Cursed Shadow von _-Merle-_ (- verliebt in einen Dämon -) ================================================================================ Kapitel 8: Der Mittag --------------------- Lange starrte er mich nur schweigend an. Mit meiner Reaktion hat er nicht gerechnet. Der Schattenmann wollte wieder in seinen deprimierenden Emotionen ertrinken. Das wollte ich nicht zulassen! Er sollte heute einen schönen Tag haben! Doch dann drehte er sich lächelnd zur Seite und lachte still und kurz. Ich hatte ein riesiges Fragezeichen im Gesicht. „Hä..?“ Hatte ich es geschafft? Hatte er endlich gute Laune? Verunsichert begann ich auch zu lächeln. „Was...? Was findest du... denn so witzig?“ Doch die Antwort sollte mir gar nicht so gefallen wie ich hoffte. „Es ist süß zu sehen, wie eine so schwache Person versucht etwas bestimmen zu wollen.“, lachte er. Ich war irritiert. Eigentlich wollte ich mich über sein Kommentar aufregen. Doch er lächelte. Das war doch schon mal ein guter Anfang. Also hielt ich meinen Ärger zurück. Denn es war es doch gar nicht so böse gemeint wie ich im ersten Augenblick aufgefasst hatte. „Püh. Du weißt gar nicht wie stark ich sein kann!“, schmunzelte ich und drehe mich gespielt beleidigt weg. „Frauen müssen nicht stark sein.“, sagte er. Seine Stimme klang nun so ruhig und entspannt. Als ich fragen wollte weshalb er dieser Meinung sei, verstummte ich jedoch bei seinem plötzlich so eindringlichen und liebevollen Blick. Ich brachte einfach keinen Ton von meinen Lippen. „Frauen sind reine Wesen. Das macht sie so zerbrechlich. Männer sollten stark sein um sie beschützen zu können.“ Es war so viel Anmut in seinen Worten. Wieso wurde ich so starr? Wieso traute ich mich nicht darauf zu reagieren? Ich ertappte mich wie ich die Luft angehalten hatte. Noch immer sah er mich so vertraulich an. Was war das plötzlich? Verlegen presste ich meine Lippen aufeinander und spürte wie meine Wangen warm wurden. Was ist los mit mir? Ich konnte ihm nicht mal mehr in seine hellen fast weißen Augen schauen. Es war nicht unangenehm. Sondern ungewohnt liebevoll. Für den Moment wusste ich nicht was ich tun oder antworten sollte. Dabei spürte ich seinen beobachtenden Blick. Doch der Schattenmann löste die Stille und kicherte. „Und genau so schweigen sollten Frauen auch!“, dann wurde sein Ton wieder so genervt wie vorher. „Und nicht immer quasseln wie ein Wasserfall!“, fügte er noch schnell hinzu. Das war wieder ein Klingeln in meinen Ohren. Schon wieder versuchte er mich zu provozieren. Ich schmunzelte und sah ihn unbeeindruckt an. „DANKE.“, erwähnte ich mit überdeutlicher Stimme. Aber seine Miene blieb bei einem entspannten Grinsen. Diesen Blick mochte ich von ihm. Sein Lächeln zeigte er so selten. Warum sollte ich diese Tatsache für mich behalten? Jeder mag Komplimente! Also lehnte ich mich selbstbewusst nach vorn. „Ich mag es wenn du so lächelst!“ Daraufhin verging sein Lächeln sofort wieder. „Aha.“, seine Stimme klang nicht mehr so beruhigend, sondern wieder eher mosernd. Das ärgerte mich. „Du bist immer so launisch! Dein Lächeln sehe ich so selten! Dabei macht dich das viel hübscher!“, munterte ich ihn auf. Moment, was habe ich da gesagt? Erst als ich mir meinen Satz noch einmal durch den Kopf gehen lassen hatte, riss ich ertappt die Augen auf. „Ehm. Also..