Die Reise eines Engels von Hei-chan ================================================================================ Kapitel 26: Ein liebevoller Vater(Kratos Sicht) ----------------------------------------------- Es war schon spät, aber trotzdem war ich noch wach. Anna lag neben mir. Sie schlief bereits tief und fest. Lloyd hatte sie im Arm. Es war schon über einen Monat seit seiner Geburt vergangen. Wir befanden uns in einem Gasthaus in Palmacosta. Morgen würden wir wohl weiter reisen. Natürlich war Anna nicht begeistert gewesen. Sie hatte aber nicht viel protestiert. Ich konnte es allerdings in ihren Augen lesen. Sie wollte einfach nur ein normales Leben führen. Etwas was ich ihr nicht bieten konnte. Nicht so lange die Welt noch so war wie sie war. Und wohl auch danach hätte ich ihr nicht das geben können was sie wollte. Immerhin bedeutete es meinen Tod, wenn wir Origin befreiten. Aber wie konnte ich Anna jetzt alleine lassen? Mit einem Baby? Ich wollte Mithos aufhalten, aber ich wollte Anna auch nicht im Stich lassen. Ich saß in einem Dilemma aus dem ich keinen Ausweg wusste. Bisher hatte ich es immer gemieden mir darüber Gedanken zu machen. Oder vielmehr es war mir nicht bewusst, dass es ein Problem war. Eigentlich hatte ich nie ein Problem gehabt zu sterben. Ich hatte lange genug gelebt, zu lange. Das Leben verlor nach so einer langen Zeit einfach seinen Wert. Ob ich in Welgaia lebte oder starb, war mir einerlei. Es bedeutete dasselbe für mich. Und wenn ich mit meinem Tod noch etwas Gutes bezweckte so war es das doch alle mal Wert, aber jetzt? Seit wann hatte ich angefangen mein Leben wieder so zu schätzen, es zu genießen? Ich sah auf Anna. Sie hatte mich dazu gebracht. Durch sie war ich wieder wirklich am Leben und jetzt war es nicht nur Anna allein, die mich ans Leben band. Lloyd gehörte auch dazu. Gerade erst ein paar Wochen alt und schon übte er so eine Macht auf mich aus. Unglaublich. Wie er wohl war, wenn er größer war. Bestimmt wie seine Mutter. Fröhlich und hilfsbereit. Ich wünschte mir so sehr ihn aufwachsen zu sehen. Seine ersten Schritte. Seine ersten Worte. Wie er fröhlich durch die Gegend tollte. Ich sah mich schon wie ich ihm Schwertkampf beibrachte. Er wäre bestimmt ein guter Kämpfer, aber als Krieger sollte er nicht aufwachsen. Er sollte ein friedliches Leben leben. Ich seufzte. Ich wollte all das sehen. Aber war mir das überhaupt vergönnt bei all dem Leid was ich zugelassen hatte? Hatte ich überhaupt ein Recht darauf so glücklich zu sein, wie ich es jetzt war? Ein Geräusch unterbrach meine Gedanken. Es war ein Quengeln von Lloyd. Der Kleine verzog eine Miene und fing an zu schluchzen. „Hey mein Kleiner. Ist ja gut.“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Er machte aber keine Anstalten aufzuhören. Ich stand leise auf, um Anna nicht zu wecken. Vorsichtig nahm ich Lloyd auf den Arm und wiegte ihn hin und her. Ich verließ mit ihm das Zimmer und ging in die Küche. Lloyd weinte nun etwas lauter. „Hey du kleiner Schreihals. Was hast du denn?“, fragte ich sanft. Dabei strich ich mit einem Finger über sein Gesicht. Lloyd drückte sein Gesicht zunächst an meinen Finger. Dann nahm er ihn in den Mund und…nuckelte daran. „Du hast wohl Hunger, was? Mama schläft aber gerade.“, meinte ich und sah zu wie Lloyd kläglich versuchte aus meinem Finger Milch zu bekommen. „Warte mal.“, sprach ich und wühlte in unseren Rucksäcken. Wir hatten vorsichtshalber Milchpulver und eine Trinkflasche besorgt. Ich nahm beides heraus. Dann erhitzte ich etwas Wasser. Lloyd war aber sehr ungeduldig. Er hatte bemerkt, dass mein Finger keine Milch gab und fing an zu schreien. „Ganz ruhig.“, versuchte ich ihn zu beruhigen, während ich ein paar Löffel Milchpulver in die Nuckelflasche gab. Ich schaukelte Lloyd etwas hin und her. Er sah mich an. Sein Blick wirkte unzufrieden. „Papa beeilt sich ja.“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Lloyd streckte nun die Arme aus. Er wollte nach etwas greifen. Erreichte es aber nicht. Ich hob ihn weiter hoch, sodass er nun direkt vor meinem Gesicht war. Der Kleine tatschte direkt in mein Gesicht. Ganz erstaunt berührte er es mit den Händen. Ich freute mich richtig darüber. Mein Sohn erkundete mein Gesicht. Und hatte nun eine meiner Strähnen am Wickel. Von diesen schien er auch völlig begeistert zu sein. „Papas Haare.