My Dear Brother von ellenchain (The Vampires) ================================================================================ Kapitel 18: "Nicht gut" ----------------------- »Kiyoshi …« Genüsslich flüsterte ich seinen Namen und zog ihn weiter an mich. Ob es Verwirrung war? Oder einfach die Sehnsucht nach Liebe? Die Anziehungskraft unter Zwillingen? Dass er mein Bruder war? Er ein Vampir war und die Anziehungskraft manuell ausübte? Oder wirklich einfach die pure Zuneigung zu einer Person, die mir bis vor wenigen Tagen noch so fremd und jetzt so nah war?   Das, was ich tat, war tabu. Das, was ich in dem Moment dachte, erst recht. Das, was ich am liebsten mit ihm getan hätte, dürfte ich wahrscheinlich noch nicht mal in einem stillen Kämmerchen tun. Wenn Mom das sehen würde, würde sie weinen. Dad sicher auch. Obwohl er schon ein Machtwort ausgesprochen hatte. Wieso kann ich mich nicht einfach daran halten? Regeln brechen lag mir zwar schon immer gut, aber warum gerade diese? Es fühlte sich wie damals im Bad an, nur viel besser. Nur viel angenehmer. In diesem Moment, hätte er nur seine Arme um meinen Hals legen müssen und ich hätte nicht mehr an mich halten können. Gut, dass er es nicht tat. Immerhin waren wir noch vor der Schule, im Grunde hätte nur jemand aus dem Fenster gucken müssen und er hätte uns gesehen.   Dieser Kuss war so wunderschön. Ich spürte seine weichen Lippen an meinen, die etwas rauer waren. Sein sanfter Atem lag auf meiner Haut, während sein Duft wie benebelnd auf mich einwirkte. Ich hätte ewig so verharren können.   »Was zur Hölle tust du da, Hiro?«, rief Kiyoshi auf einmal und drückte mich mit aller Kraft weg. Er stand sofort auf und sah mich verschreckt an. Wie lange hielt der Kuss denn an? Eine Minute? Oder doch nur wenige Sekunden? Ich starrte ebenfalls etwas verwirrt zu meinem Bruder, der sich über den Mund strich. Mit der Zeit wurde sein Gesichtsaus­druck wieder hart und verbittert. Damit drehte er sich um und öffnete die mächtige Eingangstür. »Wir sollten zurückgehen.« Mit diesen Worten verschwand er im Gebäude. Noch wie angewurzelt blieb ich auf der kleinen Mauer sitzen. Was ich da getan habe? Das fragte ich mich in dem Moment auch. War das richtig? Sicher nicht. Ich habe meinen Bruder geküsst. Einfach so. Weil mir danach war. Weil ich es wollte. Weil ich es verlangte.   »Widerlich …«, murmelte ich für mich, wischte mir ebenfalls mit dem Handrücken über den Mund und betrat das Schulge­bäude.   Vorsichtig ging ich wieder den Klassenraum, indem noch alle Schüler fröhlich weitermalten. Der erste Blick von mir fiel sofort zu meinem Bruder, wie er weitermalte. Als ob nichts gewesen wäre. Wie vorhin. Er scheint darin geübt zu sein. »Ist wieder alles in Ordnung, Hiroshi?«, fragte Frau Aoki freundlich und kam auf mich zu. »J-Ja. Es geht wieder, danke«, versuchte ich ihr mit einem Lächeln zu vermitteln. Sie nickte zufrieden und deutete auf meine Kohlezeichnung. »Sie musste leider viel Wasser einstecken. Vielleicht kannst du es wieder etwas nachgehen. Sie sieht nämlich wirklich schön aus.« Mein Blick verharrte auf dem DinA3 Blatt, das mit schwarzer Kohle verschmiert war. Dann schüttelte ich den Kopf. »So finde ich es gut.« »Aber -…« Doch ich ging schon wieder zu meinem Platz. Die Kohle­zeichnung, die unser Wohnzimmer darstellte, war nun mit meinen Tränen beschmiert. Moderne Kunst aus Emotionen nennt man so etwas heutzutage. Vielleicht zeige ich es irgendwann meiner Mutter, sodass sie nie wieder auf die Idee kommen würde mich hierher zu schicken. Wobei das wahrscheinlich nach vollendeter Verwandlung nicht mehr möglich sein wird … Ich seufzte vor mich hin. Kiyoshi beachtete mich gar nicht, selbst dann nicht, als mein Blick zu ihm haschte. Der Tag konnte einfach nicht noch besser werden. Es steigerte sich nur noch ins schlechtere. Von Stunde zu Stunde. Und ich hatte noch eine Menge Stunden vor mir, das konnte ich mir denken.   