“ Auch er war etwas verwirrt von meiner Aussage. Warum hatte ich das gesagt? Ich hatte es gesagt, weil es stimmte. Jetzt erst viel mir auf wie attraktiv er aussah. Seine Augen waren die hellsten die ich bisher gesehen hatte. Sie waren so klar und sahen mich aufrecht an. Ich konnte in seinem Blick bisher nur Ärger, Trauer und Hass erkennen. Doch nun war der Hass eine Weile verschwommen. Durch seine dunkle Weste die er trug, kamen seine breiten Schultern und muskulösen Arme sehr gut zur Geltung. Auch wenn seine Haut sehr hell war, war sie rein. Seine Hände waren groß und kräftig. Und seine dunklen Haare umrandeten sein ansehnliches feines Gesicht. Dazu war er auch noch sehr groß und stabil gebaut. Ich ertappte mich wie ich ihn begutachtete und blickte nervös mit knallrotem Gesicht zur Tür des Kaffees. „Ah! Da kommt es schon!“, meinte ich hektisch und deutete auf die beiden Teller mit dem Eis, welche uns genau in dem Augenblick gebracht wurden. Der Schattenmann schwieg lediglich und richtete seinen fragenden Blick nun auf das, was die Kellnerin uns servierte. „Guten Appetit ihr beiden!“, wünschte uns die Frau und platzierte die Teller mit den Speisen vor uns. Zwei große Portionen cremiges Vanilleeis, geformt als Nudeln. Darauf eine appetitliche Erdbeersoße die über das Nudeleis gegossen wurde und an manchen Stellen zart hinunter floss. Kleine Vanilleschokoladenraspeln auf dem Ganzen verzierten alles noch schmackhaft. Der Junge sah sich das Spagettieeis genau an. „Und was ist das?“, fragte er neugierig. „Das ist Eis. Iss nicht alles auf einmal!“, erklärte ich kurz um ihm nicht die Überraschung des Geschmacks zu nehmen und nahm direkt einen Löffel in den Mund. Zurückhaltend nahm er den kleinen Löffel mit dem langen Griff. Ich wollte seine Meinung wissen. Würde es ihm schmecken? So etwas hat er bestimmt noch nicht gegessen! „Mit dem Löffel kannst du das essen.“, meinte ich aufdringlich. „Das weiß ich selber!“, fauchte er zurück. Dann nahm er etwas von dem Eis auf den Löffel. Ich beobachtete detailgenau was er tat. „Könntest du aufhören mich so anzugaffen?!“, er sah mich grimmig an und zögerte das Essen weiter hinaus. Schnell sah ich wieder auf meinen Teller und aß still weiter. Doch als er das Eis in den Mund nahm und probierte, stoppte er plötzlich. Er riss die Augen auf und blickte mich fassungslos wie ein Stein an. Ich erschreckte leicht. Was war plötzlich los? Er wirkte von jetzt auf gleich so angespannt. Stumm sah ich ihn einfach nur an. Er schlug mit seinem Löffel in der Hand auf den Tisch und ich schreckte konfus zurück. „Ist.. alles ok?“, fragte ich mit der Angst, er würde wieder ausrasten. Bitte nicht hier. Hier wo so viele Menschen sind. Dann zeigte er auf den Teller. „DAS IST LECKER!“, rief er freudestrahlend, „So etwas habe ich noch nie gegessen!“, und schlemmte sein Eis weiter. Mir viel ein Stein vom Herzen. Beruhigt atmete ich aus. Während er weiter genüsslich sein Eis aß wurde ich immer glücklicher. Es hatte funktioniert. „Freut mich dass es dir schmeckt.“, kicherte ich und beobachtete seine muntere Gestalt. Ich habe geschafft, dass er, wenn auch nur für einen Moment, sorgenfrei und heiter war. Endlich. Es dauerte eine Zeit, bis er sich beruhigte. Jeden Löffel genoss er innig. Ich fühlte mich gut meiner Aufgabe nun schon einmal nachgekommen zu sein. Fühlte ich mich deshalb so gut? Oder war es, weil ich sein strahlendes Lächeln sehen konnte und wusste, dass ich ihm eine Freude gemacht habe. „Was isst du denn sonst?“, viel mir dann ein. Er war schon fast mit seiner Portion fertig und löffelte erst das geschmolzene Eis mit der Soße bevor er sich wieder dem Festen widmete. „Nichts. Ich brauche kein Essen.“ Betroffen legte ich den Löffel zur Seite. „Kein Essen? Kein Schlaf?“ „... Nein...“, antwortete er und löffelte das letzte geschmolzene Eis. „Du kennst dich nicht so sehr aus.“, er wurde immer ruhiger im Ton. „Denk nicht ich sei arrogant, doch ich bin in diesem Bereich der Dämonenwelt der weitaus Stärkste... Diese Seelen und die Macht die ich dadurch besitze, stärken mich. Dadurch brauche ich dieses unnötige Zeug nicht.