Cursed Shadow von _-Merle-_ (- verliebt in einen Dämon -) ================================================================================ Kapitel 6: Der Tee ------------------ Die Sonne war schon unter gegangen. Schweigend lief ich durch die Stadt. Ich folgte dem Weg nach Hause, den ich am Morgen schon einmal in die andere Richtung gerannt war. Es war dunkel und nur wenige Laternen beleuchteten die Umgebung. Der Wind fegte durch die Gassen, die Nächte wurden schneller düsterer und es waren kaum noch Menschen zu sehen. Am Himmel fand man nur wenige Sterne die durch die Risse der Wolken schienen. Auch der helle, runde Mond war kaum zu erkennen. Ich versuchte gar nicht viel nachzudenken und machte einfach einen Schritt nach dem anderen. Hinter mir folgte der Schattenmann mir. Genau wie ich, versuchte er jede weitere Konversation zu vermeiden. Wie er zu mir stand oder ich zu ihm, verstand ich noch nicht. Kurz hatte ich das Gefühl zu ihm durchzudringen. Aber im nächsten Augenblick wirkte er wieder so distanziert. Vor seiner grausamen Seite hatte ich Angst, aber sobald er gutmütig wurde, spürte ich wie angenehm seine Nähe sein konnte. Seit des Angriffs des Dämonen, waren nur ein paar Stunden vergangen. Ich war müde und ich war erschöpft. Der Tag machte mir zu schaffen. Ich bat den Schattenmann, mir noch eine Nacht Zuhause zu schenken. Kommentarlos erlaubte es mir auch und folgte mir seitdem schweigend. Warum er mir folgte, war mir jedoch unklar. Doch es fühlte sich dank ihm sicherer an. Ich dachte darüber nach ihm zu danken. Aber wie? Egal wie ich versuchte ein Gespräch anzufangen. Er sah stets weg und beachtete mich nicht weiter. Er wollte jeder Konversation aus dem Weg gehen. Ohne weitere Anstalten zu machen folgte ich meinem Weg weiter. Nach einer Weile begannen Regentropfen sanft auf den Boden zu fallen. Mir wurde kalt und meine letzte Kraft hielt mich noch auf den Beinen. Ich überkreuzte meine Arme ineinander und ging schneller, denn ich wollte einfach endlich nach Hause. Meine Freude, nach Hause gehen zu können und jemanden dort zu haben, der mich einfach in den Arm nimmt war mein letzter Trost für den Tag. Mein Vater würde nicht mal nach dem Grund fragen. Er würde mich einfach an sich drücken. Das wärmende Gefühl einer liebenden Person, die einem Zeit und Kraft schenkt, ist das schönste Geschenk, das man im Leben bekommen kann. Denn Zeit kann man nie wieder ändern. Während des Laufens merkte ich, wie der Schattenmann nicht mehr unmittelbar hinter mir war. Er blieb plötzlich stehen. Überrascht drehte ich mich zu ihm um. Ich zeigte ihm mit einer Kopfbewegung, weiter laufen zu wollen. Aber er reagierte nicht. Er stand einfach dort. Ehe ich ihn fragen wollte warum er stehen blieb, verstummte ich bei seinem friedlichen Anblick. Abwesend stand er nur dort und sah in den Himmel. Er hob seinen Arm und öffnete langsam seine Hand. Die kalten Tropfen fielen auf seine Handfläche und tropften auf seine entspannte Miene. Er genoss das Gefühl des kalten Windes und des nassen Regens an seinem Körper. Erleichtert atmete er tief ein. Starr stand ich dort. Wie gefesselt beobachtete ich seine faszinierende Person. Mir war egal, dass es stärker regnete und ich merke nicht, dass ich durch die Kälte kein Gefühl mehr in den Fingern hatte. Dann wurde es mir klar. Ich sollte keine Angst vor ihm haben. Mehr noch. Ich erkannte, dass ich ihm helfen sollte. Er zeigte keinem wie er innerlich vor Schmerz und Einsamkeit brannte. Nur selten kam von ihm ein Hilfeschrei, welcher sich durch erbarmungslose und brutale Handlungen zeigte. Ich hatte das Gefühl, ihn zu verstehen. Es machte mich traurig ihn so zu sehen, auch wenn es ein glückliches Bild war. Langsam lief ich vor und blieb kurz vor ihm stehen. Der Regen wurde nun immer stärker. Was sollte ich sagen? Oder lieber schweigen? „Es.. ist lange her...“, unterbrach er jedoch die Stille, ohne mich anzusehen. „Die Luft ist viel leichter geworden, seit ich sie das letzte Mal in der Menschenwelt spüren konnte. … Aber der Regen ist noch immer erfrischend.“ Mitfühlend biss ich auf meine Lippe und spielte nachdenklich an meinem Rock. Wenn ich nun nach Hause ginge, um die liebevolle Umarmung meines Vaters zu genießen, würde der Schattenmann wieder in seinen einsamen, kalten Raum zurückkehren müssen. Ich wusste zwar nicht wie Dämonen fühlten, aber er war kein Dämon, er war ein Mensch. Auch wenn er es bestreiten würde, doch er war wie ich. Und ich wusste was Menschen brauchten! Ich wusste was er brauchte! Egal wie stur er sein würde. Er brauchte jemanden, der für ihn da ist. Er brauchte zwei Arme die ihn halten würden. „... Bleib doch länger hier.