Cursed Shadow von _-Merle-_ (- verliebt in einen Dämon -) ================================================================================ Kapitel 30: Die Vergangenheit ----------------------------- Der Tag neigte sich dem Ende zu. Es war ein warmer Frühlingswind, der Deeon durch die Straßen dieser kleinen Stadt trieb. Er hatte bereits vielen Menschen geholfen und ihnen das Geschenkt, was sie sich wünschten. Darunter war ein armer Mann, mit Lumpen und vermackten Schuhen. Er hatte sich Geld gewünscht. Also gab er ihm einen Bündel Scheine. Eine weitere Frau hatte das Angebot eines Schuhgeschäftes verpasst. Sie wünschte sich Schuhe einer seltenen Kollektion, welche Deeon ihr geschenkt hatte. Es waren meist nur kleine, lapidare Angelegenheiten, die dennoch die Menschen glücklich machten. So war auch Deeon glücklich und schlenderte gemütlich durch die Stadt, zurück zum Park. Er lief an einem Kaffee vorbei und über eine Brücke. Die Sonne ging bereits langsam unter und ließ die Stadt in einem warmen rot tauchen. Deeon war stolz auf sich und seine Arbeit. Auch wenn es genau das Gegenteil von dem war, das ihm aufgetragen wurde, fühlte er sich wohl dabei. Er hatte die Aussicht genossen und eine neue Stadt kennen gelernt. Außerdem hatte er an diesem Tag vielen Menschen eine Freude machen können. Gelegentlich traf er auf Missachtung da die Menschen Fremden oft kein Vertrauen schenkten doch überwiegend nahmen sie seine Hilfe an. Mit einem zufriedenen Lächeln auf seinen Wangen wollte er zurück zu dem Ort, an dem er angekommen war. Denn von dort aus war er am unauffälligsten, wenn er die Welten wechselte. Auch wenn nur noch wenige Menschen unterwegs waren, sollte er dennoch vorsichtig sein. Sein nächstes Ziel war nun Shiros Bibliothek. Als Deeon um die nächste Ecke blickte erkannte er eine Ampel die über eine wenig befahrene, kleine Straße führte. Ein älterer, gebeugter Mann überquerte mit langsamen Schritten die Straße. Seine Beine zitterten und die Hand die seinen hölzernen Stock führte, war auch sehr schwach. Er hatte soeben die andere Seite der Straße erreicht. Doch bei seinem letzten Schritt auf den Bürgersteig stolperte er plötzlich. Im nächsten Augenblick fiel ihm sein Stock aus der Hand und er fiel zu Boden. Sofort blickte Deeon zu dem Mann der die Orientierung kurz verloren hatte und lief auf ihn zu. Während der Mann versuchte sich überfordert auf seine zitternden Arme zu stemmen, rannte Deeon zu ihm. „Geht es ihnen gut?!“, fragte er laut und erkannte, dass die Ampel ausgeschaltet war. Der Mann musste sofort von der Straße runter. Deeon blieb kurz der Atem stehen. Dann stürmte er zu dem gebrechlichen alten Mann. Als er angekommen war, griff er ihm sofort unter den Arm und wollte ihm aufhelfen. „Ich helfe Ihnen.“, beruhigte er den Mann. Doch im gleichen Augenblick griff eine junge Frau den Mann an seinem anderen Arm. „Ich helfe Ihnen!“, sprach sie gleichzeitig. Als Deeon überrascht auf sah, erkannte er eine braunhaarige Frau mit ernstem Gesichtsausdruck. Sie packte den Mann und schaute Deeon an. „Schnell! Bevor ein Auto kommt!“, sprach sie und deutete auf den Bürgersteig. „Ja!“, nickte er ihr zu. Zusammen halfen sie dem Mann auf. „So. Vorsichtig. Da ist eine Erhöhung.“, sagte sie dem Mann und zeigte auf den Boden. In kürzester Zeit hatten sie ihn nun in Sicherheit gebracht und setzten ihn vorsichtig auf eine Bank. Kurz darauf befuhr schon ein zu schnell fahrendes Auto die Straße und zerbrach den vergessenen Stock in zwei. „Ohje.. ohje..“, zitterte die Stimme des Mannes. „Das ist sehr lieb von euch beiden.“, bedankte er sich und atmete schwer aus. „Geht es Ihnen gut? Haben Sie sich verletzt?“, fragte die Frau und kniete sich zu dem Mann herunter. „Haben Sie Schmerzen? Bluten Sie?“, fragte sie besorgt und legte ihre Hand auf seine um ihn zu beruhigen. „Ah. Meine Liebe.“, hustete er lächelnd. „Mir geht es gut. Aber.. Ich glaube mein Gehstock hat es nicht geschafft.. Das war ein Geschenk meines Sohnes.“, sagte er betrübt und blickte herab. Deeon schaute kurz zur Straße. Dort erkannte er Holzstücke. Sein Stock war tatsächlich zerbrochen. Doch Deeon ging einen Schritt vor und zückte den gleichen Stock hinter seinem Rücken hervor. „Machen Sie sich keine Sorgen. Hier ist ihr Stock.“, lächelte er liebevoll und streckte ihm diesen entgegen. Die Augen des Mannes wurden groß. „Oh! Wie schön! Danke junger Mann! Vielen lieben Dank euch beiden! Ich weiß auch nicht, was passiert ist…“, freute er sich und legte dann die Hand auf seinen kahlen Kopf. Die Frau stand auf und lächelte erleichtert. „Das ist ja nochmal gut gegangen. Wo wollen Sie denn hin? Kann ich Ihnen noch helfen?“, fragte sie und setzte sich neben ihn. Verblüfft sah Deeon sie an. Es war selten, dass jemand schneller seine Hilfe anbot als er. Aber der Mann lachte laut. „Hahaha! Nein, nein. Ich werde die letzten Schritte nach Hause selber schaffen. So alt bin ich auch wieder nicht!“, grinste er mit seinem faltigen Gesicht und stand wieder auf. Direkt beugte er sich etwas vor und hielt sich den Rücken. „Ou.. au..“ Als Deeon ihn stützen wollte, hielt er aber die Hand hoch. „Geht schon. Geht schon. Danke! Ich bin doch noch fit wie ein Grashüpfer oder so ähnlich..“, sagte er jedoch und lief weiter. Deeon und die Frau sahen ihm noch den Weg hinterher, wie er mit seinen wackeligen Beinen bis zur nächsten Ecke lief und schließlich verschwunden war. Deeon kratzte sich grinsend den Kopf. „Hmh ob das gut geht.“, meinte er und sah ihm noch nach. „Danke.“, sagte die Frau nun glücklich und stellte sich hinter ihn. Deeon drehte sich überrascht um. „Hmh? Wofür?“, fragte er. Sie sah ihn mit einem liebevollen Lächeln an. „Dass sie dem Mann geholfen haben. Und mir dabei geholfen haben, dem Mann zu helfen. Hihi.“, erklärte sie und blickte ihm ehrlich in die Augen. Deeon fühlte sich geschmeichelt. Er hatte es noch nie erlebt, dass jemand so selbstlos reagierte. Es war stets so, dass er ausschließlich den Menschen half. Es kam selten vor, dass Menschen anderen Menschen in seiner Gegenwart halfen. Und es war das erste Mal, dass ein Mensch ihm half, jemand anderen zu helfen. Andere Menschen, hatten den Mann auf der Straße stehen lassen. Nur diese Frau hatte den Willen, zu helfen, wie auch Deeon. Die Frau hatte lange braune Haare und ebenso braune Augen. Sie war sehr schlank und Trug eine einfache blaue Hose, dessen Hosenbeine in braune Stiefeletten verschwanden und eine kurze Jacke. Darunter trug sie ein weißes, elegantes Shirt. Einen Moment fesselten diese braunen Augen Deeons Sinne. Sie blickte ihn so nett an, dass er einen kurzen Moment das Sprechen vergas. Doch dann schüttelte er kurz den Kopf. „Ehm. Natürlich. Ich helfe wo ich kann.