GOTTHEIT von ToTellStories ("Polaris") ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 - Wiederkehr --------------------------------- Hibiki wurde durch das sanfte Schaukeln, den surrenden Motoren der Autos und den stetigen Schritten seines Gefährten Byakko, aus einem dunklen, traumlosen Schlaf gerissen. Er spürte, wie der Wind ihm durch die Haare glitt, sie kräuselte und eine nackte Gänsehaut auf seiner entblößten Haut hinterließ. Kraftlos stöhnte er auf, sackte noch mehr auf dem Rücken des blau-weiß, gestreiften Tigers zusammen und dachte müde über das Geschehene nach. Goldene, blutrünstige Augen, krumme Krallen und blaues Licht, tanzten unter seinen geschlossenen Augenlidern und verdeutlichten die Tatsache, dass er beinahe gestorben wäre. Gestorben durch eine Angst, die er nicht kontrollieren wollte. Nicht mutig genug war, sich dieser entgegen zu stellen. Beschämt biss sich Hibiki auf die Unterlippe. Er wollte doch gar nicht kämpfen, wollte sich nicht an schemenhafte Formen und Dinge erinnern, die wie leiser Sand durch seine Finger rieselten, als er versuchte, sich diesen nicht zu verweigern. Er hasste das, wozu man ihn gezwungen hatte. Wozu man seine Freunde gezwungen hatte und wünschte sich nichts mehr, als sein unbeschwertes Leben zurück. Verwundert blinzelte der Schwarzhaarige und dachte träge über die jetzige Realität nach. Diese war gesteinigt von Wendungen, Entwicklungen und dem Fortschritt der Menschheit, die sich erneuert in einen Schlamassel geritten hatte, der ihn mit Furcht füllte. Genervt seufzte er auf und blickte verschlafen um sich herum. Das blau-weiß, gestreifte Tigerfell von Byakko, schillerte sacht im Mondlicht der versunkenen Straßen und ließ Hibiki nostalgisch in die Präsenz seines Gefährten fallen. Müde schwankten seine Gedanken von einem Ort zum anderen. Blieben aber nie wirklich an einem Ort fest stehen. Neugierig musterte Hibiki das Profil von Byakko unter ihm, versuchte Veränderungen auszumachen, die er erhalten hatte. Vergebens. Die breiten Schultern des Tigers, die eine Erhabenheit von Kraft besaßen, trugen ihn immer noch sowie vor einem Jahr. Außerdem erinnerte ihn der Gang seines Gefährten, an einen Silberhaarigen Mann, dessen verworrene Augen ihn durch blickten. Ernst schüttelte Hibiki den Kopf. Er sollte sich nicht in Erinnerungen vergraben, die ihm sein Verstand kosten könnte. Ein kalter Windzug schoss plötzlich um seine Ohren und ließ ein angenehmes frösteln zurück, welches seinen erschöpften Körper, an den Angriff vor wenigen Stunden zurück erinnerte. Interessiert fielen seine eisblauen Augen auf seinen weißen Hoddie, der von der linken Schulterseite bis zur Brustmitte zerfetzt war und nur halb seinen nackten Oberkörper bedeckte. Mit einer Grimasse, nahm der Schwarzhaarige das Still zur Kenntnis und notierte sich geistlich, den Hoddie schnellstmöglich zu entsorgen. Doch was Hibikis Blick wieder auf sich zog, war der unversehrte Bereich seiner Haut, in dem vorher krumme Klauen sich in ihm verhakt hatten. Bedächtig fuhr der Schwarzhaarige über seine linke, nackte Schulter bis hinunter zur seiner Brustmitte und stellte mit Erstaunen fest, das dort kein Anzeichen von einer Narbe vor zu finden war. Abrupt richtete sich Hibiki auf und tastete seine entblößte Haut weiter nach unsichtbaren Narben ab. Byakko geriet ins Stolpern, fauchte genervt auf und blickte den Schwarzhaarigen mit seinen elektrisierenden, blauen Augen anklagend an. Entschuldigend, lächelte Hibiki seinen Begleiter an und streichelte im sanft durch sein wildes Fell. Byakko verzog missbilligend