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My Dear Brother

The Vampires
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
ahh~ gomen nasia! Habe gestern total vergessen, ein neues Kapitel hochzuladen :-((

Aber jetzt geht's weiter! Und ... so langsam ... neigt es sich dem Ende :D Komplett anzeigen

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Hunter Strafe

Es klingelte im Dreiklang. Alle Schüler sprangen auf. Sie rannten aus der Tür. Der Lehrer ging auch. Kat, Ichiru und Yagate blieben sitzen. Ich beließ meinen Kopf auf der Tisch­platte. Ich spürte eine zarte Hand auf meinem Rücken, wie sie über ihn strich.

»Ist alles in Ordnung, Hiro?«, fragte Kat besorgt und kam etwas an mich heran. Ich nickte, so wie es mir mit dem Kopf auf der Tischplatte möglich war.

»Okay … Wir haben jetzt Latein. Wir bleiben in diesem Raum, in Ordnung?«

Wieder nickte ich, dann ließ sie von mir ab. Ich hätte sterben können, so schlecht ging es mir. Ich spekulierte schon den ganzen Tag mit dem Gedanken Vater anzurufen. Er sollte kommen, Kiyoshi helfen. Obwohl, so wie ich ihn kannte, er wahrscheinlich nicht viel machen würde. Immerhin hatte Kiyoshi das selbst zu verantworten. Aber würde er seinen Sohn einfach so einem Hunter überlassen? Weitere Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Was ich tun würde, wenn er wirklich sterben würde. Ich würde ihm folgen. Da war ich mir sicher. Ich, als Vampir, alleine in dieser Welt? Es war schon fast un­erträglich, wenn er nur, so wie jetzt, anderthalb Stunden weg war. Es täte mir Leid für Mom, für Jiro und die anderen, wenn ich einfach verschwinden würde ohne ein Wort zu sagen. Aber das müsste ich ja so oder so. Es würde eh nie wieder so sein wie früher …

 

War ich denn wirklich schon so verrückt geworden? Ich öffnete meine Augen und starrte auf die weiße Tischplatte; meine Arme um mich selbst geschlungen. Ich wollte Suizid begehen? So wie Kiyoshi es vorhatte? War das eine Art Attitüde bei Vampiren? Gequält schloss ich wieder die Augen und legte meinen Kopf auf die Seite, da mir langsam meine Stirn wehtat. War mir jetzt auch egal, ob ich lebe, sterbe oder irgendetwas dazwischen wäre. Mir wurde alles egal. Was sollte ich schon noch ändern? Nichts. Nichts ließ sich ändern. Schicksalsräder drehen sich, unaufhaltsam, ohne irgendeine Unterbrechung. Da konnte ich Dummkopf auf nicht viel machen. Ich musste es hinnehmen. Ob es mir passte oder nicht. Also was sollte ich schon tun können? Selbst die einfachsten Dinge blieben mir verwehrt.

Ist es, Gott, dass du mir diese Liebe nicht gönnst, weil sie so tabu ist? Weil du nicht willst, dass ich ihn liebe? Weil er mein Bruder ist? Weil er auch noch ein Mann ist? Ist es deswegen? Machst du mir deswegen alles schwerer? Oder macht es dir nur Spaß mich leiden zu sehen? Wie ich dahin gehe? Ist es genau das, was mich und ihn trennt? Dein Wille, der uns das Schönste der Welt verbietet?

Ich konnte nicht mehr klar denken. Alles drehte sich in mir. Jetzt redete ich schon mit Gott, in der Hoffnung, er könnte irgendetwas ausrichten. Ob es überhaupt einen Gott gab? Vielleicht war es der indirekte Einfluss der Philosophie, der mich dazu anspornte, so etwas zu denken. Obwohl sich die Philosophie mehr mit Ethik beschäftigte. Ach, was ging’s mich an.

Ich hörte lateinische Sätze, wie jemand übersetzte, wie For­men und Fälle gebildet wurden. Das alles interessierte mich nicht. Interessierte mich noch nie. Ging mich ja auch nie etwas an. Obwohl ich auch Latein hatte. Ich hörte einfach nicht zu. Achtete nur auf meine Atmung, um mich abzulenken. Doch hinter mir tuschelten zwei Mädchen so laut, dass ich nicht anders konnte, als hinhören.

»Hast du gehört?«, kam eine Stimme.

»Ja, extrem seltsam …«, antwortete die andere.

»Warum der wohl hier ist?«

»Ich hab gehört wegen Kabashi …«

»Im Ernst?«

»Ja, er hat seinen Bruder gebissen … Hier, vor uns.«

»Oh, nicht, dass er uns hört!«

»Ach, quatsch …«

»Aber im Ernst? Er hat ihn gebissen?«

»Die Verwandlung ist irgendwie schiefgegangen. Er ist jetzt ein Noneternal.«

»Wow, ich hab noch nie einen gesehen.«

»Ich auch nicht. Aber jetzt ist Vincent da, um seinen Bruder zu bestrafen.«

»Dass die den hier reingelassen haben. Muss echt ernst sein.«

»Ja, ich denke auch …«

Dann verstummten die beiden und beschäftigten sich ander­weitig mit einer Aufgabe. Sie wussten es? Es sprach sich schnell rum, wahrscheinlich hatte es jemand vorhin auf dem Gang mitbekommen.

