Alles rein geschäftlich! von Hotepneith (Izayoi und der Höllenhund) ================================================================================ Kapitel 6: Gespräche -------------------- Es war nur eine winzige Anspannung der Schultern ihres Chauffeurs, die Izayoi ein wenig schuldbewusst fragen ließ: „Ihnen gefällt der Park nicht?“ „Es ist meine Pflicht Sie zu fahren und zu bewachen,“ erwiderte der Samurai unverzüglich, nach den letzten vier Wochen nicht einmal verwundert, dass sie seine Reaktion erriet. Prinzessin Izayoi war warmherzig und sehr mitfühlend. „Aber? - Takemaru, bitte.“ Der Leibwächter hätte am liebsten geseufzt. Er hätte ihr nie einen Wunsch abschlagen mögen, aber....Nun gut. „Es geht nicht um meine Wenigkeit, Izayoi-sama.“ Er sah im Spiegel, dass sie stutzte, sich dann aufrichtete. „Was ist denn, bitte, dabei, wenn ich gern eine halbe Stunde am Tag im Park des Großen Tempels spaziere?“ „Nichts, natürlich. - Schön, ich sollte wohl ehrlich sein.“ Izayoi versuchte seinen Blick im Mittelspiegel zu erhaschen: „Mein verehrter Vater?“ Das wäre der einzige Grund, den sie sich vorstellen konnte, warum sich Takemaru so anstellen sollte. Nur, was wäre gegen ein wenig frische Luft einzuwenden? Oder hatte ihr Vater gar...nein, das war unmöglich. „Izayoi-sama,...äh...ja. Der Fürst befahl mich zu sich, als er anhand der Protokolle ersehen konnte, dass Sie seit einer Woche regelmäßig für eine halbe Stunde in diesen Park gehen.“ „Deswegen stellte er Sie zur Rede?“ Das konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen. Immerhin blieb ihr Leibwächter doch in ihrer Nähe. „Nicht direkt.- Machen Sie sich keine Sorgen. Aufgrund der Protokolle und auch meiner wörtlichen Versicherungen konnte er gewiss sein, dass ich Sie nie aus den Augen lasse.“ „Aber?“ „Zuvor spazierten Sie stets im Garten des eigenen Schlosses....“ „Und ich kenne da jeden Grashalm, ja.“ Etwas erleichtert gestand er: „So...so ungefähr erklärte ich es Fürst Jiro auch.“ „Ich verstehe noch immer nicht. Bitte, Takemaru. Ich mag abgeschirmt erzogen worden sein, aber ich bin keine Närrin. Moment....deswegen?“ „Ja, Izayoi-sama.“ Er lenkte auf den Parkplatz des Großen Tempels: „Fürst Jiro wollte ausdrücklich wissen ob Sie im Park mit einer Person reden und wenn ja, mit wem.“ Sie raffte ein wenig den Stoff ihrer Kimonos um aussteigen zu könne, ehe sie sagte: „Nun, ich entsinne mich an ein Gespräch mit einem Kind: hier ist dein Ball, jemanden, der mich nach dem Weg fragte..Das haben Sie meinem verehrten Vater natürlich mitgeteilt.“ „Ja.“ Er stieg aus und öffnete die hintere Tür: „Der Name Onigumo wurde nicht erwähnt. Aber auch kein anderer.“ Sie nahm seine Hilfe an: „Danke. - Das ist es also?“ Sie sah, dass er nach Worten suchte: „Nein, danke, Takemaru. Sparen Sie es sich. Ich weiß, dass mein Vater nur um mich besorgt ist.