Immerhin war das schon die sechste Stunde. Die Erlösung kam vielleicht doch bald? Schweigend verbrachte ich den Rest der Stunde neben Kiyoshi und beobachtete ihn, wie er weiter an seinem Bild malte. Er schien sich von meinem starren Blick nicht stören zu lassen. Strich für Strich arbeitete er an seinem Kunstwerk. Einerseits faszinierend, aber andererseits auch stink langweilig. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und nickte wohl kurz weg. Es dauerte nicht lange, da saß ich auf meinem Bett. Schwei­gen umhüllte mich. Nicht einmal mein Herz schlug. Kein Vogel zwitscherte, obwohl die Sonne gerade erst unter ging. Vor­sichtig blickte ich an mir runter. Ich trug diese Dinge, diese Kleidung aus meinem anderen Traum. Ich war mir also bewusst, dass ich nur träumte. Oder vielleicht doch nicht? Ich fühlte mich so tot. So tot, wie der Tod nur sein kann. Ein leises Quietschen kam von der Tür. Sie öffnete sich einen Spalt und herein kam eine Person. Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen. Sie trug eine enge, schwarze Jeans und ein Hemd. Oder war es eine Bluse? Ob es Mann oder Frau war konnte ich noch nicht einmal erkennen. Es fühlte sich an, als könnten sich meine Augen nicht richtig öffnen. Als würden sie darum kämpfen wollen, nichts sehen zu wollen. Die Person kam langsam auf mich zu. Schien sie zu grinsen? Ich wusste es nicht. Vorsichtig öffnete ich meinen Mund und wollte schon nach etwas fragen, doch mir entfiel was genau. Noch immer waren meine Augen wie betäubt. Doch meine Ohren konnten mich nicht täuschen. »Hiro …«, kam seine Stimme mir entgegen. Ich blieb ruhig auf der Bettkante sitzen und ergriff nur seine zarten Hände, die er mir hinreichte. Vorsichtig zog ich ihn an mich. Er setzte sich auf meine Beine und schlang seine Arme um meinen Hals. Was ging da vor sich? In mir schrie es, ich solle weglaufen. Ich solle mich wehren, so schnell wie möglich fliehen, bevor er mich packte. Doch mein Körper rief da etwas anderes.   Vorsichtig drückte ich meine Lippen auf seine. Sie waren so zart und weich, so angenehm. Meine Hände strichen über seine schmale Hüfte und drückten mein Gegenüber näher an mich. Ich genoss den leidenschaftlichen Kuss. Als ich über seine zarten Lippen leckte und um Einlass bat, öffnete er tatsächlich seinen Mund. Unsere Zungen spielten ein wenig miteinander. Sein Atem wurde schneller, so wurden auch unsere Be­wegungen heftiger. Ich strich mit meinen Händen unter sein Hemd und streichelte seine nackte Haut. Als seine Hände unter meinen Hemdkragen fuhren, kam in mir ein gewaltiger Schauer hoch. Diese kalten Hände, die sich so tot anfühlten. Ich hatte mich wirklich noch nicht daran gewöhnt? Es dauerte nicht lange, da knöpfte ich sein Hemd immer weiter auf, nur um es am Schluss neben dem Bett fallen zu lassen. Sein Körper war so zärtlich und weich, fast wie bei einer Frau, aber doch an manchen Stellen muskulös und stark. Er zog mir langsam mit seinen zarten Fingern den Blazer und das Hemd aus. Die Krawatte ließ er wie eine Kirsche auf der Torte auf den Kleiderhaufen neben meinem Bett sinken. Sanft drückte ich ihn in mein Bett und löste mich von seinem Mund. Zärtlich und ganz vorsichtig leckte ich an seinem Kinn entlang, bis zur Brust, wo ich ihn mehrere Male küsste. Ob ich ihm Knutschflecken machte? Das wusste ich nicht, aber es erregte mich, sein leises Stöhnen zu hören. Ich strich ihm immer wieder um die Taille bis ich mich zur Hose durchgeküsst hatte. Dort öffnete ich seinen Knopf und strich ihm über seinen Boxershortsbund. Als ich meine Hand über seine empfindliche Stelle streifen ließ, stöhnte er leicht auf.   War das wirklich nur ein Traum? Es fühlte sich so real an. Ich blickte kurz auf, ob ich überhaupt so weit gehen durfte, aber als ich sein errötetes Gesicht sah, dass nur vor Erregung strotzte, konnte ich nicht mehr aufhören. Ich zog ihm seine Hose aus und wollte mich schon an die Boxershorts begeben, da zog ich ihn noch einmal an mich heran und küsste ihn leidenschaftlich. Seine Erregung stieß mehrmals gegen meinen Hüftknochen und auch ich konnte nicht verleugnen, dass es mich nicht minder erregte. Im Flusse des Verlangens, rutschte ich wieder zwischen seine Beine und zog ein Stück an seiner Shorts, um ihn …   »So, dann bitte abgeben«, rief die schrille Stimme von Frau Aoki. Meine Augen waren weit geöffnet und ich starrte geschockt in den Raum. Die Schüler gaben einzeln ihre Bilder ab und packten ihre Sachen zusammen. Auch Kiyoshi ging zu Frau Aoki. Als er wieder zu seinem Platz kehren wollte, blickte ich ihm direkt in die Augen. Und da kam sofort dieses Gesicht aus meinem Traum wieder hoch. Dieses errötete Gesicht, welches Bände sprechen könnte. »Ist was?