Was war denn nur so schlimm an der Tatsache, dass er mich gebissen hatte? Es gab zwar Regeln zwischen Huntern und Vampiren, aber es war doch soweit nichts passiert …

Die Stunde klingelte zum Ende. Die Lehrerin verschwand ohne ein Wort. Wahrscheinlich dachte sie, so wie der Philosophie­lehrer und der Hauswirtschaftslehrer, ich sei Kiyoshi. Hoffentlich machte ich ihm keine schlechten Noten. Kat, Ichiru und Yagate standen auf und packten ihre Sachen. Ich erhob meinen Kopf und blickte verschlafen in den Raum. Einige Schüler standen auf, gingen, andere kamen und setzten sich.

»Was haben wir jetzt?«, fragte ich reichlich desinteressiert.

»Äh … Ich weiß nicht. Wisst ihr, was Kiyoshi jetzt hat?«, fragte Kat in die Runde. Ichiru zuckte mit den Schultern.

»Wir haben doch jetzt Leistungskurs. Ich schätze, dass er Kunst hat«, sagte Yagate und hievte sich seine Tasche um die Schulter.

»Ah, stimmt«, bemerkte Kat, »Du hast jetzt Kunst. Oder willst du lieber mit uns mitkommen?«

Ich überlegte kurz. Doch ich schüttelte den Kopf.

»Passt schon, ich gehe in den Kunstunterricht. Die Lehrerin kennt mich ja schon.«

»Okay, dann … pass auf dich auf und bis später, wir können uns ja dann im Foyer treffen, wenn wir zwanzig Minuten Pause haben. Danach haben wir zusammen Sozialwissenschaften.« Kat winkte und ging mit den anderen beiden aus dem Raum. Ich blieb noch eine Weile dort sitzen, griff dann aber doch nach den Sachen und verschwand. Mit schnellen Schritten ging ich den Gang entlang, wuselte mich durch die Massen der Schüler, wie sie mich mit ihren arroganten Blicken ansahen. Nach Montag schien ich hier wohl bekannter geworden zu sein. Aber diese hungrigen Blicke ließen nach. Wahrscheinlich verlor ich meine menschliche Aura immer mehr. Schade drum, ich wäre gern ein Mensch geblieben, wäre gerne irgendwann gestorben, wie jeder andere auch. Doch was sollte ich tun? Nichts konnte ich tun. Meine Gedanken wiederholten sich abermals.

Ich betrat den Trakt der Kunsträume. Der Geruch von frischem Terpentin kam mir wieder in die Nase. Ich haschte kurz einen Blick in einen Raum. Das war nicht Kiyoshis Kurs. Im nächsten war er auch nicht und im übernächsten auch nicht. Selbst in dem Raum, wo wir letztes Mal drin waren, war er nicht. Doch dann traf ich Frau Aoki auf dem Gang, wie sie mir mit den Leinwänden entgegen kam.

»Ah, Frau Aoki, guten Tag«, begrüßte ich sie höflich. Sie schien überrascht.

»Hallo, Hiro. Was gibt’s denn?«, fragte sie freundlich und blieb neben mir stehen.

»Wo haben wir denn jetzt Kurs? Ich finde den Raum nicht.«

»Ach, wir sind heute in der Aula. Wir haben nur eine Stunde, deswegen machen wir heute Theorie. Wo ist denn Kiyoshi?«

Ich wusste, dass diese Frage kommen würde. Nur leider hatte ich noch keine passende Antwort für sie gefunden.

»Er … ist noch im Sekretariat.«

»Also stimmen die Gerüchte doch?«, fragte sie aufgebracht und schien plötzlich steigerndes Interesse zu haben.

»Gerüchte?«, hakte ich nach. Immerhin wollte ich nicht gleich mit ‚Huntern’ um mich schmeißen.

»Ja, dass Vincent hier ist. Ist er es, weißt du das?«

»Äh, ach so. Nein, tut mir Leid, das weiß ich nicht. Ich habe Kiyoshi seit heute Morgen auch nicht mehr gesehen.« Das war zwar gelogen, aber ich wollte die gesamte Schule nicht in Aufruhr bringen.

»Verstehe …«, murmelte sie vor sich hin. Dass es sogar die Lehrer erreicht hat, war erstaunlich. Hier kannte man jeden, hier wusste man wahrscheinlich auch, wer mit wem zusammen war und wer mit wem Schluss gemacht hat. Wie ein kleines Dorf, indem die Tochter noch mit dem Nachbarsjungen verlobt wurde.

