht beschweren, aber seine Gedanken sind so undurchsichtig wie eh und je." Am Ende seines Monologs atmete er tief durch. Nie hätte er gedacht, dass sich so viel bei ihm zusammen gestaut haben könnte. Den Mund fuselig geredet, nahm er einen großen Schluck Wasser. "Da ist tatsächlich viel passiert, du hast nicht gelogen. Komplizierte Geschichte. Und? Schon eine Idee, wie du es lösen könntest?" "Hokage-sama und auch Kazekage-sama bitten mich darum etwas zu unternehmen, doch das ist leichter gesagt als getan. Andererseits bleibt mir und vor allem ihnen gar nicht mehr so viel Zeit. Gaara meinte gestern, dass, sollte Naruto sein Angebot annehmen, er ihn mit nach Suna nehmen wird." Ihre Augen weiteten sich erneut bei den Neuigkeiten. Genau so musste Kakashi auch ausgesehen haben als er die Nachrichten zum ersten Mal erfuhr. "Wie kommt das denn?!" "Er will ihm damit bei seinem Traum helfen." Er senkte den Kopf. So miserabel hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. "Ich fühle mich total ausgebrannt." Eine sachte Berührung an seiner Schulter ließ ihn wieder aufblicken. Kurenai schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln. "Ich kann mir gut vorstellen, wie sich das anfühlen muss. Wenn meinen Schülern so etwas wiederfahren wäre, käme ich auch nur schwer damit zu recht. Es ist vollkommen normal sich so zu fühlen, Kakashi. Jeder Lehrer gute Lehrer würde da an seinen Methoden zweifeln, aber denkst du nicht auch, dass sie dich verstehen werden, wenn du ihnen zeigst, wie ernst dir ihre Lage ist?" Nicht solche Worte erwartet, blickte Kakashi sie einen Moment schweigend an. Zum ersten Mal erkannte er die Mutter in ihr wieder und wie sie die Dinge aus ihrer Sicht betrachtete. "Und wenn du tatsächlich nicht mehr so viel Zeit hast, dann würde ich die restliche Zeit nicht verschwenden. Sonst bereust du es noch am Ende und dann ist keinem geholfen. Und jetzt iss etwas. So wie sich das anhört, hast du wahrscheinlich seit dem Krieg keine richtige Mahlzeit mehr genossen." Tatsächlich befand sich von ihm unbemerkt bereits seine Bestellung vor ihm. Kurenai hatte nicht unrecht. Das dampfende Essen wirkte jetzt, da er sich seine Sorgen von der Seele geredet hatte, anziehender denn je! "Und was das ausgebrannt sein betrifft...", setzte Kurenai erneut an. Er hatte gerade den ersten Bissen zu sich genommen und war gerade dabei es herunter zu schlucken als ihre nächsten Worte ihn zum Husten brachten. "... mit dem richtigen Partner an deiner Seite, würdest du dich nur halb so schlecht fühlen." Schnell griff er nach seinem Glas und zwang das Stück herunter. Fassungslos starrte er sie an, bekam im Gegenzug jedoch nur einen amüsierten Blick geschenkt. Wie kamen sie bloß auf dieses Thema zu sprechen?! "Tut mir Leid, aber ich glaube, ich kann dir gerade nicht folgen." Sie lachte erst leise auf bevor sie Gnade walten ließ und versuchte ihm ihren Gedankengang zu verdeutlichen. "Es ist eine Sache die Last auf seinen Schultern alleine zu stemmen und eine andere sie sich mit jemandem zu teilen. Es macht einen großen Unterschied, wenn jemand da ist, an den man sich lehnen kann." Er dachte über ihre Worte nach. Wahrscheinlich sprach die Erfahrung aus ihr, doch wollte er sie nicht darauf ansprechen und alte Wunden öffnen. Andererseits jedoch hatte er immer das Gefühl gehabt, dass es besser wäre in seinem Beruf keine festen Beziehungen einzugehen, eben weil jemand ums Leben kommen konnte. Hieß dies dann im Umkehrschluss, dass er sich für immer mit diesem Gefühl herumplagen musste? "Na gut, sagen wir, das würde stimmen. Wen hast du dir da vorgestellt?" "Nun, wenn es nach dir geht, bräuchtest du, glaube ich, jemanden, der dich leitet und sich nicht von deinen Launen unterkriegen lässt. Versteh mich nicht falsch, Kakashi, aber aus welchen Gründen auch immer, so redet dein ständiges zu-spät-kommen für sich." Die Worte waren wie ein Schlag in seine Magengrube. Auch wenn Kurenai sie anders gemeint haben mochte, so traf sie unbewusst seinen Schwachpunkt. Es war der verzweifelte Versuch Obito in Erinnerung halten zu wollen, dass ihn Tag für Tag zum ein und demselben Theater verleitete. Er wollte Obito nicht vergessen und gleichzeitig wusste er, dass es schlecht war so an den Verstorbenen festzuhalten. "Ich kann mir gut vorstellen, dass ein standhafter Partner dich gut ergänzen würde." Erneut trat derselbe wissende Ausdruck in ihren Blick, blieb aber so vage, dass er es nicht genauer zu deuten wusste. Sein Gefühl sagte ihm, dass er irgendetwas verpasst hatte, doch er kam nicht darauf, was es sein könnte. Er schüttelte den Gedanken ab. Ob seine Ahnung tatsächlich begründet war, würde sich noch herausstellen. Fürs erste gab es dringendere Probleme, die er am liebsten so bald wie möglich aus der Welt geschafft hätte. "Wie hat Iruka eigentlich auf Gaaras Frage reagiert?", wechselte sie abrupt das Thema und riss ihn aus seinem Gedankenfluss raus. Kakashi erinnerte sich daran, wie seinem Kollegen scheinbar so spielerisch leicht die richtigen Worte über die Lippen rollten, dass es fast schon beneidenswert war. "Er meinte, dass Sasuke Naruto noch immer sehr wichtig sei, er aber Gaaras Wert nicht verkennen würde, wenn er ihn und Sasuke miteinander verglich." "Und? Wie, denkst du, sieht Sasuke das?" "Ähh..." Er verstand ihre Frage nicht. Genau das war doch sein Problem! Nach all dem, was er über Sasukes und Narutos Kampf in Erfahrung gebracht hatte, blieben Sasukes und vor allem Sakuras Reaktionen ihm ein Rätsel. "Ich weiß es nicht. Genauso wenig wie Sakura dazu steht. Ich wünschte, ich wüsste es", gestand er "Wieso sagst du ihm das dann nicht?" Vor den Kopf gestoßen sah er sie an. "Was sagen?", fragte er überfordert nach. Konnte er so blind gewesen sein? Hatte er die Lösung für sein Problem ganze Zeit vor der Nase gehabt ohne es zu bemerken? "Frag ihn doch nach dem Grund, warum er so reagiert hat! Immerhin ist er zurück gekehrt, also müsste er bereit genug gewesen sein für sich selbst diese Entscheidung zu treffen, oder?" Kakashi sah sie sprachlos an. Am liebsten hätte er sich vor die Stirn geklatscht. Wieso war ihm das nicht vorher aufgefallen?! Jeden Tag hatte er sich gefragt wie er an Sasuke herantreten konnte ohne ihn zu verschrecken und womöglich fortzujagen. Er war davon ausgegangen ihn sowie so nicht zum Sprechen bringen zu können und hatte dabei gar nicht bedacht, dass es gar nicht mehr nötig sein könnte! "Das ist mir vollkommen entfallen", sprach er entsetzt aus und starrte betroffen auf seinen noch gut gefüllten Teller. Kurenai bemerkte den Stimmungswechsel ihres Kollegen, konnte es ihm aber nicht übel nehmen. Sie hatte sich schon desöfteren Gedanken darüber gemacht wie sie an seiner Stelle reagiert hätte. Es war eine schwierige Situation und obwohl jeder andere Lehrer genauso überfordert gewesen wäre wie Kakashi, so fand sie seine selbstkritische Haltung beeindruckend. Es zeigte ihr wie wichtig Kakashi der Zusammenhalt des ehemaligen Team 7 war. "Ich bin mir sicher, dass wenn du Sasuke zeigst wie viel dir daran liegt ihn zu verstehen, er dich nicht komplett zurückweisen wird." Er nickte nur, um ihr zu zeigen, dass er zugehört hatte, doch der Schock saß noch zu tief. Seine Gedanken kreisten um ihre vorherigen Worte. Ihm fiel auf, dass er fast nichts über Sasuke wusste und die Schuld lag allein an ihm. Nie war er darauf gekommen, Sasuke die Gelegenheit zu geben sich ihm zu erklären, auf Kakashi zugehen zu lassen. Sie alle waren so sehr darauf fixiert gewesen auf Sasuke zuzugehen, dass ihre Versuche nur darin endeten ihn zur Flucht anzutreiben. Dabei hätte es vielleicht schon gereicht ihm zu zeigen, dass sie da waren, dass es keinen Grund gab zu fliehen, dass er auf sie zukommen konnte, wenn er jemanden brauchte. Vielleicht, dachte Kakashi, wäre er an seiner Stelle auch abgehauen. Vielleicht wäre er vor allem geflohen, wenn der Yondaime ihn nicht aufgefangen hätte, wenn Obito nicht gewesen wäre. Doch wohin? Sasuke hatte es schließlich in die tiefsten aller Abgründe geführt. Die Frage war nur: Wie war er da wieder heraus gekommen? Es gab nur eine Möglichkeit, um das herauszufinden; und die Gelegenheit würde er nicht verpassen! "Danke, Kurenai-sensei!" Überrascht von der Anrede sah sie auf und blickte in neuerdings beide normalen Augen, die einen Teil der alten Entschlossenheit zurück gewonnen hatten. Erfreut horchte sie auf. "Ich gehe noch gleich los und spreche mit ihm! Ich habe schon viel zu lange damit gewartet!" Bevor Kurenai noch etwas sagen konnte, war er bereits aufgestanden und legte so viel Geld auf die Theke, dass es locker für beide Bestellungen reichte. "Das Essen geht auf mich", sagte er in einem Ton, die keine Widerworte duldete. "Grüß deinen Kleinen von mir", rief er noch bevor er auch schon auf die Straße rannte. Verblüfft starrte sie an die Stelle, an der noch vor paar Sekunden Kakashi niedergeschlagen gesessen hatte. Jetzt deutete nur noch die angebissene Speise auf seine ehemalige Präsenz hin. Sie nippte an ihrem Wasser während sie noch in der Freude über das Sensei schwelgte und dachte über die schlagartige Wirkung ihrer Worte nach. Das amüsierte Blitzen, das sie in Kakashis Gegenwart zurückhalten musste, trat nun deutlich zum Vorschein. Sie hatte sich unwillkürlich an Irukas Worte erinnerte als sie mal auf Sasuke zu sprechen gekommen waren. Sie fragte sich im Stillen wie Kakashi wohl reagiert hätte, wenn er gewusst hätte, dass die Frage eigentlich von Iruka stammte und nicht von ihr, und verdeckte mit einer Hand das belustigte Grinsen, dass sich auf ihre Lippen schlich. Kapitel 8: How to Choose ------------------------ ~Iruka~ Iruka trat mit vollbeladenen Taschen aus einer der lokalen Supermärkte heraus. Seufzend blickte er in die Einkaufstüten. Seit seinem unerwarteten Gespräch mit dem Kazekagen dank Kakashi gingen ihm viele Gedanken durch den Kopf. Nicht zuletzt über den Grauhaarigen selber. Kaum dass sie das Zimmer verlassen hatten, hatte Iruka sich vor ihm aufgebaut und so getan, als ob er kühl und ungerührt über den Dingen stand, nur um darauf vor Scham kaum einschlafen zu können und sich am nächsten Tag nach der Arbeit in den Frusteinkauf zu stürzen! Er hatte doch tatsächlich als Entschädigung darauf bestanden von Kakashi zum Essen eingeladen zu werden!! Auch wenn es ihm unangenehm war sich dem anderen so aufzudrängen. Er seufzte. Wenn Anko-sensei seine Gedanken hören könnte, würde sie ihn für seine schwächelnde Haltung auf der Stelle rügen. Sie war es gewesen, die ihn auf eventuelle Gefühle zu dem Jonin aufmerksam gemacht hatte, nachdem er unbewusst immer wieder das Thema auf ihn schweifen ließ. Er seufzte schwer. Iruka hatte sich schon des Öfteren mit dem älteren Ninja gezofft. Meistens ging es dabei um Naruto und wegen den abweisenden Bemerkungen des Älteren dachte Iruka stets, dass Kakashi ihn nicht für voll nahm bis zu jenem Tag vor dem vierten Shinobi-Weltkrieg.   Iruka trat gemeinsam mit seinen Kollegen aus dem Zimmer der Hokagen heraus. Er wurde offiziell dem Naruto-Überwachungs-Team zugeteilt, das Naruto mit allen Mitteln vom Krieg fernhalten sollte. Er wollte bereits den anderen Team-Mitgliedern nach draußen folgen als ihn jemand von der Seite ansprach. "Sie sind jetzt ein offizielles Mitglied, nehme ich an, Iruka-sensei?" Vor Schreck weiteten sich Irukas Augen und für einen Moment starrte er ungläubig zu der Person neben ihm. Keine drei Meter weiter  stand an die Wand gelehnt Kakashi-sensei und sah ihn mit ungerührtem Blick an. Das nervöse Flattern in seinem Bauch kehrte bei seinem Anblick zurück, das er stets auf die Unberechenbarkeit des Jonin schob. Iruka schluckte trocken und spannte sich unwillkürlich an während ihm alle möglichen Gedanken durch den Kopf schossen. Hatte er etwa die ganze Zeit hier auf ihn gewartet? Und wenn ja, warum? Was wollte Kakashi-sensei von ihm? Wie immer fühlte er sich unwohl in seiner Gegenwart und Iruka wappnete sich innerlich vor möglicher Kritik an seiner Person. "Und was wenn dem so ist?", konterte Iruka, sich seinem abweisenden Ton bewusst. Kakashis Augen weiteten sich als er sich Irukas Haltung bewusst wurde und hob schnell abwehrend die Hände hoch. "Nichts, ich meine, ich wäre froh, wenn Sie es angenommen hätten. Immerhin habe ich Sie dafür vorgeschlagen!" Überrascht sah Iruka ihn an. Was hatte er da gesagt? Meinte er das ernst? Kakashi bemerkte, dass der Chunin nicht von seiner defensiven Haltung abließ und seufzte geschlagen auf. "Maa, ich schätze, ich habe mir die Situation selbst zu zu schreiben, was?", sagte er und griff sich peinlich berührt an den Hinterkopf. "Warum sollten Sie mich für das Team vorschlagen?", fragte Iruka nun hörbar irritiert. Das Flattern in seinem Bauch nahm zu, was die Situation nicht besser machte. "Auch wenn ich Ihnen oft widerspreche, Sensei, bedeutet es nicht, dass ich Ihre Meinung und Fähigkeiten nicht wertschätze, nein, eher im Gegenteil." Iruka kannte bereits diesen ernsten Ton des Jonin, doch sie diesmal so positiv gemeint über ihn zu hören, ließ das Flattern in ein merkwürdiges Kribbeln übergehen, das er nicht zu deuten wusste. "Wenn ich nicht an Ihre Kompetenz glauben würde, würde ich mich auch nicht ernsthaft mit Ihren Aussagen auseinander setzen." Iruka fiel fast die Kinnlade herunter, so erstaunt war über seine Worte. Kakashi musterte ihn für einen Moment eingehend, missverstand dann wohl seine fehlende Reaktion und machte plötzlich Anstalten wieder umzukehren. "Naja, ich habe gesehen, was ich sehen wollte. Also dann,-" "Wieso ich?!", platzte es schließlich aus Iruka heraus. Er musste wissen, was den Älteren dazu bewegt hatte ihn der Hokagen vorzuschlagen. Was hatte er in ihm gesehen? "Ihre Augen sind voller Leben." "Bitte?" Iruka meinte das leichte Lächeln unter der Maske ausmachen zu können und hörte sein Herz gegen seine Rippen schlagen. "Ich hatte es Ihnen schon mal gesagt, also vergessen Sie es diesmal nicht: Sie sind der Einzige, der Narutos Herz erreichen kann." Irgendwo in den Ecken seines Verstandes rüttelten die Worte eine alte Erinnerung wach und noch während Iruka zusah wie der Jonin eine Hand hob und davon zog, verstand er endlich, was dieser Augenblick eigentlich bezwecken sollte, und hätte seinen Kopf am liebsten gegen die nächst beste Wand geschlagen. Er hatte sich total zum Affen gemacht und das, obwohl der andere nur sicher gehen wollte, dass er nicht wieder seinen Selbstzweifeln zum Opfer fiel.