GOTTHEIT von ToTellStories ("Polaris") ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 - Wahrheit ------------------------------- Hibiki flitzte die Straßen entlang. Ein Gefühl von Rastlosigkeit und Bedrängnis schwellte in ihm. Gerade, vor exakt 22 Minuten, als er aus der U-Bahn von Tokyo nach Shinjuku stieg und auf der vereinsamten Plattform zum Stehen kam, stand er vor ihm - Alcor - Der Schmerzerfüllte. Die Bilder dieser Begegnung, brannten sich unter die Haut des Jungen. Hibiki zitterte unregelmäßig und sein Atem kam stoßweise, aus seinen Lungen. Die Bilder der Begegnung, schlitterten wie Schlangen entlang seiner Gedanken und ließen alles noch surrealer wirken. Der Schwarzhaarige erlaubte sich, nochmal einmal alles ins Gedächtnis zu rufen, was passierte während dieser Begegnung. Alcors weiße Haare flackerten im schwachen Licht der U-Bahnlampen und er roch, wie jedes Mal, wenn sie sich begegneten, nach der weiten Welt. Wie die Welt roch, das konnte sich der Schwarzhaarige nicht erklären. Ein Windhauch blies ihm ins Gesicht und Hibiki zog fröstelnd die Jacke enger um seinen Körper. Die Nacht war herein gebrochen und verlieh dem ganzen hier, eine schaurige Note. Der Schwarzhaarige starrte Alcor beunruhigt an und mustere diesen zu gleich neugierig. Er trug eine schwarze Hose mit eingeschlagenem Hosenbund, einen schwarz-rot gestreiften Pullover und lächelte Hibiki sanft an. Seine lilanen Augen strahlten überglücklich, doch gaben auch nichts Preis. Sofort spürte der Schwarzhaarige, Unruhe in sich keimen. Warum war ER hier? Nicht, dass er etwas gegen Alcor hatte, oder ihn nicht mochte. Aber sein Auftreten erschreckte ihn in einer Ebene, an die der Schwarzhaarige sich nicht erinnern wollte. Einer vergessenen Ebene, wo Blut auf den Straßen lag und wahrhaftige Dämonen ihn jagten. Alcor legte kindlich Kopf schief. „Lange nicht gesehen, oh Strahlender", sprach er träumerisch. „Alcor...", murmelte Hibiki unbeholfen. „Ja, der bin ich", stimmte der Mann Stirn runzelnd zu, so als dachte er selber darüber nach, ob das auch wirklich so stimmte. Ein kleines Lächeln erschien auf den Lippen des Weißhaarigen und langsam flog er auf Hibiki zu. Sachte ließ er sich auf den Boden gleiten, wie jedes Mal, wenn er erschien. Alcor hatte es noch nie gemocht zu gehen, zu laufen, wenn er doch fliegen konnte. Er empfand das Fliegen, als eine Freiheit von allen schrecklichen Dingen, die er manchmal tun musste. Doch setzte diese Fähigkeit, ihn wieder von den Menschen fern, die er so sehr liebte. „Ich bin immer noch nicht dran gewöhnt, wie ihr, auf dem Boden zu laufen", sagte er nüchtern und blinzelte Hibiki bestätigend zu. Geräuschlos schüttelte der Weißhaarige den Kopf und fixierte den Schwarzhaarigen mit einem durch dringenden Blick. Seine lilanen Augen strotzen vor Wissen, was tief in seinem Unterbewusstsein verankert war. Wissen, welches das überirdische Wesen nur alleine besaß und ungern mit Fremden teilte, die für ihn kein Potenzial in sich trugen. Aber trotzdem stand er hier, vor dem Schwarzhaarigen und zeigte, dass Wissen in ihm lungerte und er breit war, dies zu teilen. Unmut breitete sich immer weiter, wie der Flügelschlag eines Käfers, sich in Hibiki aus und er umkrallte fest seine Tragetasche. „Wie geht es dir? Ich habe lange nichts mehr von dir gehört...", fragte