“, antwortete er nett. Dann hob er die Augenbrauen. „Ich habe ihnen auch zu danken, für die Hilfe.“ „Ach. Ich kann es nicht mit ansehen, wenn die Menschen immer so tun, als wären sie blind und einfach bei Problemen weg sehen.“, kam es von der Frau. Dies verblüffte Deeon erneut. Sie sprach von den Menschen, als wenn sie selber keiner wäre. Doch ihre Seele zeigte ganz deutlich, dass sie menschlich war. „So. Ich gehe dann auch mal wieder. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag.“, lächelte sie und ging einen Schritt rückwärts. Doch Deeon ging ihr einen erschrockenen Schritt nach. „Ehm. Moment!“, stoppte er sie und hob die Hand. „Hmh?“, sie blieb stehen und sah ihn fragend an. Nun war Deeon kurz stumm. Es war eher ein Reflex, dass er sie aufgehalten hatte. „Ehm.. Also. Kann ich ihnen noch etwas helfen? Also. Ich Meine.. Brauchen sie noch etwas.. Ich würde ihnen gerne eine Freude machen…oder..“, begann er zu stottern. Doch sie kicherte. „Nein. Danke. Ich bin wunschlos glücklich. Ich habe alles was ich brauche.“, antwortete sie ihm herzerwärmend. Diese Antwort hatte Deeon noch nie gehört. Jeder hatte sich etwas gewünscht. Jeder Mensch wollte etwas haben. Zumeist war es Geld. Manche wollten ihre Wünsche auch nicht äußern. Doch, dass jemand gestand, glücklich keine Wünsche zu haben, war ihm neu. Sie verschlug ihm erneut die Sprache. Er blickte sie mit verwunderten Augen an und blieb starr stehen. Doch die Frau winkte ihm nun zu. „Also dann. Tschüss.“, verabschiedete sie sich nett und drehte sich um. Deeon sah ihr noch sprachlos hinterher. Sie überquerte schnell die Straße und lief auf die andere Seite. Deeon war fasziniert von dieser Frau. Sie hatte eine so liebevolle und wärmende Aura an sich. Bevor sie weiter lief, ging Deeon schnell zum Ende des Bürgersteigs. „Verraten Sie mir Ihren Namen?!“, fragte er schnell und laut, ehe die Entfernung zu groß war. Mit dem gleichen frischen Lächeln drehte sie sich beim Laufen um. „Misaki! Ich heiße Misaki! Und Sie?“, antwortete sie. Aufgebracht ging er einen Schritt auf die Straße. „Mein Name ist Deeon!“, rief er schnell. Misaki legte ihren Kopf vergnügt schief. „Ok! Tschüss Deeon!“, verabschiedete sie sich erneut und winkte ihm aus der Ferne zu. Deeon blieb erfreut stehen. Diese Frau hatte es als erster Mensch geschafft, ihn glücklich zu stimmen und ihm eine Freude zu machen. Nachdem Misaki verschwunden war, lief Deeon direkt weiter zum Park um wieder die Welten unbemerkt zu wechseln. Als nächstes lief er in dem überfüllten Atrium umher. Es war wie immer. Die Dämonen liefen zerstreut in alle Richtungen. Sie drängelten und schubsten. Nur um ihn machten sie einen kleinen Bogen. Denn seine Engelsaura respektierten sie. Somit war es für ihn nie ein Problem schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen. Während er durch die Gänge und über die Treppen lief, dachte er über diese Frau nach. Misaki hatte einen besonderen Eindruck hinterlassen. Sie wirkte so ehrlich und lieb. Sie war etwas Besonderes und doch nur ein Mensch. Bis er zur Tür der Bibliothek angekommen war, schwirrten seine Gedanken immer um diese Frau. Als er schließlich ankam, öffnete er die erste Tür und trat durch den weißen, hellen Gang, der als Schutz der Bibliothek diente. Am Ende öffnete sich die Bibliothekstür von alleine. Es knarrte leicht als sie sich öffnete und er hindurch ging. Vorsichtig lief er herein und klopfte an der offenen Tür. „Hallo?!“, rief er in den Raum hinein. Die Bibliothek war mit viel mehr Büchern gefüllt. Einige Gänge waren mit verstaubten Büchern zugestellt, da die Regale voll waren. Dann schloss er die Tür und sah sich etwas um. „Ist jemand da?!“, fragte er nun und näherte sich dem Sessel am Kamin. „Deeon?“, fragte eine quietschende Stimme von der oberen Etage. Deeon blickte hinauf. Dann erkannte er Kitsunes Kopf mit ihrem auffälligem roten Haar zwischen einem Stapel Bücher hervor blicken. „Hallo Kitsune!“, begrüßte er sie und setzte sich auf den Sessel. Kitsune räumte einige Bücher zur Seite, dann stolperte sie über einen Stapel und schmiss diesen um. Sie war hinter den Büchern beinahe nicht mehr zu sehen. Doch verspielt hüpfte sie an das Geländer. „Suchst du Shiro?“, fragte sie und steckte ihren Kopf durch die Sprossen. „Der ist schon länger weg… der müsste jeden Moment wieder kommen.“, beantwortete sie direkt ihre Frage. Dann lies sie den Kopf erschöpft sinken. „Ich versuche schon die ganze Zeit ein wenig Ordnung hier rein zu bringen..“, fügte sie ausgelaugt hinzu. Deeon sah sich kurz um. Die Bibliothek sah durch ihre Arbeit nur schlimmer aus, als vorher. Doch er begann zu lächeln. „Na, wenn er das so wollte.“, sagte er und legte seinen Arm auf die lehne. Jetzt sprang Kitsune naiv über die zerstreuten Bücher und lief die Wendeltreppe hinunter. „Nein. Ich wollte ihm eine Freude damit machen!“, kicherte sie und lief auf ihn zu. „Glaubst du, er wird sich freuen? Er freut sich nie!“ Deeon musste seine Unsicherheit hinter einem versuchtem Grinsen verstecken. „Ah.. Naja.. Er ist ein sturer Kopf. Du kennst ihn ja.“, antwortete er. Als sie zu ihm lief, hielt sie sich nun ihre Hände vor den Bauch. „Urg.. mein Magen knurrt..“, faselte sie weiter. „Ich hole mir mal etwas zu Essen.. möchtest du auch etwas?“ Fragend lief sie zur Tür und blieb vor ihr stehen. „Nein danke.“ „Gut! Bis gleich!“, quasselte sie sofort und lief hinaus. Hinter ihr knallte die Tür schließlich laut zu. Dann war Deeon alleine. Als Kistune verschwunden war, seufzte Deeon kurz und drehte sich dann wieder dem Kamin zu. Als er auf den Tisch blickte, erkannte er ein aufgeschlagenes Buch auf welchem eine Schreibfeder lag. Es war über die Hälfte mit Namen gefüllt. Die Buchstaben waren bereits nah aneinander gequetscht. Deeon wusste, wie Shiro die Seelen sammelte. Und er wusste, dass es kein Ende für ihn geben würde. Die Menge an Menschen, die er tötete war erschreckend für ihn. Doch er wusste, dass Shiro nicht aufhören würde. Nachdenklich blickte er wieder in das Feuer des Kamins. Im nächsten Augenblick hörte er schon das aufblitzen des schwebenden Spiegels am anderen Ende des Raumes. Es leuchtete kurz und funkelte. Die die spiegelnde Oberfläche wirkte nur noch milchig und durchsichtig. Dann begann die Oberfläche sich wie Wellen auf der Wasseroberfläche zu bewegen. Nach kurzer Zeit trat ein Fuß mit einem blutigen Stiefel hindurch. Er trat in den Raum. Als nächstes folgte der mit Blut befleckte Körper. Shiro kam wieder. Gelassen trat er durch das Portal hindurch. Dann blieb er stehen. Er sah sich kurz um und richtete seine Weste. Danach drehte er seinen Dolch stolz in seiner Hand und ließ ihn schließlich in der Luft verschwinden. Bevor er weiter lief, blickte er aber in die Kaminecke. „Ah. Deeon.