“, erklärte er ganz offen. Ich starrte auf meinen leere Teller und dachte nach. Natürlich wollte ich eigentlich nicht weiter über das Thema reden, denn es sollte nur wieder einen unangenehmen Nachgeschmack haben. Doch ich war so neugierig. Ich wollte doch so unbedingt mehr erfahren. Und gerade er. Der Schattenmann, über den ich oft gehört und gesehen hatte wie mächtig er war, öffnete sich mir nun. „Warum willst du denn... so stark sein?“, tastete ich mich langsam an das Thema. Er legte den Löffel hin und lehnte sich wieder an den Stuhl. „Um mich gegen jemanden wehre zu können.“ „Wehren? Aber wer würde dich schon herausfordern, wenn man doch weiß wie stark du bist?“, fragte ich im Vertrauen, dass er ehrlich zu mir sein wird. Der Schattenmann belächelte meine Frage. „Nicht viele. Manche sind so töricht und wollen mich herausfordern. Eigentlich gibt es kaum jemanden der es gegen mich schafft oder auch nur den Hauch einer Chance hat in einem Kampf gegen mich zu überleben.“ Mir fiel der Kampf ein, den er in dieser Halle hatte. „Und was ist mit Deeon? Schafft er es gegen dich?“ Der Name traf ihn wie ein Schlag in den Magen. Es war unangenehm für ihn über Deeon zu reden. Nach einer Weile antwortete er trozdem. „Dieser schmierige Verräter. Wärst du nicht gewesen (!!!) -“, er wurde immer lauter doch bremste sich selber. „Wärst du nicht an dem Tag da gewesen, hätte ich diesen Dieb zerstückelt. Er denkt, nur weil er ein schmieriger Engel ist, dass er alles könnte!“ Mir blieb kurz die Luft weg. „Engel?“ Doch er sprach gereizt weiter. „Nur ein Angeloi! Dessen Aufgabe es mal war den Menschen Botschaften zu liefern. Doch dieses miese Schwein war schon immer gut darin Vertraute zu hintergehen! Also ist er nun ein verfluchter, abtrünniger Engel!“ Ergriffen versuchte ich zu begreifen, was er meinte. Ein abtrünniger Engel. Ein gefallener Engel. Ein Engel der sich gegen die Regeln stellte. Ein Engel der sich gegen Gott stellte. Ich schluckte. Mein Bauch krampfte zusammen. Das wollte ich doch gar nicht hören. Deeon war nicht böse. Ich wollte das nicht glauben! Der Junge presste seine Faust zusammen und seine Zähne aufeinander. „Ich war so weit! Und er hatte alles zerstört.“, in seinen Augen erkannte ich wie er sich schmerzhaft erinnerte. Ich traute mich nicht etwas zu sagen. Doch mich verletzten seine Worte. „Er hat dich beklaut.“, sagte ich mutig. „Er hat mehr als nur die Hälfte meiner Seelen geklaut! Er hat mich ausgenutzt und hintergangen! Meine Arbeit zu Nichte gemacht! Und dann einfach für Jahre verschwunden! Feigling!“. Jedes seiner Worte stach in mein Herz. „Er ist nur eine verlogene Schlange, ohne Stolz! Jemand ohne Prinzipien. Ein Lügner dem man nicht vertrauen kann!“ „Hör auf!!!“, schrie ich ihn an und sprang mit Wuttränen in den Augen auf. „Hör auf immer alles und jeden so zu hassen!“, schimpfte ich. „Ich weiß nicht was er dir alles angetan hat! Doch ich weiß, dass es ihm leid tut! Ich will nicht glauben, dass er so schlecht ist!“, weinte ich und schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass du verletzt bist! Aber, gib ihm doch noch eine Chance!“, mein Herz pochte wild. Meine Knie zitterten. Ich fühlte meinen Herzschlag bis in meinen Kopf. Auch wenn Deeon, der Mann den ich so in mein Herz geschlossen hatte, wohl ein gefallener Engel war, wusste ich, dass er ehrlich zu mir war. Er hatte mir erzählt, was er getan hat. Er wusste, dass er etwas schlimmes damit getan haben musste. Und ich habe gemerkt, dass er es bedauerte den Schattenmann damit verletzt zu haben. Doch der Schattenmann atmete nur schwer. „Hat er dich auch schon um den Finger gewickelt?