Captain Kojiro -Nagisa, nur eine bändigt den Tiger!! Band 2 von haku-liebt-nutella (Kuppelei) ================================================================================ Kapitel 1: Immer Ärger mit der Liebe ------------------------------------ Say goodbye to summerholidays!!! Es war mal wieder so weit, die erholsamen Sommerferien waren zuende und für Nagisa und ihre Freunde fing der Alltag wieder an. Heute war Montag, der erste Schultag. Mit dem Ausschlafen war es nun endgültig vorbei, schon um 6.30Uhr piepte der kleine weiße Funkwecker auf Nagisas Nachttisch und riss sie aus ihren Träumen. „Aaaahh...“ Sie räkelte sich in ihrem warmen Bett und zog sich die Bettdecke über ihren Kopf. Dieses Geräusch war echt ohrenbetäubend schrill, es riss einen so abrupt aus dem Schlaf, da hatte man meistens schon beim Aufstehen schlechte Laune, das war kein besonders guter Start in den neuen Tag. Nagisa wünschte sich schon seit längerer Zeit einen Radiowecker, hatte aber bis jetzt immer noch keinen bekommen, weder zum Geburtstag noch zu Weihnachten, ihre Verwandten schenkten ihr meist unnützen Kram, wie Socken oder Badezusatz, aber nie wirklich das was sie sich wünschte. Verschlafen tastete sie den Nachttisch nach dem Wecker ab und knipste ihn aus. Dann ließ sie sich wieder in ihr Kissen sinken. „Nur noch.......fünf Minuten schlafen.....“, dachte sie und dämmerte wieder weg. Doch Fehlanzeige, nur wenige Minuten später kam ihre Mutter ins Zimmer gestürmt, machte das Licht an und den Rollo hoch. „Maaan...“, knatschte Nagisa und hielt schützend ihre Hände vor ihre verschlafenen Augen, das Licht war so verdammt grell. „Steh endlich auf, du Schlafmütze!! Es macht keinen besonders guten Eindruck, wenn du gleich am ersten Tag zu spät kommst!! Außerdem wartet Kojiro auf dich und so einen smarten jungen Mann lässt man nicht warten!!!“, sagte Frau Misaki gut gelaunt, zwinkerte ihrer Tochter zu und lief zurück in die Küche. Nagisa runzelte die Stirn. „Urrgghh!! Wie kann die so früh am Morgen nur so ekelhaft wach sein???“, fragte sie sich und quälte sich aus dem Bett. Lustlos schlüpfte sie in ihre Klamotten und schlich durch den engen Flur rüber ins Bad um sich fertig zu machen. Sie brauchte immer etwas länger, ungeschminkt ging sie nur sehr ungern aus dem Haus, schließlich ging sie mit Kojiro zusammen zur Schule und für ihn musste sie immer gut aussehen. Außerdem hatte Takeshi mal gesagt, dass hübsche Mädchen bessere Noten bekommen, zumindest bei den männlichen Lehrern. So erklärte er sich immer warum Midori in fast jeder Englischarbeit eine Note besser war als er. Nur bei Nagisa ging diese Theorie leider nie auf. „Komisch...ich seh bestimmt nicht schlechter aus als Midori...wieso bekommt sie dann immer Einsen und ich Fünfen…????“, wunderte sie sich. Sie zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg in die Küche, ihren Schulranzen hatte sie zum Glück schon Abends gerichtet, wenn sie das auch noch machen müsste käme sie total in Hektik, sie war sowieso schon wieder spät dran, dabei war sie doch pünktlich aufgestanden. Träge zog sie Jacke und Schuhe an. Sie warf einen Blick aus dem Fenster, draußen war es noch dunkel. „Man...das können die doch nicht von uns verlangen??!! Es ist noch nicht mal hell und wir müssen schon in diese bekloppte Schule!!!“, maulte sie und schulterte ihren Rucksack. Frau Misaki kam aus der Küche geeilt und drückte ihr ihr Frühstücksbrot in die Hand, mit extra viel Nutella drauf. „Viel Spaß in der Schule, Liebes!!“, wünschte sie ihr. Nagisa runzelte die Stirn. „Jaaa...Mom...hab ich bestimmt...“, sagte sie skeptisch und verschwand zur Tür raus. „Spaß...in der Schule...die hat echt ne lebhafte Fantasie ...“, dachte sie kopfschüttelnd. Sie blickte sich um, eigentlich wollte sie sich mit Kojiro hier am Briefkasten treffen, hier stand aber weit und breit kein Mensch. „So viel zum Thema Kojiro wartet auf mich....“, dachte sie und warf einen Blick auf ihre Uhr, zu spät war sie nicht . Sie lief zurück zum Eingang und drückte auf die Klingel, vielleicht hatte er wieder verpennt, wäre ja nicht das erste Mal, der Kerl war eine noch größere Schlafmütze als sie. Wenige Minuten später öffnete sich die Tür und kam zu ihr raus. „Hi!!“, sagte er. „Hi!!“, strahlte Nagisa. „Wie sieht’s aus??? Laufen oder Busfahren???“. „Wir laufen!! Ist gutes Training!!“, sagte er überzeugt, Nagisa sah ihn abschätzig an. „Gib’ s zu, du hast keine Kohle für’n Bus!!“, lachte sie, Kojiro warf ihr finstere Blicke rüber. „Na rat mal warum...ich muss immer noch diesen bescheuerten Urlaub abbezahlen..“, beschwerte er sich, aber Nagisa hörte nur halbherzig zu. „Hey!!! Da vorne sind ja Midori und Takeshi!!! Hallo!!!! Wartet mal!!!!!“, rief sie und winkte ihnen zu. Die Beiden hielten inne und drehten sich um, dann winkten sie ebenfalls und warteten. „Hi!!“, sagte Midori zu Nagisa, dann umarmten sie sich und gaben sich Küsschen. „Man, was für’n Theater...“, sagte Kojiro kopfschüttelnd und wandte sich Takeshi zu. „Jaaa...so’n Mädchenkram eben!!“, lachte dieser und die beiden kehrten zu ihrem Standartthema zurück: Fußball. „Apropos Fußball, wollen wir heute nach der Schule den Jungs beim Training zuschauen???“, fragte Midori ihre Freundin. Nagisa stutzte einen Moment. „Hab...ich mich gerade verhört??? Seit wann interessierst du dich denn für Fußball??“, fragte sie überrascht. „Du hast doch immer gesagt Fußball wäre ein absoluter Beklopptensport, weil elf Mann wie totale Vollidioten einem einzigen Ball nachrennen!!!“. Midori rammte ihr ihren Ellebogen in die Rippen, Ken Wakashimazu war so eben zu ihnen gestoßen. Nagisa hatte ihn überhaupt nicht bemerkt und redete lauthals weiter. „Weist du nicht mehr??? Du hast mich immer gefragt, wie in aller Welt ich mich nur in einen Fußballer verknallen konnte!!! Fußballer sind primitiv, rau und unsensibel und außerdem haben sie nur Stroh im Kopf!!“. Midori warf Nagisa tödliche Blicke zu. „Was denn?? Stimmt doch!! Das hast du doch immer gesagt!!!“, rechtfertigte diese sich, sie verstand überhaupt nichts mehr, wieso war Midori auf einmal so sauer?? Es stimmte doch, sie hatte wirklich nie viel für Fußball übrig gehabt, deswegen wunderten sich die anderen auch so, dass sie auf einmal beim Training zuschauen wollte. „Und wenn man sich unsren guten Kojiro mal anschaut, muss man doch zugeben, dass du gar nicht so unrecht hattest!!“, höhnte Nagisa und feixte ihren Freund breit an. Kojiro trat gegen ihren Rucksack. „Seht ihr?? Sag ich doch!! Primitiv und keine Mannieren!!“, bestätigte sie noch einmal Midoris Aussage. Die anderen lachten. „Ist echt schade, dass du so eine niedrige Meinung von uns Fußballern hast, Midori!!“, sagte Ken plötzlich. Midori lief knallrot an. „Nein…ich...ähm...ich“. Sie brachte kein Wort raus. Auf Nagisas Gesicht breitete sich ein fettes Grinsen aus, sie klopfte ihrer Freundin auf die Schulter. „Aaaahhh!! Daher weht also der Wind!!! Deshalb interessierst du dich plötzlich für Fußball!!! Du stehst auf unseren Keeper!!!!“, zog sie sie auf. Midoris Gesicht wurde noch röter. „Waaasss???“, kreischte sie erschrocken. „Nein......das...hast du völlig falsch verstanden!!!“. „Da wird aber jemand rot!!!“, feixte Nagisa, sie konnte es sich schon bildlich vorstellen, Ken und Midori, das wäre doch gar keine so üble Kombination. „Hach..... ich hör schon die Glocken läuten...“. „Halt deine Klappe!!!!!!“, kreischte Midori und knallte Nagisa ihr Vokabelbuch, indem sie eben noch Englisch gelernt hatte, auf den Kopf. „Auaaa!!! Immer auf die Kleinen!!!“, maulte Nagisa und hielt sich ihren schmerzenden Kopf. „Recht so!! Nur drauf!!“, lachte Kojiro. Der Tag fing recht gut an. In der ersten Stunde hatte Nagisas Klasse, die 6c Klassenleiterstunde, das lief recht easy. Sie bekamen ihren neuen Stundenplan und gingen die Schulordnung noch einmal von vorne bis hinten durch, das wurde zu jedem Schuljahresbeginn gemacht. Das war zwar stinklangweilig und jeder kannte den Wisch in zwischen fast auswendig, aber es war nun einmal die Pflicht der Lehrer die Schüler über die Schulregeln aufzuklären und sie jährlich daran zu erinnern. Außerdem wurde die neue Sitzordnung festgelegt. „Supi!!! Ich sitz neben Takeshi!!! Der is’n echt helles Köpfchen!! Da kann ich bei Tests prima abschreiben!!“, jubelte Nagisa, sie hatte schon lang keinen so guten Banknachbarn mehr gehabt. Doch ihre Freude legte sich recht schnell wieder. „Och nöööö........ aber in der ersten Reihe und dann auch noch direkt vorm Pult......das mit dem Abschreiben kann ich wohl knicken.....“, seufzte sie und ließ sich mit gesenktem Blick auf ihrem neuen Platz nieder. Auch blöd war, dass Midori ziemlich weit hinten saß, da mussten sie ihre kleinen Briefchen durch die halbe Klasse wandern lassen. Danach wurden verschiedene Ämter innerhalb der Klasse vergeben, Takeshi wurde zum Klassensprecher und Midori zu seiner Stellvertreterin gewählt. Nagisa hatte kein Amt abbekommen, war ihr eigentlich auch ganz recht so, je weniger sie für die Schule zu tun hatte desto besser. „Ist ja hammerkrass!!!! Da werdet ihr ja in Zukunft eng zusammen arbeiten!!!“, jubelte sie und zwinkerte Takeshi zu, ihn und Midori könnte sie sich auch gut als Pärchen vorstellen, sie waren sogar im selben Alter und arrangierten sich beide unheimlich für die Schule. Sie würden echt prima zusammen passen!! Takeshi wurde leicht rot, er sagte nichts. „Was geht’n mit dem ab????“, fragte sich Nagisa, während Takeshi verträumt zu Midori hinterstarrte. Dass er bei dem Winkel keinen steifen Hals bekam??? Nagisa sah ihn mit offenem Mund an. „Moment mal.......ist nicht wahr...oder???? Steht Takeshi etwa...auf Midori???“. Ihre Wangen röteten sich. „Uuuuuhhh!!!“. Die Konstellation Midori + Takeshi gefiel ihr noch um einiges besser, als Variante 1, Midori + Ken!!! Ken und Midori waren einfach zu verschieden, sie hatten sehr unterschiedliche Interessen und würden nur schwer auf einen Nenner kommen, eine Beziehung würde sicher nicht lange gut gehen. Ken war ne richtige Sportkanone und Midori eher Intellektuell, außerdem hatte Nagisa nicht das Gefühl, - so böse das auch klingt – dass Ken in irgendeiner Weise an Midori interessiert war. Sie redeten kaum miteinander, sie war ihm sozusagen egal, eine Bekannte eben, die Freundin der Freundin seines Freundes, weiter nichts. Sie hing ständig mit ihnen rum, wäre sie sein Typ, hätte er sie dann nicht längst angehauen?? Takeshi würde einfach besser zu ihr passen!! Nagisa sah zu ihm rüber, dann wanderte ihr Blick hinter zu Midori und sie begann zu kichern. „Die beiden passen zusammen, wie der Ketchup zu den Pommes!!! Einfach perfekt!!! “, schwärmte sie und starrte verträumt Löcher in die Luft. Ihr Blick fiel wieder auf Takeshi, er schaute betrübt auf seinen Tisch. „Hey, was ist los mit dir??? Du freust dich ja gar nicht??!! Man ey, du bist Klassensprecher!!!!“, versuchte sie ihn aufzumuntern, doch vergeblich. Die ganze Zeit hatte er rumgejammert, dass ihn sicher wieder niemand wählen würde, so wie im letzten Jahr, jetzt hatte er die Wahl haushoch gewonnen und es war auch nicht recht. Mit Takeshi war heut irgendwie nichts los, er saß einfach nur da und blies Trübsal, obwohl er doch gar keinen Grund dazu hatte, oder??? Plötzlich klingelte die Schulglocke und sie wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sie warf einen Blick auf ihren Stundenplan, in der nächsten Stunde hatte sie gleich ihr „Lieblingsfach“ Mathe. „Oh neee...... ich brech zusammen..... nicht noch ne Stunde die Hannava.....“, stöhnte Nagisa, sie fand Doppelstunden grässlich und sie hatte Frau Hannava jetzt schon in der Klassenleiterstunde gehabt. Sie machte natürlich nicht mal fünf Minuten Pause, sondern machte gleich mit dem Unterricht weiter. „Ruhe da auf den billigen Plätzen!!!!“, ermahnte die Lehrerin die schwätzende Klasse. „Unsere letzte Stunde liegt nun doch schon etwas länger zurück. Wer von euch kann mir sagen, welches Thema wir kurz vor den Ferien angefangen haben und mir erklären, worum es dabei ging???“, fragte Frau Hannava und ihr Blick wanderte nach einem Opfer suchend durch die Klasse. Die Blicke senkten sich, alle Schüler schauten friedlich in ihre Bücher und beteten, dass sie nicht drankamen. Die einzige, die sich meldete war Midori, wie üblich. Frau Hannava lächelte sie an. „Ich weiß, dass du’s weist, Midori!! Aber ich kann dich leider nicht immer dran nehmen!! Andere, die vielleicht nicht so gute Noten haben, müssen auch eine Chance bekommen!!“, erklärte sie, Midoris Arm senkte sich, sie war schon ein wenig deprimiert. Nagisa tauchte eine Etage tiefer, doch verstecken war leider nicht drin, sie saß ja direkt vorm Pult. „Nagisa!! Wie wär’s mit dir???“, fragte die Lehrerin und schaute sie fordernd an. Nagisa schreckte hoch. „Ähm ...ich???? Wollen sie... nicht lieber Takeshi drannehmen??? Sehen sie, er meldet sich!!!!“, sagte Nagisa, sie packte Takeshis Arm und hielt ihn nach oben, er war so in irgendeinem Tagtraum versunken, dass er es nicht einmal richtig mitbekam. Nagisa warf ihrer Lehrerin flehende Blicke zu. Frau Hannavas Blick wurde strenger. „Hör mit deinen Faxen auf, Nagisa!!! Wollte ich Takeshi drannehmen, hätte ich ihn wohl aufgerufen, oder meinst du nicht???“, fragte sie in sarkastischem Ton, ihr scharfer Blick bohrte sich in Nagisas Gesicht. Nagisa zuckte mit ihren Schultern. „Nein, ich möchte es gerne von dir wissen!!!“. „Von mir...???“ Sie schluckte. „Na dann...hähähähä...ähm...so weit ich weis...haben wir vor den Ferien...das Thema... Distanzrechnungen angefangen....ähm...also...man nimmt die X-Achse auf’m 16er...also den Ball...ähm...ich meine natürlich den Punkt...irgendwie im rechten Winkel...so...dass er geradewegs...ins Tor geht...hähähähä...“, stammelte Nagisa verlegen, sie war so durch den Wind, sie bekam irgendwie gar nichts mehr zusammen. Diese fiese lähmende Angst, wenn man genau wusste, dass man in sechs Wochen nicht einmal in die Bücher geschaut hatte, dass man keinen Schimmer von irgendwas hatte und wahrscheinlich gleich zum Start ins neue Schuljahr eine schicke Fünf reingedrückt bekam. Frau Hannava schüttelte ihren Kopf. „Nagisa, Nagisa...was soll ich nur mit dir machen??? Ich weis ja, dass du eine besondere Vorliebe für Fußball hast, insbesondere für diesen Jungen aus unserer Mittelschule...wie war gleich sein Name...?? Kojiro Hyuga..., aber ich muss dich ernsthaft auffordern, dich in Zukunft mehr auf den Unterricht zu konzentrieren, sonst wirst du es höchstwahrscheinlich nicht bis dort hin schaffen!!“, sagte sie mit schneidender Stimme, die ganze Klasse lachte. „Midori, bitte!!“, rief sie nun Nagisas Freundin auf. Nagisa lief knallrot an, am liebsten wäre sie auf der Stelle im Boden versunken. Was für eine Blamage!! Wieso musste Frau Hannava sie nur so bloßstellen?? Vor der ganzen Klasse!! Alle lachten, selbst der vor kurzem noch so miesgelaunte Takeshi wäre vor Lachen beinahe vom Stuhl gefallen. Es war gut verständlich, dass Nagisa in der großen Pause nicht allzu gut gelaunt war und nur lustlos auf ihrem Pizzabaguette rumkaute, während sich die anderen munter unterhielten. Auch Kojiro schaute ziemlich mürrisch drein. „Hey, was ist los Tiger??“, fragte Nagisa ihren Freund, hatte er vielleicht auch so blöde Lehrer wie Frau Hannava, die ihm das Leben schwer machten??? Sein Magen gab ein lautes Knurren von sich. Nagisa verdrehte ihre Augen. „Wieso kaufst du dir nichts zu essen, du Blödmann??“, fuhr sie ihn an, wenn das sein einziges Problem war?? „Würd ich ja gern aber...“ Er brach mitten im Satz ab. „Aber du hast kein Geld dabei...“, beendete sie. „Typisch!! Immer nur fressen!!! Sonst hat der nichts in der Birne!!!“, ärgerte sie sich und hielt ihm das Baguette hin. „Hier, beiß ab!!“, forderte sie ihn auf. „Bevor du noch verhungerst!!“, fügte sie bissig hinzu, der Typ war echt oberflächlich und sie hatte schon gedacht er könnte vielleicht Probleme haben, aber dazu bräuchte er erstmal ein Hirn. Ihr Blick wanderte rüber zu Takeshi. Er stand ziemlich abseits der Gruppe, verzog keine Miene und sagte kein Wort. War er etwa so schlecht drauf, weil er die ganze Zeit mit ansehen musste, wie Midori Wakashimazu verliebte Blicke zuwarf?? Nagisa stöhnte genervt. Ganz in ihrer Nähe stand eine Scharr Mädchen, sie kicherten unentwegt und warfen ebenfalls verliebte Blicke rüber. Die ganze Unterstufe und die Mittelstufe waren hinter Ken her, er war zweifellos der beliebteste Junge der Méiwa-Schule. Wen wunderte es?? Er sah ja auch so was von smart aus!! Nagisa hatte sich schon oft gefragt, wie jemand wie er überhaupt noch Single sein konnte. Er hatte doch die freie Auswahl!! Sie sah Midori skeptisch an, dann schweifte ihr Blick rüber zu Takeshi. Er funkelte seinen Rivalen zornig an. „Man, wie stell ich’s nur an, dass sich Midori diesen Ken aus dem Kopf schlägt und sich in Takeshi verknallt????“, fragte sie sich und wollte gerade in ihr saftiges Baguette beißen, doch sie biss ins Leere. Sie warf einen hastigen Blick auf ihre Hand, ihr Baguette war verschwunden, einfach weg. Energisch drehte sie sich um und funkelte Kojiro zornig an. „Arrrrggghhh!!! Du Fresssack!!!! Gib mir sofort mein Baguette zurück!!!“, fauchte sie und boxte ihm in den Bauch. „Wie denn?? Soll ich’s wieder rauskotzen???“, fragte er gleichgültig und wandte sich wieder dem Gespräch mit Hori und Sawaki zu, wie immer ging es um Fußball, diese Jugendnationalmeisterschaft, davon laberten die schon seit Monaten Tag für Tag. Dass das nie langweilig wurde?? Nagisa packte sein T-Shirt und zog ihn zurück. „Du hättest’s gar nicht erst fressen sollen!!“, brüllte sie ihn an. Er runzelte die Stirn. „Wieso gibst du’s mir dann??“, fragte er verpeilt. Sie sah ihn entgeistert an. „Arrrrggghh duuuuuu!!!!!! Ich hab gesagt du kannst mal abbeißen, aber nicht...!!! Du wirst wohl nie checken, wie man ein Mädchen behandelt, auch wenn du 100 Jahre alt wirst!!!!“, kreischte Nagisa und drehte sich weg. „Bei so komischen Tussen wie dir sicher nicht!!“, gab er zurück. Das hätte sich noch Stunden so hinziehen können, aber glücklicherweise wurde ihre kleine Auseinandersetzung durch die Klingel unterbrochen und beide mussten wieder in ihre Klassen zurück. Nagisa erwartete jetzt eine Doppelstunde Englisch, ihr zweites „Lieblingsfach“, das auch nicht viel besser war als Mathe. Ihr Lehrer, Herr Takahashi, wiederholte mit ihnen noch mal alle Vokabeln aus der letzten Unit des alten Buches. Er wollte testen wie viel über die Ferien hängen geblieben war, bevor sie dann mit dem neuen Buch anfingen. Er war recht positiv überrascht, es schienen doch recht Viele hin und wieder mal in ihre Bücher geschaut zu haben. „Ihr seit ja richtig gut!!!“, lobte er seine Klasse. Sein Blick wanderte durch die Reihen. „Wer von euch hat denn heute noch nichts gesagt??“ Nagisa vergrub ihr Gesicht hinter ihrem Englischbuch, sie begann schon mal zu beten, sie hatte in den ganzen 6 Wochen keine einzige Minute Vokabeln gelernt, wie auch!!! Sie war jeden Tag mit Kojiro unterwegs gewesen. Und ihr Freund hatte absolute Priorität!! Herr Takahashis Augen fixierten sie. „Ah, Nagisa....“, sagte er mit freundlicher Stimme. Sie schluckte. Unheilvoll blätterte er in seinem Vokabelbuch. „Ash!!“, sagte er knapp. Es kam wie ein Schlag ins Gesicht. „Ash....“. Nagisa überlegte fieberhaft, was könnte das nur heißen?? Scheiß Englisch!!! Wozu lernten sie das überhaupt?? Konnten die Engländer denn nicht Japanisch lernen?? Das würde vieles einfacher machen!!! Aber nun zurück zu „Ash“. Sie konnte machen, was sie wollte, ihr fiel dazu nur Eines ein. „Ash!!! Das ist doch dieser Typ von Pokémon!!!“ „Poke was????“, harkte der Lehrer nach, sein sonst so freundliches Gesicht wirkte ein wenig angespannt. „Pokémon!!!“, strahlte sie. „Na ja sie wissen schon...der Typ der immer mit diesem Pikachu, dem Typ mit den Strichaugen und dem Mädchen mit dem Zopf durch die Gegend zieht!!“, erklärte sie munter, vielleicht hatte sie ja Glück und der Lehrer ließ sich durch ihr stumpfsinniges Gelaber von seinem eigentlichen Vorhaben – nämlich sie abzufragen, sich über ihre Unwissenheit lustig zu machen, wie Frau Hannava es getan hatte und sie zur Krönung dann mit einer stylischen Fünf zu benoten – ablenken. So könnte sie sich noch einmal aus der Affäre ziehen. Doch dem war nicht so, Herr Takahashi wirkte nicht im Geringsten abgelenkt, eher genervt. „Mädchen mit dem Zopf???“, wiederholte er, er schien schon völlig konfus. „Ja, aber sie dürfen sie jetzt nicht mit Ranma-chan aus Ranma ½ verwechseln...“ „Ramasahne...???Herrgott hoch eins, was redest du da bloß??? Du sollst mir nichts von irgendwelchen Pokemanns und Ramas erzählen sondern mir das englische Wort Ash ins Japanische übersetzen!! Ist denn das so schwer???“, brüllte der Lehrer das Mädchen an, ihm riss nun endgültig der Geduldsfaden. Er war verzweifelt. Nagisa stutzte einen Moment. „Also, wenn sie mich schon so fragen...ja...“, sagte sie und setzte ein unschuldiges Lächeln auf. „Tja, wenn das so ist, würde ich dir dringend raten, Unit 7 noch mal gründlich zu wiederholen, Nagisa!!“, sagte er mit ernster Stimme. „Am besten das ganze Buch...“, fügte er leise murmelnd hinzu Dann rief er Fokusuke auf, der sich schon eine ganze Weile fleißig gemeldet hatte. „Bitte, Fokusuke..“ „Arsch!!“, sagte der Junge laut und deutlich. Herr Takahashi sah ihn entgeistert an. „Wie bitte??... Ich geb’s auf...fünf Minuten Pause....“, seufzte er resignierend. In den letzten beiden Stunden hatten sie Sport bei Nagisas Lieblingslehrerin Frau Yoshikawa. Sie spielten Völkerball, bei Frau Yoshikawa wurde fast in jeder Stunde nur gespielt. Nach dem Unterricht blieben Nagisa, Midori und Takeshi gleich bei den Sportplätzen und liefen rüber zum Fußballplatz. Das Training verlief eigentlich so wie immer. Es waren jetzt noch zwei Wochen bis zu den Qualifikationsspielen für das Nationale Jugendturnier in Tokio, deswegen nahm Kojiro seine Mannschaft besonders hart ran. Trainer Kira hatte es sich wie immer auf seiner Bank bequem gemacht und pennte. Ab und zu nuckelte er mal an seiner Schnapsflasche, nur was war mit Takeshi los?? Irgendwie schien er heute gar nicht richtig bei der Sache zu sein. Häufige Ballverluste, ungenaue Pässe, einmal stolperte er beim Dribbling sogar mal über den Ball und fiel auf seine Nase. Ob das wohl an Midoris Anwesenheit lag?? „Was ist los mit dir, Takeshi?? Reiß dich mal zusammen!!! In zwei Wochen sind die Qualifikationsspiele!! Da müssen wir fit sein!!!“, brüllte Kojiro, so kannte er Takeshi gar nicht, sonst leistete er sich nie solche Patzer. „Tut...mir leid, Hyuga...“, sagte Takeshi kleinlaut und sah betrübt zu Boden. Wakashimazu war heute in Topform, er legte eine Glanzparade nach der anderen hin. Andauernd warf Midori ihm andauernd verliebte Blicke zu. „Jaaa!! Ken, du bist spitze!!! Super gehalten!!“, bejubelte sie ihn. Takeshi warf Ken zornige Blicke zu, ihn hatte sie natürlich kein einziges Mal angefeuert. Nagisa hatte das Gefühl, er nahm sich das sehr zu Herzen und dem entsprechend spielte er auch. „Los Takeshi!!! Zeig was du kannst!! Knall dem Angeber einen rein!!!“, brüllte Nagisa, na also, ging doch!! Takeshi hatte die Verteidigung im Alleingang ausgespielt, er stand nun frei vorm Tor. „Los Takeshi!! Schick ihn mir rüber!!!“, brüllte Kojiro und stürmte nach vorn, doch Takeshi dachte nicht daran den Ball abzuspielen. Das war jetzt seine Chance, seine große Chance zu beweisen, dass er besser war als Ken. Er legte sich den Ball auf Rechts und schoss selbst. Es war ein wirklich guter Schuss, aber für den Keeper kein Problem, er fing ihn sicher. Ken war eben ein Ausnahmetorwart, er angelte sich selbst die schwierigen Bälle aus den Ecken. Hätte Shitami, Méiwas zweiter Torwart, im Kasten gestanden, hätte der gesessen, da war Nagisa sicher. Takeshi sollte nur nicht zu hart mit sich ins Gericht gehen. „Uuuuuhhh Ken!!! Du bist meine absolute Nummer Eins!!“, kreischte Midori begeistert. Ken strahlte übers ganze Gesicht. „Solch lächerliche Kullerbälle hab ich schon als Kleinkind gehalten. Du musst in den 16ner laufen, Sawada!! Mit Weitschüssen wirst du bei der Meisterschaft keinen Preis gewinnen!! Deine Schüsse sind einfach zu schwach!!“, belehrte er seinen Teamkollegen und machte einen weiten Abschlag auf Sawaki. Takeshi warf ihm tödliche Blicke zu. „Jaa Ken!!!“, brüllte Midori, noch nie zuvor war sie so Fußballverrückt gewesen. „Hey Midori, du musst auch mal die ganze Mannschaft anfeuern, nich immer nur deinen Ken!!“, warf Nagisa ein. Midori blickte sie entgeistert an. „Wenn ich aber nur Ken anfeuern will??“, sagte sie und warf ihrem Schwarm verliebte Blicke zu. „Das ist gemein!! Es gibt auch noch andere Spieler in der Mannschaft!! Takeshi zum Beispiel!!“, sagte sie beiläufig und zwinkerte ihrer Freundin zu. Midori runzelte die Stirn. „Takeshi??? Der hat doch nichts drauf!!“, sagte sie ablehnend. „VORSICHT!!!!!!!!!!!!!!“, brüllte plötzlich jemand und noch ehe die Mädchen checkten was abging, geschweige denn irgendwie reagieren konnten, hatte Midori auch schon einen Fußball gegen den Kopf bekommen. Sie wankte kurz. „Alles in Ordnung??“, fragte Nagisa besorgt. Midori hielt sich ihren Kopf, dann aber lachte sie. „Geht...schon wieder...mit so was muss man wohl rechnen, wenn man unsrer Chaotenmannschaft beim Training zuschaut...“, scherzte sie, der Ball schien sie nicht wirklich hart getroffen zu haben. „Was sollte denn das werden, Sawaki????“, brüllte Kojiro genervt. Sawaki lachte verlegen und kratzte sich am Kopf. „Na ja...... der Pass war eigentlich für Hori bestimmt.........aber der Ball will einfach nicht so wie ich will...“, stammelte er, die anderen Jungs lachten. Auch Nagisa grinste sich einen, Sawaki war ein echter Chaot. „Dann streng dich mal ein bisschen mehr an!!! In ein paar Wochen ist die Meisterschaft!!!“, maulte Kojiro, der langsam aber sicher der Verzweiflung nahe war. Seine Jungs waren total unkonzentriert, wenn sie in Tokio auch so spielten konnten sie den Sieg aber knicken. Nagisa kickte den Ball wieder aufs Spielfeld, er landete direkt vor Takeshis Füßen. Wieder startete er einen Alleingang. „Was soll denn das, Sawada??? Gib auch mal ab!! Du stehst nicht allein auf’m Platz!!!!“, fuhr Kojiro den ohnehin schon frustrierten Takeshi an. Dem reichte es nun endgültig. Energisch drehte er sich um. „Weist du was, Hyuga??“ Er kickte ihm den Ball rüber. „Macht doch euern Scheiß allein!!!!“, sagte er mit schneidender Stimme und verließ den Platz. Kojiro wirkte etwas perplex, dann aber zuckte er mit den Schultern. „Jaa...hau doch ab!!!“, rief er ihm hinterher, wahrscheinlich weil ihm auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen war und Einfühlungsvermögen nicht wirklich zu seinen Stärken zählte, und konzentrierte sich weiter aufs Training. Nagisa fasste sich an den Kopf, das hätte man eindeutig eleganter lösen können. Wieso hatte er ihn so anfahren müssen?? Sah er denn nicht, dass Takeshi ohnehin schon nicht gut drauf war?? Es waren noch zwei Wochen bis zu den Qualifikationsspielen, sie konnten sich jetzt keinen Stunk in der Mannschaft leisten!! „Takeshi, warte!!!“, rief sie und eilte ihm hinterher, doch es war zwecklos, er kam nicht wieder zurück, er war echt sauer. Sie funkelte Kojiro zornig an. Dieser war total verwirrt, noch ehe er irgendetwas sagen oder tun konnte, hatte er wieder einmal eine kräftige Ohrfeige kassiert. „Spinnst du??? Wieso hast du mir schon wieder eine geknallt??“, fuhr er sie an. Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Weil du ein absoluter Vollidiot bist!!! Hast du keine Augen im Kopf??? Siehst du nich, dass der arme Takeshi total von der Rolle is???“, fauchte sie ihn an. „Ich...ähm....“ Sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Du solltest ihn lieber unterstützen und ihm wieder Mut machen, statt ihn total runterzuziehen!!!! Dazu ist der Captain einer Mannschaft nämlich da!!! Du bist echt miserabel!!!