“, sagte er überrascht und erkannte seinen Besuch sofort. „Du kommst noch so spät?“, fragte er und lief auf ihn zu. Dann ließ Shiro sich neben ihn auf die Couch fallen. Er legte die Beine auf den Tisch, lies seine Arme hinter der Rückenlehne baumeln und lehnte seinen Kopf in seinen Nacken. „Uff…“, entspannt atmete er aus und schloss für einen Moment die Augen. Deeon richtete sich zu ihm und betrachtete kritisch das Blut an seinem Körper. Danach richtete er seinen Blick auf den Tisch. Denn Shiro hatte seine Stiefel auf das offene Buch gelegt. Das Blut befleckte die dünnen Seiten. Es tropfte auch an seinen Händen herunter und an seinem Gesicht. „Das ist nicht sehr respektvoll.“, erwähnte Deeon und deutete auf das Buch. Er dachte an die Seelen, die darin gefangen waren. Doch Shiro seufzte nur und schnipste ein Mal mit seinem Finger. „Jaja..“, sagte er mürrisch. Sofort verschwand das Blut von seinem Körper, von seiner Kleidung und von dem Buch. Sogar die blutigen Abdrücke hatten sich aufgelöst. „Wann hast du das letzte Mal geschlafen? Du wirkst müde und erschöpft.“, fragte Deeon und setzte sich vornehm hin. Seine rechte Hand legte er auf die Armlehne und mit der Linken stützte er seinen Kopf. Doch Shiro beugte sich nun vor und sah ihn genervt an. „Bist du nur gekommen um zu nerven?“, fragte er ihn ironisch und begab sich dem offenem Buch zu. Nebenbei begann er neue Namen auf die Seiten zu schreiben. „Ich sorge mich um dich.“, begegnete Deeon ihm jedoch und blickte wieder weg. Nachdem Shiro seine Aussage ignorierte, versuchte er sich zu beruhigen und lehnte seinen Rücken an den Sessel. „Ich sehe, du kommst gut voran…“, wechselte er das Thema und schaute auf die Namen, die in das Buch geschrieben wurden. Stolz grinste Shiro. „Ja! Bald besitze ich genügend Seelen um sie mit einem Dolchstoß zu vernichten, wenn sie sich wagt mir gegenüber zu treten.“, erklärte er und schmiss die Schreibfeder gelassen auf den Tisch. Doch Deeon grinste. „Du solltest lieber deine Bibliothek im Auge behalten. Ich konnte einfach so rein kommen. Lass Kitsune nicht immer deine Bibliothek bewachen.. oder aufräumen.“ Dann grinste auch Shiro und lehnte er sich wieder zurück. „Ha. Kitsune darf hier machen was sie möchte. Auch.. wenn es oft sinnlos ist. Außerdem traut sich niemand hier einzudringen. Denn jeden der das versucht.. werde ich vernichten... Ich bin der stärkste Dämon hier.“, sagte er leise vor sich hin. Nachdenklich blickte Deeon in das Feuer und rollte leicht die Augen. Er mochte es nicht, wenn Shiro sich selber als Dämon bezeichnete. Immerhin war er ein Mensch, der nicht dazu stand. „Musst du immer so… sein?“, begann er. Doch Shiro zog eine Augenbraue hoch. „Hmh? Stolz?“, fragte er ironisch. „Arrogant.“, begegnete Deeon ihm. Aber Shiro legte seine Arme hinter seinen Kopf und schloss die Augen. „Du bist ja nur neidisch..“, grinste er. Auch Deeon musste schmunzeln. Natürlich hatte Shiro Recht. Er war der stärkste Dämon. Und er durfte auch stolz sein. Doch seine übermütige Art sollte Schwierigkeiten mit sich bringen. Egal wie stark Shiro auch war, dies war seine Schwäche. „Außerdem könntest du auch mal freundlicher zu den anderen sein. Bei mir schaffst du es ja auch.“ „Spielst du mein Kindermädchen?“, kam es von Shiro. „Du weißt, warum ich das mache.. Du bist nicht anders. Jetzt hör auf mich zu nerven. Wo warst du überhaupt den ganzen Tag?“, fragte Shiro nun. „Wieder in der Menschenwelt? Ist etwas Interessantes passiert? Ich frage mich, warum du dort immer wieder hin willst. Egal wie vielen du helfen willst, sie werden sich nie ändern..“ Deeon dachte kurz nach. Ihm fiel sofort die Frau in der Stadt ein, die er an dem Tag getroffen hatte. „Hmh.. ja. Es ist tatsächlich interessant gewesen… glaube ich..“, antwortete er und rieb sich das Kinn. „Glaubst du?“, lachte Shiro. „Erzähl. Was passierte?“, fragte er neugierig und wandte sich zu ihm. Deeon dachte einen Moment nach. „Hmh.. ich kann es noch nicht ganz erklären was so interessant daran war..“, sagte er und dachte an Misaki. Sie lächelte ihn liebevoll an. Er wusste nicht, warum er so sehr an sie denken musste doch seine Gedanken trugen ihn immer wieder zu ihr zurück. „Dann geh doch nochmal hin.“, kam es gelassen von Shiro. Deeon stoppte seine Träumerei. „Zurück?“, fragte er nachdenklich. „Natürlich. Wenn es dich so sehr interessiert, geh einfach nochmal hin. Ist doch egal, ob du zwei Mal am gleichen Ort warst.“, versuchte Shiro ihm zu helfen. „Naja, ich weiß nicht, ob das so leicht ist wie du denkst.“, antwortete Deeon lächelnd. „Was genau war denn so interessant?“, fragte Shiro weiter. Doch bevor Deeon antworten konnte, riss jemand die riesige Eingangstür auf. „Hallöcheeen! Wieder da!“, kam es laut von Kitsune. Sie trat mit breitem Grinsen herein und blickte sofort zu Shiro und Deeon. „Shirooo! Da bist du ja wieder! Ich habe Besuch mitge- AUA!“, Shiro warf ihr ein Buch an den Kopf. „Du sollst klopfen!“, rief er ihr grimmig zu. Das Buch prallte an ihre Stirn und fiel zu Boden. „Au au au..“, rieb sie sich die rote Stelle auf ihrer Stirn. Hinter ihr lief nun ein Mann mit roten Haaren herein. Er sah zu ihr hinunter und legte eine Hand in die Hüfte. „Achje.. meine Güte, du könnest einfach mal weniger aufdringlich sein, dann hättest du nicht so viele Beulen am Kopf, Liebes.“, sagte Mephisto und wandte sich den anderen Beiden. Als er Shiro auf der Couch sitzen sah, lief er rasch auf ihn zu, stellte sich hinter die Couch und lehnte sich aufreizend über die lehne. „Hmh.. Also ich würde alles tun was du mir befiehlst, Darling. Aber du darfst mich auch gerne bestrafen,“, flüsterte er ihn lieblich zu und lehnte seinen Kopf auf seine Arme. Doch Shiro schloss genervt die Augen. „Du könnest Abstand halten.“, kam es kalt von ihm. Doch Mephisto sah ihn bestürzt, mit riesigen Augen an. „Heeee? Aber… aber.. aber…“, faselte er überspitzt schokiert. Im nächsten Moment kam noch jemand in den Raum hinein und schloss hinter sich die Tür. „Tja mein Lieber Mephistoteles! Er gehört halt mir.“, grinste Bastet und stellte sich vor alle. Doch Mephisto blickte sie grimmig, mit schlitzigen Augen an. „Na warte.. Eines Tages..“, grummelte er beleidigt. Amüsiert warf sie ihre langen schwarzen Haare über die Schulter und lief elegant auf die Couch zu. Dann setzte sie sich neben Shiro auf die Armlehne und lehnte sich zu ihm rüber. „Hmh. Soll ich dich nachher massieren?“, fragte sie leise und sah zu ihm herunter. Dann wollte sie seine Haare streicheln. „Hey! Lass das!“, fauchte Mephisto aber und trat vor. Sofort sprang Bastet auf. „Ich mache was ich will!“, keifte sie zurück. „Du musst dich nicht so anbiedern! Er will das doch gar nicht!