“ Onigumo? Nicht wirklich. Sie gab sich kaum selbst zu, was sie hier im Park erhoffte – aus keinem anderen Grund als weil sie dort hinten bei ihrem ersten Spaziergang Leute mit ihren Hunden spielen gesehen hatte, beim nächsten Mal auch sehr große Hunde, Inuyoukai, abseits auf einer Art Rennbahn beobachten konnte. Natürlich war es lächerlich. Ein Youkaifürst würde sich nie derart in der Öffentlichkeit zur Schau stellen. Aber sie spürte die Neugier zu sehen ob er dem Bild auf ihrem bestickten Kimono wirklich ähnelte, das sie jeden Morgen und Abend betrachtete. Vater konnte nichts davon wissen – oder doch? Er war so erfahren, so alt...Und sie sollte den freundlichen Samurai nicht in Schwierigkeiten bringen: „Schön. Dann war das heute der letzte Besuch hier. Ich möchte nicht, dass Sie diszipliniert werden.“ „Vielen Dank, Izayoi-sama.“ Takemaru schloss die Autotür. Nein, soweit käme es noch, dass sie ihren einzigen Ausgang um seinetwillen opferte. Er war ihr Samurai, sie die Prinzessin: „Ich versprach dem Fürsten jedoch nur, dass ich auf Sie aufpasse. Mehr forderte er auch nicht. Ich konnte ihm allerdings die Frage nicht beantworten, warum Sie seit dem Ball hier sind....“ „Das war ich auch schon früher, seit Eliza mich verlassen musste...hat,“ erinnerte sie, froh, eine Entschuldigung zu finden, die nichts mit Hunden zu tun hatte. „Oh, natürlich, an dem Tag, an dem Miss Oberton abflog. Ich bitte um Verzeihung, wie konnte ich das vergessen.“ Also hatten ihre Besuche hier mit der Erinnerung an ihre Erzieherin zu tun, das konnte er dann dem Fürsten berichten, falls der nochmals fragen sollte. Nein, kein Mann, den die Prinzessin auf dem Ball getroffen hatte, hatte sie fasziniert. Gut. Für alle. „Bitte, lassen Sie mich Sie hierher fahren, wann immer Sie möchten. Es wird gewiss keine Probleme für mich geben.“ Ihr Lächeln wärmte sein Herz. Etwas entfernt vom Eingang standen einige Leute an einer Wiese. Izayoi erkannte dass es Youkai, aber auch Menschen, waren. Was betrachteten sie alle so interessiert? Dann entdeckte sie ein kleines, weißes, Knäuel, das unbeholfen über das Gras tapste, daneben eine weibliche Youkai mit den unverkennbaren Zeichen ihrer Art, die den Welpen nicht aus den Augen ließ. Der war überaus niedlich, dachte die Prinzessin, dennoch verwundert, dass die Mutter in der Menschenform war, ja, mit Jeans und T-Shirt eindeutig modern angezogen, der Kleine jedoch ein Hund. Soweit sie hörte konnten diese Wesen ihr Aussehen ändern, laut ihrem Vater ein klarer Beweis, dass es sich um Höllenwesen handeln musste. Sie blieb stehen, spürte, wie ihr Leibwächter unverzüglich schräg hinter sie trat. „Ist der süß,“ flüsterte sie. „Noch,“ erwiderte der Samurai, wollte in Anbetracht der Zuhörer jedoch nichts von „aus Nissen werden Läuse“ ergänzen. Er schätzte diese Wesen ebenso wenig wie Fürst Jiro, aber man musste sich eben mit ihren arrangieren, zumal, solange sie sich zivilisiert benahmen. Es hatte zugegeben schon sehr lange, Jahrhunderte, keine Überfälle auf menschliche Siedlungen gegeben, wie sie früher öfter vorgekommen waren. Er achtete in seiner Eigenschaft als Leibwächter auch auf die Umgebung – und entdeckte, dass sich die Youkai umwandten, seinen Schützling musterten. Was war los? Er spannte sich unwillkürlich an, erkannte dann, dass sie an seiner Prinzessin vorbei blickten, ja, sich höflich verneigten. „Achtung!