“, brüllte sie und lief dann ebenfalls davon. Kojiro stand da wie ein begossener Pudel, er checkte echt gar nichts mehr. Aber Nagisas Zicken waren ihm im Moment auch ziemlich egal, schließlich hatte er sich vorgenommen eine Meisterschaft zu gewinnen!!! Also weiter mit dem Training!!! Kapitel 2: So einfach ist das ----------------------------- Midori eilte ihrer Freundin hinterher. „Nagisa!! Warte!!!“, rief sie. „Was ist denn los???“, fragte sie, als sie sie eingeholt hatte. „Lass mich in Ruhe!!“, sagte Nagisa genervt. „Geh wieder zurück zu deinem Ken!!“ Der Spott in ihrer Stimme war kaum zu überhören. Sie war ziemlich angepisst, dass Midori dem armen Takeshi so gar keine Beachtung schenken wollte, wo er doch so verliebt in sie war, fand sie echt nicht okay. Midori schaute sie entgeistert an. „Wie bist du denn drauf???“, fragte sie erschrocken. „Wieso interessiert dich das auf einmal?? Sonst interessierst du dich doch auch bloß für dich selbst und für deinen Ken!!! Du benimmst dich wie so’n Groupie!!! Echt jetzt!!!“, warf sie ihrer Freundin an den Kopf, irgendjemand musste ihr das ja mal sagen. „Lauf schnell zurück sonst verpasst du noch eine Chance dich ihm an den Hals zu werfen!!!!“, setzte sie noch drauf, Midoris Verhalten nervte sie echt total. Ständig hatte sie Takeshis trauriges Gesicht vor Augen. „Ach du bist doch nur neidisch!!“, sagte Midori zickig. Nagisa lachte los. „Ja klar!!!“, tönte sie. „Worauf denn?? Zwischen Ken und dir läuft nichts und vielleicht wird da auch nie was laufen!! Ich hab, ganz ehrlich, nicht den Eindruck, dass er auf dich steht!!!!“ Midori übertrieb echt ganz schön mit ihrem Verhalten. Jede Minute, nein, schlimmer, jede Sekunde, schwärmte sie von diesem Jungen, total nervig, tat fast so, als wären sie schon Monate zusammen, dabei wusste er nicht einmal von ihren Gefühlen. Irgendwie richtig kindisch, das passte gar nicht zu ihrer sonst so vernünftig und erwachsen wirkenden Freundin. Trotzdem hatte sie ein schlechtes Gewissen, so hart wie eben, von wegen „er steht einfach nicht auf dich“ etc. hätte sie Midori nicht anpacken müssen. Damit hatte sie ihre emotionale Achillesferse getroffen, das war einfach nur gemein. Davon abgesehen half sie Takeshi damit auch nicht weiter. Und es kam noch schlimmer. Midoris Augen wurden wässrig, sie rang mit den Tränen. „Vielleicht.......hast du Recht.....vielleicht bin ich...wirklich dumm.....mir einzubilden ein Junge...wie Ken könnte sich...jemals in ein Mädchen wie mich verlieben.....“, presste sie heraus, so sehr sie auch versuchte es zurückzuhalten, Tränen rannen über zarten Wangen. Nagisa zuckte zusammen und verspürte einen dicken Kloß in ihrem Hals. Das war das Letzte, das sie gewollt hatte. Sie hatte ihre Freundin doch nicht zum Weinen bringen wollen. Sie war einfach so sauer gewesen wegen...das wusste sie selbst nicht so genau. Vielleicht weil sie glaubte, dass Midori ihren guten Freund Takeshi mies behandelte und es sie echt schmerzte ihn so unglücklich zu sehen. Vielleicht weil sie das Gefühl hatte, dass Midori sich in ihre Verliebtheit in Ken etwas zu sehr reinsteigerte und Angst hatte, dass sie damit noch mal ganz doll auf die Nase fallen könnte. Vielleicht aber auch einfach nur, weil sie sich schon wieder mit Kojiro gezofft hatte und kurz vor der Meisterschaft Ärger in der Mannschaft herrschte. Okay, das Letzte war wohl eher Kojiros Sorge. Nein, sie fand es einfach ungerecht, dass Midori überhaupt keine Augen für Takeshi hatte, obwohl der sie echt gern hatte, immer nur Ken, Ken und noch mal Ken. Sie merkte überhaupt nicht, wie Takeshi unter ihrer Schwärmerei litt, es interessierte nicht. „Midori...ich…so hab ich das nicht gemeint...ich..“, ruderte Nagisa zurück und streichelte über Midoris Rücken. „Vielleicht könntet ihr euch schon...ineinander verlieben...aber dazu muss er...erst mal wissen..., dass du ihn magst...du musst es ihm sagen...“, riet sie ihrer Freundin und schon im nächsten Moment könnte sie sich dafür erwürgen. Ihr Plan war es doch eigentlich Midori mit Takeshi zusammenbringen, aber damit wäre Midori todunglücklich, denn sie war unsterblich in Ken verliebt, ihre Augen leuchteten richtig immer wenn sie von ihm sprach oder nur an ihn dachte. Würde Midori aber mit Ken zusammenkommen wäre Takeshi unglücklich, denn er war unsterblich in Midori verliebt, so sehr, dass sogar seine fußballerische Leistung beeinträchtigt war und das bei einem Typen wie ihm, für den Fußball das halbe Leben war, das hatte echt was zu heißen. „Arrrggghhh!!! Verdammter Teufelskreis!!!!“ Sie wusste nicht mehr was sie tun sollte, sie war absolut hyper mega ahnungslos!!!! Für dieses Problem gab es keine perfekte Lösung, einer würde in jedem Fall auf der Strecke bleiben!!! Aber sie waren doch beide ihre Freunde. Und wie zu erwarten sprang Midori auch sofort aus ihren Rat an. „Was wird er .......dann sagen ...??“, wollte sie wissen, ihre Stimme war ganz piepsig vor Aufregung. „Ich ähm...weis es nich...ich heiß nich Ken...“, stammelte Nagisa, sie war hin und her gerissen, was sollte sie tun??? Sollte sie Midori mit Ken helfen??? Sie war echt verknallt!! Aber was würde dann aus Takeshi??? Er mochte Midori sehr, davon war sie überzeugt. „Arrgghh, ich halt’s im Kopf nich aus!!!“, fluchte sie. Midori sah sie verwundert an. „Was ist denn mit dir los??“, fragte sie. „Garnichts!! Alles bestens!!“, sagte Nagisa knapp. Sie gingen ein Stück, keiner sagte ein Wort. „Was...mach ich...wenn er.....mich nicht mag???“, fragte Midori nach einer Weile, sie klang sehr ernst. Nagisa zögerte und überlegte einen Moment, sie wollte auf gar keinen Fall was Falsches sagen oder sie gar entmutigen. Sie wollte nicht für einen weiteren Tränenausbruch verantwortlich sein, sie konnte einfach nicht mit ansehen wenn jemand weinte, schon gar nicht ihre beste Freundin. „Na ja dann...dann hast du endlich Klarheit!!“, sagte sie schließlich. „Du weist dann wie’s zwischen euch aussieht...ob er der Richtige für dich ist oder nich...“ Midori sah Nagisa mit großen Augen an. „Ich an deiner Stelle würde es ihm sagen......du kannst nur gewinnen!!!!“, versuchte sie ihre Freundin zu motivieren. „Vielleicht wirst du abgewiesen, aber dann bist du genauso weit wie jetzt, nur dass du dir keine falschen Hoffnungen mehr zu machen brauchst!!!“ Und das war doch auch schon mal viel wert, dachte sie im Stillen. „Aber vielleicht hast du auch Glück und ihr kommt endlich zusammen!!!“, machte Nagisa ihrer Freundin Mut. Und falls es wider zu erwarten wirklich in die Hose gehen sollte, war ja immer noch Takeshis Schulter zum ausweinen da. Er würde sie trösten und für sie da sein und früher oder später würde sie sich doch noch in ihn verlieben. Happy End, alle wurden glücklich. „Perfekt!!!“, jubelte Nagisa in Gedanken. Midori lächelte etwas, na endlich, dachte Nagisa erleichtert. „Wie...war das eigentlich........bei dir und Kojiro...??“, wollte sie wissen. Nagisas Wangen röteten sich etwas, komische Frage. „Bei Kojiro und mir....???“ Sie stutzte einen Moment. „Keine Ahnung.....hat sich einfach irgendwie ergeben.......ich hab ihn gefragt ob er mit mir gehen will und er hat ja gesagt.....so einfach war das!!“, prahlte sie, na ja, total gelogen, etwas komplizierter war es schon gewesen. Es stimmte, Kojiro und sie waren Sandkastenfreunde, aber es hatte mal eine Zeit gegeben, noch gar nicht so lange her, da hatten sie sich gar nicht gut verstanden. Ständig hatte er sie gepiesackt, sie mit seinen dummen Sprüchen wie „Hey Flachtittchen!!“ und noch zahlreiche mehr aus dieser Sparte – wenn es um lausige Anmachen ging war er richtig kreativ – , beinahe zum Wahnsinn getrieben. An einem Tag, wo es besonders schlimm gewesen war, war sie mal heulend von der Schule heimgekommen und hatte ihrer Mom erzählt wie schlimm sie unter Kojiro Hyuga, dem blöden Nachbarjungen zu leiden hatte. Und wie immer hatte ihre Mom eine simple Erklärung für Kojiros dummes Verhalten. „Nagisa Schatz, das macht er doch nur, weil er dich mag und sich nicht traut es dir zu sagen!!“ Jetzt war sie ein ganzes Stück weiter. Am nächsten Tag – sie hatte gerade eine Mathearbeit zurückbekommen, Fünf!!! Was sonst!!! Kojiro hatte irgendwie davon Wind bekommen und sie sofort wieder aufgezogen „Hey Weichbirne!!! Dein Hirn entwickelt sich genauso langsam wie deine Titten!!“, hatte er über den Schulhof getönt – beschloss sie ihn zur Rede zu stellen. „Ach Hyuga..!!“, sagte sie mitleidig und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Hör endlich auf mit dem Theater und gib zu, dass du auf mich stehst!!“ Er starrte sie an, als hätte man ihm gerade eine fette Sahnetorte ins Gesicht geklatscht. Dann begann er dämlich zu lachen um seine Verlegenheit zu überspielen. „Was...?? Ich...auf dich…?? Flachtittchen mit kurzem Verstand..?? Das…“ „Stotter, stotter..“, unterbrach Nagisa sein Gestammel. „Soll ich ne Münze einwerfen?? Echt peinlich, die Nummer!!!“ Erwischt!!! Voll in die Tafelrunde!!! Sein Körper konnte der Stresssituation nicht länger standhalten. Sie grinste triumphierend, der Spieß war erfolgreich rumgedreht. „Ooohhh!!! Da wird aber jemand rot!!!!“, stichelte sie, woraufhin er sofort noch röter wurde. Er tat ihr fast ein bisschen leid. „Is schon in Ordnung, Kojiro..“, lachte sie. „Ich mag dich auch ganz gern..“, gestand sie, auch ihre Wangen röteten sich jetzt. Total peinlich, was zum Teufel hatte sie nur geritten ihm das jetzt zu sagen?? Sie hatte es doch geschafft ihn zu blamieren, endlich hatte ER mal dumm vor IHR dagestanden und was tat sie?? Sie setzte alles daran am Ende doch wieder die Dumme zu sein!! Ohrfeigen hätte sie sich können. Kojiro wirkte etwas perplex, mit großen Augen sah er sie an. „Wirklich…??“ Sie seufzte und grinste verlegen. „Jaa..“, gab sie schließlich zu. „Wenn du dich gerade mal nich wie ein Vollidiot benimmst schon..“ Er verzog das Gesicht, hielt aber seine Klappe, er schien endlich zu checken, dass seine dumme Anmache nicht gut rüber kam und verzichtete diesmal drauf. „Ich bin...ein großer Fan vom FC Méiwa..“, sagte sie weiter. „Du...du spielst echt gut..“ Sie schluckte. Au Backe, alle Versuche sich aus dieser peinlichen Situation wieder herauszulavieren, verschlimmerten ihre Lage. „Komm doch mal vorbei..“, sagte er plötzlich. „...und schau uns beim Training zu..“ Nagisa stutzte einen Moment, war das etwa so was wie eine Einladung?? Sie sollte ihm beim Training zusehen?? Kojiro verschwitzt in dem sexy schwarzen Trikot..?? Sie wurde noch röter. „Jaa!!!! Vielleicht mach ich das!!!!!“, flötete sie. „Bei Gelegenheit...wenn ich mal Zeit hab..“, ruderte sie zurück. „Würde mich freuen..!!“, sagte er grinsend. Sie grinste ebenfalls, so, es würde ihn also freuen, das war zuviel, das packte sie einfach nicht mehr, sie musste auf der Stelle weg und am besten in den Springbrunnen vor Schule springen um das Hirn wieder klar zu kriegen. Der ging ja so was von ran!!! „Na dann!!!“, flötete sie. „Na dann..“, kam es von ihm, dann wollten beide loslaufen und rannten volle Kanne ineinander. Sie sahen sich an, dann lachten beide los. „Willst du vielleicht mit zum Kiosk kommen ne Pizza essen oder so..??“, fragte er, irgendwie schienen sie einfach nicht von einander loszukommen. Sie zuckte mit den Schultern, just in diesem Moment gab ihr Magen ein lautes Knurren von sich. „Ja, wieso nicht!!“, gab sie sich schließlich nach und da war es, ihr erstes, na ja Date konnte man es vielleicht nicht nennen, ihr erstes gemeinsames Rumhängen nach fast zwei Jahren Funkstille. So waren sie wieder in Kontakt gekommen. Sie hatten öfter mal etwas zusammen unternommen, unter anderem hatte sie dem FC Méiwa beim Training zugesehen, bald war sie festes Mitglied in dem Verein, in dem für kurze Zeit ja auch ihr Bruder spielte, als ihr Vater vorübergehend in Saitama war, als Mannschaftsbetreuerin. Und irgendwann hatte sie sich in Kojiro verliebt.. Midoris Stimme riss sie aus den Gedanken. „So einfach...war das??“, fragte sie ungläubig. Nagisa zuckte zusammen. „Was..???“ Dann nickte sie rasch. „Ganz easy!! Du brauchst gar keine Angst zu haben!!!“, sagte sie aufbauend, sie konnte ihr ja wohl schlecht sagen, was für eine Katastrophe das damals mit ihnen gewesen war, sonst würde sie von diesem Zug wieder abspringen noch bevor sie aufgesprungen war. Midori begann zu grinsen. „Wenn das für dich alles so einfach ist, kannst du mir ja einen Gefallen tun!!“, sagte sie mit zuckersüßer Stimme. „Einen …Gefallen..???“ Nagisa vermutete nichts Gutes. „Ja!!“, strahlte Midori. „Du könntest Ken ja mal unauffällig aushorchen.....du weist schon... fragen wie er mich findet...und so..!!“ Nagisa schreckte zurück. „Wer?? Ich????“, kreischte sie erschrocken. „Natürlich du, oder siehst du hier noch jemanden???“, sagte Midori in einem verschwörerischen Ton. Für sie schien die Sache geritzt zu sein, Nagisa war ihr „Mann“. „Jaa...den Briefträger da hinten!! Hähähä!!“, scherzte Nagisa, sie fühlte sich nicht so ganz wohl mit ihrem Auftrag. Ken aushorchen, wie sollte sie das denn anstellen?? Es war ja nicht so, dass sie dicke Freunde waren und er bei ihr aus dem Nähkästchen plaudern würde. Er war ein Freund von Kojiro, aber der würde ihr bei diesem Vorhaben sicher nicht helfen. Von ihm würde sie nur wieder zu hören kriegen wie kindisch sie doch war. „Also du machst das doch dann für mich, oder???“, bettelte Midori und sah sie mit großen Hundeaugen an. Sie konnte es ihr einfach nicht abschlagen. „Ich ähm..“ Sie kam gar nicht zu Wort. „Supi!! Danke!! Ich wusste doch, ich kann mich auf dich verlassen!!“, strahlte Midori und fiel ihr um den Hals. „Ruf mich nachher an und sag mir was er gesagt hat!! Bis später dann!!!“ Sie drückte ihr einen Kuss auf die Wange und rannte einfach davon, wahrscheinlich damit Nagisa keine Chance hatte es sich noch mal anders zu überlegen. Echt clever!! Kapitel 3: Midoris Bitte ------------------------ „Jaa...bis später....“, seufzte Nagisa und senkte ihren Blick. Wo hatte sie sich da nur wieder reingeritten?? Jetzt musste sie den Liebesboten spielen!!!!!! Und was, wenn es schief ging?? Wenn Ken etwas sagte, das Midori nicht gefiel?? Oder einfach gar nicht mit ihr sprechen wollte?? Dann bekam sie am Ende die Schuld zugeschoben!! Sie wusste schon, weshalb sie kein Fan von solchen Aktionen war. Also, wenn sie an Ken herankommen wollte, wäre es am Besten ihn nach dem Training abzufangen, sie konnte wohl schlecht bei ihm zuhause vorbeikommen. „Hey Ken!! Wir kennen uns zwar kaum, aber kannst du kurz rauskommen reden??“ Er würde sie für total gestört halten und das Schlimmste war, es würde sofort bei Kojiro landen. Folglich musste sie zurück zum Fußballplatz, das Training dürfte jetzt so allmählich zu Ende sein. Sie seufzte, Kojiro!!!! Das hatte sie ja vollkommen vergessen!!! Erst hatte sie dem Armen eine gescheuert und ihn dann auch noch als miesen Captain abgestempelt. Da würde es sicher auch noch eine Szene geben. Und sie konnte ihm nicht einmal verübeln, dass er auf sie sauer war. Sie hatte sich ziemlich gehen lassen. „Hoffentlich hat er sich das...nicht zu Herzen genommen...eigentlich ist er ein prima Captain...“, dachte sie, sie hatte schon ein schlechtes Gewissen. Als sie endlich am Sportplatz ankam, waren die Jungs natürlich schon weg. „Arrrggghh!!! So’n Mist!!! Ich glaub’s ja nich!!! Jetzt bin ich total um sonst noch mal hier her gelatscht!!!“, fluchte sie und kickte einen kleinen Stein gegen den Torpfosten. Heute musste auch echt alles schief gehen. Plötzlich flog eine Tür bei den Umkleideräumen auf, rasch drehte sie sich um, es war Ken Wakashimazu, er kam direkt auf sie zu!!! Na das nannte sie mal Timing!! Sie schluckte, irgendwie hatte sie ins Geheime doch ein bisschen gehofft, er wäre schon gegangen. „Hey!!“, sagte er und lächelte sie an. „Hey...“, sagte Nagisa etwas nervös, sie musterte Ken von oben bis unten und versuchte seine Reaktion einzuschätzen, wenn sie ihn gleich auf Midori anhauen würde. „Kojiro ist noch drin!!“, sagte er, er ahnte noch nichts von seinem Glück und dachte wohl sie wäre wegen Kojiro hier. „Okay!!, aber....“ Nur Mut, das war jetzt die Gelegenheit ihn anzuquatschen, es kam nicht oft vor, dass man ihn allein erwischte. „Ken!! Warte mal!!!“, rief sie ihm hinterher. Sie hatte es tatsächlich getan und er drehte sich auch prompt um. Jetzt gab es kein Zurück mehr!! Also eilte sie zu ihm. „Was ist denn??“, fragte er gutgelaunt. „Ich ähm...will dich was fragen...“, stammelte sie, ihre Wangen röteten sich obwohl sie gar nicht die Jenige war, die etwas von ihm wollte. Es war einfach diese Situation, sie kam sich gerade total bescheuert vor und noch schlimmer plagte sie die Angst vor Midoris Reaktion, sollte sie das Gespräch in den Sand setzen. Sie sah zu ihm hoch, auch seine Wangen waren leicht gerötet. Dachte der etwa sie wollte ihn anmachen?? Rasch wandte sie ihren Blick wieder ab. „Wie findest du meine Freundin Midori??“, fragte sie gerade heraus, je schneller sie das hinter sich brachte, desto besser, am Ende dachte er wirklich noch, sie wollte was von ihm und Kojiro war doch so furchtbar eifersüchtig. Sie hatte echt null Bock auf den Stress. „Midori??..“ Er stutzte. „Wer ist Midori??“. Nagisa klappte die Kinnlade runter, es war noch viel schlimmer, als sie befürchtet hatte, er wusste nicht einmal den Namen zuzuordnen. Sie würde bei Adam und Eva anfangen müssen. „Midori ist meine Freundin, sie war vorhin auch beim Training dabei!!“, versuchte Nagisa ihm auf die Sprünge zu helfen. „Die Schwarzhaarige???“, harkte er nach, sie schienen der Sache allmählich näher zukommen. Sie nickte. „Genau!! Wie findest du sie???“, wollte sie wissen. Er zuckte mit den Schultern „Mhm...wie soll ich sie finden...??? Ich kenn sie doch gar nicht...“, sagte er, gerade Purzelbäume vor Begeisterung schlug er jetzt nicht. Nagisa hatte eher das Gefühl, er war von ihren Fragen ein bisschen genervt. Vielleicht hatte er es eilig?? „Und so vom Aussehen???“, harkte sie nach, sie konnte ihn jetzt nicht einfach gehen lassen, so eine Chance würde sich nie wieder bieten. Und Midori wollte doch unbedingt wissen, was ihr Schwarm so von ihr hielt. Ken lächelte gequält. „Na etwas komisch sieht sie schon aus...die fette Brille und so...“, sagte er dann. Nagisa zögerte einen Moment, das war jetzt nicht so wirklich das gewesen, was sie gerne hören wollte. Aber vielleicht sollte sie noch einen weiteren Versuch starten, er hatte gesagt „etwas komisch“, nicht „total scheiße“. Also stellte sie die eine Frage, die sich alle Mädchen stellten, wenn sie in einen Jungen verschossen waren. „Hast du im Moment eine Freundin??“ Sie wollte wenigstens wissen, ob sich das ganze Theater hier überhaupt lohnte. Ken errötete. „Ähm...was soll das hier eigentlich werden??? Ein Verhör???“, blockte er, er beantwortete ihre Frage mit einer Gegenfrage, also nein, er hatte keine Freundin, immerhin schon mal eine gute Nachricht für Midori. „Nein... ich...ich will mich nur mit dir unterhalten..“, winkte sie ab. „Ich denke, ich sollte jetzt besser gehen!! Bis Morgen, Nagisa!!“, sagte er und ließ sie einfach stehen. Der hatte vielleicht Nerven!! „Jetzt warte mal!!!!! Du hast mir noch nicht gesagt, ob du mal mit Midori ausgehen willst!!!“, rief sie ihm hinterher. „Ich geb dir mal ihre Handynummer!! Das ist die 0152/ 925..“ „Was treibst du hier wieder für’n Bockmist?? Gehst du jetzt auch schon dem armen Ken auf die Nerven???“, hörte sie eine Stimme hinter sich, hastig drehte sie sich um, es war Kojiro. „Kojiro......??? Ähm...ich...“ „Gib dir keine Mühe, Ken hat genügend Verehrerinnen, die alle viel besser aussehen wie du!!“, höhnte er und grinste auch noch so herablassend dazu. Nicht zu fassen!!! Das hörte sich gerade so an, als wenn er der festen Überzeugung wäre, dass sie nie eine Chance bei Ken Wakashimazu hätte, selbst wenn sie eine wollte, was sie nicht tat. Denn sie hatte ja einen Freund, bis vor ein paar Minuten hatte sie noch gedacht Kojiro wäre es. „Und noch was!!“, machte er weiter, jetzt wurde es richtig kreativ. Manchmal konnte er ein richtiger Arsch sein, da brauchte es echt keinen zu wundern, dass sie ständig stritten. „Ken ist 1.90m groß, ne halbe Meter Wurst wie du würde neben ihm total lächerlich aussehen!! Du reichst ihm bis zu den Knien!!“ Nagisa klappte die Kinnlade runter. „Halt deine Klappe, du Riesengorilla!!!“, fauchte sie und verschränkte beleidigt die Arme. „Eigentlich wollt ich mich ja bei dir entschuldigen, aber jetzt könnt ich dir grad schon wieder eine knallen!!!!“ Der Typ war echt zum Abgewöhnen, was hatte er nur schon wieder für nervtötende Launen?? „Erst mal drankommen, du Zwerg!!“, lachte er, er schulterte seine Tasche und lief einfach davon. Selbst für seine Verhältnisse – sie wusste ja schon, dass er launisch war wie das Wetter – verhielt er sich ziemlich merkwürdig. War er etwa schon eifersüchtig, weil sie mit Ken zwei Takte geredet hatte?? Das durfte doch nicht wahr sein, dachte sie kopfschüttelnd. „Arrrgghh!!! Du machst mich noch wahnsinnig!!! Bleib doch mal stehen, wenn ich mit dir rede!!!“, rief sie und rannte ihm hinterher. Eine ganze Weile liefen sie schweigend nebeneinander her, Nagisa musterte ihren Freund von oben bis unten, irgendetwas beschäftigte ihn doch. Er konnte ihr nichts vormachen, dafür kannte sie ihn einfach zu gut. Sein Gesicht wirkte angespannt und er war ungewohnt still, irgendetwas hatte er doch auf dem Herzen. Sie musste grinsen, dachte er vielleicht ernsthaft, sie würde was von Ken wollen??? Ihr Blick huschte zurück zu Kojiro, er starrte auf den Boden, wirkte richtig gedankenverloren. Da musste sie doch mal nachharken. „Was ist los?? Was hast du??”, fragte sie mit sanfter Stimme. Er sah zu ihr rüber, dann lächelte er. „Nichts..“, sagte er. „Es...ist wegen Sawada...du hast Recht...er hat irgendwas..“ Sie lachte. „Ach, ist dir das auch mal aufgefallen, du Blitzmerker???“, zog sie ihn auf, im inneren aber grinste sie sich einen. Er machte sich tatsächlich Sorgen um seinen Freund, das war so süß. Nach außen hin wirkte er oft sehr rau und auch ziemlich oberflächlich, aber eigentlich hatte er ein großes Herz. Dafür liebte sie ihn. „Wakashimazu hat mich eben auch drauf angesprochen..“. Nagisa zuckte zusammen. „Wakashimazu??“, fragte sie erschrocken. „Yep, er kommt mit Sawada in letzter Zeit nicht mehr so richtig klar, er meint Takeshi sieht ihn als Konkurrenten..“, erzählte er und Nagisa entging nicht, wie sehr ihn das sehr beunruhigte, sie sah es in seinem Blick. Ihm lag eben sehr viel an seinem FC Méiwa und er hatte sich dieses Jahr fest vorgenommen seine Jungs zu Meisterschaft zu führen. „Als...Konkurrenten...???“, Sie lächelte gedrückt. „Da hat er den Nagel auf den Kopf getroffen...unser guter Ken..“ Kojiro schreckte aus seinen Gedanken und sah sie an. „Wie meinst du das??“, wollte er wissen. „Weist du was, dass ich nicht weis?? Wieso riskiert Sawada andauernd so ne dicke Lippe?? Was will er beweisen?? Und wem???“ Nagisa zögerte, sollte sie es ihm erzählen?? Aber dann würde sie Takeshi und Midori total bloßstellen, bald wüsste die ganze Méiwa-Mannschaft über ihre Gefühlswelt bescheid. Das würde die Lage nach ihrer Meinung eher noch verschlimmern, als sie zu verbessern. Außerdem würde sich dadurch nichts ändern, der Konkurrenzkampf zwischen Takeshi und Ken würde trotzdem weiterhin bestehen, sich vielleicht sogar noch mehr zuspitzen. Sie hielt es erst mal für das Beste, Kojiro da raus zu lassen. Bei allem Respekt, aber sie hielt ihn nicht für geeignet um zwischen den Beiden zu vermitteln. Sie würde wohl selbst etwas unternehmen müssen. Sie legte ihre Hand auf seine Schulter. „Mach dir nicht so viele Gedanken!! Die kriegen sich schon alle wieder ein!!“, versuchte sie ihn zu beruhigen. „Das will ich hoffen!! Sawada bringt noch die ganze Mannschaft durcheinander und das so kurz vor der Meisterschaft!!“, brummte er. Nagisa seufzte und sah auf den Boden. „So’n Ärger...und das alles wegen Midori...“, dachte sie, vielleicht wäre es das Beste, wenn Midori mit ihren Gefühlen reinen Tisch machte, ein für alle Mal klarstellte was sie empfand und für wen. Es war, wie es war, sie hatte sich für Ken entschieden und Takeshi mussten sie das wohl irgendwie beibringen. Das war eine bittere Pille für ihn und sie konnte nicht einschätzen wie er es aufnehmen würde, aber eins wusste sie ganz sicher, erfreut würde er darüber nicht sein. Dennoch, er würde es akzeptieren müssen, schließlich konnte er Midori nicht zwingen ihn zu mögen. „Das wird schon wieder.....“, versuchte Nagisa Kojiro aufzuheitern. „Und übrigens...es tut mir leid was ich vorhin gesagt hab...“ Sie zwinkerte ihm zu. „Du bist ein großartiger Captain...“. Und das meinte sie so. Sie kannte niemanden, der sich mehr für andere einsetzte, als Kojiro. Kojiros Wangen röteten sich etwas, sein Blick fiel auf seine Uhr. „Oh verdammt!!!!! Ich bin total zu spät!!!! Mein Chef wird mich umbringen!!!“, brüllte er erschrocken und rannte los. „Wir sehen uns heute Abend...!!!“, rief er noch flüchtig. Nagisa stand da wie ein begossener Pudel. „Ja...heute Abend...“. Sie musste grinsen, jeden zweiten Nachmittag kam er zu spät zur Arbeit, dass der alte Morizaki ihm das immer wieder verzieh ging über ihr Fassungsvermögen. Kapitel 4: Datedoktor Nagisa ---------------------------- Sie machte sich dann auch auf den Heimweg, sie hatte einen Kopf, als hätte sie zwei Tage durchgesoffen. Daheim angekommen würde sie als erstes mal eine Aspirin nehmen. Das alles war ihr eindeutig ein bisschen zu viel. Sie sollte Midori helfen Ken rumzukriegen, was an sich schon schwierig genug war, von allen Baustellen an dieser Schule musste sich Midori ausgerechnet die Größte aussuchen, nebenbei sollte sie aber auch noch Takeshi besänftigen und Kojiro helfen seinen Mannschaftsstreit zu schlichten. Wer war sie?? Der Zauberer von Oz??? Wieso kamen die Leute mit ihren Problemen nur alle zu ihr??? Wie sollte sie ihnen denn helfen?? Es war einfach unmöglich es allen recht zu machen. Endlich war sie zu Hause angekommen, sie drehte den Schlüssel im Schloss und wollte gerade reingehen, sich am liebsten ins Bett legen und bis abends durchschlafen so geschlaucht war sie, da hörte sie eine vertraute Stimme rufen. „Nagisa!!!“. Sie schloss die Tür wieder und wirbelte herum, es war Midori, sie kam auf sie zu gerannt. „Midori.....was machst du denn hier..??“, fragte sie ein wenig verwirrt, sie waren doch gar nicht verabredet gewesen, oder hatte sie da was nicht mitgekriegt?? „Endlich erwisch ich dich!! Ich hab schon ein paar Mal bei dir geklingelt, aber mir hat niemand aufgemacht!!! Wo warst du nur so lange???“, fragte Midori, sie sprach ziemlich schnell, schien aufgeregt zu sein. „Ich...hab unterwegs Kojiro getroffen.....wieso?? Was ist denn??“, fragte Nagisa, was wollte sie nur so dringendes?? Sie um noch einen „Gefallen“ bitten?? Sollte sie als nächstes bei Ken einbrechen und seine Unterwäsche klauen?? „Ich halt’s einfach nicht länger aus!! Ich muss es wissen!!“, drängte Midori. „Was musst du wissen..??“, fragte Nagisa, sie stand gerade total auf dem Schlauch, kapierte überhaupt nichts mehr. „Was hat er gesagt??“, fragte Midori, sie war völlig euphorisch. „Was....... hat wer gesagt??“ „Na Ken!!“, strahlte sie. „Wer denn sonst!! Wie findet er mich??“ Ihr Gesichtsausdruck wurde nun ernst. „Er.....hat doch nichts gegen mich, oder??“ Ach richtig, sie wollte wissen wie das Gespräch gelaufen war um das sie sie gebeten hatte. Nagisa schluckte, nun, wenn sie ehrlich sein sollte, der absolute Burner war es nicht gewesen, er hatte nicht einmal ihren Namen gewusst. „Ähm richtig...Ken...ja...er hat…gesagt, dass...ähm...“ „Was hat er gesagt??“, drängte Midori. „Ja er.....na dass er..