“, verpönte er mich. Wütend ging ich einen Schritt zurück „Hast du ihn überhaupt mal gefragt, wieso er das getan hat? Wieso-“, doch plötzlich stieß ich mit einer Kellnerin hinter mit zusammen. Mit Wucht schubste ich sie etwas zur Seite. Dabei verlor sie eine Kanne aus ihrer Hand. Ehe ich mich versah, spürte ich heißen Kaffee auf meinem Bein. „Aua! Ahh!“, ich setzte mich schmerzerfüllt wieder hin und beendete meine Heulerei. „Oh nein! Das tut mir so leid!“, entschuldigte sich die Frau und hielt sich fassungslos die Hand vor den Mund. „Yuki!“ Der Schattenmann stand sofort auf und kniete sich zu meinem Bein herunter. Schnell wischte ich mit einer Serviette den Kaffee ab. Doch er hatte sich schon in meinen Strumpf gesogen. Er hob seine Hand und legte sie über mein Bein. „Tolpatsch. Warte nur kurz.“ „Nicht!“, stoppte ich ihn. Ich wusste, dass er meine Wunde heilen wollte. Genau wie er den Schnitt in meiner Hand geheilt hatte. Doch in der Öffentlichkeit Magie anzuwenden würde die Menschen nur verschrecken. Er verstand mich ohne weitere Worte. Dann nickte er und zog mir meinen Kniestrumpf herunter. Ich riss mein Bein weg. „Hey! Was machst du da!?“, fragte ich beschämt und wollte seine Hand weg schlagen. Doch er hielt sie fest und ich erschrak leicht. „Möchtest du den heißen Strumpf anbehalten und dich weiter verbrühen?“, fragte er mich. „Ehm... nein.“, dann zog ich meine Hand wieder zurück und ließ ich ihn weiter machen. Er zog meine Stiefelette aus und meinen Strumpf herunter. „Einen kalten Lappen!“, forderte er von der Kellnerin. Sie nickte verwirrt mit dem Kopf. „Ja! Natürlich!“, und rannte schnell in das Gebäude. „Auuu...“, quengelte ich wieder und gaffte auf mein Bein. Der Schattenmann hielt es etwas hoch. Dadurch konnte ich gut die verbrühte Haut sehen, welche schon ganz rot war. „Hör auf zu plärren.“, kam der Junge mir entgegen. „Du bist ständig so ungeschickt. Das Jammern hilft da auch nicht mehr.“ Ich schniefte und wischte mir meine Tränen weg. Meine Finger zitterten leicht und ich war ganz starr vor Schreck. „Das dauert zu lange!“, ärgerte sich der Schattenmann. Plötzlich stellte er sich wieder auf. Dann griff er mich am Rücken und unter meinen Beinen und hob mich wie eine Feder hoch. Ich spürte wieder seine kalten Hände. Doch er trug mich behutsam in seinen Armen als er schnell in das Gebäude lief. „Junge Dame! Verzeihen sie Uns bitte! Wir-“, uns kam ein Mann uns entgegen. Doch der Schattenmann unterbrach ihn mit seiner mürrischen und bestimmten Art. „Kaltes Wasser! Jetzt!“ „Natürlich. Kommen sie bitte hier her!“ Der Mann führte uns zu einem kleinen Abstellzimmer. Der Junge setzte mich auf eine kleine Kiste und die Kellnerin rannte schon mit einem Eisbeutel in unsere Richtung. Ich erstarrte kurz auf als die Kälte mein Bein berührte, doch der Schattenmann legte dein Eisbeutel ganz behutsam auf meine verletzte Haut. Der Beutel war etwas kälter als die Hand des Schattenmannes. Wir schwiegen beide eine ganze Weile. Ich beobachtete ihn nur, wie er mein Bein kühlte und mich gar nicht weiter ansah. Sollte ich mich bedanken? Aber er hatte mich vorher noch so angebrüllt. Wieso ist er nur so? „Geht es wieder?“, fragte er schließlich nur. „Hmh.“, ich nickte. Lange war ich zu schüchtern um ein Wort von meinen Lippen zu geben. Es war mir unangenehm, dass durch mich schon wieder so ein Trubel verursacht wurde. Ich hatte Sorge, dass der Schattenmann wieder böse sein würde. Aber er war ganz anders. Ich erinnerte mich, wie er mich im Regen sitzen ließ oder mich alleine in der Dämonenmasse untergehen lies. Wie wir uns in der Schule gestritten hatten, er mich nach seinem Kampf anbrüllte oder mir voller Hass die Luft abschnürte als ich ihn rief. Und jetzt? „Jetzt sitzen wir hier und du hältst mir Eis an mein Bein.