“ flüsterte er, kaum im Zweifel dass sich dort ein ranghohes Wesen dieser Gattung nähern musste, womöglich gar ein Ratsmitglied. Es wäre peinlich für Fürst Jiro, wenn seine Tochter einen Kollegen nicht grüßen würde, zumal sie auf dem Ball ja alle kennengelernt hatte. Auch Izayoi hatte inzwischen die Reaktion bemerkt, sah, dass die Mutter ihren Welpen rasch einsammelte, ehe sie sich mit ihrem Kind im Arm verneigte. So wandte sie den Kopf. Tatsächlich, der Youkaifürst, zwar im dunklen Anzug mit einem langen Mantel, aber auf den Schultern diese flauschigen Fellteile, die seinen Rücken bedeckten. Sie wäre schon neugierig gewesen ob es da eigentlich mehrere Fürsten gab. Immerhin hatte er sich als Fürst der westlichen Länder titulieren lassen – da gab es also doch vermutlich andere. Aber auch sie neigte grüßend den Kopf, ehe eine Handbewegung des Neuankömmlings alle sich aufrichten ließ. „Gratulation zu deiner hübschen Tochter, Mai,“ sagte er zu der Mutter. „Danke, oyakata-sama,“ war die höfliche, aber unverkennbar stolze, Antwort. „Lass sie nur wieder spielen. - Guten Morgen, Prinzessin Fukuwara. Unerwartet, Sie morgens hier im Park zu sehen. Gefällt Ihnen das kleine Mädchen?“ „Guten Morgen, edler Fürst. Ja, sie ist noch sehr tapsig. Auch, wenn ich natürlich bislang nicht wusste, dass es ein Mädchen ist.“ „In Hundeform ist es für Menschen wohl auch schwer zu unterscheiden.“ Izayoi zögerte, dann fragte sie es doch: „Warum ist die Kleine ein Hund und die Mutter eher...wie ein Mensch?“ Hoffentlich war er jetzt nicht beleidigt. Aber der Inu no Taishou erwiderte sachlich: „So kleine Welpen können sich noch nicht verwandeln. Dazu benötigt man ziemlich viel Energie. - Übrigens: Welpen, aber auch andere Kinder, sind bei Youkai sehr selten. Jede Geburt ist eine Freude für das gesamte Volk. Meine Empfehlung an Ihren Herrn Vater.“ Er schritt weiter, blieb aber noch einmal stehen: „Sie sind ein sehr aufmerksamer und fähiger Leibwächter...“ Takemaru starrte ihm nach als er sich entfernte. Wieso lobte ihn der Fürst, dem sich jetzt zwei Youkai anschlossen, ein Mann und eine Frau, die offensichtlich ebenfalls als Wachen fungierten? Er hatte doch gar nichts so Ungewöhnliches gemacht? Oder wollte ihn der abwerben? Nun, da würde er keinen Erfolg haben. Ganz sicher nicht. Ein Setsuna diente den Fukuwaras, so war das seit Jahrhunderten. Und ganz bestimmt niemals einem Youkai, einem Mononoke, einem Tiergeist. Der Inu no Taishou ahnte die leichte Verwirrung, aber es war ein ehrliches Lob gewesen. Der Mann hatte sich geschickt neben seinem Schützling gehalten, hatte sofort bemerkt, dass sich etwas am Verhalten der meisten Anwesenden änderte und hatte Izayoi darauf aufmerksam gemacht. Jetzt sollte er sich lieber selbst über sich wundern – warum hatte er Takemaru so genau beobachtet, dass es ihm aufgefallen war? Hm. Takemaru oder doch die Prinzessin? Sie hatte so charmant lächelnd den kleinen Welpen gemustert...Nun ja. Kinder aller Arten zogen die Aufmerksamkeit auf sich. Wenn sie kinderlieb war, würde sie bei einer Heirat mit Onigumo nicht viel Glück haben. Hanyou, so wenig es schon davon gab, galten als unfruchtbar. Zumindest hatte er in seinem langen Leben noch nie davon