“, stritt Mephisto sich weiter. „Ach! Du weißt doch gar nicht, was er will!“ „Aber du?!“ „Naja! Also.. ICH weiß zumindest, was seine Vorliebe ist, wenn du verstehst..“ „Wag es dich nicht weiter zu sprechen! Unerhört! Als wenn er so eine Furie-“ „Furie?! Wie nennst du mich?“, schrien sie sich gegenseitig an. Während sie sich im Hintergrund weiter stritten, hielt Shiro sich genervt die Hand vor die Stirn und seufzte. Deeon musste belustigt grinsen. „Naja, ich werde euch mal verlassen.“, sagte er und stand auf. „Natürlich..“, antwortete Shiro und sah ironisch zu ihm auf. „Ich hatte nichts anderes erwartet.“ Deeon lief mit langsamen Schritten rückwärts zur Tür. Dabei zuckte er mit den Schultern und hob die Hände. „Du kennst mich.“, sagte er vergnügt und erkannte Shiros genervten, aber verzweifelten Blick. Er sah ihm schweigend hinterher. Dann lief Deeon durch die Tür und schloss sie hinter sich. Kitsune stellte sich nun neben Shiro an die Couch. „Keine Sorge. Ich bleibe bei dir.“, lächelte sie lieb. Shiro hob die Augenbraue unbeeindruckt und sah neben sich. „Hmh. Ich weiß.“, kam es von ihm, als er schließlich seine Hand auf ihren Kopf legte und sie streichelte. Als Deeon uns von seiner Vergangenheit erzählte, setzte ich mich aufmerksam zu den anderen an den Tisch. Shiro blieb an meiner Seite und setzte sich mit überkreuzten Armen neben mich. Wir hörten ihm aufmerksam zu. „Und dann?“, fragte ich leise. Deeon fiel es schwer zu sprechen. Die Erinnerung riss an seinem Herzen. Er pausierte seine Geschichte und dachte nach. Mit einem traurigen Lächeln blickte er zu mir. „Ich habe das getan, was mir geraten wurde, und bin nochmal dort hin gereist.“, antwortete er mir. „Ich bin mehrere Tage an diesen Ort zurück gegangen. Jedes Mal hatte ich die Hoffnung sie wieder zu treffen. Wärend ich wartete half ich den Menschen wieder. Ich gab ihnen einfach was sie wollten. Doch ihre Freude, machte mich nicht mehr glücklich. Mich betrübte zu sehr der Gedanke, sie nie wieder zu sehen. Ich versuchte an der gleichen Tageszeit am gleichen Ort zu sein, ich versuchte vom erscheinen der Sonne bis zum Mondaufgang auf sie zu warten, doch Tage lang war es vergebens. Ich hatte es eigentlich schon aufgegeben. Ein letztes Mal wollte ich wieder durch diese Stadt gehen. Die Menschen dort kannten mich bereits. Das hätte nie passieren dürfen. Das hätte niemals passieren dürfen. Und als ich an dem Kaffee vorbei lief um zurück zum Park zu gelangen, blickte ich nicht mehr gerade aus. Ich sah nur noch zu Boden. Eigentlich ärgerte mich, dass mich ein Mensch so um den Verstand brachte. Ich dachte, es wäre einfacher das alles zu vergessen. Nach so vielen Tagen war ich so leer und deprimiert. Ich wollte zurück und mich einfach meiner Aufgabe als Engel widmen. Das sollte mich ablenken. Und ich war gerade auf dem Weg und wollte es einfach hinter mir lassen und nie wieder in diese Stadt zurückkehren. Doch plötzlich hörte ich meinen Namen von ihrer Stimme.“ „Deeon?“, fragte eine Frauenstimme laut. Er blieb starr stehen. Hatte er die Stimme erkannt? Sie klang nach Misaki. Überrascht blickte er zur Seite und sah eine Frau im Eingang des Kaffees stehen. Sie hielt ein Eis in einer Waffel in der Hand und beugte sich fragend vor. Als Deeon sich zu ihr umdrehte, wurde ihr Grinsen breit. „Deeon! Ich wusste, dass du es bist!“, freute sie sich und lief auf ihn zu. Als er sie auf ihn zukommen sah, setzte sein Herz einen Moment aus. Dann schlug es mit einem Mal um das Dreifache schneller. Er wusste nicht, ob er einen Tagtraum lebte oder ob das die Realität war. Sein Gedanke, Misaki zu vergessen, war sofort verbannt. „Misaki?“, fragte er leise und erleichtert. Sie blieb vor ihm stehen. „Ah. Du hast dir meinen Namen gemerkt. Hihi. Das freut mich. Was für ein Zufall, dass wir uns wieder treffen.“ Deeon lächelte sie charmant an. „Ja. Was ein Zufall.“, sagte er und legte seine Hand hinter seinen Kopf. „Aber du hast dir ja auch meinen gemerkt. Das erlebe ich selten.“ „Deeon? Der Name ist total besonders! Den vergesse ich nicht einfach so schnell.“, begegnete sie ihm aber. Wieder verblüffte ihre Antwort ihn. Wieso schaffte sie es immer, ihn zu überraschen. Wieso brachte sie ihn so aus der Fassung? Obwohl er doch ein mächtiger Engel war, musste er sich anstrengen, sich bei ihr normal zu verhalten. Dass sie seinen Namen nicht vergessen würde, bedeutete gleichzeitig, dass sie auch ihn nicht vergessen würde. Dieses Kompliment freute ihn. Die anderen Menschen durften ihn gerne vergessen. Sie sollten ihn auch vergessen, denn so war es einfacher für ihn auf der Welt den Menschen zu helfen. Doch wenn sie ihn vergessen hätte, hätte es ihn verletzt. Umso mehr freute er sich, dass sie ihn fand, obwohl er sie suchte. „Wo wolltest du hin?“, fragte sie nun und leckte an ihrem Eis. Deeon wollte sie nicht anlügen. Er versuchte nächstmöglich an der Wahrheit zu bleiben. „Also ich.. nehme mir ein wenig Auszeit von meiner Arbeit. Und dann versuche ich den Men.. den Leuten hier und da zu helfen. Und eigentlich genieße ich das gute Wetter und habe kein wirkliches Ziel.“ Misaki begann nun zu laufen. „Hmh. Ok. Dann geht es dir fast wie mir.“, lachte sie. Während Deeon ihr folgte, liefen sie nebeneinander durch die Stadt. Er war so glücklich, sie wieder getroffen zu haben doch musste seine Freude innehalten. Dieses Mal, wollte er, dass das Wiedersehen länger sein würde. „Was meintest du damit, dass es dir auch so geht?“, fragte er, um mehr über sie zu erfahren. Misaki blickte lächelnd in die Ferne. Trotz des Lächelns verbarg sich etwas anderes dahinter. „Ach. Ist nicht so wichtig, weißt du.“, antwortete sie und biss von der Waffel ab. Doch Deeon blieb stehen. Als Misaki dies bemerkte, blickte sie fragend zurück. Sie sah in sein gelassenes, aber neugieriges Gesicht. Er zog eine Augenbraue hoch und schmunzelte. „Du hast schon damit angefangen, jetzt musst du es mir sagen.“, meinte er. Doch die grinste ertappt. „Vielleicht ein anderes Mal.“, versuchte sie seine Frage zu umgehen. Dann lief sie auch schon weiter, ohne auf ihn zu warten. Deeon wollte sich nicht unbeliebt machen, indem er sie penetrant zu einer Antwort brachte. Er hätte sie nur berühren müssen. Durch seine Engelsaura hätte er sie wohl dazu gebracht, ihm eine Antwort zu geben, aber er wollte sie nicht beeinflussen. Also beließ er es dabei und lief weiter. „Hmh.. und wohin wolltest du?“, fragte er, als er sie aufholte. Nun nahm sie das letzte Stück Waffel in den Mund. „Hmh. Ich wollte einer guten Freundin helfen.“ „Wobei?“, fragte er als nächstes. Doch sie begann zu grinsen. „Hmh. Du bist du ganz schön neugierig.