[1] Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er lehnte sich überwältigt gegen die Wand. Er wusste, es gab keinen Weg mehr das Kribbeln in seinem Bauch zu ignorieren und gab sich geschlagen.   Iruka seufzte bei der Erinnerung auf. Das Kribbeln hatte seitdem nicht mehr aufgehört und scheinbar bekamen das auch immer mehr Leute um ihn herum mit. Generell hatte er das Gefühl, dass viel zu viele seiner weiblichen Kollegen über die Anziehung des Jonins auf ihn Bescheid wussten. War er wirklich so leicht zu durchschauen? Gerade als Iruka die für den Feierabend typisch volle Hauptstraße verlassen wollte, erkannte er einen bekannten blonden Schopf in dem Menschenstrom unweit von ihm. Das musste Naruto sein. Schlagartig meldete sich sein Gewissen zu Wort. Er hatte sich so sehr von seinen Gefühlen mitreißen lassen, dass er beinahe das viel dringlichere Thema verdrängt hätte. Was tat er nur hier? Narutos eingesunkene Schultern reichten aus, um Iruka ahnen zu lassen wie es ihm gehen musste. Auch wenn Gaara und Kakashi von der knappen Zeit sprachen, die seinem Schüler noch blieb, so war es umgekehrt für alle anderen genauso. Wenn Iruka nochmal mit ihm sprechen wollte, dann jetzt, denn er wusste, dass er es sonst bereuen würde nicht für Naruto da gewesen zu sein. Er schob schnell alle Gedanken über Kakashi in die hinterste Ecke seines Verstandes und konzentrierte sich nur noch darauf Naruto zwischen all den Menschen zu fassen zu bekommen. „Naruto“, rief er und tatsächlich blickte sein ehemaliger Schüler auf. Als sich ihre Blicke trafen, erschien ein teils schuldbewusster teils trotziger Ausdruck auf seinem Gesicht, das Iruka kurz innehalten ließ. Er kannte den Ausdruck nur allzu gut. In den Jahren, in denen er Narutos Lehrer sein durfte, war er nicht selten diesem Blick begegnet und wie schon damals empfand er das starke Bedürfnis wieder ein Lächeln auf seine Lippen zaubern zu müssen. Aus Erfahrung wusste er auch schon bereits wie er das anstellen konnte. „Hallo, Iruka-sensei“, grüßte er Iruka geknickt als dieser ihn eingeholt hatte. „Hallo!... Sag, wenn dir meine Kochkünste nichts ausmachen, würde ich dich gerne zum Essen einladen. Ich habe leider nicht mehr so viel auf Tasche für Ramen“, bot er an und hielt entschuldigend seine Tüten hoch. Ganz gleich wie alt Naruto auch sein mochte, Iruka war sich sicher, dass sich manche Dinge nie ändern würden, so auch Narutos überraschtes Gesicht, wenn er die Freundlichkeit anderer Leute nicht erwartete. Leider viel öfter als er es verdient hat, ging es Iruka durch den Kopf. Er schluckte trocken und versuchte den bitteren Nachgeschmack zu ignorieren, der jedes Mal mit diesen Gedanken einherging, sowie das Bild des letzten Uchiha-Erben. „Ja, gerne“, hörte er Naruto antworten und sah erfreut zu wie sich ein zaghaftes Lächeln auf seinen Lippen formte.   ~Naruto~   „Was kochst du denn überhaupt, Sensei?“, fragte ich neugierig nach und schnupperte in der Luft. „Curry mit Hähnchen und Reis.“ Der süße Duft des vor sich hin köchelnden Essens brachte mich beinahe zum Sabbern. Tatsächlich war ich froh darüber nicht zu Ramen eingeladen worden zu sein. Es war das erste Mal, dass mich jemand zu sich einlud und es machte mich unsagbar glücklich, dass es ausgerechnet Iruka-sensei war. Unwillkürlich fragte ich mich, ob ich in Suna auch diese Wärme verspüren würde, die allein durch den Geruch von Senseis Essen in mir aufstieg. Den ganzen Tag hatte ich mich nur mit solchen Fragen beschäftigt und kaum einen Bissen runter bekommen. Dementsprechend hungrig war ich nun und passend dazu fing mein Magen an zu grummeln. Iruka lachte auf, was mich dazu brachte mir beschämt die Hände auf den Bauch zu legen. "Keine Sorge, es dauert nicht mehr lange. Wie wär's, wenn du den Tisch schon mal decken würdest? Das lenkt dich ab." Er zeigte mir, wo sich das Geschirr und Besteck befand und während ich die Sachen herausholte, fiel mir auf wie sauber und ordentlich alles aussah. Aber nicht nur die Küche, sondern das ganze Apartment erweckte diesen Eindruck. Sensei trug sogar eine weiße Schürze während er für sie beide kochte. "Sensei? Wohnst du mit einer Frau zusammen?", fragte ich schließlich und war überrascht von der Reaktion, die ich auf meine Frage bekam. Iruka hörte auf mit dem Rühren und sah mich mit großen Augen und offenem Mund an. "W-was? Nein! Wie kommst du darauf?", antwortete er nach einer Weile und rührte plötzlich sehr konzentriert im Topf herum. "Na, weil es so ordentlich bei dir ist. Die Mädchen achten immer auf solche Sachen." "Jeder sollte Ordnung in seiner Wohnung halten, Naruto. Sonst erweckt das einen chaotischen Eindruck. Außerdem findet man so seine Sachen viel schneller wieder. Als Hokage muss man das auch tun. Tsunade-sama würde auf dich doch auch unzuverlässig wirken, wenn sie selbst ihre eigenen Sachen nicht mehr wieder fände, oder?" Da war was dran, dennoch konnte ich mir den nächsten Kommentar nicht verkneifen. "Trotzdem würdest du bestimmt eine tolle Hausfrau abgeben!" "NA-RU-TOOO!!" "Du bist ja ganz rot!?" "Hör auf mich zu triezen, sonst überlege ich es mir nochmal mit der Einladung!", drohte er schließlich und ich ließ mit einer leisen Entschuldigung von ihm ab. Als ich endlich das Grinsen auf meinen Lippen los wurde, sah ich ihm beim Kochen zu als mir eine Frage in den Sinn kam. "Sensei? Warum hast du mich wirklich eingeladen?", fragte ich ihn ernst. Er blickte kurz auf bevor er ertappt lächelte. "Darf ich meinem Lieblingschaoten nicht mehr zum Essen entführen?" Ich musste bei der Wortwahl schmunzeln. So sah er mich also? "Aber ja, du hast Recht. Mir kam einiges zu Ohren in letzter Zeit, unter anderem durch den Kazekagen selbst." Meine Muskeln spannten sich unwillkürlich bei der Erwähnung von Gaaras Titel an. Sensei hatte das bestimmt auch bemerkt, sagte aber nichts dazu. "Du wirktest so niedergeschlagen. Willst du mir nicht erzählen, was dich bedrückt?" Ihm erzählen, was mich bedrückte? Mein Mundwinkel zuckte kurz auf zu einem sarkastischen Lächeln. Das wüsste ich auch gerne. "Ich weiß es nicht, Sensei", gestand ich ihm bevor ich die Worte zurückhalten konnte. Sie sprudelten bedenkenlos aus meinem Mund und als ich sie ausgesprochen hatte, wusste ich gar nicht, warum ich vor Iruka-sensei zögern musste. Gab es einen Grund dafür? Immerhin schien er genau deswegen mich eingeladen zu haben. Wenn ich es nicht ihm erzählen konnte, wem dann? Dennoch fragte ich mich, ob es richtig war ihn mit meinen Problemen zu belästigen. Sensei schien meine Gedanken durchschaut zu haben. Er stellte den noch heißen Topf auf eine Unterlage auf dem Tisch ab und setzte sich hin. Dann deutete er auf den anderen Stuhl ihm gegenüber. "Du brauchst dich nicht zurückzuhalten", sagte Sensei und mit einem Mal wurde mir die Bedeutung hinter den Worten klar. Iruka-sensei mochte vom Essen reden und wahrscheinlich fiel es ihm auch gar nicht auf, doch in dieser Aufforderung hörte ich zum ersten Mal die Freiheit, die Sensei mir schenkte. Die Freiheit, sein zu dürfen, wer ich war und dafür akzeptiert zu werden. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, den ich vergeblich versuchte runter zu schlucken. Meine Augen brannten während ich nickend Platz nahm. Sensei lächelte noch immer. Er lächelte, auch wenn ich ihn wütend machte und zum Schimpfen brachte, Sensei hatte mich trotzdem immer angelächelt. Und er wird es auch immer tun. "Arigatou, Sensei." Erst als ich die Worte ausgesprochen hatte, wurde mir wirklich bewusst wie dankbar ich war. Meine Stimme brach und Sensei blickte fragend auf. Ich wisch mir eilig mit den Ärmeln über die Augen, obwohl er die Tränen schon längst bemerkt haben musste. Hatte ich diesem Mann nicht schon zu viele Sorgen bereitet? Nichts schien richtig zu laufen, ganz gleich was ich auch tat. "Weißt du, Naruto, es ist in Ordnung egoistisch zu sein." Was sagte er da? Ich glaubte mich verhört zu haben. "Hä?" "Es ist sogar wichtig und ganz grundlegend." Wovon sprach Sensei da? "Es ist jedoch nicht in Ordnung, nur egoistisch zu sein. Wir müssen an uns denken, sonst können wir nicht überleben, doch wenn wir nur an uns denken, überlebt keiner. Und genau dasselbe gilt auch, wenn man gar nicht an sich denkt." Geschockt weiteten sich meine Augen als ich kapierte, worauf er anspielte. Obwohl Sensei das sicherlich auch bemerkt hatte, fuhr er unbeirrt fort. "Ständig nur zu geben, bringt nichts, wenn der andere nie...  annehmen will, Naruto." Senseis Worte fühlten sich an, als ob man einen Eimer Eiswasser über mich gekippt hätte. Stockstarr saß ich da, geschockt, sprachlos, während die Worte kalt und unnachgiebig in mir wiederhallten. Ich war nicht in der Lage die Worte zu verdauen, doch noch weniger den schmerzerfüllten Blick, mit dem Sensei mich betrachtete, und dabei zu wissen, dass es nicht an Sasuke lag, sondern ganz allein an mir. Er öffnete erneut zögerlich den Mund, was in mir das Bedürfnis auslöste die Hände auf die Ohren pressen zu müssen. Das Fass war voll. "... oder annehmen kann." Das Leben war nicht fair. Das Fass lief über und es gab keinen Weg es zu stoppen. Ich konnte es nicht stoppen, nicht wenn Iruka-sensei es überfüllte und dabei so aussah als hätte er den Tropfen in sein Fass gefüllt. Ich brach den Augenkontakt ab, wusste nicht wohin mit den überlaufenden Gefühlen, wohin mit mir, und schwieg. Die Stille war erdrückend. Meine Augenwinkel brannten vor Wut auf mich selbst und meine Hilflosigkeit! Was konnte ich denn noch tun? Die Realität war hart und unnachgiebig. Sie war eine Mauer, die sich vor mir in die Höhe streckte und mir jegliche Sicht auf die andere Seite stahl! "Ich sehe ihn nicht mehr... Sensei!", sprach ich aus und spürte noch im selben Moment wie die Welle der Erkenntnis über mich hinweg rollte. Ich biss mir auf die Unterlippe, wollte mich irgendwie vor der Demütigung bewahren, doch je mehr ich dagegen ankämpfte, umso mehr Tränen schienen dazu zu kommen bis ich ein Ziehen an meinem Ärmel bemerkte und dann Senseis Hand, die meine auf den Tisch zog und nicht losließ. Überrascht von der Geste wisch ich mir über die Augen, wurde aber nur frustrierte als sofort neue Tränen folgten. Verdammt! Verdammt!! "Ich verstehe wie es dir gehen muss, Naruto. Es muss dir schwer fallen, das zu schlucken. Du bist ihm sehr lange Zeit hinterher gejagt, hast ihn immer vor Augen gehalten und plötzlich so eine wichtige Person aus den Augen zu verlieren, das braucht Zeit! Doch wenn du sie dir nimmst, dann solltest du dich umsehen." Ich versuchte mich zusammen zu reißen, auch wenn die Tränen nicht aufhören wollten. Senseis Griff tat gut, gab mir den nötigen Halt, um weiter aufmerksam zu bleiben. Als er eine Pause einlegte, holten mich seine Worte ein, doch ich verstand nicht, worauf er hinaus wollte. Wo soll ich mich umsehen? "Wie meinst du das, Sensei?" Er lächelte auf meine Frage hin, bevor er seinen Griff verstärkte. "Vor dieser Mauer, vor der du stehst, stehen noch viele andere Menschen. Manche weiter weg und kaum zu erkennen, andere neben dir und wiederum andere direkt hinter uns. Auch wenn es weh tut ausgestoßen zu werden, sollten wir die Gelegenheit nutzen, um uns umzusehen. Denn manchmal steht jemand direkt hinter uns und wartet und hofft darauf, dass wir uns umdrehen und ihm nicht die Sicht auf uns verbauen wie andere es getan haben." Irgendwo tief in mir drin, rastete etwas ein. Ich spürte wie die Rädchen anfingen sich zu drehen und einen Gedanken mit dem anderen verbanden, doch erst mit Senseis nächsten Worten fiel endlich der Groschen. "Kennst du nicht auch jemanden, der darauf wartet, dass du seine Hand ergreifst?" Als ob eine alte Erinnerung, ein wichtiger Gedanke, angestoßen wurde, lösten seine Worte eine Reihe von fast verblassten Erinnerungen aus, die immer schneller, immer schärfer auf mich eindrangen bis zum Schluss ein rothaariger Junge mit dunklen Augenringen mitten in der Wüste vor mir stand und darauf wartete, dass ich seine Hand ergriff. "Gaara", hauchte ich fassungslos hervor während mir jegliche Gesichtszüge entgleisten. Plötzlich herrschte gähnende Leere in meinem Kopf, das sich langsam mit immer mehr Bildern aus den vergangenen Tagen, Wochen, gar Monaten füllte. Kurz darauf brach ein Sturm aus Schuldgefühlen über mir ein und drohte mich unter sich zu vergraben. Wie konnte ich nur so blind gewesen sein?! Wie?! Wie?! "Naruto", hörte ich Sensei mich rufen, konnte aber nicht reagieren. NIE hatte ich Gaara dasselbe antun wollen, wie Sasuke es mir angetan hatte! Doch was tat ich?! Gaara bot mir alles an, gab mir so ein unermessliches Geschenk, half, wo er konnte, kämpfte für mich und ich... Das Atmen fiel mir auf einmal schwer, ich keuchte auf, als ob mir jemand die Brust zuschnürte und alles Luft rauspresste. Zittrig griff ich mir an die Brust, spürte den Sandstein unter meiner Hand. Gaara hatte mich gefragt, ob ich mit ihm gehen würde, und ich hatte ihm nicht antworten können! Es erinnerte mich an meinen Zusammenbruch, nachdem Gaara zu mir gekommen war und mich über das Treffen der fünf Kage informiert hatte. Wie ich seine Hand von mir gewiesen hatte... Ich sehe dich als Freund, hatte er gesagt. Meine Hand verhakte sich in mein T-Shirt. Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Krampfhaft fing ich an nach Luft zu schnappen, doch die Gedanken kreisten und drohten mich wie ein Strudel in die Tiefe zu zerren. Gerade als ich mir sicher war, dass ich jeden Moment umkippen würde, umschlossen mich zwei Arme und drückten mich sanft an den dazugehörigen Körper. "Schhh. Schon gut, Naruto. Du hast nichts falsch gemacht. Es gibt keinen Grund dir Vorwürfe zu machen. Keinen! Hörst du?" Ich nickte und spürte im selben Moment wie der Damm in mir zusammenbrach. Ich gab mich den Wärme und Trost versprechenden Armen hin und weinte. Und weinte. Und schluchzte. Und weinte noch mehr. Sensei ließ mich nicht los bis auch die letzte Träne versiegt war. "Und? Was wirst du jetzt tun?", fragte er mich nach einer Weile vorsichtig, in der ich still in seiner Umarmung gelegen hatte. Ich zog mich etwas zurück und sah ihn entschlossen an. Für mich bestand kein Zweifel mehr. Ich hatte mich entschieden und diese Entscheidung war schon längst überfällig. "Ich gehe nach Suna!" Für einen kurzen Moment sah er mich schwermütig an, lächelte jedoch im nächsten und versuchte es so zu überspielen, doch ich hatte es bereits gesehen. Schweren Herzens schloss ich diesmal meine Arme um ihn. Vielleicht das letzte Mal, schoss es mir wehmütig durch den Kopf und ich festigte meinen Griff als mir klar wurde, dass ich mich sehr bald von diesem Ort verabschieden musste. Ein schwaches Lächeln huschte mir über die Lippen als ich mir bewusst wurde, dass diesmal ich Sasuke den Rücken kehrte und nicht anders herum. Ohne Sensei hätte ich mich das nie gewagt. Hmm, stimmte Kurama leise brummend zu. "Danke, Sensei!"   ~+~   Überrascht sah Iruka zu ihm runter. Seine Augen fingen gefährlich an zu brennen und warnten ihn vor den Tränen, die drohten aufzusteigen. Er schluckte trocken und blinzelte. Iruka konnte die Bedeutung hinter diesem einen Wort heraus hören, kannte Naruto, wusste um den kleinen, ungeliebten Tollpatsch Bescheid, der sich nach nichts weiter als Anerkennung sehnte, und war froh, dass er noch immer für ihn da sein konnte, da sein durfte. Im nächsten Augenblick verpuffte auch schon die betrübte Atmosphäre und Naruto fing an in heller Aufregung seine Sachen einzusammeln, um aufzubrechen. "Ich muss Gaara sofort Bescheid geben! Ich bin viel zu spät dran!", murmelte er hastig vor sich hin und wollte schon zur Tür sprinten, als er ihn noch am Handgelenk zu fassen bekam und zurück auf den Stuhl beförderte. Tadelnd blickte Iruka ihn an. "Ich lasse dich erst gehen, wenn du endlich etwas gegessen hast!" Erst sah er ihn erstaunt an bis der Groschen fiel und er sich beschämt an der Wange kratzte. Iruka hielt den strengen Blick aufrecht, rollte dann aber die Augen und wuschelte ihm durch die Haare. Verübeln konnte er es ihm nicht. "Itadakimasu!"   ~Iruka~   "Du musst dich nicht so beeilen, Naruto", rief Iruka Naruto von der Küche aus zu. "Gaara läuft schon nicht weg." Doch die Geräuschkulisse im Flur nahm nicht ab. Da hört mir die Wand viel eher zu. Seufzend räumte er auch das letzte Besteck weg als es plötzlich ganz leise wurde. Zu leise für seinen Geschmack. Neugierig geworden blickte er um die Ecke und sah Naruto vor seinem Wandkalender stehen. Konzentriert starrte er darauf. "Was ist los, Naruto?", fragte er nichts ahnend. "Sag mal, Sensei", fing er zögerlich an und Iruka hätte alles daran gesetzt seine Frage wieder zurückzunehmen, wenn er gewusst hätte, was ihn im nächsten Moment erwartete. "Hast du etwas vor an dem Tag? Du hast da einen roten Kringel drum gemalt. Fiel mir gerade auf, da hat nämlich Kakashi-sensei Geburtstag. Weißt du wie anstrengend es war, das herauszufinden?! Das war, glaube ich, noch vor der Chunin-Prü- ... Sensei?" Iruka rang verzweifelt um Fassung. Wieso tauchte auch ausgerechnet sein Name wieder auf?! Warum fiel Naruto plötzlich so eine Kleinigkeit auf und warum zum Teufel hatte er diesen Tag überhaupt eingekreist?!? Verdammt! Hoffentlich bemerkt er- "Oh!" - nichts... Na, toll! "Oooooh!!" "Naruto, solltest du dich nicht auf den Weg machen?!" Langsam riss ihm der Geduldsfaden. "OOOHOHOO! Neeeiiin! Im Ernst?!" "Jetzt reicht es aber! Raus mit dir!!" Mit wahrscheinlich hoch rotem Gesicht ging Iruka auf ihn zu, packte ihn an den Schultern und drückte ihn in Richtung Tür, was ihn nur dazu veranlasste noch breiter zu grinsen. Gerade als es ihm zu viel wurde und er Naruto kaum von der Stelle bekam, gab dieser plötzlich nach und Griff zur Klinke. Überrumpelt strauchelte Iruka etwas, um sein Gleichgewicht zu bewahren, und sah dabei zu wie Naruto sich seine Jacke schnappte, die Tür öffnete und gerade dabei war rauszutreten als er sich noch einmal umdrehte, jedoch diesmal ohne jegliche Spur der Belustigung. Stattdessen blickte er ihn mit einem so traurigen Lächeln und gleichzeitig so sanftmütigen Augen an wie der Chunin es noch nie bei ihm gesehen hatte und spürte wie sein Brustkorb sich zusammen zog. "Ich habe dich sehr lieb, Sensei, ganz gleich, wen du liebst und wen nicht." Augenblicklich schossen ihm die Tränen hoch, die er noch zuvor unterdrückt hatte. "Mach's gut", waren Narutos letzten Worte bevor er die Klinke losließ und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Sekunden vergingen, in denen Iruka mit gemischten Gefühlen auf die Tür starrte und die Tränen ungehalten über sein Gesicht liefen. Die Worte Mach's gut! hallten bitter in Irukas Kopf wieder bis er es nicht mehr aushielt und mit einem Ruck die Tür aufschmiss. Er rannte raus auf den Flur der 2. Etage und lehnte sich ans Geländer, von wo aus er Blick auf die Straße hatte, auf die Naruto gerade hinaustrat. "NARUTO!!" Er drehte sich überrascht um. "Wehe du sagst mir nicht Bescheid bevor du nach Suna abhaust!! Hörst du?!!" Sein altbekanntes breites Lächeln trat auf sein Gesicht und er rief laut und deutlich zurück: "HAI, DATTEBAYO!" Genau so wie es sich einem Naruto Uzumaki gehörte. Kapitel 9: How to Tell ---------------------- ~Iruka~ Iruka schloss die Tür diesmal leise zu und lehnte sich erschöpft dagegen. Das war es dann also. Er hatte sich entschieden. Naruto würde Konoha verlassen. Trauer überkam ihn bei dem Gedanken. Er würde ihn vermissen, doch gleichzeitig freute es Iruka zu wissen, dass es Naruto weiterbrachte. Was es mit Sasukes Verhalten auf sich hatte, war ihm noch ein Rätsel. Wenn er schon freiwillig zurückkam, sollte man meinen, dass er mehr Bereitschaft zum Reden zeigen würde, aber das war nicht der Fall. Iruka sah dennoch keinen Grund Sasuke noch mehr Gelegenheiten zu bieten, noch länger zu warten, wenn es Naruto so sehr traf. Sein Blick streifte hinüber zu dem Wandkalender, an der noch vor kurzem Naruto gestanden hatte. Er stieß sich von der Tür ab und stellte sich davor. Der 15. September war mit einem hellen, fast leuchtenden roten Kringel eingekreist und schien ihn auszulachen. Ausgerechnet Naruto musste so etwas auffallen, der doch sonst nicht auf solche Kleinigkeiten achtete. Dieser Frechdachs! Doch waren es eben Kleinigkeiten wie diese, die dem Lehrer die Sinne vernebelten und schließlich sogar jenen Frechdachs beinahe vergessen ließen. Wut auf sich selbst und seine Achtlosigkeit schäumten in ihm auf. Kurzer Hand griff er zu dem roten Filzstift und starrte mit funkelnden Augen auf den rot eingekreisten Kalendertag, der ihn noch immer hämisch auszulachen schien. Augenblicklich wandelte sich die Wut in Scham um und er strich ungehalten den Tag durch. Erst nachdem bereits ein kleines Loch entstanden war, durch den der Tag des nächsten Monats hervorlugte, fiel ihm auf wie kindisch er sich benahm und ließ den Arm sinken. "Was machst du nur mit mir, Kakashi?!"   ~Naruto~   Grinsend wand ich mich von dem Häuserblock ab, von dem aus Iruka-sensei mir noch gerade zugewunken hatte, und steuerte das Zentrum der Stadt an, in der ich Gaara vermutet. Die Nacht brach langsam ein. Fern am Horizont erleuchteten noch die letzten Strahlen der Sonne den Himmel. Die Menschen kehrten allmählich in ihre Häuser zurück, ein paar wenige verzogen sich hinter den flatternden Vorhängen von Imbissständen, doch die meisten gingen in ein und dieselbe Richtung und bildeten eine Menschenfront, auf die ich geradewegs zuschritt. Nervös sah ich mich nach Lücken um, durch die ich an den Passanten vorbei huschen konnte, entschied mich jedoch einen Umweg über den Park zu nehmen, mir sicher, dass ich immer noch schneller voran kommen würde als über die befüllte Hauptstraße. Mit jedem Schritt erhöhte sich mein Tempo. Auch wenn Sensei recht hatte und Gaara sich wahrscheinlich kaum von der Stelle bewegen konnte, trieben mich die Schuldgefühle an. Ich hatte viel zu lange gezögert, ihn viel zu lange ignoriert und mich krampfhaft versucht an vergangene Tage zu klammern, die nie wieder zurückkehren würden. Ich hatte mich an Sasuke geklammert und an die Illusion ihn tatsächlich erreichen zu können. Ich biss mir auf die Unterlippe. Es war bei einer Illusion geblieben, doch Gaara war keine Illusion! Seine Hände, die er mir zu streckte, die er mir so bereitwillig hinhielt, diese Kette, das alles war real! Und nur das zählt! Kurama wollte mir gerade brummend beipflichten als eine vage Gestalt weiter hinten auf dem Pfad auftauchte und er begann unruhig zu knurren. Eine Ahnung beschlich mich, bekräftigt durch Kuramas Reaktion. Gleich darauf erschien das dazu passende Gesicht in meinem Kopf, gefolgt von dem instinktiven Drang umkehren zu wollen. Ich hielt mich davon ab. Es gab keinen Grund zu zögern. Ich umgriff das Ornament unter meinem Shirt, erinnerte mich an Gaara, der es mir umgehängt hatte, dem ich eine Antwort schuldig war. Ohne zu stocken ging ich weiter. Trotz aller mentalen Unterstützung musste ich schlucken als die Silhouette immer deutlicher wurde. Als sie schließlich aus dem Schatten trat, sah ich Sasuke einen Wimpernschlag lang an bevor ich die Augen abwenden musste und das nur allzu bekannte dumpfe Pochen in der Brust wiederkam. Es blieben maximal noch 15 Sekunden bis wir aufeinander treffen würden. Unaufhaltsam nährten wir uns und das Pochen wurde heftiger. Noch 10 Sekunden. Der Drang wurde stärker, doch ich zwang mich weiterzugehen, meine Augen starr auf den Boden gerichtet. Die Sekunden streckten sich in die Länge während mir alle möglichen Fragen durch den Kopf schossen. Vor allem fragte ich mich, wie er auf mein Erscheinen reagiert hatte, ob er reagiert hatte. Er musste mich ohne Frage gesehen haben. Dies musste sogar das erste Mal sein, dass wir nach dem Krieg aufeinander trafen, ohne dass ich auf dem Absatz kehrt machte. Und wahrscheinlich das letzte Mal. Kuramas Worte fegten für einen Moment alle anderen Gedanken beiseite und ein Schauer lief mir über den Rücken. Stimmt, gab ich ihm erschrocken Recht. Das war mir vollkommen entfallen. Unwillkürlich bekam ich Angst. Nicht weil ich ihn nicht mehr sehen würde oder nicht mehr die Möglichkeit hätte ihn zu konfrontieren. Nein, ich hatte damit abgeschlossen, doch wie sah es mit ihm aus? Die Sekunden schienen diesmal mit doppelter Geschwindigkeit vorbei zu rasen. Wir waren nur noch wenige Schritte voneinander entfernt. Unbewusst hielt ich den Atem an. Innerhalb von wenigen Augenblicken rauschten wir aneinander vorbei. Aus dem Augenwinkel sah ich noch seine Kleidung an mir vorbeiflattern und dann... ... war der Moment vorüber. Und nichts war passiert. Ich stieß die Luft aus, die ich in meinen Lungen gefesselt hatte, und hätte mir am liebsten gegen die Stirn geklatscht. Natürlich war nichts passiert! Habe ich tatsächlich ein Reaktion von ihm befürchtet?!, dachte ich und blieb noch im selben Moment stehen. Ich schnaubte angesichts meiner Gedanken. Es war komisch wie meine Erwartungen von einem Tag auf den anderen zu Befürchtungen geworden waren. Jetzt fiel mir auch ein, dass es gar kein Grund gab mir derart nervös zu machen. Sasuke konnte noch gar nichts von meinen Plänen wissen! Nur Iruka-Sensei wusste Bescheid und sonst keiner. Meine Ängste waren grundlos. Wie lächerlich... Dennoch zögerte ich vor dem nächsten Schritt. Ich starrte eine Weile nach vorne, konnte aber nicht anders und drehte mich ein letztes Mal um. Der Gedanke mich am Ende so von ihm zu trennen war zu bitter, als dass ich es dabei belassen konnte und selbst wenn er mich nicht hören würde, wollte ich nicht ohne Worte weggehen. Ich holte tief Luft, öffnete den Mund und ...   ~Sasuke~   Sasuke blieb abrupt stehen. Etwas in ihm ließ ihn plötzlich für einen Moment zögern bevor er sich ruckartig umdrehte und seine Augen den Weg nach einem bekannten orange gekleideten Blonden absuchten. Er fand ihn, starrte auf seinen Rücken, ohne die Maske, ohne die Kälte, ohne Zurückhaltung, nur mit bloßer, plötzlich aufsteigender Panik und Angst. Entsetzt sah er zu wie sich Naruto immer weiter von ihm entfernte, öffnete den Mund, setzte einen Schritt in seine Richtung und... schluckte trocken, zögerte. Gleich darauf verschwand Naruto in dem Schatten der Bäume. Sasuke starrte noch weiter an die Stelle, an der noch gerade eben Naruto zu sehen gewesen war, und versuchte seine Gefühle wieder in den Griff zu kriegen. Etwas hatte ihn in Aufruhr versetzt, doch er konnte nicht genau sagen was. In dem Augenblick, in dem sie aneinander vorbei gelaufen waren, hatte sich etwas verändert. Hatte er etwas anderes erwartet? Verblüfft über seine eigenen Gedanken starrte er auf den Boden. Ja, hatte er. Er hatte etwas erwartet. Er hatte erwartet, dass Naruto ihn konfrontieren würde, hatte sich unbewusst darauf vorbereitet und jetzt da es ausblieb, fragte er sich, wann seine Befürchtungen zu Erwartungen geworden waren. Und was blieb jetzt noch zu befürchten? „Dann denk noch mal darüber nach. Du wirst vielleicht nicht mehr so viel Zeit dafür haben wie du denkst!“ Ein kalter Schauer jagte ihm über den Rücken als ihn die Erinnerung an Gaaras Worte einholte. Er hatte es erst für eine leere Drohung gehalten, doch der Rothaarige hatte des Öfteren beschützerisch reagiert, sobald es um Naruto ging. Es gab also keinen Grund dafür, dass er seine Drohung nicht ernst gemeint haben könnte. Das hieße wiederum, dass ihm keine Zeit blieb. Ein verbissener Ausdruck trat auf sein Gesicht während er wütend die Hände zu Fäusten schloss. Und was würde es ihm bringen seine restliche Zeit zu nutzen? Er würde nur vor ihm stehen ohne ein Wort herauszubringen, vielleicht am Ende sogar in seine alte Gewohnheit zurückfallen und ihm Sachen an den Kopf werfen, um sie beide auf Abstand zu halten. Er war es nicht gewohnt Probleme durch Erklärungen zu lösen, vor allem nicht mit Naruto! Im Gegenteil sogar! Er war es gewohnt seinen Weg aus Problemen heraus zu kämpfen und jetzt da ihm keiner einen Grund zur Flucht bot, bekam er die Quittung dafür. Konnte er denn gar nichts anderes außer kämpfen?! Erneut meldete sich sein wiederentdecktes Gewissen zu Wort und erinnerte ihn an die unermessliche Schuld, die auf seinen Schultern lastete. Mit welchem Recht maßte er sich an Naruto gegenüber treten zu wollen? Der Gedanke fühlte sich an wie abertausende von Schlägen auf seine Magengrube. Bilder von seinen blinden Taten erschienen wieder vor seinen Augen, wie er den Blonden gegen die Wand warf, sah wie eindeutig am Ende seiner Kräfte er war und noch im selben Moment Sasuke den Wunsch verspürte wieder auf ihn loszugehen, immer weiter bis... Alles in ihm verkrampfte sich bis er sich am liebsten auf der Stelle zusammengekauert und übergeben hätte. Mehr als die Schuldgefühle selbst, war es seine eigene Unzulänglichkeit, nicht den Mut aufbringen zu können, den Mund aufzumachen und die richtigen Worte, irgendetwas herauszubringen, die ihm zusetzten, ihn anekelten! Und ausgerechnet ER bat Sakura zu schweigen. Was brachte es ihm sie vom Reden abzuhalten?! Sasuke wusste, dass er etwas unternehmen musste, brachte es aber nicht über sich. Egal wie er es auch drehte und wendete, jede Option erschien ihm falsch und so kauerte er sich zusammen und akzeptierte die Schmerzen und seine Schwäche, kauerte und wartete, wartete darauf, dass die Schmerzen abklangen oder ihn komplett verschlangen. Doch soweit kam es nicht. "Yo, Sasuke", sprach ihn jemand an und als er aufblickte, stand von ihm unbemerkt Kakashi vor ihm.   ~Gaara~   "Hallo, Temari, Kankuro. Schön das ihr schon da seid", begrüßte Tsunade meine Geschwister noch während sie zur Tür herein gerauscht kam. Beide erwiderten den Gruß. Die Hokage hatte sie mit Neuigkeiten zu mir aufs Krankenzimmer bestellt, was in Ihnen Hoffnung auf einen Fortschritt in ihrer Untersuchung weckte. Ich richtete mich in meinem Bett und fühlte mich nicht anders. Ich hatte bei ihrem letzten Besuch keine Gelegenheit gehabt sie dazu zu fragen und war hin- und her gerissen. Ich wusste nicht, ob es besser wäre, wenn Tsunades Recherche noch dauern würde, oder sie bereits die Lösung gefunden hätte. Letzteres würde bedeuten, dass ich Naruto doch nicht genug Zeit zum Nachdenken einräumen könnte. Ihn unter Druck zu setzen, war das Letzte, was ich tun wollte. Gleichzeitig fühlte ich mich nicht wohl bei dem Gedanken ihn überhaupt vor die Wahl gestellt zu haben. Ich wollte glauben, dass es nur gut gemeint war von mir und ich ihn lediglich nicht in Sasukes Gegenwart zurücklassen wollte, erwischte mich dann aber dabei, wie ich mir die innere Ruhe und Geborgenheit zurückwünschte, die mit Narutos helfender Berührung einherging. Es folgte jedes Mal eine Ruhe, von der ich gedacht hatte sie bereits zu besitzen bis Naruto mir zur Hilfe kam. Als ob Frieden einkehrte in einen einseitigen Kampf. Und dieser Wunsch von mir verärgerte mich. Es war selbstsüchtig und entsprach in keiner Weise dem, was er verdiente. "Was gibt es neues, Hokage-sama?", fragte Temari besorgt und hoffnungsvoll nach. Tsunade seufzte und zog eine Schriftrolle aus ihrer Manteltasche hervor. "Zuerst einmal solltet ihr wissen, dass ich das Rätsel um deine Symptome, Gaara, noch nicht gelöst habe, aber auf einem guten Weg dahin bin. Doch dafür brauchen wir vor allem mehr Zeit! Hier, das kam heute Nachmittag bei uns an", sagte sie und überreichte mir die Rolle. Ich erkannte die Textur und Schrift auf Anhieb. "Eure Ältesten sind mindestens genauso schlimm wie unsere!", fügte sie hinzu und das zu recht. Es waren kaum zwei Tage vergangen und schon drängte der Rat nach Informationen. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass Ratsmitglieder dahinter steckten, denen ich noch immer ein Dorn im Auge war. Ich hatte ein paar von ihnen mehr als einmal die Pläne durchkreuzt, was ihnen deutlich missfiel, doch ich würde das Wohl meiner Bürger nicht gefährden, nur weil ein paar Staatsmänner sich von Ihrer Geldgier verblenden ließen. "Was schlägst du vor zu tun?" "Ich bin in meinen Untersuchungen auf etwas gestoßen, dass uns die nötige Zeit verschaffen könnte. Hier, das ist das Mikroskopbild von deinem Chakra ohne die Zellprobe, die ich deinem Herzen entnommen habe. Und so sieht es aus mit der Zelle." Tsunade hielt erst die eine Großaufnahme und dann die andere in die Höhe, was für ein scharfes Lufteinziehen seitens Temari sorgte. Ich schluckte ungewollt trocken. Im zweiten Bild stob das Chakra deutlich von der Zelle weg, sodass sie sich in mitten eines chakrafreien Kreises befand. "Genau das passiert mit deinem Herzen. Ohne Unterstützung des Chakrasystems hält kein Organ des menschlichen Körpers das aus, noch nicht einmal für kurze Zeit. Auf lange Zeit betrachtet müsstest du dir Gedanken um deinen Titel machen." Kankuro wollte schon etwas erwidern, doch Tsunade hob abwehrend und wohl auch beschwichtigend die Hände hoch. "Ich sagte nur, dass er es müsste, Kankuro-kun. Wir und vor allem ihr solltet euch Gedanken über jede Möglichkeit machen, doch ich sage nicht, dass es soweit kommen muss. Auch wenn die Ältesten im ersten Augenblick nervig wirken, haben sie dennoch recht. In deinem jetzigen Zustand wirst du nämlich nicht in der Lage sein eine Attacke wie die von Akatsuki seiner Zeit abzuwehren. Sollte diese Tatsache nach außen dringen, könnten einige einen Vorteil darin sehen und wahrscheinlich sogar einige aus dem inneren Kreis. Um das zu verhindern, brauchen wir diesen Stein aus Suna." Diesmal hielt sie uns ein Ausdruck aus einem Buch vor, auf dem ein tief blauer Stein und darunter eine Art Kristall zu sehen war. Das Erste war uns dreien bekannt, kamen sie doch in Suna in großer Zahl natürlich vor. Doch das Letztere hatten weder ich noch meine Geschwister jemals gesehen. Es hatte dieselbe Form wie der Erste, war jedoch durchsichtig. "Ihr kennt sie wahrscheinlich besser als ich. Suna ist schon seit Jahrzehnten bekannt für die Nutzung heilender Steine, nicht wahr? Ich fasse dennoch einmal zusammen: Sie besitzen von Natur aus heilendes Chakra, dass sie in Ihre Umgebung ausstrahlen. Sie können auch in Organe eingesetzt werden zur internen Heilung. Da Gaaras Herz nun aber jedes Chakra bis auf Narutos ablehnt, gibt es noch eine weitere Möglichkeit Komplikationen zu vermeiden und das ist dieser Kristall." Sie deutete auf den farblosen Stein hin, das tatsächlich ein Kristall zu sein schien. "Es absorbiert Chakra und strahlt es gleichmäßig aus. Er ist wie ein leeres Gefäß, weswegen es für dein Herz wie ein neutrales Objekt wirken wird. Nachdem wir es eingesetzt haben, würden wir es mit Narutos Chakra auffüllen. Das wäre der erste Schritt. Im zweiten Schritt bekäme Naruto einen ganzen Kristall, den er in der Zeit zwischen den Auffüllprozessen der Kristallstücke in deinem Herzen mit seinem Chakra voll machen müsste. Solange die Kristalle in deinem Herzen an diese Energiequelle gebunden sind, wärst du in der Lage Suna zu führen. Das heißt, so lange Naruto da ist, um dich zu unterstützen." Sie ließ die Worte mit einem leicht unsicheren Unterton ausklingen. Ich hielt das Seufzen zurück, das in mir aufstieg, sobald das Thema auf Naruto umschwenkte. Die Schuldgefühle türmten sich um mich herum auf und nahmen mir jedwede Entscheidungsgewalt aus der Hand. Es fühlte sich nicht richtig an Naruto mit meiner Krankheit zu konfrontieren. Es war wir ein Vorwand, damit es mir besser ging, um meine selbstsüchtigen Bedürfnisse zu decken und das zu seinen Lasten. Tsunade wollte wieder zum Reden ansetzen als wir plötzlich von einem heftigen Klopfen an der Tür unterbrochen wurden. Der Besucher wartete gar nicht erst eine Antwort ab, sondern riss die Tür auf und hinein stürmte niemand geringer als besagter Blondschopf. "Naruto!", rief Temari überrascht aus während ich sprachlos zusah, wie er versuchte zu Atem zu kommen. Er blickte auf und begrüßte mit einem atemlosen Lächeln alle Anwesenden bevor unsere Blicke sich trafen. Ich konnte ihm nichts entgegnen, war zu abgelenkt von dieser erneuten Stille in meinem Innern, die diesmal bei unserem bloßen Augenkontakt in meinem Brustkorb entstand. Es konnten sich nur um höchstens zwei Sekunden gehandelt haben, doch ließ es anschließend einen leichten Nebel in meinem Kopf zurück. Ich sah zu wie sich sein Lächeln zu einem Grinsen verzog und schluckte. Ich konnte das Verhalten meines Körpers nicht begründen, jetzt noch weniger, da zuvor die Stille durch Körperkontakt entstanden war. Mit seinen nächsten Worten verabschiedete sich mein Denkvermögen komplett von mir. "Ich habe mich entschieden, Gaara. Tut mir Leid, dass ich dir nicht sofort antworten konnte. Ich komme mit dir nach Suna, ganz gleich für wie lange." Während ich Schwierigkeiten hatte das Gesagte wirklich aufzunehmen, nickte ich nur. Temari, die meine Sprachlosigkeit bemerkt zu haben schien, ergriff das Wort an meiner Stelle. "Das freut uns sehr, Naruto! Du kommst damit Gaara mehr als nur entgegen." "Allerdings", fügte Tsunade hinzu, "ich war gerade dabei zu erklären wie unerlässlich deine Mithilfe bei den Untersuchungen seiner Symptome sein wird, Naruto. Nicht nur bei den Untersuchungen, sondern auch bei der Wahrung deines Titels, Gaara. Gerade Naruto euch mitzugeben, wird die Ältesten mit Sicherheit etwas milder stimmen." "Richtig", gab Kankuro ihr Recht und sah mich an, "die Mistkerle, die noch immer versuchen dich von deinem Platz zu stoßen, werden sich zweimal überlegen, was sie tun." "Heißt das, du hast eine Lösung gefunden für Gaaras Krankheit?", fragte Naruto hoffnungsvoll bei Tsunade nach. "Zumindest temporär, wenn Gaara denn damit einverstanden ist", wendete sie ein und war mir einen fragenden Blick zu. Ich riss mich von Narutos Lächeln los und nickte ihr noch leicht benommen zu. "Ja. Fürs erste sollten wir das tun." Doch mit den Gedanken war ich noch immer bei den stürmischen Gefühlen, die ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut verursachten. "Gut, dann gebe ich den Ältesten Bescheid wie die Situation aussieht und bitte sie mit den Suchaktionen nach diesem Kristall u beginnen. Leider sind sie selbst in Suna eine Rarität und tief im Gestein verborgen." Sie seufzte tief und blickte uns erwartungsvoll an. "Wie lautet der nächste Schritt?", hakte ich nach. Soweit hatte ich alles verstanden, doch wie sah es mit der Zeit aus? Die Suchaktion könnte, nach ihren Angaben zu urteilen, auch länger dauern, mehr als ich es mir erlauben konnte von Suna fern zu bleiben. "Es wird weder dir noch mir etwas bringen die Suche abzuwarten, noch weniger dir. Die Operation kann ohne Probleme auch in Suna stattfinden. Ich würde dich ungern mit noch frischen Wunden zurück schicken. Um Komplikationen zu vermeiden, solltet ihr alle zusammen noch heute Nacht aufbrechen." Es folgte einstimmiges bejahen bis auf Naruto, der mit gekräuselter Stirn verwirrt zwischen uns und der Hokage hin und her sah. Tsunade seufzte tief und richtete sich auf, bevor sie ihn am Handgelenk packte und die Tür öffnete. "Wir sollten keine Zeit verschwenden. Ich erzähle dir unterwegs alles. Gaara, ihr solltet euch auch zum Aufbruch bereit machen. Der Abend ist erst vor kurzem angebrochen. Kann mal einer nach Shikamaru rufen? Er soll bei mir erscheinen!", hörten wir sie noch rufen als sie auch schon aus der Tür war. Gerade als Naruto ihrem Beispiel folgen wollte, rief ich ihn aus einem Impuls heraus zurück. "Naruto!?" "Hai?", entgegnete er und wartete darauf, dass ich weiter sprach, aber egal, was es auch gewesen war, es entfiel mir wieder und so starrte ich ihn mit offenem Mund und gemischten Gefühlen an. Merkwürdigerweise schien Naruto zu verstehen, was ich sagen wollte, und lächelte. Mein Herz setzte aus. "Kein Sorge. Es ist ganz allein meine Entscheidung und ich habe mich entschieden! Bis später", rief er noch und war verschwunden. Ich starrte ihm gedankenverloren hinterher bis mir wieder einfiel, dass ich nicht alleine war. Erst als ich zu Temari blickte, bemerkte ich, dass sie mich beobachtet zu haben schien. Ich spürte wie plötzlich Wärme in meine Wangen aufstieg, etwas, dass mir noch nie zuvor passiert war. Ich hielt ihrem Blick stand, auch wenn ich instinktiv weggucken wollte, und sah eine Art neugieriges Funkeln bevor der Moment jäh von Kankuro unterbrochen wurde, der es eilig zu haben schien, dass Thema zu wechseln. "Na dann, auf, auf! Je eher wie aufbrechen, desto besser!"   ~Kakashi~   "Ja, wenn ich es dir doch sage!" "Hör auf, ich glaube dir kein Wort!" Sie entfernten sich immer mehr von den Stimmen der Dorfbewohner bis sie vollkommen verstummten. Kakashi steuerte auf die nächste Parkbank in einem der abgelegeneren Bereichen des Sakura-Parks zu und setzte sich, in der Hoffnung, dass sie hier ungestört sprechen konnten. Kakashi hatte nicht erwartet ihn in einer kauernden Position vorzufinden. Es war das untypischste, was Kakashi jemals an ihm gesehen hatte und er wusste nicht wie er es deuten sollte. Er wirkte gerade zu zerbrechlich. Aus welchem Grund auch immer, er hoffte nur inständig, dass es tatsächlich zu einem Gespräch kommen würde. Sasukes mitkommen wertete er als ein positives Zeichen. Vielleicht hatte Kurenai auch Recht und Sasuke war tatsächlich viel ansprechbarer als er es ihm zugemutet hatte? Er wartete mit dem Sprechen bis Sasuke neben ihm Platz genommen und keine Anstalten gemacht hatte wieder aufzustehen. "Danke, dass du mitgekommen bist. Ich habe lange gezögert und wusste nicht wie ich an dich und das Thema herantreten sollte." Erst folgte nichts darauf und Kakashi ging bereits davon aus, dass es dabei bleiben würde, als Sasuke etwas entgegnete. "Ich kann es... verstehen." Verblüfft sah Kakashi zu ihm. Verständnis hatte er noch nicht einmal als Option in Betracht gezogen und dennoch behauptete Sasuke eben gerade das! "Mir geht es genauso." Kakashi musste hart schlucken, riss sich aber zusammen, um nicht ganz zu offensichtlich seine Überraschung zu zeigen. "Wie meinst du das, Sasuke- ich meine, ich würde gerne wissen, wie es dazu kommt und ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch, denn das, was wir von deinem letzten Kampf mit Naruto mitbekommen haben, kann keiner nachvollziehen", beeilte er sich zu korrigieren. Sasuke spannte sich merklich an, etwas, dass er früher nie gezeigt hätte. Kakashi schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht glauben, dass das schon die ganze Wahrheit sein soll, auch wenn ich Gaaras Worte nicht in Frage stellen kann, genauso wie der Rest der Welt." Sasukes Blick verriet ihm, dass er verstand worauf Kakashi hinaus wollte. Niemand konnte nachvollziehen, warum Sasuke Sakura plötzlich nachgab, während sein bester Freund das jahrelang versucht hatte. Noch weniger, warum Sakura Naruto nicht auf der Stelle zur Hilfe geeilt war. Sakura war ein weiteres Rätsel, zumal sie die Einzige war, die Kontakt zu Sasuke besaß und ihm mit großer Sicherheit von den "Behauptungen" um seine Person erzählt hatte. Ihr Verhalten verunsicherte Kakashi noch mehr. Hätte sie denn nichts gegen das sich rasch verbreitende Wort unternommen, wenn sie es denn besser wusste? "Wenn wenigstens Sakura etwas gesagt hätte, dann-" "Nein!", unterbrach Sasuke ihn plötzlich ungeahnt scharf und ließ jegliche Worte in Kakashis Mund verstummen. "Sakura kann nichts dafür. ICH habe sie