»Na gut. Dann komm mit, ich muss ja jetzt auch in die Aula.«

Ich nickte kurz und folgte ihr den Gang zurück. Warum sie die Leinwände dabeihatte, wusste ich auch nicht, immerhin sprach sie ja von Theorie, aber was ging’s mich an. Wir kamen ins Foyer, es wurde langsam leerer. Da klingelte es auch schon wieder. Einige Türen wurden schon geschlossen, andere standen noch offen. Hier begann der Unterricht ja wirklich punktgenau. Ich seufzte innerlich.

Wir gingen an der großen Treppe vorbei und steuerten auf eine mächtige Milchglastür an. Sie war mit dunklem Gold verziert, hatte Griffstangen aus Rosensträngen. Im Allgemeinen sah sie sehr barock aus. Über ihr stand in alter Schrift »Academy Red Rose«. Das war wohl diese Schule.

»Machst du mir eben die Tür auf?«, fragte sie freundlich und zeigte mir, dass sie die Hände wegen der Leinwände voll hatte. Ich nickte, und stemmte die schwere Tür auf. Frau Aoki betrat die riesige Halle. Viele Stühle standen in ihr, aneinander gereiht. Eine große Bühne mit vielen Lichtern und schweren, dunkel­roten Vorhängen bildeten das Ende der Aula. Große Fenster, die bis an die Decke gingen, schmückten den Raum, ließen ihn freundlich wirken. Seltsamerweise waren hier keine Vorhänge, sondern nur Rollläden, die ein Stück heruntergelassen wurden. Einige Schüler, diese nämlich aus dem bekannten Kurs, tummelten sich auf der Bühne, auf Stühlen oder liefen in der Aula rum.

»So setzt euch bitte«, rief Frau Aoki und ging zur Bühne und legte sie Leinwände ab. Alle anderen Schüler gingen zügig zu ihren Stühlen und setzten sich. Ich platzierte mich eine Reihe hinter den anderen und legte meine Sachen ab. Dann drehte sich ein Mädchen um.

»Hallo Hiro«, sagte sie monoton. Ich sah ihr ins Gesicht, überlegte kurz.

»Oh …«, brachte ich nur raus. Es war das Mädchen von Hauswirtschaft. Sie hatte wohl jetzt herausgefunden, dass ich Hiroshi und nicht Kiyoshi war. Sie versuchte zu lächeln und drehte sich wieder um. Sie war wohl etwas wütend …

»So, heute haben wir unsere Theoriestunde. Ich bin dafür, dass wir uns mal eure Bilder ansehen, sie beschreiben und versuchen die stilistischen Mittel zu finden, die ebenfalls in der Barockzeit zu finden waren. Damit meine ich Verzierungen, Spielereien …«

Ich blockte einfach ab. So etwas interessierte mich weniger. Kunstgelaber über alte Zeiten war nicht mein Fall. Erst als es um die Aufgabenstellung ging, lauschte ich wieder kurz.

»Ich verteile die Leinwände hier auf der Bühne. Ihr seht sie euch an und macht euch Notizen. Hiro, mach dir bitte auch welche.« Sie lächelte mich an und winkte etwas. Ich nickte freundlich und holte meinen Block raus. Zwar hatte ich dazu weniger Lust, aber es war besser, als nur dazusitzen und mir Sorgen zu machen. Obwohl ich nicht der Überzeugung war, dass Bilderbeschreiben derart ablenkend war. Der Kurs erhob sich langsam, während Frau Aoki wieder von der Bühne ging. Sie kam auf mich zu.

»Bleibst du jetzt den Rest des Schuljahres hier? Die Uniform steht dir gut«, bemerkte sie. Doch ich schüttelte den Kopf.

»Danke, aber ich bin am Freitag wieder auf der Rückreise.«

»Oh, du wohnst nicht hier?«

»Nein, ich wohne im Süden.«

»Da ist es sicher schöner als hier.« Dabei zwinkerte sie mir zu und ging. Ich nickte für mich. »Ja, da ist es schöner …«, murmelte ich vor mich hin und begab mich auf die Bühne zu den anderen. Die Bilder sahen alle überwältigend aus. An ihnen standen Zahlen, ich nahm mal an, das war zur orientieren. Ich begann also mit dem ersten. Es sah schön aus, mit viel rosa. Sicher von einem Mädchen. Ich wollte schon den Stift ansetzen.

»Schreib bloß nichts böses«, kicherte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und blickte in ihr Gesicht.

»Äh, nein. Es ist wirklich schön«, gab ich zu und war etwas überrascht, dass sie anscheinend doch nicht so wütend war. Sie stellte sich neben mich und nickte etwas. »Die sind alle schön hier«, fügte sie hinzu.

»Ja, das stimmt wohl. Aber keins ist so rosa wie deins«, spaßte ich und versuchte zu lächeln. Sie lächelte zurück und hielt ihren Block an ihre Brust. Sie war wirklich niedlich.

»Wieso hast du heute Morgen nicht gesagt, dass du nicht Kiyoshi bist?«, fragte sie nun und ging mit mir zum nächsten Bild.

