Reise in die Zukunft von Vei-Chan (Kakashi in der Neuzeit) ================================================================================ Kapitel 3: Vergangenheit ------------------------ Einige stille Momente verstrichen zwischen den beiden, ehe Gina sich besann. Es würde noch viele Möglichkeiten geben sein Gesicht zu sehen - das hieß, wenn alles so lief wie sie es sich wünschte. Wobei ihr sofort ein Thema zum Reden einfiel: Was genau war jetzt eigentlich passiert? Zwischen zwei Happen Ramen fixierte das Mädchen den silberhaarigen, ehemaligen Jo-Nin kurz. »Also... Akatsuki hat dich getötet?«, fragte sie schließlich nach, »Ich hoffe, dass es okay ist, wenn ich frage...« »Ja...«, entgegnete er, »Ich hatte keine Möglichkeit mehr zu entkommen. Pain war... zu mächtig.« Sein Blick wirkte zugleich wütend und verbittert. Gina schluckte - sie hatte ihn nicht daran erinnern wollen. Pain...? Den kannte sie noch nicht einmal... Wahrscheinlich würde es also in naher Zukunft im Manga geschehen. »Wie blöd«, brummte Gina eher versehentlich, eigentlich wollte sie nur denken, brabbelte aber gedankenversunken vor sich hin, »Dann kaufe ich den Manga auch nicht mehr...« Ein verwirrtes Blinzeln traf Gina und diese räusperte sich und überging ihr eigenes Kommentar einfach. »Und... danach? Ich meine, kannst du dich an irgendetwas erinnern, bevor du aufgewacht bist?« Für den Moment kehrte der Mann in sich. »Ja, ich glaube schon. Als ich die Augen geöffnet habe, befand ich mich, glaube ich, im Jenseits. Oder zumindest an einem vergleichbaren Ort. Es war völlig dunkel, aber meine Wunden waren verheilt.« »Und dann?« »Nun... Ich glaube, dass ich einen Lichtstrahl gesehen und ihn irgendwie erreicht habe. Mir war so, als würde jemand mit mir sprechen... Aber vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet.« »Eine Stimme?«, fragte Gina nach, »Was hat sie gesagt?« »Ich... Ich kann mich nicht erinnern. Es ist zu verschwommen.« Gina runzelte die Stirn. »Na, egal. Bestimmt fällt es dir irgendwann wieder ein. Ist meistens so.« Langsam stand sie auf und stellte die Schüsseln ins Waschbecken, ehe sie Teewasser aufsetzte sich wieder ihm gegenüber niederließ. »Du kannst jedenfalls gerne hier bleiben, w-wenn du möchtest.« Gina gab sich Mühe, ihn nicht zu sehr anzustarren. Aber der Schock sackte langsam und ihr wurde bewusst, wer da eigentlich vor ihr saß. Es war wie ein verrückter Traum und hätte Gina es nicht besser gewusst, hätte sie von sich selbst geglaubt Drogen genommen zu haben. Dennoch... Sie unterdrückte ein dümmliches Grinsen - es gefiel ihr unheimlich. »Das ist sehr nett, danke«, sagte er, »Aber ich mache ungern Umstände.« »Nein, das tust du nicht, keine Angst«, Gina lächelte matt, »Wirklich nicht. Ich würde dir sehr gerne helfen.« Für den Augenblick fixierte der ehemalige Shinobi sie, ehe er langsam nickte. »Aber ich denke nicht, dass diese Wohnung für mich Platz bietet«, gab er zu bedenken, »Immerhin wohnst du hier nicht allein.« Fast hätte Gina diesen Satz abgenickt, ehe sie stutzte. »Woher...?« Ein selbstsicheres Lächeln ließ sie verlegen werden. »Ich denke nicht, dass du Rasierwasser benutzt«, meinte Kakashi dann, »Daher vermute ich, dass du mit deinen Eltern zusammenwohnst. Immerhin bist du noch jung.« »Ich bin fast volljährig!«, sagte Gina empört, »N-Na ja... in zwei Jahren jedenfalls.« Verdammt, er war ebenso scharfsinnig wie in seiner Welt. So eine Kleinigkeit war ihm aufgefallen? Gina gab sich alle Mühe, ihn nicht zu bewundern - er sollte nicht denken, dass er an ein fanatisches Fangirl geraten war... oder besser gesagt, er sollte es nicht wissen. Gina räusperte sich kurz über ihre eigenen Gedanken hinweg und sah Kakashi dann wieder an. »Du hast Recht, ich wohne hier mit meinen Eltern. Aber das braucht deine Sorge nicht zu sein, sie sind sowieso nie zu Hause. Eigentlich lebe ich alleine und bekomme nur alle paar Monate mal Besuch von ihnen.« »Wo sind deine Eltern? Führen die Menschen in dieser Welt noch Missionen aus?« »Nein, leider nicht...«, seufzte Gina, »Diese Welt ist totlangweilig. Es gibt keine Ninjakünste hier und dementsprechend auch keine Shinobi und Missionen... Hier sind wir quasi alle... na ja, normal eben. Das Geld verdient man durch arbeiten, wie bei euch auch.