«, fragte er schroff, als er seine Sachen ebenfalls einpacken wollte. »Äh … Nein … Nichts …« Als ob nichts wäre. Meine Fantasie war gut in Takt. Oder gerade nicht. Was war nur mit mir los? Ich wollte es mit meinem Bruder … tun? Ich wollte Sex mit ihm? Wie absurd ist denn dieser Gedanke? Was für widerliche Vorstellungen plagen denn da mein Gehirn? Er ist ein Mann, mein Bruder, mein Zwilling zu guter letzt. Er dürfte das nie erfahren, nie und nimmer. Würde er das erfahren, hielte er mich bestimmt für oberschwul. Okay, für das könnte er mich jetzt sowieso schon halten. Immerhin habe ich ihn vorhin geküsst. Und dafür würde mir ausnahmsweise mal keine Ausrede einfallen, wenn die Frage nach dem Grund kommen würde. Mir fiel noch nicht mal eine für mich selbst ein, um mir dieses (Fehl-)Verhalten erklären zu können. Im Grunde wollte ich gar nicht wissen, was er von mir dachte. Aber wenn ich mich so an die Situation erinnerte, hatte er schon mitgespielt. Die ersten Sekunden des Schrecks wahrscheinlich … »Komm, wir haben jetzt eine Stunde Pause«, sagte mein Bruder in seinem anmutigen Ton und schwang seine Tasche gekonnt um die Schulter. Zögerlich schnappte ich mir auch meine und hing sie mir um. Kiyoshi verließ den Kunstraum und verabschiedete sich von zwei Mädchen, die ihm zuwinkten. Er hat noch mehr Freunde? Oha. »Echt? Eine ganze Stunde? Warum gehen wir nicht nach Hause?«, fragte ich Dummkopf natürlich, während wir beide den wieder sehr belebten Gang betraten. »Weil wir danach noch Unterricht haben.« »Wie lange denn noch?« »Drei Stunden.« »Uff …«, seufzte ich los. Noch so lange.   Auf dem Gang kamen uns Kat und Ichiru händchenhaltend entgegen. Wir blieben kurz stehen und schienen noch auf Yagate zu warten. Wir begrüßten uns nur kurz, dann trat sofort Schweigen ein. Um es zu brechen, ließ ich meine Neugierde spielen. »Sagt mal, geht mich ja eigentlich nichts an, aber … seid ihr zusammen?«, fragte ich Kat und Ichiru interessiert und deutete auf die fest umschlossenen Hände. Die Blicke der beiden gingen kurz zu den Händen, dann wieder zu mir. Sie lächelten glücklich. »Ja, seit knapp zwei Jahren«, antwortete Kat glücklich und umschlang Ichirus Arm. Dieser grinste auch zufrieden und nickte ein wenig. Ich versuchte zu lächeln. »Ach so. Das ist ja schön.« Was Besseres fiel mir in dem Moment nicht ein. Sofort trat wieder Stille ein. Wobei der Gang ziemlich laut und lebendig war, wurde es in unserem Grüppchen etwas unangenehm. Vielleicht bemerkte es unser Pärchen nicht ganz, aber zwischen mir und Kiyoshi war eine verdammt harte Spannung, die mir die Kehle zuschnürte. Ich drehte am Rad. Jedenfalls erklärte ich mir so meine seltsamen Handlungen. Ich wollte ihn küssen, unzählige Male, habe es im Endeffekt vorhin ge­schafft. Super. Zu guter letzt versinke ich in meinen Tag­träumen, wie ich heißen Sex mit meinem Zwillingsbruder in meinem Bett habe. Wobei wir natürlich noch nicht zum Hauptteil gekommen waren, was aber einerseits auch gut war. Ich wollte den Kunstraum nicht mit der Erregung verlassen, die ich in meinem Traum empfand. Das wäre ja noch die passende Krönung gewesen. Außerdem, was sollte Kiyoshi von mir denken? Was denke ich eigentlich über mich? Bin ich etwa … homosexuell geworden? Aber doch nicht mit meinem Bruder! Aber solche Gedanken habe ich normalerweise nur dann, wenn ich es dringend nötig habe, oder ich mit Jiro Pornos gucke. Wobei ersteres noch nicht allzu oft vorkam. Trotz allem waren das alles Frauen in meinen Träumen und keine Männer, die aussehen wie ich.   Yagate kam mit einem großen Kasten zu uns. Er lächelte schon von weitem und schien extrem stolz auf den Inhalt des Kastens zu sein. »Hey, Yagate, was ist da drin?