seine Schnauze, knurrte leicht und stieß einen heißen Wall an Luft aus seinen Lungen. Break Der hochgewachsene, Silberhaarige Mann, betrachtete den Shinjukpark mit einem spöttischen, gar anklagenden Blick. Seine Schritte hallten im leeren Park dumpf hin und her, ließen den Fremden noch suspekter, unerwünschter und unzufriedener erscheinen. Der Mann wusste selbst, dass er hier nichts verloren hatte, dass er an so einem idyllischen Ort, nicht hin gehörte und den Park mit seiner Anwesenheit, mehr als nur in menschlichen Ebenen kränkte. Irritiert von dem Ganzen, blickte der Silberhaarige hinter sich. Die strahlenden Scheinwerfer von schwarzen Jeeps, erfüllten den Park mit geräumigem Licht und leuchteten gespenstig auf eine Stelle, wo rotes Blut, im dunklen Kontrast zum Betonboden trocknete. Langsam legte der Mann den Kopf schief und betrachtete die Stelle und deren Umgebung genauer. Die Blutlache, lag hinter einem weiten Busch, nicht weit von einem Springbrunnen und einer alten Bank versteckt. Ein gutes, abgeschirmtes Jagdrevier für einen hungrigen Dämon, der es geschafft hatte, einen Menschen zu verletzen. Der Mann runzelte die Stirn, blickte sich erneuert in der Gegend um und starrte dann ausdrucklos in den schwarzen Nachthimmel. Ein Lächeln stahl sich auf seine Mundwinkel und deckte nicht die grausamen Züge, die der Silberhaarige oft verbarg, ab. Der Mann hatte eine schwache Vermutung, von wem ein starkes, dämonisches Signal in die Atmosphäre gesendet wurde. Wer seine Aufmerksamkeit in den bizarrsten Wegen erhalten wollte, ihn damit bezirzen zu versuchte. Aber ohne die richtigen Beweise, konnte er weder handeln noch eine Konfrontation heraus spielen. Das Lächeln auf dem Gesicht des Silberhaarigen, erhielt einen Zacken von purer Arroganz, in der Tatsache, dass er Recht haben würde, mit dem was er vermutete. Ein kalter Windhauch strich ihm durchs silberne Haar und ließ seine geschärften Sinne, auf eine Präsenz in seinem Rücken aufmerksam werden. Leicht hob er den Kopf in die Richtung von dieser. „Sir!“, sprach eine warme Stimme den Mann an, „Wir haben einige Informationen, bezüglich des Auftauchens des Nekomatatadämons, erhalten.“ Eine Frau erschien in seinem hinteren Sichtfeld, versteckt von gräulichen Schatten und hielt eine weiße Akte in ihren Händen, die sie unruhig von einer Hand in die Nächste gab. Die Frau sprach weiter, als sie bemerkte, dass sie die Aufmerksamkeit ihres Chefs erlangt hatte. „Fumi konnte sogar herausfinden, was für ein Dämon, Nekomatata besiegte. Und war sichtlich überrascht, als sich herausstellte, dass es der Himmelswächter des Westens war-“ Der Silberhaarige hob eine Hand und der flüssige Redeschwall stoppte. Die Frau bemerkte sofort, dass ihr Chef ihr nicht wirklich zugehört hatte. Warum, war die Frage, die sie nicht stellen konnte sowie auch durfte. Es würde schließlich bei ihrem Chef, an reiner Ungehorsamkeit grenzen, die sie in mehr Ärger tauchen würde, als es wert war. Trotzdem musste sie ihren Chef über das Geschehene informieren, ihm vertrauen, dass er das Richtige tat in diesem Fall, egal wie bitter der Beigeschmack dabei war. Fest biss sie die Zähne zusammen und dachte über die Informationen nach, die sie vor einigen Minuten erhalten hatte. Intelligente, lilane Katzengleiche Augen, musterten die Frau, die einige Meter von ihm Abstand hielt. Genervt bemerkte er, wie sie tief Luft holte, die weiße Akte in ihren Hände verkrampfte, ihn entschlossen an sah und einfach wartete. „Sako“, sprach er die Frau kühl an. Sofort glitt der Blick der Frau zu ihrem Chef, der erhaben einen Schritt auf die trocknende Blutlache zu machte. „Was siehst du hier?