“, erklärte ich ihm und prompt nahm er sie in den Mund. Ich musste lächeln. Kaum zu glauben, dass ich mal lächeln würde, wenn ein Baby meine Haare vollsabberte. Endlich war auch das Wasser heiß und ich versuchte es in die Flasche zu füllen. Das war ziemlich schwierig mit einer Hand. Es ging eine Menge daneben, aber ich schaffte es die Flasche zu füllen. Dann schloss ich sie und spritze ein paar Spritzer auf meine Hand. Das hatte ich schon mal bei einer Mutter so gesehen. Anna hatte das Problem ja noch nicht. Sie stillte Lloyd. Die Temperatur schien richtig zu sein. Ich hielt Lloyd die Flasche hin. Er sah sie nur an, machte aber keine Anstalten sie in den Mund zu nehmen. „Nicht so verlockend wie Mamas Brust was.“, sprach ich und sah fragend auf die Flasche. Was sollte ich jetzt machen? „Guck mal da ist Milch drin Lloyd. Das schmeckt gut.“, meinte ich und nahm den Nuckel der Flasche in den Mund. Ich nahm selber einen kleinen Schluck. Schmeckte ja nicht gerade berauschend. Lloyd sah mich mit großen Augen an. Sie waren braun so wie die seiner Mutter. „Jetzt du. Papa hat auch getrunken.“, forderte ich und hielt Lloyd die Flasche erneut hin. Lloyd schien skeptisch zu sein, trank dann aber. Das hatte echt funktioniert. Hätte ich gar nicht gedacht. Ich sah Lloyd beim Trinken zu. Der Kleine sah mich dabei auch an. „Das machst du gut. Das schmeckt wohl doch was?“, meinte ich. Lloyd trank genüsslich weiter. „Immer schön trinken. Dann wirst du groß und stark wie Papa.“, sagte ich nun. Nach ein paar Minuten war Lloyd fertig. Die Flasche war halb leer. Für so einen kleinen Kerl hatte der einen Hunger. Da schlug eindeutig Anna durch. Völlig unerwartet schrie Lloyd los. Ich erschrak und ließ die Flasche fallen. Warum weinte er denn jetzt? Er war doch satt oder nicht. „Ganz ruhig, Lloyd. Es ist alles gut.“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Was hatte er denn nur? Er schrie sehr ungewöhnlich. Er unterbrach manchmal und gab ein Hicksen von sich. Jetzt wusste ich auch was mit ihm nicht stimme. Ich klopfte ihm Sanft gegen den Rücken. Wie erwartet machte er ein Bäuerchen. Er hatte auch aufgehört zu weinen. „Das hatte ich ganz vergessen. Papa ist doof, was?“, rief ich. Lloyd fing an zu grinsen. Das schien ihm zu gefallen. „Das findest du auch noch lustig, ja?“, regte ich mich gespielt auf, was Lloyd noch mehr begeisterte. „Da macht er sich schon über Papa lustig, der kleine Knirps.“, machte ich weiter. Lloyd wackelte fröhlich mit den Armen. „Jetzt bin ich beleidigt, puh!“ Dabei plusterte ich die Backen auf. Lloyd streckte seine Arme nach mir aus. Ich hob ihn wieder so hoch, dass er direkt vor meinem Gesicht war. Er legte seine Hände auf meine Backen. Ich pustete ihn daraufhin leicht an. Lloyd schien geschockt. Er sah mich mit großen Augen an. Dann freute er sich wieder und wir wiederholten die Prozedur. Nach einer Weile fing Lloyd an zu gähnen. „Da ist wohl einer müde.“, meinte ich und drückte Lloyd wieder gegen meinen Oberkörper. Ich wiegte ihn leicht hin und her, worauf er auch bald einschlief. „Ihr seid beide unbeschreiblich süß.“, sprach Anna. Sie stand hinter mir in der Küchentür und grinste mich an. Ich wusste nichts zu erwidern und kratzte mich etwas verlegen am Kopf. Hatte sie mich etwa beobachtet? „Ich wollte dich nicht wecken.“, sagte ich schließlich. „Ich bin wach geworden, als du das Zimmer verlassen hast.“ „Tut mir Leid.“, entschuldigte ich mich. „Das brauch dir nicht leidtun. Für nichts auf der Welt hätte ich das verpasst. Es war echt unbeschreiblich schön euch zu beobachten. Vor allem wie unbeholfen du warst, als Lloyd geschrien hat. Da musste ich mir ein Lachen verkneifen.“ Ich brummte etwas unzufrieden. Da machte sich meine Verlobte über mich lustig. „Jetzt sei nicht beleidigt. Du hast das sehr gut gemacht. Und du hast gedacht, du wärst kein guter Vater.“, sprach Anna. Ich sah Lloyd an. Der kleine war echt süß. „Ich hab eigentlich nichts gemacht. Ich denke ein Vater sollte wohl wenigstens sein Kind füttern können. Da ist ja nicht viel dabei.“, meinte ich. „Natürlich. Nicht jeder bekommt das so gut hin. Bis jetzt kann Lloyd ja auch noch nicht Krabbeln. Warte nur bis das anfängt. Dann haben wir als Eltern noch mehr zu tun.“, sprach Anna kichernd. „Wenn er so energiegeladen ist wie du auf jeden Fall.“, gab ich zurück. Dabei gab ich Lloyd an Anna weiter. Sie nahm ihn entgegen und wiegte ihn sanft hin und her. Der Kleine Schlief unbekümmert weiter. Wir gingen wieder in unser Zimmer. Dort legte Anna Lloyd ins Bett. „Wir sollten auch langsam ins Bett.“ Sprach die Braunhaarige lächelnd. Sie kam zu mir und küsste mich. „Du bist echt süß. Ich steh auf Männer, die gut mit Kindern können.“ „Seit wann das?“, fragte ich und sah Anna schief an. „Seit eben. Jetzt komm schon!“, forderte sie und zog mich ins Bett. Wir legten uns hin. Es war ja auch die letzte Nacht bevor wir Palmacosta verlassen würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)