«, fragte Ichiru neugierig und versuchte in die Kiste zu schauen. »Mein Geschichtsprojekt. Pompeji mit Gips nachgebaut«, erwähnte er stolz und präsentierte sein Werk. Es sah wirklich gut aus, wobei ich natürlich keinen blassen Schimmer davon hatte, wie Pompeji aussah. Kat lobte ihn groß und wollte es schon anfassen, da hielt es Yagate weg und steckte es wieder in den Kasten. »Lieber nicht anfassen, ist alles noch was instabil.«   Nach weiteren Bewunderungen und Lobredungen, verließen wir wie viele andere das Gebäude. Es war relativ warm, aber bewölkt. Kein Sonnenstrahl kam durch die dicke Wolken­schicht zu uns. Glück für die Vampire. Schlecht für mich. »Heute ist aber ein schönes Wetter. Es regnet mal nicht«, redete Kat das Wetter schön. Meine Miene verfinsterte sich von Schritt zu Schritt. Nicht nur ein miserabler Tag angesichts des langen Schultages mitten in meinen Ferien, sondern auch noch aufgrund des Wetters, meinem Bruders und zu guter Letzt wegen der störenden Fantasien. Heute ging alles schief. Ich freute mich schon auf zu Hause. Und diesmal schon allein auf das ‚Vampirvilla-zu-Hause’. Wir verließen mit gemäßigten Schritten das Anwesen und liefen die lange Allee entlang, von der Kiyoshi und ich ge­kommen waren. Niemand sagte ein Wort oder hatte zumindest vor eins auszusprechen. Das ganze war mir ein wenig zu dumm. »Wo gehen wir eigentlich jetzt hin?«, fragte ich abrupt und ohne Vorwarnung in die Gruppe rein. Yagate, Kat und Ichiru, die ein Stück vor mir und Kiyoshi gingen, drehten sich kurz um, dann lächelte Kat. »In ein kleines Café. Dort können wir uns ein wenig ausruhen.« Ich nickte kurz. Ausruhen? Von was denn? Der Unterricht war ja bis jetzt nicht weltbewegend anstrengend gewesen. Ich zuckte nur innerlich die Schultern und hoffte auf baldiges Zurückkehren nach Hause. Das Café war wirklich nicht groß und bot sowohl Sitzplätze draußen als auch drinnen an. Wir setzten uns natürlich in das Café. Es könnten ja doch noch Sonnenstrahlen rauskommen. So ein Schwachsinn. »Sagt bloß ihr bestellt hier auch was?«, fragte ich perplex, als sich die drei, ausgenommen meinem Bruder, die Karte schnappten. »Wo denkst du hin? Natürlich«, lachte Ichiru und suchte sich zusammen mit Kat etwas aus. Verwirrt sah ich zu Kiyoshi, der seinen Kopf nur auf seiner Hand aufstützte. Er bemerkte meinen Blick und zuckte mit den Schultern. »So was wie Chloes Laden.« »Oh Gott, schon wieder so ein Vampirbunker?« »Ja, genau.« »Wieso hätte ich mir das nicht denken können?« »Keine Ahnung.« » … « Ich verkniff mir einfach den Kommentar, dass das eine rhetorische Frage sein sollte. Kiyoshi sah regelrecht gelangweilt aus und schien schon wieder fast einzuschlafen. Ich knuffte ihn kurz in die Seite. »Bestellst du nichts?«, fragte ich leise, sodass es die anderen nicht unbedingt mitbekamen. »Nein. Steh ich nicht so drauf.« »Was gibt’s denn hier?« »All das, was es in der Menschenwelt gibt.« »Nur, lass mich raten, mit der Würzung ‚Blut’?!« »Ja …« »Okay, mag ich auch nicht.« Damit schwiegen wir wieder. Als dann die Kellnerin kam, fiel ihr Blick sofort auf mich. Ihr anmutiger, aber doch starrer Blick, ließ mich vermuten, dass sie ebenfalls ein Vampir war. War denn dieser Ort so etwas wie die Hochburg dieser Art? »Was darf es denn sein?«, fragte sie freundlich in die Runde, trotz ihres misstrauischen Blickes. Die drei bestellten sich jeweils alle einen Latte Macchiato. Kiyoshi und ich schüttelten nur den Kopf, als die Augen der Kellnerin unsere Gesichter musterten. Damit verschwand sie auch wieder. »Und Hiro, wie war Mathe und Kunst?«, fragte Yagate, während er die Karte wieder in den kleinen Metallständer am Rande des kleinen runden Tisches reinsteckte. »Hm, ganz okay. Nicht viel anders als bei uns.« Stimmt ja irgendwo auch. Beides war stinklangweilig, wie bei uns. »Das ist doch schön. Wir haben gleich Philosophie, Sozial­wissenschaften und Latein.« Kat musste kichern. »Cool, oder?« … Total. »Philosophie? Klingt ja sehr spannend«, sagte ich, während mir ein kleines sarkastisches Lächeln über die Lippen huschte. »Ist es auch. Im Moment lesen wir Kant«, erklärte Ichiru und rutschte mit seinem Stuhl etwas näher an Kat ran. »Habt ihr den auch schon gelesen?