“, flüsterte ich lächelnd, jedoch den Tränen nahe und verschränkte meine Arme hoffnungsvoll vor meine Brust. Wenn ich ihn so stehen sah, erinnerte ich mich an seine schreckliche Vergangenheit und stellte mir die Zeit vor, in welcher er so einsam leben musste. Sollte ich ihn zu mir nach Hause einladen? Ich konnte ihn doch nicht alleine lassen? Doch diesen Dämonenjungen einzuladen, ihm eine Tasse Tee anzubieten und ihm meinen Vater vorzustellen, war für mich schwer vorstellbar. Doch überraschenderweise lächelte er mich beruhigt an, legte seine Hand auf meinen Kopf und tätschelte diesen. Er sah mich an wie ein Wolf der sein Junges beschützte. Sein Junges, das noch viel zu wenig von der Welt wusste. Ein Junges, das nur sein Nest kannte und nicht die steilen und steinigen Berge die es zu bewältigen gab und tiefen und dunkeln Höhlen in die man fallen konnte. Von meinen Haarspitzen tropfte der Regen herunter. Wir waren komplett durchnässt. Doch das war uns beiden egal. Ich dachte immer, mein Leben sei hart. Ich hatte kaum Freunde, kaum Geld und war sehr oft alleine. Doch ich hatte eine Familie. Auch wenn es nur eine kleine kaputte Familie war. Aber nun realisierte ich, dass der Schattenmann nicht einmal das hatte. Doch wie sollte ich ihm helfen? Eine Träne lief mir schließlich über die Wange während ich erwartungsvoll in seine hellen Augen sah. „Hör auf.“, forderte er mich auf und nahm seine Hand von meinem Kopf. Ich ging einen kleinen Schritt zurück und wischte durch mein nasses Gesicht um meine Unsicherheit zu überspielen. „Alle gut!“, antwortete ich glücklich. „Weinen macht es nicht besser.“, kam mir plötzlich entgegen. „Es zeigt nur, dass du nicht weißt was du tun sollst... dass du schwach bist.“, fügte er mürrisch hinzu. Ich runzelte verwundert die Stirn. „Was?“, fragte ich entgeistert. Doch er ging schweigend an mir vorbei. „W... was... wieso..?“, stotterte ich ihm hinterher. Er reagierte jedoch nicht. Während ich mir Sorgen um ihn machte, begegnete er mir mit dieser kalten Beleidigung. Erst stand ich verwirrt da und sah ihm befangen hinterher. Aber dann stampfte ich beleidigt auf den Boden. Ich lief schnell durch die Pfützen zu ihm und griff seinen kalten Arm. „Hey! Warum musst du direkt so herzlos reagieren!“, motzte ich ihn an. Genervt drehte er sich um und stand mir gefährlich nahe. Mit seinem zornigen Blick versuchte er mich einzuschüchtern. Doch ich wusste, dass er mir nichts tun konnte. „Bist du wohl nicht gewohnt, dass jemand so mit dir redet?! Hör auf so gefühlskalt zu tun!“, brach es aus mir heraus. Ich konnte es nicht leiden, wenn man sich so stark verstellte, weil es einem schlecht ging. Er riss die Augen auf und biss seine Zähne grimmig aufeinander. Langsam stieg in ihm die Wut. Er sah mich so wütend an. Der Schattenmann starrte mir tief in die Augen und kam mir näher. Doch sofort drehte er sich mit geballter Faust von mir weg. Wütend entfernte er sich einige Schritte von mir. „Du solltest darüber reden. Ich höre dir zu.“, sagte ich enttäuscht und sah ihm hinterher. „Du solltest nicht immer so grausam sein.“, versuchte ich ihm zu erklären „Hör auf das ständig abzublocken!“ und griff wieder nach seinem Arm. Mit wutverzerrtem Gesicht riss er seinen Arm weg, „Was weißt du schon!“. Er drehte sich so Hass geladen zu mir. Seine Bewegung löste eine leichte Druckwelle aus und sein Stampfen zertrümmerte den steinigen Boden. Seine Bewegung war mit solcher Wucht, dass ich vor Schreck auf den nassen Boden viel. Das Licht der Laterne neben uns flackerte einige Male hinter mir und der wenige Staub legte sich sofort wieder. Mein Atem blieb stehen. Auch wenn ich mir sicher war, dass er mir nichts tun würde, hatte ich Angst. Meine Augen waren geweitet. Aus meinem Mund kam kein Ton mehr. Ich sah ihn nur noch fassungslos an. Verloren sah er weg und zog seine Faust enttäuscht zu sich. Er hielt seine Hand bekümmert vor sein Gesicht. Dann schnaufte er nur grimmig, drehte sich um und lief von mir weg. „... Wieso?“, fragte ich traurig. Einsam saß ich dort im kalten Regen und sah noch in die dunkle Gasse in welcher er verschwand. - War das falsch von mir? – Statt aufzustehen ich noch eine Zeit lang dort und dachte entrüstet nach. Ich war von oben bis unten nass und fror bis auf die Knochen. „Ich hätte ihn nicht darauf ansprechen sollen.