gebeten nichts zu sagen. Wenn jemand Schuld ist an diesem Zustand, dann bin ich das." Überrascht, fast geschockt lauschte er seinen Worten. Zu lange war es her, dass er Sasuke hatte so... menschlich reden hören, wenn überhaupt! "Ich- ich wusste nicht, ich WEIß nicht wie, mit welchem Recht ich an die Dorfbewohner herantreten soll! Wie ich die Situation erklären soll, erklären kann, wenn all ihr Hass gerechtfertigt ist." Sasuke sprach mit so viel unterdrückter Wut und Verzweiflung in der Stimme wie Kakashi sie noch nie von ihm gehört hatte. Der eigentlich schockierende Teil daran war, dass er die Worte gegen sich selber richtete! Kakashi sah einen neuen Lichtblick darin. "Dafür bin ich ja hier", entkam es ihm ohne zu überlegen. "Du kannst es mir erklären. Ich würde es... begrüßen." Und er schien das Richtige gesagt zu haben, denn Sasukes auf den Boden gehefteter Blick suchte die seine und Kakashi schöpfte Hoffnung aus der Geste. "Was ist passiert an jenem Tag?", wagte Kakashi ihn zu fragen, wollte ihm entgegen kommen und bot ihm einen Anfang an. Sasuke sah ihn eine Zeit lang schweigend an bis er scheinbar fand, was er sehen wollte. Kakashi hielt die Luft an. Sasuke antwortete. "Sakura... hat Naruto gerettet." Kapitel 10: How to Separate --------------------------- ~Naruto~ "Haaah!", ließ Shikamaru erschöpft verlauten als er neben Chouji zum Stehen kam. "Wie sieht es aus, Shikamaru?", fragte Tsunade nach, kaum dass sie ihn entdeckt hatte, doch er schüttelte nur seinen Kopf. "Ich habe alles abgeklappert, soweit es ging, konnte aber weder Sakura oder Sasuke, noch Kakashi-sensei auffinden." Tsunade hatte ihm eine Zeitfrist gesetzt, in der er alle Menschen aus meinem Freundeskreis zusammentrommeln sollte. Als er den Grund für diese Aktion erfuhr, hatte er nach dem anfänglichen Schock den Auftrag ohne zu murren angenommen. Eine Stunde später hatten sich fast alle Menschen, die mir etwas bedeuteten, vor dem Haupttor eingefunden und das in einer solchen Vielzahl, dass ich mich kaum traute den Mund zu öffnen. Ich war unglaublich dankbar für ihr Erscheinen und wünschte mir in dem Moment nur, dass ich das Brennen in der Brust bei der Erwähnung der fehlenden Personen ignorieren könnte. Ich blickte zu Gaara rüber, an dessen Seite zwei Medi-nin aus Konoha zusätzlich zu den beiden aus Suna standen gemeinsam mit Temari und Kankuro. Gaara schien meine Nervosität nicht entgangen zu sein und schenkte mir ein kleines Lächeln, bevor er mit dem Kopf zu der Menge nickte. Beim Anblick der versammelten Truppe, rasten mir alle möglichen Erinnerungen durch den Kopf, die mich mit jedem einzelnen verband, und schluckte den aufkommenden Kloß im Hals herunter. Plötzlich fiel mir ein, dass ich noch nie gut im Abschied nehmen gewesen war. Mein Blick huschte wieder zu Gaara und meine Hand kribbelte bei dem Gedanken an seinen Sand auf, mit dem er mir damals entgegen gekommen war als ich unbeholfen vor ihm gestanden hatte. Mein Gesicht flammte bei der Erinnerung an diesen peinlichen Moment auf. Ich riss mich zusammen und holte tief Luft. "A-ALSO, dann, ääh- Ihr wisst ja, was los ist, ich meine-" "NII-CHAN!!!", unterbrach mich eine helle Stimme bevor ich auch schon von Konohamaru umgeworfen wurde. "Wie lange bist du weg? Wann kommst du wieder? Du kommst doch wieder, stimmt's?!" Überwältigt von den Fragen richtete ich mich etwas auf und dachte angestrengt nach, wie ich ihm am schonendsten beibringen konnte, dass ich keine genauen Antworten auf seine Fragen hatte, als sich seine Augen bereits mit Tränen füllten. "Ich kann noch nicht genau sagen, wie lange das dauern wird. Du hast doch bestimmt mitbekommen, dass der Kazekage meine Hilfe braucht. Aber ich komme wieder, versprochen! Nicht doch, Konohamaru! Wieso weinst du denn jetzt?!" "Weil-, weil-", begann er, biss sich dann auf die Lippe, konnte das Schluchzen aber nicht aufhalten. Überfordert mit der Situation, blickte ich mich Hilfe suchend um, während Konohamaru, unfähig die richtigen Worte zu finden, seinen Tränen freien Lauf ließ. "Weil wir dich vermissen werden, Naruto", erklang schließlich Iruka-senseis Stimme und führte seinen Satz zu Ende. Mehrstimmiges bejahen folgte auf seine Worte und ich meinte selbst in Inos Augen Tränen aufblitzen zu sehen und konnte es nicht verhindern, dass sich meine ebenfalls füllten. "Uns geht es nicht anders als Konohamaru", setzte Sensei fort und schritt an unsere Seite, um sich neben Konohamaru hin zu knien und sanft eine Hand auf seine Schulter zu legen. "Aber weil wir wissen, dass dein Auftrag so wichtig ist, wollten wir dich wenigstens verabschieden. Auch wenn ein paar Leute es heute nicht hergeschafft haben, solltest du nie daran zweifeln, dass du hier jederzeit willkommen bist, Naruto." Es war der Schubs in die richtige Richtung, der mir die nötige Sicherheit gab, um mich nicht mehr zurückblicken zu lassen. Es war Zeit los zu lassen. Ich stand wieder mit Konohamaru auf und schlang einen Arm um seine Schultern, in der Hoffnung, dass die Geste ihm ein wenig Trost spendete. Als hätten alle auf das richtige Stichwort gewartet, folgten von allen Seiten "Gute Reise"-Wünsche sowie gute Besserung für den Kazekagen. Mit deutlich leichterem Herzen drehte ich mich zu Gaara um, wurde aber aufgehalten. "Naruto! Ich-" Kaum dass ich die Stimme hörte, lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Jeder stellte das Reden ein und blickte zu der Person, die soeben gesprochen hatte. Es dauerte nicht lange, da hatte sich eine Gasse gebildet, sodass ich nun direkt Sakura gegenüber stand. Mein Herz rutschte mir in die Hose und ich glaubte alles Wärme aus mir weichen zu spüren. Darauf war ich nicht vorbereitet.   ~Gaara~   Wie erstarrt blickte ich zu der Medi-nin des ehemaligen Team Sieben. Sie hatte es doch tatsächlich gewagt ausgerechnet jetzt zu erscheinen! Wut brodelte in mir, die ich unterdrückte, unterdrücken musste. Das war nicht meine Angelegenheit, ganz gleich wie sehr es mich aufwühlte. Und diese Tatsache gefiel mir ganz und gar nicht. Die Menge teilte sich in zwei Gruppen auf, sodass sich ein Gang bildete, an dessen Enden sich Naruto und Sakura gegenüber standen. Unbehagen stieg in mir auf. Nicht weil ich befürchtete, dass Naruto sich umentscheiden könnte, sondern wegen dem gepeinigten Ausdruck, dass schlagartig auf seinem Gesicht erschienen war. Er wartete schweigsam und sah sie scheinbar ungerührt an, eine Fassade, die von dem gebrochenen Teamgeist zeugte. Sakura setzte erneut zum Sprechen an, zögerte, suchte den Boden mit ihren Blicken ab und konnte kein einziges Mal Naruto in die Augen sehen. Sie schien etwas sagen zu wollen, brachte es aber nicht über sich. Für ein paar Augenblicke ging das so weiter, ohne dass auch nur ein Wort gewechselt wurde. Gerade als Sakura erneut ansetzen wollte, unterbrach Naruto sie diesmal. "Lass gut sein, Sakura." Ihr Körper schien in sich zusammen zu sacken und sie wirkte in dem Moment kleiner denn je. Naruto bemerkte das und lächelte sie nur müde an, müde und traurig und vor allem enttäuscht. Alles in mir zog sich zusammen. In jenem Moment begriff ich, was es hieß, ohnmächtig zu sein. Ich konnte nichts gegen die Gefühle unternehmen, die sich auf seinem Gesicht wiederspiegelten. Stattdessen spürte ich wie jemand mir die Brust zuschnürte und die Luft abschnitt; als ob ich ersticken würde, ohne zu sterben. "Du musst dich nicht zwingen." War es normal sich so zu fühlen? "Ich denke, es ist besser so." War es normal so sehr von den Gefühlen einer anderen Person beeinflusst zu werden? Ich wusste es nicht, doch irgendetwas sagte mir, dass es nicht normal war; dass mehr dahinter lag als nur Selbstsucht.   ~Naruto~   Ich wandte mich von ihr ab, ohne das Thema weiter zu vertiefen und sammelte meinen Rucksack auf, den ich bei der Kollision mit Konohamaru fallen gelassen hatte. Ich meinte, sie hätte auf meine Worte schockiert gewirkt, schüttelte den Gedanken jedoch ab. Stattdessen ging ich auf Iruka-sensei zu, der mit gewohnt besorgtem Blick das Spektakel beobachtet hatte. Er schaute mich erwartungsvoll an, doch ich zog ihn wortlos in eine feste Umarmung. Sobald ich ihn loslassen spürte, konnte ich es mir nicht entnehmen ihn noch ein letztes Mal zu ärgern. "Grüß Kakashi-sensei von mir", flüsterte ich ihm ins Ohr, sodass nur er es mitbekam, und erntete prompt die gewünschte Reaktion. Puterrot im Gesicht versuchte er mir eine überzubraten, während ich schon längst außer Reichweite war. Auch wenn ich ihn nicht mehr sehen konnte, wusste ich, dass er wieder lächelte, nichts anderes hatte ich mit der Aktion bezwecken wollen. Ich hatte für mich entschieden, dass heute kein Tag zum Trauern sein würde. Ich ließ mich aus freien Stücken auf Gaara ein, doch dafür musste ich mich von Konoha distanzieren und alles was mich von meiner Mission ablenken konnte. "Naruto, bist du dir sicher, dass es besser ist so zu gehen?", fragte mich Tsunade, die ich dafür aufgesucht hatte. Ich wusste, dass sie nicht nur auf die Situation mit Sakura anspielte, und lächelte nur zurück. "Ja, ich bin mir sicher. Deswegen hätte ich da noch eine Bitte an dich."   ~Kakashi~   "Deswegen... kann ich ihm nicht unter die Augen treten." Mit noch vor Schock geweiteten Augen und offenem Mund versuchte Kakashi zu begreifen, was Sasuke ihm so eben erzählt hatte. Er hatte zwar schon vermutet, dass mehr hinter den Ereignissen steckte als behauptet wurde, aber das? Sakuras merkwürdiges Verhalten, Sasukes scheinbar plötzliche Rückkehr, seine fehlende Reaktion auf Gaaras Attacke, ja selbst Gaaras Interpretation des Geschehens! Sie konnten es nur missverstehen, wie auch nicht!? "Was ist dann mit Naruto? Warum verhält er sich dann so distanziert, wenn das stimmt, was du sagst?" "Sakura glaubt, dass er unser Gespräch mitbekommen hat, aber durch den schweren Blutverlust wahrscheinlich immer wieder sein Bewusstsein verlor." "Aber das würde ja heißen-" "Ja, so sieht es aus. Und wenn schon." "Bitte?!" Kakashi glaubte sich verhört zu haben. Ein schmerzerfülltes Lächeln erschien langsam auf Sasukes Gesicht begleitet von einem spöttischen Ausdruck in seinen Augen. "Es würde nichts ändern. Es ändert nichts daran, dass ich seinen Hass verdient habe... Ich wollte ihn umbringen, Sensei", beteuerte er mit erstickter Stimme und sah gequält zu ihm auf. In dem Augenblick verstand Kakashi, was los war. Er schluckte trocken, als er begriff wie knapp die Situation tatsächlich gewesen sein musste. Jetzt da sich ihm endlich die Wahrheit erschloss, hätte er sich am liebsten gegen die Stirn geklatscht. Die ganze Situation war so verdreht, dass es wiederum typisch für Sasuke und Naruto war. Sie waren von Grund aus so verschieden, dass sie sich gegenseitig missverstanden, was schließlich zu Auseinandersetzungen und schwerwiegenden Folgen führte, wie in diesem Fall. "Ihr habt euch wirklich kein bisschen geändert", sprach er mit einem Seufzen aus und fuhr sich durch die Haare. Sasuke runzelte die Stirn. "Wie meinst du das?" "Ihr denkt immer noch aneinander vorbei, Sasuke. Du solltest dich Naruto erklären." Kaum das Kakashi seinen Vorschlag ausgesprochen hatte, zuckte Sasuke mit vor Schreck geweiteten Augen zurück. "Hast du mir denn nicht zugehört? Verstehst du nicht, dass ich das nicht kann? Mit welchem Recht soll ich ihm noch unter die Augen treten?!" "So kannst du ihn aber nicht beschützen! Das ist es doch, was du mit deinem Verhalten bezweckst, nicht wahr? Doch du bewirkst dadurch nur das Gegenteil! Es verletzt ihn, Sasuke." Sasuke schüttelte ungläubig den Kopf. "Wie kann es ihn verletzen, wenn ich ihn beinahe umgebracht hätte?" Kakashi seufzte tief und dachte angestrengt nach wie er Sasuke vermitteln konnte, dass er den falschen Weg einschlug. Die beiden waren praktisch wie Brüder. Das ist es! Ihm fiel eine Möglichkeit ein und noch während er tief Luft holte, hoffte er, dass der Schuss nicht nach hinten losging. "Es kann ihn verletzen, Sasuke. Du hast es selbst zu spüren bekommen. Versetzt dich in Narutos Lage. Du beabsichtigst ihn vor dir selber zu beschützen, indem du dich von ihm distanzierst ohne dich zu erklären, und nimmst ihm dabei das Recht, für sich selbst zu entscheiden. Er fühlt sich hintergangen und das von den wichtigsten Menschen in seinem Leben... Genauso wie du, als Itachi dasselbe getan hat." Sasuke Gesicht verlor mit Itachis Namen seine Farbe. Er wusste, dass es ein heikles Thema war, doch er konnte nicht einfach zu sehen wie Sasuke denselben Fehler wiederholte wie Itachi vor ihm, wenn er doch die Möglichkeit hatte es zu vermeiden. "Ich weiß, dass du dir gewünscht hättest, Itachi hätte einen anderen Weg gewählt, Sasuke. Deine Taten sprechen für sich. Ich sage dir das alles nicht, um alte Wunden zu öffnen, sondern um dich daran zu erinnern, dass du den anderen Weg wählen kannst!" Kakashis Worte schienen endlich in Sasuke Anstoß zu finden. Er sah zu wie der andere noch schockiert von dem Vergleich den Blick auf seine Hände senkte. Angespannt wartete Kakashi seine Antwort ab, die schließlich auch zögerlich folgte. "Wie- Wie soll ich mich verhalten... nach allem, was ich getan habe?" Kakashi hätte vor Erleichterung lachen können, wenn der Moment es zugelassen hätte. Hatte er es doch geschafft, dass Sasuke die Idee nicht mehr ganz so abwegig fand wie noch gerade eben. Der Sasuke, der neben ihm saß, war eingesunken von der Schwere seiner Schuld, die er auf den Schultern zu tragen hatte. Er war sich dessen bewusst und das war der entscheidende Unterschied zu seinem alten Ich. Doch die jahrelang antrainierte Maske hinderte ihn daran, es seinen Mitmenschen zu zeigen. "Du hast das Recht ihm unter die Augen zu treten, aber nur wenn du der Welt zeigst, dass du deiner Schuld bewusst bist, Sasuke. Sei ehrlich, dir und ihm zu Liebe." Mit jedem Wort, dass er sprach, schien ein kleines Stück Zuversicht in Sasuke wiederzukehren, und ließ Kakashi hoffen, vielleicht doch, wenn auch nicht viel, seinen Pflichten als Sensei gerecht zu werden.   ---   "Ich muss mit Sakura reden", sprach er reumütig, während sie wieder den Weg zurück ins Dorfzentrum antraten. "Ich habe sie schon zu lange darauf warten lassen." Kakashi nickte verständnisvoll. Jetzt da er die ganze Geschichte kannte, wurde ihm erst bewusst, wie viel Sakura eigentlich ertragen musste. Er machte sich Vorwürfe nicht schon eher gehandelt zu haben. Es hätte ihnen allen einiges an Leid erspart. Stattdessen mussten seine Schüler den Preis dafür zahlen. Aus dem Augenwinkel beobachtete Kakashi Sasukes Gesicht, das einen ungewohnt sanften Ausdruck bekam, sobald er von Sakura sprach. Er schien sie nach den Ereignissen in einem ganz neuen Licht zu sehen. In jedem seiner Worte steckte tiefe Dankbarkeit ihr gegenüber und wahrscheinlich hatte dieser bedeutende Moment gleich noch weitere Veränderungen in ihm herbei gerufen. "Es ist eine Sache die Last auf seinen Schultern alleine zu stemmen und eine andere sie sich mit jemandem zu teilen", erinnerte sich Kakashi an Kurenais Worte und fragte sich unwillkürlich, ob das auf Sakura und Sasuke zutraf. Neugierig geworden, wollte er Sasuke darauf ansprechen als dieser plötzlich sein Tempo erhöhte. "Da ist sie", sprach er und lief auch schon los bevor Kakashi nachhaken konnte, doch das erübrigte sich, als er Sakura auf dem Weg ausmachen konnte. Schnell wurde ihm klar, dass Sasukes Erklärung warten müssen würde, als er Sakuras zwischen Panik und Verzweiflung wandelnden Gesichtsausdruck bemerkte. Er hatte sie fast eingeholt als er die verhängnisvollen Worte aufschnappte und auf der Stelle einfror. "Er ist weg."   ~Iruka~   "Dieser Frechdachs!", murmelte Iruka noch leicht verlegen vor sich hin, während er dabei zu sah wie die Wachen die Tore hinter Narutos in der Ferne verschwindendem Rücken schlossen. Dennoch konnte er ihm nicht böse sein, nein, viel eher konnte er sich glücklich schätzen, dass Naruto seine Neigung zu dem älteren Sensei so einfach akzeptiert hatte. Mit noch feuchten Augen dachte er über die vergangenen paar Stunden nach, bis ihm auffiel, dass nur noch er übrig geblieben war. Er riss sich zusammen und rief sich wieder in Erinnerung, nicht zu sentimental zu werden. Er benahm sich beinahe wie ein Vater, der nicht akzeptieren konnte, dass sein Kind genug geworden war, um seinen eigenen Weg einzuschlagen. Naruto war stark und er würde stärker denn je aus dieser Erfahrung heraustreten. Dessen war Iruka sich sicher. Ein Tropfen traf ihn im Gesicht und ein Blick in den Himmel bestätigte ihm, dass es an der Zeit war nach Hause zu gehen. Dunkle Wolken türmten sich über ihm auf und kündigten ein bevorstehendes Gewitter an. Er wollte sich gerade abwenden, als seine Augen die Gestalt der Hokage im Schatten der Tore streiften. Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte sie sich gegen das Haupttor und machte keinerlei Anstalten sich in der nächsten Zeit davon weg zu bewegen. Beunruhigt von dem untypischen Verhalten, wollte er sie darauf ansprechen, nahm dann aber die Fußschritte wahr, die sich ihnen rasch näherten, und sah sich nach den Urhebern um. Er konnte seinen Augen kaum trauen als er Sasuke dicht gefolgt von Sakura schnurstracks auf die Hokage zu rasen sah. Erschrocken sah er zurück zur fünften Generation, als er erkannte, was dabei war zu geschehen, als sie sich auch schon vom Tor abstieß und keine Sekunde später beide Chakren aneinander krachten. Ein ohrenbetäubender Lärm entstand, die dem darauf folgendem Donnergrollen über ihnen in nichts nachstand, gefolgt von einer Druckwelle, die so stark war, dass sich Iruka dagegen stemmen musste. Sobald sie über ihn hinweg rollte, blickte er zum Kampfgeschehen, doch schnell wurde ihm klar, dass es sich um ein einseitiges Gefecht handelte. Die Wolken brachen auf und erweichten den Untergrund. Sasukes blinde, unkoordinierte Schläge verschlimmerten sich als er dadurch zusätzlich ins Straucheln kam. Das bloße Zuschauen tat Iruka in der Seele weh. Dieser Sasuke war ein anderer als der, dem er vor Jahren gelehrt hatte, der aus Konoha geflohen war oder den Krieg bestritten hatte. Dieser Sasuke kämpfte nicht, er schrie. Jeder Schlag, jeder Hieb war ein markerschütternder Schrei, der alles Verzweiflung und Schmerz umfasste, die für so lange Zeit tief in ihm geschlummert hatte. Tsunade musste sich kaum anstrengen, um ihm auszuweichen, und obwohl sie ihm deutlich überlegen war, ließ er nicht locker. "Lass mich durch!!!" "Nein." "Du. Sollst. Mich. DURCHLASSEN!!!" "Es ist zu spät! Du hattest deine-", begann Tsunade, rechnete aber nicht damit, dass Sasuke seinen Halt wiedergewann. Sasuke nutzte das aus, um ihre unstabile Haltung aus dem Gleichgewicht zu bringen, und rauschte an ihr vorbei. Doch anstatt ihm hinterher zu jagen, stand sie schwerfällig auf und fing an Zeichen zu formen. "Tut mir Leid, Sasuke. Aber du lässt mir keine Wahl." Gerade als er die Tore erreicht hatte, rannte er gegen eine Wand aus Chakra, die sich plötzlich vor ihm in die Höhe schoss, und sackte augenblicklich in die Knie. Ein Blitz zog durch die Nacht, grollte erneut auf und verschluckte beinahe die Schritte einer weiteren dritten Person. Iruka erschauderte beim Anblick des älteren Senseis, der am Rande des Schauplatzes ankam und wie erstarrt zu Sasuke blickte. In seinem Gesicht spiegelte sich das ganze Grauen vor seinen Augen wieder, und ließ Iruka seine leichtfertigen Worte an Naruto bereuen. Was habe ich getan? Was habe ich nur getan?! "Nein! Nein. Das kann nicht sein. Ich- Wie soll ich ihm-", flüsterte Sasuke immer leiser und leiser, während er gegen die durchsichtige Wand schlug, ohne dass sich die Tore auch nur einen Millimeter bewegten. Seine Kräfte verließen ihn schließlich komplett und er sackte bewusstlos zu Boden. "Sasuke!", rief Sakura aus und rannte zu ihm. Sie hatte sich still im Hintergrund gehalten, sich zurückgehalten, so gut es ging, doch die Panik übermannte sie am Ende und sie rannte schreckensbleich zu ihm. Iruka konnte nicht sagen, ob es Tränen waren, die über ihr Gesicht rollten, oder nur der Regen. "Sakura!", rief Tsunade streng über das Donnern hinweg und ließ sie zusammen zucken. "Kümmer dich um ihn und dann erklärt ihr mir alles, wirklich ALLES, was passiert ist! Ohne. Ausnahme." Sie nickte zitternd, ob nun vor Kälte oder Angst, bevor sie weiter zu Sasuke rannte und ihn mit Hilfe einer der Wachen vom Boden hob. Tsunade seufzte tief und wusch sich mit einer Hand über das nasse Gesicht, doch bevor sie sich zurückziehen konnte, entdeckte sie Kakashi, der sie geradewegs anzusehen schien. Sie wirkten beide durch und durch erschöpft. Nach einer kleinen Ewigkeit seufzte sie erneut auf und schritt auf Kakashi zu als Iruka sich endlich zu Wort melden konnte. "Hokage-sama!" Überrascht drehte sie sich zu ihm um, bevor sie sich wieder an ihn erinnerte. "Tut mir Leid, dass du das mitansehen musstest", sprach sie schuldbewusst und entschuldigend aus. Iruka schüttelte den Kopf. "Schon gut, doch was ist mit ihm?", fragte er nach und deutete auf Kakashi, der sich noch immer nicht vom Fleck bewegt hatte. "Ich vermute, er hat einen Schock erlitten. Er muss sich dringend ausruhen. Ach, Mist!", unterbrach sie sich selbst und raufte sich die Haare. "Wir haben kaum noch Betten. Er muss auf jeden Fall von jemandem betreut werden! Ich kann nicht sagen, wie er-" "Ich übernehme das!" Erstaunt sah sie ihn an und Iruka konnte beim besten Willen nicht sagen, woher er plötzlich das Selbstbewusstsein nahm, doch ein Blick auf den anderen reichte aus, um alle Vorsätze über Bord zu werfen. "Das wäre wunderbar, Iruka-sensei! Wenn es nicht wirklich nötig wäre, würde ich ihn dir nicht aufbürden! Du wärst eine große Hilfe!" "Keine Ursache!", schaffte er es noch zu sagen, als sich auch schon ihr Pager zu Wort meldete. Sie entschuldigte sich nochmals für die Umstände und hastete im nächsten Moment bereits davon. Iruka näherte sich ihm erst zögerlich, riss dann jedoch seinen Mut zusammen und stellte sich vor ihn. "Kakashi-sensei?", versucht es Iruka, doch seine Reaktion ließ auf sich warten. Erst als er sich traute ihn an der Schulter zu fassen, blickte sein gegenüber endlich auf und schien erst nach und nach zu realisieren, wer eigentlich vor ihm stand. "Iruka-sensei?", fragte er benommen nach und klang so gebrochen wie Iruka es noch von ihm gehört hatte. "Tut mir Leid", sprach er und Iruka meinte sein Herz sich schmerzhaft zusammenziehen zu spüren. Doch ihm blieb keine Zeit weiter darauf einzugehen als er geschockt dabei zusah wie der ältere plötzlich auf ihn zu kippte. Sein Atem stockte. "Ka- Kakashi-sensei!!!"   ~Gaara~   Ein lautes Krachen ertönte hinter uns und ließ mich beunruhigt aus dem Fenster der Kutsche blicken, in der ich transportiert werden musste. Mein Blick fiel auf Naruto, der sich zu dem Geräusch umgedreht hatte. "Alles in Ordnung, Naruto? Wir können auch umkehren, wenn dir noch etwas auf dem Herzen liegt", fragte ich ihn und konnte es nicht lassen erleichtert aufzuatmen, als er den Kopf schüttelte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals als er mich unvermittelt ansah und lächelte. "Nein, es ist alles in Ordnung", beteuerte er und sah mich geradewegs an. Ich nickte und spürte wie sich eine Gänsehaut auf meinen Armen bildete. Irgendetwas hatte sich geändert. Ich schaffte es kaum meine Augen von ihm abzuwenden. Es war als hätte ich zum ersten Mal seine gesamte Aufmerksamkeit auf mir. Sein Blick war durchdringender als zuvor und brannte auf der Haut. Das war nicht nur Selbstsucht, nicht nur Dankbarkeit oder Freundschaft. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas meine Gefühle und diese Begriffe voneinander unterschied und spürte wie plötzlich Angst in mir aufstieg, die ich nicht begründen konnte. Eine Angst, die mir bekannt vorkam wie eine Person, die ich vor langer Zeit gekannt hatte, aber mich nicht mehr richtig an sie erinnern konnte, die mich dazu zwang meinen Blick von Naruto abzuwenden. Kapitel 11: How to Realise -------------------------- ~Kakashi~ "Uuuh...", stöhnte Kakashi schmerzhaft auf, als er langsam zu sich kam. Sein Kopf pochte, Schweiß rann über seine Stirn und durchnässte Nacken und Haare, sein Halz kratzte und schmerzte genauso wie der Rest seines Körpers. Am liebsten hätte er die Augen geschlossen gehalten und wäre wieder eingeschlafen, doch seine weiche Unterlage ließ ihn stutzen. Er versuchte sich an den gestrigen Abend zu erinnern und wie er nach Hause gekommen war, doch die aufkommenden Kopfschmerzen erschwerten ihm das Denken. Die Grübelei weckte ihn jedoch immer weiter auf, bis ihm zum ersten Mal der fremde Geruch der Bettwäsche auffiel. Das war nicht seine Wohnung! Kaum dass er sich dessen bewusst wurde, schlug er auch schon die Augen auf. Er wurde sofort vom Sonnenlicht geblendet und musste sie zukneifen. Er richtete sich mühsehlig auf und spürte etwas feuchtes von seiner Stirn rutschen. Ein Lappen hatte darauf gelegen. Seine Knochen und Muskeln protestierten lautstark und zwangen seiner Kehle ein Keuchen ab. Jede Bewegung war eine Herausforderung. Während er den nun warmen Lappen aufhob und es in einen Wasserbehälter auf dem Nachttisch neben ihm legte, fragte er sich, in wessen Obhut er sich befand. Er sah sich im Zimmer um, konnte aber nicht auf Anhieb sagen, um wen es sich handelte. Ein Schreibtisch mit einem Drehstuhl stand vor dem Fenster zu seiner Rechten, war aber bis auf eine einsame Lampe penibelst genau aufgeräumt. Daneben stand ein offenes Regal gefüllt mit Lektüren, Schriftrollen und Ordnern. Desweiteren befand sich noch ein Schrank in der linken Ecke und da hörte es auch schon auf. Auf den ersten Blick befand sich nichts persönliches in diesem Zimmer. Einzig der Geruch des Besitzers lag in der Luft. Es schien etwas in ihm anzustoßen, als ob er es schon einmal gerochen hätte. Die Erinnerung war schwach, aber penetrant. Irgendetwas sagte ihm, dass es wichtig war. Es lag ihm quasi auf der Zungenspitze. Er seufzte und schwang die Beine über die Bettkante. Es würde ihm nichts bringen weiter darüber nachzudenken. Je eher er sich auf die Suche nach dem Besitzer begeben würde, umso schneller hätte er das Rätsel gelöst. Er fand seine Schuhe und sein Stirnband, doch von seinem Pullover oder der Weste fehlte jede Spur. Zumindest der Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass er sich auf jeden Fall in Konoha befand. Mit langsamen Schritten und einem merkwürdigem Gefühl im Bauch steuerte er auf die Tür zu, nur um sich beinahe an den Griff zu klammern, als er endlich ankam. Er schwankte, selbst wenn er stand. Jemand mit niederträchtigen Absichten hätte leichtes Spiel mit ihm, so viel stand fest. Erst nachdem er behutsam die Tür geöffnet hatte, erreichten ihn die Geräusche aus dem Rest der Wohnung. Ein leises Summen traf auf seine Ohren und das Klackern von Geschirr. Vorsichtig und bedacht darauf keine Geräusche zu verursachen schlich er durch den Flur, musste sich jedoch die ganze Zeit an der Wand abstützen. Als er schließlich am Türrahmen ankam, blickte er zögerlich hinein und erstarrte. Er sah nur die Rückenansicht der Person, doch es reichte aus um eine Flut aus Bildern aus der vergangenen Nacht hervorzurufen und ihn erneut in eine Schockstarre zu versetzen. Sein Atem stockte, sein Puls flog hoch und gepaart mit dem anhaltenden Fieber hielt sein Kreislauf den Anstrengungen nicht stand. Ächzend rutschte er am Türrahmen herunter. Er hörte noch ein erschrockenes Aufjapsen, bevor der andere zu ihm rannte und neben ihm in die Hocke ging. "Kakashi-sensei!!" In der nächsten Sekunde tauchte das gebräunte Gesicht mit der markanten Narbe vor ihm auf gefolgt von demselben Geruch, das er bereits aus dem Schlafzimmer kannte. Nur war es diesmal intensiver, stechender, fast wie in der regnerischen Nacht, als er auf ihn gekippt war. "Alles in Ordnung? Können Sie aufstehen?" Mit zusammen gebissenen Zähnen nickte er knapp und ließ sich aufhelfen. Während Iruka ihn zu einen der Küchenstühle brachte, streiften Kakashis Augen das Wohnzimmer, das lediglich von einer Theke von der Küche getrennt wurde, und sahen die gefaltene Decke auf dem Sofa liegen. Er zog scharf die Luft ein. Als ob er nicht schon zur Genüge in Irukas Schuld stehen würde, verschlimmerte dieser es nur noch mehr durch seine schier grenzenlose Selbstlosigkeit. Er hätte vor Scham im Erdboden versinken können. Er hatte nicht nur als Lehrer, sondern auch als Mensch auf ganzer Linie versagt. Iruka hatte jedes Recht, wütend auf ihn zu sein und ihn rauszuschmeißen. Doch ehe er sich versah, stand auch schon ein dampfender Teller voll Suppe vor seiner Nase. Verwirrt blinzelte er ein paar Mal, bevor er aufblickte. Sofort plagte ihn sein Gewissen, als er den abgewandten Blick sah. Ah, richtig. Dieser Mann konnte ihn nicht ausstehen. Ganz gleich was Kakashi auch tat, es schien immer falsch