«, fragte Yagate neugierig. » … Wer ist das denn?« Sofort trat Stille ein. Als ich die entgleisten Gesichtszüge als schlechtes Omen deutete, fügte ich schnell meinen Grund für meine Unwissenheit hinzu: »Ich habe kein Philosophie bei mir an der Schule.« »Die menschlichen Schulen werden von Jahr zu Jahr komischer«, murmelte Ichiru zu Kat. »Ja, selbst das haben die nicht mehr; Menschen verdummen ja richtig«, antwortete diese. »Das Grundwissen scheint da ja ziemlich weit unten zu liegen«, fügte nun auch Yagate hinzu. Mein Blick zerknirschte sich. Was halten die eigentlich von sich? Gut, die Schule scheint vom Stoff her besser zu sein, was aber doch noch lange kein Grund ist, die menschlichen Schulen derart runter zu machen. Ich ließ meinen Blick durch die Runde schweifen. Jegliches Lächeln verschwand aus ihren Gesichtern und mit der Nettigkeit war es wohl auch vorbei. Ich hatte es eindeutig vermasselt; die hielten mich jetzt für strohdumm. Vorsichtig sah ich zu meiner Linken. Kiyoshi starrte nur abwesend auf den Tisch. »Und? Hast du auch was an meiner menschlichen Schule auszusetzen?«, fragte ich meinen Bruder etwas gereizt. Dieser sah mich nur gelangweilt von der Seite an. »Ich kenne sie nicht persönlich, also halte ich mich mit Stereotypen zurück.« » … Mit was?« Er winkte ab. »Schon gut.« Sofort wendete er seinen Blick ab. Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. Jetzt reichte es. Ich würde für den Rest des Tages die Klappe halten und nur antworten, wenn ich etwas gefragt werden würde. Die sind doch alle übergeschnappt. Die Stille war erdrückend und doch angenehm zugleich. Ich war froh, dass niemand etwas sagte, aber andererseits wusste ich, dass es wegen mir war. Die Kellnerin kam mit den drei Milchgetränken an. Als sie sie auf den Tisch abstellte, wünschte sie guten Appetit, und ging wieder. Der Inhalt der Gläser sah widerlich aus. Die Farbe ähnelte den Matschgetränken, die ich im Kindergarten im Sandkasten immer fabriziert hatte. Mich interessierte zwar, wieso die das trinken konnten, immerhin war ja ein Teil Kaffee drin, aber ich hielt den Mund. Angepisst und ziemlich wütend auf die ganze Runde, blieb ich tatsächlich eine halbe Stunde mit verschränkten Armen im Stuhl sitzen. Yagate, Kat und Ichiru unterhielten sich fröhlich, während Kiyoshi schlief. Er hatte seinen Kopf noch immer auf seiner Hand abgestützt und schien ganz weit weg zu sein. Wie kann man nur so viel schlafen? Entweder hat er die ganze Nacht nicht geschlafen oder er hat chronischen Schlafmangel. Hin und wieder blickte ich auf die Uhr, die hinter der kleinen Theke an der Wand hing. Die Zeit wollte einfach nicht vergehen und meine Armen fingen an zu schmerzen. Ver­krampft und immer noch wütend, fing ich schon an vor Langeweile zu zählen. Eins, zwei, drei, vier … fünfhundertachtzig … Die wohl langweiligste Pause denn je. Würde ich mit Jiro so Pausen haben, würden wir Kyo und Roku erst mal mit nach McDonalds schleppen. Dort würden wir uns die Wampe mit Cheeseburgern voll hauen, um uns danach noch ein dickes Eis mit Karamellsoße zu holen. Wir würden die Kassierer ver­arschen und die Putzen ärgern. Wie die kleinen Kinder würden wir dann verschwinden und weglaufen, nur um dem Filialleiter zu entkommen, der uns Hausverbot erteilen würde. Lachend und mit noch einer Menge Karamellsoße am Mundwinkel würden wir zehn Minuten später in den Unterricht kommen, wobei der Lehrer selbst noch nicht mal da wäre. Und den Rest des Tages würden wir nur gammeln und nicht zuhören. Egal, ob es Geschichte, Religion, Mathe oder Deutsch wäre. Ist ja alles nicht so ganz interessant. Und hier? Das wohl langweiligste Leben überhaupt. Kein Wunder, dass Vampire mit der Zeit Lebensmüde werden. Vermutlich ist es auch das, was Kiyoshi so runterzieht. Immerhin sind wir Zwillinge und vom Grundsatz her gleich gebaut. Vielleicht bräuchte er auch mal etwas Spaß oder ein Hausverbot bei McDonalds. Wäre jedenfalls spannender, als in Philosophie über einen Herrn Kant zu reden. Es dauerte noch eine Weile, bis die drei ihre Getränke aus­getrunken hatten. Die Stimmung blieb auch nach dem Bezahlen noch zerknirscht. Wir verließen das Café und traten den Rückweg an. Natürlich genau zehn Minuten vor Stundenbeginn, damit wir auch ja pünktlich waren. Ich musste mir wirklich den Kommentar »Prominenz kommt immer zu spät« unterdrücken. Den Witz würde hier eh keiner verstehen.   