“, sagte ich bedauerlich zu mir. „Ich meinte es doch nicht so.“, wimmerte ich weiter. „Ich bin so ein Dummkopf!“. Ich ballte meine Fäuste fest zusammen. „Ich bin so dumm!“ Das hatte ich davon. Nun saß ich alleine im Dunkeln, im Regen auf dem kalten Boden. Lange hockte ich dort und kauerte mich zusammen. „Ich habe ihn schon wieder verletzt... dabei wollte ich mich noch bedanken...“, sagte ich leise, als ich meine Beine anzog und mich an sie drückte. „Warum kann ich nichts richtig machen?“, fragte ich mich und legte meinen Kopf auf meine Knie. Nur weil ich dachte, dass ich etwas bewirken könnte, dass ich helfen könnte, habe ich es nur noch schlimmer gemacht. Eigentlich fühlte ich mich so schlecht, dass ich weinen wollte. Doch es fehlte mir die Kraft dazu. Zitternd stellte ich mich auf die Beine. Und mit langsamen Schritten versuchte ich nun wieder meinen Weg aufzunehmen. Ich schaute mich fragend um und sah in die schwarzen nassen Straßen. Es war keine Spur vom Schattenmann. Also lief ich mit verschränkten Armen weiter. Ich zitterte. Ich fror. Der Weg wirkte nun so viel länger. Durch den Park und am Bäcker vorbei. Dabei plätscherte der Regen immer mehr auf mich herab. Die Straßen waren trotz der Laternen sehr dunkel und durch den aufprallenden Regen erkannte man kaum die Ferne. Doch als ich meinen zittrigen Blick langsam hob, schaute ich auf ein Licht an meinem Hauseingang scheinen. Ein großer Mann mit braunen Haaren stand in der Tür. Er hatte dunkle Augenringe und einen ungepflegten, stoppeligen Bart. „Yuki?“, hörte ich besorgt. Ich fing an zu weinen und lief schnell auf ihn zu. „Papa...“ Erschrocken öffnete er die Tür weit und nahm mich in den Arm. „Was ist passiert Schatz? Komm rein!“, sagte er sanft zu mir. Ich umarmte ihn nur noch stärker. „Papa. Ich habe dich so lieb.“, nuschelte ich in seinen Pullover. „Es ist alles gut mein Schatz. Was ist passiert? Du bist ja eiskalt.“, er hielt mich fest im Arm. „Papa.. ich.. Papa..!“, ich schluchzte immer lauter. Ich konnte ihm nicht erzählen was in mir vor ging. Ich weinte zu sehr. Ich weinte laut. Ich weinte stark. War es ein glückliches Weinen, weil ich meinen liebenden Vater hatte? Oder war es ein trauriges Weinen, weil ich nicht wusste was ich tun sollte? Sein Körper wärmte mich. Mir war so kalt. „Papa...“, winselte ich einfach nur. „Komm Yuki. Beruhige dich.“, sprach er mir leise zu und lief langsam mit mir ins Haus. Ich spürte meine Finger nicht mehr. Meine Nase war ganz rot, so wie meine Ohren. Die Kälte zog sich durch meine Kleidung. Ich Zitterte am ganzen Körper. Noch immer liefen mir Tränen über die Wangen. Ich schniefte und versuchte meine Tränen weg zu wischen. Doch es kullerten immer mehr hinterher. Schnell lief mein Vater ins Bad und holte ein großes Handtuch, welches er mir über meine Schultern legte. „Du hast Fieber Yuki! Leg dich lieber ins Bett.“ Ich schaute in seine liebevollen, müden Augen. In die Augen eines Mannes, der sich nach seiner harten Arbeit auch noch seine nichtsnutzige Tochter kümmern musste. „Papa. Es tut mir leid.“, machte ich mir Vorwürfe. „Mein Schatz. Egal was passiert ist. Es muss dir nicht leid tun.“, versuchte er mir neutral zu erklären. Plötzlich wackelte ich auf meinen Beinen. Mir wurde schwarz vor Augen. „Papa..“, faselte ich wieder und verlor den Halt. Ich sah nur noch die Silhouette wie mein Vater voller Sorgen auf mich zu kam und mich fest hielt. „Yuki!“, hörte ich dumpf von ihm. Dann verschwand meine Sicht und ich verlor mich in der Bewusstlosigkeit. Wieso muss ich es allen so schwer machen? Ich wollte nicht, dass man sich Sorgen um mich machte. Ich wollte nicht, dass es anderen schlecht ging wegen mir. Und doch schaffe ich es ständig, einfach alles falsch zu machen! Nach dem Schock vom Abend zuvor, spürte ich, wie ich beruhigt aus meinem Schlaf erwachte. Es war leise. Ich träumte von nichts. Doch mich quälte eine nicht aufhörende Hitze. Das Atmen viel mir schwer und mein Körper war so schwach. Auch wenn ich merkte, dass ich wieder zu Bewusstsein kam, hielt ich meine Augen geschlossen. Ich wusste, ich war zuhause. Meine Decke hatte ich bis zu meiner Nase gezogen. Es war kuschelig und gemütlich. Gerne hätte ich einfach weiter geschlafen, doch irgendetwas hielt mich wach. Eigentlich müsste ich alleine zuhause sein, doch ich hatte das Gefühl, dass ständig etwas durch mein Zimmer huschte. Egal wie lange ich versuchte meine Augen geschlossen zu halten, begann dieses Huschen mich zu beunruhigen. Es ging von links nach rechts. Und von rechts nach links. „Was...?