“ Nagisa zögerte, sie konnte es ihr nicht sagen!!! Würde sie erzählen, wie desinteressiert der Typ gewirkt hatte, würde für Midori eine Welt zusammenbrechen!! Sie war so verliebt!! Sie konnte es ihr unter keinen Umständen sagen!! Sie würde wohl etwas erfinden müssen. „Er…ähm…findet.......dich ganz nett...und...“ Sie stockte, es ging so schwer über die Lippen. Es war falsch und sie wusste es auch genau, aber sie wollte Midori auf gar keinen Fall wieder in Tränen ausbrechen sehen. „Und was noch???“, bohrte Midori nach. Nagisa schluckte. „…Attraktiv...“, sagte sie schließlich. Sie senkte ihren Blick, fühlte sich scheußlich dabei ihre Freundin so anzulügen, aber die Wahrheit würde sie nicht verkraften, ihr Selbstwertgefühl würde in den Keller rauschen, gerade jetzt, wo sie auftaute, wo sie sich etwas mehr aus ihrem Schneckenhaus herauswagte und merkte, dass es neben der Schule noch viele weitere Dinge gab, für die sie sich begeistern konnte – sie war eine echte Streberin, musste man leider sagen, ihr ganzes Leben drehte sich um Hausaufgaben, freiwillige Referate und Extraarbeiten. „Das hat er gesagt????“ Midori strahlte übers ganze Gesicht. Nagisa lächelte matt, na ja, dachte sie, es war ja noch nicht Hopfen und Malz verloren, wenn sie sich näher kennen lernten, vielleicht könnte es noch etwas werden mit Ken und Midori. Und wenn nicht, sollte Ken ihr doch selbst sagen, dass er nicht interessiert war. Midoris Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Weist du was??? Du hattest recht!! Ich werde es tun!!“, sagte sie überzeugt. Nagisa zuckte zusammen. „Ähm...Recht womit???? Was tun...??, stammelte sie, sie erwartete nichts Gutes. „Na...ich werde ihm sagen, was ich für ihn empfinde!!!“, strahlte Midori. Da war es, ihr ungutes Gefühl hatte sich bestätigt. „Waaaaaassss???“, kreischte Nagisa erschrocken. Midori schaute sie verwirrten Augen an. „Du solltest...es nicht gleich...überstürzen...“, sagte Nagisa sofort. Midori blickte leicht vorwurfsvoll. „Überstürzen!!! Wieso überstürzen??? Du hast doch gesagt..“ „Jaa...ich hab gesagt..“, fiel Nagisa ins Wort. „Aber......jetzt sag ich...was anderes, okay??“, versuchte Nagisa ihrer Freundin ihr Vorhaben auszureden. Sie konnte sie nicht auf Ken loslassen, das würde total in die Hose gehen!! Sie konnte unmöglich sofort mit der Tür ins Haus fallen, frei nach dem Motto „Hallo, ich bin Midori!! Ich liebe dich, willst du mit mir gehen??“ Warum hatte sie auch nicht ihre große Klappe gehalten?? „Mir ist völlig egal, was du sagst!!! Ich werde es machen!!!“, sagte Midori entschlossen. Nagisa stöhnte genervt. „Gut...dann tu was du nicht lassen kannst, aber lass mich bitte diesmal raus...“, sagte sie ablehnend. Sie würde sich ganz sicher nicht noch mal mit dem treffen und ihn vollquatschen, wenn Midori sich unbedingt eine Abfuhr holen wollte und darauf lief ihr Vorhaben hinaus, sollte sie es allein tun. Midori klappte die Kinnlade runter. „Waaass??? Aber ich brauch deine Hilfe!!! Nur noch einmal!!!“, flehte sie, doch erfolglos. „Ich.......ähm...kann dir nicht helfen...“, sagte Nagisa. Midori sah ihre Freundin mit enttäuschten Augen an. „Warum nicht…??“ „Weil.......ich der Meinung bin, dass...du einen großen Fehler machst...“, sagte sie schließlich. „Er ist nicht der Richtige für dich...“ Midori sah sie entsetzt an, doch das war Nagisa im Moment so ziemlich egal. Sie hatte ein Recht darauf ihre eigene Meinung zu haben und diese auch zu sagen und ihre Meinung war: Ken Wakashimazu ist ein arrogantes Arschgesicht!!! Was wollte ihre Freundin nur von dem?? Gut, sie war ein wenig mit daran Schuld, dass Midori sich so in diese Ken-Sache reinsteigerte, sie hatte ihr doch selbst dazu geraten ihm ihre Gefühle anzuvertrauen, aber das war gewesen, bevor sie zweifelhafte Vergnügen gehabt hatte ihn näher kennenzulernen. Sie hatte sich geirrt, die beiden passten so was von gar nicht zusammen, der Typ war emotional flach wie ein Springbrunnen, der könnte Midori nie glücklich machen. Mal im ernst, mit Takeshi würde sie viel besser fahren!!! „Wer der Richtige ist und wer nicht, kann ich immer noch selbst entscheiden!!!“, unterbrach Midori ihren Gedankengang, sie brüllte regelrecht, total untypisch für sie, sie wurde selten laut. Nagisa senkte ihren Blick. „Jaa...kannst du.....dann musst du deinen Kram aber auch selber machen..“ Sie blieb hart, Midoris Wunsch, sie und Ken ein Paar, würde nicht in Erfüllung gehen, sie fürchtete das, sie hatte ihn reden gehört, ein Interesse an ihrer Freundin war absolut nicht herauszuhören gewesen und deshalb wollte sie sie auch nicht länger aufstacheln oder ihr weiter falsche Hoffnungen machen. „Nagisa…!!!“, quengelte Midori. „Du kannst mich jetzt nicht hängen lassen!! Wir sind doch Freundinnen!!! Du musst mir helfen ein Date mit ihm zu arrangieren!!!“ Nagisa fiel aus allen Wolken. „Ein Date??????“, kreischte sie erschrocken. „Komm schon...bitte...hilf mir…“, bettelte Midori. „Nur noch dieses eine Mal...“ Nagisa schluckte. „Ich...ähm...“ „Ich hab dir doch auch immer mit den Hausaufgaben geholfen......mit dir gelernt...“ Jetzt kam Midori auf der Schiene, echt raffiniert. Sie versuchte ihr ein schlechtes Gewissen zu machen um sie dann rumzukriegen. „...du durftest sogar meinen ganzen Erdkundeaufsatz abschreiben.....über Pestizide im Abwasser...vielmehr ich hab ...ihn für dich noch einmal abgeschrieben und umformuliert...und du hast dann die Eins eingestrichen und nicht zu vergessen...ich hab mal eine ganze Mathearbeit für dich gerechnet...“ Und es funktionierte, bald hatte sie Nagisa soweit. „Ist ja gut!!! Hör auf!!! Ich...mach’s!!!!“, willigte diese schließlich ein. Es stimmte, gerade was die Schule betraf hatte Midori ihr schon viel zu oft geholfen, immer wenn sie Probleme mit den Hausaufgaben hatte war sie für sie da, und wenn sie noch spät am Abend anrief. Sie konnte ihr diese Bitte nicht abschlagen, auch wenn sie von der Idee alles andere als begeistert war. Vielleicht aber war es auch ganz gut so, vielleicht würde Ken ihrer Freundin endlich reinen Wein einschenken, es wäre zwar im ersten Moment schmerzlich für sie, aber sie wüsste dann endlich mal, wo sie dran war. Andererseits, warum alles so schwarz malen?? Vielleicht würden sie sich etwas besser kennen lernen und doch noch zueinander finden. Es waren doch auch die inneren Werte, die zählten, außerdem fand Nagisa überhaupt nicht, dass Midori komisch aussah, okay, es war echt an der Zeit dass sie sich endlich eine neue Brille zulegte oder Kontaktlinsen, das riesige Visier vor ihrem Kopf war schon ulkig. „Okay, dann packen wir’s auch gleich an!!“, sagte Nagisa entschlossen. „Ich bin ab jetzt deine Beraterin in Sachen Liebe, dein Date Doktor!!! Wenn du alles so machst, wie ich dir das sage, wird deinem Glück nix mehr im Wege stehen!!!“, sagte sie überzeugt, sie kam sich gerade vor wie Will Smith, in diesem Film „Hitch – der Datedoktor“. Midori blickte sie abschätzig an, sagte aber nichts dazu. „Du kommst jetzt erstmal mit rein!!!“, lud Nagisa ihre Freundin ein, es war noch ein Rest Lasagne da von gestern Abend, das würde sicher auch für zwei reichen, sie könnten essen und quatschen und in Ruhe Pläne schmieden. Vor ihrer Mom hätten sie Ruhe, sie hatte Schicht im Krankenhaus, Frau Misaki war Krankenschwester im Bereich Anästhesie, Narkose und so was, sie assistierte bei Operationen. Wie auch immer, vor halbneun heute Abend würde sie nicht zuhause sein. Midori sah ihre Freundin skeptisch an. „Du…willst die Treppe nehmen??“, stöhnte sie. „Ja..“ Nagisa zuckte mit den Schultern. „Der Fahrstuhl ist kaputt. Ne echte Bruchbude, dieses Haus..“, fügte sie genervt hinzu, seit einem Monat war der blöde Aufzug jetzt schon im Eimer und die Hausverwaltung machte keine Anstalten ihn endlich reparieren zu lassen, total Ätzend, vor allem dann wenn man schwere Einkaufstüten oder Getränkekästen bis in den dritten Stock schleppen musste. Zum Glück hatten sie ja Kojiro, sie klingelte ihn raus und er half ihnen immer, sie hatte ihn gut erzogen, ihren Tiger, echt praktisch dass seine Familie im selben Haus wohnte, es war die Wohnung direkt unter ihnen, im zweiten. Auch wenn in der Wohnung mal etwas repariert werden musste ging er ihnen immer zur Hand, echt peinlich, aber anfangs hatte ihre Mom ja nicht einmal gewusst wie man eine Glühbirne austauschte. Auf halbem Weg trafen sie auf Kojiros Mutter, sie kam gerade aus ihrer Wohnung und war wahrscheinlich auf dem Weg zur Arbeit. „Oh, hallo Nagisa!!“, strahlte sie, auch wenn das Schicksal ihr übel mitgespielt hatte, sie war immer nett und freundlich. „Ist Kojiro nicht bei dir??“, fragte sie etwas verwundert. „Nein.“, sagte Nagisa. „Er war spät dran und ist gleich zum Kiosk gegangen.“ Frau Hyugas Lächeln verblasste. „Er hat gar nichts zu Mittag gegessen..“, sagte sie etwas besorgt. Nagisa lächelte sie an. „Machen Sie sich mal keine Sorgen, er weiß schon was er tut!!!“, strahlte sie. „Wir müssen mal weiter!!“ „Das ist Kojiros Mutter…??“, fragte Midori, als sie an Nagisas Wohnung angekommen waren. „Ja..“, sagte Nagisa beiläufig und rüttelte an der Wohnungstür, wie immer klemmte das Mistding mal wieder. Kaum drinnen, pfefferte sie ihren Schulranzen in den Flur – ihre Mom hasste es wenn sie das tat – und die beiden Mädchen gingen ins Wohnzimmer. „Mach’s dir bequem!!“, bat Nagisa ihrer Freundin an und schob als erstes mal das Essen in die Mikrowelle, sie hatte einen tierischen Hunger, wie immer nach dieser nervtötenden Schule. Sie aßen gemütlich und verschwanden dann in Nagisas Zimmer. Midori setzte sich aufs Bett während Nagisa ihre Schminksachen durchwühlte. „Wenn wir schon mal hier sind werden wir die Zeit nutzen und dich ein bisschen aufpeppen!!“, sagte sie motiviert, nahm Makeup und Lidschatten aus dem Regal. „Sie sieht schon etwas komisch aus.....so die Brille und so...“, gingen ihr Kens Worte durch den Kopf, aber wenn das das einzige Problem war, das konnten sie im Handumdrehen ändern. Vorsichtig nahm sie ihrer Freundin die Brille von der Nase. Midoris Augen weiteten sich. „Waaaass?? Du willst mir dieses Zeug ins Gesicht schmieren??? Keine Chance!! Das macht die Haut kaputt!!“, protestierte sie, doch Nagisa blieb hartnäckig. „Komm schon, wenn du nen Typen wie Ken beeindrucken willst, musst du deine weibliche Seite etwas mehr betonen!!!“, sagte sie und schließlich konnte sie Midori doch noch dazu überreden sich schminken und frisieren zu lassen. Das Make-up sah wirklich gut aus, auch die hochgesteckten Haare standen ihr ausgezeichnet, da kam endlich mal ihr hübsches Gesicht zur Geltung. „So und jetzt noch die Klamotten!!!“, strahlte Nagisa, sie eilte zum Kleiderschrank und suchte Midori was Hübsches raus, ein rosa Minikleid und sie borgte ihr ihre Pumps. Sie war total begeistert, ihre Freundin sah richtig toll aus!! Das sollte jeden Tag tragen!!! Midori aber war weniger begeistert. „Nagisa, ich bitte dich, das passt nicht zu mir!!“, protestierte sie. „Midori!!!“, sagte Nagisa eindringlich. „Du bist Zwölf!!! Nicht Zweiundvierzig!!! Etwas gewagter darf’s schon sein!!! Alle laufen so rum!!! Blusen und Faltenröckchen waren gestern!!“, belehrte sie ihre Freundin. Midori errötete etwas. „Das ist nicht von gestern sondern traditionell!!“, stellte sie klar. Nagisa runzelte die Stirn. „Wie auch immer!!“ Dann zerrte sie Midori vor den Spiegel. Diese kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. „Bin das...wirklich ich???“, stammelte sie. „Na so was von!!! Du siehst einfach perfekt aus!!“, jubelte Nagisa. „Jetzt muss ich nur noch das mit dem Date ritzen!!!“ Hastig kramte sie ihr Smartphone aus der Hosentasche, sie konnte es kaum noch erwarten Ken Angeber-Schnösel die neue verbesserte Midori unter die Nase zu reiben. Dem würden glatt die Augen rausfallen!! „Das wird nie funktionieren......er wird nein sagen...“, bangte Midori. Kapitel 5: Herr Wakashimazu - Was nun?? --------------------------------------- Nagisa wählte Kens Nummer, dummerweise hatte sie seine Handynummer nicht, also blieb ihnen nichts anderes übrig als bei seinem Vater in der Karateschule anzurufen. „Das läuft schon!! Vertrau mir!!“, versuchte sie ihre Freundin zu beruhigen. „ Kampfschule Wakashimazu“, meldete sich eine forsche Stimme, Nagisa hätte vor Schreck beinahe das Handy fallen lassen, so hatte der Typ in den Hörer gebrüllt. „Ja...ähm...hier is Nagisa Misaki...“, begann sie, weiter kam sie nicht, denn sie wurde sofort von Kens Vater unterbrochen. „Was kann ich für dich tun Mädchen??? Möchtest du an einem Karate-Crashkurs teilnehmen??? Anfänger, MO, 17.00-18.00 Uhr, Fortgeschrittene, Do, 18.00-19.00 Uhr. Der Kurs beinhaltet im Ganzen fünfzehn Trainerstunden und kostet zusammengerechnet fünfzig Yen.“ „Ähm......entschuldigen sie Herr Wakashimazu.....ich unterbreche sie wirklich nur ungern...aber ich möchte gar keinen Crashkurs machen...“, erklärte sie, wieder ließ er sie nicht ausreden. „Wieso rufst du dann an und verplemperst meine Zeit???“, fuhr er sie an, der hatte vielleicht eine Art an sich, unfreundlicher ging es auch nicht mehr. Dass er überhaupt Kundschaft hatte, bei seiner Art mit Leuten umzuspringen, verwunderte sie doch sehr. Aber er musste wohl welche haben, sonst wäre seine Karateschule inzwischen pleite. „Ähm...ich würde gerne mit Ken sprechen......wäre das möglich????“, fragte sie unsicher. „Nein, tut mir leid, Nagisa Misugi, du kannst nicht mit Ken sprechen.“, sagte der Typ prompt und in was für einem Ton. „Ken muss trainieren, trainieren und noch mal trainieren, damit er eines Tages die Wakashimazu Kampfschule für Schlägereien aller Art übernehmen kann. Er hat für alberne Spielchen mit kleinen Mädchen keine Zeit!!! Also tu mir den Gefallen und ruf hier nicht wieder an!!!!“, brüllte er und knallte den Hörer auf. Nagisa starrte ungläubig auf ihr Handy, wie war der denn drauf??. „Ich heiß Misaki!!!!“, brüllte sie, obwohl er sie eh nicht mehr hören konnte. Ein echter Kotzbrocken!!! „Hat ja echt supi funktioniert...“, sagte Midori traurig. Nagisa legte ihre Hand auf ihre Schulter. „Nicht gleich den Sand in den Kopf stecken!!!“, versuchte sie ihre Freundin aufzuheitern. „Er hat nicht nein gesagt!!!“ „Hat er nicht??“ Midori machte große Augen. „Nein.....er war gar nicht am Telefon...“, sagte Nagisa kleinlaut. Midori stöhnte genervt und erhob sich vom Bett. „Mir wird das langsam zu blöd!!! Ich geh nach Hause!!“, sagte sie in einem zickigen Ton und wollte sich gerade ihre hübsche Frisur aus den Haaren reißen. „Halt!!!!! Warte!!!“, kreischte Nagisa, sie waren jetzt so weit gekommen, jetzt zogen sie es auch durch. „Wenn’s telefonisch nicht klappt, gehen wir eben vorbei und holen ihn ab!!!“ Midori zögerte einen Moment, sie war zwar nicht gerade begeistert, aber einverstanden. Also schlenderten die Mädchen über den Parkplatz zur Garage der Misakis und holten Nagisas altes Fahrrad, Ken wohnte am anderen Ende des Stadtteils und Urawa war groß, zum Laufen war es etwas zu weit. Midori sah ihre Freundin skeptisch an. „Fährt diese alte Schrottmühle überhaupt noch??“, fragte sie zaghaft. Nagisa zuckte mit den Schultern. „Ich denk schon...müsste eigentlich...Kojiro hat es irgendwann mal repariert....“, sagte sie gutgelaunt. „Los spring auf!!!“. Etwas zögerlich ließ sich Midori auf dem rostigen Gepäckträger nieder, dann trat Nagisa in die Pedalen. „Fahr ja vorsichtig!!“, warnte Midori, als sie eine Straße runter rasten, nur ganz knapp an ein paar geparkten Autos vorbei. „Uuuhhh!! Hey ihr zwei süßen Häschen!! Haltet doch mal an!!“, hörte Nagisa plötzlich eine Jungenstimme grölen. Es war Yosuke Fuma, er wohnte zwei Häuser weiter, früher war er mal auf die Méiwa-Mittelschule gegangen, dann aber, vor einem Jahr ungefähr, war er geflogen, wegen wiederholten Handgreiflichkeiten und seinen schlechten Noten. Er war in Kojiros Klasse gewesen, jetzt arbeitete er für die Stadt als Gärtner. Wie jeden Mittag stand er an der Bushaltestelle und qualmte eine. Er war bekannt wie ein bunter Hund, er war widerlich und schmierig und machte wirklich jede an, die nicht bei drei auf’m Baum saß. Er stellte sich mitten auf die Straße um die Mädchen zum anhalten zu zwingen. „Aus’m Weg Fuma!!! Oder ich sag Kojiro, dass du mal wieder ne Abreibung brauchst!!!“, brüllte Nagisa, der Junge ging, irgendetwas vor sich hin fluchend ein paar Schritte zurück. Er kannte Kojiro gut, er hatte früher mal unbedingt beim FC Méiwa spielen wollen, Kojiro aber hatte ihn abgelehnt, da er mit Drogen zutun gehabt hatte. Daraufhin hatte er sich mit Kojiro angelegt und das Resultat war eine gebrochene Nase gewesen. Sie grinste, tja, dumm gelaufen, ihr Freund wusste sich eben zu wehren. Aber aus diesem Grund war er sicher nicht scharf drauf noch einmal mit ihm konfrontiert zu werden. „Was war denn das für einer???“, fragte Midori entsetzt. „Ach, nur so’n Spast…“, sagte Nagisa genervt, wieso mussten sie jetzt auch gerade den treffen?? In guten zehn Minuten waren sie bei Wakashimazu angekommen. „Hier...wohnt er...??“, fragte Midori erstaunt. Es war ein sehr traditionelles japanisches Haus, irgendwie sah man gleich, dass es eine Kampfschule war, es erinnerte Nagisa sehr an diese alten Ninjafilme, die sie sich mit Kojiro manchmal ansah. „Ja, hier wohnt er!!“, sagte Nagisa, vor ein paar Monaten war sie mal mit Kojiro hier gewesen um die Taktik für ein Freundschaftsspiel gegen die Toho-Mittelschule zu besprechen. Sie hatte dabei eigentlich nur dumm in der Gegend rum gesessen, aber daher kannte sie Kens Adresse, was ihnen jetzt sehr nützlich war. Sie lief zur Tür, es war eine Schiebetür. Neben der Tür war ein großes Holzschild mit der Aufschrift „Karateschule Wakashimazu“ angebracht, aber weit und breit keine Klingel. „Maaan…“, stöhnte Nagisa. „Dass die nich mal ne Klingel ham?? In welchem Zeitalter leben die eigentlich???“, wunderte sie sich, doch zu ihrem Glück stand die Tür einen Spalt weit offen. Nagisa klopfte an, doch niemand antwortete. „Hallo...??? Herr Wakashimazu??? ....Ken???“, rief sie und lugte vorsichtig ins Haus. Es brannte Licht, also musste doch jemand zu Hause sein. Außerdem würde doch niemand fortgehen und die Haustür offen stehen lassen, das wäre praktisch wie eine schriftliche Einladung für jeden Einbrecher. „Komm Nagisa...lass uns gehen...“, drängte Midori, sie hatte bei der Sache ein ganz mulmiges Gefühl. „Nein warte...“, wollte Nagisa gerade sagen, da wurde die Tür aufgerissen. Die Mädchen schreckten zurück, Herr Wakashimazu stand direkt vor ihnen und sah mit unheilvollem Blick auf sie herunter. „Ähm....hallo...“, stammelte Nagisa. „Ah, ihr kommt sicher wegen dem Karate-Crashkurs für Anfänger!! Ihr seid die Beiden Neuen!! Wir haben vorhin telefoniert, richtig??“, sagte Herr Wakashimazu, er klang richtig freundlich, was wohl einzig und allein daran lag, dass er annahm sie seien Kunden. „Ähm......“ „Mein Name ist Wakashimazu. Ich bin für die nächsten fünfzehn Stunden euer Trainer.“, stellte er sich vor. „Ähm wir sind...“ Wie üblich ließ er Nagisa nicht ausreden. „Ihr seid ein bisschen früh, das macht nichts. Kommt doch rein und trinkt noch ein Tässchen Tee mit mir!!“, sagte er freundlich und bat sie zu Tisch. Nagisa schluckte. „Au Backe…“, dachte sie, sie saßen hier mit niemand Geringeren als Herrn Kotzbrocken Wakashimazu am Tisch und tranken Tee, das konnte nicht gut ausgehen!! „Ähm...Herr Wakashimazu...sie irren sich.....wir wollen nicht zu ihrem Karatekurs..“, versuchte Midori die Situation zu erklären, energisch erhob sich Herr Wakashimazu aus seinem Schneidersitz und riss ihnen die Teetassen aus den Händen. „Was zum Teufel sucht ihr dann hier???“, fuhr er sie an. „Wir ähm...wollen zu Ken...“, stammelte Nagisa. „Nur ganz kurz…“ Sie setzte ein unschuldiges Lächeln auf. Herr Wakashimazus Augen verengten sich. „Was wollt ihr von meinem Sohn??“, herrschte er sie an. „Wir…sind seine Freunde von ihm...“, schwindelte Nagisa rasch, doch das brachte sie auch nicht weiter. „Freunde??“ Er sah sie ungläubig an. „Ken braucht keine Freunde!! Er hat keine Zeit für so’n Kinderkram!! Er muss trainieren!! Und jetzt haut ab!!“, brüllte er und schob die beiden zur Tür raus und dieses Mal schloss er diese hinter sich. Midori sah ihre Freundin mit offenem Mund an. „Ist der... etwa Kens Vater???“, fragte sie entsetzt, einem so unfreundlichen Menschen war sie in ihrem ganzen Leben noch nicht begegnet. Nagisa nickte. „Jap... nur so als Vorwarnung..... wenn du mal vorhaben solltest Ken zu heiraten, dann ist er dein Schwiegervater!!!“, zog sie Midori auf. „Viel Spaß!!!“ Midori stöhnte genervt. „Was jetzt???“, fragte sie und Nagisa wäre nicht Nagisa, wenn sie nicht auch schon eine Idee hätte. „Na wir werden uns die Burg mal von hinten ansehen!! Vielleicht gibt’s da noch nen zweiten Eingang!!!“, schlug sie vor, sie schnappte sich Midori an der Hand und zog sie mit sich. Midori riss sich los. „Nagisa...komm lass uns gehen...!!! Was wir hier machen ist doch echt kindisch!!!“, zischte sie, sie hatte echt keine Lust sich noch mal mit Herr Wakashimazu anzulegen. Und wie würde Ken von ihnen denken??? „Ist doch egal!!!“, lachte Nagisa, die inzwischen echten Spaß an dieser Unternehmung gefunden hatte. „Wir sind doch Kinder, dann dürfen wir auch kindisch sein!!!“, sagte sie überzeugt. „Los!! Mach mir mal Räuberleiter!!!“ Midori verdrehte genervt die Augen, half ihrer Freundin aber trotzdem. Irgendwie war das Ganze auch ja aufregend, Nagisa war total verrückt, mit ihr wurde es nie langweilig. Vorsichtig lugte Nagisa über die hohe Mauer. „Man, ich tick aus...ham die’n fettes Grundstück...“, staunte sie, die Wakashimazus hatten einen riesigen Garten, der war richtig schön angelegt, ein makelloser grüner Rasen, ein Gartenteich mit Springbrunnen und Brücke. Ein kleiner Bach schlängelte sich durch die penibel gepflegten Blumenbeete und sie hatten sogar einen antiken Schrein unter einer großen Tanne stehen. Nach einer Weile schaffte sie es endlich ihren Blick vom Garten loszureißen und die Rückseite des Hauses zu inspizieren. „Mhm ..da gibt’s jede Menge Türen...hier finden wir bestimmt nen Weg rein.....“, sagte sie optimistisch. „Hey ihr Spanner!!! Glotzt ihr dem armen Ken jetzt auch schon in die Bude???“, hörten sie eine nur all zu bekannte Jungenstimme tönen. „Oh Shit!!! Kojiro!!!!!“, kreischten sie aus einem Mund. Wieso musste der immer ausgerechnet dann auftauchen, wenn man ihn beim Besten Willen nicht gebrauchen konnte??!! Der Vollpfosten hatte die arme Midori so erschreckt, dass sie zusammenzuckte und ihre Hände auseinander glitten, das Ende vom Lied war, Nagisa rutschte weg und landete unsanft auf dem Boden. „Aua...“, stöhnte sie und rieb sich ihren schmerzenden Ellebogen. „Sag mal, du Spinner!!! Musst du uns so erschrecken??“, fuhr sie ihren Freund an. Sie rappelte sich hoch, Kojiro stand breit grinsend vor ihr. Ihre Gesichtszüge verkrampften, typisch, ärgerte sie sich, sie hätte sich beinahe den Hals gebrochen und dieser Typ grinste auch noch. Was wollte er überhaupt hier?? „Sag mir eins, Kojiro Hyuga!! Hast du nichts Besseres zu tun als mir hinterher zu spionieren???“, fauchte sie ihn an. Er lachte. „Wovon träumst du nachts?? Wieso sollte ich dir hinterher spionieren, Flachtittchen??“, zog er sie auf. „Da gibt’s doch nichts zu sehen!!!“ Er war heute mal wieder unausstehlich. „Arrgghhh!!! Flachtittchen???? Du Blödmann!!!!“, brauste Nagisa auf, immer musste er sie Flachtittchen nennen, dieser Arsch!!! Um das mal klar zustellen, sie hatte Körbchengröße A-einhalb, das war völlig normal für ein Mädchen ihres Alters!! Das hatte ihre Mom ihr gesagt, wegen ihm hatte sie schon einen Tittenkomplex!!! Kojiro grinste sie frech an. „Ich arbeite!! Ich trag die Zeitungen auch in diesem Viertel aus!!“, sagte er und wedelte mit einer zusammengerollten Zeitung vor ihrem Gesicht rum. Sie rümpfte die Nase und drehte sich weg. „Na dann mach mal schön weiter!!!“, sagte sie in einem zickigen Ton. „Sonst kommst du wieder zu spät!!! Irgendwann schmeißt dich der alte Morizaki noch raus!!!“ Midori seufzte und warf den beiden Streithähnen resignierende Blicke zu. „Geht das schon wieder los…wenn „feste Beziehung“ heißt ständig zu streiten, bleib ich lieber Single..“ „Ihr lungert ja immer noch vor meinem Haus rum!!!“, hörten sie eine wütende Stimme, sie wirbelten herum. Ihre Augen weiteten sich, oh Schande!!!! Herr Wakashimazu war rausgekommen und er sah echt böse aus!! „Hab ich euch nicht gesagt, dass ihr abhauen sollt????“, brüllte er, er spuckte regelrecht vor Zorn. Kojiro lief zu ihm hin und drückte ihm eine Zeitung in die Hand, dieses unterschwellig schadenfrohe Grinsen in seinem Gesicht war kaum zu übersehen, Nagisa hätte ihn erwürgen können!!! Herr Wakashimazu lächelte. „Danke Junge!!“, sagte er nun in einem freundlicheren Ton. „Hast du eine Ahnung weshalb diese zwei frechen Mädchen die ganze Zeit vor meinem Haus rumlungern???“, quatschte er ihn doch tatsächlich an und dann kam der Abschuss. „Nee, weis ich nicht...aber die lungern da nicht nur rum, die steigen auf ihre Mauer und gaffen Ihnen ins Haus...“, gab Kojiro zum Besten. Nagisa klappte die Kinnlade runter, sie konnte es nicht fassen!!!! „Arrrgghhhh!!! Dieser miese fiese…!!!!!“, knurrte sie, der konnte heute Abend etwas erleben, der sollte sich schon mal warm anziehen!!!! Herr Wakashimazus Gesicht war zornverzerrt, seine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. „So was...das ist ja unerhört!!“, brüllte er, er griff nach dem Besen, der neben der Tür in der Ecke stand und fuchtelte damit in der Luft rum. Unterdessen schwang sich Kojiro auf sein Fahrrad und düste davon. „Einen schönen Tag noch!!“, rief er mit scheinheiliger Stimme und zwinkerte Nagisa zu, was sie noch wütender machte. „Arrggghhh! Das wirst du mir büßen, Kojiro!!!!!!“, brüllte sie ihm hinterher, die Hände zu Fäusten geballt. „Aber vorher...sollten wir hier verschwinden!!!“ Hastig packte sie Midori bei der Hand und zerrte sie um die nächste Straßenecke. Kapitel 6: Nagisas Einfall -------------------------- Die beiden Mädchen sanken in die Knie, waren völlig außer Atem vom Rennen. Midori schlug ihre Hände vors Gesicht, dann funkelte sie ihre Freundin zornig an. „Was ist???“, keuchte Nagisa, der ihr Blick nicht entgangen war. Midori sah sie fassungslos an. „Was ist??? Das gerade war mit Abstand die peinlichste Situation in meinem ganzen Leben und du fragst noch???“, brüllte sie, sie war völlig außer sich. Verzweifelt raufte sie sich die Haare. „Oh mein Gott!! Was wird Ken jetzt nur von mir denken??!!“ Sie seufzte resignierend. „Ich weiß schon...zeige mir deine Freunde und ich sage dir wer du bist...“ „Na super!!“, maulte Nagisa. „Gib ruhig mir wieder die ganze Schuld!!“ Sie verschränkte beleidigt die Arme. „Es war ja nicht allein meine Idee!!“ „Nein!!“, sagte Midori scharf. „Aber es war dein bescheuerter Freund, der uns angeschwärzt hat!!! Wegen euch ist der alte Sack überhaupt nur rausgekommen!!! Weil ihr ja so laut sein musstet!!!“, kreischte sie und strafte Nagisa mit vorwurfsvollen Blicken. „Jetzt zick nicht so rum!!“, wehrte sich diese. „Ich kann schließlich nichts für Sachen, die Kojiro gemacht hat!!“ Sie fand Midori schon ein wenig unfair, kaum lief etwas schief, war sie natürlich die Blöde, die es verbockt und sie zu dieser „dummen Idee“ überhaupt erst angestiftet hatte. Midori hatte überhaupt keinen Spaß an der Sache gehabt, nein!!! Außerdem tat sie gerade so, als wenn sie die einzige wäre, die sich total blamiert hatte. Dabei hatte Kojiros blödes Verhalten gar nichts mit ihr zu tun, Nagisa hatte er bloßstellen wollen!! Sie zu nerven war eines seiner liebsten Hobbys, gleich nach Fußballspielen, vielleicht hatte ihm aber auch irgendwas mal wieder nicht in den Kram gepasst und er hatte deshalb das Arschloch raushängen lassen, keinen Plan. Vielleicht dachte er ja wirklich, sie wäre hinter Ken her, typisch Hitzkopf, gleich voreilige Schlüsse ziehen und mit dem Kopf durch die Wand. „Na und?? Was macht das schon?? Ist doch völlig egal wer Schuld ist!!!!