« »Ich weiß...«, kam es etwas leiser, »Mein Sharingan ist verschwunden und ich kann auch kein Chakra mehr schmieden.« Wieder sprach er ein wenig wehmütig - er bemühte sich, es nicht heraussickern zu lassen, doch Gina spürte es ganz genau. »Es tut mir leid«, meinte sie ehrlich, »Es muss sehr schwer für dich sein, dich hier zurechtzufinden. Ich kann es mir vorstellen.« »Ein Ninja lernt schnell, sich auf jede Gelegenheit einzustellen. Ich werde mich daran gewöhnen, es braucht nur seine Zeit.« »Ja...«, murmelte Gina leise und fuhr dann fort, um ihn abzulenken, »Meine Eltern sind Reporter, sie schreiben und filmen interessante Sachen für die Zeitung oder das Fernsehen. Sie reisen um die Welt und deshalb sind sie fast nie zu Hause.« »Verstehe...« »Mach dir also keinen Kopf«, Gina lächelte ihm zu, »Nur, falls meine Eltern mal vorbeikommen musst du dich verstecken oder in dieser Zeit untertauchen. Sonst denken die noch was Falsches.« Sie hustete nervös, um diesen dummen Gedanken abzuschütteln, der ihr dennoch absolut gefiel. »Danke«, sagte Kakashi und brachte sie damit aus dem Konzept, »Du bist sehr hilfsbereit und freundlich.« »A-Ach, nicht der Rede wert«, sie kratzte sich ein wenig verlegen am Hinterkopf. »Nein, wirklich. Du hast mich immerhin auch auf deine eigene Gefahr hin hierher gebracht.« »Gefahr?«, Gina blinzelte, »Was für eine Gefahr?« »Du befindest dich mit einem fremden Mann in deiner Wohnung. Und die Tür ist abgeschlossen, sodass du auch nicht schnell herausrennen könntest.« Für einige stille Sekunden ratterte es in Ginas Geist. Wieso wusste er von der abgeschlossenen Tür? Er war ohnmächtig gewesen, als Gina den Schlüssel gedreht hatte... Moment, er sah es wahrscheinlich an der Richtung, in die er geneigt war. Er war so scharfsinnig! Es war ein erneutes, verlegenes Räuspern. Das musste sie sich in Zukunft wirklich abgewöhnen. »Nun...«, antwortete sie etwas zögerlich und griff wieder nach dem Faden, »Ich kenne dich ja. Itachi hätte ich nicht mitgenommen.« Und da lachte er das erste Mal, seit er hier war. Gina freute sich so sehr darüber, dass sie fast debil zu grinsen begann, was sie schnell wieder abwürgte. So verbrachten die beiden den Abend mit schlichtem Reden. Gina griff die Situation beim Schopfe und fragte Kakashi aus. Sein Geburtsdatum, wann er Ninja wurde und mit welchem Alter er die Ränge erreicht hatte, wo eigentlich der Unterschied zwischen Raikiri und Chidori lag und eben solcherlei Dinge. Mit einem breiten Lächeln speicherte das Mädchen alles davon sorgfältig ab - immerhin musste man die Chance, an Insider zu kommen auch nutzen. Als sie sich irgendwann beim Thema Jutsus befanden, merkte man Kakashi deutlich an, dass es ihm nicht gut ging. Die Haut unter seinen Augen rötete sich ein wenig und er begann leicht zu schwitzen, was Gina sofort darauf schließen ließ, dass er krank wurde. Das hatte sie ohnehin schon erwartet - wer wusste schon, wie lange er dort im Regen durchweicht worden war. Seiner Kleidung nach zu urteilen jedenfalls ziemlich lange. »Geh' am besten ins Bett«, schlug sie daher vor, »Ich suche mal im Schrank nach ein paar Grippemedikamenten und bringe sie dir dann.« »Danke...«, nuschelte er erneut - man merkte ihm an, dass er unbeholfen war in solchen Sachen, immerhin versorgte er sich im Normalfall allein. Gina wäre es wohl auch merkwürdig vorgekommen, jetzt plötzlich Hilfe dabei zu haben. Aber sie dennoch stolz, dass ausgerechnet ihr dieses Glück widerfahren war. Und doch schob sie den Gedanken zur Seite, darüber konnte sie heute Nacht noch zu genüge nachdenken. Sie musste sein Fieber unten halten bevor es auftauchte, denn einen Arzt konnte sie nicht holen. Kakashi hatte weder Papiere noch Krankenkasse und das fiel definitiv auf. Sie trat in ihr Zimmer, schnappte die Kakashi-Actionfigur schnell und beförderte sie achtsam in die Schublade ihres Schreibtisches und zog das Bett ab, um es innerhalb weniger, geschickter Handbewegungen frisch zu beziehen. »So lange, wie du hier bist, schläfst du in meinem Zimmer und ich ziehe nach nebenan ins Ehebett von meinen Eltern«, verkündete sie, natürlich war Kakashi nicht erfreut darüber, dass er jemandes Bett