“, ich runzelte die Stirn erschöpft und öffnete doch langsam die Augen. Alles wirkte noch sehr verschwommen. Schwach versuchte ich mich aufzusetzen. Ich nahm die Decke etwas herunter und beugte mich auf. Da sprang mir plötzlich ein kleines Mädchen auf mein Bett. „Yuuukiiiii!“ Ein Mädchen mit roten Haaren saß plötzlich mit glücklicher Miene neben mir und grinste mich an. „WAAS?!“ Ich schrie vor Schock, schreckte zurück, riss meine Decke mit mir und stürzte rückwärts vom Bett. Es bollerte laut als mein Körper sich auf dem Boden zwischen Bett und Kommode Platz suchte. „Yuki! Was machst du denn?!“, fragte dieses Mädchen und sah verwundert vom Bett auf mich herab. „Aua...!“, jammerte ich und rieb mir meinen Hintern. Meine Decke hing über mir und verdeckte mir die Sicht. Mit einem Bein hing ich noch im Bett und meinen Kopf stieß ich an der Wand. Ich brauchte etwas Zeit um mich zu sammeln. Denn ich war noch immer sehr benommen und konnte nicht klar denken. Erschöpft konnte ich mich nur sehr langsam bewegen. „Kitsune?“, fiel mir nun ein. Gerade als ich meine Decke weg zog sah ich, wie sich meine Zimmertür plötzlich öffnete. „Was ist passiert?“, fragte die Person besorgt, die in mein Zimmer stürmte. Die Person schwieg ganz plötzlich und starrte mich an. Ich starrte zurück. Was war hier los? Dann erkannte ich ihn. Es war der Schattenmann. Wieso war er hier? Und wieso schaute er mich mit so großen Augen an? Er hatte seine Blicke so beschämend und doch starrend auf mich gerichtet und bewegte sich nicht mehr. Im nächsten Moment merkte ich, dass ich nur leicht bekleidet war. Ich trug lediglich ein Höschen und ein Nachthemd, welches durch meine Lage nun nicht einmal mehr ganz meinen Bauch bedeckte. Also konnte er fast alles sehen. Er sah mich noch immer wie ein Eisklotz an und schluckte. Doch so überrascht er auch war, so starrte ich nur stumpf zurück. Langsam begriff ich erst, dass die Lage peinlich für mich war. Mein Kopf lief rot an. „RAUS!“, schrie ich, griff nach meinem Kissen und bewarf ihn damit. Doch er war schneller aus meinem Zimmer verschwunden als ich es sehen konnte. So traf das Kissen nur die geschlossene Tür. „Was ist hier los?!“, fragte ich schließlich im bösen Ton und versuchte mich wieder aufzuraffen. „Yuki! Yuki! Wir sind bei dir! Shiro und ich!“, kicherte Kitsune, griff meine Hand und half mir auf. Ich stemmte mich schwach auf mein Bett und richtete meine Kleidung. Schnell musste ich mich setzen, denn ich merkte, wie wackelig meine Beine waren. Meine Nase war zu und mein Hals kratzte. Mein Gesicht war noch ganz rot. Vom Fieber oder von der Situation gerade? „Aber... wieso bist du hier..?“, fragte ich hustend und legte die Bettwäsche wieder auf mein Bett. „Na, Shiro hat mich hergebracht.“, grinste sie. „Naja... eigentlich habe ich ihn überredet.“, berichtigte sie sich. Shiro? - Fragte ich mich. Es fiel mir ein. So nannte Kitsune ja den Schattenmann. Ich schüttelte unverständlich den Kopf und kniff meine Augen leicht vor Kopfschmerzen zusammen. Das Fuchsmädchen wedelte verspielt mit ihrem Schwanz. „Oh... Shiro war die ganze Nacht so aufgebracht.“, fing sie an zu erzählen. „Also ich wollte eigentlich zu Mephisto. Aber der hatte wieder so einen dicken Golem bei sich im Laden. Und die stinken immer so. Ohh.. und dann dachte ich erst der würde schnell wieder gehen, aber das hat sich doch als falsch herausgestellt. Dann bin ich in den nächsten Laden..-“ „Kitsune! Ich muss nicht alles wissen!“, unterbrach ich sie genervt und hielt meine Hand auf meine Stirn. Sie sah mich überrascht an. Dann holte sie tief Luft. „EEHH... auf jeden Fall wollte ich wieder zu Shiro, um ihm etwas erzählen. Aber als ich in die Bibliothek kam, lief er die ganze Zeit nur auf und ab! Und er hat mir gar nicht zugehört! Und er war total gestresst. Lief ständig um den Tisch. Lief von einem Regal zum nächsten und war total durcheinander. So habe ich ihn noch nie gesehen! Und dann wollte er plötzlich weg. Aber ich wollte so unbedingt mit! Aber er wollte nicht. Aber ich wollte. Und dann hat er mich her gebracht!“, faselte sie so schnell sie konnte. Ich wischte mir durch mein Gesicht und atmete schwer. Anscheinend sollte ich mich nicht einen Moment ausruhen dürfen. „Und... was wollt ihr hier?“, rollte ich mit den Augen. Kitsune nickte erst verständlich „Jaaa...“,doch dann schüttelte sie den Kopf „Keine Ahnung... Das musst du Shiro fragen.