Hibiki und versuchte seine Besorgnis zu verbergen. „Die Menschen und ihre Art Gespräche anzufangen... Wie faszinierend! Aber heute ist keine gute Gelegenheit, mit dir über die Angewohnheiten der Menschen zu plaudern... Störe ich dich etwa, oh Strahlender?", fragte Alcor interessiert. Hibiki sah verwirrt in das Gesicht seines Freundes, da die Ersten Worte für ihn keinen wirklichen Sinn ergaben. Alcor und seine Rätsel beim Sprechen, dachte Hibiki und schmunzelte leicht. „Nein! Ganz im Gegenteil! Es freut mich dich zu sehen", sagte der Schwarzhaarige fröhlich und meinte dies auch ernst. Alcor legte nochmals den Kopf schief und lächelte glücklich, als würde er die Wahrheit sowie den Unmut von Hibiki, sichtlich bemerken. „Also... Warum bist du hier? Nicht, das ich dich nicht gern hier hätte. Aber...", sagte der Schwarzhaarige neugierig. Der Weißhaarige drehte sich um und starrte auf das verrostete Zuggleis vor ihm. Er schien tief in Gedanken, die er noch nicht aussprechen konnte. Hibiki musterte von der Seite sein Profil. Alcor wirkte bleich, bleicher als sonst. Und in großer Sorge. Das erblickte der Schwarzhaarige an ihm sehr stark. Aber was war so besorgniserregend, was er nicht selbst klären konnte, so dass er Hibiki, einen Menschen, aufsuchen musste? Alcor ist schließlich eine übermächtige Waffe und hatte Fähigkeiten, die jeden Menschen vor Neid blühen ließ. Doch auf der anderen Seite, wurde er nur als Waffe erschaffen, die in einem ungünstigen Moment, ein Bewusstsein entwickelt hat und Emotionen somit in sich erschuf, mit denen er nur schwer klar kam. Und dann war noch die Sache mit der Menschheit, die ihm schwer auf den Schultern lag. Schließlich sah der Weißhaarige sie heranwachsen, blühen und zu dem werden, was sie jetzt sind. Eine hochentwickelte Spezies, die er abgöttisch liebte. Doch schon einmal musste Alcor ihre Zerstörung er tragen, ein weiteres Mal, würde ihn töten. Ein Jahr war es her, als Hibiki ihn das letzte Mal gesehen hatte. Wahrscheinlich hatte er für eine Weile Urlaub gemacht und seine Menschen weiter beobachtet, sogar spießen sehen. Langsam lockerte der Schwarzhaarige den Griff, um seine Tasche. Vorsichtig Schritt auf Alcor zu und legte ihm eine warme Hand auf die Schulter. Auch wenn er nicht menschlich war, fühlte er mehr und intensiver, als jeder andere Mensch selbst. Alcors Gesicht schimmerte, dann erlosch es wieder, bevor Hibiki etwas dazu sagen konnte. Tief holte der Weißhaarige Luft. „Es wird wieder die Zeit kommen, in der du das Schicksal selbst in die Hand nehmen musst. Eigentlich darf ich nicht hier sein... Eigentlich darf ich dich nicht warnen... Aber-", er brach und sackte in sich zusammen, dann straffte er wieder die Schultern und blickte Hibiki mit einem festen Blick an. Der Schwarzhaarige wusste nicht, was er fühlen sollte, was er sagen sollte. Etwas war unterwegs, das verstand er. Und so wie es klang, war es etwas Dunkles und Großes, größer als das Gericht der Menschheit. Alcor musterte ihn stumm. „Wie... Meinst du das genau?", fragte Hibiki nach einer endlosen Zeit, „Was wird kommen? Warum muss ICH wieder kämpfen? ICH?! Der damit aufgehört hat? Und warum kannst du nicht mehr sagen?" Angst spross in dem Schwarzhaarigen, schlenderte sich durch seine Adern und ließ ihn rationales denken aus dem Fenster werfen. „Wie ich es