»Na ja, ich wollte, aber Kat quatschte mir ja ins Wort. Tut mir Leid.«

»Hm«, sie zuckte mit den Schultern, »Schon okay.«

Ich lächelte wieder und machte mir einige Notizen auf meinem Block. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob ‚schön’ oder ‚bunt’ wirklich zu einem Ergebnis führen konnte.

»Wusste nur nicht, dass Kiyoshi einen Zwillingsbruder hat«, sagte sie und machte sich ebenfalls Notizen. Sie war Linkshänderin. Sah lustig aus, wie sie ohne Unterlage auf einem Block schrieb

»Tja, lustig, oder? Könnte man schöne Streiche spielen …«, scherzte ich und blickte in ihren entsetzten Ausdruck.

»Im Ernst? Ihr würdet alle verarschen?«, fragte sie ungläubig.

»Als ob Kiyoshi das tun würde.«

»Deswegen ja.«

»Niemals.«

»Ich denke auch.«

»Ich schon eher.«

Sie blickte auf.

»Echt?«

»Klar. Ich liebe es, Scheiße zu bauen. Ich habe dafür schon Medaillen und Urkunden bekommen.«

Sie lachte laut los.

»Nicht im Ernst!«

»Doch. So Dinge wie ‚Hausverbot’ oder ‚Strafzeugnis’. Am besten war immer noch der Pokal unserer Schule, den ich mit meinem Kumpel geklaut hatte.«

Da lachte sie wieder, hielt sich ihren Block vor den Mund. Als sie sich wieder beruhigt hatte, lächelte sie mich an.

»Du bist viel lustiger als Kiyoshi.«

Ich sah in ihr glückliches Gesicht und hoffte, dass ich nicht gerade etwas Dämliches getan hatte.

»Ach, das ist keine Kunst.«

Doch sie lachte wieder.

»Findest du?«

»Er ist ein ziemlicher Stoffel. Aber eigentlich ist er der beste Bruder der Welt.«

Doch dann versiegte ihr Lächeln. »Echt?«

Wir waren mittlerweile beim vierten Bild, doch meine Notizen wurden nicht besser.

»Ja, er ist immer da, wenn man ihn braucht. Außerdem kann man mit ihm über alles reden. Er hört immer zu und gibt Ratschläge, solange er die geben kann.«

Sie nickte, blickte zu Boden und sagte nichts. Wahrscheinlich hatte ich ihre ‚Kiyoshi Vorstellung’ ganz schön zerstört.

»Ist er wirklich so nett?«, fragte sie dann und schien mir nicht ganz glauben zu wollen.

»Ja, natürlich.« Was tat ich denn da? Ich machte meinen Bruder für ein Mädchen schön, obwohl er mir gehörte. Ich war auch wieder mal unglaublich blöd.

»Hm, wenn du das sagst, dann glaube ich dir mal.« Dann lächelte sie wieder. »Ach, übrigens: Ich bin Rebecca. Du bist Hiroshi, stimmt’s?«

»Ja, aber bitte Hiro. Mein voller Name klingt so spießig.« Da kicherte sie wieder und winkte ab, ich solle nicht solche Späße machen. Obwohl ich das als weniger spaßig empfand. Langsam widmete ich mich wieder den Bildern zu. Da kam Kiyoshis Bild. Es war schon fast fertig, wie alle anderen auch. Doch seins war anders. Sehr anders. So dunkel und düster, fast wie kleine Gegenstände in einem dunklen Raum, ohne irgendein Fenster. So, wie er sich vielleicht manchmal fühlte. Einsam und verlassen in einem dunklen Raum, ohne Zuflucht. Auch wenn es nur ein Bild war. Es sagte so viel.

Ich kniete mich zu der Leinwand, strich sanft über die Bemalung.

»Das hat Kiyoshi gemalt, oder?«, fragte Rebecca hinter mir. Ich nickte. »Der hat immer so düstere Bilder«, fügte sie hinzu und seufzte etwas.

»Kann ich mir vorstellen.« Ich stand wieder auf und setzte meinen Gang mit Rebecca fort. Hin und wieder wurde sie von ihren Freundinnen gerufen, sie lachte gemeinsam mit ihnen, aber sie wich nicht von meiner Seite. Manchmal fragte sie mich, wie ich ein Bild fand, was ich dazu aufschreiben würde. Sie gab mir auch Ratschläge, wie ich mich besser bei solchen Dingen ausdrücken könnte. Eigentlich war sie sehr nett. Aber sie hatte so eine Art an sich, die sich nie mit Kiyoshi in Einklang bringen könnte. Eine Art, die nicht zu ihm passen würde. So aufgedreht und fröhlich, hell und freundlich. Das genaue Gegenteil von Kiyoshi. Gegensätze zogen sich ja manchmal an, aber in diesem Fall waren es einfach zu viele Unterschiede. Kiyoshi bräuchte jemanden, der ihn versteht und auch mit ihm leiden könnte. Ich be­fürchtete, dass Rebecca nie dazu im Stande wäre. Im Stande, auch einfach Dinge nur negativ zu sehen. Ich schätzte sie als eine große Optimistin ein, die die meisten Dinge als etwas Schönes und Gutes ansah. Eigentlich war Kunst genau das richtige Fach zum hineininterpretieren. Ein Bild kann schön und hässlich zugleich sein, es kommt immer ganz auf den Betrachter an und aus welcher Perspektive man es betrachtet.