“ Ich überlegte kurz. Warum war er hier? Gestern noch hatte er mich einfach zurück gelassen. Es war seine Schuld, dass es mir so schlecht ging. Obwohl ich ihm nur etwas Gutes tun wollte. Zwar gab ich mir gestern noch selber die Schuld an der Situation. Doch irgendwie realisierte ich nach dem Schlaf, dass ich mich nicht immer für alles verantwortlich machen sollte. Müde und genervt warf ich die Decke wie einen Mantel um mich. Dann stand ich langsam und wackelig auf, mummelte mich in meine Decke und lief auch schon aus meinem Zimmer. Das Haus war nicht sehr groß. Von meinem Zimmer kam ich direkt in das Wohnzimmer und lief desinteressiert in die Küche. Kurz den Wasserkran angemacht, den Wasserkocher drunter, den Knopf betätigen und schon fing das Gerät an zu arbeiten. Währenddessen merkte ich, dass der Schattenmann am Tisch im Wohnzimmer saß und einfach wartete. Ich war absichtlich ignorierend an ihm vorbei gelaufen. Er saß nur da und hatte seine Hände nachdenklich ineinander gefaltet. Doch ich ignorierte ihn weiter. Erst wollte ich mich um mich selber kümmern. Es dauerte nicht lange, da kochte das Wasser schon. Ich öffnete eine Packung Pfefferminztee, legte einen Beutel in eine Tasse und schüttete das Wasser hinein. Ich nahm mir extra lange Zeit dafür. Wie eine Schildkröte mit dickem Panzer und langsam auf den Beinen schleppte ich mich schniefend zum Tisch. Ich setzte mich auf die andere Seite und sah dem Schattenmann genervt in die Augen. Mich konnte gerade nichts mehr aus der Fassung bringen. Wegen ihm saß ich gestern im kalten Regen. Wegen ihm bin ich nun krank. Wegen ihm hatte mein Vater sich so große Sorgen gemacht. Was sollte das? Warum war er plötzlich hier? Wollte er wieder ausrasten und hier irgendetwas kaputt schlagen? Es wäre mir gerade vollkommen egal. Wenn ich bei ihm nichts mit Nettigkeit schaffen würde, dann könnte ja vielleicht das Gegenteil etwas bei ihm bewirken. Noch immer schaute ich einfach zu ihm und wartete was er nun machen würde. Er sah von meinem stechenden Blick weg. Es war ihm unangenehm doch fand er lange keine Worte. Mehrmals versuchte er meinen Blick zu kreuzen, doch brach jedes Mal seinen Versuch verunsichert ab. Träge schlürfte ich meinen Tee und versuchte ihn noch immer mit meinen Blicken zu durchbohren. Ein angespannter Moment der Stille und keiner von uns beiden sollte diese Stille lösen. Ich versuchte ihm mit meiner mürrischen Art zu zeigen, wie schlecht ich von ihm dachte. Mit Erfolg. Erst rutschte er auf dem Stuhl weiter zurück. Er sah mehrmals zur Seite und wischte über sein Kinn. Doch er konnte nicht ruhig sitzen bleiben. Wieder setzte er sich anders hin und sah schließlich hinab. Mehrmals atmete er tief ein um ein Gespräch zu beginnen. Aber meine Blicke störten ihn noch immer. Zusammengekauert hockte ich dort und tat einfach nichts. Das einzige was ich tat, war, sein nervöses Verhalten zu beobachten. Nachdem er sich versuchte lockerer hinzusetzen, überkreuzte er seine Arme ineinander. Noch einmal versuchte er meinem Starren stand zu halten. Dieses Mal schaffte er es auch. Sollte er nun endlich reden? Doch gerade als er Luft holte, legte er seine Hand noch nachdenklich vor seinen Mund. Worte hatte er noch immer nicht gefunden. Doch ich quälte ihn einfach weiter mit meinen Blicken. „Yukiii! Was trinkst du da?!“, versuchte Kitsune die Situation zu retten und lief grinsend auf mich zu. Sie lehnte sich an meinen Arm, der leicht aus der Decke heraus schaute und die Tasse fest hielt. Doch ich ließ mich nicht ablenken. Fixiert auf den Jungen schob ich die Tasse zu ihr herüber damit sie den Tee selber nehmen und probieren konnte. Dabei bemerkte ich wie der Junge schließlich wieder meinem Blick auswich und die Zähne zusammenbiss. „Es...“, begann er schließlich. Unverändert saß ich noch dort und lauschte seinen verklemmten Worten. „.. Es... es... war nicht meine Absicht... dich in... unglückliche Situationen zu bringen..“, stotterte er. Doch ich begegnete ihm ungerührt, „Meinst du das in meinem Zimmer gerade? Oder, als du mich im Regen liegen lassen hast? Dass ich eine der Schlimmsten Nächte wegen dir hatte. Oder als du mal wieder ausgerastet bist und mich fast mit deinem Messer erschlagen hättest? Oder als-“ „Ist gut!“, unterbrach er mich. „Ich habe es verstanden.“, gestand er unangenehm. Kitsune stand erschrocken da und sah mit offenem Mund zwischen uns beiden hin und her. „Wow...“, flüsterte sie und entfernte sich mit meiner Tasse leise zur Couch. Dann setzte sie sich hin, beobachtete uns und schlürfte den Tee. „Warum bist du hier?