“, begegnete sie ihm und blickte schmunzelnd zur Seite. Überrascht hielt er die Luft an. War er zu aufdringlich? War er ihr nun suspekt? Hatte er sich damit ihre Bekanntschaft verspielt? Doch sie begann zu lachen und legte ihre Hände verspielt hinter den Rücken. „Haha. Ich mache doch nur Spaß.“, grinste sie. „Ich gehe zu einer Freundin in einem Kindergarten. Denn weißt du… ich… ich nehme auch Momentan eine Auszeit von meinem Job.“, sagte sie glücklich und hopste in schnellen Schritten etwas vor. Dann drehte sie sich kichernd um, grinste breit und zeigte auf ihren Bauch. Verwirrt blieb Deeon stehen. „Hmh?“ Aber sie rollte die Augen. „Du Dummchen. Ich bin Schwanger.“, lachte sie. „Ich bin Krankenschwester in einem Krankenhaus. Aber zum Schutz bin ich beurlaubt. Das ist jetzt der dritte Monat! Und meine Freundin, der ich helfen wollte arbeitet in einem Kindergarten. Dort habe ich dann direkt einen Platz für mein Kindchen sicher.“ In diesem Moment blieb Deeon der Atem stehen. Dass sie schwanger war, bedeutete gleichzeitig, dass dieses Kind auch einen Vater haben musste. Jetzt erst fiel ihm auch der Ring an ihrem Finger auf. Verheiratet war sie anscheinend auch. Es war ein Schock für ihn. Er wusste nicht, wie er reagiere sollte. Er wusste nicht, warum ihn das so schockierte. Er war wie angewurzelt. „Deeon? Hallo? Alles in Ordnung?“, fragte sie nun und wedelte mit ihrer Hand vor seinem Gesicht. Er blinzelte sofort und kam wieder zu sich. „Ah. Ja. Alles in Ordnung.“ „Möchtest du mitkommen, helfen?“, fragte sie nun. „Wir könnten eine starke Männerhand gebrauchen!“, bat sie ihn unterschwellig. Aber er hob die Hand vorsichtig. „Ehm. Ich weiß nicht, ob deine Freundin mit einem Fremden mit mir so einverstanden wäre.“, versuchte er sich raus zu reden. Eigentlich wollte er gerne helfen. Und er wollte an ihrer Seite bleiben. Doch er dachte dabei an ihren Mann. „Quatsch! Du bist kein Fremder! Wenn ich dich mitbringe, ist das ok. Ich weiß ja, dass du gerne hilfst. Du bist ein guter Mensch. Ich vertraue dir.“, antwortete sie jedoch. „Aber.. ich denke, dass dein Mann es nicht gut fänd, wenn ein fremder Mann dich begleitet. Er würde dir bestimmt lieber helfen.“, wich er weiter aus. Aber nun blickte sich etwas betrübt weg. „Hmh.. also… Mein Mann.. Er hat dafür keine Zeit..“, begann sie leise. Aber sofort lächelte sie wieder und lief weiter. „Naja, er vertraut mir! Darüber musst du dir keine Sorgen machen. Wenn du also helfen willst, kannst du gerne mitkommen, ansonsten verabschiede ich mich jetzt hier. Wir schaffen das auch alleine. Also ist das ok.“, sprach sie weiter und blickte während des Laufens über ihre Schulter. Aber sofort lief Deeon ihr nach. „Ehm. Warte!“, sagte er. Denn er wollte doch bei ihr bleiben. Er wollte doch, dass er mehr Zeit mit ihr verbringen konnte. Er hatte doch so lange auf sie gewartet. „Natürlich bin ich mit ihr mitgegangen..“, sprach Deeon lächelnd. Er wirkte so verträumt und ruhig. „Ich war so glücklich darüber. Und dieses Glück wollte ich nie wieder verlieren. Auch wenn ich wusste, dass sie niemals meine Gefühle erwidern würde und jemanden liebte, wollte ich bei ihr sein. Ich wollte sehen, dass sie glücklich war.“, nun blickte Deeon mich an und schwieg kurz. Ich lauschte jedes seiner Worte. Wir alle sahen ihn wie ein neugieriges Publikum an. Deeon seufzte lächelnd und lehnte sich an die Wand. „Naja, ich fasse mich etwas kürzer.“, räusperte er sich, nachdem er bemerkte, wie sehr er ins Detail ging. „Jedenfalls half ich ihr an dem Tag. Und auch am nächsten. Und die Wochen danach trafen wir uns ebenso. Wir gingen oft durch den Park in der Stadt. Wir redeten. Sie erzählte mir so viel, als wenn ich die erste Person wäre, die ihr zuhörte. Ihr Mann war kaum bei ihr. Er arbeitete viel. Aber sie wollte sich davon nicht unterkriegen lassen. Sie zeigte mir, dass sie alles schaffen konnte. Auch Situationen, die damals schlecht angesehen wurden, wenn Frauen sie machten, schaffte sie. Auch das Heben von schweren Gegenständen wollte sie sich nicht nehmen lassen. Sie konnte einfach alles und ließ sich nicht aufhalten. Auch wenn sie mich ständig mitnahm, hatte sie alles selber geregelt, wenn auch manchmal holperig, und wollte nicht, dass ich ihr als Mann helfen sollte sondern als Freund. Ihren Mann lernte ich auch kennen. Ich traf sie ein Mal zusammen in der Stadt. Sie freute sich so sehr, mich ihrem Mann vorstellen zu können. Er nahm unsere Freundschaft positiv auf. Er bedankte sich sogar, dass ich Misaki half. Ihre Beziehung war glücklich. Leider hatten sie kaum Zeit zusammen. Doch sie basierte auf vollkommenes Vertrauen, weshalb Eifersucht gar kein Thema war. Ich wusste, dass ich mich nicht in ihr Leben einmischen sollte. Auch wenn es mich traurig machte, ihr nie meine Gefühle sagen zu können, versuchte ich mich an den Gedanken zu krallen, sie einfach nur glücklich sehen zu wollen. Ich habe so viel Zeit wie möglich mit ihr verbracht. Dabei habe ich alles andere vergessen. Wochen lang habe ich mich nicht in der Dämonenwelt blicken lassen. Irgendwann ging ich wieder in die Bibliothek. Alle waren ganz überrascht mich zu sehen.“ „Ich erinnere mich.“, sprach Shiro. „Du hast dich Wochen lang nicht blicken lassen und kamst nur für einen kurzen Augenblick um dein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Und dann hast du nichts erzählt.“, meinte er vorwurfsvoll. Von seinen Worten empört schlug ich ihm kurz auf den Hinterkopf. „Shiro!“, ermahnte ich ihn. „Hey. Was?“, begann er zu mosern. „Du kannst sowas doch nicht sagen!“, flüsterte ich ihm wütend zu. Aber Deeon grinste. „Er hat Recht.“, unterbrach er uns. „Es war nicht richtig von mir, alles andere zu vergessen. Meine Pflichten zu vergessen. Meine Freunde zu vergessen… Ihnen dadurch Sorgen zu bereiten.“, sagte er und blickte dabei Shiro an. Überrascht seufzte Shiro und blickte dann beleidigt weg, während er seine Arme überkreuzte. Da erkannte ich, dass Shiro ihm nicht nachtragend war, weil er ihm damals zu wenig Aufmerksamkeit schenkte. Er machte sich damals fürchterliche Sorgen um Deeon, weil er sich nicht bei ihm meldete. Ich runzelte etwas die Stirn und dachte nach. Deeon erzählte uns so viel, doch beantwortete er mir nicht die Frage, die mich am meisten quälte. „Deeon...“, begann ich nun. „Wie.. also.. warum.. Ich meine...“ stotterte ich zögerlich. Ich konnte die Worte nicht aussprechen. Aber ich wollte es wissen. Ich wollte es so unbedingt wissen. „Warum sie gestorben ist?“, beendete Deeon meinen Satz. Nachdem er es schaffte die Worte so sicher zu sprechen, die meine Lippen nicht verlassen konnten, hielt ich kurz die Luft an. Sie war meine Mutter, die Frau die mir am nahsten stand und trotzdem war sie für mich eine Fremde. Es schmerzte nicht, seine Worte zu hören. Dennoch blieb mein Atem stehen. „Ja..