gehört, dass es da zu einer dritten Generation gekommen war. Überdies – was sollte das dann auch für ein Wesen werden? Dreiviertel Youkai oder Mensch? Moment. Hatte er sich wirklich schon öfter über das so lange und für einen Menschen zu dichte Haar der Prinzessin gewundert? Wo hatte er da nur seinen Kopf gehabt? Hieß es nicht seit alters her, dass sich der Fukuwara-Clan von einem Kaiser des elften Jahrhunderts ableitete? Hatte er nicht selbst seinen Sohn bei der Besprechung über die Einladung darauf hingewiesen? Und waren die japanischen Kaiser nicht durch die Zeitalter hindurch Nachkommen der Sonnengöttin Amaterasu? Auch in den vergangenen Jahrhunderten hatten sich Kaiser die Loyalität der mächtigen Familien durch Heiratsverbindungen verschaffen wollen. Da dürfte in den Adern dieser jungen Menschenfrau einiges angesammeltes göttliches Blut fließen, das sich wohl kombiniert in ihrem Haar zeigte. Ob sie auch über Magie verfügte? Bislang war ihm nichts aufgefallen, aber bei den wenigen Minuten Bekanntschaft konnte man auch kaum darüber etwas sagen, zumal der gute Jiro sie ganz bestimmt nicht darin hatte ausbilden lassen. Der redete zwar gern über seine mehr oder weniger Verwandtschaft mit dem Kaiser – aber die logische Schlussfolgerung, dann wohl auch kein reinblütiger Mensch zu sein, hatte er offenkundig nicht gezogen. Vielleicht wäre es amüsant ihn mal darauf hinzuweisen. Oder eher nicht. Ihn umgab die Witterung nach Krankheit... Ja, es wäre wohl interessant sich mal die Krankenakten anzusehen. Wie lange hatte Fürst Jiro noch zu leben – und bis wann wollte er seine Tochter verheiratet wissen? Als Izayoi nach Hause kam, erfuhr sie ein wenig überrascht, dass auch ihr Vater anwesend war. Gewöhnlich war Fürst Jiro um diese Zeit bereits im Büro. So ließ sie sich bei ihm melden, plötzlich besorgt. War er krank? Sein Herz schlechter geworden? Zu ihrer gewissen Beruhigung empfing er sie jedoch sofort, in seinem privaten Arbeitszimmer, das karg und fast unmöbliert war, wenn man von einigen Kissen und einem kleinen Tischchen absah, auf dem stets Tee gekocht werden konnte. Nur ein Laptop verriet, dass sich dieser Raum in der Neuzeit befand. Izayoi verneigte sich und kniete höflich nieder. „Du warst spazieren?“ erkundigte sich der Fürst. „Ja, im Park des Großen Tempels. Zur Zeit bin ich gern da, gerade morgens, es sind doch weniger Leute unterwegs. Und eine halbe Stunde Bewegung tut mir gut.“ „Gefällt dir unser Garten nicht mehr?“ Sie dachte an das, was Takemaru gesagt hatte: „Ich finde ihn nach wie vor schön. Nur....ich kenne ihn seit ich ein kleines Kind war und viele Pflanzen sind mit mir groß geworden. Ein wenig Abwechslung, verehrter Vater. - Oh, ich wurde heute sogar gegrüßt.“ Ihr Leibwächter würde die Begegnung sicher in seinem Bericht erwähnen: „Ihr Ratskollege, der Youkaifürst, traf mich. Er hatte zwei Leute dabei, sicher ebenso Youkai, und Leibwächter. Er sagte seine Empfehlung an Sie.“ „Sagte er irgendetwas, warum er dort war?“ „Nein. Ich verneigte mich etwas, wie es seinem Rang zusteht, und er meinte, es sei unerwartet mich dort zu treffen. Er war freundlich, aber....