“, fragte ich nun um endlich auf den Punkt zu kommen. Er versuchte meinem bisher übergeordneten Verhalten entgegen zu arbeiten und zog die Augenbraue gespielt hoch. „Du hast noch immer einen Pakt mit mir, wenn ich dich sehen will, dann komme ich einfach.“ Doch er reagierte direkt wieder verwirrt auf seine eigene Aussage. „Eh... also nicht, dass ich dich... also...“, er räusperte sich schnell und drehte sich gelassen zur Seite. „Du wolltest dich vorbereiten.“, fuhr er fort. Doch ich grummelte ihn an. „So krank soll ich dir helfen?“, fragte ich ihn und sah ihn wütend an. Doch dann blickte ich nachdenklich herab und sah auf meine Finger. „Ich.. kann mich nicht mehr erinnern, was wir besprochen haben.“, gestand ich schlich. „Was? Woran kannst du dich nicht erinnern?“ „Na, an alles was am Abend passier ist. Ich weiß nicht wie ich nach Hause kam. Und ich weiß nicht was wir besprochen haben. Ich weiß nur noch, dass wir in deiner Bibliothek waren. Mehr nicht.“ Nachdenklich hielt er seine Hand an sein Kinn. „Das Überschreiten zwischen den Welten hat auf Menschen nur eine schwächende Wirkung. Zwar bist du ein Mensch aber immerhin bist du mit einem Teil meiner Seele verbunden. Und so schwere Auswirkungen hatte das noch nie. Du weißt also auch nicht, wie du hier her gekommen bist? Ich habe dich nicht hier hin gebracht.“, erklärte er weiter. „Was? Aber ich.. dachte, du hättest mich in die Menschenwelt zurückgebracht!“, fragte ich ihn grimmig. „Sprich Klartext!“, scheuchte ich ihn weiter. Er sah wieder weg, „Ja. Das habe ich! Aber als ich dich von der Dämonenwelt in diese Welt zurückbrachte, habe ich dich nicht hierher gebracht.“, erklärte er verdächtig angespannt. Doch ich klimperte entsetzt mit den Augen und spielte nervös an meiner Decke. „Was? Aber was hat das zu bedeuten? Ich bin verwirrt.“, erklärte ich ergriffen. Mein Herz wurde immer schneller. Was meinte er damit? Ich wurde nervös, biss auf meine Lippe und sah ihn erwartungsvoll an. „Wo... hast du mich den hingebracht?“ Ich hielt einen Moment lang meinen Atem an. „Ich habe dich dorthin zurückgebracht, wo du mich gerufen hast.“, war seine Antwort. Ich sah zu ihm hinauf. „Du hast mich zu Nami... also.. bei meiner Freundin gebracht... Aber.. sie hatte nichts dazu erwähnt!“, erklärte ich und dachte über unsere Gespräche nach, welche wir den Tag in der Schule geführt hatten. Nun stand der Schattenmann stand auf „Es ist gut möglich, dass ihr Gedächtnis auch Manipuliert wurde. Wenn sie eine Lücke in ihrer Erinnerung hat, wissen wir mehr. Nur mächtige Wesen haben die Fähigkeit Gedächtnisse zu verändern. Anscheinend musst du nach deinem Eintritt in die Menschenwelt Kontakt mit einem dieser Wesen gehabt haben!“ Er sah mich voller Ernst an. Plötzlich lief Kitsune an unf vorbei. „Dann müssen wir sie fragen!“, grinste sie voller Elan und lief schon mit gehobener Hand zur Haustür. Doch der Schattenmann packte sie am Rückenteil ihres Oberteils uns hob sie hoch. „Moment!“, stoppte er sie. Hilflos baumelte sie in der Luft herum „Aber... Shiroo! Wir könnten doch raus gehen! Uns mal die Stadt ansehen!“, jammerte sie. Er sah sie grimmig an „Nein. Du weißt, dass Dämonen nicht in der Menschenwelt herumirren sollten!“, fauchte er sie an. Wieder war er so verbittert. „Du kannst doch nicht einfach-“, regte ich mich auf. Doch ich begann zu husten. Ich beugte mich benommen vor und konnte nicht weiter sprechen. Dabei versuchte ich mich an dem Tisch festzuhalten, doch ich verlor meinen halt. „Hey..“, der Schattenmann ließ Kitsune lieblos fallen und hielt mich behutsam fest. Einige Male hustete ich noch stark. Meine Brust schmerzte. Ich konnte kaum atmen. Ich griff mich schmerzerfüllt in seinen Arm. Kitsune sah gerade so über den Tisch. „Aua!“ motzte sie. „Ich bin dir wohl voll egal! Das tat weh! Hallo? Was hat Yuki denn überhaupt? Ist das normal bei Menschen?“, übertrieb sie kindisch und rieb sich den Hintern zickig. Aber er reagierte nicht auf sie. Er half mir mich wieder richtig hinzustellen. „Du solltest dich besser-“, fing der Schattenmann an. Aber ich drückte ihn beleidigt weg. „Lass mich! Du hast mich gestern doch auch einfach liegen gelassen! Du weißt ja wohl warum ich so Verschnupft bin!“, moserte ich und begann wieder zu husten. „Verschnupft?“, fragte Kitsune. Erneut hatte ich einen Schwächeanfall und musste mich am Tisch stützen. Ich keuchte laut und schnappte nach Luft. Meine Knochen taten weh und mir wurde unangenehm warm. Ich konnte einfach nicht aufhören zu husten. Der Schattenmann sah mich still an, bis ich mich beruhigen konnte. „Was?