“, lächelte ich besorgt. Er sah kurz zu mir herauf doch reagierte nicht weiter. Ich biss nachdenklich auf meine Lippe und fummelte an meiner Jacke. Natürlich war er noch sauer. Doch ich merkte, wie er sich zurück hielt. Ich seufzte kurz. Doch mein Lächeln verging nicht. „Meine Mutter ist gestorben.“, begann ich zu erzählen. Bestürzt sah der Schattenmann mich an. „Sie starb bei meiner Geburt. Ich lebe alleine mit meinem Vater. Und er versucht alles, damit er mir ein gutes Leben bereiten kann.“, sprach ich weiter. „Mein Großvater hat mich öfters geschlagen. Er war der Vater meiner Mutter. Ich sehe so aus wie sie, hat er immer gesagt. Er gibt mir die Schuld an ihrem Tot. Ich war nie gut genug für ihn. Er hätte die Möglichkeit meinem Vater zu helfen. Doch wegen mir, muss auch mein Vater leiden.“, mir schossen Tränen in die Augen, als ich ihm das erzählte. Der Schattenmann tupfte ein wenig den Eisbeutel auf mein Schienbein. „Es würde ihm nicht besser ohne dich gehen. Er liebt dich. Alles andere ist deinem Vater egal.“, erklärte er und nahm den Beutel wieder weg. Schniefend nickte ich ihm zu. „Ich weiß.“, drang gerade so aus meinem Mund ehe ich kurz zu weinen begann. Aber ich wischte mir sofort durch mein Gesicht und lächelte wieder. „So. Jetzt habe ich dir auch etwas unangenehmes von mir erzählt.“ Er wirkte zwar noch nachdenklich, doch erwiderte mein Lächeln. Dann legte er plötzlich seine Hand auf meine wunde Haut und strich schnell, sanft berührend über mein Bein. Überrascht sah ich auf die Rote, schmerzende Stelle. Es hörte auf zu brennen und das rot färbte sich wieder normal. „Hey! Du solltest das doch nicht machen!“, grinste ich empört. „Als wenn ich auf dich hören würde.“, begegnete er mir mit leichtem Unterton und stand auf. „Stell dich wieder hin. Du wolltest doch einen stressfreien Tag.“ Ich zog meinen anderen Strumpf auch aus und zog meine Stiefeletten wieder an. „Es tut mir leid.“, zögerte ich leise. Ohne mich anzusehen nahm er meine Hand und lief mit mir zur Tür. „Hör auf zu jammern.“ Ich folgte ihm überrascht. „Dann möchte ich mich bedanken!“, sagte ich schnell. Vor der Tür drehte er sich kurz am. Alles was er tat war: zu lächeln. Dann gingen wir wieder nach vorne in den Eingangsbereich. Glücklicherweise bedauerte der Chef des Kaffees noch einmal diesen Zwischenfall und wir mussten das Eis nicht bezahlen. Glück im undglück. Ich griff mir meine Tasche und schwang sie um meine Schulter. Aber als wir zum Ausgang liefen blieb der Schattenmann plötzlich stehen. Er beobachtete etwas draußen. Das kleine Mädchen, welches mich zuvor ansprach stand an der Scheibe. Es sah aus, als würde es uns anstarren. Sie wirkte total gruselig. „Was? Was ist los?“, fragte ich. Er zögerte einen Moment. „Ich bin mir nicht sicher.“ Doch dann lief das Mädchen wieder weg und seine Anspannung legte sich wieder. „Egal. Lass uns weiter.“ Kaum von der Situation berührt flüsterte ich ihm zu. „Das war ja eigentlich ganz praktisch. Es war zwar ein kurzer Schmerz, aber das Eis war umsonst.