“ Sie sollte wohl besser nichts über den kleinen Welpen erzählen. „Geht es Ihnen nicht gut, verehrter Vater?“ „Es geht mir gut, Izayoi.“ Sie sah ihn forschend an: „Sie wollen mich immer schonen und behüten, und ich danke Ihnen dafür. Aber, bitte. Ich bin eine erwachsene Frau. Wie soll ich wissen was zu tun ist, wenn Sie es mir nicht mitteilen?“ Fürst Jiro wich ihrem Blick aus: „Hast du Onigumo noch einmal getroffen?“ „Seit dem Ball? Nur einmal, zufällig, wie Sie sicher erfahren haben.“ Wie denn auch? „Sie...Sie halten ihn für einen würdigen Nachfolger?“ Und damit ihren potentiellen Ehemann. „Gefällt er dir? Ich dachte, er sähe in den Augen einer Frau attraktiv aus.“ „Mir fehlt da der Vergleich,“ gestand sie: „Aber....Er ist doch ein halber Youkai.“ Ihr Vater wusste, dass er sie stets vor diesen Wesen gewarnt hatte: „Zum Glück schlägt dieses Erbe nicht gerade durch. - Nun ja. Er ist ein durchaus geschickter Geschäftsmann und würde meine Firma gut weiterleiten können. Und er wäre immerhin ein Familienmitglied, wenngleich ein illegitimes. Ich dachte ja nie, dass es so kommen würde, ich meine Hitoshi....“ Er seufzte. Warum auch immer sein Sohn gemeint hatte diese Wette eingehen zu müssen, sie war nicht nur tödlich für diesen geendet, sondern hatte auch die gesamten Zukunftspläne seines Vaters über den Haufen geworfen. „Weißt du, Izayoi, ich dachte immer Hitoshi würde die Firmen übernehmen und für dich.....Ich hoffte stets es käme ein fürsorglicher, angenehmer Mann vorbei, dem ich dich unbesorgt anvertrauen könnte. Jetzt muss ich zusehen, dass dein Zukünftiger alles ist. Und das ist schwer.“ „Ich weiß, verehrter Vater. Und ich bin mir sicher, Sie werden einen netten Mann für mich aussuchen, mit dem Sie auch als Nachfolger einverstanden sind. Es dauert eben nur ein wenig.“ Fürst Fukuwara lächelte unwillkürlich: „Du redest wie deine Mutter. - Bedauerlicherweise habe ich nicht mehr viel Zeit. - Ich wollte dich nicht erschrecken.“ „Ich weiß. - Ihr Herz?“ fragte sie dennoch, zutiefst beunruhigt. Er zögerte ein wenig, ehe er zugab: „Ja. Die Ärzte schlugen mir eine Herztransplantation als letzten Ausweg vor, gaben aber zugleich an, dass ich das wohl nicht überleben werde. Also muss ich zusehen, dass ich solange so weitermachen kann bis du versorgt bist. Und die Firmen auch.“ Er nannte sie vor den Firmen. Dies bestätigte sie in ihrer Annahme, dass er niemanden gegen ihren Willen benennen würde. Aber sie erwiderte: „Das...klingt schlimm. Vielleicht sollten Sie weniger arbeiten, sich schonen?“ Sie wollte doch ihn nicht auch noch verlieren. „Vielleicht. Aber ich möchte eben noch viel...in Ordnung bringen. Mach dir keine Sorgen. Ich bin recht zäh.“ Sie lächelte ein wenig. Er wollte sie beruhigen: „Wissen Sie übrigens, dass ich nicht einmal weiß, wo Sie arbeiten?“ „Ich dachte, du warst einmal in der Firma.“ „Das ist sehr lange her, ich war noch sehr klein. Ich kenne das nur vom Stadtplan.“ „Dann komme morgen mit.“ „Danke, verehrter Vater.