zu sein. Er hatte nie beabsichtigt den anderen von sich zu stoßen, doch Irukas Reaktionen sprachen für sich. Jedes mal schaffte er es den Chunin zu reizen oder gar zu verletzen. Selbst wenn er versuchte ihn wieder zu besänftigen, blieb derselbe irrtierte Ausdruck auf seinem Gesicht. Er war und blieb ein sozialer Krüppel. Kakashi wusste, dass Iruka ihn nicht leiden konnte und war sich schmerzhaft darüber bewusst, dass er nur zu höflich war, um ihn vor die Tür zu setzen. Je öfter er sich das vor Augen führte, umso schuldiger fühlte er sich. Frustriert starrte er hinunter auf seinen Teller. "Tut mir Leid. Ich wollte Sie da nicht mitreinziehen", entschuldigte er sich und als keine Reaktion darauf folgte verzogen sich seine Lippen zu einem geqäulten Lächeln. Was hatte er auch erwartet? "Sie sind toll, Iruka-sensei. Sie wissen immer das Richtige zu sagen..." "Oi." "Ich dagegen schaffe es noch nicht mal meine Schüler beisammen zu halten." "Oi!" "Um ehrlich zu sein, beneide ich-" "OI!!", rief Iruka schließlich aus und knallte die Hände auf den Tisch. Erschrocken blickte Kakashi ihn zum ersten Mal an diesem Tag direkt an. "Das reicht! Könnten Sie endlich aufhören, sich so runter zu machen?!" Kakashi zuckte schuldbewusst zusammen. Da war es wieder. Er hatte es wieder geschafft Iruka auf die Palme zu bringen. Er würde wirklich nie dazu lernen. "Ich habe nicht für Sie gekocht, um mit Lob überschüttet zu werden, sondern damit Sie wieder gesund werden!" Stimmt. Da hatte er sich die Mühe gemacht und ihm fiel nichts besseres ein, als es zu ignorieren. Jeder Schluck ließ seine Kehle aufbrennen und Kakashi konnte nicht sagen, ob es an seiner Erkältung lag oder an dem dicken Kloß, der sich langsam in seinem Hals bildete. Er zwang auch den letzten Löffel herunter, bevor Iruka erneut die Stimme anhob. "Sie sollten eine Dusche nehmen. Warmes Wasser und Kleidung habe ich bereits vorbereitet", hörte er die Worte wie durch einen dichten Nebelschleier. Er nickte und stand ohne ein Wort zu verlieren auf. Vielleicht wäre es fürs Erste besser, wenn er nicht sprach. Kaum dass er das gedacht hatte, fiel sein Blick auf den Wandkalender neben der Badezimmertür. Erstaunt blickte er auf die Stelle, an der die Ziffer 15 hätte stehen müssen. Stattdessen prangte da ein rot umrandetes Loch, durch welches die Zahl dadrunter zum Vorschein kam. Unwillkürlich jagte ihm ein Schauer über den Rücken. Konnte es sein...? "Kakashi?", hörte er Iruka nach ihm rufen und wurde aus seinen Gedanken gerissen. "H- Hai?!" "Brauchen Sie noch etwas?", erkundigte er sich und blickte um die Ecke. "Ah, nein, ich- äh, hab mich nur gewundert, warum der Tag da so durchgestrichen...", begann er, wurde aber immer leiser als er den geschockten und sprachlosen Blick des anderen sah. Er schluckte schwer. "Da... habe ich Geburtstag, wissen Sie?... Deswegen..." "Ja. Ich weiß." Er lag also richtig. Seine Augen schweiften zurück zu der fehlenden Zahl, bevor er sie schloss und tief durchatmete. Er hatte es gewusst. Iruka hasste ihn. Was sonst sollte das bedeuten? Er hatte es schon vorher geahnt, trotzdem schmerzte ihn Irukas Abweisung mehr als er zugeben wollte. "Schon gut. Sie müssen sich nicht noch länger mit mir abgeben als nötig. Ich habe schon verstanden. Nach der Dusche verschwinde-" "Was? Nein! Das kommt nicht in Frage!!" Jetzt verstand er gar nichts mehr. Was meinte Iruka damit? "Aber der Kalender... Sie haben es doch ... weil Sie mich... hassen?" Verdattert beobachtete Kakashi Iruka dabei, wie er scheinbar vor lauter Wut rot anlief. "Das hat damit doch gar nichts zu tun!!! Ich habe es vor Wut auf mich selbst durchgestrichen, weil ich so blind gewesen war, dass ich beinahe Naruto vergessen hätte vor lauter..." Vor lauter...? Vor lauter was?! "...vor... lauter... Liebeskummer." Äh? "Bitte?" Er hatte gehofft, dass Iruka sich ihm etwas mehr erklären würde, doch es folgte nur betretene Stille. In seinem Kopf ratterte es angestrengt, während er versuchte mit dem Gesagten mitzukommen, doch stattdessen herrschte nur heilloses Chaos. "KAKASHI!", rief Iruka plötzlich aus und ließ ihn zusammen fahren. "Hai?!", antwortete er reflexartig. "BAD! Sofort! Rein!!", sprach er abgehakt und zeigte mit gesenktem Kopf zur Badezimmertür. "HAI!", rief er nur zurück und verschwand so schnell er konnte hinter der Tür. Er wollte mit allen Mitteln verhindern ihn noch einmal zu reizen, oder besser gesagt, noch mehr als sowie so schon. Kurz darauf lehnte er sich erschöpft gegen die Tür und gönnte sich eine kurze Atempause. Erst als er unter dem heißen Duschstrahl stand, nahm er sich die Zeit, um das Geschehene Revue passieren zu lassen. Was hatte Iruka gesagt? Er hätte den Tag nur so zerkratzt, weil er wütend auf sich gewesen wäre. Wütend, weil er blind vor lauter Liebeskummer war. Das hieß, Iruka war verliebt!? Und was hatte das mit Kakashi zu tun? Es kam erst zu dieser Situation, weil ausgerechnet sein Geburtstag so entstellt worden war. Doch Iruka hatte komplett abgestritten, dass er ihn hasste. Hatte es also doch nichts mit ihm zu tun? Aber Iruka wusste, dass es sich um seinen Geburtstag handelte. Er hatte auch nicht erwähnt, dass es nicht nichts mit ihm zu tun hatte! Kakashi war verwirrt. Und warum zum Teufel hatte er eigentlich ohne Widerworte auf Iruka gehört? Ob es an seinem Fieber lag? Das war doch sonst nicht seine Art. "Versteh mich nicht falsch, Kakashi, aber aus welchen Gründen auch immer, so redet dein ständiges zu-spät-kommen für sich." Was? "Du bräuchtest, glaube ich, jemanden, der dich leitet und sich nicht von deinen Launen unterkriegen lässt." Warum zum Teufel... "Ich kann mir gut vorstellen, dass ein standhafter Partner dich gut ergänzen würde." ... erinnerte er sich ausgerechnet jetzt an Kurenais Worte?! ... ein standhafter Partner... "Das kommt nicht in Frage!" ... jemand, der dich leitet... "Ich habe nicht für Sie gekocht, um mit Lob überschüttet zu werden." ... jemand, der sich nicht von deinen Launen unterkriegen lässt... "Könnten Sie endlich aufhören, sich so runter zu machen?!" ... jemand, der dich gut ergänzt... "... vor lauter Liebeskummer." Mit vor Schreck geweiteten Augen starrte er auf die weißen Fliesen der Duschkabine, während er Irukas rot angelaufenes Gesicht nicht mehr aus dem Kopf bekam. "Ach, du ...!"   ~Iruka~   Komplett rot vor Scham vergrub Iruka sein Gesicht in den Armen. Jetzt war es raus. Kakashi wusste es! Seine Reaktion ließ keinen anderen Schluss zu. Verärgert blickte er über die Schulter hinweg zu der Wurzel allen Übels und blitzte es wütend an, als ob der Wandkalender etwas dafür könnte. Ich schwöre, ich reiß' dieses Ding noch in Fetzen!   ~Naruto~   Die Reise verlief ohne jegliche Komplikation, auch wenn Gaara relativ still war, das hieß stiller als sonst. Er redete deutlich mehr als noch zu Zeiten der Chunin-Prüfung, konnte regelrecht Monologe halten, was sicherlich auch an seinem Status als Dorfoberhaupt lag. Doch ich konnte mir nicht vorstellen, dass Gaara von Natur aus gerne still war. Er schien den Kontakt zu Menschen nicht zu meiden, suchte es sogar, auch wenn ich da nur von mir sprechen konnte, und setzte sich für seine Meinung ein. Ich war mir sicher, dass sein Umfeld ihn dazu gebracht hatte sich zurückzuziehen, zu schweigen und die Worte in sich zu verschließen, die er aussprechen wollte. Bedrückt sah ich dabei zu, wie ihm aus dem Wagen geholfen wurde. Er sah geschwächt aus. Vielleicht war er nur zu entkräftet, um sich großartig unterhalten zu können, doch der Gedanke blieb. Ich wusste wie beklemmend das Gefühl sein konnte. Mich hatte das Gerede der Erwachsenen jedoch nicht daran gehindert meine Ziele und Wünsche herum zu posaunen, doch wozu, wenn ihnen keiner zuhörte? Mit der Erinnerung folgte das bedrängte Gefühle, das ich erst vor kurzem noch zu spüren bekommen hatte, und fragte mich, ob Gaara dann auch geflohen war, ob er auch das Gefühl hatte nur unter dem freien Nachthimmel aufatmen zu können, wer ihn dazu gebracht hatte und wie es dazu kam. Allein der Gedanke reichte aus, um mich in Rage zu bringen. "Willkommen zurück, Kazekage-sama!", ertönte wie aufs Stichwort eine mir unbekannte ältere Stimme, die mir auf Anhieb nicht gefiel. Alle Köpfe drehten sich fast gleichzeitig nach ihr um und ich konnte jetzt schon voraussagen, dass ich mich auch nicht mit dem Rest von ihm anfreunden können würde. Baki folgte ihm mit eiligen Schritten, bis er ihn einholte und neben ihm anhielt. "Willkommen zurück!", grüßte er uns und wandte sich mit einem nervösen Räuspern zu dem Fremden. "Sir, ich hatte Sie doch gebeten, nicht ohne mich loszugehen", flüsterte er ihm mehr oder weniger leise zu. "Ich brauche keine Leibgarde, Baki-san! Mich wundert es viel mehr, dass Ihr mich so schnell aufholen konntet", konterte er mit einem herablassenden Blick und doppeldeutigen Tonfall. Ich musste die unterschwellige Botschaft in seiner Stimme nicht  verstehen, um feststellen zu können, dass weitaus mehr dahinter stecken musste, als die Worte zu ließen. Bakis Reaktion sprach für sich. Er presste seinen Kiefer zusammen, als ob er die aufkommenden Worte mit Gewalt zurückhalten würde. Mein Blick schweifte zu Gaara, der sich zur vollen Größe aufgerichtet hatte. Seine Schultern wirkten steifer als sonst, womöglich musste er mehr Kraft aufbringen als normalerweise. Dennoch blickte er den Fremden unnachgiebig mit erhobenem Haupt an. Doch sein Blick war wie ausgewechselt. Ausdruckslos, distanziert und kühl starrte er zu ihm, ganz und gar nicht wie der Gaara, den ich ins Leben zurück gebracht hatte, seine Schuld bei mir begleichen wollte oder mir dieses so wertvolle Geschenk gegeben hatte, trotz der vielen Schwierigkeiten, die damit einher gegangen sein mussten. Nein, er wirkte fast so... ... wie der alte Gaara. Angepisst von der Reaktion, die dieser Fremde bei Gaara auslöste, setzte ich bereits den ersten Schritt, um dazwischen zu schreiten, als ein starker Griff um mein Handgelenk mich zurückhielt. Verständnislos blickte ich zur Seite und sah wie Temari stumm den Kopf schüttelte. Ich wollte etwas sagen, doch ihr Blick, mit dem Sie den Fremden fixierte, ließ mich verstummen. Voller Abscheu und Verachtung starrte sie ihn an, und ich hätte wetten können, dass sie ihn auf der Stelle umgebracht hätte, doch stattdessen hielt sie sich zurück. Ich blickte zurück zu dem Mann und versuchte schlau aus Temaris Reaktion zu werden, doch vergeblich. Was zum Teufel konnte an diesem Mann so wichtig sein, dass es sogar Gaaras Geschwister dazu zwang seine wieder aufgesetzte Maske hinzunehmen? Es ergab keinen Sinn! Der Fremde hatte die kure Unruhe zwischen uns bemerkt und wandte sich leicht zu mir um. "Außerdem ist doch der gefeierte Held aus Konoha höchst persönlich hier! Wir bringen ihm so viel Vertrauen entgegen, dass er sogar schon in Suna ein- und ausgehen darf wie es ihm beliebt. Ist er denn nicht zum Schutze des Kazekagen hier? Da sollte man meinen, dass kein Grund zur Sorge bestände, nicht wahr, Baki-san?" Anstatt einer Antwort, folgte Stille. Ihm schien das jedoch nichts auszumachen und er legte wie selbstverständlich ein durch und durch falsches Lächeln auf, dass es geradezu dazu einlud es ihm vom Gesicht zu wischen. "Akito-san, welchem Umstand habe ich es zu verdanken, dass Sie uns persönlich entgegen kommen?" Ich wäre beinahe vor Schreck zusammen gezuckt. Es schmerzte regelrecht die Kälte in Gaaras Stimme mitanhören zu müssen. Dieser Mistkerl hatte allein deswegen eine ordentliche Abreibung verdient! "Oh, ganz einfach. Wir haben den Kristall gefunden, den uns Tsunade-sama beschrieben hat." Moment. Was?! Wie konnte das sein?! Baa-chan hatte doch gemeint, dass es einige Zeit dauern würde! Oder hatte ich mich verhört? "Verzeihung, Akito-san, aber wie kann das sein? Hokage-sama war sich sicher, dass es selbst in Suna nur schwer aufzufinden sei", bestätigte Kankuro meine Annahme. "Nicht doch, Kankuro-san! Erwarten Sie tatsächlich, dass wir angesichts solch hoffnungsvoller Nachrichten nicht alles daran setzen würden, die Suchaktion zu beschleunigen?", sprach er, als ob er völlig von dem Gedanken empört wäre. Kankuro schien dadurch nur noch mehr unter Strom zu stehen. Genauso wie Temari hatte auch er sämtliche Muskeln angespannt und schien sich arg zurückhalten zu müssen. "Natürlich habe ich höchstpersönlich dafür gesorgt, dass keine Zeit verschwendet wurde. Immerhin sind wir, vom Ishiyama-Klan, auf Heilsteine spezialisiert. Ich wüsste daher nicht, was Ihnen Grund zur Sorge gegeben haben könnte." Er setzte eine kleine Pause ein, bevor sich ein diabolisches Blitzen in seinen Blick schlich und er aus den Augenwinkeln zu Gaara rüber sah. "Schließlich haben die Sabakunos uns nie Grund zum Zweifeln gegeben." Alle drei Geschwister spannten sich gleichzeitig an. Plötzlich war die Luft zum Zerreißen gespannt. Darauf verzog sich Akitos Lächeln zu einem siegessicheren Grinsen, mit dem er durch die Runde blickte, als ob er gerade einen mir nicht ersichtlichen Kampf gewonnen hätte, bis sich unsere Blicke kreuzten. Grimmig starrte ich ihn an, doch anstatt sich zu besinnen, wurde sein Grinsen nur hämischer, als ob er mich auslachen würde. Er hatte genauso gut wie ich verstanden, dass ich keine Ahnung hatte, was wirklich hinter diesem Moment verborgen lag. Doch eins wusste ich und zwar, dass Akito nichts Gutes verhieß. Kapitel 12: How to Defy ----------------------- ~Naruto~ "Tsunade-sama ist bereits unterwegs hierher. In ein paar Stunden sollte sie eintreffen, also würde ich Ihnen, Kazekage-sama, anraten, Ihre Vorbereitungen dementsprechend zu treffen", riet dieser Akito mit noch immer demselben verfluchten Lächeln an, verbeugte sich und zog fort. Ich zwang die aufkommenden Worte zurück und spürte wie sie wütend in meinem Bauch vor sich hin kochten. Kurama knurrte grimmig auf, sagte aber nichts. Ich wusste, dass es ihm unangenehm war, wenn sich meine Gefühle anstauten. Er bekam sie mit voller Wucht ab. Doch diesmal war ich mir nicht sicher, ob es nur an mir lag. Die Tür fiel ins Schloss. Ich wartete noch, bis die Schritte aus dem Flur verschwunden waren, bevor ich mich an die anderen wandte. Die Stimmung war gekippt. Obwohl es offensichtlich war, dass ich Antworten auf meine Fragen erwartete, rührte sich erst niemand, als ob sie alle das Thema am liebsten wegschweigen wollten. Ich wartete noch ein paar Sekunden, doch als immer noch keiner das Wort