“, antwortete ich leise. Mein Magen begann zu schmerzen. Wollte ich diese Antwort hören? Sollte ich sie überhaupt hören? Ich war nervös. „Yuki..“, sagte er nun und lief auf den Tisch zu. Er setzte sich uns gegenüber und kniete sich hin. Es war leise. Mein Körper begann leicht zu zittern. Mein Herz klopfte schneller. Ich konnte meine zitternden Hände kaum verstecken und legte sie angespannt auf meinen Schoß. Ich war aufgeregt. Was würde er mir erzählen. Was war geschehen? Was war es, das ihn so belastete. Was war es, was nur er wusste. Ich biss die Zähne aufeinander und schwieg. Ich konnte nicht mehr reden. Ich war starr und blickte Deeon mit offenen Augen an. Mein Atem war schwer. Plötzlich spürte ich eine kalte Hand an meiner Seite. Ich schreckte etwas auf und blickte leicht zu Shiro auf. Er drückte mich leicht an sich um mich zu beruhigen doch wich meinem Blick aus. Ohne etwas zu sagen, schlich meine Hand zu seiner und wir hielten uns gegenseitig. In diesem Moment war ich glücklich, ihn bei mir zu haben. Auch wenn er nichts sagte, gab er mir Kraft. Er bemerkte meine Unsicherheit und stützte mich. Als ich seine Hand sicher hielt, atmete ich tief ein und wieder aus. Nun war ich bereit. „Deeon, erzähl es mir.“, sagte ich nun sicher und blickte ihn ernst an. Deeon nickte entschlossen. Dann begann er zu erzählen. „Es war… kurz vor deiner Geburt..“ Deeon und Misaki gingen gemeinsam durch die Stadt. Es war kalt und Schneeflocken flogen durch die Luft. Die Sonne war bereits unter gegangen und nur wenige Laternen erleuchteten die dunklen Wege. Der Boden war bereits weiß durch den Schnee und der warme Atem bildete in der kalten Luft Nebel. Sie liefen denselben Weg, wie beinahe jeden Abend. Er hatte sie zum Arzt begleitet und begann nun mit ihr den Heimweg. Nach etwas längerem Schweigen sah Deeon zu ihr. „Bist du nervös?“, fragte er während des Laufens und schaute zu ihrem prallen Bauch. Misaki begann zu grinsen und streichelte diesen. "Hmh. Nervös nicht. Ich freue mich. Ich freue mich so sehr sie in meinen Armen zu halten.", antwortete sie. „Hach, ich werde sie so viel knuddeln. Und lieb haben. Und kuscheln und lieben und… Haaaach.“, träumte sie vor sich. „Und ich werde sie ganz lieb erziehen! Aber ich werde auch streng sein! Aber nicht zu streng. Aber sie soll ein ganz nettes Mädchen werden! Und irgendwann werde ich ihr schöne Kleider kaufen. Und wenn sie älter ist, werde ich ihr die Haare frisieren! Hihi. Und dazu die passenden Schühchen! Da freue ich mich drauf.“, faselte sie vergnügt. Deeon lachte. „Das ist keine Puppe. Ich denke, du darfst sie nicht mit deiner Aufdringlichkeit zerquetschen.“ „Nein. Ich werde sie nur unter meiner Liebe begraben! Ha! Und irgendwann ist sie so groß, dass sie zur Schule gehen wird. Sie wird bestimmt so klug wie ihr Vater sein. Und ich werde ihr Frühstück machen und hihi.. jaja.. Das wird meine kleine Yuki.“, antwortete sie heiter und blieb mit ihm an einer Ampel stehen. Ihr Grinsen strahlte über ihr ganzes Gesicht. Es sollte bald soweit sein. Und sie konnte es kaum erwarten. Sie warteten nun gemeinsam an der Ampel. Es war eine wenig befahrene Straße. Es war dieselbe Straße, an der sie sich vor sechs Monaten kennenlernten. Doch weiter lief Deeon nicht. Sie verabschiedeten sich stets an diesem Ort. Denn er wollte sie nie bis zu ihrem Zuhause begleiten. Die trafen sich dort und verabschiedeten sich dort. Weiter traute Deeon sich nicht, in ihr Leben einzudringen. Sonst würde er der Gefahr zu nahe kommen, sich in sie zu verlieben oder noch mehr unter der Qual zu leiden, dass ihre Liebe einem anderen Mann gehörte. „Deeon, wir sehen uns nun beinahe jeden Tag. Und ich bin dir für deine Hilfe wirklich Dankbar..", sagte sie nun und blickte auf die andere Seite der Straße. „Ich würde mich freuen, wenn du uns zuhause besuchen würdest.“, sagte sie nun leise, mit dem Wissen, dass Deeon dieses Angebot nicht annehmen würde. Er drehte sich sanft lächelnd zu ihr. „Misaki, du weißt, dass ich das nicht-“ „Deeon! Magst du mich?“, unterbrach sie ihn aber. Überrascht riss er die Augen auf und wich etwas zurück. „Was? Ich.. also.“, kam es zögerlich aus seinem Mund. Er wusste nicht, worauf sie ihre Frage bezog. „Du… weißt wie ich das meine.“, sagte sie nun und sah nachdenklich herab. „Du musst die Frage nicht beantworten. Entschuldige.. Ich.. wollte mich bei dir bedanken, dass du meine Ehe und mein Leben respektierst. Wir.. haben schon so viel Zeit zusammen verbracht und so viel erlebt. Und ich bin so froh dich zu kennen. Du hast eine so lange Zeit mit mir durchgehalten und bald ist dieses Projekt hier vorbei.“, sagte sie und streichelte ihren Bauch. „Dann werde ich ganz viel Zeit und Kraft für sie brauchen. Ich möchte gerne, dass du dich dann auch gut im sie kümmerst. Und wenn du dich bis dahin noch immer nicht traust, unser Haus zu betreten, werden wir uns kaum sehen können. Deeon, verstehst du was ich sagen möchte?“, erklärte sie und sah ihn mit ehrlichen Augen an. „Ich würde mich freuen, wenn du mitkommen würdest. Du bist mir wirklich wichtig geworden, weißt du? Und… ich bin beinahe traurig, dass ich dich nicht vor alle dem kennen gelernt habe…“, sagte sie und wurde etwas leiser mit der Stimme. Deeon sah sie verlegen an aber schwieg perplex. Aber sofort hob sie den Finger. „Bilde dir jetzt nichts ein! Ich bleibe meinen Prinzipien treu! Ich bleibe meinem Mann treu! Das weißt du. Ich möchte dich nur nicht als einen sehr wichtigen Freund verlieren. Also denk nichts Falsches!“, faselte sie mit roten Wangen. Deeon war überrascht aber versuchte ruhig zu bleiben. Sie wusste anscheinend die ganze Zeit, dass er Gefühle für sie hatte. Oder wusste sie es doch nicht so genau? Warum war sie so nervös? Er liebte diese offene Art von ihr. Auch wenn sie oft forsch wirkte war sie immer ehrlich. Sie hatte ihn nie angelogen. Sie hatte ihm nun ihre Gefühle gestanden. Er wusste nicht, ob er ihr nun auch seine Gefühle sagen sollte. Doch es auszusprechen, schien ihm zu schwer. Er sah ihre braunen Augen, in der er sich doch schon lange verliebt hatte, ohne es zugeben zu wollen. Statt es ihr zu sagen, nahm er nun vorsichtig ihre Hand. Dann lehnte er sich etwas vor und Küsste ihren Handrücken. Auch wenn damit ihre Freundschaft gefährdet wurde, konnte er es nicht mehr für sich behalten. Seine Hand war weich und warm. Ihre Hand war zart und sanft. Und sein Kuss war liebevoll und ehrlich. „Ich verstehe.“, sagte er, als er noch ihre Hand vornehm hielt und liebevoll zu ihr aufsah. Er hatte es ihr endlich gebeichtet. Doch als er in ihr Gesicht sah, blickten ihn mit tränen gefüllte Augen an. Besorgt beugte er sich wieder auf doch sie nahm ihre Hand wieder zurück. „M.. Misaki..?