“, kicherte ich und lief mit ihm aus dem Gebäude. Und der Rest des Tages sollte angenehm werden. Der Anfang ja war etwas holperig. Dennoch war es mir gelungen einen schönen Tag zu haben und dazu das grimmige Gesicht des Schattenmannes zum Lächeln zu bringen. Im weiteren Verlauf des Tages lief er mit mir durch die halbe Stadt. Ich zeigte ihm alles Mögliche was ihn interessieren könnte. Kleidergeschäfte, an dessen Fenstern ich jedes mal stehen blieb und er genervt auf mich wartete. Kleinen Entchen, die manchmal von dem Teich am Brunnen weg gingen und durch die Stadt quakten. Sie kamen dem Schattenmann nie zu nahe. Anscheinend spürten sie seine dunkle Aura. Auch wenn er ihnen am liebsten voller Ärger ein Messer hinterher werfen wollte und ich ihn gerade eben so davon abhalten konnte, war es einfach nur witzig. Natürlich blieben wir an jedem weiteren Geschäft stehen, das Fastfood verkaufte. Chips, Pommes, Nudeln, Pizza, Bratwurst, Burger. Es war nicht viel was ich ihm kaufen konnte, doch er konnte von allem etwas probieren. Ich zeigte ihm den kleinen Park und die Vögelchen dort. Mit Krumen von Waffelhörnchen fütterten wir die Vögel, die nicht so scheu waren. Dann kaufte ich uns Limonade aus dem Automaten und wir saßen lange auf der Bank neben dem großen Kirschblütenbaum. In der ganzen Zeit viel kein Wort mehr über die Dämonenwelt, Deeon oder seine Vergangenheit. Generell sprachen wir nicht viel miteinander. Wir beide genossen einfach nur die freie, ruhige Zeit. Ich freute mich jedes Mal, dass ich ihm etwas neues zeigen konnte.Und er war von einfach allem fasziniert. Er zeigte es nur selten, denn meistens versuchte er seine Freude mit seiner mürrischen Art zu überspielen. Aber ich wusste, dass es ihm gefiel. Das Kino und die Eishalle waren auch auf unserem Weg, doch es zog ihn jedes Mal wieder zum Essen. Wir stritten uns nicht mehr. Natürlich wussten wir beide, dass es noch viel Unangenehmes zu besprechen gab. Aber das hielten wir uns für einen anderen Moment. In diesem Fall waren wir uns mal einig. Es war seltsam mit ihm den ganzen Tag zu verbringen. Aber auch schön. Langsam merkten wir beide, dass wir gut miteinander auskommen können. Als dann der Tag zu ende war und die Sonne unter ging, war auch mein Geld verbraucht. Langsam machten wir uns also wieder auf den Rückweg. „Praktisch, dieses kugelförmige Eis! Und dann in diesen Hörnchen, die man auch noch essen kann!“, meinte er staunend und leckte an seinem letzten Nusseis während wir wieder durch die Stadt zu mir nach Hause liefen. Doch ich lachte nur „Dass du so viel essen kannst! Ich müsste das meiner besten Freundin erzählen. Die kann genau so viel essen wie du.“ und lief neben ihm gemütlich weiter. Plötzlich blieb er stehen. Wie erstarrt hörte er auf das Eis zu essen. Aufmerksam versuchte er auf seine Umgebung zu achten. „Hmh? Was ist denn?“, fragte ich beunruhigt. „Shirooo!“, schrie eine schrille Stimme plötzlich hinter uns. Noch bevor wir uns umdrehen konnten sprang ein kleines rothaariges Mädchen dem Jungen um den Hals. „Kitsune?!“, fragte ich fassungslos und wich zurück. „Aber, was...?“ Dann rannte noch jemand zu uns. „Oh mein Geliebter!“, kreischte die zweite Person. Sie rannte zum Schattenmann, riss Kitsune von ihm und umklammerte ihn selber. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. „M.. Mephisto?!“ Der Schattenmann blieb genervt wie ein Fels stehen. „Wir haben uns so Sorgen gemacht!“, wimmerte der rothaarige, klammernde Typ. „Du bist sonst nie so lange weg! Schon den ganzen Tag! Kitsune hat mir nur erzählt wie du die Nacht lang gedankenversunken durch deine Bücherei gedackelt bist! Und plötzlich warst du den ganzen Tag weg! Wie kannst du mich nur mit so einem gewöhnlichen, herzlosen Mädchen hintergehen!!!?“, schimpfte er tragisch. „Was? Meinst du... Hallo? Meint der mich?!“ ich stellte mich mit den Händen in der Hüfte verärgert neben ihn. „Natürlich du! Ich wusste von Anfang an, dass du mir meinen Schatz klauen wolltest!“, fauchte er herrisch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)