Nachdem ich mit Rebecca alle Bilder beschrieben hatte, setzten wir uns auf die Kante der Bühne. Frau Aoki schien es weniger zu stören, dass manche mit ihrer Aufgabe schon fertig waren. Sie war viel zu vertieft in ihren Unterlagen, als dass sie bemerken würde, wie manche Schüler untätig auf ihren Stühlen saßen. Nach einigem Schweigen, brach Rebecca die Stille:

»Hat dich Kiyoshi jetzt eigentlich wirklich gebissen?«

Ich schwieg weiter. Beachtete die Frage gar nicht. Starrte einfach geradeaus.

»Hey, Hiro. Hast du mich gehört?«

»Ja, habe ich.«

»Und? Hat er?«

»Das …«, fing ich an, stockte aber. Sie lauschte auf, sah mich interessiert an. »Das, tut mir Leid, ist eher eine private Sache. Ich denke es ist besser, wenn das bei mir und Kiyoshi bleibt.« Dabei lächelte ich sie an und hoffte auf Verständnis. Sie nickte zu meiner Verwunderung und sah nach vorne.

»Ja, ich denke auch. Immerhin gibt’s ja jetzt einigen Ärger deswegen.«

»Also ich weiß nicht wieso hier alle so aufgeregt sind. Hier hat doch keiner irgendetwas mit der Sache zu tun, oder?« Mein Unterton schien etwas genervt, da Rebecca lachte und sich wieder zu mir umdrehte.

»Ich finde schon. Immerhin ist dein Bruder der einzige Reinblütler hier auf der Schule. Er ist die Respektperson, jeder achtet ihn. Wenn er nicht mehr hier wäre, würde das ganze System zusammenbrechen.«

»Im Ernst? Kiyoshi ist doch schon fast unbedeutend … So machte es jedenfalls immer den Anschein.«

»Der Schein trügt. Er ist zwar still und sagt kaum was, trotz­dem braucht er nur einen Finger zu rühren und alle stehen gerade, trotzdem er allen ein wenig suspekt ist.«

»Wow … Hier lernt man nie aus.« Da musste sie wieder lachen, wurde jedoch schnell wieder ernst.

»Also, wenn Kiyoshi weiterhin so ein schlechtes Vorbild bleibt, wird er wahrscheinlich von der Schule geschmissen und es wird ein neuer Reinblütler hergeholt.« Ich zuckte ein wenig zusammen. Es würde einfach ein Ersatz geholt werden?

»Wieso schlechtes Vorbild? Ich finde ihn ein hervorragendes Vorbild.«

»Ja, sicher. Das ist er ja auch. Aber solche Sachen schreiben die sich direkt auf die schwarze Liste.« Rebecca wurde immer leiser mit ihrer Stimme.

»’Die’?«, hakte ich nach, da ich ihr unbehagliches Verhalten im Augenwinkel bemerkte.

»Der Oberstudienrat des Clans ‚Red Rose’«, flüsterte sie, »Eine gewaltige Organisation, die die Fäden zieht; im gesamten Clan. Wenn hier jemand etwas Dummes tut, dürfte er schneller als ihm lieb ist dafür büßen müssen. Sie führen schwarze Listen und wenn sich bei einigen etwas anhäuft …«

»Das ist ja schon fast eine Diktatur, die die hier aufstellen!«, brach ich empört ihren Satz ab. Sie erschrak etwas, sah mich entsetzt an. Schnell fasste sie sich wieder und setzte wieder an.

»Na ja. So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Aber trotz­dem sollte man nicht einfach blind durch die Welt laufen. Grade wir als Unsterbliche nicht.«

Wir schwiegen und sahen zu Boden.

»Ja … Unsterbliche…«, wiederholte ich dieses erschütternde Wort. Es war Realität geworden. Sonstige Horrorfilme, die ich mir im Stuss mit meinen Freunden nachts mit viel Bier und Nachos reingezogen hatte, waren nun schreckliche Wahrheit geworden. Ich lebte von nun an in einer abgeschnittenen Welt, in der es noch zuging wie bei Hitler im zweiten Weltkrieg. Wer sich nicht dem System anpasste, wurde dem System angepasst. Ansonsten wurde er ausgelöscht.

Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, als ich die Tür zum Foyer aufgehen hörte. Herein kam die alte Schrulle aus dem Sekretariat. Mit grimmiger Miene stapfte sie in die Aula, vorbei an Frau Aoki, die ihr nur verwirrt hinterher sah. Sie packte nach meinem Arm und zog mich wortlos von der Tribüne.

»Hey! Was soll das?«, rief ich ihr zu, versuchte mich von ihren Kunstnägeln zu befreien.

»Komm mit. Der Direktor will dich sprechen«, motzte sie mit strengem Unterton und zog mich durch die Aula.