Der Hof vor der Schule mit dem runden Beet in der Mitte füllte sich allmählich mit Schülern, die von ihrer Pause zurückkamen. Im Grunde schien es nicht sehr viele Schüler auf dieser Schule zu geben, da ich manche Gesichter wieder erkannte. Auch das von Alexander. Mit siegessicherem Blick kam er auf uns zu. »Sieh an, sieh an«, rief er laut, »Hätte ja nie gedacht, dass ihr euch so gut versteht.« »Was willst du?«, fragte Yagate sehr gereizt und stellte sich schon vor unsere kleine Gruppe. »Nichts, nichts.« Alexanders Grinsen reichte ihm über beide Ohren, als er mich sah. Im Hintergrund standen schon seine Leibwächter bereit, die Kiyoshi in der zehn Minuten Pause verschleppten. »Der kleine Mensch hier scheint sich ja schon gut einzuleben. Wann trittst du uns denn bei?« Der Sarkasmus dröhnte in meinen Ohren. So was lasse ich mir nicht bieten. Schon gar nicht von dem. »Gar nicht. Aber danke für die Einladung«, keifte ich zurück, richtete meine Tasche, die ich über eine Schulter hängen hatte und wollte an ihm vorbeigehen. Doch da schnellte seine kalte Hand hervor und hielt mich an der Schulter fest. »Bist du dir da sicher? Immerhin scheinst du ja sehr an deinem Bruder zu hängen«, lachte er laut los. Mein Blick weitete sich. Hatte er uns etwa vorhin gesehen? Wie ich ihn geküsst hatte? Niemals … »Was weißt du denn schon?«, maulte ich wieder und wollte mich aus seinem Griff befreien. Mit einem Ruck wollte ich meine Schulter drehen, doch seine Hand umschloss meinen Blazer, riss mich zu ihm und packte noch fester zu. Mit einem Mal sah ich etwas weißes auf den Boden gleiten. Sofort spürte ich den heißen Schmerz und wie die rote Flüssigkeit ihre Bahn lief. Das war nicht gut … »Dein Bruder hat ganz schön zugebissen«, sagte Alexander und glänzte mich mit seinen blutroten Augen an. Sofort drehten sich andere Vampire auf dem Hof zu mir um und sahen mich hungrig an. Ihre Blicke schienen mich zu durch­bohren, einige fuhren sich schon mit der Zunge über die Lippe. Dieser Alexander hatte mir das Pflaster abgerissen und mir damit meine dünne Haut zerstört. Nun war ich der Lecker­bissen der Schule. Gerade ich als Mensch. »Vielleicht solltest du uns lieber ran lassen. Wir machen das sicherlich besser …« Alexander kam auf mich zu. Die anderen Vampire machten auch ihre Schritte vorwärts, während ich versuchte so viel Abstand wie möglich zu gewinnen. Doch eine Flucht wäre sinnlos gewesen. Würde ich rennen, würden die mich schnell wieder einholen. Würde ich schreien, kämen höchstens noch mehr Vampire. Würde ich versuchen zu kämpfen, würde ich untergehen; die waren alle viel stärker als ich.   Es war die Horrorvorstellung pur. Diese hungrigen Augen blickten mich von allen Seiten an. Hin und wieder knurrte sogar jemand. Mit zittrigen Händen versuchte ich das Blut zu stoppen, doch es quoll immer mehr aus den zwei Löchern. Tränen schossen mir in die Augen. »Verdammt …«, stieß ich noch aus. Plötzlich sprang Alexander auf mich los und als hätte er den Startstuss gegeben, all die anderen auch. Vor Verzweiflung kniete ich mich auf den Boden und hielt mir meine Arme schützend über den Kopf, um die tödlichen Griffe der Monster ab­zuwarten.   Niemand fasste mich auch nur an. Nach wenigen Sekunden blickte ich wieder auf und starrte auf Kiyoshis Rücken. Ein Lächeln der Erleichterung huschte über meine Lippen, während eine kleine Träne sich ihren Weg über meine Wange bahnte. Die restlichen Vampire wichen sofort zurück und zeigten größten Respekt, in dem sie reuevoll ihre Blicke senkten. Langsam stand ich auf. »Ruf Vater an«, kam der schroffe Befehl von Kiyoshi. »Was?« »Du sollst Vater anrufen.« »Und was soll ich ihm sagen?