blockierte - aber schon nach dieser kurzen Zeit hatte er das Gefühl, dass es nicht viel brachte, über die Gepflogenheiten in ihrem Haus mit ihr zu diskutieren. Sie war ein wenig wie Sakura, was solche Dinge betraf... Frauen ließ man lieber machen, stellte er fest und legte sich schließlich ergeben ins Bett. Gina klappte das Fenster an, um frische Luft hereinzulassen und verließ dann den Raum. Sie begab sich ins Bad und durchwühlte den kleinen weißen Schrank nach Medikamenten. Gina war im Grunde eine sehr gesunde Natur und hatte die Spiegeltür schon ewig nicht mehr geöffnet, sie fand sogar Tabletten, bei denen sie sich nicht erinnern konnte sie jemals gekauft oder auch nur gesehen zu haben. Für den Augenblick wurde ausgiebig gesucht, dann fand Gina ein Fieberthermometer und einen Fiebersaft. Eben das hatte sie gebraucht. Langsam schrat sie über den Flur und kurz kam ihr der unverschämte Gedanke in den Sinn, an seinem Bett zu übernachten mit der Ausrede, seine Krankheit im Auge zu behalten. »Das wirst du natürlich nicht tun, Gina«, schalt sie sich selbst, aber in Gedanken fügte sie ein zaghaftes 'Schade...' hinzu. Die Tür knarrte leise, als sie ihr Zimmer wieder betrat und Kakashi lag noch immer wie ihm geheißen im Bett - gut so. »Schau mal, ob du Fieber hast.« Gina reichte ihm gedankenverloren das Thermometer und überflug den Beipackzettel zum Saft. Tatsächlich zeigte der ehemalige Jo-Nin achtunddreißig Grad auf, weshalb er eben gleich etwas von dem Medikament schlucken durfte. Dann beschloss Gina ihn schlafen zu lassen, wünschte ihm eine gute Nacht und klinkte die Tür leise zu. Im Flur blieb sie eine Zeit lang stehen und feixte still vor sich hin, während sie es sich nicht verkneifen konnte, dabei ein mal die Fäuste in die Luft zu strecken. Jeder andere Fan wäre wohl vor Neid gestorben. Gina konnte immer noch nicht fassen, was für ein Geschenk ihr gemacht worden war und schwachsinnig grinsend begab sie sich selbst ins Bett, nur um stundenlang nicht einzuschlafen. Zu sehr beschäftigten ihre Gedanken an ihren neuen Mitbewohner sie, an die Umstände, wie er zu ihr gekommen war und ein wenig auch mit Bitterkeit, denn sie ahnte schon, dass diese Situation entweder ein irrer Traum oder aber zumindest zeitlich begrenzt war. Auch die Stimme im Jenseits ging ihr nicht aus dem Kopf... Was sie wohl gesagt haben mochte? Gina hoffte nicht, dass es etwas war, was Rückschlüsse darauf ziehen ließ, dass Kakashi nach Konoha zurückkehren konnte. Obwohl das, wie ihr auffiel, sehr egoistisch war. Aber was sollte sie tun? Wohl jeder andere hätte ihren Gedankengang verstanden. Trotz des angestrengten Nachdenkens sickerte Gina irgendwann in einen traumlosen, völlig erschöpften Schlaf. Am nächsten Morgen brauchte Gina einen starken Kaffee, um in die Gänge zu kommen. Der Automat, den ihre Eltern mal gekauft hatten wurde mit kleinen Pads bedient und da Gina normalerweise keinen Kaffee trank, waren noch genügend davon übrig. Sie kippte die schwarze Flüssigkeit hinunter, spülte die Tasse aus und setzte eine Gemüsesuppe auf, die sie Kakashi zum Frühstück geben wollte. Immerhin war er krank und sollte schnell genesen. Absichtlich unterdrückte Gina den Drang in sein Zimmer zu sehen - sie war sich sicher, dass er verschwunden war. Nichts erinnerte an ihn, das Geschirr war schon gestern Abend von ihr abgewaschen worden und die ganze Wohnung wirkte so, als wäre niemals jemand aus einer anderen Welt hier gewesen. Gina seufzte und beschloss, auf Risiko zu gehen und die Suppe einfach selbst zu essen, wenn er wirklich verschwunden war. Die Zeit, bis das Essen fertig wurde verging quälend langsam. Um etwas zu tun schob sie noch einen Toast in den Toaster, den sie dann an den Tellerrand legte, den Löffel an die andere Seite und tat schließlich mit einer Kelle die Flüssigkeit auf. Langsam, um nichts zu verschütten durchschrat Gina mit dem Tablett den Flur und vor ihrer Tür blieb sie stehen, um einige Male schwer zu schlucken. Okay - sie würde jetzt durch diesen Türrahmen gehen und ihr verlassenes Kinderzimmer vorfinden, dessen war sie sich bewusst. Gina hielt die Luft an und knarrend schwang die Tür nach innen auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)