»Frau Thymister? Ist alles in Ordnung?«, fragte Frau Aoki schüchtern und stand sachte von ihrem Stuhl auf, als wir an ihr vorbeirauschten.

»Ja, sicher. Er ist für heute vom Unterricht suspendiert.« Damit schnappte sie sich meine Tasche und riss mich aus dem Raum.

»Wohow! Mal langsam!«, rief ich ihr zu, »Darf ich da auch ein Wörtchen mitreden?«

Abrupt blieb sie stehen und drehte sich zu mir um. Ich wäre beinahe in sie gelaufen.

»Du hörst mir mal ganz genau zu«, zischte sie mir zu, »Dein Bruder sitzt vor einem Hunter, kurz davor die letzten Stunden zu verbringen. Der Direktor will mit dir sprechen, sodass Vincent sich doch noch beschwichtigen lässt. Immerhin geht es hier um einen riesigen Fehler, den dein Bruder begangen hat!«

Ich hielt die Luft an. Meine Augen starrten in ihre. Entsetzung, Trauer, Wut, Verwirrung und noch so viele andere Emotionen flossen durch meine Adern. Tränen drückten sich durch meine Augen.

»Er … wird sterben?«, flüsterte ich neben der Rolle. Das schrecklichste der Welt würde stattfinden.

»Im Moment, ja.« Sie ließ wieder ein Stück Abstand von mir, behielt aber ihre arrogante Visage. »Und jetzt komm.«

Schnell liefen wir den Gang entlang. Kein Schüler war zu sehen, einfach gähnende Leere, wie immer. Wir stürmten die Treppe hoch, während mein Herz wie verrückt klopfte. Meine Gedanken überschlugen sich, wie ich ihm am besten folgen könnte. Dass ich darüber nachdachte, wie ich mich am besten umbringen könnte, ließ noch mehr Tränen über meine Wange fließen. Als wir im Sekretariat standen, klopfte sie zaghaft an der Tür des Direktors an. Während sie abwartete, wischte ich mir die Tränen weg. Dabei stach der Geruch von ihm in meine Nase. Es waren sein Blazer und sein Hemd. Ich musste mich wirklich beherrschen nicht wieder zu weinen.

Die Tür öffnete sich und der nette Direktor spähte durch den Türschlitz.

»Hiroshi, gut, dass du da bist. Komm doch bitte rein.« Damit öffnete er die Tür noch ein Stück. Ich trat mit starkem Herzklopfen in den Raum. Er war leicht abgedunkelt, wie alle Räume in diesem Gebäude. Die Atmosphäre wirkte schon so negativ, dass mir ein weiterer Schauer über den Rücken lief. Ich blickte durch den Raum. Auf einem Sessel, der direkt am Fenster stand, saß Vincent. Er sah mich vernichtend an. Sein langer schwarzer Mantel fiel sachte von dem großen Sessel, während seine Mimik unergründlich blieb. Die langen schwar­zen Haare glänzten in der leichten Sonne, die durch das Fenster schien. Trotz dem eigentlich angenehmen Bilde, versprühte er eine recht abweisende Aura. Ob es auf menschlicher oder vampirischer Ebene war, ich spürte es eindeutig: Er war ein Mensch. An ihm war nichts Totes. Alles Lebende an ihm, stach wie ein schwarzes Schaf heraus.

Der Direktor schloss die Tür und seufzte kurz.

»Setz dich doch, Hiroshi.« Er wies auf einen weiteren Sessel, der weiter hinten im Schatten stand. Ich fasste all meinen Mut zusammen und schluckte die Angst förmlich runter.

»Nein, danke. Ich habe nicht vor lange zu bleiben. Wo ist mein Bruder?«, sagte ich bestimmt, mit einem riesigen Haufen Angst im Unterton.

»Hiroshi, bitte, jetzt …«, fing der Direktor an, doch Vincent unterbrach ihn. Eine dunkle Bassstimme fuhr wie ein halber Singsang durch meine Ohren.

»Lassen Sie gut sein, er will ihn doch nur sehen.« Dabei hob er seine Hand und grinste mich hämisch an. Vorsichtig legte er sie auf ein seidenes Tuch, welches über einem großen Gegens­tand lag. Ich stutzte. Da wird doch nicht …?

»Vincent, wir hatten vereinbart, dass er ihn vorerst nicht sieht!«, warf der Direktor ein, doch schon mitten im Satz hatte Vincent das beigefarbene Tuch abgerissen. Es flatterte durch den Raum, bis es auf den Boden fiel.

 

»Kiyoshi!«, rief ich und lief auf ihn zu. Er saß auf einem anderen Sessel, Beine und Arme gefesselt, auch der Mund war mit einem Tuch bedeckt. Seine Augen sahen entsetzt aus, als er mich sah. Er setzte sich ein wenig auf. Schnell riss ich ihm das Tuch vom Mund und umarmte ihn stürmisch.

»Kiyoshi, ich bin so froh, dass es dir gut geht!«, schrie ich ihm fast ins Ohr. Unkontrollierbare Tränen rollten über meine Wange.