«, fragte ich mit noch etwas zittriger Stimme. Kiyoshi drehte sich ein Stück zu mir um. »Sag ihm, er soll uns abholen.« Als ich aber nicht handelte, wurde er laut. »Sofort!« Ich nickte abrupt und kramte erschrocken mein Handy raus. »Aber … ich habe die Nummer doch gar nicht …« »Doch hast du. Ich habe sie eingespeichert.« Ich suchte mein Telefonbuch durch, bis ich auf die Nummer meines Vaters kam. Sofort wählte ich sie, hielt mir das Handy ans Ohr und wartete auf ein Abheben.   »Hiro?«, kam die verwunderte Stimme aus meinem Handy. »Dad? Du musst uns abholen kommen, hier eskaliert grade alles!«, rief ich verzweifelt ins Telefon, während ich mir die restlichen Tränen abwischte. »Eskalieren? Was ist denn passiert?«, fragte er hörbar auf­geregt. Plötzlich wurde mir das Handy entrissen. »Man, hol uns einfach ab! Ist doch nicht so schwer!?«, schrie mein Bruder ins Telefon und legte stur auf. Kaum hatte er den restlichen Vampiren den Rücken zuge­dreht, hörte man es wieder knurren und murmeln. Auf einmal sprang ein Mädchen aus der Menge und knurrte laut auf. Ich zuckte sofort zusammen, griff instinktiv nach Kiyoshis Arm. Er drehte sich zum Mädchen um.   Ein leises, aber doch durchdringendes Knurren entfuhr Kiyoshis Mund. Das Mädchen schien wie erstarrt und riss ihre Augen auf. Sie fiel zu Boden und krabbelte verzweifelt wieder in die Menge. Die Vampire wichen zurück. Auch ich konnte eine Spannung fühlen. Kiyoshis Arm schien zu beben, als ob alles in ihm angespannt wäre. Ich konnte seinen Ausdruck nicht erkennen, doch nach dem Verhalten der Vampire zu urteilen, war es kein angenehmer. Ein Lehrer schob sich durch die Massen. Dann noch einer und noch einer. Es war der grimmige Physiklehrer, ein Mann, den ich nicht kannte und die freundliche Mathelehrerin. Sie quetschten sich durch die Massen und fanden Kiyoshi und mich in der Mitte des Kreises auf. »Alle Schüler sofort ins Gebäude!«, schrie er Physiklehrer und gab ein Handzeichen zur Tür. Einige Schüler gehorchten, andere starrten noch gebannt auf meine Wunde. Der andere Mann wurde handgreiflich und packte sie am Arm, um sie in Richtung der Tür zu schubsen. Die Mathelehrerin kam auf uns zu. Sie machte kurz vor Kiyoshi einen Knicks. Erst als er nickte, er­hob sie sich wieder und sah mich mit besorgtem Blick an. Mein Blick fiel auf Kiyoshis Gesicht. Ich erstarrte wie Stein. Sein Augenweiß war nunmehr schwarz, seine vorher blau-violetten Augen in einem blutrot getunkt und seine zarte Porzellanhaut fast so weiß, wie Fliesen, durchzogen von blau-grünen Äderchen. Selbst im Gesicht. Sein ganzer Körper sah mutiert aus. Fingernägel, lang und spitz, Finger so dünn und seine Ausstrahlung wie ein … Monster aus der Unterwelt. Wie ein Dämon.   »Bist du in Ordnung?«, fragte die Lehrerin freundlich, aber doch recht zurückhaltend. Mein Blick lag immer noch auf meinem Bruder. Abwesend murmelte ich ein »Ja«. Sein Zustand verbesserte sich innerhalb Sekunden. Seine Muskeln ent­spannten sich und seine Hautfarbe wurde wieder einigermaßen normal. Als endgütlich alle Schüler gegangen waren, sah er wieder wie vorher aus. Die Lehrer kamen ebenfalls auf und zu. »Das war Haarscharf«, sagte er eine Lehrer, der etwas freund­licher als unser Physiklehrer aussah. »Das nächste Mal solltest du etwas mehr aufpassen«, bekam ich vom eben genannten Physiklehrer zugezischt. »Es war nicht meine Schuld, Alexander hat -« »Das spielt keine Rolle. Du hast eine Wunde gehabt und kommst so in die Schule. Das ist Verantwortungslos.« Seine grimmige Art unterstützte er also auch noch durch Gemeinheit. Wunderbar. »Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten«, kam die be­kannte Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah in die braunen Augen meines Vaters. »Ich habe ihn hierher geschickt.« Sofort verbeugten sich die drei Lehrer und bewegten sich nicht. »Ich werde ihn bei mir behalten, bis die Wunde verheilt ist. Wir gehen jetzt.