“, fragte er. Sie war plötzlich so traurig. Warum nur? „Deeon…“, sagte sie und ging einen Schritt zurück. Doch dann schüttelte sie Wortlos den Kopf. „Ich.. ich..“, stotterte sie. Als sie sich von ihm weg bewegte, erschütterte Deeon ein Gedanke. Mit seinem Kuss und seiner zarten Berührung, hatte er ihre Gefühle unbewusst manipuliert. Er tat das, was er ihr niemals antun wollte. Schockiert über sich selber, blickte er ihr nur sprachlos hinterher. Anscheinend kämpfte sie gegen diese Gefühle an. Sie wollte keine Liebe in Deeon sehen. Denn sie wusste, dass ihrem Leben nicht antun konnte. Aber sie fühlte diese Gefühle nun so stark, dass es in ihr Verzweiflung auslöste. Es war das erste Mal, dass er sie hilflos weinen sah. Sie drehte sich flüchtend von ihm weg und legte ihre Hände vor ihr weinendes Gesicht. Sofort rannte sie von ihm weg. Sie konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen. Sie traute sich nicht, ihn zu sehen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Also rannte sie blind über die Straße. Deeon sah ihr sprachlos hinterher. Im gleichen Augenblick hörte er das Aufheulen zweier Motoren. Zu spät erkannte er die Scheinwerfer zweier Fahrzeuge, die um die Ecke rasten. Sie fuhren ein Rennen gegeneinander. Dies war nicht selten, da diese Straße so selten genutzt wurde und dadurch als perfekte Rennstrecke diente. Doch warum mussten sich ausgerechnet in diesem Augenblicke ihre Wege kreuzen? Panisch blickte er von den lauten Geräuschen zurück zu Misaki. Sie drehte sich ebenfalls erschrocken zu dem dröhnenden Geräusch und blieb starr stehen, als sie im Scheinwerferlicht der herannahenden, außer Kontrolle geratenen, Fahrzeuge stand. Deeon gefror das Blut zu Eis. Es geschah alles so schnell. Was sollte er tun? Was konnte er tun? Sekunden dehnten sich zu Minuten aus. Reflexartig rannte Deeon auf die Straße. Seine Augen waren weit aufgerissen, seinen Arm streckte er Misaki entgegen. Sein Herz blieb stehen. Seine Muskeln waren angespannt. Doch er würde sie nicht erreichen. Nicht so. Die Geräusche kamen immer näher. Er konnte es nicht zulassen. Er musste sie retten. Warum war sie nur weggerannt? Warum konnte er sie nicht beschützen? Die Zeit war zu knapp. Gäbe es nur genügend Zeit. Er war nicht schnell genug. Nicht auf seinen Beinen, die ihn angsterfüllt zu ihr führten. Deeon biss die Zähne zusammen. Die Scheinwerfer waren so nahe. Misaki riss ihre weinenden Augen dem Licht entgegen. Im nächsten Augenblick breiteten sich zwei weiße Flügel aus Deeons Rücken aus. Sie schossen aus seinem Körper und ließen ihn fliegen. In einer rasanten Geschwindigkeit flog er auf sie zu. Der Wind peitschte um seine Ohren. Doch er schaffte es. Er erreichte sie. Er packte sie sicher in seine Arme. Er flog mit ihr in Sicherheit. Er konnte sie retten. Er konnte sie für diesen Moment retten. Als Misaki sich verwirrt in Deeons Armen wiederfand, blickte sie sprachlos zu ihm auf. Er trug sie in seinen Armen und hatte sich sicher auf einem Knie gestützt. Weiße Federn flogen durch die Luft zwischen den Schneeflocken. Hinter ihm erkannte Misaki seine zwei breite, strahlenden Flügel. „Deeon…“, sagte sie leise. Er sah schweigend zu ihr herab und blickte in ihre wunderschönen, braunen Augen. Deeon verschlug es die Sprache. Er hatte ihr gezeigt, dass er ein Engel war. Er brach die wichtigste Regel in seinem Leben. Deeons Nähe, seine Aura und die warmen Federn beruhigten Misaki. Sie öffnete ihre Hand und eine Feder landete sanft schwingend auf ihr. Sie war weich und erfüllte sie mit Freude. „Ist das.. ein Traum?“, fragte sie leise und schaute träumend auf die Feder. Aber dann wanderte ihr Blick auf Deeons besorgtes Gesicht. Sein Schweigen war ihr Antwort genug. Sie verstand, dass es die Realität war. Sie verstand, dass Deeon etwas anderes als ein Mensch sein musste. Sie verstand, dass Deeon es ihr verschwiegen hatte. „Aber… wieso?“, fragte sie. Wie konnte Deeon es ihr nur erklären? Wie konnte Deeon es ihr begreiflich machen, dass er ein Engel war. Wie konnte er ihr erklären, was geschehen war? Doch Misaki, legte die Feder in ihre Jackentasche und fasste seine Hand. „Wieso hast du es mir nicht erzählt?“, war ihre Frage. Deeon war verwundert. Es interessierte sie nicht, was genau geschehen war, es interessierte sie nicht, was er war. Sie wollte nur wissen, weshalb er es ihr verheimlichte. Noch immer traute er sich nicht zu sprechen. Jetzt stellte Misaki sich hin und blickte lächelnd in den dunklen Himmel. „So wunderschön..“, sagte sie, als sie die Federn zwischen den Schneeflocken betrachtete. Dann sah sie zu Deeon. Er stand ihr schweigend gegenüber. Seine Flügel waren angewinkelt auf seinem Rücken. Ihre Reaktion überraschte ihn. Menschen reagierten oft mit Angst auf etwas, das sie nicht kannten oder erklären konnten. Doch Misaki vertraute ihm so sehr, dass sie keine Angst vor ihm hatte. Sie war nicht verängstigt, sondern glücklich. Nun blickte sie ihm tief in die Augen und lächelte sanft. „Ich.. wusste, dass du etwas Besonderes bist.“ Deeon zog seine Flügel wieder ein. Dann trat Misaki ihm nahe gegenüber und faste seine Hand. Deeon wusste nicht, was er sagen sollte. Er wollte ihr so viel erzählen, aber er schaffte es einfach nicht. Misaki wirkte etwas zögerlich aber mutig. Ihre Wangen waren rot. Ihr Blick wirkte noch etwas verweint aber offen. „Deeon..“, begann sie zu sprechen und sah kurz herab. Sie dachte kurz nach. Denn auch sie bemerkte, dass Deeon etwas besorgte. Dann sah sie wieder auf. „Deeon! Ich-“ Doch plötzlich schwieg sie. Plötzlich wirkten ihre Augen starr. Plötzlich verharrte sie in ein und derselben Pose. Plötzlich wehte kein Wind mehr. Plötzlich stoppten die Schneeflocken zu fallen. Deeon sah zu ihr herab. Wenn er keine Worte finden sollte, würde sie es tun. Das wusste er. Doch als sie erstarrte, wurde sein Blick misstrauisch. „M.. Misaki?“, fragte er. Er sah sie erschrocken an. „Misaki?“, fragte er wieder und faste sie an der Schulter. Doch sie bewegte sich nicht. Es war, als wäre die Zeit angehalten. Im nächsten Augenblick bemerkte er eine Person auf der anderen Seite der Straße stehen. Sofort drehte er sich um und erkannte einen Mann mit langen schwarzen Haaren und einem schwarzen Anzug. Dieser stand gelassen dort und überkreuzte seine Arme. Sofort richtete Deeon sich zu ihm und ging einen Schritt vor. „DU warst das!“, rief er ihm wütend zu. „Du hast diesen Unfall hervorrufen wollen!“, warf er ihm aufgebracht entgegen. Doch ehe Deeon weiter brüllen konnte, unterbrach der Mann ihn. „Deeon, du weißt, dass es dazu kommen würde.“, antwortete er ruhig und legte seinen Kopf etwas schief. „Nein!