“, fragte ich forsch mit schmerzverzerrtem Gesicht. Plötzlich packte er mich und hob mich in seine Arme. „HEEY!“, schrie ich während er mit mir durchs Zimmer lief. „Was soll das?! Lass mich runter!!!“, brüllte ich immer lauter. Ich hämmerte auf seine Brust und fuchtelte mit meinen Beinen herum. Doch ich konnte mich aus seinem Griff nicht losreißen. Ehe ich mich versah, legte er mich mit einem Schwubs in mein Bett. „Leg dich hin.“, sagte er nur und drehte mir wieder den Rücken zu. Während er mit schnellen Schritten aus meinem Zimmer lief, versuchte ich mich sofort wieder aufzustemmen. „Ich bin nicht dein Hund.“, motzte ich und lehnte mich auf meinen Arm. Doch er machte eine kleine Handbewegung in meine Richtung und wie durch Zauberei, zog sich meine Decke bis zu meinem Hals. Verwundert verlor ich meinen Halt, warf mich auf mein Bett und schaute zur offenen Tür. Im liegen spürte ich erst, wie erschöpft ich wirklich war. Meine Augen waren schwer und meine Brust schmerzte noch vom Husten. Ich wollte mich gar nicht mehr bewegen. Kaum wenige Minuten später kam er auch schon wieder in mein Zimmer herein. In seiner Hand hielt er eine Tasse. „Shiro! Shiro!“, hörte ich noch im Hintergrund. Kitsune wollte ihm folgen. Doch der Junge machte wieder eine kleine Handbewegung und die Tür fiel vor ihrer Nase zu. Ein leises und enttäuschtes Motzen war nur noch von außen zu hören. „Was tust du?“, fragte ich ihn erschöpft und versuchte grimmig zu bleiben. Er stellte mir die Tasse auf meinen Nachttisch. „Trink das.“, sagte er nur und drehte sich wieder um. „Werde erst wieder gesund. Danach kümmern wir uns weiter um dein Gedächtnis. Und..“, er machte eine kurze Pause beim sprechen und schaute leicht über seine Schulter. „Kitsune weiß nicht, dass ich ein Mensch war oder mich mit Menschen auskenne. Dämonen kennen sich mit menschlichen Krankheiten nicht aus. Behalte das bitte für dich.“, fügte er hinzu. Der Satz klingelte in meinen Ohren. Eigentlich wollte ich ihn gehen lassen, um endlich meine Ruhe zu genießen. Doch ich konnte nicht anders. „Aber du bist doch ein Mensch!“, sagte ich bevor er die Tür öffnen konnte. Ich sah wie er seine Hand auf den Türknauf legte, ihn jedoch nicht bewegte. Er stand still da und rührte sich nicht weiter. - Wird er nun wieder sauer? Schreit er wieder? Schlägt er etwas kaputt? - Er drehte sich zur Seite und sah zum Boden. „Ich... weiß es nicht...“, antwortete er zurückhaltend. Ich war überrascht. Er reagierte gar nicht wütend. Sondern eher als würde ihm eine Last von den Schultern fallen. Könnte ich nun erneut versuchen, mit ihm zu reden? Würde er es dieses Mal zulassen? Doch wie sollte ich anfangen? Ich sah zur Tasse die er mir gebracht hatte. „Was ist da drin? Und wieso kannst du mich nicht einfach heilen?“, fragte ich schließlich um das Gespräch zu beginnen. Noch immer stand er dort. Mit der Hand am Knauf dachte er nach. Er klammerte sich schon fast stur an den Knauf. Dann sah er mich an. Er ließ die Tür schließlich doch los und stöhnte kurz. Doch er lächelte leicht. „Ich kann nur Wunden heilen, jedoch keine Krankheiten oder Vergiftungen. Dafür kann man aber mit Kräutern dagegen angehen.“, erklärte er und lief zu mir. „Ich habe damals eine alte weise Frau kennen gelernt. Sie hat ein Buch über Kräuterkunde geschrieben.“, sprach er weiter. Kurz vor meinem Bett setzte er sich auf den Boden und lehnte sich an meinen Schrank. Ich lächelte erfolgreich. „Und was für Zauber-Zutaten sind da jetzt drin?“, fragte ich. Ich drehte mich zu ihm und kuschelte mich unter meine Decke. Dann sah ich wie er dort hockte. „Honig und Kamille. Etwas Besseres habe ich nicht in deiner Küche gefunden. Honig und Kamille helfen gegen Entzündungen und Krankheiten.“, sagte er locker. Da begann ich leicht zu grinsen und legte meine Decke vor meinen Mund. Ich hatte damit gerechnet, dass er mit außergewöhnlichen Zutaten kommen würde. Doch dann war es doch so etwas Normales. Leise kicherte ich. Auch der Schattenmann begann zu lächeln, doch sah gleich wieder bedrückt weg. „Wieso bist du her gekommen?“, fragte ich ihn nun in Ruhe. Er sah mich verdattert an. „Das habe ich dir doch erzählt.“ „Nein.“, unterbrach ich ihn. Der Junge fühlte sich ertappt. Er zog die Augenbrauen fragend hoch und sah nachdenklich weg. „Hmmh...