“, fragte er kühl. Der Silberhaarige schaute sich nochmal genauestens um und sog jedes Detail, was er erfassen konnte, in sich auf. Erneuert blickte er die Frau, seinen Vize, an. Die junge Dame mit schwarz-blauen Haaren, die vorne kurze und hinten lang geschnitten waren, blickte aus einem runden Gesicht mit nachtblauen Augen, ihn respektvoll an. Ihre schwarze Jacke aus festem Leder mit dem goldenen JP´s Zeichen, umschmeichelte ihren Oberkörper. Der gelbe Rock, die schwarze schlichte Hose und die Oberschenkelhohen, weißen Stiefel, machten ihr Outfit komplett. „Sir?", fragte sie verwirrt nach und konnte mit dem ganzen Satz nichts anfangen, den er ihr gestellt hatte. Der Silberhaarige drehte sich erneuert von ihr weg, ließ die Frage in der Luft hin und her schwingen und starrte auf den dunkelroten Fleck, der im Mondlicht schimmerte. Die lilanen, Katzengleichen Augen, blickten hoch in den Himmel, der gefüllt von Dunkelheit war. Der Mann holte tief Luft, drehte sich wieder zur Frau, die eindeutig verwirrt, doch breit war seine Befehle entgehen zu nehmen und sagte: „Ich will, dass ihr Proben von dem trocknenden Blut nehmt, sie analysiert und mir die restlichen gesammelten Informationen, in den nächsten 2 Stunden zu schickt.“ „Jawohl!", sprach die Blauhaarige, salutierte und verschwand in einer Menge von Menschen die gelbe lange Jacken, schwarze Hosen und kurze, weiße Stiefel trugen. Vage konnte der Mann vernehmen, wie die Frau seine Befehle weitergab. Der Silberhaarige schaute zum Mond, legte seicht den Kopf schief und sagte leise: „ Ich sehe Veränderung, Alcor und Anscheinend wird ein baldiges Wiedersehen, nicht zu umgehen sein, Hibiki Kuze.“ Nicht weit entfernt von dem Silberhaarigen, flog eine Gestalt im Nachthimmel. Bedrückte beobachtete diese, dass rege Treiben im Shinjukupark. „Das Schicksal, so gebrechlich und widerspenstig, hat begonnen zu ticken. Die Gottheiten haben sich entschieden, wenn sie als ihren Boten wählen. Und nur der strahlendeste Stern am Horizont, kann diesen den Weg zum Gott sein leiten“, murmelte Alcor in die Lüfte der Nacht und hoffte, dass seine Worte die Kraft besaßen, Hibiki aus seiner Angst zu befreien. Mit einem klackernden Geräusch, sprangen dünne metallene Schweife aus seinem Rücken, schlangen sich um seine Körper und ließen ihn von der Bildfläche verschwinden. Break Hibiki stellte mit Bedauern fest, dass Byakko mit ihm in seinem Bett lag und ihn unter seinem gestreiften Fell allmählich begrub. Genervt stöhnte der Schwarzhaarige auf und pustete eine verwirrte, schwarze Locke aus seinem Gesicht. Byakko bekam von der Gereiztheit seines Herrn nichts mit und schlummerte einfach nur friedlich dahin. Ab und zu, zuckte sein buschiger Schweif in die Richtung von Hibikis Gesicht, der entrüstet Fell dann aus seinem Mund spuckte und seinen Gefährten mit bösen Blicken strafte, die dieser nicht mitbekam. Seufzend lehnte sich der Schwarzhaarige in seinem Kissen zurück, legte seine rechte, freie Hand in Byakkos Nacken und begann vorsichtig das weiß-blau, gestreifte Fell zu streicheln. Wahrscheinlich, dachte Hibiki, hatte Byakko die ganze Nacht über mich gewacht und aufgepasst, dass mir nicht noch mehr zu stößt. Dafür war Hibiki seinem Gefährten unendlich dankbar. Doch langsam wurde es zu warm unter der dicken Felldecke und der Schwarzhaarige wünschte sich nichts mehr, als das Byakko sich endlich von ihm herunter bewegte. Vorsichtig stupste Hibiki den Tiger auf die dunkle Nase, die halb auf seiner Schulter lag „Ehm… Byakko, könntest du mir herunter gehen?