gerade gesagt habe, oh Strahlender, ich kann nicht mehr sagen", sprach Alcor erneuert. „Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst!", entgegnete Hibiki barsch. Alcor betrachtete ihn verwundert, so als hätte er nicht verstanden von was ER sprach. Vorsichtig blickte der Weißhaarige in Hibikis eisblaue Augen und sagte nochmal langsam: „Es wird nichts mehr so sein wie es war. Alles wird erneuert fallen... Und du musst dafür vorbereitet sein. Ich kann nicht viel tun. Nicht viel sagen. Mir sind, wie ihr es sagen würdet, die Hände gebunden. Ich kann euch nur einen kleinen Gefallen tun." Er drehte sich von dem Schwarzhaarigen weg, dann wieder zu ihm, spreizte die rechte Hand und hielt sie ihm hin. Geschockt weiteten sich eisblaue Augen und konnten nicht wahrnehmen, was sie sahen. Auf Alcors Hand, schwebte Hibikis blaues, klappriges Tastenhandy. „Wie...Wann?", fragte der Schwarzhaarige verständnislos. Hibiki wusste nicht wie er mehr fühlen, denken oder handeln sollte. Warum er erneuert kämpfen musste? „Du weißt, was das ist und was es bedeutet. Den Rest musst du Erst noch herausfinden", sagte Alcor leicht schmunzelnd. Vertrauen blitzte in seine lilanen Augen auf und er übergab Hibiki sein Handy. Langsam schwebte er vom Boden wieder nach oben in die eisige Luft. Klackernd sprangen metallene Schweife aus seinem Rücken, umschlangen seinen Körper und ließen ihn lautlos verschwinden. Hibiki rannte hastig an dem bekannten Park von Shinjuku vorbei. Ampeln die rot schimmerten und Leute, die ihn empört anstarrten, interessierten ihn im Moment nicht. Weiter, immer weiter, bis er Halt machte. Er stand vor einem kleinen, weiß-grauen Apartmenthaus mit 5 Stöcken und kleinen Fenster, in denen schon warmes Licht brannte. Er keuchte, klappte verängstigt sein Handy auf und starrte fassungslos auf den Bildschirm. „Warum ich?", wimmerte er. Seine Augen weiteten sich und er zuckte heftig zusammen, so als hätte er einen Schlag gekriegt. Auf dem Bildschirm war eine weißliche App, namens Nicea. Hibiki kannte sie Gut. Warum auch nicht? Das ganze Jahr über, musste er mit Alpträumen kämpfen, weil diese App, Todesvideos von seinen Freunden, kurz vor ihrem Tod, ihm zuschickte. Jedes Mal, wenn er an die App dachte, hatte er Angst, dass genauso etwas erneuert passieren könnte. Etwas, worüber er keine Macht hatte. Stille. Kein Geräusch drang zu ihm durch. Verzweifelt blickte er in den unklaren Himmel, sah, wie Gewitterwolken sich formten, auftürmten und spürte einen weiteren, kalten Windzug an sich vorbei ziehen. Er hoffte, dass dies bloß ein weiterer Alptraum war. Aber als er wieder auf den Bildschirm schaute, wurde er bleich. Er lief rückwärts und stieß gegen eine Laterne. Der Bildschirm seines Hanys, hatte einen Bahnkreis in der Mitte bekommen. Kurz leuchtete dieser blutrot auf, dann wurde er blau. Hibiki dachte wie in Trance zurück, an das letzte Jahr. An die ganzen Kämpfe, die Dämonen, die pure Verzweiflung und an die Gottheit Polaris, die für all das Übel verantwortlich war. Doch in all den wirren Erinnerungen, Gedanken, klarte sich einer stark heraus. Er konnte wieder Dämonen beschwören. Doch dieses Mal war die Gefahr stärker, unberechenbarer und zerstörender. Doch, wer würde die Welt bedrohen wollen? FORTSETZUNG FOLGT... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)