erhob, setzte ich mich demonstrativ auf das Sofa und hob fragend die Hände hoch. "Könnte sich jetzt bitte endlich jemand erbarmen und mir erklären, was da gerade passiert ist?" Ich blickte durch die Runde und blieb an Gaara hängen. Er sah mir forschend und fast unsicher ins Gesicht, dass ich mich fragte, was ihn davon abhielt es mir zu erzählen. Was verunsicherte ihn derart, dass er es noch nicht einmal mir sagen konnte? Der Gedanke zog unangenehm in der Brust und ich schüttelte ihn schnell wieder ab. Nein, das war der falsche Ansatz. Viel eher sollte die Frage lauten, was dieser Akito gegen Gaara in der Hand hielt, dass es ihn so stark irrtierte? Vielleicht etwas aus der Zeit vor unserem Kampf, als er noch willkürlich Menschen umbrachte? Doch warum sollte er mir das nicht sagen können? Es machte keinen Sinn! Gaaras Augen nahmen einen entschuldigenden Ausdruck an, bevor er zu Kankuro blickte und sich dann stumm zum Fenster begab. Verwirrt sah ich zu seinem Bruder, der mit einem Seufzen auf dem angrenzenden Sessel Platz nahm. "Verzeih unser merkwürdiges Verhalten, Naruto. Wir haben nicht mit Akitos Erscheinen gerechnet. Wie du sicher bemerkt hast, sind wir nicht gut aufeinander zu sprechen." "Ja, das habe ich. Also, wie kommt's?" Kankuros Augen huschten kurz zu Gaara, der regungslos aus dem Fenster starrte, und räusperte sich. "Akito hatte schon während unserer Kindheit versucht in den Rat gewählt zu werden. Unser Vater hatte sich als Einziger dagegen gestellt. Alle anderen Ratsmitglieder waren der Ansicht, dass sein Einfluss in der Welt unsere Machtstellung verstärken würde. Doch Vater hatte seine Bedenken gehabt. Mittlerweile wissen wir auch warum. Seine Kontakte bestehen nur aus lauter zwielichtigen Leuten, die zum Großteil durch Korruption andere Staaten langsam von innen heraus zerstören. Akito profitierte dabei beträchtlich. Doch dann...", zögerte Kankuro kurz, setzte aber seinen Satz fort, schien seine Worte jedoch diesmal vorsichtiger zu wählen. "Eines Tages bot sich ihm eine Gelegenheit an, um in den Rat aufgenommen zu werden, und die nutzte er auch, aber auf Kosten von Gaara." Überrascht drehte ich mich zu dem Rotschopf um. Er machte immer noch keine Anstalten sich vom Fenster wegzubewegen. Diesmal beschlich mich eine leise Ahnung. Traf ihn dieser Vorfall mehr als er es zugeben wollte? "Sein Sohn, der damals ungefähr in Gaaras Alter gewesen sein musste, behauptete, dass sich Gaara... ihm aufgedrängt hätte." "Aufgedrängt?!", fragte ich ungläubig nach. "Wie meinst du das?" "Die beiden waren noch sehr klein gewesen. Gaara wurde noch nicht so stark gefürchtet und Akitos Sohn wusste scheinbar nichts über Gaaras Situation. Sie freundeten sich an und dann-" "Das reicht!", unterbrach ihn plötzlich Gaara. "Überspring den Teil." "Bist du dir-", fing Kankuro an, doch mir wurde es langsam zu viel mit der Geheimniskrämerei. "Warum?", forderte ich zu wissen. "Wieso soll ich nicht davon erfahren?" Erneut trat derselbe schuldbewusste Ausdruck auf sein Gesicht. "Tut mir Leid, Naruto. Ich... werde es dir sagen, aber nicht jetzt. Bitte, dräng mich nicht dazu." Ich hätte am liebsten weiter gezetert, doch Kurama hielt mich auf. Verspiel es dir nicht mit ihm, Naruto. Zeig ihm, dass er dir vertrauen kann. Dieser Vorfall scheint ihn sehr mitzunehmen. Ich glaube nicht, dass er sonst so reagieren würde. Ich nickte schwach und beruhigte mich wieder langsam. Kurama hatte Recht. Gaaras Verhalten passte nicht zu ihm. Jetzt meine Fassung zu verlieren, könnte das genau Gegenteil bewirken und ihn noch mehr verunsichern. Ich hätte nicht gedacht, dass Gaara so komplizierte Verhältnisse zu den anderen Shinobis besitzt. Hahaha! Junge, Kazekage zu sein ist nicht einfach, und schon gar nicht mit so einer Vorgeschichte. Das braucht Zeit! Das habe ich dir schon mal gesagt. Sieh es als gute Übung! Ein passenderes Beispiel als Gaara wirst du nicht finden. Ich seufzte und lehnte mich wieder zurück. Ich wusste, er hatte Recht. "Jedenfalls", setzte Kankuro wieder an, "behauptete er das und hatte unglücklicherweise auch noch Zeugen aus dem Ältestenrat. Abgesehen davon schien, in wieweit auch immer, etwas dran zu sein. Daraufhin drohte Akito damit, die Geschichte in Suna zu verbreiten. Ich schätze, du kannst dir denken, was er als Gegenleistung für sein Schweigen verlangt hat." "Deswegen können wir nichts gegen ihn unternehmen, so gerne wir auch würden", fügte Temari hinzu. Mit anderen Worten: Ihnen blieb nichts anderes übrig. Akitos Worten konnten wir rein gar keinen Glauben schenken. Von wegen sie hätten keinen Grund an ihm zu zweifeln. Das, was er sagte, stimmte nicht mit seinem Tonfall überein. Ganz im Gegenteil, seine Worte klangen viel eher wie eine unterschwellige Drohung. "Und? Was machen wir jetzt? Immerhin hat er den Kristall gefunden", wandte ich ein. "Ich habe Baki vorhin gebeten seine Männer zusammen zu trommeln, die Gaara treu sind und denen er vertraut. Wir können uns nicht auf Akito verlassen. Er könnte einen Hinterhalt planen. Deswegen wird diese Spezial-Einheit eine weitere geheime Suchaktion starten. Außerdem werden wir Tsunade-sama ins Vertrauen ziehen. Mal schauen, was sie dazu sagt." Ich nickte zustimmend und nachdenklich zu gleich, als Temari mir sanft an die Schulter fasste. "Je eher Gaara operiert wird, umso besser, Naruto. Wir müssen auch seinen Status bedenken. In seinem jetzigen Zustand wird es nicht möglich sein auf lange Zeit Kazekage zu bleiben. So ungern ich es auch zugeben mag, es ändert nichts daran, dass wir immer noch Feinde im Rat haben. Diese Aasgeier warten nur auf eine Gelegenheit, um Gaara zu Fall zu bringen." Ein Schauer jagte mir über den Rücken. Unwillkürlich fragte ich mich, ob solche Umstände auch auf mich zutreffen würden, wenn ich Hokage wäre. Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten. Dieses Verhalten war vollkommen ungerecht gegenüber Gaara und bedeutete eine Menge Ärger. Er hatte so eine Behandlung nicht verdient! Wir hatten es nicht verdient! Während Erinnerungen an Gaara vor meinen Augen vorbei zogen, formte sich ein Gedanke, manifestierte sich und nestete sich tief in meinem Herzen ein. Ich werde alles daran setzen, damit es nicht soweit kommt! Denn niemand konnte den Schmerz und die Anstrengung, die er für seinen Traum ertragen musste, so gut verstehen wie ich. Und wahrscheinlich sah selbst ich dabei nur die Spitze des Eisbergs.   ~Gaara~   "Genau das hatte uns noch gefehlt", sprach Tsunade aus, was alle Anwesenden dachten, und seufzte schwer. Kankuro hatte, kurz nachdem sie eingetroffen war, Tsunade die Situation erklärt. Ihr gefiel der neue Umstand genauso wenig wie uns. "Dennoch gebe ich euch recht. Uns bleibt keine großartige Wahl. Wenn wir sein Angebot nicht annehmen, würde das zu Unverständnis im Rat führen. Da ihr diesen Vorfall nicht aufdecken wollt, werden wir auch keinen triftigen Grund vorweisen können. Gaara, bist du dir sicher, dass es das Risiko wert ist?" Sie sah mich ernst an und für einen Moment hätte ich beinahe gezögert, nickte aber stattdessen nur. Seitdem Kankuro Naruto von dem Vorfall erzählt hatte, spürte ich überdeutlich seinen Blick auf mir. Die Seite, mit der ich ihm zugewandt war, prickelte unangenehm. Ich fühlte mich mies, wusste ich doch, dass ich Schuld daran war. Obwohl ich wusste, dass es ungerecht von mir war ihm nicht alles zu erzählen, blieb diese Angst, die ich schon bei unserem Aufbruch von Konoha verspürte, und hielt mich davon ab. Mir war, als ob ich kurz davor war aufzudecken, woher diese Angst kam, und fürchtete mich aber gleichzeitig davor, so sehr, dass ich es von mir drängte. "Nun gut, dann kann ich nur vorschlagen, dass ich den Kristall vor der Operation so weit es geht untersuche. Es darf nicht zu lange dauern, sonst würde das nur für Aufsehen sorgen. Ich werde die Zeit nutzen, in der ich den Kristall zersplitten muss. Wenn mir da etwas auffällt, hätten wir was gegen Akito in der Hand. Und wenn nicht-", sie hielt inne. Tsunade drehte sich zu Naruto um und richtete ihr Wort direkt an ihn. "Dann musst du auf jeden Fall dabei sein, Naruto. Es wird eine schwierige Operation, ob mit oder ohne Falle." Aus dem Augenwinkel sah ich ihn nicken. Zu mehr traute ich mich nicht. "Gut, dann legen wir mal los."   ---   "Ich werde dir jetzt eine Maske aufsetzen, um dich in Vollnarkose zu versetzen, Gaara. Fang bitte, nachdem ich dir das Signal gegeben habe, an von zwanzig runter zu zählen", erklärte Tsunade mir und wartete mein Nicken ab, bevor sie die besagte Maske aufsetzte. Sie hatte nichts auffälliges am Kristall entdecken können. Dennoch konnte ich das unbehagliche Gefühl nicht abschütteln. Sicherheitshalber hatten wir uns dazu entschieden Kankuro und ein paar weitere Wachen von Baki mit in den OP-Saal zu nehmen. "Hey", hörte ich Narutos Stimme über mir und sah auf. Er hatte sich ans Kopfende des OP-Tisches gestüzt und wartete auf seinen Einsatz. "Das wird schon", meinte er und lächelte beruhigend zu mir herunter. Wieder nickte ich und nahm schnell den Blick von ihm, ob nun vor Gewissensbissen oder um seinem verletzten Blick nicht begegnen zu müssen. Stattdessen sah ich in die Runde von Medi-nin, die allesamt in weiße Kittel und Handschuhe gehüllt waren und sich nun noch die Masken überstreiften. "Du kannst anfangen, Gaara." "Zwanzig, neunzehn, achtzehn...", begann ich, spürte aber im ersten Moment keinerlei Veränderung. Ich wollte bereits etwas sagen, als mir die Worte im Hals stecken blieben. Einer der Medi-nin hatte noch nicht seine Maske aufgesetzt und ich sah unverkennbar wie sich ein siegessicheres Grinsen auf sein Gesicht schlich. Ich wollte etwas sagen und bemerkte erst dann, dass die Narkose längst angefangen hatte zu wirken. Kein Ton kam aus meinem Mund, alle Glieder hingen schlaff an mir herunter. Es fühlte sich an, als würde ich in meine Unterlage einsinken. Nur noch meine Augen konnte ich noch für ein paar Sekunden offen halten und sah umher, doch Tsunade und alle anderen Medi-nin hatten ihre Blicke abgewandt. Im letzten Moment blickte ich auf und sah wie die funkelnden blauen Augen von Naruto mich beobachteten. Er verzog bei unserem Augenkontakt die Augenbrauen. Ich schaffte es noch zurück zu dem Medi-nin und wieder zu ihm zu blicken, konnte aber nicht mehr seine Reaktion sehen. Meine Augen fielen erschöpft zu und ich wurde kurz darauf von einem schwarzen Sog erfasst, der mich gewaltsam in den Schlaf riss.   ---   "Was um Himmelswillen-?" "Baa-chan-" "-ist los?!" "-sofort!!" "-müssen-! -weg vom Tisch!" "Bitte-" "-aara!" "Gaara!!" "-tun können?!" "Wir verlieren-" "Naruto-! Schnell- Chakra-!!" "Naruto!!" "GAARA!"   ---   "Hhhhh!" Mit einem gedämpften Laut schreckte ich aus dem Schlaf. Mir lief kalter Schweiß über die Stirn, während ich versuchte meine Gedanken zu sammeln. Irgendetwas hatte mich aus dem Schlaf gerissen. Jemand hatte nach mir gerufen. Naruto! Langsam fasste ich mich wieder und sah mich um. Mein Herzschlag beruhigte sich wieder, als ich die gewohnte Einrichtung meines Zimmers erkannte. Ich erinnerte mich an eine Menge Schmerz in mitten der Narkose. Sprachfetzen hatte ich noch gerade so erhaschen können. Etwas musste passiert sein. Da fiel mir erneut das Grinsen des einen Medi-nin ein, der sich unter den anderen befunden hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er etwas damit zu tun hatte, war hoch, vor allem, da Tsunade nichts bemerkenswertes am Kristall hatte entdecken können. Demnach konnte eigentlich nur eine Person dahinter stecken. Auf welche Weise auch immer musste Akito es geschafft haben einer seiner Männer unter die Medi-nin zu schmuggeln und das unter Bakis Kommando. Ich zählte in Gedanken die Möglichkeiten auf wie er das bewerkstelligt haben könnte, als mir endlich das sanfte Schnarchen zu Ohren auffiel. Verwundert sah ich mich um. Das nächste Zimmer grenzte zwar an mein eigenes an, war jedoch unbesetzt. Selbst dann müsste die dort schlafende Person ein sehr lautes Organ besitzen, damit sie durch die massiven Wände des Gebäudes zu mir dringen konnte. Ich senkte den Blick und versuchte in der mondlosen Dunkelheit den Urheber des Geräusches auszumachen, als meine Hand eine andere berührte. Erst dann nahm ich die Person neben meinem Bett wahr, die fast komplett in eine Decke gehüllt mit dem Kopf auf meiner Bettkante lag. Mein Herz setzte für einen Moment aus, als mir klar wurde, wer das nur sein konnte. Ich zog die Decke etwas zur Seite und blickte im nächsten Augenblick in das friedlich schlafende Gesicht von Naruto. Schuldbewusst sah ich zu ihm und spürte ein merkwürdiges Stechen in der Brust, als ob sich mein Herz zusammenziehen würde. Es zog, schmerzte, brannte und ließ mich ausgehölt zurück. Die Situation war eindeutig. Hier lag er direkt neben mir und musste wohl seine Kräfte so lange benutzt haben, bis er zu schwach wurde, um sich in sein Zimmer zu begeben, und ich... ich verschwieg ihm im Gegenzug Informationen. Trotzdem, trotz allem, konnte ich nicht den Drang abstellen ihn bei mir wissen zu müssen, möglichst nah, möglichst dicht dran und streckte eine Hand nach ihm aus, bevor ich mich selber davon abhalten konnte.   ~Naruto~   Ich seufzte zufrieden auf, als ich eine Hand sanft durch meine Haare streichen fühlte. Glücklich schmiegte ich mich an meine weiche Unterlage. Besagte Unterlage stellt sich als der Schoß einer Person heraus, als ich mich dazu durchringen konnte die Augen zu öffnen. Verschlafen blickte ich nach oben und sah verschwommen lange rote Haare. Sofort wurde mir klar, woher die Geborgenheit kommen musste. "Kaa-chan", flüsterte ich, mich in der Sicherheit ihrer Arme wiegend, als ihre Hand und mit ihr die Wärme sich plötzlich zurückzogen. Sofort stieg Panik in mir auf. Erinnerungen an meine Kindheit, wie ich neidvoll den Kindern hinterher blickte, die von ihren Eltern abgeholt wurden, schossen hoch und ich bekam Angst davor, dieses Gefühl wieder zu verlieren. Reflexartig schnellte ich nach der Hand und kriegte sie zu schnappen. "Kaa-chan", rief ich leise, musste aber immer noch müde blinzeln. Mit dem nächsten Augenaufschlag saß jemand anderes vor mir. Immer noch mit denselben langen roten Haaren, aber dafür mit türkisen Augen. Nach dem nächsten Blinzeln war auch die Länge der Haare verschwunden und ich realisierte endlich, wessen Hand ich da gerade eben ergriffen hatte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)