“, fragte der Schwarzhaarige und sah, wie sich die elektrisierenden, blauen Augen seines Begleiter mühsam öffneten. Der Tiger nickte ihm wortlos zu und sprang mit einem kleinen Satz, von seinem Herrn herunter. Erleichtert kroch Hibiki von seinem zerknautschten Bett hinunter, griff dabei nach seinem Handy, was unter dem Bett gerutscht war, klappte es auf und sprach fest: „Byakko ich danke dir für alles. Du kannst dich jetzt erstmal ausruhen gehen." Damit ließ der Schwarzhaarige den Tiger in einem blauen Wirbel von feinen Partikeln verschwinden. Gähnend streckte Hibiki seine gesamten Glieder, lockerte seine Kopf mit einer Drehung und trat aus seinem Zimmer ins Bad. Schnell wusch er sich die Ereignisse von der letzten Nacht, von seinem Körper und schlüpfte in trockene, frische Kleidung. Die Wunde, die ihm zugefügt wurden war, war so gut wie verheilt und zeigte keine Konsequenzen, die ihn weiter belasten könnten. Genauso war es auch vor einem Jahr gewesen, dachte der Schwarzhaarige abrupt und konnte den Gedanken von blutigen, rostigen Wunden, die durch ein paar Tastengriffe auf dem Handy, von Dämonen geheilt wurden, nicht verdrängen. Verärgert über sich selbst, schüttelte Hibiki prompt den Kopf, griff nach seinem blauen Handy und steckte es sich rücksichtslos in die Hosentasche. Er wollte nicht darüber nachdenken, geschweige irgendwie in eine dieser Erinnerungen fallen, die ihm die Bäume zum Atmen nahmen. Doch manchmal… Manchmal übermannte es einfach Hibiki und er konnte dann nicht anders, als sich in den Erinnerungen zu versklaven, sie zu sich zu machen und einen Teil davon in seine nun erneuerte, gebrechliche Seele zu stecken. Seufzend trat er in die Küche, öffnete lustlos den Kühlschrank und starrte matt in dessen Inhalt hinein. Er war leer. Naja nur fast. Merkwürdige, gelbe Soßen von Daichi, die dieser ohne weitere Beilagen aß, standen noch drin. Die würde der Schwarzhaarige garantiert nicht essen. Genervt schob er die Soßen beiseite, so dass die Flaschen beim Zusammenprall laut klirrten und suchte nach weiteren, essbaren Dingen. Seine eisblauen Augen, erhaschten einen Blick auf Reisbällchen, die tief versteckt, in der dreckigsten Ecke des Kühlschranks lagen. Laut knurrte der Magen des Schwarzhaarigen und Hibiki verzog angeekelt das Gesicht, bei der Auswahl, die ihm gestellt wurde. Rasch nahm er die Reisbällchen aus der Ecke und schob sie sich achtlos in den Mund. Langsam kaute er. Sie schmeckten zwar etwas trocken, waren aber immer noch besser, als eine Woche liegengebliebene Chips. Der Schwarzhaarige schob sich noch einen Reisball in den Mund, holte sein Handy aus der Hosentasche und browste ein wenig durchs Internet. Zwischen uninteressanten Star - News und Skandalen, erregten mehrere Bloggerbeiträge auf Shinjukeventseiten, seine Aufmerksamkeit. Stirnrunzelnd nahm sich der Schwarzhaarige ein Glas, füllte es mit kaltem Wasser und trank daraus. Unwohl begann er ein Gespräch zwischen zwei Bloggern zu verflogen. Soyo20XD: Soll´n schon wieder einige Monster auf Passanten losgegangen sein Miko-chan: Echt?! Wann?? Soyo20XD: Keine Ahnung. Aber laut Polizei schon mehr als 5x in dieser Woche Miko-chan: Davon habe ich auch schon gehört! Und von der Kompetenz der Polizei die immer weiter sinkt Soyo20XD: Ja davon hab ich auch gehört. Aber echt mal, wenn die Bullen noch nicht mal die Idioten fangen können die das Chaos anrichten, wie sollen sie uns vor anderen Dingen schützen Miko-chan: Ich hab da noch was anders dazu gehört… Soyo20XD: Was denn? Miko-chan: Nun ja… Laut Gerüchten sollen es wirklich Monster gewesen sein die Passanten angriffen Soyo20XD: Heilige Scheiße! Glaubst du an den MIST?! Miko-chan: Anderes bleibt mir doch nicht mehr übrig. Oder findest du es nicht merkwürdig das so viele Menschen angegriffen werden ohne Spuren wie Fingerabdrücke oder Haare da zu lassen??? Soyo20XD: … Soyo20XD: Ich glaub daran jedenfalls nicht. Ist doch sinnlos. Es gibt so etwas wie Monster nicht! Hibiki schluckte den letzten Rest seines Wassers hinunter. Zitternd scrollte er über die restlichen Beiträge. Ließ sie sich durch den Kopf gehen und dachte an das Katzenwesen von letzter Nacht. Angst schlug in seinen Magen, kroch ihm die Kehle neckend hoch, verschloss seine Speiseröhre und verankerte sich fest in seinem Bewusstsein. Abrupt drehte sich der Schwarzhaarige zur Spüle um und kotzte in heißen, großen Zügen die Reisbällchen wieder aus. Würgende Geräusche erfüllten für Minuten die Küche. Zitternd klammerte sich Hibiki am Spülenrand des Waschbeckens fest und wischte sich mit dem rechten Handrücken über den Mund. Ihm war schlecht, ganz schlecht. Eine böse Vorahnung machte sich in seinen Gedanken breit, verwirrte seine Sicht und ließ ihn haltsuchend sich irgendwo festklammern. Erinnerungen schlugen durch seinen Kopf, spielten endlose Szenarien ab, die ihn Gänsehaut bekommen ließ. Hibiki sog einen tiefen Luftzug in seine Lungen. Sein Magen rebellierte immer noch, es bestand aber nicht mehr die Gefahr, dass er sich übergab. Ironisch dachte Hibiki, das er die trockenen Reisbällchen auch hätte nicht essen müssen. Schließlich lagen die Überreste seines Frühstücks jetzt im Abfluss, wo sie wahrscheinlich auch besser auf gehoben waren. Trotzdem verstörte ihn die Tatsache, dass Dämonen wieder Menschen wahllos angriffen, ohne dabei wirklich gesichtet zu werden. Was hatte das zu bedeuten? Wie sollte der Schwarzhaarige jetzt darauf handeln? „DRING, DRING, DRING!“, schreckte es den Schwarzhaarigen aus seinen Gedanken geziert von Furcht. Überrascht starrte er auf sein blaues Handy, dass er fest umklammert hielt. Unruhig blickte er auf das Display. Eine Unbekannterufnummer leuchtete ihm entgegen und brachte Nervosität in Hibiki zum Rollen. Luft holend, hob er den Anruf ab. Dabei konnte er einen grausigen Schauer nicht unterdrücken, der bei ihm alle Haare aufstellen ließ. „Hibiki Kuze." „Ich bin´s mein Jungchen!", sprach eine zierliche Stimme am anderen Ende der Leitung. „Oh!“, erwiderte der Schwarzhaarige. Erleichtert lehnte sich Hibiki gegen den Kühlschrank und spürte, wie die Aufregung aus seinen Adern verschwand, als er die bekannte, zierliche Stimme hörte. „Was gibt es?“, fragte er höflich. „Ach mein Jungchen, was hast du jetzt schon wieder angestellt?“, stellte die zierliche Stimme ihm eine Gegenfrage. Verwundert zog der Schwarzhaarige die Stirn kraus. „Was sollten ich getan haben, Mrs Silky?“, fragte Hibiki verwundert nach. Erneuert breitete sich ein mulmiges Gefühl in seinem Magen aus und ließ Hibiki überrascht nach Luft schnappen. „Nun ja, da sind einige Leute die nach dir fragen-“ „Leute die nach mir fragen?“, unterbrach Hibiki sie. Genervt seufzte die alte Frau, die am anderen Ende der Leitung saß. Der Schwarzhaarige konnte spüren, wie schnippischer Mrs Silky wurde und musste schluckend zur Kenntnis nehmen, dass Leute nach ihm suchten. Leute, die ihn aufgespürt haben und nun festnehmen wollen. Wer, das wusste er noch nicht. Konnte aber vage vermuten, wer es sein könnte. „Mrs Silky, wie sehen diese Leute aus?