“, schluchzte Midori, sie hatte Tränen in den Augen. „Tatsache ist, wenn sich das herumspricht, können wir uns bald nirgendwo mehr sehen lassen!!“ „Jetzt krieg dich mal wieder ein!!“, raunte Nagisa, Midoris Melodramatik nervte gewaltig. So schlimm war es jetzt auch mal wieder nicht. Gut, sie hatten sich vor Herrn Wakashimazu blamiert, na und?? Wer sagte, dass Ken das Ganze überhaupt mitbekommen hatte?? Vielleicht war er ja gar nicht zuhause!! Und falls sein Vater ihm wirklich irgendeinen Floh ins setzen sollte, würden sie einfach alles abstreiten. Dann stünde ihr Wort gegen das von Herrn Wakashimazu und sie waren zu zweit!! Und was den lieben Kojiro betraf, dem würde sie heute Abend gehörig den Kopf waschen, der würde in der Schule niemandem etwas erzählen!!! Außerdem hatte sie auch schon eine Idee, wie sie die Situation noch zum Guten wenden konnte. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein freches Grinsen aus. Midori sah sie entgeistert an. „Was gibt’s da bitte noch zu grinsen????“, fuhr sie ihre Freundin an. Nagisa zwinkerte ihr zu. „Ich hab’s!! Ich hab ne supi Idee!! Komm mit!!!“, jubelte sie, sie schnappte sich Midoris Hand und zog zurück zu Kens Haus. Midoris Augen weiteten sich. „Waaaasss?? Du willst da noch mal hin??? Bist du wahnsinnig???“, kreischte sie erschrocken. „Wart’s ab!!“, sagte Nagisa überzeugt und klopfte an, sie wusste was sie tat. Wenige Minuten später öffnete sich die Tür, Herr Wakashimazu stand in seiner vollen Größe vor ihnen und blickte miesepetrig auf sie hinunter. „Was wollt ihr denn schon wieder hier??? Hab ich euch nicht gesagt ihr sollt verschwinden???“, brüllte er, die Mädchen zuckten zusammen machten ein paar Schritte rückwärts. „Ähm...wir..ähm...“ Wie für ihn typisch ließ er Nagisa nicht zu Wort kommen. „Ich warne euch jetzt ein letztes Mal!! Wenn ihr nicht sofort abhaut, rufe ich die Polizei!! Das fällt ja schon unter Ruhestörung!!!“, blaffte er und seinem Blick nach zu urteilen schien er es wirklich ernst zu meinen. Midori warf ihrer Freundin schneidende Blicke rüber, so als wollte sie sagen „Toll gemacht!! Danke, Nagisa, dass du uns noch tiefer in die Scheiße reitest!!“ Doch Nagisa ließ sich nicht irritieren, sie machte weiter wie sie es geplant hatte. „Herr Wakashimazu...“, sagte sie eindringlich. „Wir...müssen zu Ken...bitte...“, stammelte Nagisa, sie brachte kaum ein Wort raus, der Typ war echt furchteinflößend. Ken konnte einem leid tun, da mochte sie doch lieber einen Vater haben der nie zuhause war, als so einen Kotzbrocken an der Backe. Herr Wakashimazus Blick wurde noch durchbohrender. „Wie alt seit ihr, Mädchen??“, fragte er, er musterte die beiden von oben bis unten. „Zehn??? Elf???“. „Zwölf...“, sagte Midori leise. „Zwölf…“ Er seufzte resignierend. „Auch nicht viel besser!!! Ab zurück in den Kindergarten mit euch, ihr frühreifen Gören!!! Ken hat für eure albernen Spielchen keine Zeit und jetzt geht!!!“, brüllte er und wollte gerade die Tür zuschieben. Es wurde höchste Zeit ihren Plan in die Tat umzusetzen. „Wir ham aber schon bezahlt!!! In der Schule!!“, sagte Nagisa plötzlich, Herr Wakashimazu hielt inne, er wirkte etwas verwirrt, ebenso Midori. „Bezahlt…?? Wofür...???“, fragte er nun in einem ruhigeren Ton. „Na, ihr Sohn, Ken...er ist ein Freund von meinem Freund…Kojiro Hyuga, dem Zeitungsjungen der vorhin mit uns hier war…!!!“, half sie ihm auf die Sprünge. Er nickte. „Ja, ich kenne Kojiro.“, sagte er, aber sein prüfender Blick ließ keine Sekunde von ihr ab, ganz schön schwer dem standzuhalten. „Jedenfalls hat er angeboten uns Karatestunden zu geben...zum halben Preis...“, fuhr sie fort und versuchte dabei so ruhig wie möglich zu wirken. Herr Wakashimazu klappte die Kinnlade runter. „Karatestunden...??“, wiederholte er noch immer völlig verdutzt, hatte er doch tatsächlich Kundschaft aus dem Haus gejagt. „Jaa...weil… wissen sie…?? Wir wohnen hinten an der Bahnlinie…das ist nicht gerade das Beste Viertel...und wir…wollen einfach wissen wie wir uns verteidigen können...gegen die bösen Buben...hähähähähä...“, lachte Nagisa, sie war hellauf begeistert von ihrer Präsentation, die war so gut, sogar sie selbst hatte sich das abgekauft. Nur Midori schien nicht so ganz überzeugt zu sein, sie deutete ein verkrampftes Kopfschütteln an. Herr Wakashimazus Augen weiteten sich. „Oh mein Gott.....das alles tut mir furchtbar leid.“, entschuldigte er sich, Nagisa genoss den Moment. „Ich...ich dachte...na Schwamm drüber...kommt rein..“, sagte er schließlich, die Verlegenheit war regelrecht auf seinem Gesicht abzulesen. Nagisa grinste sich einen, Midori dagegen schien das Ganze nicht ganz so witzig zu finden, sie warf ihrer Freundin skeptische Blicke zu. „Nehmt doch bitte Platz...Ken wird gleich bei euch sein..“, versicherte Herr Wakashimazu und verschwand um die Ecke, wenige Sekunden später kam er noch mal zurück, ein Tablett vor sich hertragend. „Darf ich euch in der Zwischenzeit vielleicht eine Tasse Tee anbieten??“, fragte er höflich. „Nein, nein...machen sie sich keine Umstände..“, stammelte Nagisa, sie sollten es besser nicht zu arg weit treiben. „Oh nein, das sind keine Umstände!!!“, beteuerte er. „Das gehört alles zum Service!!“ Dann eilte er einen langen Korridor hinunter. Nagisa brach in schallendes Gelächter aus, schon die ganze Zeit hatte sie gegen diesen mörderischen Lachanfall ankämpfen müssen, jetzt konnte sie ihn endlich rauslassen. „Läuft ja alles wie am Schnürchen...!!! Hähähähähä ...man is der Typ bescheuert..“ Doch Midori bereitete ihrer überschwänglichen Freude ein jähes Ende. „Ich an deiner Stelle würde mich nicht zu früh freuen!! Er geht jetzt Ken holen und es wird ziemlich peinlich werden, wenn der nichts von zwei neuen Schülern weiß!!“, holte sie ihre Freundin wieder auf den Boden zurück. Nagisa sagte nichts, so weit hatte sie gar nicht gedacht. Midori hatte nicht unrecht, das könnte wirklich ganz schön peinlich ausgehen. Au Backe, Ken und sein Vater kamen den langen Korridor entlang zurück, Nagisa konnte sie diskutieren hören. „Was für Schülerinnen??“, fragte Ken ein wenig genervt, er schien völlig verwirrt. „Diese Schülerinnen!!“, sagte Herr Wakashimazu und zeigte auf die beiden Mädchen. Midoris Wangen röteten sich, Ken sah heute wieder so verdammt gut aus. Nagisa entging nicht, dass auch Ken errötete, hatte es jetzt etwa doch gefunkt???? „Ach die beiden...jaa“, lachte er. „Euch hab ich ja völlig vergessen...folgt mir bitte!!“ Und es kam noch besser, zu ihrer Überraschung schien er ihr Spiel mitzuspielen. „Jaa...überall hin...auch bis ans Ende der Welt...“, seufzte Midori gedankenverloren, Ken runzelte die Stirn. Nagisa stieß ihrer Freundin in die Rippen, sie durfte es jetzt bloß nicht vermasseln. Sie waren nun außer Herr Wakashimazus Reichweite und Kens freundlicher Gesichtsausdruck verfinsterte sich augenblicklich. „Sagt mal, seit ihr völlig verrückt geworden?? Was macht ihr denn hier???“ Obwohl er angesäuert war, musste er lachen. „Kartestunden...bei mir...ich muss...schon sagen...die Idee war nicht schlecht...ihr habt meinen Vater ganz schön verarscht...“ Nagisa grinste, sie steckte das Kompliment mal ein. „Jaa...na ja ...ähm...wir müssen mit dir reden...“, kam sie gleich zur Sache, sie hatten schon genug Zeit verloren. Er wirkte überrascht. „Mit mir...?? Über was denn??“, fragte er verwundert. „Na...über Fußballkram..“, stammelte Midori, sie war so nervös, dass ihre Hände richtig zitterten. „Wie du ja weist ist die Jugendnationalmeisterschaft bald .....und da müssen wir noch einzelne Dinge mit dir besprechen..“, rettete Nagisa die Situation. Midori nickte. „Ja...das wollte ich auch grad sagen..“ Ken lächelte. „Wieso ist Kojiro nicht dabei?? Er ist immerhin unser Captain!!“, wollte er wissen, normalerweise hielt er die Teambesprechungen ab und zwar auf dem Fußballplatz mit der ganzen Mannschaft. „Er muss...arbeiten...“, sagte Nagisa rasch und das war nicht einmal gelogen. „Außerdem ist das Organisieren ohnehin die Aufgabe von uns Betreuerinnen!!“ Ken zuckte mit den Schultern. „Gut...wollen wir in mein Zimmer gehen...oder...??“ Er wirkte ebenfalls ein wenig nervös, vielleicht hatten sie ja Glück und Midori gefiel ihm in ihrem neuen Outfit besser. „Oder!!“, sagte Nagisa entschlossen. „Lass uns doch...“ Sie überlegte einen Moment. „Runter zum Eiskaffee gehen!! Da können wir dann bei ner großen Portion Eis alles in Ruhe besprechen!!!“ „In...Ordnung...“, stimmte Ken zu und sie gingen zur Haustür. „Midori, kommst du???“, rief Nagisa ihre Freundin, die planlos auf dem Flur herumstand und verträumt Löcher in die Luft starrte. Auf dem Weg in die Stadt hatte Nagisa es irgendwie geschafft, Ken in eine Diskussion über Méiwas Trikots zu verwickeln. Nur beteiligte sich Midori, für die Nagisa den ganzen Zirkus überhaupt veranstaltete, leider weniger am Gespräch, sie lief einfach nur schweigend neben den Beiden her und warf Ken verliebte Blicke zu. Ken hingegen beachtete sie kaum, er war voll auf Nagisa fixiert. „Also ich find dieses marineblau auch nicht gut!! Schwarze Trikots würden mir besser gefallen!!“, sagte er, er redete wie ein Wasserfall und das bei einem so belanglosen Thema, die Farbe von Méiwas Trikots. Er schien völlig begeistert von diesem eigentlich langweiligen Gespräch. „Jaa...is doch mein Reden...die Trikots sollten schwarz sein...“, sagte Nagisa genervt, eigentlich war dieses Treffen dazu gedacht, ihn und Midori etwas näher zusammen zu bringen und nicht um über die Farbe der Trikots zu diskutieren. Wen interessierten schon die Trikots, solange die Mannschaft gut Fußball spielte?? Nagisa wäre auch egal, wenn sie in rosa Trikots und Miniröckchen spielen würden, sie hatte dieses Thema doch nur angeschnitten um überhaupt eine Unterhaltung zu beginnen. „Hast du schon mit Kojiro darüber gesprochen??“, fragte Ken, Nagisa verdrehte ihre Augen, alles lief in die völlig falsche Richtung, er sollte sich doch auf Midori konzentrieren. „Nein, hab ich nicht.“, sagte sie und musste sich echt bemühen nicht zu ruppig zu klingen. Sie wandte sich ihrer Freundin zu. „Was meinst du dazu Midori?? Welche Farbe sollten unsere Trikots haben??“, fragte Nagisa, ein weiterer verzweifelter Versuch sie in dieses äußerst geistreiche Gespräch einzubinden, dass ihr, ehrlich gesagt, ziemlich auf die Nerven ging. Viel lieber wäre sie jetzt zu Hause und würde chillen, vielleicht etwas mit Kojiro und seinem Nerv von Bruder auf der Playstation zocken. Midori schreckte aus ihren Gedanken. „Ähm...wer ich...??“ Ihre Wangen röteten sich. „Wer sonst??“, fragte Ken und runzelte die Stirn, er hatte so einen „man ist die blöd“- Blick drauf. „Ich...ähm...also...also…die...Tri....kots..... ähm...“ Nagisa raufte sich die Haare, was für ein Gestammel!! Midori brachte kein vernünftiges Wort raus, vor lauter Nervosität. Ihr ging es ungefähr so, wie es Nagisa in der Schule immer erging, wenn die Lehrer sie aufriefen und sie genau wusste, dass sie nicht gelernt hatte. Vor lauter Angst sich eine schlechte Note einzufangen ging dann gar nichts mehr. So ging es Midori mit Ken, nur dass sie keine Note Fünf fürchtete, sondern einen Korb. Aber wenn sie wirklich seine Aufmerksamkeit gewinnen wollte, musste sie jetzt über ihren Schatten springen!! Das war gar nicht so schwer wie sie dachte, der Typ sprang auf fast jedes Thema an und wenn es noch so ein banaler Schwachsinn war, wie beispielsweise die Trikotfarben, Midori musste nur endlich ihren Mund aufmachen!!! Das war jetzt ihre Gelegenheit sich an ihn ranzuschmeißen!!! Sie wollte ein Date, jetzt hatte es!!! Und sie sollte es auch nutzen!!! Sonst wäre das ganze Affentheater mit Herrn Wakashimazu ja völlig umsonst gewesen. Doch irgendwie wurde Nagisa das beklemmende Gefühl nicht los, dass das heute nichts mehr werden würde, zumindest solange sie bei ihnen war. Sie war irgendwie im Weg, fehl am Platze!!! Sie bräuchten etwas Zeit für sich, dachte sie und warf einen sehr auffälligen Blick auf ihre Uhr. „Oh verdammt!!!“, leitete sie ihre Flucht ein. „Ich muss dringend weg!!!“ Ken wirkte etwas perplex. „Jetzt sofort..??“ „Ja!!! Ich... hab noch nen Termin...beim...“ Ihr Blick fiel auf das Haus gegenüber, Gynäkologische Praxis, Dr. Yokohama und Sohn. „Beim Gynäkologen...“, sagte sie rasch. Ken lachte. „Beim Gynäkologen?? Wieso?? Hat Hyuga dir die Mumu wundgefögelt??“ Nagisa sah ihn entgeistert an, während sie eben mal schnell das Wort „Gynäkologe“ googelte. Ihre Wangen röteten sich. „Arzt für Frauenheilkunde…verdammt!!“ Sie würde nichts mehr als Vorwand benutzen dessen Bedeutung sie nicht kannte. Und trotzdem, was für ein ekelhafter perverser..!!!! „Arrrrggghhh!!!! Sag mal!! Hast du sie nicht mehr alle???“, fauchte sie ihn an und das war noch viel zu milde, eine knallen hätte sie ihm sollen für diese unverschämte Frage!! Eine derartige Beziehung führte sie mit Kojiro nicht, zumindest noch nicht. Und selbst wenn würde sie es ihm garantiert nicht auf die Nase binden!! „War nur ein Witz...bleib locker...“, lachte er, typisch Kerl, kamen sich immer total cool vor wenn sie über was Sexuelles redeten, die Spasten, total kindisch!! Sie warf ihm tödliche Blicke zu. „Ich geh dann mal!!!“, flötete sie, trank in einem Zug ihren Milchshake leer und stand auf. „Ich bin mir sicher ihr kriegt das auch allein hin... bis Morgen will ich eine Einigung...wegen den Trikotfarben!!“ Sie schwang sich auf ihr Fahrrad. „Und, Midori, denk dran was Kira unseren Fußballern immer sagt!!! Immer schön in die Offensive gehen!!“, rief sie und zwinkerte ihrer Freundin zu, dann radelte sie davon. Kapitel 7: Rache ist süß ------------------------ „Ich drück dir die Daumen!!! Hol ihn dir!!!“, dachte Nagisa und trat so schnell in die Pedale, wie sie nur konnte. Sie wollte endlich nach Hause, war total geschafft, sie wollte nur noch ein heißes Bad nehmen und sich dann vor den Fernseher hauen. Da fiel ihr ein, sie musste ja noch ihre ganzen Hausaufgaben erledigen!!!! „Och nöö...“, seufzte sie, sie musste grinsen. Ja, ja die Hausaufgaben, an die hatte die liebe Midori heute noch keinen einzigen Gedanken verschwendet, sie musste echt verknallt sein wenn sie sogar ihre geliebte Schule vernachlässigte. Sie hielt kurz an und blickte zurück, irgendwie hatte sie ein flaues Gefühl in der Magengegend, ihr war nicht so ganz wohl dabei Midori mit Ken allein zu lassen. „Hoffentlich vermasselt sie’s nicht...“, bangte sie, sie musste sich nur an Midoris kleinen Stotteranfall bei der Trikotdiskussion erinnern. Sie war jetzt ganz auf sich alleine gestellt, hatte niemanden mehr, der nötigenfalls eingreifen und für sie reden konnte. Sie schüttelte ihren Kopf. „Ach...wozu mach ich mir Gedanken....sie wird das schon machen....“, versuchte sich Nagisa zu beruhigen, sie konnte den Beiden schließlich nicht die ganze Zeit an den Hacken kleben und die Situation überwachen, so würden sie sich nie näher kommen. Sie mussten das schon irgendwie allein auf die Reihe kriegen. Sie radelte weiter, endlich war sie zu Hause angekommen. Sie hatte das Fahrrad in der Garage verstaut und war jetzt auf dem Weg nach oben. Als sie sich keuchend die nicht enden wollende Treppe raufschleppte, fiel ihr Blick auf Kojiros Wohnung und sie spürte wie der Zorn in ihr hoch kochte, um ein Haar hätte er ihnen alles vermasselt mit seinem blöden Benehmen!! „Arrrgghhh!! Kojiro!!! Du Vollidiot!!!! Du bist echt ein Arsch!!!!!!“, knurrte sie, wenn sie nur seine dämliche Wohnungstür anschauen musste, könnte sie schon ausrasten. „Die lungern hier nicht nur rum...die steigen auf Ihre Mauer und gaffen in Ihr Haus...“, äffte sie ihn nach, so eine miese Petze!!! Wegen ihm und seinem Mundwerk waren sie mit einem Besen von dem Wakashimazu-Grundstück gejagt worden, echt abartig die Szene!!! Nein, sie konnte jetzt nicht einfach vorbei gehen und so tun als wäre nichts gewesen, sie würde bei ihm klingeln und ihm gehörig die Meinung geigen!! Gesagt, getan. Am liebsten hätte sie nicht einmal geklingelt, sondern gleich die Tür eingetreten. Nach kurzer Zeit öffnete jemand. „BUUUUUUUUHHHHHHHHH!!!!!!!!“ Nagisa schreckte zurück, ihr Herz machte einen Satz. Es war Kojiros kleiner Bruder Ken, in ein Bettlaken gehüllt stand er in der Tür und spielte Gespenst. Er kicherte, schien sich sehr darüber zu freuen, dass sein kleiner Streich geklappt hatte. Nagisa rang nach Atem, der Schreck stand ihr noch immer ins Gesicht geschrieben. Dann aber lächelte sie. „Sag mal, du Gespenst ......ist dein beknackter Bruder zu Hause???“, wollte sie wissen. Der Kleine lachte. „BUUUUUHHHH!!!!!“, brüllte er, dann flitze er ins Wohnzimmer in sein Lieblingsversteck hinter der Tür. „Was für eine Familie.....“, seufzte Nagisa. Kojiros anderer Bruder Takero kam gerade aus der Küche, eine Flasche Cola in der Hand. Er grinste Nagisa frech an. „Kojiro!!!! Das Machoweib steht vor der Tür!!!“, brüllte er um die Ecke, schlappte dann ebenfalls ins Wohnzimmer und pflanzte sich vor den Fernseher. „Machoweib???“, Nagisa Augen funkelten gefährlich. Sie hörte eine Tür knallen, wenige Sekunden später stand Kojiro vor ihr und blickte ziemlich miesgelaunt auf sie herunter. „Was willst du hier??“, fuhr er sie an. Ihr klappte die Kinnlade runter, war das nicht eine nette Begrüßung?? Hier waren eindeutig die Rollen vertauscht. War nicht sie die Jenige, die Grund hatte auf ihn sauer zu sein?? Okay, sie atmete einmal tief durch, auch schon egal. Sie zwang sich zu einem gekünstelten Lächeln. „Ich hab was für dich!!“, sagte sie mit schneidender Stimme. „Und was???“, fragte er genervt, sein Gesicht wirkte recht angespannt, wahrscheinlich hatte sie ihn gerade vorm Fernseher aufgescheucht, als er sich mal wieder eine seiner dämlichen Polizeiserien angeschaut hatte. Die liefen um diese Uhrzeit. Nagisa holte zum Schlag aus, noch ehe er sich versah, hatte er eine kräftige Ohrfeige hängen. „Das hier!!!!“, fauchte sie. „Die ist von Midori!!!“. Sie knallte ihm noch eine. „Und die hier ist von mir!!! Das war dafür, dass du uns vor Ken und seinem Vater total lächerlich gemacht hast!!!“, brüllte sie. Kojiro hielt sich seine schmerzende Backe, hatte aber noch immer dieses überhebliche Grinsen auf dem Gesicht. „Du schlägst mich in meinem Haus?? Findest du nicht, das geht zu weit??“, fragte er forsch, schaffte es aber sich zu beherrschen. Hinter sich hörte er das Gelächter seiner Geschwister, sie lehnten an der Wohnzimmertür und amüsierten sich über ihren kleinen Streit. Energisch drehte er sich um. „Haut ab, ihr Nervensägen!!“, raunte er und die Kleinen flitzten zurück ins Wohnzimmer. Nagisas Blick wurde sanfter. „Na ja, vielleicht ein Bisschen!!“, ruderte sie zurück, Kojiro war ein Trottel – sie wusste das und liebte ihn trotzdem wie verrückt – sie hätte ihm ja nicht gleich eine schießen müssen, besser gesagt zwei. „Du hast noch mal Glück gehabt!!! Es ist doch noch alles nach Plan gelaufen!! Wir ham unser Date mit Ken gekriegt!!! Ich bin also nicht sooo sauer auf dich!!!“, sagte sie nun wieder in einem etwas freundlicheren Ton. Kojiros zornige Augen verengten sich. „Du hattest ein Date?? Mit diesem bekloppten Zottelkopf????“, fragte er, er musste sich echt bemühen nicht loszubrüllen. „Jaa...was dagegen??“, fragte Nagisa mit zuckersüßer Stimme. „Japan ist doch ein freies Land, ich kann ausgehen mit wem ich will!!!“. Sie grinste sich einen, sein Gesichtsausdruck war echt Millionen wert!! Sie und Ken?? Eines musste man Kojiro wirklich lassen, er hatte eine sehr lebhafte Fantasie. Sein Gesicht war zornverzerrt, dennoch versuchte er seine Wut zu unterdrücken. Nagisa wusste, dass es echt gemein war ihn so zu provozieren, aber sie fand es auch irgendwie süß wenn er sich so aufregte. Trotzdem, sie hatte sich genug gerächt, langsam sollte sie mit der Wahrheit rüberkommen, bevor er völlig ausrastete. „Mir soll’s ja egal sein!!!“, tönte er. „Wenn dir dieser Langweiler so gut gefällt, geh doch gleich zurück zu ihm und geh dem auf die Nerven!!“ Er wollte die Tür zu machen, doch Nagisa hatte einen Fuß dazwischen. „Du bist ein echter Hitzkopf, Kojiro...“, sagte sie grinsend. „Immer gleich mit dem Kopf durch die Wand!!“ Sie lächelte ihn liebevoll an. „Das Date...war für Midori...sie steht auf Ken...nicht ich..“, klärte sie ihn auf. „Ich wollte dich eben nur ein bisschen aufziehen!! Das hattest du nämlich verdient, du böser Junge!!“ Sie zwinkerte ihm zu. Kojiro errötete heftigst. „Für Midori...????“, stammelte er. Sie nickte. „Jaa...du brauchst also nicht im geringsten eifersüchtig zu sein!!“. Das Grinsen auf ihrem Gesicht wurde breiter, vorsichtig schob sie die Tür etwas weiter auf. Kojiro war noch immer völlig konfus, Nagisa kam etwas näher, schlang ihre Arme um seinen Nacken. Ihre Wangen röteten sich. „Davon abgesehen...ich…steh gar nicht auf Typen wie Ken...“, hauchte sie in sein Ohr. „Du weist doch...ich will’s wild und stürmisch, Tiger...“ Er schluckte, sein Gesicht glühte förmlich. Vorsichtig legte er seine Arme um sie und zog sie näher zu sich. Sie sahen einander an, dann folgte Nagisa ihrem Gefühl und drückte ihre Lippen auf seine. Es war sinnlos dagegen anzukämpfen, sie wollte ihn, sie wollte ihn jetzt und hier und keinen Anderen!!! Er drang mit seiner Zunge in ihren Mund ein und sie schloss ihre Augen, krallte ihre Fingernägel in seinen Rücken, es war unglaublich, er sollte jetzt bloß nicht aufhören. „Kojiro???!!!“ Die Beiden lösten sich von einander, hastig drückte er seine Freundin von sich. Gerade noch rechtzeitig, denn seine Mutter kam aus der Küche geeilt. „Kojiro, da bist du ja!!! Komm wir wollen essen!!“, rief sie, da viel ihr Blick auf Nagisa. „Nagisa, du bist ja auch da!!!“, sagte sie überrascht. „Ich hab dich gar nicht gesehen...“ „Ja ich...ähm...wollte...sowieso gerade gehen...“, stammelte Nagisa und setzte ihr unschuldigstes Lächeln auf. Das war ja gerade noch einmal gut gegangen, dachte sie erleichtert seufzend. Es wäre schon übelst peinlich von seiner Mutter beim Knutschen erwischt zu werden. „Du willst schon gehen??“, fragte Frau Hyuga enttäuscht. „Bleib doch noch zum Essen!!“, bat sie an. „Ich hab Curry gemacht!!“ Nagisa sah sie mit großen Augen an, war unentschlossen. „Essen?? Ich...ähm...“ Ihr Magen gab ein lautes Knurren von sich und sie errötete, jetzt konnte sie die Einladung unmöglich mehr abschlagen. „Ja...hähähä...ist vielleicht gar keine so schlechte Idee...“, lachte sie. Es war wirklich keine schlechte Idee, das Curry war vielleicht ein Tick zu scharf, aber trotzdem lecker und Kojiros drei Geschwister sorgten auch immer für Unterhaltung. Nagisa fühlte sich richtig wohl bei Kojiro, man könnte fast sagen, seine Familie war wie ein zweites zu Hause für sie. Es war ein sehr lustiger Abend, aber sie war auch froh, als sie endlich wieder zu Hause war. Es war ein anstrengender Tag gewesen, sie war total erledigt und ging auch ziemlich bald ins Bett. Kapitel 8: Eine bittere Enttäuschung ------------------------------------ Der nächste Tag war wie jeder andere Tag, ein ganz normaler Schultag eben, na ja, fast normal. Nagisa verbüßte die ersten beiden Stunden gleich mal vor der Tür, als Strafe für ihr Zuspätkommen. Bei ihrer Japanischlehrerin, Frau Tsukino waren Verspätungen inakzeptabel. „Alte Hexe…“, ärgerte sich Nagisa. Dabei hatte sie heute nicht einmal verschlafen!!! Ihre Mutter hatte Frühschicht, musste also schon um 5.00 Uhr in der Früh aus dem Haus und sie war extra mit ihr aufgestanden um noch die ganzen Hausaufgaben zu erledigen, zu denen sie gestern nicht mehr gekommen war. Gut, sie hatte sie natürlich nicht gemacht, sondern sich die Wiederholung Grey’s Anatomie im Frühprogramm angesehen, aber es war ja der Wille, der zählte. Nein, der Grund für ihre Verspätung war Kojiro. Sie hatte ewig auf ihn gewartet und der Penner war einfach nicht gekommen und als sie geklingelt hatte, hatte ihr keiner die Tür aufgemacht. Also hatte sie beschlossen sich allein auf den Weg zu machen, aber da war sie schon wieder zu spät dran gewesen. Es waren zwar nur fünfzehn Minuten, aber die Lehrerin hatte keine Nachsicht mit ihr, weil sie sich ja ständig verspäten würde. Das war doch überhauptnicht wahr!!! Für die zwei Stunden, die sie letzten Montag zu spät war konnte sie nichts, sie hatte den Stundenplan falsch abgeschrieben, konnte doch mal passieren und Mittwochs hatte ihre Mom kein Brot im Haus gehabt und sie musste ewig am Kiosk anstehen und warten bis der Bäcker diese kleinen Reisbällchen gemacht hatte. Und dann war da noch der Busfahrer, der so langsam fuhr, dass man nebenbei die Reifen wechseln konnte, aber wenn sie hohe Schuhe tragen wollte, konnte sie unmöglich in Schule laufen!! Doch für all diese plausiblen Erklärungen, hatte ihre Lehrerin kein Verständnis, im Gegenteil, als wenn es nicht schon Strafe genug wäre zwei Stunden vor der Tür rumzustehen, hatte sie ihr auch noch eine Verwarnung ins Hausaufgabenheft geschrieben, die sie daheim unterschreiben lassen sollte, sie wollte Frau Misaki auch noch mal in die Schule bestellen und persönlich mit ihr über die Unpünktlichkeit ihrer Tochter reden. Das neue Schuljahr hatte schließlich erst begonnen und Nagisa fing schon wieder damit an. Und damit nicht genug des Pechs, in der Pause konnte sie ihre Clique nirgendwo finden!!! Sie standen nicht alle zusammen wie sonst, sondern über den ganzen Schulhof verstreut, jeder stand woanders. Sie hatte Glück, in der nähe des Kiosks sah sie Takeshi, er stand da zusammen mit Hori, Sawaki und Ishii, nur wo waren Midori; Kojiro und Ken?? Sie standen doch sonst immer alle zusammen?? „Hey!!! Takeshi!!!“, rief sie und lief zu ihnen. „Oh Nagisa!!“, lachte er. „Vielleicht schaffst du’s bis zu unserem Abschluss mal pünktlich zu kommen!!“, zog er sie auf, Hori und Sawaki kicherten dämlich. Nagisa warf ihnen tödlich Blicke zu. „Sagt mal, wo ist eigentlich dieser Vollidiot Kojiro???“, fragte sie beiläufig, Hori und Sawaki waren in seiner Klasse, die könnten vielleicht etwas wissen, zum Beispiel weshalb er sie heute Morgen versetzt hatte. „Kojiro?? Keine Ahnung...der is schon den ganzen Morgen nich da...“, sagte Sawaki mit den Schultern zuckend und wandte sich dann wieder dem Spiel auf seinem Handy zu. „Du bist doch seine Freundin...hast du dich nich ma nach ihm erkundigt??“, stichelte Hori, während er im Rekordtempo sein Pausenbrot in sich reinstopfte. Sie warf ihm finstere Blicke zu, einfach ekelhaft. „Wollte ich ja!!!! Was soll ich denn machen wenn keiner die Tür aufmacht???!!!“, fauchte sie ihn an, was hätte sie denn seiner Meinung nach tun sollen?? Die Tür eintreten?? Für alle Fälle mal Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr hinschicken?? „Hast du mal auf dein Handy geschaut??“, warf Takeshi ein. „Vielleicht hat er dir ja geschrieben..“ Nagisa grinste. „Das…hab ich ja völlig vergessen..“ Takeshi seufzte resignierend. Hastig kramte sie ihr Handy aus der Tasche, tatsächlich, SMS!! Kojiro Hyuga um 7:45 Uhr. „Sorry Süße, komm nich, hänge überm Klo – heulender Smiley – Kojiro.“ Sie schüttelte den Kopf. „Na so genau hätte ich’s jetzt nicht wissen müssen..“, dachte sie, aber okay, wo er abgeblieben war, war schon mal geklärt. Er verbrachte den Vormittag im Badezimmer und umarmte die Toilette, aber was war mit den anderen?? „Sag mal…du weist nicht zufällig,...was mit Midori los ist??? Sie fehlt sonst nie!!!“, fragte Takeshi, er klang ziemlich besorgt. Nagisa musste grinsen. „Ist schon komisch, dass du dir um Midori solche Sorgen machst...und um Kojiro gar keine...“, sagte sie und blickte ihn abschätzig an. Er errötete. „Ich ähm...du darfst das jetzt nich falsch verstehen...“ Sie lachte und stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen. „Gib doch zu, dass du in sie verknallt bist!!!!