“, schrie Deeon. „Sie wusste es nicht! Sie wusste es nicht!“, wiederholte er. Doch der Mann lief langsam auf ihn zu. „Natürlich wusste sie es. Sie wusste zwar noch nicht genau was, aber sie hatte es bemerkt.“ Deeon trat schützend vor Misaki, die noch immer starr dort stand. „Du hast mich beobachtet?“, fragte er schockiert. Vor Deeon blieb er stehen. „Du weißt, dass es deine Schuld ist. Sie müsste nicht sterben, wenn sie nichts von uns wüsste.“, sprach er weiter, ohne auf Deeons Frage zu reagieren. „Nein! Du darfst ihr nichts tun!“, sagte Deeon laut und ging etwas vor. Aber der Mann wurde wütend. „DU KENNST UNSERE AUFGABE!“, sprach er laut. „Die Menschen dürfen nichts über Dämonen oder uns erfahren! Und sollten sie es doch, müssen sie sterben. Egal wie. Das zählt für jeden einzelnen Menschen. Wir müssen an uns denken! Daher müssen wir den Tod der Menschen so hervorrufen, dass sie ihren Glauben verlieren.“, erklärte er weiter. Doch Deeon überlief ein Schauer. Es bedeutete, dass Misaki sterben sollte. Er konnte sie nicht sterben lassen. Er konnte es nicht zulassen, dass sie ihn verließ. „Nein..“, begegnete er seinem Gegenüber. „Ich bitte dich.. ich kann das nicht..“ Doch der Mann grinste. „Oh. Nein. Du musst das nicht tun, Bruder. Dafür bin ich gekommen.“, sagte er und lief auf Misaki zu. Deeon sah ihm nach. Er wusste, dass er nichts gegen seinen Bruder tun konnte. „Bitte! Nein. Ich flehe dich an.“ Der Mann lief um Misaki rum und begutachtete sie kurz. Als er hinter ihr stehen blieb, sah er über ihr zu Deeon. „Ich weiß, wie schwer es ist, jemanden zu verlieren, den man liebt. Aber wir müssen das tun. Sonst sterben wir alle und alle Unschuldigen aus der Dämonenwelt.“ „Sie ist doch auch unschuldig!“, rief Deeon und deutete auf Misaki. „Deinetwegen, ist sie das nicht mehr!“, antwortete der Mann ihm aber. Nun lief er mit schnellen Schritten auf Deeon zu. Deeon stand hilflos da und richtete seinen Blick wehrlos zu Boden. Der Mann packte ihn an der Schulter um ihn zu beschwichtigen. „Deeon. Du wirst weitere tausende Jahre leben! Ihre Lebenszeit ist sowieso begrenzt! Ob sie jetzt stirbt, oder in ein paar wenigen Jahren.“ Wuterfüllt sah Deeon auf. „Luzifer… Du.. bist ein Monster…“, flüsterte er ihm zu. Der Mann sah ihn erschrocken an. Doch im nächsten Augenblick nahm er seine Arme zurück und seufzte bedrückt. „Das.. tut weh, sowas von seiner Familie zu hören…“, sagte er und ging einige Schritte zurück. „Du weißt, dass ich mich nur darum kümmer, dass wir überleben. So viel Macht zu haben, beinahe gottgleich zu sein ist für mich eine Bürde. Es ist schwer dabei allen gerecht zu werden. Aber ich tu mein Bestes. Auch wenn ich dadurch Opfer bringen muss…“ Nun sah Luzifer besorgt zur Seite. „Es tut mir leid, aber es muss sein.“, kam es leise von ihm. Dann hob er die Hand. Panisch ging Deeon zu Misaki um sie irgendwie zu schützen. „Nein! Tu das nicht!“, rief er laut und sah zu Luzifer. Doch er blickte mit einem ernsten Blick zurück. Dann schnipste er mit seinem Finger und verschwand. Der Schnee bewegte sich wieder in der Luft. Die Zeit lief weiter. Deeons Herz schlug rasend schnell. Was hatte Luzifer getan? Er sah angsterfüllt zu Misaki. Diese hatte das Gespräch nicht wahrgenommen und wollte unbesorgt weitersprechen. „Ich muss dir etwas… urgh.. Ah…“, mitten im Satz krümmte sie sich jedoch schmerzerfüllt vor. „Argh… Es.. tut so weh..“, stotterte sie und hielt sich den Bauch fest. Sie brach langsam zusammen. Erschrocken stützt Deeon sie. „Misaki! Was hast du?!“, fragte er sie aufgebracht. Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte sie zu ihm auf zu blicken. „Irgendwas… stimmt mit Yuki nicht..“, sagte sie mit schwerer Stimme. Als wir Deeon zuhörten, bemerkten wir seine Trauer. Auch jetzt noch, nach achtzehn Jahren, fiel es ihm schwer, darüber nachzudenken. „Sie… hatte so gelitten…“, sagte er betrübt und sah weg. Einen Moment schwieg er. Er erinnerte sich an den Moment. Er erinnerte sich an den Schmerz und an die Angst in diesem Augenblick. „Luzifer.. hatte ihre Organe beschädigt. Mit einem Fingerschnips… Er.. wollte, dass es wie eine Fehlgeburt aussah, unter dessen Folgen Misaki sterben sollte. Ich brachte sie in ein Krankenhaus… Ich trug sie so weit ich konnte. Ich konnte sie nicht heilen. Ich konnte das Kind in ihrem Bauch nicht heilen. Es … ging alles so schnell. Sie verlor so viel Blut. Sie weinte. Sie schrie vor Schmerzen. Das Kind in ihr war bereits tot. Bevor man mich in dem Krankenhaus von ihr trennte, fasste sie meinen Arm. Sie sah mich so frustriert an. „Kümmer dich um Yuki.“, sagte sie zuletzt. … Kümmer dich um Yuki… das war das letzte, was sie mir sagte… Kümmer dich um Yuki…“, erzählte Deeon und biss die Zähne aufeinander. Dann richtete er seinen Blick mit Tränen in den Augen zu uns. Er sah abwechselnd zu Shiro und mir. Seine Stimme zitterte leicht. „Ich.. fand keine andere Möglichkeit, dich zu retten..“, sagte er und blickte mich in die Augen. „Ich ging sofort in die Bibliothek. Ich brauchte Kraft, ich brauchte genügend Seelen, die mir diese Kraft gaben, um dich zu retten, Yuki. Kitzune war dort, doch sie konnte mich nicht aufhalten. Ich musste mich beeilen. Es gab keine Zeit für Erklärungen. Ich klaute die Seelen, und rettete dich… Eine reine Menschenseele wiederzubeleben braucht mehr Kraft als eine Dämonenseele. Und es war die zweite Regel die ich brach. Einen Menschen wiederzubeleben… Doch ich schaffte es. Ich konnte dieses kleine Wesen, das dort lag retten. Doch musste dafür mit ansehen, wie ihre Mutter starb…“ Deeon wandte sich weg und konnte mir nicht mehr in die Augen sehen. „Meinetwegen.. starb sie. Weil ich mich in ihr Leben einmischte.. Sie würde nie ihre Tochter sehen. Sie würde sie niemals in ihren Armen halten. Und kuscheln. Und all das tun, was sie sich wünschte. Ich habe ihr das alles weggenommen. Und.. ich habe ihr nicht einmal sagen können, dass ich sie liebe…“, erklärte er. Eine kleine Träne kullerte dabei seine Wange herunter, als er trauernd zu Boden sah. Er verstummte. Nun war es leise im Zimmer. Ich war traurig. Doch ich war auch glücklich. Endlich wusste ich die Wahrheit. Endlich wusste ich, was geschehen war. Auch wenn mein Herz sich dabei zerriss. Ich hatte Mitleid mit ihm. „Deeon..“, sagte ich und lehnte mich etwas über den Tisch. Auch mir liefen Tränen über die Wangen. Aber ich streckte ihm meine Hand entgegen und legte sie vor ihm auf den Tisch ab. Nun blickte er wieder auf. „Ich bin froh, dass du es erzählt hast. Danke.“, sprach ich ihm leise zu, während ich ihm ein trauriges Lächeln entgegen brachte. Nun lächelte auch er sanft und faste meine Hand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)