“ Dann lehnte er seinen Kopf nach hinten und sah zur Decke hoch. „Ich lasse meinen Teil der Seele nicht einfach komplett unbeschützt. Also... bin ich letzte Nacht noch in deiner Nähe geblieben und habe gesehen, wie du zu deinem Vater gegangen bist.“ „Also hast du dir Sorgen gemacht.“, lächelte ich. Er wurde leicht rot und räusperte sich. „Falls man dich wieder angegriffen hätte, hätte ich meine Seele nur beschützt!“, begegnete er mir darauf, ohne meine Aussage zu verneinen. „Du hast dir Sorgen gemacht.“, kicherte ich wieder. „Siehst du, das ist doch menschlich. Du bist ein Mensch!“, sagte ich glücklich. Doch sein Gesichtsausdruck wurde immer düsterer. „Ein toter Mensch... mit einem kalten Körper und einer geklauten Dämonenseele.“ Das verschlug mir kurz die Sprache. Er sah immer alles so negativ. Warum zog er alles immer ins schlechte? Warum war er so pessimistisch? Wie konnte ich ihn aufheitern? Verzweifelt bis ich auf meine Lippe. Was sollte ich sagen? Mir wurde wieder so warm. Mein Kopf brummte. Aber ich wollte mit ihm reden. Der Junge ballte die Faust. „Das war eine dumme Idee.“, fauchte er zu sich und wollte aufstehen. „Möchtest du leben?“, fragte ich schnell um ihn aufzuhalten. Er blieb tatsächlich sitzen. Doch er runzelte die Stirn und sah mich fragend an. „Ich... habe keine Ahnung was es mit den Seelen und dem ganzen mystischem Gedöns auf sich hat. Aber!“, betonte ich, „Aber ich weiß wie man lebt! Und dabei ist es egal, welches Wesen man ist oder was für eine Seele man hat!“, sagte ich mutig. Voller Eifer stemmte ich mich auf und sah ihn mit flammenden Augen an. „Ich werde dir zeigen, dass du noch immer ein Mensch bist! Ob tot hin oder her! Du bist hier! Das zählt. Dann bist du eben ein Mensch, mit besonderen Fähigkeiten! Es ist doch total cool was du alles kannst! Du kannst zaubern! Das kann nicht jeder.“ Er sah mich unglaubwürdig an. „Dämonen können das.“, warf er schnell mit genervtem Blick dazwischen. „Das ist egal!“, hob ich den Finger und kniete mich hin. „Ich helfe dir! Ich helfe dir, nicht mehr so negativ zu sein!“, sagte ich laut. Dabei bemerkte ich nicht, wie ich langsam anfing zu nuscheln. Ich war so im Rausch, alles positiv zu sehen, dass mir nicht mal mein plötzlich hohes Fieber auffiel. „Du bist ein Mensch der so etwas kann! Weißt du überhaupt wie cool das ist? Was da alles hinter stecken muss!“, ich hörte mich leicht betrunken an. Er sah mich mit großen Augen verwundert an. „Nun ja... harte Arbeit...“, antwortete er zurückhaltend. Er war verwirrt von meinem extrem positiven Verhalten. „Genau!“, sagte ich laut. „Du... bist, also warte… du.. wie hast du das alles... boa mir ist so warm.“, faselte ich durcheinander. Benommen nahm ich die Decke von mir herunter. „So warm..“. Dann ließ ich mich wieder auf das Bett fallen. Ich kullerte mich hin und her und schob dabei mein Nachthemd hoch. Es war so warm. Mein Körper brannte so schlimm. Ich wurde ganz träge. Noch bevor ich meine Kleidung hoch ziehen konnte griff der Schattenmann meine Hand. „Was tust du? Lass das!“, motzte er verwirrt. „Es ist aber so waaarm!“, motzte ich nuschelnd zurück. Ich fuchtelte weiter an meinem Hemd herum doch er zog es mir immer wieder richtig an. „Lass mich doch!“, maulte ich. „Dann mach das, wenn ich weg bin!“ „Mir ist aber jetzt warm!“ „Dann gehe ich jetzt!“ „NEIN! Bleib hier! Ich muss mich um dich kümmern!“ „Was zur-?... Nein!“ Unser Gespräch wurde immer lauter. Währenddessen versuchte er mich wieder unter die Decke zu bekommen. Doch ich wehrte mich ständig und versuchte seine Hände zu greifen. Mir war ganz schwindelig aber ich wollte mich nicht beruhigen. „Ich will nicht unter die Decke!“ „Solltest du aber!“ „Ich will nicht alleine sein!“ „Du nervst mich aber!“ „NEEEIN!“ Mit Schwung drückte ich mich gegen ihn um mich endlich von der Decke zu befreien. Doch ich wackelte so sehr auf meinen Knien, dass ich glatt vom Bett fiel. Ich hielt mich dabei noch an seinen Händen fest, doch ich zog ihn zugleich mit mir auf den Boden. Es krachte laut. Dann war es ruhig. Ich spürte nur wie angenehm kalt es unter mir war. Denn ich lag auf ihm. „Hmmmmh... das ist schön...“, faselte ich im fiebrigen Kopf und kuschelte mich an ihn. Er schwieg einfach und starrte an die Decke. Nach einem kurzen Moment legte er seine Hand genervt über seine Augen. Seine Wangen wurden leicht rot. Dann atmete er grimmig ein. „Run-ter!“, keifte er mich an. Vor der Tür hockte Kitsune belustigt auf der Couch und trank ihren Tee aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)