“ Izayoi, die mit ihrer Bemerkung nichts anderes hatte erreichen wollen, neigte sich vor. Sie wusste, sie hatte keine Ahnung von Wirtschaft oder Firmen und würde einen Ehemann benötigen, der das alles leiten konnte. Aber vielleicht wäre es nicht falsch, wenn sie zumindest einige grundlegende Dinge noch erfuhr, ehe... „Für das übernächste Wochenende werde ich Onigumo zu einem privaten Essen einladen.“ Er meinte es wirklich ernst mit diesem Hanyou: „Ja. Soll ich daran teilnehmen?“ „Natürlich. Danach gehen wir im Garten spazieren und du kannst dich mit ihm ein wenig unterhalten. Ich bin sicher, du wirst ihn nicht abschreckend finden. Und die Liebe kommt nach der Heirat von allein, wenn du dich ein wenig bemühst.“ Das hörte sie solange sie denken konnte: „Ja, ich weiß. - Aber, verehrter Vater, falls ich ihn doch abschreckend...Ich meine, seine Mutter war eine Spinne...“ „Eine Spinnenyoukai, ja.“ Fürst Jiro war im Augenblick nicht ganz zufrieden damit, dass seine Erziehung bei seiner Tochter derart gut angeschlagen hatte: „Aber du wirst daran denken, dass jeder Mann einen Fehler hat und es deine Pflicht als Ehefrau ist darüber hinweg zu sehen.“ „Ja.“ Etwas milder fuhr er fort: „Ich sehe keinen Grund, warum du dich...schrecken solltest. Aber natürlich möchte ich dich glücklich wissen. - Hast du denn auf dem Ball einen Anderen getroffen, der dir sympathisch war?“ Sie schüttelte verlegen den Kopf, aber durchaus sich bewusst, dass ihr Vater sie trotz seiner manchmal schroffen Art liebte. Ja, da war dieser Gin gewesen, aber der war ein Katzenyoukai, überdies verheiratet, also kam er gewiss nicht als Ehemann in Frage. Und der Youkaifürst, wie war der andere Titel gewesen, Inu no Taishou, das hatte sie in den Zeitschriften lesen können, die sie sich über ihren Ball hatte besorgen lassen, besaß nicht nur einen erwachsenen Sohn, sondern der war auch noch mit seiner Mutter abgebildet gewesen, einer wunderschönen, überaus vornehmen, Youkaidame. Unter den Menschen hatte sie niemanden getroffen, der solch eine Aura, solch ein Charisma, wie die Youkai hatte. Aber das war wohl auch die Gefahr vor der sie ihr Vater immer gewarnt hatte – die Höllenwesen wirkten einfach faszinierend ihre Opfer, denn früher hatten sie ja Menschen gejagt und gefressen, bis sie durch Verträge zivilisiert wurden. Ihre Zukunft hieß anscheinend Onigumo. „Ich werde mir Mühe geben eine angenehme Gesprächspartnerin und Gastgeberin für meinen Cousin zu sein.“ „So ist es gut,“ sagte Fürst Jiro zufrieden. Als Izayoi in ihrem Badezimmer stand, betrachtete sie den bestickten Kimono, den ihr der Fürst geschenkt hatte – ein großer, weißer Hund mit flauschigem Fell um die Brust. Ob es das war, was er in seiner Menschenform wie einen Umhang trug? Was waren das nur für eigenartige Wesen aus der Unterwelt? Und doch liebten sie anscheinend ihren Nachwuchs ebenso wie Menschen... Sie sollte wirklich aufhören an diesen Inuyoukai auch nur zu denken. Der war ein mächtiger Mann, reich und verheiratet. Und sie sollte dafür sorgen, dass ein fähiger Unternehmer, der aus der Familie stammte, das Erbe ihres Vaters antreten würde. Das passte nicht zusammen. Sie sollte den Kimono in den Schrank legen. Nun ja, zumindest an dem Tag, bevor sie sich mit Onigumo treffen musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)