“, zog sie ihn auf. „Halt deine Klappe!!!!“, brüllte er, die anderen Jungs lachten. Der arme Takeshi wurde noch röter, sein Kopf glich einer Chillischote. „Es ist doch ganz normal, dass man sich nach seinen Mitschülern erkundigt!!!“, versuchte er sich rauszureden. Nagisa stutzte, Midori war auch nicht da, wie merkwürdig. Ob sie krank war?? Aber gestern war sie doch noch fit wie ein Turnschuh gewesen, sie hatten den ganzen Tag zusammen rumgehangen und einen irren Spaß gehabt!! Okay, aber Kojiro auch, sie hatten noch zusammen zu Abend gegessen und nachts hatte es ihn dann erwischt. „Ob sie wohl auch die Magen-Darm-Grippe hat??“, überlegte sie. Oder hatte ihr plötzliches Fehlen etwas mit Ken zu tun, den sie seltsamerweise auch nirgends entdecken konnte. „Ken is auch nich da...“ Nagisas Wangen röteten sich. „Vielleicht machen die Beiden gerade irgendwas Unanständiges...“. „Bestimmt nicht!!!“, blaffte Takeshi. „Uuuuhhh Takeshi, bist du etwa eifersüchtig...???“, stichelte sie. „Schau mal darüber!!!“, sagte er und zeigte zu den Fahrradständern vor der Turnhalle. Nagisa traute ihren Augen nicht, Ken war gar nicht krank, da stand er, umzingelt von einer Scharr gackernder Hühner!!! Ihr klappte die Kinnlade runter. „Arrrrgghhh!!! So was gibt’s ja nich!!! Was für ein Weiberheld!!!!“, knurrte sie, wie konnte man nur so dreist sein?? Gestern war er noch mit ihrer besten Freundin zugange gewesen und heute hatte er schon die nächsten an der Angel!! Und gleich fünf!!! Einfach unglaublich!!! Richtig arschig!!! Midori wäre so enttäuscht, wenn sie ihn jetzt sehen könnte. Es waren diese Weiber aus ihrer Parallelklasse, sie hatten Sport zusammen, richtig blöde Lestertanten, das konnte sie aus Erfahrung sagen und eingebildet waren die obendrein. Irgendwie komisch, seit wann gab sich Ken denn mit denen ab??? Gut, sie waren schon immer scharf auf ihn gewesen, wie fast jedes Mädchen auf dieser Schule, aber sonst hatte er immer gesagt, die gingen ihm tierisch auf die Eier mit ihren Liebesbriefen und ihrem blöden Gekicher und hatte alles versucht ihnen möglichst aus dem Weg zu gehen und jetzt plötzlich waren sie die dicksten Freunde?? Hatte sie etwas nicht mitgekriegt?? „Jaa...mir geht dieser Typ auch auf die Nerven!!!“, brummte Takeshi. Wieder lachte Nagisa. „Ja ja, der verhasste Rivale!!“, zog sie ihn auf, sie konnte es einfach nicht lassen ihn zu ärgern!!! Und je mehr er sich darüber aufregte, desto lustiger fand sie es. Takeshi schüttelte den Kopf, er gab es auf, sollte sie doch ihre blöden Witzchen reißen, wenn es sie glücklich machte. Nagisa nicht aufhören zu Ken rüberzustarren, so sehr sie sich auch bemühte es zu ignorieren, sein dreistes Benehmen fuchste sie einfach. Midori war ihre Freundin und sie wollte nicht tatenlos mit ansehen, wie sie von einem Typen verarscht wurde, auch nicht, wenn er Ken Wakashimazu hieß und zufällig der beliebteste Junge der Schule war. Also schlappte sie zu ihm rüber, um ihn freundlich darauf hinzuweisen, dass sie nicht okay fand, was er da tat. „Nein, Nagisa!!! Nicht!!!“, wollte Takeshi sie noch aufhalten, doch zu spät, sie war bereits bei ihm und hatte ihn angehauen. „Hi Ken!!“, sagte sie und bemühte sich ihre Stimme so freundlich wie möglich zu halten. „Hey..“, sagte er und auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, als er sie sah. Im Nachhinein betrachtet, vielleicht wäre alles gar nicht so sehr aus dem Ruder gelaufen, hätte sich nicht auch noch die Schlampenarmee eingemischt. „Was willst du denn hier???“, fragte ein blondes ziemlich hübsches Mädchen, das sich wie ein Äffchen an seinen Arm klammerte. Nagisa setzte ein gekünsteltes Lächeln auf. „Ooohhh!!! Was für eine nette Begrüßung!!!“, flötete sie und machte ihr einen Kussmund, dann wurde ihr Blick hart. „Zisch ab!!!“, fauchte sie und verschränkte die Arme. „Ich möchte kurz mit ihm reden!!! Allein!!!!“, betonte sie scharf, als die Tusse noch immer keine Anstalten machte zu verschwinden. „Nur damit ihr’s wisst!!! Ich bin die Managerin des FC Méiwa und wir haben ne Teambesprechung!!“, sagte sie kess, sie kannte dieses Mädchen, Keiko hieß sie und wohnte in Takeshis Straße, ihr Vater hatte irgend so ein Fastfoodprodukt erfunden, Toasterstrudel, Apfelstrudel für in den Toaster, schmeckte zum Kotzen eklig, aber war ein Verkaufsschlager – jedenfalls konnte sie sich mit Geld totschmeißen und so arrogant gab sie sich auch. Nagisa fragte sich ernsthaft, warum Ken sich mit diesen Tussen umgab, diese Keiko war ein echt linkes Biest, sie wusste alles über absolut jeden, deshalb hatte sie wohl auch so einen Mob auf dem Kopf, sie steckte voller Geheimnisse. „Die Managerin, he?? Fühlst dich wohl megacool!!!“, höhnte ein anderes braunhaariges Mädchen, das, welch eine Überraschung, an Kens anderem Arm hing. „Ganz genau!!“, sagte Nagisa bissig, Minako, die war der absolute Abschuss!! Sie hatte den Intellekt einer Thermoskanne, für eine Vertretungsstunde waren die Klassen 6c und d mal zusammengelegt worden, sie hatten ein Diktat geschrieben und bei ihr war sogar der eigene Name falsch gewesen. Sie konnte beim besten Willen nicht begreifen was diese Tanten hatten, was Midori nicht hatte. „Was ist jetzt, Ken!! Kommst du kurz??“ Ken stöhnte genervt, entfernte sich aber mit ihr von der Gruppe, woraufhin die Hexen sofort wieder zu tuscheln begannen. „Was willst du???“, raunte er, sie sah ihn entgeistert an. Was war dem nur über die Leber gelaufen?? Er benahm sich noch arroganter als sonst!! War er vielleicht irgendwie sauer auf sie?? Ach Quatsch, verwarf sie den Gedanken sofort, gestern hatten sie sich doch noch blendend verstanden. Vielleicht hatte er einfach nur schlechte Laune. „Was ist los mit dir?? Wie so stehst du nicht bei deinen Fußballkumpels??“, wollte sie wissen, es kam ihr schon komisch vor, sonst standen sie doch immer alle zusammen, gerade wo Fußball sein ein und alles war. Er hob die Augenbrauen. „Das braucht dich ja wohl nicht zu interessieren!!“, ließ er sie abblitzen. „Sonst noch was??“ „Na ja, ich…“ Nagisa fühlte sich ein wenig verunsichert. „…würde gern wissen, ob ihr euch irgendwie einigen konntet...wegen...der Trikotfarben!!!“, sagte sie schließlich, sie musste grinsen. Ken verdrehte die Augen und die Weiber begannen sofort wieder zu kichern. „Trikotfarben...was die sich nicht alles einfallen lassen um sich an Ken ranzuschmeißen...“, höhnte Minako und Keiko lachte gehässig. „Na ja, wenn man so aussieht wie die hat man’s auch nötig...“ Nagisa überging die Kommentare einfach. „Also, sag schon!!! Wie ist es gelaufen??“, fragte sie gespannt, während die Schlampenarmee eifrig weiterstichelte. „Wo ist eigentlich der Kapitän, dieser Kojiro?? Der ist ja auch soooooo süß!!!“, schwärmte Keiko und fasste sich an die Brust. Nagisa klappte die Kinnlade runter. „Reden die da etwa...???“ „Weis nicht so genau...Ken hat doch gesagt.....er wäre krank...“, warf so eine andere Tante ein, die Nagisa noch nie zuvor gesehen hatte, vielleicht war sie neu an der Schule. „Oh der Arme!!!!“, flötete Minako. „Wollen wir nachher mal zu ihm gehen und ihn trösten???? Hihihihi!!!“ Nagisas Augen funkelten gefährlich, natürlich stellten sie sich absichtlich vor ihr zur Schau. Es war die reinste Provokation!! „Ihn…trösten…???“ Sie hatte wirklich Mühe sich zurückzuhalten, am liebsten würde sie diesen Tratschtanten den Hals rumdrehen. „Wenn ihn einer tröstet dann bin ich das, ihr blöden Elsen!!!“, knurrte sie, doch die Mädchen übergingen sie einfach und machten gerade so weiter. „ Gute Idee!!! Ich weis aber gar nicht wo der wohnt...“, flötete Keiko, Nagisa spürte, wie der Zorn in ihr brodelte, das Fass war kurz vorm überlaufen. „Also, ehrlich gesagt…“, begann Ken, doch er kam nicht zu Wort. „Halt den Mund!!!!“, fauchte Nagisa ihn an. „Aber glaubt ihr nicht auch...dieser Kojiro ist ein toller Liebhaber??“, schwärmte Minako, Nagisa spürte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, ihr Kopf fühlte sich an, als würde er gleich in tausend Stücke zerspringen. Das war zu viel!!! „Lasst ja die Finger von Kojiro!!! Der gehört mir, kapiert?????“, brüllte sie los, war ja nicht auszuhalten mit den Gänsen!!!! „Aaaahhh!!!“ Die Mädchen schreckten zurück. „Entschuldige bitte, was wolltest du sagen…??“, wandte sie sich nun wieder Ken zu. Er wirkte recht angespannt, noch angespannter, als vorhin. „Nein, wir konnten uns nicht einigen!!!“, sagte er genervt. „Ehrlich gesagt, das gestern ist einfach nur tierisch nervig gewesen und für die Zukunft würde ich dich gerne um eins bitten..“ Er zögerte einen Moment, Nagisa war ganz Ohr. „Misch dich nie wieder in mein Liebesleben ein!!!“, sagte er und das mit Nachdruck. Sie lachte los. „In dein was…???“ Was wollte er von ihr?? Sie verstand Überhauptnichts mehr. Meinte er etwa das kleine Date gestern?? Das sie für ihn und Midori arrangiert hatte?? Sie schluckte, er hatte es tierisch nervig gefunden… das hörte sich nicht so gut an. Sie räusperte sich. „Ähm…wovon redest du bitte??“, fragte sie, sie hielt es erst mal für das Beste die Unwissende zu spielen. Er stöhnte genervt. „Das weist du ganz genau!!“, sagte er und das in einem nicht gerade freundlichen Ton. „Du hast von Anfang an vorgehabt mich mit dieser Brillenschlange im Eiskaffee auszusetzen!!! Es gab rein gar nichts zu besprechen und beim Frauenarzt warst du auch nicht!!! Du warst den ganzen Abend bei Hyuga!!“ Sie sah ihn entgeistert an. „Brillenschlange??? Sag mal, geht’s noch??? Wie redest du über meine Freundin??!!“, fuhr sie ihn an. Wenn es ihm nicht gefallen hatte gestern, gut und schön, sein gutes Recht ihr das zu sagen, aber er brauchte nicht beleidigend zu werden!! Sie würde auch nicht noch einen Versuch starten, da brauchte er mal keine Angst zu haben, Midori hatte eindeutig jemand besseren verdient!!! „Und überhaupt!!! Woher willst du denn bitte wissen, wo ich gestern Abend war??!! Bist du mein Stalker??“ Er brach in Gelächter aus. „Nein!! Ganz bestimmt nicht!!“, sagte er von oben herab. „Kojiro hat mich heute Morgen angerufen, ich sollte ihn in der Schule entschuldigen weil er die Kotzerei hat und...da hat er mir zufällig erzählt, dass du gestern bei ihm warst.“ Sie fuhr sich über die Stirn, voll erwischt!!! Kojiro, dieser Trottel, warum konnte er solch unwichtige Informationen nicht für sich behalten?? Genau aus diesem Grund weihte sie ihn nie in etwas ein!! Überhaupt, über was Jungs alles quatschten?? Und da nannte man die Mädchen Tratschtanten!! Wie auch immer, es hatte wohl keinen Zweck mehr zu leugnen. „Gut, ich war gestern Abend bei Kojiro!! Und ja, ich habe gelogen um früher zu gehen!!“, gab sie schließlich zu. „Und jetzt??“ „Jetzt kommst du an um zu checken ob dein alberner Verkupplungsversuch erfolgreich war!!“, sagte er kopfschüttelnd. „Verkupplungsversuch?? Wovon reden die...??“, fragte Hori seine Kumpels, er checkte grad überhaupt nichts mehr, worüber diskutierten die denn die ganze Zeit?? Nagisa sollte lieber mal rüber kommen und ihm seine fünf Yen zurückgeben, er hatte tierischen Hunger!!! „Über irgendso’n Liebeskram...glaub ich...Ken is doch so’n Weiberheld...“, klärte Ishii seinen Freund auf. Sawaki klappte die Kinnlade runter. „Waaaass??? Ken hat was...mit Nagisa??? Nee oder???“, fragte er ungläubig, er senkte seinen Blick. „Armer Hyuga...“ „Nee, nich mit Nagisa, du Trottel...mit irgendso’ner Andern.... Nagisa will die beiden nur verkuppeln...“, sagte Ishii genervt, wie konnte man nur so schwer von Begriff sein?? Nagisa war für einen Moment sprachlos, sah Ken nur mit verwirrten Augen an. Sie verstand das alles nicht, wieso machte er so einen Wind?? Was genau war denn sein Problem?? „Ja stimmt, ich habe versucht dich mit Midori zu verkuppeln.“, gestand sie, sie sah ihn eindringlich an. „Was stört dich denn so sehr daran??“ Sie war hübsch und intelligent, er sollte überglücklich so ein Mädchen zu haben!! Viel eher sollte er sich bei ihr bedanken, statt sie hier runterzuputzen!! „Mit.....Midori???”, stammelte Takeshi und errötete. Sie hatte Ken tatsächlich mit seiner Midori zusammenbringen wollen?? „Sag ma Nagisa, auf wessen Seite stehst du eigentlich??“, fragte Sawaki, er hatte so einen komischen Unterton in seiner Stimme. „Seite...?? Ich…ähm...“ Sie war völlig konfus, was sollte das nun wieder?? Wollten sich jetzt alle gegen sie verbünden?? „Ja genau!!“, mischte sich Hori ein. „Du weist doch genau, dass Midori Takeshis Baustelle is!!“ Er klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Nich wahr, Kumpel???“ Takeshi wurde noch röter. Nagisa warf Hori finstere Blicke rüber. „Kann Midori denn nicht selbst entscheiden wen sie mag??“, fuhr sie ihn an, was mischte er sich überhaupt ein?? Die Sache ging ihn absolut nichts an und Sawaki genauso wenig!! „Lasst mich da raus!!!“, sagte Takeshi genervt. „Meinetwegen sollen Midori und Ken heiraten!!! Ist mir völlig egal!!!!“, brüllte er, Nagisa hatte vollkommen Recht, Midori konnte selbst entscheiden und offenbar hatte sie entschieden, dachte er traurig. „Keine Sorge, Takeshi!!“, meldete sich Ken zu Wort. „Du kannst sie haben!!“, sagte er abfällig. Nagisa sah ihn entgeistert an, sie wollte protestieren, aber Ken ließ sie nicht zu Wort kommen. „Ich sag es dir noch mal in aller Deutlichkeit, Nagisa!! Ich bin nicht an deiner Freundin interessiert!!! Und wenn sie das letzte Mädchen auf Erden wäre, würde ich mit ihr nicht zusammen sein wollen!!!“ Nagisa taumelte mehrere Schritte rückwärts, das hatte gesessen wie ein Schlag ins Gesicht. „Arrgghhh!!! Du arroganter…!!!!“, brüllte Takeshi und wollte sich auf Ken stürzen, wurde aber von Hori und Sawaki zurückgehalten. Nagisa schluckte, sie suchte Kens Blick. „Weis sie es schon…??“, fragte sie zögerlich, sie vermutete nichts Gutes. „Ich hab es ihr gesagt.“, sagte Ken knapp. Nagisas Augen weiteten sich, die arme Midori war heute nicht einmal in der Schule erschienen, was war da gestern nur abgegangen, nachdem sie fort war?? „Was...hast du ihr gesagt…??“ „Was es zu sagen gab.“, sagte Ken, er schien sich nicht im Geringsten schuldig zu fühlen, im Gegenteil, er grinste auch noch. „Wieso tust du eigentlich so betroffen??“, herrschte er sie an. „Das alles ist doch deine Schuld!!! Du hast die Streberin auf mich angesetzt!!“ Nagisa schüttelte den Kopf. „Nein…ich..“ „Du bist ein kleines intrigantes Mädchen, Nagisa!! Ich frage mich manchmal echt wie es Hyuga mit dir aushält!!“ Das war zu viel, er hatte es geschafft, Nagisa hatte Tränen in den Augen. „Jetzt hör aber mal auf!!!“, sagte Hori sofort. „Wie kannst du so was zu ihr sagen?? Du weist genau, dass das nicht stimmt!!!“ Auch der Rest der Méiwa-Mannschaft war jetzt zu ihnen rüber gekommen. „Was willst du, Spasti?? Warum mischst du dich ein??“, blaffte Ken, Nagisa hatte ihn noch nie so wütend gesehen, er machte ihr fast ein wenig Angst. Sie würden sich doch nicht etwa schlagen, oder?? „Verpisst euch!!!“, raunte er in die Runde. Die Jungs dachten natürlich nicht daran zu gehen, jetzt ging es erst richtig los. Sie beschimpften sich gegenseitig, Ken wirkte so kalt und gemein – Nagisas Herz machte einen Satz – er erinnerte sie fast ein wenig an…ja…an Wakabayashi damals. Sie schüttelte ihren Kopf. „Es reicht!!! Verschwinde!!!!!“, brüllte sie ihn an, Tränen rannen über ihre Wangen. „Ich sag Kojiro, er soll dich aus unsrer Mannschaft rausschmeißen!!!“ Energisch drehte sie sich weg. „Meinetwegen...renn zu Hyuga und heul dich bei ihm aus, so wie du’s immer machst!!!“, sagte Ken gleichgültig. „Is mir total egal.“ Sie sagte nichts, war im Moment einfach nicht dazu fähig. Was war nur in den gefahren?? So kannte sie ihn gar nicht!!! Gut, er war schon immer etwas überheblich gewesen, aber das hier?? Er war komplett außer sich!!! Wieso war er nur so wütend?? Weil sie versucht hatte ihn mit Midori zu verkuppeln und er nicht auf sie stand?? Das konnte sie sich nicht vorstellen, das wäre doch total übertrieben. Es musste etwas anderes dahinter stecken. „Und...richte deinem Beschützer aus...er braucht mich nicht rauszuschmeißen...ich trete aus!! Dieser Spastenverein steht mir bis oben!!“, höhnte er, ohne ein weiteres Wort an seine Kameraden zu verschwenden wandte er sich ab um zu gehen. „Na umso besser!!!“, fauchte Nagisa, da mischte sich Takeshi ein. „Ist gut, Nagisa!!! Komm wieder runter!!!“, versuchte er sie zu beruhigen. „Bitte überleg es dir doch noch mal, Ken!! Wir brauchen dich für die Meisterschaft!! Ohne dich können wir unmöglich gewinnen!!! Sie meint das doch nicht so, sie ist nur sauer!!!“, versuchte Sawaki den Wind aus den Segeln zu nehmen, doch dann gab Hori seinen Senf dazu. „Lass ihn doch abhauen, Sawaki!!! Wir brauchen den nich!!!“, tönte er. „Hast doch gehört!!! Der hält uns alle für blöde!!! Auf den können wir verzichten!!!“ Und Meisterschaft hin oder her, Nagisa fand er hatte verdammt Recht!!! Sollten sie sich denn alles gefallen lassen?? „Aber ohne ihn im Tor brauchen wir gar nicht an der Meisterschaft teilzunehmen!!! Da verlieren wir schon das erste Spiel!!!“, versuchte Sawaki seinen Mitspielern klarzumachen, das Letzte was sie sich jetzt leisten konnten war ein Streit in der Mannschaft, sie konnten doch nicht einen ihrer besten Spieler entbehren!! „Wir ham doch noch Shintami!!“, sagte Hori unbesorgt. „Er is auch gar kein schlechter Torwart!!“ Sawaki lachte los. „Shintami??? Da können wir das Tor auch gleich leer lassen!! Der is ne Flasche!! Mit dem schaffen wir nich mal die Qualifikationsrunde!!!“, höhnte er, er hatte ja keine Ahnung, dass Shintami direkt hinter ihm stand. „Was??? Ich und ne Flasche??? Gleich gibt’s paar auf’s Maul Freundchen!!!“, brauste Shintami auf und schon hatte sich die ganze Mannschaft in der Wolle. Ken brach in schallendes Gelächter aus. „Was für ein Kindergarten!!! Einfach lächerlich!!!“, höhnte er und blickte abwertend auf die anderen herab. „Ohne mich habt ihr keine Chance bei der Meisterschaft!!! Viel Spaß beim Verlieren, Jungs!!!“ Mit diesen Worten ließ er sie stehen. „Argghh!!! Das reicht!!!“, brüllte Hori und wollte sich auf ihn stürzen, doch Takeshi und Sawaki hielten ihn zurück. Kapitel 9: Liebeskummer ----------------------- Nagisa stand da wie ein begossener Pudel, sie konnte noch immer nicht richtig fassen, was sich da eben abgespielt hatte. Sie hatte Ken doch nur fragen wollen, wie es gestern mit Midori gelaufen war und, zugegeben, ihm die Tour bei den Weibern vermasseln und plötzlich artete ihr Gespräch in einen Streit aus, in den sich dann auch die Méiwa-Jungs einmischen mussten. Jetzt war die ganze Mannschaft durcheinander und das so kurz vor den Meisterschaften, Ken war so sauer, dass sie ihm durchaus zutrauen würde, dass er sie beim Turnier hängen ließ. Und das Schlimmste war, Kojiro würde sie umbringen, wenn er davon erfuhr!!! Seit Monaten redete er von nichts anderem mehr als dieser Jugendnationalmeisterschaft in Tokio, er wollte unbedingt diesen Pokal gewinnen!!! Bei diesen Wettkämpfen waren auch etliche Talentsucher, er hoffte entdeckt zu werden und ein Stipendium für eine dieser Fußball-Eliteschulen zu bekommen!! Alleine schon um seine Familie zu entlasten, ein Kind weniger, dass seiner Mutter auf der Tasche liegen würde. Würde Méiwa bei dieser Meisterschaft wirklich abkacken, würde er ihr das nie verzeihen!! Und dann war da auch noch Midori, sie machte sich große Sorgen um sie. Sie hatte ja eben selbst erlebt wie Ken sein konnte und wollte gar nicht wissen, was er alles zu ihr gesagt hatte. Nichts Gutes, soviel war sicher, sonst wäre sie heute wohl in die Schule gekommen. Mit Unterricht war es die restlichen Stunden gelaufen, Nagisa konnte sich beim besten Willen nicht mehr konzentrieren, sie war vollkommen von der Rolle. Sie war nur froh, als sie auch die letzte Stunde, Erdkunde, in der Schulbank gedrückt hatte und die Klingel sie endlich von diesem Horrortag erlöste. Genervt stopfte sie ihre Hefte und Bücher in den Rucksack und machte, dass sie aus dem Klassensaal verschwand. Sie hatte keine Lust mehr, auf gar nichts!!! Im Affenzahn hetzte sie die Treppen hinunter, bloß weg von dieser ätzenden Schule!!! „Hey Nagisa!!!“ Sie wirbelte herum, es war Takeshi. Was wollte der denn jetzt?? Ihr mit Vorwürfen kommen weil sie Ken, den arroganten Arsch aus der Mannschaft „geekelt“ hatte?? Und er jetzt Schiss hatte ohne ihn bei der Meisterschaft abzuschmieren?? Wollte er sie jetzt etwa zuquatschen, dass sie sich entschuldigen und ihn überreden sollte wieder bei ihnen mitzumachen?? Obwohl er ihn doch selbst nicht abkonnte!! „Was??“, fragte sie genervt. „Bringst du Midori die Hausaufgaben??“, fragte er, er lächelte verlegen. „Na ja…“, begann er. „Ich mach mir irgendwie Sorgen…es wäre schön wenn du nach ihr sehen könntest…“ Seine Wangen röteten sich und er wandte seinen Blick ab. „Ich...ja..“, sagte sie schließlich, obwohl sie große Angst davor hatte. Sie wusste ja nicht was sie erwartete, wie sie ihre Freundin vorfinden würde. Und sie fühlte sich auch ein Bisschen schuldig. Wie Ken gesagt hatte, sie war es gewesen, die dieses erzwungene Treffen arrangiert hatte. Sie hatte geglaubt sie würde ihrer Freundin damit helfen... „Willst...du mitkommen...??“, fragte sie, Midori und Takeshi wohnten in der selben Straße, es würde auf dem Weg liegen. Außerdem wäre es ihr eine ungeheure Erleichterung ihn dabei zu haben. „Würde ich gern, aber ich hab noch Training, weist du doch!!“, sagte er gutgelaunt, er war richtig gut drauf, Nagisa hatte ihn schon lange nicht mehr so strahlen sehen. Sie musste grinsen. „Bist mächtig erleichtert, dass das mit Midori und Ken keine Zukunft hat, he??“, neckte sie ihn. Wie immer lief er knallrot an. „Kannst du nich endlich mal damit aufhören??? Die ganze Mannschaft zieht mich schon damit auf!!!“, maulte er. Nagisa lachte, sie fühlte sich irgendwie erleichtert. Er schien gar nicht sauer zu sein wegen ihren Differenzen Ken, im Gegenteil, er wirkte froh darüber, dass er beim heutigen Training mal seine Ruhe vor ihm hatte. „Is ja gut...aber sag mal...ihr macht Training??? Ohne Kojiro???“, fragte sie verwundert, seit wann waren die Jungs denn so ehrgeizig?? „Klar, jetzt wo Ken nicht mehr bei uns ist müssen wir noch härter trainieren!!!“, sagte Takeshi überzeugt. „Schließlich wollen wir ja, dass die Siegerfahne dieses Jahr an unserer Schule weht!!!“ Nagisa zögerte einen Moment. „Takeshi...ich...“ „Mach dir keinen Kopf, Nagisa..“, sagte er, so als hätte er genau gewusst was sie als nächstes sagen wollte. „Du hast nichts falsch gemacht!! Wenn sich einer entschuldigen muss, dann er!!“ Sie lächelte etwas. „Danke…Takeshi..“ Er zwinkerte ihr zu. „Ich muss dann mal!!“, sagte er und verschwand in Richtung der Sportplätze. Nagisa holte sich am Kiosk etwas zu essen, dann machte sie sich auf den Weg zu Midori. Dank Takeshi fühlte sie sich jetzt etwas besser, war aber immer nervös. Sie hoffte nur, dass es ihrer Freundin nicht allzu schlecht ging. Zum Haus der Tanimas war es zum Glück nicht weit. Nagisa staunte jedes Mal auf’s Neue, wenn sie her kam, Midori wohnte in einem hübschen Haus, alles war so modern. Sie atmete noch einmal tief durch, dann rang sie sich dazu durch die Klingel zu drücken. Nach wenigen Minuten schon öffnete Midoris Mutter die Tür. „Oh!! Das ist aber lieb von dir, das du vorbeischaust, Nagisa!!!“, sagte sie und bat sie herein. Nagisa lächelte. „Klar!! Ich muss Midori doch die Hausaufgaben bringen!!“, sagte sie freundlich. „Geht...es ihr denn schon besser??“ Frau Tanima schüttelte den Kopf. „Ich kann es dir nicht sagen. Ich weis selbst nicht was mit ihr los ist, sie weigert sich mit mir darüber zu sprechen.“, erzählte sie mit Sorgenfalten auf ihrer Stirn. „Es war schlimm, sie war völlig aufgelöst gewesen, als sie gestern Abend nach Hause kam!!“ Nagisa lächelte matt, sie wusste leider nur allzu genau was Midori fehlte. „Geh ruhig hoch!! Sie wird sich sicher über deinen Besuch freuen!!“, sagte die Mutter und brachte sie zur Treppe. Midoris Zimmertür war geschlossen, vorsichtig klopfte Nagisa an. „Geh weg!!“, hörte sie Midoris Stimme. Sie öffnete die Tür einen Spalt weit und lugte hinein. Midori lag auf ihrem Bett, ihr Gesicht in ihrem Kopfkissen vergraben. „Darf ich reinkommen???“, fragte Nagisa sachte. „Du bist doch schon drin...“, sagte Midori genervt, Nagisa schluckte. „Wie geht’s dir??“, fragte sie mit sanfter Stimme. Midori sah zu ihr auf, ihr Gesicht war ganz rot und verquollen vom vielen Weinen, was ihre Frage ziemlich überflüssig machte. „Ich muss...furchtbar aussehen...“, schluchzte Midori, hastig wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Nagisa lächelte sanft und reichte ihr ein Taschentuch. „Nein...du siehst nich furchtbar aus...“, versuchte sie ihre Freundin aufzuheitern. Sie legte ihre Hand auf ihren Rücken. „Willst du...mir erzählen was passiert ist...??“. „Was...soll ich groß erzählen...??“, schluchzte Midori. „Du hast gesagt...ich soll ihm sagen...was ich fühle...das hab ich auch getan...und dann...“ Erneut brach sie in Tränen aus. „Es war so schrecklich...ich kam mir so dumm vor...“ „Ist ja gut...“, versuchte Nagisa ihre Freundin zu beruhigen. „Er ist ein Idiot!! Und er hat dich nicht verdient!!“, sagte Nagisa und musste sich bemühen ruhig zu bleiben, sicher war er zu Midori genauso höflich gewesen wie zu ihr heute früh. „Nein...er...er ist nicht so mies...wie du denkst.....“, schluchzte Midori, Nagisa glaubte sie hörte nicht recht, sie verteidigte ihn auch noch?? Nach allem was er ihr angetan hatte?? „Waaas???“, sagte sie entsetzt. „Natürlich ist der mies!!! Er ist ein arroganter...“ „Hör auf!!!!“, kreischte Midori dazwischen, sie war aufgestanden. „Midori..“ Nagisa schreckte zurück, ihre Freundin war richtig laut geworden, wieso nur setzte sie sich so ein für diesen Kerl?? Sie verstand das nicht. „Warst du gestern dabei???“, brüllte Midori. „Ich...ähm...nein, aber...“. Aber das, was sie in der großen Pause erlebt hatte reichte ihr völlig aus um Ken einschätzen zu können, er war ein Arschloch!! „Dann sag nicht so was über ihn...er war...wirklich...nett...“. Midori griff nach der Tempopackung auf ihrem Nachttisch und zog ein neues Taschentuch heraus. Nagisa runzelte die Stirn, er war…nett?? Wie sollte sie das denn jetzt verstehen?? Wenn er so nett gewesen war, warum hatte ihre Freundin sich dann in ihrem Zimmer eingeschlossen und weinte die ganze Zeit?? Midori tupfte sich ihre Augen trocken. „Er...hat...versucht es mir...so schonend...wie möglich beizubringen...er...“ Dicke Tränen quollen aus ihren großen braun-schwarzen Augen. „Er...interessiert sich nicht für mich...es gibt...eine Andere...“, schluchzte sie und schlug ihre Hände vor ihr Gesicht. Nagisa streichelte ihr liebevoll über ihren Rücken. „Nicht doch Midori...nicht weinen...“, sagte sie mit sanfter Stimme, die Arme war ja echt völlig fertig. Sie stutzte einen Moment, eine Andere?? Er hatte ihr gesagt, es gäbe eine Andere?? Komisch, soweit sie wusste, war er aber doch Single, sie hatte ihn auch noch nie zusammen mit einem Mädchen gesehen, es sei denn... Meinte er etwa diese Keiko?? Es musste Keiko sein, warum sonst sollte er in den Pausen ständig bei ihren gackernden Freundinnen stehen?? Vielleicht war es aber auch diese Minako, sie würde das schon noch herausbekommen. Nagisa reichte ihrer Freundin ein weiteres Taschentuch, diese schnäuzte kräftig die Nase. „Kopf hoch Midori...es gibt noch ne Menge andere nette Jungs...Takeshi zum Beispiel!!!“, versuchte sie Midori aufzuheitern. „Er hat dich echt gern!!“. Midori sah sie entgeistert an. „Vergiss es, Nagisa!! Ich bin nicht an Takeshi Sawada interessiert!!!“, blockte sie sofort. Nagisa grinste. „Warum eigentlich nicht?? Er ist echt nett!! Und er ist witzig!!!“, sagte sie und sie meinte es so, während sie bei Ken von Anfang an so ihre Zweifel gehabt hatte. Takeshi war ein echt netter Kerl und er mochte Midori wirklich, die Beiden würden ein super Paar abgeben, davon war sie überzeugt. „Er ist viel zu jung für mich!!!