»Hiro …«, flüsterte er und schien die Umarmung zu genießen.

»Wie niedlich«, erbrummte die gefährliche Stimme hinter mir. Schnell drehte ich mich um und starrte in die eisblauen Augen von Vincent. »Jetzt sag mir nicht, er hat dich aus Liebe getötet.«

»Vincent, bitte werden Sie nicht zynisch. Sie wissen doch worum es hier geht …«, kam es vom Direktor.

»Um Bruderliebe? Herrje, werden Sie doch nicht gleich so sentimental …« Bedrohlich ging er einige Schritte durch den Raum. Der Direktor schien machtlos zu sein, da er nur an der Tür stand und Vincent hilflos zusah, wie er seine Schritte durch den Raum machte. Wie eine Beute umringte er uns, blickte uns erniedrigend an. Schützend umschlang ich Kiyoshis Kopf und blickte verängstigt zu ihm rüber.

»Kiyoshi Kabashi … Wieso hast du deinen Bruder getötet?« Sein Blick durchbohrte uns, wie eine Schrotflinte ihre Ziel­scheibe.

»Ich … Ich sagte doch bereits, dass es ein Unfall war und keine böse Absicht …«, brachte Kiyoshi heiser raus.

»So ein Schwachsinn …«, murmelte Vincent ungläubig, schüttelte den Kopf und sah mich schließlich durchdringend an.

»Hiroshi Kabashi … Wieso hast das zugelassen?«

Ich stutzte. Ich konnte mich doch gar nicht wehren, war das erste was mir durch den Kopf schoss. Natürlich hätte ich ihm mit dem Schreibtischstuhl eine rüber hauen können, sicherlich hätte ich mich in Superman verwandelt und hätte ihn zusammen­schlagen können. Für sarkastische Gedanken war keine Zeit. Vincent wurde genervt:

»Hiroshi! Antworte!«, brummte er mit bestimmender Stimme. Ich zuckte leicht zusammen.

»Was hätte ich denn tun sollen …? Es war meine Schuld... Ich hab es herausgefordert! Mir blieb am Ende keine Wahl, als es zuzulassen... «, flüsterte ich in Kiyoshis Haare. Vorsichtig umschlang ich ihn fester. Mein Herz klopfte fürchterlich. Mein Atem stockte. Wenn es jetzt gleich vorbei sein würde - dann mit ihm.

»Was hätte schon der arme Hiroshi tun sollen, so schwach wie er war, als Mensch, verloren in den Armen seines Bruders, hätte ja nie erwartet, dass es sich bei seiner Familie um blutrünstige Vampire handelt …« Immer wieder lief er um uns herum, redete wie ein Wasserfall, drückte sich immer höhni­scher aus. In mir stach es. Ich bekam kaum Luft. Mir wurde leicht schwarz vor den Augen.

»N-Nein …«, murmelte ich, hielt mich an Kiyoshi fest, um nicht umzukippen.

»Hiro? Hiro, ist alles in Ordnung?«, fragte er sofort besorgt. Er sah mich an, doch seine Augen verschwammen in meiner Sicht. Alles um mich herum drehte sich.

 

Da kam er wieder. Der Schmerz.

 

Ich schrie auf, spürte noch den harten Boden unter mir. Der Direktor sagte irgendetwas, Kiyoshi schrie meinen Namen; mehrmals hintereinander. Dieses Flimmern von heute morgen wurde stärker, bis meine Sicht sich vollständig verdunkelte. Ich schnappte mehrmals nach Luft, versuchte mich in irgendeiner Weise zu beruhigen, damit mein Herz nicht so schmerzhaft gegen meine Brust hämmerte, doch nichts half. Ich ergriff meine Brust, krallte mich in sie, drehte und wendete mich auf dem Boden. Ich wälzte mich so sehr, dass ich meinen Körper mit meinem Kopf vom Boden abdrückte und nur meine Füße ihn noch berührten. Dann starrte ich in Vincents Gesicht. Wie er auf mich herab sah. Verachtend, ohne jeglichen Gefühle, starrten mich diese Eisblauen Augen an. Vernichtend.

Ich schnappte weiterhin nach Luft. Erst, als ich mich langsam an den Schmerz gewöhnt hatte, hörte ich meine Laute. Sie klangen tierisch, nicht menschlich, wie ein Dämon aus der Hölle. Meine Vampirzähne ragten aus meinen offenen Mund. Das Pochen hörte nicht auf, es dröhnte in meinen Kopf.

Auf einmal fasste mir Vincent an beide Arme, riss mich hoch und zog mich in eine Ecke des Zimmers. Kiyoshi schrie weiterhin, versuchte aufzustehen. Mehr konnte ich jedoch nicht vernehmen. Der Direktor holte die Schreckschraube, sie rannte verzweifelt hin und her. All diese Begebenheiten, diese Laute, dieser Schmerz machte mich innerlich verrückt.