“, fragte er deswegen. Schnaubend sagte die alte Dame: „Leute, ohne Manieren mit grässlichem Kleidungsstil!“ Sofort verfiel Mrs Silky in einen Plapperrausch, bei dem sie Hibikis Ohren erbarmungslos abkaute und davon sprach, wie unhöflich und schlecht gekleidet diese Personen waren. Das Unwohlsein im Schwarzhaarigen stieg, flutete seine Nerven mit einer Vorahnung, die sich bestätigt fühlte. Weit riss er seine eisblauen Augen auf und fragte laut: „Haben Sie ihnen gesagt wo ich bin?“ „Bitte was? N-Nein mein Jungchen, wieso sollte ich-“, redete Mrs Silky und verstummte abrupt, als sie bemerkte, das Hibiki ihr nicht antwortete. „Jungchen, was ist?“, fragte sie erneuert. Plötzliche Stille herrschte in ihrem Telefonat und Hibiki bemerkte erst jetzt, dass Mrs. Silky nicht mehr sprach. „Mrs. Silky?“, fragte der Schwarzhaarige vorsichtig und konnte auf einmal dumpfe, hallende Schritte im Hintergrund ihres Telefonats vernehmen. „Steige aus dem Fenster, jetzt! Sie marschieren die Treppe hoch!", schrie plötzlich Mrs. Silky Hibiki an. „WAS?! Aber wie?!“, brüllte er zurück und schlagartig begann sein Herz zu rasen. Pumpte wild Adrenalin durch seine Adern, ließ ein zittern durch den Körper des Schwarzhaarigen rollen und ihn endlich in Bewegung setzen. Hastig legte er auf, schleuderte sein Handy in die Hosentasche und blieb wieder ruckartig stehen. Nebel befüllte seine Sinne, trug Adrenalin gepaart mit Angst in sein Gehirn und ließen ihn zum ersten Mal wirklich spüren, dass er lebte und wieder einmal Angst davor hatte, sich den Konsequenzen zu stellen, die dadurch entstanden sind. Das Laute poltern von Stiefeln, das Rascheln von Uniformen und eine weibliche Stimme, die sagte das die Zimmernummer 35 das Ziel war, rissen Hibiki aus seiner Eisstarre. Schnell rannte er auf ein Fenster zu, schnappte nach dem Griff und zog es eilig auf. Rasch blickte er nach draußen, suchte mit seinen eisblauen Augen nach einem Objekt, was ihm half auf dem Boden zu gelangen. Der Schwarzhaarige entdeckte ein Rohr, welches linkes neben dem Fenster nach unten glitt. Schnell kletterte er aufs Fensterbrett, packte mit schwitzenden Händen das Rohr und schwang sich mit seinem gesamten Körpergewicht daran. Tief holte der Schwarzhaarige Luft und lauschte die Wohnung still hinein. Polternde Schritte erreichten ihn, gefolgt von einem aufkrachen der Wohnungstür, die mit schallenden Schlag gegen die Wand donnerte. „Schnell!“, schrie eine weibliche Stimme und das poltern näherte sich dem Schwarzhaarigen. Hektisch schluckte Hibiki, sah hinunter auf den Boden und begann leise, sowie vorsichtig das Rohr hinunter zu klettern. Er spürte, wie das rostige Rohr in seine Hände schnitt, wie der Schweiß seinen Rücken entlang tropfte und sein Herz unkontrolliert schlug. Er musste fliehen, sich sammeln und etwas Kraft schöpfen. Zitternd sog Hibiki Luft in seinen bebenden Lungen, unterdrückte ein schwarzes brennen in seiner Brust und warf zögerlich einen Blick nach oben. Sofort fielen seine eisblauen Augen in den Blick von nachtblauen. Quietschend setzte sein Herz aus. „AHH!“, schrie Hibiki, verlor seinen Halt und sauste mit rasanter Geschwindigkeit das Rohr hinab. Fahrig schnitt Rost in seine Hände, ließ die dünne Haut zerreißen und den Rutschgang geschmeidiger werden. Achtlose Hände versuchten nach ihm zu greifen und rissen ihm dabei kraftvoll schwarze Locken vom Kopf. Aber einen Halt, konnten sie nicht bewirken. Hart traf Hibiki mit den Füßen auf dem Betonboden auf, drehte sich um und verschwand in den Häusergassen ihres Wohnviertels. FORTSETZTUNG FOLGT! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)