“, widersprach Midori und aus ihrem Gesicht sprach die Ablehnung. Nagisa runzelte die Stirn. „Er ist nur zwei Monate jünger als du!!!“, sagte sie, zwei Monate!! Sie waren so gut wie Gleichalt, davon mal abgesehen, das Alter spielte doch nun wirklich keine Rolle. Kojiro war zwei Jahre älter als sie und sie kamen trotzdem prima aus!! Midori stöhnte genervt. „Er ist einfach nicht mein Typ...guck dir den doch mal an!!!“, sagte sie kopfschüttelnd. Nagisa zog die Augenbrauen hoch. „Gut...“, ruderte sie zurück. „Er hat nen Kopf wie’ne Bowlingkugel...ne echt riesen Birne...aber die muss auch so groß sein...!!“ Sie lachte. „Sonst würde sein ganzer Verstand gar nich reinpassen!!!“ Midori lächelte matt. „Haha...sehr witzig...“, sagte sie in einem zickigen Ton. „Du hast gut Reden...du bist mit Kojiro zusammen...du wärst nie im Leben mit einem wie Takeshi gegangen...“. „Was passt dir nicht an Takeshi??“, fragte Nagisa sofort, sie fand es gerade ziemlich gemein, dass Midori ihn so abwertete. Auch er war ihr Freund und sie hatte ihn gern. „Er ist sportlich, er spielt prima Fußball!!!“ Und dachte sie etwa, Nagisa wäre nur mit Kojiro zusammen, weil er toll aussah?? Es ging doch um viel mehr!! Kojiro war ihr Freund und sie mochte ihn, ganz genau so wie er eben war, inklusive seiner Marotten!! Sie mochte ihn als Menschen!! Und hätte er drei Höcker auf der Nase und einen Buckel wie der Glöckner von Notre Dame, würde sie ihn immer noch lieben!! „Er ist ein Winzling mit seinen 1,60m!!“, fuhr Midori ihre Freundin an. „Na und??? Du bist doch auch nicht größer!!!“, sagte Nagisa, langsam war sie doch ein wenig genervt. „Ich bin ein Mädchen!!!!“, kreischte Midori entsetzt. „Schau dir doch deinen Kojiro an!! Der ist über 1.80m groß und keine jämmerliche 1.60m!!!“. Langsam platzte Nagisa Kragen, fing sie doch schon wieder damit an!! Wieder zog sie Kojiro mit rein!! Was sollte das denn?? Takeshi und Kojiro konnte man unmöglich mit einander vergleichen!! Erstens lagen allein vom Alter her zwei Jahre zwischen ihnen, Takeshi konnte niemals so groß und kräftig gebaut sein wie Kojiro, das wäre für einen zwölfjährigen Jungen doch leicht unnormal, und zweitens, auch vom Charakter her waren sie völlig verschieden!! Also was sollte dieses ewige „Schau dir doch deinen Kojiro an!!“?? War sie etwa scharf auf ihren Freund?? Nagisa spürte einen Stich in der Brust, schluckte ihren aufkeimenden Zorn aber runter. „Was ich sagen will ist… es ist doch völlig egal wie groß jemand ist...oder wie jemand aussieht!! Es sind doch die inneren Werte, die zählen!!!!!“, versuchte sie ihrer Freundin klarzumachen, war Midori wirklich so oberflächlich?? Dann wäre sie kein Stückchen besser als Ken. „Jaa...kann sein..“, sagte Midori und senkte ihren Blick, sie klang leicht genervt. „Hör zu...ich habe einen ganzen Schultag nachzuholen…“, sagte sie und durchstöberte ihre Schulbücher. „Vielleicht wäre es besser wenn du jetzt gehst..“ Nagisas Augen weiteten sich, war sie gerade dabei sie rauszuschmeißen?? „Gut...wenn du das willst..“, sagte sie und schulterte ihren Rucksack. Midori nickte. „Ja...reden wir ein andermal weiter…“, sagte sie und wollte Nagisa zur Tür bringen. „Lass nur...!!“, sagte diese sofort. „Ich find allein raus...!!“ „Gut.“, sagte Midori nur, verschwand wieder in Zimmer und machte die Tür hinter sich zu. Nagisa senkte ihren Blick und trottete nach unten, eine noch deutlichere Abfuhr hätte sie ihr wohl kaum geben können. Aber vielleicht war es besser so. Vielleicht war es besser zu gehen, bevor sich ihr Gespräch in einen Streit hochschaukelte wie heute Morgen bei Ken. Ihre Freundschaft zu Midori war ihr echt zu kostbar, als dass sie sie leichtfertig aufs Spiel setzten wollte. Sollten sie erst einmal über alles schlafen, morgen sah die Welt sicher schon wieder ganz anders aus, zumindest sagte ihre Mom das immer. „Nagisa!! Willst du schon gehen??“, fragte Midoris Mutter etwas irritiert. „Ich habe gekocht, wenn magst kannst du gerne mitessen!!“, bat sie freundlicherweise an. Nagisa zwang sich zu einem Lächeln. „Ein anderes Mal gerne, Frau Tanima...ich muss noch einen weiteren Krankenbesuch machen!!“, sagte sie rasch. „Kojiro ist auch krank und...“, versuchte sie sich rauszureden, sie konnte wohl schlecht zum Essen bleiben, nachdem Midori ihr eindeutig zu verstehen gegeben hatte, dass sie verschwinden sollte. „Oh!!“, sagte Frau Tanima. „Dann wünsche ich gute Besserung!! Und komm bald wieder her!!“ Nagisa nickte und verabschiedete sich, endlich draußen atmete sie erst einmal tief durch. Schon wieder fühlte sie sich als würde einen schweren Stein in ihrer Brust mit sich herumschleppen. Sie hatten sich zwar nicht gestritten, aber es war kurz davor gewesen und eigentlich war sie ja zu Midori gegangen um sie aufzumuntern. Warum hatte sie auch mit Takeshi anfangen müssen, ärgerte sie sich über sich selbst, das war schon ziemlich dreist gewesen. Sie hätte viel mehr auf ihren Kummer eingehen müssen, aber nein, stattdessen versuchte sie sie gleich an den nächsten weiterzureichen, sie war echt zu dämlich!!! Die Haare könnte sie sich ausreißen und zwar einzeln vor lauter Ärger!!! Na ja, da konnte man jetzt auch nichts mehr machen, verpatzt war verpatzt, sie konnte nur hoffen, dass Midori über ihren Mangel an Einfühlungsvermögen nicht all zu böse war. Kapitel 10: Ein echt beschissener Tag ------------------------------------- Einen kleinen Stein vor sich her kickend schlenderte sie nach Hause. Sie sehnte sich irgendwie nach Kojiro, nachdem heute echt alles was nur schief gehen konnte schief gegangen war, wollte sie sich einfach nur an seine Brust kuscheln und ihm nahe sein. Kojiro gab ihr Halt und Sicherheit, er war ihr Fels in der Brandung. Sie hoffte nur, dass es ihm nicht mehr so schlecht ging wie heute Morgen. Sie musste grinsen. „Ob er wohl immer noch überm Klo hängt??“ Zuhause angekommen konnte sie einfach nicht anders, sie musste bei ihm vorbeischauen. Diesmal öffnete seine Schwester Naoku die Tür. „Hi Naoku!! Ist Kojiro da??“, fragte Nagisa freundlich. Das kleine Mädchen stutzte einen Moment. „Ähm....keine Ahnung...“, sagte sie leise. „MAMA!!!!!!! IS KOJIRO DA????”, brüllte sie ins Wohnzimmer. „Wer ist denn an der Tür, Liebes??“, rief eine Stimme, die ganz nach Kojiros Mutter klang. „NAGISA!!!!!!“, brüllte Naoku. „Das Machoweib!!!!!“, höhnte Takero und verschwand schnell in die Küche. „Machoweib...??“, ärgerte sich Nagisa. „Dieser kleine Mistzwerg…“ Wenige Minuten später kam Kojiros Mutter an die Tür. „Hallo Frau Hyuga!!!“, strahlte Nagisa. „Ich wollte nur sehen wie’s Kojiro geht!! Kann ich reinkommen??“ Frau Hyuga lächelte sanft. „Tut mir leid Nagisa, Kojiro ist nicht da!! Er ist zum Training gegangen!!“, sagte sie, Nagisa klappte die Kinnlade runter. Sie hatte mit allem gerechnet, aber damit nicht. „Zum...Training...??? Ich dachte er wäre krank???“, fragte sie verwundert, hatte er sie etwa angelogen?? Sie spürte wie ein Gefühl der Enttäuschung in ihr aufstieg und ihr die Kehle zuschnürte. Konnte sie sich auf niemanden mehr verlassen?? Selbst auf ihn, ihren besten Freund, nicht?? „Es war nichts Ernstes, es geht ihm schon wieder besser!!!“, sagte seine Mutter lächelnd. „Er hat gekotzt!! Und er hat 36, 4°C Fieber!!!“, erklärte Naoku stolz, Nagisa musste grinsen. „36,4°C ist kein Fieber, Liebes!!“, warf Frau Hyuga ein und gab ihrer Tochter einen leichten Klaps auf den Hintern. „Jetzt lauf in die Küche und sieh nach was dein Bruder macht!! Er soll die Finger von der Cola weglassen so spät am Nachmittag, sonst kann er wieder nicht einschlafen!!“ Naoku stürmte in die Küche. „TAKERO!!!!!!!!!!“ Frau Hyuga lachte und wandte sich nun wieder Nagisa zu. „Ich hab ihm gesagt, er soll sich nicht überanstrengen...aber du weist ja wie er ist...“ Nagisa verdrehte die Augen. „Allerdings...der würde noch Fußball spielen, wenn er an der Schwelle zum Tod steht...“, dachte sie genervt, jetzt konnte sie wieder zur Schule zurücklaufen, so ein Ärger!! Wurde sie heute denn wirklich nur vom Pech verfolgt?? Und das Schlimmste an der Sache war, wenn er mit den Jungs beim Training war, hatte er sicher auch schon von dem kleinen Streit zwischen ihr und Ken Wakashimazu Wind gekriegt. Sie schluckte, hoffte nur, dass er deswegen nicht allzu böse mit ihr war, aber wenn er es wäre könnte sie es ihm nicht mal verübeln, sie hatte kurz vor der Meisterschaft Unruhe in die Mannschaft gebracht und einer ihrer besten Spieler war ausgestiegen. Sie hatte seinen Traum vom Sieg in Gefahr gebracht und das alles nur weil sie den kindischen Plan geschmiedet hatte, Ken mit Midori zu verkuppeln. Es tat ihr so unendlich leid, sie wollte nicht schon wieder streiten und schon gar nicht mit Kojiro, sie würde es nicht aushalten ihn auch noch zu verlieren. „Gut...ähm...dann latsch ich jetzt mal wieder zurück zur Schule...“, sagte sie schließlich, da kam Naoku aus der Küche gerannt und drückte ihr etwas in die Hände. „Ähm...“ „Ein Frikadellenbrötchen!!“, strahlte Frau Hyuga. „Kojiro wollte nichts essen und wir haben noch so viel übrig!!“ „Ähm Danke...“, sagte Nagisa etwas verlegen, sie musste zugeben, das kam jetzt gerade richtig, da sie nur unterwegs gewesen war, hatte sie gar nichts zu Mittag gegessen. Noch etwas Gutes an Kojiro, dachte sie grinsend, seine Mutter hatte immer etwas zu essen für sie da. Frisch gestärkt machte sich Nagisa dann auf die Socken. So schnell sie nur konnte hetzte zurück zur Schule, sie wollte ihn keinesfalls schon wieder verpassen. Sie musste wissen, wie es zwischen ihnen stand!! Sie war völlig außer Atem, als sie endlich beim Fußballplatz ankam. Die Jungs waren gerade eifrig beim Trainieren, sie hatte die Mannschaft lange nicht mehr so motiviert gesehen. „Hey Nagisa!!!“, rief Takeshi, da hatte er auch schon einen Fußball im Gesicht. „Nich träumen, Takeshi!!“, höhnte Sawaki. Takeshi hielt sich seine schmerzende Nase, sichtlich erleichtert darüber, dass sie nicht gebrochen war. „Man, pass doch ma auf wo du hinschießt, du Holzkopf!!!“, fluchte er, die anderen lachten. Suchend sah sich Nagisa um, sie konnte Kojiro nirgends entdecken, aber er musste hier irgendwo sein, er war nicht zu überhören. „Sawaki, was soll denn das werden?? Du willst die japanische Meisterschaft gewinnen?? Deine Spielweise gleicht den ersten Rohanfängen von kleinen Mädchen!!!“ „Jaa ...ähm...tut mir echt leid, Captain...“, stammelte Sawaki. Endlich sah sie ihn, Kojiro stand am Spielfeldrand und gab seinem Team Anweisungen, er selbst war nicht umgezogen, trainierte er etwa doch nicht mit?? War er doch noch nicht ganz fit?? Sie eilte um den Platz herum zu ihm. „Nix gegen Mädchenfußball, klar??“, sagte sie und stieß ihm in die Rippen. „Nagisa..“ Er wirkte etwas überrascht. „Was suchst du hier??“, fragte sie und blickte ihn abschätzig an. „Ich dachte du wärst krank!!“ „Ich..“ Sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Oder schwänzen wir etwa Schule, Herr Hyuga??“, zog sie ihn auf, er warf ihr finstere Blicke zu. „So’n Quatsch…mir ging’s nich so gut...hab die ganze Nacht gekotzt..“, sagte er matt, konzentrierte sich dann aber sofort wieder aufs Training. So hart wie heute hatte er seine Jungs lange nicht mehr rangenommen, lag es vielleicht daran, dass er Kens Abwesenheit ausgleichen musste?? „So wird das nie was, Hori!! Du bist mal wieder viel zu spät losgelaufen!!!“, brüllte er übers Spielfeld, Hori, der gerade einen Kopfball verpasst hatte, schaute bedröppelt aus der Wäsche. „Tut mir leid, Captain..“ „Du musst einen richtigen Hechtsprung machen, wenn es sein muss!!!“, pflaumte Kojiro seinen Mittelfeldspieler an. „Los!!! Gleich noch mal!!!“ Er stöhnte genervt, irgendwie schien ihm noch nicht ganz zu gefallen, was seine Mannschaft ihm bot. Nagisa streichelte zärtlich über seinen Arm und versuchte so seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. „Armer Tiger...“, sagte sie mitfühlend. „Aber jetzt geht’s dir doch wieder gut, oder??“ Sie suchte seinen Blick und versuchte ihn einzuschätzen, vielleicht bildete sie sich das nur ein, aber irgendwie, fand sie, verhielt er sich ziemlich abweisend ihr gegenüber. „Jaa...einigermaßen...mir is noch ein Bisschen schlecht..“, sagte er und wollte sich wieder dem Spiel zuwenden, doch Nagisa packte seinen Arm. „Kojiro..“ Er sah sie mit großen Augen an, sie hatte ja Tränen in den Augen. „Was ist mit dir??“, fragte er erschrocken. „Ich weiß auch nicht…“, schniefte sie und versuchte krampfhaft die Tränen zurückzuhalten. „Der ganze Tag war einfach total scheiße…!!!“ Sie hielt es nicht lange durch, dicke Tränen kullerten jetzt über ihre Wangen. Es war einfach alles zu viel, sie fühlte sich, als lasteten mehrere Säcke zentnerschwerer Steine auf ihren Schultern und jeden Moment drohte sie unter dem Gewicht zusammenzubrechen. „Erst war ich zu spät…zwei Stunden musste ich vor der Tür stehen zur Strafe…“, schluchzte sie los. „Frau Tsukino…??“, harkte Kojiro nach, die Alte hatte echt nen Rad ab, zwei Stunden waren total übertrieben, fand er. Sie nickte heftig. „Und in der Pause hab ich mich...mit Ken gekracht...er hat mich angefaucht und meine Freundin beleidigt!!!“ „Deine Freundin…??“ Kojiro sah sie stirnrunzelnd an. „Wieso sollte er das machen?? Was hat er denn mit ihr zu tun??“, fragte er, langsam verstand er Überhauptnichts mehr, einen Tag mal nicht in der Schule und schon stand die Welt auf dem Kopf. „Du weist doch, dass Midori und Ken ein Date hatten...“, begann sie und erzählte ihm schließlich die ganze Geschichte. Kojiro sah sie an wie ein Auto. „Du wolltest Ken mit...Midori verkuppeln...??“, fragte er ungläubig. „Die beiden passen zusammen wie Arsch und Eimer!!“ „Ich weiß...!!!“, gab Nagisa ihrem Freund Recht. „Aber Midori hat sich total in ihn verknallt...und als sie mich darum gebeten hat ihr zu helfen an ihn ranzukommen...konnte ich es ihr einfach nicht abschlagen..“ Sie senkte ihren Blick, das alles war ihr so furchtbar peinlich vor Kojiro. Dieser aber lachte nur. „Ihr Weiber habt echt nur Mist im Kopf...“ Sie warf ihm finstere Blicke rüber. „Das hab ich jetzt überhört!!!“, sagte sie scharf. „Jedenfalls..“ „Den Rest der Geschichte kenn ich schon...!!“, fiel er ihr ins Wort. „Als es hässlich zwischen euch wurde haben sich die Jungs eingemischt und es kam zum Streit.“, beendete er ihren kaum angefangenen Satz. „Und Ken spielt nicht mehr für den FC Méiwa.“ Geschockt sah sie ihn an. „Du weist...??“ Er wusste bescheid und war trotzdem so ruhig?? Er wollte sie nicht zur Sau machen?? Das passte gar nicht zu einem Hitzkopf wie ihm. „Takeshi hat es mir erzählt.“, sagte er und verzog keine Miene. Dann lächelte er sogar und seine groben Hände wischten die Tränen aus ihrem Gesicht. „Jetzt hör auf zu heulen, ich bin nicht böse auf dich...!!“ Nagisas Wangen röteten sich, hatte sie was mit Ohren?? Oder konnte seine Schwester das Thermometer nicht richtig ablesen und er hatte doch Fieber?? Mit so einer Reaktion hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Irgendwie süß!!! Ihr Kojiro war eben ein ganz Lieber!!! In ihrer Erleichterung drückte sie ihm einen Kuss auf die Lippen und sofort breitete sich das übliche freche Grinsen auf seinem Gesicht aus. „War doch klar, dass es mit dir als Betreuerin keiner lang in der Mannschaft aushält!!“, zog er sie auf, ihre Gesichtszüge verkrampften. „Arrrggghhh!!! Du arroganter...!!!! Fass dir mal an die eigene Nase, du miserabler Captain, du!!!!“, brüllte sie, gleichzeitig aber musste sie lachen, einfach nur heilfroh darüber, dass zwischen ihnen noch alles in Ordnung war. Trotzdem musste sie noch einmal nachhaken, sie konnte es noch immer nicht glauben. „Sag mal...schockt dich das gar nicht???...Ich meine...wir haben einen unserer besten Spieler verloren!!!!“, fragte sie, seit wann nahm Kojiro solche Dinge so gelassen??? „Nein...der kriegt sich schon wieder ein und kommt zurück...“, sagte er unbeeindruckt. „So Jungs, jetzt werden Freistöße geübt!!! Torentfernung 25m!!!!“, trieb er seine Mannschaft an. Nagisa blieb ein wenig skeptisch. „Bist...du dir da so sicher...??? Er war echt sauer...du hättest ihn sehen sollen heute Morgen...“, sagte sie, Kojiro musste wirklich großes Vertrauen in seine Mannschaft haben. Aber gut, Ken war sein langjähriger Freund, sicher konnte er ihn um einiges besser einschätzen als sie. „Der kommt schon wieder...da bin ich mir sicher...“, sagte er überzeugt, wieder grinste er so frech. „Genauso sicher wie ich mir bin, dass du heut nen Push-up trägst...“ Nagisa errötete aufs Heftigste. „Arrrggghhh!!! Es geht dich überhaupt nichts an was ich für Unterwäsche trag, du Blödmann!!!!!!“, brüllte sie los, einfach nur total peinlich!! Sie fragte sich bloß, woran er das mit dem Push-up sehen wollte. „Interessiert mich auch nicht!!!“, höhnte er. „Ist mir nur aufgefallen!! Zum ersten Mal sieht man zwei kleine Hubbel in deinem T-Shirt, Flachbrett!!!“ Nagisa spürte wie der Zorn in ihr hochkochte, nein, das war zu viel, sie konnte sich nicht beherrschen. Seine Anmache war plump und unverschämt!!! „Flachbrett...“ Sie holte zum Schlag aus, noch ehe er sich versah, hatte er wieder einmal eine saftige Ohrfeige kassiert, irgendwie wurde das langsam zur Gewohnheit. Er fuhr mit der Hand über seine Backe und warf ihr finstere Blicke zu. „Du bist so brutal!! Richtig unweiblich!! So’n Machoweib eben!!“, ärgerte er sie, er war heute mal wieder richtig widerlich, man merkte nichts davon, dass er angeschlagen war. Ihr klappte die Kinnlade runter. „Machoweib???? Daher hat dein Bruder also diesen blöden Namen!!!!!! Na warte!!!!“, fauchte sie und gab ihm einen Schubs und so neigte sich auch dieser Tag dem Ende zu und das nationale Jugendturnier rückte wieder ein Stück näher. Kapitel 11: Die Ruhe vor dem Sturm ---------------------------------- Der heutige Morgen fing genau so beschissen an, wie der gestern. Nagisas Cornflakes waren leer und Brot konnte sie auch nicht essen, weil kein Nutella im Haus war. Die selbst gemachte Marmelade ihrer Mutter schmeckte scheußlich und Wurst zum Frühstück?? Nein, das ging gar nicht!! Käse?? Auch nicht besser!! „Super...“, maulte sie und ihr Magen gab eine laut knurrende Zustimmung. Erschwerend hinzu kam, sie konnte ihren linken Schuh nirgendwo finden und ihr gelbes Lieblingsshirt war in der Wäsche. „Oh man, ey...!!!“ Als dann noch der Kajal abgebrochen war, war ihre Laune ganz im Eimer. Mürrisch verließ sie die Wohnung, irgendwie hatte sie ein mulmiges Gefühl im Bauch. Sie wusste nicht wie sie mit Midori umgehen sollte, nachdem sie sich gestern unterschwellig angezickt hatten, darauf Ken widerzusehen war sie auch nicht scharf, und dann war da noch das Englischreferat, dass sie nicht vorbereitet hatte, eine Buchvorstellung, ätzend. Und Kojiro kam auch wieder nicht bei. Sie warf einen raschen Blick auf die Uhr. „Super!!! Schon wieder dreiviertel!!!“, fluchte sie. „Wegen dem Vogel komm ich schon wieder zu spät!!!“ Und in den ersten beiden Stunden hatte sie ausgerechnet wieder die Tsukino, das hieß dann wohl wieder vor der Türe stehen!! Nein, sie konnte einfach nicht noch länger warten, also beschloss sie ihn rauszuklingen und wehe er hatte keine gute Entschuldigung!! Nach einiger Zeit öffnete heute tatsächlich jemand die Tür, es war Kojiro, verschlafen sah er auf sie herunter, er war noch im Schlafanzug!! „Nagisa…“, sagte er verwundert. Ihr klappte die Kinnlade runter. „Sag mal, hast du mal auf die Uhr geguckt??!!“, raunte sie ihn an, wieder sah sie auf die Uhr, noch zehn Minuten, das war nicht mehr schaffen. Sie seufzte. „Ich komme nicht.“, sagte er, er wirkte etwas irritiert. „Hast du meine Sms nicht gekriegt...??“ „Sms..??“ Hastig kramte sie ihr Handy aus der Hosentasche, tatsächlich, Sms!! Kojiro Hyuga um 7:40Uhr. „Hey Süße komme nicht, mir geht’s wieder schlecht – zwei heulende Smilies – Kojiro.“ „Oh...“ Ihre Gesichtszüge wurden sanfter und sie musterte ihn. Ja, jetzt wo er es sagte fiel es ihr auch auf, er war ziemlich käsig im Gesicht, viel schlimmer als Gestern. Heute sah man richtig, dass es ihm schlecht ging. „Was hast du geschafft??“, harkte sie nach, so ein Rückfall kam ja auch nicht von alleine. „Ich hab wohl beim Abendessen etwas über die Strenge geschlagen…“, gab er zu. „Ich dachte mir geht’s wieder gut..“ Sie runzelte die Stirn. „Was hast du gemacht?? Dir ne Pizza bestellt und ne Flasche Cola reingezogen??“ Sie lachte los. Er sah sie an und lächelte gequält. Sie fasste sich an den Kopf. „Oh mann, ich pack’s nich…“, sagte sie kopfschüttelnd. „Bist du dämlich…weis doch jeder, dass man nach so einem Infekt erstmal langsam machen muss mit dem Essen!!“ Sie seufzte resignierend, dem war echt nicht mehr zu helfen. „Ja...das ist mir jetzt auch klar…“, sagte er genervt. Sie lugte an ihm vorbei in die Wohnung. „Bist du...ganz allein..??“, fragte sie, er nickte. „Jaa…meine Geschwister sind in der Schule und meine Mutter arbeitet..“ Sie schob ihn zurück in die Wohnung. „Pack dich auf die Couch!! Ich mach dir nen Tee!!“, sagte sie und schloss die Tür hinter sich, sie konnte dieses Riesenbaby unmöglich allein lassen, wenn er krank war. „Lass nur...“, sagte er sofort. „Du musst doch in die Schule…“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich bin eh schon zu spät…“, sagte sie unbekümmert, der Unterricht hatte längst angefangen, es wäre total peinlich, da jetzt noch aufzutauchen. „Aber... hast du heute nicht deine Buchbesprechung...??“, hakte er nach, Nagisa grinste. „Ein Grund mehr nicht hinzugehen!!“, strahlte sie, sie würde sich doch diesen Stress nicht antun!!! Von Stress bekam man nur Pickel und davon hatte sie schon mehr als genug. Davon mal abgesehen, wie bitte sollte sie das Buch denn vorstellen, wenn sie es gar nicht gelesen hatte?? Gut, sie hatte sich die Zusammenfassung im Internet runtergeladen, aber auch die hatte sie nicht gelesen, weil schon die ersten beiden Sätze stinklangweilig gewesen waren. Herr der Fliegen!!! Zu welchem Zweck verdonnerte Herr Takahashi seine Schüler einen solchen Blödsinn zu lesen?? Und dann auch noch auf Englisch!!! Da konnte sie es auch gleich lassen, denn sie verstand eh kein Wort!!! Außerdem machte sie sich wirklich Sorgen um Kojiro, er sah total Scheiße aus, vielleicht würde er jeden Moment ohnmächtig zusammenbrechen und dann musste doch jemand da sein, der den Krankenwagen anrief!! Sie konnte es also unmöglich verantworten in die Schule zu gehen!! Er sah sie entgeistert an. „Du willst schwänzen...??“ Er schien von ihrer Idee nicht sonderlich begeistert zu sein. „Entspann dich!!“, sagte sie und drückte ihn auf die Couch. „Die kommen in der Schule auch sehr gut ohne mich klar!!!“ Seit wann war Kojiro denn so ein Moralapostel?? Das war ja mal total nervig!! „Ich bleibe hier bei dir und tröste dich ein bisschen!!!“ Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und wollte ihren Körper an seinen kuscheln, doch er drückte weg. „Lass das, Nagisa...ich will das jetzt nicht!!“, fuhr er sie an, dann stand er auf und verzog sich ins Badezimmer. „Okay...“ Mit offenem Mund starrte sie ihm nach. „Er hat Launen…“, dachte sie und hob die Augenbrauen. Dann ging sie in die Küche und setzte Teewasser auf und wenn sie schon einmal da war, warf sie auch gleich mal einen Blick in den Kühlschrank. Aufmerksam checkte sie ihn durch, Fach für Fach. „Nudelsalat!!“, strahlte sie und bediente sich gleich mal ordentlich. Und dazu ein Wiener Würstchen. Ein Kompliment an Frau Hyuga, dachte sie, während sie sich’s schmecken ließ. Sie hatte mehrere Jobs, vier Kinder und kaum Zeit, aber konnte die Frau kochen, einfach der Wahnsinn!! Sie goss den Tee auf und beschloss mal nach Kojiro zu sehen, er war noch immer nicht aus dem Badezimmer zurück. „Kojiro...??“ Sie öffnete die Tür einen Spalt weit und lugte hinein, keuchend kniete er vorm Klo, der Arme. Sie legte ihre Hand auf seinen Rücken und streichelte ihn sanft, da wurde sie prompt schon wieder angepampt. „Geh raus...!!“, raunte er, sie schreckte zurück. Sie zuckte mit den Schultern, gut, ging sie eben wieder, sollte er sich doch gleich kopfüber in die Toilette stürzen und mit runterspülen!! War ihr völlig egal!! Für ihn würde sie nicht mehr Krankenschwester spielen, er war einfach nur übellaunig wenn er krank war. Taro hatte sich immer von ihr verarzten lassen!! Und sie sich von ihm!! Aber okay, wer nicht wollte, der hatte schon, setzte sie sich eben ins Wohnzimmer und wartete bis er sich ausgekotzt hatte. Sie machte sich den Fernseher an und sappte ein wenig durch die Programme, wie immer um diese Uhrzeit lief nur Mist in der Glotze. Da fiel ihr ein, sie könnte ja mal in „Der Herr der Fliegen“ reinlesen und überprüfen ob das Buch wirklich so lahm war wie sie dachte. Sie fing einfach mal in der Mitte an. Es ging also um Kinder, die gestrandet waren auf einer einsamen Insel, seltsam, sie hatte immer gedacht es ginge um riesengroße Fliege, die von allen anderen Fliegen verehrt wurde. So konnte man irren. Nach einer Weile kam Kojiro aus dem Badezimmer zurück und gesellte sich zu ihr. „Du liest...??“, fragte er irritiert. „Ja..“, sagte sie ohne ihn eines Blickes zu würdigen und konzentrierte sich weiter auf das Buch, oder besser gesagt, sie tat nur so als würde sie sich auf das Buch konzentrieren, in Wirklichkeit konzentrierte sie sich darauf Kojiro eine Abfuhr zu geben. Er setzte sich zu ihr und legte seinen Arm um ihre Schultern. „Tut mir leid, dass ich so unfreundlich war...ich hab mich einfach nicht gut gefühlt..“ Ihre Gesichtszüge wurden weicher, sie wandte sich ihm zu und lächelte. „Ist schon gut...“, sagte sie schließlich, dann grinste sie. „Sieh mal!!! Ich hab dir ein Kartenhaus aus Zwieback gebaut!!“ „Das ist ja ein richtiges Schloss!!“, sagte Kojiro beeindruckt. Nagisa nickte stolz. „Mhm...ich hatte ja auch viel Zeit und zwei Packungen zur Verfügung!!“, strahlte sie, ihr Blick wanderte zurück zu Kojiro, er sah schon besser aus, hatte wieder etwas Farbe im Gesicht. „Geht’s wieder??“ Er nickte. „Jaa...ich glaub das Schlimmste ist vorbei..“, sagte er und chillte sich auf die Couch. Sie grinste. „Hey!! Wollen wir ne DVD gucken??“, schlug sie vor und ging an den Wohnzimmerschrank um sich was Schönes auszusuchen. „Wie wär’s du liest mal dein Buch...??“, kam er doch tatsächlich schon wieder, wie so oft machte er sich einen Spaß daraus sie zu ärgern. Und das ging bei ihm immer, egal in welchem gesundheitlichen Zustand er war. „Lies du’s doch…!!“, ließ sie ihn abfahren, sie hatte „The fast and the Furious“ rausgesucht, der siebte Teil kam in Kürze ins Kino, das wäre doch eine super Gelegenheit sich mal wieder Teil eins bis sechs vorzunehmen und so’n Actionkram war doch genau Kojiros Ding. Also kuschelte sie sich zu ihm auf die Couch und schmachtete ein wenig Vin Diesel an, da klingelte es an der Tür. Kojiro war eingeschlafen und sie wollte ihn nicht aufwecken, also musste sie wohl selbst aufmachen. Erstmal warf sie einen Blick durch den Spion, ihre Augen weiteten sich. „Oh Schande!!!! Takeshi!!!“ Sofort riss sie die Tür auf und zog ihn in die Wohnung. „Oh Nagisa…was…“ Der Ärmste checkte Überhauptnichts mehr. Sie packte ihn bei Schultern und sah ihm scharf in die Augen. „Hast du bei meiner Mom geklingelt??“, fragte sie sofort, die Panik in ihrer Stimme war kaum zu überhören. Ihre Mom hatte heute Dienstfrei und war um diese Uhrzeit sicher zu Hause, würde sie spitzkriegen, dass ihre liebe Tochter die Schule geschwänzt hatte und bei Kojiro abhing, würde sie ausflippen!! Er schüttelte den Kopf. „Ich…nein..“, sagte er schließlich und Nagisa konnte wieder aufatmen. „Ich wollte zu Kojiro und ihm die Hausaufgaben bringen...“ Er sah sie an und stutzte. „Was machst du eigentlich hier?? Und warum warst du nicht in der Schule…??