»Siehst du das? Siehst du dieses Monster, Hiroshi Kabashi?«, schrie Vincent und drückte mich vor einen riesigen Spiegel. Ich wollte nicht hineinsehen. Mit alle Kraft drückte ich meinen Kopf nach oben, schrie mehrmals »Nein!« und verkrampfte mich immer mehr. Doch Vincents Kraft siegte über meine. Mit seiner rechten Hand drückte er meinen Kopf nach vorne und richtete ihn zum Spiegel.

 

Ich wusste nicht was schlimmer in dem Moment war. Der Schmerz in meiner Brust oder der widerliche Anblick im Spiegel.

Das Monster in mir, erwacht und geprägt. Die weiße Haut, mit grün-blauen Adern verziert, blau-lila Lippen mit weißen, spitzen Zähnen aus ihnen ragend, rot unterlaufende Augen, jegliches Augenweiß hatte den Kontrast der schwärze ange­nommen. Ich war ein Monster. Ein Dämon. Ein Untoter. Immer wieder gab ich diese Laute von mir, Hilfe suchend bewegten sich meine Augen durch den Raum.

»Willst du so enden? Willst du wirklich ein Monster werden, Hiroshi?«, schrie Vincent erneut, drückte mein Gesicht endgültig zu Boden. Ohne groß zu überlegen, antwortete ich:

»Nein! Nein! Niemals!«

Tränen flossen über meine Wange. Ich versuchte mich zu wehren, versuchte mich zu beruhigen. Ich wollte kein Monster werden. Aber ich wollte auch nicht sterben. Ich wollte doch nur ein Leben mit Kiyoshi führen. Mit meiner Mutter und meinem Vater. Mit meinen Freunden, mit Mamoru und mit allen anderen auf dieser gottverdammten Scheiß-Welt! Wieso ich? Wieso muss ich so leiden? Wieso musste es ausgerechnet mir passieren?

»Dann soll es so sein«, brüllte Vincent, zog einen langen Stab aus seinem Mantel und hielt ihn über meinen Rücken. »Dann bete dein letztes Gebet, Vampir.«

»Vincent, hören Sie sofort auf!«, rief der Direktor und ver­suchte ihn davon abzuhalten.

»Bleiben Sie wo Sie sind, Müllhaufen! Ich erledige nur meinen Job im Namen der Menschheit.« Ich hörte wie Vincent seinen Griff um den Holzstab festigte.

Ich hatte gesagt, ich wolle lieber sterben. Ich hatte gesagt, dass ich nie ein Vampir werden will. Ich hatte sie alle verdammt, sah keinen Ausweg aus meiner Situation. Ich sehe ihn auch immer noch nicht …

 

»Kiyoshi!«, schrie ich mit aller Kraft, die ich noch hatte. Obwohl ich kaum etwas sah, kaum Luft bekam, kaum noch irgendetwas spürte, außer den stechenden und heißen Schmerz in meiner Brust, wollte ich leben. Oder was es halt dazwischen gab, zwischen Leben und Tod. Für ihn.

Ich sah meinen Geliebten im Augenwinkel auf mich zukom­men, der Direktor hatte ihn befreit. Doch alles ging so schnell.

Vincent rief »Stirb!«, ließ mich los, packte den Stab mit beiden Händen an, holte noch Schwung. Ich versuchte mich schnell wegzubewegen, doch mein Herz ließ es nicht zu. Ich streckte Kiyoshi meine Hand entgegen, doch er nahm sie nicht. Er umfasst mich, drückte mich hoch. Der Stab kam auf dem Boden auf, ich hörte es noch.

Vorbei, dachte ich. Ich lebe, Kiyoshi hatte mich gerettet. Er umarmte mich von hinten, hielt mich auf den Beinen. Wir torkelten zu einer Wand.

 

»Nein! Ihr sollt sterben, Drecksvampire!«

 

Es spritzte. Ich wurde gegen die Wand gedrückt. Ich sah nach unten, sah die rote Flüssigkeit aus meinem Bauch kommen. Aus dem Loch, aus dem Stab, aus den Händen von Kiyoshi. Ich realisierte nichts. Erst, als sein leises Stöhnen in meine Ohren drang und wir zu Boden fielen, wurde alles schlagartig schwarz und ich wusste: Es war vorbei.



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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  hayamei
2015-08-25T17:33:35+00:00 25.08.2015 19:33
Boahhh alter, ich krieg so Gänsehaut, wie toll das alles erzählt wird
Von:  Roxi_13
2015-07-03T20:23:58+00:00 03.07.2015 22:23
Herr im Himmel
Was ist denn jetzt da passiert?
Hoffentlich nichts schreckliches

Von:  Annemi91
2015-07-03T17:40:38+00:00 03.07.2015 19:40
Oh mein Gott... Was passiert jetzt? Du stehst doch hoffentlich auf 'n Happy End, oder?! XD Ich mag es nicht, wenn eine Story nicht gut endet. :D

Und dafür das wir gestern umsonst gewartet haben, hättest du ruhig gleich das nachfolgende Kapitel hochladen können. :P XD


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