« Damit ging mein Vater. Als Kiyoshi auch zum Gehen ansetzen wollte, spürte er, dass ich meine Hände noch immer um seinen Arm geschlungen hielt. Sein Blick folgte meinen Armen in mein Gesicht. Ich sah wohl ziemlich fertig aus. »Du musst hier nicht mehr hin«, sagte er in einer schon fast beruhigenden Stimme. Ich nickte zögerlich, dann ließ ich seinen Arm los. Erst, als Vater und Kiyoshi den Lehrern den Rücken zu gedreht hatten, erhoben sie sich wieder. Mein Blick fiel noch einmal zum Schulgebäude. Viele Schüler schauten durch die getönten Scheiben und beobachteten das Schauspiel. Ein kalter Schauer fuhr mir über meinen Rücken. Sofort ging ich zum schwarzen Auto, welches vor dem riesigen Tor stand. Vater stieg vorne ein, Kiyoshi hinten. Langsam öffnete ich die Tür und setzte mich in das noble Auto. Kaum hatte ich die Tür zugemacht, fuhr Vater los. Mit einem ziemlichen Tempo verließen wir recht schnell sowohl die kleine als auch die große Allee. Die Autofahrt verlief schweigend, auch wenn sie nicht lange dauerte. Kaum fuhren wir auf unseren kleinen Vorhof, hielt Vater den Wagen an. »Steigt aus«, sagte er etwas schroff. Sofort ergriffen Kiyoshi und ich die Türgriffe und betraten das Freie. Er fuhr weiter in die Tiefgarage. Mein Bruder ging zu unserer Eingangstür. Langsam folgte ich ihm. Die Sonne war immer noch hinter den dicken Wolken versteckt. Seufzend betrat ich den großen Saal. Kiyoshi ging einfach schnurstracks mit seinen Schuhen zur Treppe und stapfte hoch. Verloren und verlassen blieb ich vor der Eingangstür stehen. Leise ließ ich meine Tasche auf den Boden gleiten. Dann hörte ich schnelle Schritte. Mamoru kam aus der Küche gerannt und fuchtelte schon mit seinen Händen um sich. »Mein Gott, Herr Hiroshi, was treiben sie denn nur?« Er trug einen kleinen Kasten mit Verbandszeug in der Hand. »Machen solche haarigen Dinge! Schlimm genug, dass Sie vom Herrn Kiyoshi gebissen wurden und jetzt noch das!« Als er vor mir stand und mir die Tasche abnehmen wollte, hielt ich sie vorsichtig hinter meinen Rücken. »Danke, Mamoru. Aber ich gehe lieber auf mein Zimmer. Die Wunde verheilt bestimmt auch so …« Ich versuchte so nett und freundlich zu klingen, wie ich nur konnte. Trotzdem blickte ich etwas verschämt zur Seite. Die ganze Sache war mir peinlich. Wegen mir gab’s so Stress. Wegen mir mussten Kiyoshi und ich ab­geholt werden. Wegen mir wird Kiyoshi wahrscheinlich von den anderen noch mehr gemobbt. Wegen mir bekommt Vater wohlmöglich auch noch Stress. Dabei wollte ich noch nicht mal hier hin. Mamoru sah mich zwar noch etwas irritiert an, beließ seine Hand aber bei sich und gab mir den Weg zur Treppe frei. »Wie Sie wünschen.« Ich nickte freundlich und preschte an ihm vorbei. Mit schnel­len Schritten rannte ich die Treppe hoch, indem ich zwei Stufen auf einmal nahm. Als ich auf dem matten Gang war, verlang­samte ich meine Schritte. Mit getrübtem Blick schlurfte ich zu meiner Tür. Langsam kramte ich meinen Schlüssel aus meiner Hosentasche. Erst, als ich den Schlüssel in das Loch steckte, bemerkte ich, dass die Tür wieder ganz war. Das ging ja schnell, dachte ich nur nebenbei und schloss auf. Kaum hatte ich die Tür hinter mir zugemacht und meine Tasche neben dem Schreibtisch abgestellt, lockerte ich meinen Kragen und sah schon das Blut. Seufzend griff ich ein paar Taschentücher aus meiner Tasche und tupfte es von meinem Hals. Als nach einer Weile nichts mehr zum Abtupfen war, ging ich von einem recht sauberen Hals aus. Mein Bett war ordentlich gemacht und die Rollläden zur Hälfte runter gefahren. Ich ergriff das Band und zog sie hoch. Die schon tiefe Sonne strahlte noch vereinzelnd in das Zimmer. Erst genoss ich die warmen Strahlen auf meiner Haut, da es nur wenige am heutigen Tag gab, doch dann fing es an zu brennen. An meiner Hand, an meinem Hals, auf meinen Wangen und sogar auf meinen Augen. Ich dachte erst, es würde an meinem Kreislauf liegen, doch als mein Atem schneller wurde und der Schmerz immer stechender, sprang ich sofort einen Schritt zur Seite; aus der Sonne. Der Schmerz ließ nach und meine Haut entspannte sich. Trotz allem rötete sie sich ein wenig. Geschockt starrte ich auf die rötliche Hautpartie meiner Hand. »Das kann nicht sein …«, murmelte ich. »Das geht einfach nicht …« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)