“ Sie schluckte, okay, dachte sie, cool bleiben!! Bloß nichts verraten!! Sie hustete. „Ich bin krank!!“ Er sah sie verwundert an. „Mhm…du siehst gar nicht krank aus…!!“ Sie zuckte mit den Schultern und setzte ein unschuldiges Lächeln auf, langsam ging er ihr auf die Nerven, konnte der endlich mal aufhören mit seinen blöden Fragen?? „Was machst du eigentlich schon hier?? Was ist mit Englisch??“, wollte sie wissen, der Gute müsste noch ganze zwei Stunden die Schulbank drücken!!! Oder hatte er etwa auch keine Lust gehabt sein ach so spannendes Buch vorzustellen, was hatte er noch mal aufgebrummt bekommen?? Huckleberry Finn?? „Ist ausgefallen!!“, sagte er gutgelaunt, ihr klappte die Kinnlade runter. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein!! Hatte sie sich total umsonst gedrückt!! Na ja egal, ein freier Tag mehr hatte noch keinem geschadet. „Takahashi hat ne fette Grippe!!“, erzählte er. „Wo ist Kojiro??“, wollte er wissen. „Im Wohnzimmer.“, sagte sie. „Er schläft...hat ziemlich dringehangen heute morgen..“ Takeshi seufzte mitleidig. „Immer noch Magen-Darm??“ Sie nickte. „Der Arme...“, sagte er mitfühlend, er sah sie eindringlich an. „Hast du was von Midori gehört??“, fragte er, seine Stimme klang besorgt. „Sie war heute wieder nicht in der Schule gewesen..“ Nagisas Augen weiteten sich. „Wieder nicht...??“ Das passte mal überhauptnicht zu Midori, Schule und Hausaufgaben waren ihr Leben!! Selbst mit schwerer Grippe und Fieber hatte sie sich noch hingeschleppt um ja keine Sekunde von ihrem geliebten Unterricht zu verpassen!! Und jetzt fehlte sie schon zwei Tage ohne einen wirklichen Grund?? Takeshi schüttelte den Kopf und senkte seinen Blick, er schien sich wirklich Sorgen zu machen, er hatte sie eben sehr gern. „Mach dich nicht verrückt, Takeshi!!“, versuchte Nagisa ihren Freund zu beruhigen. „Ich bin gestern bei ihr zu Hause gewesen, ihr fehlt nichts. Sie hat die Enttäuschung mit Ken einfach noch nicht richtig verdaut...“ Nicht richtig verdaut war gut, sie schloss sich in ihrem Zimmer ein und weinte den ganzen Tag, das war nicht normal, selbst ihre Mutter war total verzweifelt, weil sie kaum noch an ihre Tochter herankam. Midori verschloss sich total, wenn sie ehrlich war, sie machte sie selbst ein wenig Sorgen. Andererseits, es war erst wenige Tage her, dass er sie abserviert hatte und Liebeskummer heilte nicht einfach über Nacht, vielleicht sollten sie ihr einfach noch ein bisschen Zeit lassen. „Ich hab da eine Idee!! Wieso bringst du ihr nicht die Hausaufgaben und siehst nach ihr??“, schlug Nagisa vor, sie glaubte zwar nicht wirklich dran, aber vielleicht könnte er Midori etwas aufheitern. Und er könnte sich sein eigenes Bild von ihrem Verhalten machen. Sie würde ja selbst hingehen, aber nachdem ihre Freundin ihr gestern klar und deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie keine große Lust hatte zu Reden, traute sie sich irgendwie nicht mehr. Takeshi errötete. „Meinst du sie...??“ „Ja!!“, antwortete Nagisa auf was immer er auch sagen wollte, er sollte ruhig hingehen, einer musste ja mal nach dem Rechten sehen!! „Aber jetzt bleib erst mal hier und warte bis es aufgehört hat zu regnen!! Du bist ja klatschnass!!“ Sie nahm ihm seine Jacke ab und begleitete ihn ins Wohnzimmer. Kojiro war aufgewacht. „Machst du das immer so Nagisa?? Dass du Freunde in anderer Leute Wohnung einlädst??“, fuhr er sie an, entsetzt sah sie ihn an. „Erstens, ich hab ihn nicht eingeladen!!“, stellte sie klar. „Und zweitens, wieso stänkerst du so rum?? Er ist so nett und bringt dir deinen Hausaufgabenkrempel!!“ Sie stöhnte genervt, kaum aufgewacht, schon hatte er wieder schlechte Laune. Der arme Takeshi wirkte total überfahren, hektisch wühlte er einen Zettel aus seinem Schulranzen, der der Schrift nach zu urteilen von Sawaki stammte. „Hier steht alles drauf, was du für heute zu machen hast...wenn du willst..“, fügte er vorsichtig hinzu. Kojiro riss ihm den Zettel aus der Hand. „Danke Sawada!! Und Tschüss...“, raunte er und verschwand im Badezimmer. Nagisa schüttelte den Kopf, auch wenn Takeshi versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, Kojiros Verhalten hatte ihn verletzt. Tröstend legte sie die Hand auf seine Schulter. „Nimm es dir nicht so zu Herzen...er ist schon den ganzen Tag so drauf.“ „Ich denke, ich sollte besser gehen..“, sagte Takeshi, ging in den Flur und zog die Jacke wieder an. „Warte doch noch!!“, rief sie ihm nach, als ihr klar wurde, dass sie ihn nicht aufhalten konnte, drückte sie ihm wenigstens ihren Regenschirm in die Hand. „Hier!! Nimm den mit!! Du wirst ihn brauchen!!“ Takeshi warf ihr skeptische Blicke zu. „Der ist rosa!!“, beanstandete er. Nagisa zuckte mit den Schultern. „Na und?? Du doch auch, wenn du Midori gegenüberstehst!! Jetzt nimm ihn schon!!“, drängte sie, nicht dass sich der arme Kerl da draußen noch den Tod holte. Es schiffte wie aus Eimern und das schon den ganzen Morgen. Dass er bei dem Wetter überhaupt bis hier her gelaufen war, musste man ihm hoch anrechnen. Und dann war Kojiro noch so unverschämt, dem würde sie gleich mal was erzählen!! Als sie zurück ins Wohnzimmer kam, lümmelte er auf der Couch und sappte mürrisch durch die Programme. „Wo ist Sawada...??“, fragte er als er sie bemerkte. „Gegangen!!“, sagte sie scharf. Er wirkte etwas irritiert. „Es regnet doch..“ Sie stöhnte genervt. „Ja, aber nachdem du ihn so angefahren hast!!“ „Entschuldige mal!!“, brauste er auf. „Mir ist schlecht und ich will meine Ruhe haben!!!“ „Schön!!“, fauchte Nagisa zurück, energisch stopfte sie ihre Sachen in den Schulranzen. „Dann lass ich sie dir!!!“ Mit verwirrten Augen sah er sie an. „Was machst du...??“ „Ich gehe!!“, sagte sie und schulterte ihren Rucksack, wenn er die Hilfe seiner Freunde nicht zu schätzen wusste, bitte, sollte er es eben lassen, aber sie würde hier sicher nicht den ganzen Tag rumsitzen und sich anfauchen lassen. „Warte...“, sagte er und packte ihre Hand. „Geh nicht...es...es tut mir leid..“, sagte er schließlich und senkte seinen Blick. Sie seufzte resignierend, von seinen Launen bekam sie allmählich ein echtes Schleudertrauma. Was war nur los?? Lag irgendwas in der Luft?? In den letzten Tagen schienen einfach alle um sie herum durchzuknallen!! Erst Ken, dann Midori und jetzt auch noch Kojiro, das reinste Irrenhaus. „Keine Angst...!!“, sagte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich hab dich noch lieb!!!“ Sie wuschelte ihm durch seine ohnehin total verzottelten Haare. Er warf ihr grimmige Blicke zu, ruckzuck hatte er sie im Schwitzkasten und sie kabbelten sich auf dem Sofa. Es schien ihm allmählich besser zu gehen und sie zockten ein wenig auf der Playstation, als seine Geschwister aus der Schule kamen. „Level 5???“, höhnte Takero und schüttelte seinen Kopf. „Man, seit ihr schlecht!!!“ Wie immer musste er neben ihnen stehen bleiben und rumnerven. „Verzieh dich, du Zwerg!!! Bääähhhh!!!“, fauchte sie und streckte ihm die Zunge raus. Er schreckte zurück. „Koooojjjjiiiiiirrrrooooo!!!!!! Wo ist unser Mittagessen???“, rief Naoku aus der Küche. „Seht im Kühlschrank nach!!“, sagte Kojiro während er gerade eifrig damit beschäftigt war den Zombieanführer zu töten um wieder ein Level aufzusteigen. „Haben wir!!! Das ist nichts!!!“, brüllte sie wieder. Nagisa wollte mal nicht so sein, sie drückte auf Pause und ging rüber in die Küche um den Kleinen beim Suchen zu helfen. Doch auch sie wurde nicht so recht fündig. „Was hat euch eure Mutter denn vorbereitet??“, wollte sie wissen um wenigstens eine grobe Orientierung zu haben. „Nudelsalat!!!“, strahlte Ken. „Und Wiener Würstchen!!!“ Nagisas Augen weiteten sich, sie setzte ein unschuldiges Lächeln auf und ließ ihren Teller mal eben unauffällig in der Spülmaschine verschwinden. „Nudelsalat hab ich keinen gesehen!!!“, flötete sie. „Aber hier sind Wiener Würstchen!!“ „Ihr könnt Brot dazu essen!!“, rief Kojiro aus dem Wohnzimmer. Nagisa nickte heftig. „Genau!!!“, strahlte sie, dann flüchtete sie rasch aus der Küche und wandte sich wieder dem Spiel zu, besser gesagt sie übergab ihren Player an Takero, während sie beharrlich versuchte Kojiro zu motivieren endlich seinen Tee zu trinken, bevor er völlig kalt und wenigstens zwei Bissen Zwieback zu essen. Zum Glück kam seine Mutter bald von der Arbeit, sollte sie ihn gesund pflegen, ihr war ein kranker Kojiro eindeutig zu anstrengend. Kapitel 12: Auf ein Neues!! --------------------------- Und anstrengend ging die Woche weiter. Midori fehlte noch immer, Takeshis Besuch bei ihr zu Hause schien nicht besonders gut gelaufen zu sein, jedes Mal wenn sie ihn darauf ansprach, wechselte er mal eben schnell das Thema und überhaupt, er wirkte ziemlich verloren die letzten Tage. Die meiste Zeit saß er einfach nur da und starrte geistesabwesend Löcher in die Luft, wenn die Lehrer ihn aufriefen wusste er oft nicht einmal worum es ging, das würde vielleicht zu ihr passen, aber nicht zu Takeshi, er war immer guter und aufmerksamer Schüler gewesen. Echt eigenartig, was hatte sie nur zu ihm gesagt, das ihn so aus der Bahn geworfen hatte?? Und noch eigenartiger wurde es, als Midori wieder da war, sie hatte eine ganze Woche gefehlt, angeblich hatte sie eine Grippe gehabt, ja klar, dachte Nagisa, verschaukeln konnte sie sich auch alleine, sie glaubte viel eher, dass es wegen Ken gewesen war. Wie auch immer, sie war wieder da und eigentlich war sie wie immer, Klassenbeste und Liebling aller Lehrer. Sie arbeitete super mit im Unterricht und machte sogar noch etliche Extraaufgaben, es schien fast so, als wäre sie wieder die Alte, als hätte sie die Enttäuschung mit Ken endlich hinter sich gelassen. Aber wirklich sicher war sich Nagisa da nicht, sie redeten kaum miteinander, ihre Freundschaft schien irgendwie angeschlagen zu sein. Na ja, sie quatschten schon hin und wieder mal, aber meist über alltägliche Dinge wie Schule, Lehrer und Hausaufgaben. Midori würde nicht zu ihr kommen und ihr Herz ausschütten. Nagisa fühlte sich ein wenig enttäuscht, sie hatte fast das Gefühl ihre Freundin hatte kein Vertrauen mehr zu ihr. Vielleicht, weil sie ihr was Ken betraf falsch geraten hatte, überlegte sie, dabei hatte sie ja versucht ihr ihre ehrliche Meinung zu sagen und Midori hatte sie nicht hören wollen!! Vielleicht aber auch, weil sie ständig versucht hatte ihr Takeshi schmackhaft zu machen ohne Rücksicht auf ihre Gefühlslage zu nehmen. Sie wusste es nicht. Dafür vertraute Midori aber umso mehr Makoto, einer anderen Klassenkameradin. Sie hingen neuerdings häufiger zusammen, alles Relevante schien Midori wohl jetzt mit ihr zu besprechen. Wenn sie ehrlich sein sollte, passte Nagisa das überhaupt nicht, aber was sollte sie dagegen machen?? That’s Life!! Natürlich war sie todtraurig, aber sie lies sich nach außen hin nichts anmerken. Konzentrierte sie sich eben eine Weile auf Kojiro, er hatte seinen Magen-Darm-Virus endlich überstanden und leistete ihr in den Pausen wieder Gesellschaft. Es lief richtig gut zwischen ihnen, das war schön. Er konnte so liebevoll sein, wenn er glaubte, dass ihm niemand zusah. Und da waren ja auch noch Hori und Sawaki und der Rest dieser chaotischen Bande. Und Takeshi, obwohl mit ihm in letzter Zeit echt gar nichts mehr anzufangen war. Ständig war er in irgendwelche Tagträume versunken. Auch Kojiro war das schon aufgefallen, im Training wäre er häufig unkonzentriert und er hätte seine gewohnte Spielstärke verloren, hatte er gesagt, das mache ihm Sorgen so kurz vor der Meisterschaft. Genau wie im Unterricht, dachte Nagisa, da war er auch nie bei der Sache. Sie hatte das Gefühl, er litt sehr darunter, dass Midori auf einmal überhaupt nichts mehr von ihm wissen wollte, die Beiden liefen nicht mal mehr zusammen zur Schule, dabei waren sie mal echt gute Freunde gewesen, hatten hin und wieder auch mal zusammen gelernt. Und die Tatsache, dass Midori Ken noch immer verliebte zuwarf und in den Pausen auch verdächtig oft in seiner stand, machte es ihm nicht leichter. Irgendwie wurde Nagisa das Gefühl nicht los, dass Midori doch noch nicht über Ken hinweg war, auch wenn sie nach Außen vor allen so tat. Auf dem Nachhauseweg war Nagisa total gedankenverloren, den Blick gesenkt setzte sie einfach einen Fuß vor den anderen, sie war total down, wie sehr wünschte sie sich, es wäre alles wieder so wie früher, bevor Midori ein ungewöhnlich starkes Interesse an einem gewissen sehr eingebildeten Torwart gehegt hatte. Das Ganze war die reinste Farse, Midori war verliebt in Ken, der absolut für sie nichts übrig hatte und sie hatte nichts übrig für Takeshi, der sich unsterblich in sie verliebt hatte, und alle waren unglücklich. Wenn sie es nur irgendwie schaffen könnte, dass Midori sich auch für Takeshi interessieren würde oder wenigstens wieder für eine Freundschaft offen wäre. Sie kannte Takeshi, er war niemand, der etwas auf Biegen und Brechen erzwingen musste, mit einer Freundschaft würde er sich völlig zufrieden geben, sie sollte einfach nur aufhören ihn zu behandeln als wäre er der letzte Arsch für sie. Aber vielleicht war das auch ein Bisschen ihre Schuld, sie hätte Midori nicht immer mit Takeshi aufziehen sollen. Sie verwarf den Gedanken sofort wieder, das würde bloß wieder nach hinten losgehen und sie wollte es sich nicht auch noch mit Takeshi verscherzen, es sei denn… „Nagisa...??“ Sie war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht Kojiro bemerkte, der besorgt zu ihr herüber sah. „Nagisa…!!“ Sie schreckte hoch. „Ja...??“ Er lächelte sie an. „Was ist los mit dir?? Worüber denkst du nach??“, wollte er wissen, so still kannte er seine Freundin gar nicht, sonst redete sie ohne Punkt und Komma wenn sie zusammen unterwegs waren, sodass er eigentlich kaum zu Wort kam. Sie lächelte ebenfalls. „Ähm...über nichts Besonderes... ich...“, winkte sie ab, sie hatte keine besondere Lust darüber zu reden und sie wollte ihm damit auch nicht auf die Nerven fallen. So lieb er es auch meinte, Kojiro konnte ihr dabei nicht helfen, eine Freundschaftskrise unter Mädchen war so eine Sache für sich. „Wie wär’s???“, sagte sie dann. „Du hast doch heut Mittag frei!! Wir könnten ins Kino gehen, wenn du willst...in den neuen Fast and the Furious!!! schlug Nagisa vor, etwas Ablenkung könnte sie jetzt gut gebrauchen. Sie würde ihn auch einladen, falls er wieder seine „Kein Geld-Ausrede“ vorschieben wollte. „Da spielt Jason Statham mit!!! Und Dwayne Johnson!!“ Allein schon aus diesem Grund musste sie sich den Film anschauen!! „Ich weis nich...“, zögerte er, sie wusste ja, dass er Kino für rausgeschmissenes Geld hielt, die Filme liefen früher oder später doch eh im Fernsehen, was für eine Einstellung, dachte sie kopfschüttelnd. Würden alle Leute so denken wie Kojiro, wäre die Filmindustrie längst pleite. Trotzdem dachte sie nicht daran lockerzulassen, gleich hatte sie ihn so weit. „Komm schon, der ist echt cool!!!“, bearbeitete sie ihn. „Hat Taro gesagt!!! Der war nämlich schon drin!!!“ Er sollte sich nicht so anstellen, sie waren ewig nicht mehr im Kino gewesen. „Gut, meinetwegen...“, sagte Kojiro schließlich, wahrscheinlich um endlich seine Ruhe zu haben. Nagisa verdrehte die Augen, ein wenig mehr Begeisterung hätte er schon zeigen können und wenn er sie geheuchelt hätte. Eine kurze Weile liefen sie stumm neben einander her, da kam Nagisa eine Idee. „Wie wär’s du rufst Takeshi an und fragst ihn ob er mitkommen will!!“, unterbrach sie die Stille, etwas Abwechslung würde ihm sicher nicht schaden und vielleicht schafften sie es sogar ihn ein wenig aufzuheitern. Kojiro sah sie skeptisch an. „Sawada....???“ Er runzelte die Stirn. „Besser nicht...“, lehnte er ab, sie hatte es schon mitbekommen, in letzter Zeit lief es wohl nicht so besonders zwischen den Beiden. Egal was er im Training zu ihm sagte, jedes Mal war Takeshi kurz vorm Flennen, das nervte total, hatte Kojiro ihr erzählt. „Jetzt hab dich nicht so, Kojiro!! Er ist unser Freund!!“, sagte sie beharrend und sah ihn durchdringend an. „Gut, in Ordnung...ich frag ihn...“, sagte er genervt, er schien keine Lust auf weitere Diskussionen zu haben, da gab er eben nach. Und plötzlich kam Nagisa eine super Idee!! Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Unheilverkündendes Grinsen aus. Kojiro schluckte, er kannte diesen Gesichtsausdruck nur zu gut und ahnte nichts Gutes. „Ich kann ja noch Midori fragen, ob sie mitkommen will!!“, schlug sie vor, Kojiros Miene verfinsterte sich. „Wird ja immer besser...“, brummte er. Nagisas Grinsen wurde noch breiter, sie hoffte so sehr Midori würde zusagen!!! Gerade hatte sie nämlich einen neuen Plan ausgeklügelt um sie und Takeshi einander näherzubringen. Ein Doppel Date!! Dieser Plan war einfach genial!! Bombensicher!! Sie waren zwei Pärchen, vielleicht würden Midori und Takeshi so eher ihre Hemmungen verlieren und das Beste daran war, Nagisa war immer in der Nähe um die Situation zu überwachen und nötigenfalls einzugreifen oder den Personen einen kleinen Schubs zu geben. Und wenn es nicht funktionierte, war auch nichts verloren, dann hatten sie einfach einen netten Tag miteinander verbracht. Sie grinste in sich hinein. „Einfach perfekt!!“, jubelte sie. Kojiro warf ihr skeptische Blicke zu, irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl. „Du hast doch schon wieder irgend’nen Bockmist vor!!“, sagte er und sein Blick ließ nicht von ihr ab. Nagisa setzte ein unschuldiges Lächeln auf. „Ähm...ach was!!! Ich doch nicht!!!“, lachte sie, wie kam er nur darauf, hatte er etwa hellseherische Fähigkeiten?? Sie runzelte die Stirn, der Typ wurde ihr echt immer unheimlicher. Inzwischen waren sie zuhause angekommen und standen vor Kojiros Wohnung. „Wir treffen uns dann um 16.00 Uhr am Kino, ja???“, sagte sie gutgelaunt und wollte die Treppe rauf verschwinden, doch wie sie schon erwartet hatte stieß sie bei Kojiro auf Unverständnis. „Wieso sollen wir uns da treffen?? Wir können doch gleich zusammen hingehen!!“, fragte er verwirrt, er hatte ja keine Ahnung von Nagisas Plan und sie hielt es für das Beste, wenn das auch so blieb. Wäre er eingeweiht, würde er sicher nur wieder hier und da seine fiesen unterschwelligen Kommentare einstreuen und alles vermasseln, daher hielt sie für am Besten ihn unwissend zu lassen. „Ach, das musst du jetzt nicht verstehen!! Wir machen’s einfach so, ja??“, flötete sie, sie drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und verschwand die Treppe rauf, bevor er mit weiteren Fragen kam. Der arme Kojiro stand da wie ein begossener Pudel, er verstand überhaupt nichts mehr. „Mädchen...“, sagte er kopfschüttelnd und ging dann schließlich auch rein. Nagisa eilte ins Wohnzimmer und schnappte sich das Telefon, es war praktisch, dass sie ein schnurloses hatten, so konnte sie es mit in ihr Zimmer nehmen. Sie hatte einen perfekten Plan, sie wollte das Ganze so aussehen lassen, als würden sie sich zufällig treffen und dann den naheliegenden Vorschlag machen, dass sie doch zusammen in den Film gehen könnten, wenn sie schon mal alle da waren und dann auch noch in den selben Film wollten. Sie fand dies die richtige Vorgehensweise, wenn sie Midori von vorneherein sagen würde, dass Takeshi auch mitgeht, würde sie wahrscheinlich gar nicht erst mitkommen. Aufgeregt wählte sie Midoris Nummer, sie hoffte nur, dass diese überhaupt Zeit hatte und nicht schon wieder mit Makoto verabredet war. Doch Nagisa hatte Glück, Midori war zu Hause und sie hatte auch noch keine Pläne für heute Nachmittag, mal abgesehen von lernen, insbesondere für diesen blöden Englischtest Morgen. Nach einer längeren Diskussion - Midori war wohl immer noch ein wenig beleidigt - ließ sie sich schließlich doch breitschlagen mit ins Kino zu kommen und verschob das Englischlernen auf Abends. „Echt cool!! Ich hol dich dann so kurz vor Vier zu Hause ab, ja??? Ciao!!!“, sagte Nagisa zufrieden und legte den Hörer auf. Sie lies sich rücklings aufs Bett fallen. „Es hat geklappt!! Es hat tatsächlich geklappt!!!“, jubelte sie, sie konnte es noch immer nicht fassen. Das war ja einfacher als sie gedacht hatte „Jetzt muss nur noch Takeshi zusagen!!!“ Sie runzelte Stirn. „Hoffentlich vermasselt’s Kojiro nicht!!!“, bangte sie. Sie stand auf und ging zum Kleiderschrank. „Mhm...was soll ich nur anziehen???“ Wieder einmal tat sich diese berühmt berüchtigte Frage auf. Sie wählte einen Jeans-Minirock, ein babyrosa Top und ihre Hochhackigen Sandalen, natürlich schminkte sie sich auch noch etwas. „Ha!! Das Outfit haut den stärksten Typen aus den Socken!!“, strahlte sie und bewunderte sich im Spiegel. Klar, in erster Linie ging es hier um Midori und Takeshi, aber trotzdem war es auch ein Date mit Kojiro, da musste sie einfach umwerfend aussehen!! Zum Glück war ihre Mutter bei der Arbeit, sie hätte an ihren Klamotten sicher wieder etwas auszusetzen gehabt. Kapitel 13: Das Chaosdate ------------------------- Pünktlich, wie ausgemacht, sogar noch etwas früher, stand Nagisa bei Midori vor der Tür. „Du bist aber früh!!!“, sagte Midori, als sie die Tür öffnete. „Besser zu früh, als zu spät!!!“, strahlte Nagisa, sie musterte Midori von oben bis unten und war etwas irritiert. Schon wieder trug sie einen Faltenrock und eine Bluse. Es sah ja nicht hässlich aus, für die Schule war es ganz okay, aber für ein Date sollte man sich schon etwas mehr herausputzen, fand sie. „Willst du dir nicht noch was anderes anziehen??“, fragte sie vorsichtig, sie wusste ja inzwischen wie empfindlich Midori reagieren konnte und wollte sie keinesfalls schon wieder verärgern. Midori zuckte mit Schultern. „Wozu denn?? Wir gehen doch nur ins Kino!!“, fragte sie verwundert. „Jaa...na ja....“ „Wenn du ein Problem mit meinen Kleidern hast, kann ich auch zuhause bleiben!!“, sagte sie in einem zickigen Ton. Genau das war eine dieser übertrieben empfindlichen Reaktionen, die Nagisa so fürchtete. „Nein ich...ähm...“, sagte sie sofort und setzte ein unschuldiges Lächeln auf. „Soll ich dich noch etwas schminken oder was mit deinen Haaren machen??“, startete sie einen neuen Versuch, sie sollte sich die Haare wieder hochstecken wie bei dem Treffen mit Ken, das hatte echt hübsch ausgesehen, dazu etwas Make-Up und Lidschatten. „Nicht...das du mir nicht gefällst...nur..“. „Dafür haben wir doch gar keine Zeit mehr!! Ist doch egal!! Wir treffen uns doch mit keinem Jungen!!“, lehnte Midori ab. Nagisa lächelte schief. „Wenn die wüsste...“ Sie schluckte, Midori würde sie umbringen!! „Eigentlich steh ich gar nicht auf so’n Actionkram!!“, sagte Midori, während sie zum Kino schlenderten. „Ich würde viel lieber in „Cinderella“ gehen!!“ Nagisa runzelte die Stirn. „Aaach, das ist doch Kinderkram!!“, wimmelte sie ab. „Gehen wir lieber in „The Fast and the Furious 7“!! Der ist viel cooler, echt jetzt!!“, versuchte sie ihrer Freundin einzureden, Vin Diesel hatte definitiv mehr drauf als Cinderella. „Außerdem haben wir jetzt doch schon ausgemacht, dass wir in „The Fast and the Furious“ gehen!!!“ Nagisa knabberte nervös an ihren Fingernägeln herum, wenn Midori nun vehement darauf bestand in einen anderen Film zu gehen, konnte sie ihren tollen Plan an den Nagel hängen. „Na gut, wenn du meinst??“, sagte Midori schließlich und Nagisa konnte wieder aufatmen, alles lief weiter wie geplant. Die beiden Mädchen waren um Punkt 16.00Uhr am Kino, doch aus irgendwelchen Gründen – und Nagisa hoffte für ihren Freund, dass diese plausibel waren – waren Kojiro und Takeshi noch nicht da. „Verdammt, wo bleiben diese Vollidioten nur???“, fragte sie sich mit einem nervösen Blick auf ihre Uhr. „Mal wieder typisch Kojiro!!“, ärgerte sie sich. „Ich hätte wissen müssen, dass er’s vermasselt!! Ich hätte Takeshi selbst anrufen sollen!!“. Midori wurde langsam ungeduldig. „Was ist?? Wollen wir nicht rein gehen?? Wir verpassen sonst noch den Anfang!!“, drängte sie und steuerte auf den Eingang zu. „Rein...????“, sagte Nagisa erschrocken. „Ähm...wieso denn so eilig?? Wir haben doch noch sooo viel Zeit!!!“, flötete sie und packte ihre Freundin an der Hand. In ihrer Verzweiflung führte sie sie zu den Werbeplakaten an der Wand. „Hey!!! Schau mal was demnächst im Kino kommt!! Ist das nicht cool???“, jubelte Nagisa, es musste ihr unbedingt gelingen Midori solange hinzuhalten, bis Kojiro und Takeshi eintrudelten. Dass Kojiro aber auch nicht einmal pünktlich sein konnte, dem würde nachher was erzählen, dachte sie und ihre Augen funkelten gefährlich. „Der kleine Eisbär 3?? Total cool...“, sagte Midori genervt. „Ähm...Nagisa......wir kommen demnächst in die Mittelschule!!“ Nagisas Wangen röteten sich. „Tja...man ist so alt wie man sich fühlt...“, lachte sie, total blamiert, dachte sie, warum mussten in diesem Laden auch nur Babyfilme laufen?? „Hey Nagisa!!!“, hörte sie plötzlich eine vertraute Stimme hinter sich. Sie wirbelte herum. Na endlich, es war Kojiro und neben ihm stand Takeshi. Nagisa strahlte übers ganze Gesicht. „Kojiro!! Takeshi!!! Was für ein Zufall, dass wir uns hier treffen!!“, flötete sie, Midori dagegen sah alles andere als begeistert aus. Kojiro sah sie mit verwirrten Augen an. „Wieso Zufall?? Wir waren doch verab...“ Er brach mitten im Satz ab, Nagisa hatte ihm ihren Zehnzentimeterabsatz in den Fuß gerammt und ihn so elegant zum Schweigen gebracht. Er verzog das Gesicht. „Aua!!! Sag mal, spinnst du???“, fuhr er sie an. Nagisa setzte ein unschuldiges Lächeln auf. „Entschuldige, Tiger...“, sagte sie und streichelte ihm über die Wange. „Manchmal bin ich so ungeschickt...“ Er warf ihr finstere Blicke zu. „Nimmst du Medikamente mit Nebenwirkungen??“, fragte er genervt, doch Nagisa überging ihn einfach und machte weiter mit ihrem Schauspiel. „Sagt jetzt nicht ihr wollt auch in The Fast and the Furious!!! Was für ein Megazufall!!!“, flötete sie. „Lasst uns doch zusammen gehen!!“, schlug sie vor. Kojiro schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Nagisa warf ihm genervte Blicke rüber, sie musste ihn schnellstens irgendwie besänftigen, er würde noch alles vermasseln, wenn er weiterhin solche Launen an den Tag legte. „Wie bin ich nur auf die Idee kommen den mitzunehmen??“, fragte sie sich allmählich und verdrehte ihre Augen. Sie sah zu Midori rüber, diese wirkte mächtig geschlaucht und Takeshi?? Er stand einfach nur da und schaute verlegen auf den Boden, ab und zu riskierte er mal einen kurzen Blick zu Midori rüber, aber sobald sich ihre Blicke trafen wandte er sich ab. Nagisa lächelte den Beiden zu. „Am Besten ihr geht schon mal vor!!!“, sagte sie und zwinkerte Takeshi zu, dies war jetzt seine Chance, wenn er clever war nutzte er die Zeit allein mit Midori. „Kojiro und ich müssen kurz reden...unter vier Augen...“ Sie packte ihren Freund am Arm und sie entfernten sich von der Gruppe. Takeshis Wangen röteten sich etwas, Midori verdrehte genervt die Augen und folgte ihm widerwillig ins Kino. Kojiro lehnte an der Wand und warf Nagisa genervte Blicke zu, er schien ziemlich angepisst zu sein. Nagisa sah ihn eindringlich an, doch ehe sie etwas sagen, geschweige denn erklären konnte, fuhr er sie an. . „Kannst du mir mal erklären was du hier für ne Show abziehst???“ Sie stöhnte genervt. „ Bist du blöd oder tust du nur so???“, fauchte sie ihn an. „Ich versuch hier verzweifelt ein Date für Takeshi und Midori zu arrangieren, damit sie sich endlich mal näher kommen und du vermasselst mir alles!!!“ Konnte man mit diesem Typen denn wirklich gar nichts anfangen?? Er stutzte einen Moment. „Takeshi...steht auf Midori???“, fragte er ungläubig. Sie nickte heftig. „Oh ja, mein Lieber!!! Und jedem, der nicht zwei Tomaten auf den Augen und zwei in den Ohren hat wäre das aufgefallen!!!“, sagte sie genervt, wie blind konnte man eigentlich sein, wenn man Kojiro Hyuga hieß?? Hatte er sich denn nie gefragt was hinter Takeshis seltsamen Verhalten, das ihn ja so sehr nervte, stecken könnte?? War er nie darauf gekommen, dass der arme Kerl vielleicht Kummer haben könnte?? Liebeskummer, in seinem Fall!! „Du bist so was von unsensibel!!“ Er lachte los, aber es war kein wirkliches Lachen. „Ich bin unsensibel??“, tönte er und sah sie von oben herab an, sie hasste es richtig wenn er so drauf war. „Und du?? Du weist ganz genau, dass Midori nichts von Takeshi will, trotzdem willst du die beiden unbedingt verkuppeln!!“, gab er zurück. „Gerade deswegen will ich ja, dass die Beiden mehr zusammen unternehmen!!“, versuchte sie zu erklären. „Vielleicht verliebt sich Midori ja dann auch in Takeshi!!!“, sagte Nagisa optimistisch, Kojiro fasste sich an den Kopf. „Was für’ne Kinderkacke!!“, stöhnte er. „Weist du noch was dabei rausgekommen ist, als du dich bei Midori und Ken eingemischt hast???“ „Schon...“, sagte sie ein wenig betreten. „Aber das wird heute nicht so...ich versprech’s dir!!!“ Sie nahm seine Hand und sah ihn eindringlich an. „Komm schon...bitte spiel mit...nur heute...“, flehte sie, er konnte der Sache doch wenigstens eine Chance geben. Er blickte sie skeptisch an, dann aber lächelte er. „Gut, meinetwegen...“, willigte er schließlich ein. Nagisa strahlte ihn an. „Danke Tiger...“, jubelte sie und drückte ihm einen Kuss auf den Lippen. „Du bist einfach der Beste!!“ Er lächelte schief. „Aber wenn es nicht funkt, lässt du die Beiden in Ruhe!!“ „Einverstanden!!“, strahlte sie und die Beiden folgten den anderen ins Kino. Midori und Takeshi standen in einer langen Schlange vorm Kiosk, Nagisa und Kojiro stellten sich zu ihnen. „Hey!! Vordrängeln ist nicht!!!“, blafften so zwei Typen hinter ihnen und schubsten Nagisa aus der Reihe. „Hey!!! Was soll denn das???“, brüllte sie, da drehte sich Kojiro um, er warf den Fremdlingen vernichtende Blicke zu, etwas sagen brauchte er gar nicht. Die Beiden schreckten zurück. „Ähm...schon gut!! Tut uns leid, Kleine...geh ruhig vor...“, stammelte einer der beiden Rüpel mit einem nervösen Grinsen auf seinem Gesicht. Nagisa feixte ihn breit an und streckte ihm die Zunge raus. Tja, mit ihrem Kojiro wollte sich eben niemand gerne anlegen. Die Gesichtszüge des Typen verkrampften. „Arrghh!! Dieser Zwerg!! Ich werd der...“ „Nicht!! Reg dich wieder ab!!“, hielt ihn sein Kumpel zurück. „Oder willst du, dass dir der Typ eine verpasst??? Der ist dazu fähig, das sag ich dir!!! Das ist Kojiro Hyuga!! Der ist gefürchtet!!“ Der Andere runzelte die Stirn. „Kojiro Hyuga...??“ „Ja, sag bloß du kennst den nich.....der geht in die Parallelklasse...“ Nagisa musste grinsen. „Tja...manchmal ist Kojiro auch praktisch...“, dachte sie zufrieden. „Wir haben schon mal die Karten gekauft!!“, sagte Midori genervt und drückte den anderen ihre Eintrittskarten in die Hand. „Supi!! Danke Mido!!“, strahlte Nagisa, der nicht entging wie genervt ihre Freundin von dieser ganzen Unternehmung war, man musste sich nur ihr Gesicht anschauen, Stirn und Augenpartie wirkten recht angespannt und ihre Lippen waren fest aufeinander gepresst, so dass sie eine harte schmale Linie formten. Dazu die vor der Brust verschränkten Arme, die typische Abwehrhaltung. Trotzdem dachte Nagisa noch nicht daran aufzugeben. Spätestens während des Films, wenn sie sich Popcorn und Cola teilten würde es bei ihnen funken, davon war sie überzeugt. Doch im Moment lief es leider alles andere als gut, auch Takeshis Laune war auf den Nullpunkt gesunken, er stand teilnahmslos neben Kojiro, den Blick gesenkt und starrte lustlos auf den Boden. Armer Kerl, dachte Nagisa, es musste schlimm für ihn sein von Midori andauernd so abgewiesen zu werden und sie machte ihren Standpunkt wirklich mehr als deutlich klar: sie war an Takeshi definitiv nicht interessiert. Selbst Kojiro schien diese gedrückte Stimmung hier auf den Sack zu gehen, so mürrisch, wie er schon wieder dreinblickte. Nagisa war froh, als sie endlich drankamen, sie hatten wirklich lange genug angestanden. Wenn sie erst mal auf ihren Plätzen waren, würde sich die Stimmung sicher auflockern, dachte sie optimistisch. Midori wollte gerade bestellen, da drängte sich Nagisa in den Vordergrund. „Ich krieg ne große Portion Nachos mit Käsesoße, ne große Portion Popcorn und 2 große Cola mit jeweils zwei Strohhalmen drin!!“, sagte sie freundlich, die anderen sahen sie entgeistert an, besonders Midori war entsetzt. „Wir können unser Zeug auch selbst bestellen, danke!!“, sagte sie in einem zickigen Ton und warf ihrer Freundin tödliche Blicke zu. „Das hast du doch für extra gemacht!! Dann esse ich eben nichts, aber mit Takeshi teile ich nicht!!!“, zischte sie so leise, dass nur Nagisa sie hören konnte. Nagisa grinste sie breit an. „Ich weis nicht was du meinst...!!!“, flötete sie. Sie drückte den Jungs die Sachen in die Hände und packte Midori am Arm. Dann liefen die Mädchen Richtung Kinosaal. Kojiros Miene verfinsterte sich. „Was??? Du kaufst den Mist und wir sollen’s bezahlen??“, rief er ihr hinterher. Nagisa hielt inne, sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte zu ihm zurück. „Kojiro...“, sagte sie mit zuckersüßer Stimme. „Bitte besinn dich einmal im Leben auf deine paar Manieren und benimm dich wie ein Gentleman!!“ Er funkelte sie zornig an und wollte noch kontern, doch da waren die beiden Mädchen schon im Kino verschwunden. Midori hatte endlich wieder ein Lächeln auf ihrem Gesicht, sie fand es jedes Mal wieder witzig zuzusehen, wie Nagisa ihrem Freund auf der Nase rumtanzte. „Kojiros Gesicht ist echt einmalig, wenn er sich aufregt...“, lachte sie. Nagisa grinste in sich hinein, na bitte!! Ging doch!! Ihre Laune schien sich langsam zu bessern. Ihr Grinsen wurde noch breiter. „Mhm...vielleicht sollte ich Kojiro noch ein bisschen mehr auf die Palme bringen...“, dachte sie gehässig. Als die Jungs ins Kino kamen, hatte Nagisa natürlich längst die Sitzordnung festgelegt. Sie stand auf und überließ Takeshi ihren Platz, er und Midori mussten schließlich nebeneinander sitzen, sonst wäre das Ganze hier für die Katz. Neben dran setzte sich Kojiro und sie saß ganz außen. Midori warf ihrer Freundin tödliche Blicke zu und drehte sich beleidigt weg, zu dem Opa der links neben ihr saß. Als sie aber dessen Schweißausdünstungen und Mundgeruch einatmen musste, wandte sie sich doch lieber wieder Takeshi zu. Die Beiden verwickelten sich sogar in ein Gespräch, zwar nur über den anstehenden Englischtest, aber immerhin, sie redeten miteinander. „Es klappt, es klappt!!“, dachte Nagisa begeistert. Vielleicht hätte sich sogar noch mehr daraus entwickelt, hätte Kojiro Takeshi nicht dauernd mit seinen neuen Trainingszeiten und seiner unfehlbaren Taktik für das Spiel gegen Nankatsu zugelabert. Sie stöhnte genervt und gab ihm einen leichten Schubs. „Kojiro!!“, sagte sie mit schneidender Stimme, doch völlig zwecklos, wenn er über sein Lieblingsthema Fußball redete bekam er von seiner Umwelt nichts mehr mit. „Kojiro!!“, fauchte sie und verdrehte die Augen. Irgendwie musste sie es doch schaffen ihn von Takeshi wegzukriegen, der sollte sich schließlich auf Midori konzentrieren!!! Na gut, dachte sie, noch war sie nicht am Ende mit ihrem Latein. Also, auf zu Plan B!!! Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn zu sich, klar, es war ihr schon etwas peinlich im Kino rumzuknutschen, aber der Zweck heiligte bekanntlich die Mittel und sie hatte ja auch ihren Spaß dabei. Kojiro sah sie mit verwirrten Augen an, hastig drückte sie ihre Lippen auf seine. Er war völlig perplex, trotzdem aber sprang er auf ihr Spiel an und legte seine Arme um sie. Der Kuss wurde immer intensiver, sie konnte einfach nicht von ihm lassen, der Typ war zwar ziemlich simpel gestrickt, aber konnte der küssen!!! Von ihren Gefühlen überwältigt vergaßen vollkommen, dass sie hier mitten im Kino waren. Eine Menge Leute sahen ihnen zu. Midori errötete und sah verstollen zu Takeshi rüber, ihre Blicke trafen sich und Takeshi errötete ebenfalls. „Total peinlich...“, sagten beide aus einem Mund. Sie grinsten sich verlegen an. Der Opa neben Midori warf dem knutschenden Pärchen entsetzte Blicke zu, dann ging es endlich los. Im Kinosaal wurde es dunkel, die Musik verstummte und der Vorhang ging auf. Nagisa und Kojiro lösten sich voneinander, der Film würde sicher gleich anfangen und sie wollten ja auch etwas davon mitbekommen, wenn sie die 10, 50 Yen überteuerten Eintritt gezahlt hatten. Doch zu früh gefreut, vorher lief noch eine gute halbe Stunde lang Werbung. Der Film hatte kaum angefangen, da hatte Kojiro schon fast die ganzen Nachos verdrückt. Als Nagisa nach einer Weile auch mal was knabbern wollte waren nur noch Krümel drin und die Cola?? Nicht zu fassen, die war auch leer!! Nagisa spürte wie der Zorn in ihr hochkochte, es war doch echt immer das Selbe mit diesem Typ!! „Arrrggghhh!!! Das gibt’s doch nicht!!!! Hat der das Zeug glatt alleine gefressen!!!“, brummelte sie vor sich hin. Sie gab ihm einen Schubs. „Kojiro!!!! Du selbstsüchtiger Fresssack!!!“, fauchte sie ihn an. Einfach unglaublich, mit dem konnte man nicht einmal ins Kino gehen!! Das war das letzte Mal, dass sie sich etwas zu Essen mit ihm geteilt hatte, er teilte nämlich nicht, sondern stopfte nur den eigenen Wanst voll. Kojiro sah sie entgeistert an. „Jetzt mach mal halblang!! Ich hab das Zeug schließlich bezahlt!!“, rechtfertigte er sich und grinste dabei auch noch so doof. Sie verschränkte die Arme und warf ihrem Freund entsetzte Blicke zu, sollte das jetzt etwa seine Entschuldigung sein?? Sie hätte ihm das Geld doch wiedergegeben und das wusste er auch ganz genau!! „Es gehört sich ja auch so, dass die Jungs ihren Freundinnen was spendieren!!!“, sagte sie genervt und fasste sich an den Kopf, sein blödes Verhalten bereitete ihr allmählich Kopfschmerzen. „Mann…wieso hab ich dich nur mitgenommen??“ „Ich hab dich nicht darum gebeten!!“, sagte er doch glatt. „Ich wollte gar nicht mitkommen!!! Du hast mich doch solange überredet bis ich zugesagt hab!!“. Ihr klappte die Kinnlade runter. „Waaaass??? Ich hab dich überredet??“, kreischte sie entsetzt. „Du arroganter Arsch!!! Merkst du eigentlich selbst, was du für einen Mist laberst??“ Er sagte nichts dazu, er drehte sich einfach weg und konzentrierte sich weiter auf den Film, was Nagisa noch wütender machte. Er nahm sie einfach nicht ernst!! Er hatte null Respekt vor ihr und gegenseitiger Respekt war die Basis für eine gute Beziehung. Bei ihnen lief etwas mächtig schief!! Sie drehte sich ebenfalls weg. „Arrgghh!! Du hast ein Mädchen wie mich überhaupt nicht verdient!!!!“, sagte sie beleidigt. „Du hast Recht!!“, sagte er gelangweilt. „So ne ständig nörgelnde Zicke hab ich wirklich nicht verdient!!!“ „Ich bin eine Zicke???“ Sie schüttelte ihren Kopf, echt zum abgewöhnen wie er sich heute wieder aufführte. „Du widerlicher Kotzbrocken!!!!“, fauchte sie, sie liebte Kojiro, aber manchmal konnte er ein richtiges Ekel sein, über alle Maßen arrogant und einfach unausstehlich!!! Nur schade, dass in die Sessel hier kein Schleudersitz eingebaut war, sonst würde sie diesen jetzt betätigen und den Affen auf den Mond schießen!! Und zwar ohne Rückfahrkarte!!! Midori vergrub ihr Gesicht hinter ihrer Popcorntüte, ihre Sitznachbarn führten sich echt mehr als nur peinlich auf, alle Leute sahen schon her, sie konnte nur hoffen, dass niemand wusste, dass sie zusammengehörten. Beschämt drehte sie sich zu Takeshi. „Sag mal, kennst du die??“ „Nee, hab die noch nie zuvor gesehen..“, sagte er kopfschüttelnd. „Hey ihr davorne!!! Haltet endlich mal eure Klappe mit euerm Ehestreit!!! Wir wollen den Film sehen!!!“, brüllten irgendwelche Leute hinter ihnen. Nagisa und Kojiro – beide knallrot im Gesicht – wandten sich ruckartig voneinander ab. Nagisa wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken, das ganze Kino hatte ihre albernen Streitereien mitbekommen. Sie konnte nur hoffen, dass niemand da war den sie kannte, niemand aus der Schule oder der direkten Nachbarschaft. Das wäre schrecklich, sie könnte den Leuten nie wieder in die Augen sehen. Den ganzen restlichen Film würdigte sie Kojiro keines Blickes mehr, für die nächsten zwei Wochen – mindestens!!! – hatte er bei verschissen!!! Kein einziges Wort würde sie mehr mit ihm reden!! Takeshi und Midori dagegen verstanden sich besser denn je, trotz Takeshis kleinem Patzer mit dem Popcorn – Midori und er griffen gleichzeitig in die Tüte, als sich ihre Hände berührten zuckte er so heftig zusammen, dass er das ganze restliche Popcorn auf den Boden beförderte. Na ja Shit happens nun mal, Midori nahm es ihm nicht krumm, im Gegenteil, sie fand es sogar ganz witzig. Nur hatte Nagisa von dieser positiven Anwandlung leider nicht allzu viel mitbekommen, sie war noch immer viel zu sehr damit beschäftigt sich über Kojiro zu ärgern. Kapitel 14: Go Takeshi!! - Lass die Katze aus dem Sack!! -------------------------------------------------------- Auf dem Weg nach draußen machten gerade da weiter, wo sie vor ca. einer halben Stunde unterbrochen worden waren. „Hör auf!!! Mir reicht’s!!!“, kreischte Nagisa, die absolut keine Lust auf weitere Diskussionen hatte. Erst rumstänkern ohne Ende und dann so tun als wäre nichts gewesen, der konnte sie mal am großen Zeh!!! „Du hast mich vor der halben Stadt blamiert!!!!!“ „ICH hab DICH blamiert???“ Er lachte los. „Du hast doch angefangen rumzuzicken!!! Ohne Grund!!!“, wehrte er sich. Sie warf ihm entsetzte Blicke zu. „Ich hab angefangen?? Du spinnst wohl!!!! Das wäre doch alles nicht passiert, wenn du die Nachos nicht gefressen hättest!!!“, brüllte sie, das war mal wieder typisch Kojiro, die Schuld nur immer schön den anderen in die Schuhe schieben, er war wohl einfach noch nicht Mann genug zu seinen Fehlern zu stehen, dachte sie überzeugt. „Mhm...was sich liebt das neckt sich...“, sagte Midori mit einem gequälten Lächeln, es war einfach nur peinlich, nein, schlimmer!!! Beschämend!!! Alle Leute starrten sie schon an, sie waren eine größere Attraktion als alle Filme im Kino!! „Jaa...die Beiden müssen sich echt sehr lieben...“, sagte Takeshi kopfschüttelnd. Midori lächelte ihn an, sofort spürte er wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. „Ich ähm...also...äh...ähm...na ja...h-hast du vielleicht Lust...na ja also wenn du keine hast isses...natürlich auch nicht schlimm...“, stammelte er vor sich hin, er bekam einfach kein vernünftiges Wort raus, sein Gesicht glühte wie eine Straßenlaterne in einer dunklen Winternacht. Midori sah ihn mit großen Augen an. „Oh...ja...versteh...schon du hast keine Lust...hätte ich mir ja denken können...tut mir echt leid, dass ich gefragt hab...“ Geknickt senkte er seinen Blick und betrachtete das schicke Kopfsteinpflaster des Bürgersteigs. „Lust worauf denn???“, harkte Midori nach. „Jaa...Lust worauf, Takeshi???“, fragte Nagisa breit grinsend und stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen, allerhöchste Zeit einzugreifen, so dämlich wie er sich schon wieder anstellte!! Takeshi wurde noch röter. „Na los, Takeshi!!! Trau dich!!!“, spornte sie ihren Kumpel an und klopfte ihm ermutigend auf die Schulter. „Lass die Katze aus’m Sack!!!“ Takeshi warf ihr vernichtende Blicke zu, ihre „weisen“ Ratschläge hatten ihm gerade noch gefehlt, wieso konnte sie ihn nicht einfach mal in Ruhe lassen??? Midori sah ihn fragend an, sie hatte so ein süßes Lächeln auf ihrem Gesicht. Takeshi grinste sie breit an, seine Hände waren ganz schwitzig, so schwitzig, dass sein Geldbeutel entglitt und auf den Boden fiel. Er schreckte zusammen, als er ein metallisches Klirren hörte, dummerweise hatte er ihn nicht richtig zugemacht und das ganze Kleingeld war herausgefallen. Schweißperlen rannen über seine Stirn. „Hähähähä...“, lachte er, er war tierisch nervös. Dann kam der Abschuss!! „Ja also...die Katze...die ist in meinem Sack...ja und Nagisa hat gesagt ich soll sie mal rauslassen......also...ich ...... B...B-b...Bow...“, stammelte er, Nagisas Wangen röteten sich, was war denn nur los mit ihm??? Was redete er da für einen Schwachsinn?? So dumm konnte man sich doch wirklich gar nicht anstellen!! So schlimm war nicht mal Kojiro!!! Und der hatte die Intelligenz ja auch nicht gerade mit Löffeln gefressen, dachte sie und warf ihrem Freund finstere Blicke rüber. Midoris Lächeln verblasste allmählich, ihre Geduld war erschöpft, langsam aber sicher schien ihr Takeshis dummes Gelaber auf die Nerven zu gehen. Währenddessen krabbelte Nagisa auf dem Boden herum und sammelte sein Geld wieder ein, er stand so neben sich, er hätte es glatt liegen lassen. „B-Bowling...wir...könnten doch zum Bowling gehen...“, stammelte Takeshi, endlich hatte er es raus!! Er wagte es nicht Midori anzusehen, schließlich wandte er sich an Kojiro. „Hast du Lust, Kojiro??“ Kojiro zögerte einen Moment und warf einen skeptischen Blick auf seinen Geldbeutel. „Ich lad dich ein!!“, bat Takeshi an. „Warum nicht...“, ließ sich Kojiro breitschlagen, Nagisa stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen. „Na?? Schnorrt sich unser Kojiro wieder mal durchs Leben??“, zog sie ihn auf, er warf ihr finstere Blicke zu. „Von wegen!!“, raunte er. „Wer musste denn vorhin das ganze Essen bezahlen??!!“ Ihre gute Laune verblasste, fing der doch tatsächlich schon wieder mit dem blöden Essen an. „Typisch!! Lenk bloß von deinem miesen Charakter ab!!!“, sagte sie in einem zickigen Ton und schon hatten sich die Beiden wieder in den Haaren. Das ging auch den ganzen Weg zum Bowlingcenter so weiter. Dort angekommen hob sich Nagisas Laune auch nicht gerade. Das Spiel war in vollem Gange, Kojiro und Takeshi lagen vorne, gefolgt von Midori und ganz hinten lag sie mit der niedrigsten Punktzahl. Sie war tierisch abgenervt, warum musste Takeshi auch gerade Bowlen gehen?? Sie hasste dieses Spiel, sie bekam einfach nichts auf die Reihe, konnte kaum die Kugel halten, so groß und so schwer wie sie war und dann waren da auch noch diese fiesen Seitenrinnen, wo die Kugeln immer reinkullerten. Sie warf den Anderen neidische Blicke zu, selbst Midori konnte Bowlen, zwar nicht gut, aber immerhin, sie traf ab und zu mal was. „Man, was für’n blödes Spiel...“, maulte sie und starrte frustriert auf die große blaue Kugel in ihren Händen. „Das sagst du doch nur weil du’s nicht hinkriegst!!“, höhnte Kojiro und feixte sie breit an. „Ach!! Halt deine Klappe und kümmere dich um deinen eignen Kram!!!!“, fauchte sie und drehte sich beleidigt weg. Er legte seine Hand auf ihre Schulter, sie verdrehte genervt die Augen, der und seine „klugen“ Ratschläge hatten ihr gerade noch gefehlt. „Kein Wunder, dass das nichts wird!! Du hältst die Kugel völlig falsch!!!“, belehrte er seine Freundin. „Pe!!“, schnarrte sie beleidigt, sie hatte echt null Bock auf Kojiros Wichtigtuertour. „Und die Kugel ist auch viel zu schwer für dich!! Probier’s mal mit der!!“, sagte er und tauschte ihre Kugel gegen eine leichtere aus. Sie sah ihn mit großen Augen an. „Hey Kojiro!!!“, hörte sie plötzlich eine bekannte Stimme, sie wirbelte herum und auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Da sind ja Hori und Sawaki!!!“, strahlte sie, sie ließ die Kugel fallen – direkt auf Kojiros Fuß – und winkte den Beiden zu. „Au, sag mal, kannst du nicht aufpassen??“, fuhr er sie an, doch sie beachtete ihn gar nicht. „Wollt ihr ne Runde mitspielen??“, rief sie, Hori und Sawaki kamen zu ihnen rüber. Es war echt zum Mäuse melken, selbst diese zwei Chaoten spielten um einiges besser als Nagisa, sie war hoffnungslos im Rückstand. Jetzt musste sie sich wirklich anstrengen, wenn sie den Jungs noch den Sieg streitig machen wollte. „Ha!!! Wäre doch gelacht, wenn ich jetzt nicht alle Neune weghau!!“, sprach sie sich Mut zu und holte aus – oh Schande, irgendwo war sie eben gegengeknallt, hoffentlich hatte sie nicht wieder diesen doofen Kleiderständer umgeholzt – dann schlidderte sie ihre Kugel auf die Bahn. Hastig drehte sie sich um, ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Midori war in die Knie gesunken, sie presste ihre Hände vor ihr Gesicht. Blut floss in Strömen und tropfte von ihren Händen. Nagisa schreckte zurück. „Oh mein Gott Midori!!!“, kreischte sie panisch. Sie beugte sich zu ihr herunter, rasch kramte sie ein Päckchen Taschentücher aus ihrer Handtasche und reichte es ihrer Freundin. „Es...es tut mir so leid...“, stammelte sie, sie war völlig betreten, das hatte sie doch nicht gewollt, sie musste sie in ihrem Übereifer mit ihrer Kugel getroffen haben. „Geh mal zur Seite!!“, sagte Takeshi scharf und schob sie aus dem Weg. Er half der völlig benommenen Midori auf die Beine und brachte sie zu einem Stuhl, damit sie sich setzen konnte. „Nimm doch die Hände weg, Midori!! Lass mich mal sehen!!“, sagte er mit sanfter Stimme, vorsichtig löste er ihre Hände dich sich fest auf ihr Gesicht pressten, Midori wimmerte vor Schmerzen. Nagisa schlug ihre Hände vor ihr Gesicht, Midoris Nase!!! Sie war nicht mehr ganz gerade!!! Sie schluckte schwer. „Oh mein Gott...es...tut mir so leid, Midori...“, stammelte sie und streichelte ihrer Freundin beruhigend über den Kopf, sie wusste nicht, was sie sonst tun konnte. „Wirklich...ich wollte das nicht...“ Sie hatte Tränen in den Augen, fühlte sich entsetzlich, warum hatte sie auch nicht besser aufgepasst?? Konnte sie wirklich gar nichts richtig machen?? Selbst etwas so Einfaches wie Bowlingspielen endete bei ihr im Fiasko. „Ist... schon gut...“, schluchzte Midori, Takeshi hingegen warf ihr böse Blicke zu. Er holte noch mehr Taschentücher und tupfte vorsichtig das Blut ab. „Sieht übel aus...“, sagte Kojiro, als er die Nase genauer unter die Lupe nahm. „Die ist gebrochen…“ Er hatte als Fußballer so einige Erfahrungen mit Verletzungen. Midoris Augen weiteten sich, sie gab ein erschrockenes Wimmern von sich. „Aber so schlimm ist das nicht...meine war auch schon dreimal gebrochen...“, versuchte er die Verletzte zu beruhigen. Sie sah Kojiro mit großen verängstigten Augen an. Er lächelte sanft. „Tja, Bowling mit Nagisa ist lebensgefährlich!!“, scherzte er, Nagisa funkelte ihn zornig an. Da war sie schon total am Boden, da musste er sie noch aufziehen. „Halt bloß die Klappe!!! Sonst breche ich dir deine Nase zum vierten Mal!!!!“, fauchte sie, Blödmann, ärgerte sie sich, seine dämlichen Witze waren im Moment wirklich fehl am Platz. „Dass du immer gleich gewalttätig werden musst, Machoweib!“, feixte er, Takeshi warf den Streithälsen ärgerliche Blicke zu. „Würdet ihr vielleicht mal mit eurer kindischen Streiterei aufhören und euch um Midori kümmern??? Sie ist verletzt!!!“, holte er die Beiden auf den Boden zurück, er schüttelte seinen Kopf. Sawaki musste lachen. „Man, alter, was für’n Strike!!“. Die anderen warfen ihm entsetzte Blicke zu. Er errötete. „Na ja...alle Neune....Nagisas bester Wurf...“, stammelte er. „Mach dich ruhig lustig über mich!!“, fauchte Nagisa, war sie hier denn echt nur von Idioten umgeben??. „Statt hier blöd rumzustehen, könntet ihr lieber mal nen Krankenwagen rufen!!“ Sawaki und Hori warfen sich verdutzte Blicke zu. „Wer?? Wir??“, fragten sie aus einem Mund. „Nöö!!! Das Sandmännchen!!!“, sagte sie genervt. „Natürlich ihr, ihr Vollidioten!!!“ Sawaki und Hori liefen vor zur Kasse. „Man...jetzt scheucht uns nicht nur der Captain rum, sondern auch noch seine Freundin!!“, maulte Sawaki. „Ein Mädchen!!!!“ Hori schüttelte seinen Kopf. „Na klar is die’n Mädchen!! Is doch normal!! Oder soll er etwa mit Jungs rummachen??“ Nagisa legte ihre Hand auf Midoris Schulter. „Alles wird wieder gut!!!“, redete sie ihr zu. „Gleich ist der Krankenwagen da!!! Dann kommst du ins Krankenhaus, wirst operiert...“ Midoris Augen weiteten sich. „Halt doch die Klappe Nagisa, du machst ihr nur Panik!!“, raunte Takeshi, er legte seinen Arm um die Verletzte. „Keine Panik!! Es wird schon nicht so schlimm wie sie sagt!!“, versuchte er sie zu beruhigen, sie legte ihren Kopf auf seine Schulter, ihre Hände waren immer noch an ihre schmerzende Nase gepresst, sie zitterte. „Na ja, es kommt ganz drauf an!! Einmal musste meine Nase sogar geschient werden!!“, sagte Kojiro stolz. „Das war da, wo wir gegen Furano gespielt haben und ich gegen den Torpfosten geknallt bin, weißt du noch Takeshi???“ Midori brach in Tränen aus, operiert und dann noch geschient, das war zu viel für sie. „Halt die Klappe, Kojiro!!“, brüllte Takeshi. Nagisa musste lachen. „Jaa...und dann musste Kojiro zwei Wochen mit dem Gips rumlaufen!! Das sah total komisch aus!!!“, erinnerte sie sich, da hatte sein Eierkopf endlich mal eine persönliche Note bekommen, dachte sie schadenfroh grinsend. „Zwei Wochen???“ Wieder wurden Midoris Augen wässrig. Inzwischen hatte sich eine riesige Menschenschar um unsere Freunde versammelt. Aufgeregt tuschelnd versuchte jeder einen Blick auf die verletzte Midori zu erhaschen. Zehn Minuten später war glücklicherweise der Rettungsdienst da und zwei Sanitäter brachten Midori in den Krankenwagen, Takeshi, Kojiro, Nagisa, Hori und Sawaki folgten ihnen und begleiteten ihre Freundin ins Krankenhaus, sozusagen als seelisch-moralischer Beistand. Midori kam sofort in die Notaufnahme und wurde operiert. Der Arzt hatte zwar gesagt, dass die Operation völlig harmlos sei und dass Midori nach wenigen Stunden schon wieder nach Hause könnte, trotzdem hatten ihre Freunde ein mulmiges Gefühl im Bauch, ganz besonders Takeshi, er war so unruhig, dass er pausenlos nur hin und her laufen musste, den Korridor rauf und wieder runter. Nagisa starrte betrübt auf ihre Knie, sie machte sich solche Vorwürfe. „Alles meine Schuld...“, seufzte sie. „Allerdings!! Da hast du dir mal wieder ne prima Nummer geleistet!!“, höhnte Kojiro. „Waaass???“ Sie funkelte ihn zornig an. „Halt du bloß deine Klappe, sonst vergesse ich, dass ich hier im Krankenhaus sitze!!“, zischte sie, das hier war eine ernste Situation, konnte er nicht endlich mal aufhören mit dem Mist?? Sie war jetzt wirklich nicht zum Scherzen aufgelegt!! Kojiro legte seinen Arm um sie und drückte sie an seine Brust. „Jetzt macht euch nicht verrückt!! Sie wird schon wieder!!“, versuchte er die Anderen zu beruhigen. „An einer gebrochenen Nase ist noch keiner gestorben!!!“ Takeshi setzte sich, er knabberte nervös an seinen Fingernägeln rum. Nagisa grinste in sich hinein. „Tja, unser Takeshi hat sie halt echt gern!!“ Es war inzwischen recht spät, Nagisa, Kojiro und Takeshi hatten den ganzen Abend im Krankenhaus verbracht, Hori und Sawaki waren nach Hause gegangen. Midori hatte die Operation gut überstanden, sie lag jetzt im Narkoseaufwachraum, ihre Eltern waren bei ihr, sonst durfte noch niemand rein. „Geht ruhig heim!! Ich bleib bei ihr!!“, sagte Takeshi zu seinen Freunden. „Sollen wir wirklich gehen??“, fragte Kojiro unsicher. „Natürlich sollen wir!!“, zischte Nagisa und rammte ihm den Ellenbogen in die Rippen. Das war jetzt Takeshis große Chance Midoris Herz zu erobern!!! Die durften sie ihm auf keinen Fall vermasseln und ein Abend allein mit Kojiro war ja auch was Schönes. Zwei Wochen später: Midoris Nase war wieder völlig verheilt und zum Glück war sie auch nicht sonderlich böse wegen dieses kleinen Unfalls mit der Bowlingkugel. Midori und Takeshi verstanden sich blendend und machten auch mal öfter was zusammen, aber mehr als eine gute Freundschaft entwickelte sich leider nicht daraus. Doch Nagisa gab die Hoffnung nicht auf, irgendwann würden die Beiden schon noch zueinander Finden, davon war sie fest überzeugt. Dem FC Méiwa war es gelungen sich für das Nationale Jugendturnier in Tokio zu qualifizieren, auch ohne ihren Spitzentorwart Wakashimazu. Sie gewannen jedes Spiel und durften nun als Meister ihrer Region nach Tokio reisen. Sie waren in Topform!!! Der Meistertitel war ihnen so gut wie sicher, oder?????? Und vergesst nicht: Was werden wir??? Siegen!!!!!!!!!!!!!!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)